Onlinehandel in Österreich - unipub
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Stefan Repija, BSc. Onlinehandel in Österreich Empirische Studie über die Konkurrenzfähigkeit österreichischer Unter- nehmen im Onlinehandel Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Master of Science der Studienrichtung Betriebswirtschaft an der Karl-Franzens-Universität Graz Betreuer/in: Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr.rer.soc.oec.et Mag.Dr.iur. Gerhard Reichmann Institut: Institut für Operations und Information Systems Graz, November 2020
Inhaltsverzeichnis Abbildungs- und Tabellenverzeichnis .............................................................................. II 1 Einleitung ...................................................................................................................... 1 1.1 Zielsetzung und Forschungsfrage ......................................................................... 2 1.2 Aufbau der Arbeit ................................................................................................. 3 2 Theoretischer Teil ......................................................................................................... 4 2.1 Handel ................................................................................................................... 4 2.1.1 Geschichte und Entwicklung..................................................................... 6 2.1.2 Stationärer Handel ..................................................................................... 7 2.1.3 Onlinehandel ............................................................................................. 8 2.1.4 Betriebstypen des Onlinehandels ............................................................ 10 2.1.5 Trends im Handel .................................................................................... 13 2.2 Amazon ............................................................................................................... 15 2.3 Österreichische Onlineshops ............................................................................... 18 3 Empirischer Teil ......................................................................................................... 26 3.1 Vorgangsweise .................................................................................................... 26 3.1.1 Ausgangssituation ................................................................................... 26 3.1.2 Vorgehensweise im Überblick ................................................................ 27 3.1.3 Analyse produktübergreifender Aspekte ................................................. 27 3.1.4 Analyse produktspezifischer Aspekte ..................................................... 31 3.1.5 Durchführung der Analysen .................................................................... 32 3.1.5.1 Produktübergreifende Analyse ................................................ 32 3.1.5.2 Produktspezifische Analyse .................................................... 48 3.2 Ergebnisse ........................................................................................................... 49 3.2.1 Produktübergreifende Analyse ................................................................ 49 3.2.2 Produktspezifische Analyse .................................................................... 53 4 Fazit und Ausblick...................................................................................................... 62 Literaturverzeichnis .......................................................................................................... 64 Anhang................................................................................................................................ 76
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abbildung 1: Kontaktprinzipien im Einzelhandel ................................................................. 5 Abbildung 2: Betriebstypen des Onlinehandels .................................................................. 10 Tabelle 1: Vergleichskriterium „Übersichtlichkeit und Bedienbarkeit des Shops“ ............ 28 Tabelle 2: Vergleichskriterium „Auswahl/Sortiment“ ........................................................ 28 Tabelle 3: Vergleichskriterium „Bezahlmöglichkeiten“ ..................................................... 29 Tabelle 4: Vergleichskriterium „Kundenkonto“.................................................................. 29 Tabelle 5: Vergleichskriterium „Lieferbedingungen“ ......................................................... 30 Tabelle 6: Vergleichskriterium „Rücksendemöglichkeiten“ ............................................... 31 Tabelle 7: Vergleichskriterium „Browserverträglichkeit“ .................................................. 31 Tabelle 8: Produktübergreifende Analyse „Mode- und Freizeitartikelhandel“ ................... 36 Tabelle 9: Produktübergreifende Analyse „Lebensmittelhandel“ ....................................... 39 Tabelle 10: Produktübergreifende Analyse „Papier- und Spielwarenhandel, Buch- und Medienhandel“ ........................................................................................ 41 Tabelle 11: Produktübergreifende Analyse „Einrichtungsfachhandel“............................... 44 Tabelle 12: Produktübergreifende Analyse „Elektrofachhandel“ ....................................... 47 Tabelle 13: Ergebnisse der produktübergreifenden Analyse ............................................... 50 Tabelle 14: Preisvergleich „Mode- und Freizeitartikelhandel“ ........................................... 54 Tabelle 15: Gesamtpreisvergleich „Mode- und Freizeitartikelhandel“ ............................... 55 Tabelle 16: Preisvergleich „Lebensmittelhandel“ ............................................................... 56 Tabelle 17: Gesamtpreisvergleich „Lebensmittelhandel" ................................................... 57 Tabelle 18: Preisvergleich „Papier- und Spielwarenhandel, Buch- und Medienhandel“ .... 58 Tabelle 19: Gesamtpreisvergleich „Papier- und Spielwarenhandel, Buch- und Medienhandel“ ............................................................................................... 59 Tabelle 20: Preisvergleich „Elektrofachhandel“ ................................................................. 60 Tabelle 21: Gesamtpreisvergleich „Elektrofachhandel" ..................................................... 61 II
1 Einleitung 1 Einleitung Die weltweite Nutzung des Internets nimmt mehr und mehr zu. In der DACH Region, die- se beinhaltet Deutschland, Österreich und die Schweiz, nutzen rund 91 % der Bevölkerung das Netz. Auch verbringen die NutzerInnen immer mehr Zeit pro Tag im World Wide Web. Diese Entwicklungen lassen die Umsätze im Onlinehandel stetig steigen. Dadurch gehen dem stationären Einzelhandel Umsätze verloren.1 Ermöglicht durch das Internet, können HändlerInnen eine weit höhere Anzahl an KundInnen erreichen und ihre Ressour- cen optimal einsetzen. Gleichzeitig können KundInnen rund um die Uhr online bestellen und Angebote vergleichen.2 Auch hat in den letzten Jahren eine Internationalisierung des E-Commerce stattgefunden. Produkte online über Landesgrenzen hinweg zu kaufen, ist mittlerweile für KundInnen selbstverständlich. Dadurch sind für Onlineanbieter neue Mög- lichkeiten entstanden.3 Die Internetökonomie ist für Volkswirtschaften von immer größerer Bedeutung. Einen Wettbewerbsfaktor für jedes Land stellt mittlerweile ein ständig verfügbares Netz mit ho- hen Bandbreiten, modernen Nutzungspreisen und maximaler Systemstabilität dar.4 Das Internet ist zu einem essentiellen Shoppingkanal geworden, welcher einen konstanten An- stieg, sowohl bei den Umsatz- als auch den Nutzerzahlen zu verzeichnen hat. Dieses rasan- te Wachstum steigert das wissenschaftliche Interesse an der Materie rund um den Begriff „E-Commerce“. Verschiedene Studien haben bereits die primäre Motivation, online einzu- kaufen, untersucht. 5 KonsumentInnen sind online oftmals auf mehr Informationen angewiesen, damit sie ihre Kaufentscheidung treffen können. Zurückzuführen ist dies darauf, dass Produkte online nicht greifbar sind und somit nicht probiert werden können. Dadurch sind Personen, wel- che im Netz einkaufen, Risiken und Unsicherheiten ausgesetzt, die im Offlineshopping nicht bestehen.6 1 Vgl. Heinemann, G. (2019), S. 1-3. 2 Vgl. Vakulenko, Y.; Shams, P.; Hellström, D.; Hjort, K. (2019), S. 461. 3 Vgl. Hallikainen, H.; Laukkanen, T. (2018), S. 97. 4 Vgl. Kollmann, T. (2013), S.21. 5 Vgl. Chaparro-Pelaez J.; Agudo-Peregrina, A.F.; Pascual-Miguel, F.J. (2016), S. 1277. 6 Vgl. Li, K.; Chen, Y.; Zhang, L. (2020), S.1. 1
1 Einleitung Laut Prognosen der MarktforscherInnen von Gartner werden Amazon und Alibaba bis 2023 einen 40-prozentigen Marktanteil im weltweiten Onlineeinzelhandel halten. 2017 belief sich der Anteil am Onlineeinzelhandelsmarkt bereits auf 33 Prozent. Diese Domi- nanz der Onlineriesen ist jedoch kein Grund für andere Unternehmen aufzugeben.7 Es gibt auch weiterhin die Möglichkeit für Unternehmen, ob bereits bestehend oder neu, sich am Onlinemarkt zu etablieren. Damit dies gelingen kann, müssen die Unternehmen jedoch Ansätze entwickeln, um sich mit ihren KundInnen zu vernetzen. Daten sollen nicht einfach nur gesammelt, sondern es müssen Wege gefunden werden, diese für eine bessere Kun- denbeziehung einzusetzen.8 Auch in Österreich führt kein Weg an Amazon vorbei. Amazon hat bereits seit Jahren den ersten Platz inne, mit einem Umsatz durch österreichische KundInnen von über 900 Mio. €. Rein österreichische Onlineanbieter spielen im Onlinehandel eine geringe Rolle. Sie erreichen insgesamt nur 8 % aller Onlineumsätze der österreichischen Bevölkerung. Die Marktstruktur ist jedoch sehr branchenabhängig. In fast allen Branchen dominieren ganz klar ausländische Unternehmen, während lediglich bei Möbeln, im Baumarktbereich und im Lebensmittelhandel Onlineshops mit österreichischer Beteiligung zumindest einen An- teil von mehr als 50 Prozent verzeichnen können.9 Diese Erkenntnisse führen im folgenden Kapitel zur Zielsetzung dieser Masterarbeit, zu den Forschungsfragen und zum Aufbau der Arbeit. 1.1 Zielsetzung und Forschungsfrage In der Einleitung wurde dargelegt, dass es im Onlinehandel wohl keinen Weg an Amazon vorbei gibt, dass es aber sehr wohl Ansätze gibt, mit welchen dem Onlinegiganten Konkur- renz gemacht werden kann. Ziel dieser Arbeit ist es nicht, aufzuzeigen, weshalb mehr und mehr Menschen online einkaufen, und im Zuge dessen die wesentlichen Vorteile aufzuzäh- len. Auch soll kein Leitfaden für Unternehmen entstehen, wie sie mit Amazon konkurrie- ren können. Vielmehr soll die Frage beantwortet werden, wie der österreichische Online- handel im Vergleich zu Amazon derzeit dasteht. Durch die Coronapandemie und den zu Beginn damit verbundenen Schließungen des Einzelhandels, ausgenommen der systemre- levanten Geschäfte, ist auch in Österreich der Onlinehandel mehr in den Fokus gerückt. 7 Vgl. Gartner (2018), S.11. 8 Vgl. Smilansky, O. (2017), S.22. 9 Vgl. RegioData (2020), [online]. 2
1 Einleitung Aber auch dieser verzeichnete, vor allem aufgrund von Engpässen in den Lieferketten, zu Beginn der Krise einen deutlichen Rückgang.10 Wie die Studie von RegioData jedoch ge- zeigt hat, spielen rein österreichische Unternehmen hier eine untergeordnete Rolle. Aus diesem Grund soll folgende Forschungsfrage beantwortet werden: - Ist der österreichische Onlinehandel konkurrenzfähig? Diese Frage wird durch eine empirische Inhaltsanalyse zahlreicher österreichischer Onli- neshops aus verschiedenen Branchen beantwortet. Der Fokus liegt hierbei auf rein österrei- chischen Unternehmen. Diese Unternehmen werden dem Onlinegiganten Amazon gegen- übergestellt. Eine detaillierte Beschreibung der Vorgehensweise und des Analyseschemas erfolgt im dritten Kapitel. Auf den genauen Aufbau der Arbeit wird im nächsten Abschnitt eingegangen. 1.2 Aufbau der Arbeit Nach der bereits erfolgten Einleitung folgt im nächsten Kapitel eine ausführliche Beschrei- bung der zugrunde liegenden Theorie. Zunächst wird der Begriff des Onlinehandels defi- niert und in der Folge die geschichtliche Entwicklung beschrieben. Auch wird die Rolle des Internethandels in Österreich und weltweit dargestellt. Zusätzlich ist im Theoriekapitel ein Vergleich zwischen dem stationären Handel und dem Onlinehandel zu finden. Der On- linehandel wird dann um seine Betriebstypen ergänzt. Die wesentlichen Trends des E-Commerce sind ebenfalls Teil dieses Kapitels. Den Abschluss des theoretischen Ab- schnittes bildet eine Beschreibung der berücksichtigten österreichischen Onlineshops so- wie des Onlineanbieters Amazon. Im empirischen Teil der Masterarbeit wird zunächst die Ausgangssituation dargelegt und anschließend werden die Vorgangsweise sowie das Analyseschema beschrieben. Nach der Beschreibung der Durchführung der Inhaltsanalyse folgt abschließend die Darstellung und Interpretation der Ergebnisse. Das letzte Kapitel der Arbeit liefert dem/der LeserIn eine ausführliche Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse und einen Ausblick für weitere Forschungen. 10 Vgl. Handelsblatt (2020), [online]. 3
2 Theoretischer Teil 2 Theoretischer Teil Im folgenden Kapitel, dem theoretischen Teil der Arbeit, wird zunächst der Begriff „Han- del“ definiert. Im weiteren Verlauf dieses Abschnitts werden die Unterschiede zwischen stationärem Handel und Onlinehandel beschrieben. Genau eingegangen wird auf die Rolle der jeweiligen Handelsform und deren Geschichte. Im Anschluss werden die Betriebstypen des Onlinehandels sowie die wichtigsten Trends beschrieben. Am Ende des Kapitels wird dargelegt, wie die Auswahl der österreichischen Onlineshops für die Inhaltsanalyse erfolgt ist. Diese werden dann zusammen mit Amazon beschrieben. 2.1 Handel Unter dem Begriff „Handel“ wird im engeren Sinn der Absatz von Waren zur Deckung von Verbrauchsbedürfnissen durch darauf spezialisierte Unternehmen verstanden.11 Der Handel wird prinzipiell in Einzelhandel und Großhandel unterteilt. Das statistische Bundesamt Deutschland definiert einen Großhändler als jemanden, der Handelswaren in eigenem Namen, für eigene Rechnung oder für fremde Rechnung, zum größten Teil an andere AbnehmerInnen als private Haushalte, insbesondere an gewerbliche Betriebe und EinzelhändlerInnen absetzt. Einzelhandel wird von jemandem betrieben, der Handelswaren fast ausschließlich an private Haushalte absetzt.12 Der Unterschied zwischen Einzel- und Großhandel liegt somit hauptsächlich darin, an wen eine Handelsware verkauft wird. Der Hinweis darauf, dass der Einzelhandel die Ware „zum Großteil“ an private Haushalte und der Großhandel an nicht private Haushalte absetzt, ist für die wirtschaftliche Praxis von großer Bedeutung, da es auch Unternehmen gibt, welche beide Typen als potentielle Ab- nehmer-Innen ihrer Waren sehen.13 Der Handel hat immer die Aufgabe des Güteraustau- sches. Er ist damit das Verbindungsstück zwischen der Produktion und Konsumtion. Der Handel führt schlussendlich den Austausch zwischen ProduzentInnen und KonsumentIn- nen herbei. Somit ist jede Güteraustauschhandlung ein Handelsvorgang.14 Der Unterschied zwischen stationärem Handel und Onlinehandel liegt im Kern vor allem darin, dass im Internethandel der Transaktionsprozess über das Internet mit Unterstützung von interaktiven Informations- und Kommunikationstechnologien vonstatten geht. Wie in 11 Vgl. Ahlert, D.; Kenning, P.; Brock, Ch. (2018), S.2. 12 Vgl. Statistisches Bundesamt (2006), S. 396. 13 Vgl. Lusch, R.F.; Vargo. S.L. (1998), S. 582. 14 Vgl. Seyffert, R. (1972), S.1. 4
2 Theoretischer Teil der nachfolgenden Abbildung 1 klar ersichtlich, unterscheidet die traditionelle Handelsbetriebslehre vier verschiedene Kontaktprinzipien. Der stationäre Handel wird dem Residenzprinzip zugeordnet. Mit dem ambulanten Handel ist vor allem der klassische Haustürverkauf gemeint. Dieser gehört zum Domizilprinzip, während der Markplatzhandel dem Treffprinzip zugewiesen wird. Der Internethandel fällt ebenso wie TeleshoppingbetreiberInnen und Versandhandelsunternehmen unter den Distanzhandel. Die Formen verschmelzen jedoch immer mehr. Frühere „Pure Player“ im Internet, welche Waren nur online vertrieben haben, eröffnen Filialen, und stationäre Händler betreiben Onlineshops.15 Abbildung 1: Kontaktprinzipien im Einzelhandel Quelle: Deges, F. (2020), S.3. Wie die Abbildung veranschaulicht, ist es künftig sehr schwer von reinem Onlinehandel zu sprechen. Die immer stärker werdende Verflechtung von Residenz- und Distanzhandel bedingt, von einem neuen Hybridmodell auszugehen anstatt von zwei separaten Model- len.16 Unternehmen, welche beide Vertriebskanäle nutzen, um ihre Waren abzusetzen, ha- 15 Vgl. Deges, F. (2020), S.3. 16 Vgl. Heinemann, G. (2019), S.4. 5
2 Theoretischer Teil ben eine Verschiebung des Umsatzes zu verzeichnen. Dadurch bilden der stationäre und nicht-stationäre Handel eine Symbiose. Diese Verschmelzung der beiden Handelsformen wird auch als Connected Commerce bezeichnet. Der Einkaufsprozess wird durch Vielfalt und Flexibilität zu einem „Shoppingerlebnis“ umfunktioniert. Der deutsche Handelsver- band (HDE) prognostiziert, dass in 30 Jahren E-Commerce der Motor des Einzelhandels sein wird.17 Grundsätzlich sind alle Handelswaren multichannelfähig. Das heißt, es ist möglich, diese über verschiedene Absatzkanäle in gleicher oder vergleichbarer Form zu erwerben. 18 Bevor im Detail auf die verschiedenen Vertriebsformen eingegangen wird, wird dem/der LeserIn ein kurzer Einblick in die geschichtliche Entwicklung des Handels gewährt. 2.1.1 Geschichte und Entwicklung In der wirtschaftlichen Frühgeschichte (bis zum Jahr 1100) beginnt die Ausbreitung des Handwerks. Im Vordergrund steht die Selbstversorgung. In den Jahren 1100 bis 1500 sind das Zunft- und Gewerbewesen sowie der Handwerkshandel von größter Bedeutung. Zu dieser Zeit kommt es zu einer Konkurrenz im städtischen Einzelhandel. Der Übergang zur Neuzeit (1500 bis 1850) ist von einer Zunahme der Arbeitsteilung im Handwerk geprägt. Es beginnt ein ambulanter Handel und es eröffnen erste Fachgeschäfte in den Städten. In den Jahren der Industrialisierung (1850 bis 1914) findet ein Massensterben des Handwer- kes statt. Es entwickeln sich Warenhäuser, Kaufhäuser und der Versandhandel. Die Idee der Filialbetriebe setzt sich durch, und eine Kooperation in Konsumgenossenschaften und Einkaufsgenossenschaften wird zunehmend realisiert. Zu der Zeit der beiden Weltkriege kommt es zum Aufstieg des Versandhandels und zur Bildung von Einheitspreisgeschäften. Aufgrund der Kriegswirren findet im mittelständischen Handel ein Überlebenskampf statt. In den Nachkriegsjahren bis zu den 90er Jahren entstehen neue Betriebsformen und -typen, wie z.B. Discounter. Drogeriemärkte, Baumärkte, Fachdiscounter sowie Tiefkühlheim- dienste setzen sich als neue Handelskonzepte durch. Der Wettbewerb wird stärker, und es kommt zunehmend zu Konzentrationsprozessen. Die wichtigste Entwicklung dieser Phase ist der Wandel vom Verkäufer- zum Käufermarkt. Seit dem Jahr 1995 kommt es zu einer Digitalisierung der Handelsfunktionen. Der Onlinemarkt befindet sich in einem rasanten Wachstum. Der Wettbewerb wird durch global agierende Unternehmen und bessere Ver- 17 Vgl. Fasching, T. (2018), [online]. 18 Vgl. Ehrlich, O. (2011), S. 11. 6
2 Theoretischer Teil gleichsmöglichkeiten der KundInnen abermals verstärkt. Multi- und Omnichannel werden zu den vorherrschenden Betriebsformen und -typen.19 Durch den kometenhaften Aufstieg des Onlinehandels gerät der stationäre Handel immer mehr in Bedrängnis. In den folgen- den Unterkapiteln wird nun auf die verschiedenen Handelsformen eingegangen. 2.1.2 Stationärer Handel Sind Handelsbetriebe an einen festen Standort, wie zum Beispiel Betriebsstätten, Ver- kaufsstätten und Ladenlokale gebunden, so werden diese als stationärer Handel klassifi- ziert. KundInnen suchen diese Standorte auf, um einzukaufen und dadurch an die Ware zu gelangen (Holprinzip). Das Bringprinzip ist hingegen im Rahmen von Haustürverkäufen, Teleshopping, aber vor allem Versandhandel und Onlinehandel zu finden. Diese Formen zählen zum nichtstationären Handel.20 Im letzten Jahrhundert begann das große Sterben von Supermärkten, Fachgeschäften, Ladenpassagen und „Tante-Emma-Läden“. Die Alter- native des Onlineshoppings führt zu einem Austrocknen des stationären Handels. KonsumentInnen stehen meist kostengünstigere Möglichkeiten im Netz zur Verfügung.21 Ein Blick auf die jüngste Entwicklung der Mediengeschichte ist für den stationären Handel beruhigend. Neue Medien haben bis auf wenige Ausnahmen noch nie vollends alte Medien ersetzt. Die Tageszeitung wurde nicht vom Radio verdrängt und das Fernsehen führte nicht zum kompletten Aussterben des Radios. Alle genannten Medien existieren noch immer, obwohl das Internet im Grunde genommen alle klassischen Medien in sich vereint.22 Vor- teile des Onlineshoppings, wie der Erhalt von automatisch erstellten personalisierten An- geboten, sind zurzeit im stationären Handel kaum umsetzbar. Es ist zwar möglich zu erfas- sen, dass ein/e KundIn in der Filiale war, aber die Bewegungsabläufe und die Reaktion auf Angebote sind intransparent. Wie bereits zu Beginn des Kapitels beschrieben, wird eine strikte Trennung zwischen Online- und Offlineshopping in Zukunft nicht mehr möglich sein, da es hier zu einer immer größeren Verschmelzung kommt.23 19 Vgl. Ahlert, D.; Kenning, P.; Brock, Ch. (2018), S.3. 20 Vgl. Heinemann, G. (2017), S.1-2. 21 Vgl. Jahn, M. (2017), S.25. 22 Vgl. Haderlein, A. (2013), S. 16. 23 Vgl. Wieland, E.; Hausmann, S.; Lamack, F.; Schlegel, T. (2017), S. 688-689. 7
2 Theoretischer Teil 2.1.3 Onlinehandel Der Onlinehandel, welcher im Englischen als E-Commerce bezeichnet wird, ist bereits seit Beginn der 2000er Jahre ein sehr populäres Thema in den Medien. Seit dem Milleniums- wechsel fühlen sich mehr und mehr Menschen im Internet wohl und erkennen die Vorteile, wie beispielsweise die Möglichkeit einer Informationsbeschaffung aus aller Welt. Das In- ternet ist unser täglicher Begleiter.24 Die Begriffe „Internethandel“, „Onlineshopping“, „E- Retailing“, „Onlinevertrieb“ und „Internetvertrieb“ werden neben E-Commerce und Onli- nehandel synonym in der deutschsprachigen Literatur verwendet.25 Vor allem für Betriebe von kleiner und mittlerer Größe bietet das E-Commerce eine einfache Möglichkeit, neue Märkte zu erschließen, und die Profitabilität zu erhöhen.26 Die Entwicklung der Informati- onstechnologie führte dazu, dass sich die Art und Weise, wie Unternehmen auf Absatz- märkten agieren und reagieren, geändert hat.27 Dadurch erhalten KonsumentInnen einen besseren Service. Produktempfehlungen von anderen KundInnen führen zum Beispiel da- zu, dass die Suchkosten im Internet sinken und wertvolle Produktinformationen gewonnen werden.28 Der Onlinehandel ist ein wichtiges Geschäftsmodell und ein essentieller Absatz- kanal für viele Unternehmen. Zurückzuführen ist dies auf eine immer weiter steigende Zahl von InternetuserInnen, welche auch in einer steigenden Frequenz im Netz unterwegs sind. Gleichzeitig kaufen stetig mehr Menschen online ein, wodurch auch die Profitabilität für Unternehmen steigt.29 Einkaufen im Netz führt aber auch zu Unsicherheiten bei den KonsumentInnen. Aufgrund der persönlichen Unbekanntheit und der kulturellen, rechtli- chen und sozialen Unterschiede sind Onlinetransaktionen oftmals mit größeren Unsicher- heiten verbunden.30 Mit jedem Gerät, das dem/der NutzerIn, ermöglicht online einzukau- fen, sei es Computer, Smartphone, Tablet oder internetfähiges TV-Gerät, wird das Online- shopping nicht nur vielseitiger, sondern auch komplexer.31 24 Vgl. Gunasekaran, A.; Marri, H.B.; McGaughey, R.E.; Nebhwani, M.D. (2002), S.185. 25 Vgl. Deges F. (2020), S.2. 26 Vgl. Canetta, L.; Cheikhrouhou, N.; Glardon, R. (2013), S.95. 27 Vgl. Jiang, Y.; Shang, J.; Liu, Y.; May, J. (2015), S.257. 28 Vgl. Jin, Y.; Su, M. (2009), S.245-246. 29 Vgl. Thompson, F.M.; Tuzovic, S.; Braun, C. (2019), S.239. 30 Vgl. Li, F.; Pienkowski, D.; van Moorsel, A.; Smith, C. (2012), S.86. 31 Vgl. Wagner, G.; Schramm-Klein, H.; Steinmann, S. (2020), S.256. 8
2 Theoretischer Teil Nichtdestotrotz gewinnt der Onlinehandel, wie schon in der Einleitung erwähnt, immer mehr an Bedeutung. In Deutschland beispielsweise wird der stationäre Handel immer mehr vom Onlinehandel „kannibalisiert“. Einige Branchen, insbesondere der Modehandel, ElektronikanbieterInnen und Einrichtungshäuser, leiden unter diesem Trend. Und noch weitere Branchen werden diesem Trend folgen, da sich das Einkaufen im Netz auch bei älteren Personen immer mehr etabliert.32 Von Bedeutung für die Entwicklung des E-Commerce ist jedoch auch die Geschwindigkeit der Internettechnologie. Diese hängt auch signifikant vom allgemeinen Entwicklungsstatus eines Landes ab.33 Die Coronakrise hat zu Beginn auch dem Onlinehandel geschadet. Herrschte zu Ausbruch der Pandemie noch eine allgemein schlechte Verbraucherstimmung, wird laut der Studie „The State of Commerce Experience“ von Forrester Consulting und Bloomreach der Onli- nehandel langfristig von der Krise profitieren. In etwa die Hälfte der KäuferInnen hat wäh- rend der Pandemie Produkte online gekauft, welche sie zuvor noch nicht online bestellt haben. Auch kauften rund 70 % der StudienteilnehmerInnen mehr als sonst. Daher ist es für Unternehmen wichtig, die Bedeutung von Initiativen für den digitalen Handel nicht zu vernachlässigen. KundInnen wären bereit mehr für ein besseres Erlebnis zu bezahlen. 80 % gaben an, aus diversen Gründen, wie komplizierte Websitenavigation, mangelhafte Pro- duktinformationen und nicht relevante Suchergebnisse, ihre Einkäufe online abzubrechen. Daher verlagern viele Unternehmen ihre Ausgaben ins Internetgeschäft. Der Großteil der Investitionen geht dabei in Onlinekanäle, wie Apps, Web, soziale Medien und Marktplätze von Drittanbietern.34 Bequemlichkeit ist ein weiterer wichtiger Faktor im E-Commerce. Shopping im Internet bietet Vorteile, wie geringere Preise, schnellere Suche, bessere Ver- gleichbarkeit und mehr Auswahl. Auch bietet ein Großteil der OnlineanbieterInnen detail- lierte Produktinformationen, verschiedene Zahlungsarten und Produktempfehlungen an.35 Ein weiterer essentieller Faktor sind die Liefermöglichkeiten und -bedingungen. Ver- schiedenste Arten der Lieferung, Statusmeldungen über den bevorstehenden Liefertermin und die Möglichkeit, die Lieferung zu verfolgen, werden für einen erfolgreichen Online- shop vorausgesetzt. Die Chance, ein Paket zu einem ganz konkreten Termin an der Haustü- 32 Vgl. Handelsblatt (2019), [online]. 33 Vgl. Zatonatska, T. et al. (2019), S.73. 34 Vgl. Forrester Inc. (2020), S.1. 35 Vgl. Salehi, F. et al. (2012), S.382. 9
2 Theoretischer Teil re zu erhalten, erfreut sich ebenfalls immer größerer Beliebtheit.36 Die Entwicklung und Nutzung einer E-Commerce-Plattform haben eine positive Auswirkung auf die Wirtschaft- lichkeit eines Unternehmens. KundInnen kommen in den Genuss eines besseren Service. Eine gute und effektive Kommunikation zwischen VerkäuferInnen und KäuferInnen bietet einen zusätzlichen Nutzen.37 2.1.4 Betriebstypen des Onlinehandels Durch einen allgegenwärtig möglichen Webzugriff erwarten KonsumentInnen von Betrie- ben die Möglichkeit, ihre Einkäufe über jene Kanäle zu erledigen, welche für sie am pas- sendsten erscheinen.38 Klassische Handelsunternehmen finden eine optimale E-Commerce- Strategie in einem Spannungsfeld zwischen Virtualität und Stationarität.39 Der Aufstieg des Internets als Absatzkanal hat auch zur Entwicklung von hybriden Verkaufsstrukturen geführt.40 Abbildung 2 gibt einen Überblick der bestehenden Betriebstypen im Onlinehan- del. Pure Onlinehandel Kooperat. Mutlichannelhandel Onlinehandel (Thalia.de, Douglas.de, (Zalando.de, Aboutyou.de, (Ebay.de, Amazon- Amazon.de) Mediamarkt.de) Marketplace) Vertikaler Hybr. Onlinehandel (Otto.de, Bonprix.de) Onlinehandel (Nike.de, Boss.de, Esprit.de) Abbildung 2: Betriebstypen des Onlinehandels Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Heinemann, G. (2019), S.140. 36 Vgl. Brusch, I; Schwarz, B.; Schmitt, R. (2019), S.272-273. 37 Vgl. Zoroja, J.; Klopotan, I.; Stjepic, A.-M. (2020), S.312. 38 Vgl. Oh, L.-B.; Teo, H.-H. (2010), S.36. 39 Vgl. Wiedmann, K.-P.; Buxel, H.; Buckler, F. (2001), S.31. 40 Vgl. Thaichon et al. (2018), S.297. 10
2 Theoretischer Teil HändlerInnen, die ihre Produkte, Services und Dienstleistungen nur über einen elektroni- schen Kanal anbieten, werden „Online-Pure-Händler“ genannt. Neben Unternehmen, wel- che nur das Internet als Absatzkanal nutzen, gibt es immer mehr Händlerkooperationen, die unter einer einheitlichen E-Store-Marke auftreten. Dies wird als kooperierender Online- handel bezeichnet. In den häufigsten Fällen handelt es sich hierbei um einen Zusammen- schluss von GroßhändlerInnen, Verbundgruppen, HerstellerInnen oder unabhängigen Insti- tutionen aus einer Branche, die auf einem gemeinsamen Portal wie z.B. euronics.de oder schuhe.de auftreten.41 Einen weiteren Betriebstyp stellt der sogenannte Multichannelhandel dar. Zunehmend be- merken OnlinehändlerInnen, dass sich ihre Möglichkeiten deutlich verbessern, wenn sie ihre Absatzkanäle um stationäre Geschäfte oder Outlets ergänzen.42 Charakterisiert wird der Multichannelhandel durch die Integration von unterschiedlichen Absatzkanälen.43 Mul- tichannelhändlerInnen versuchen oftmals über verschiedene Kanäle, wie stationäre Läden, E-Mail, Bestellkataloge oder Webseiten, denselben KundInnenkreis zu erreichen.44 Damit von Multichannelhandel die Rede sein kann, muss immer ein Internetkanal als Absatzweg vorhanden sein. Dabei wird von vier verschiedenen Erscheinungsformen ausgegangen. Douglas, Galeria-Kaufhof und Christ sind Beispiele für ursprünglich stationäre Einzel- händlerInnen, sogenannte „Brick-and-Mortar-Anbieter“, die zur Unterstützung des statio- nären Hauptabsatzkanals einen elektronischen Absatzkanal einrichten. Stationäre Einzel- händlerInnen, welche mit einem Onlineshopbetreiber, der zusätzlich auch noch ein klassi- scher Katalogversender sein kann, eine Kooperation eingehen und dadurch von dessen Wissen profitieren und sich so ein eigenes Multichannelsystem kreieren können, stellen die zweite Erscheinungsform dar. Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit von Hagebau mit Otto. Die dritte Form beschreibt ursprüngliche Mehrkanalsysteme, vor allem den stationä- ren Handel in Verbindung mit dem Katalogversand. Dabei werden die bereits vorhandenen Kanäle um einen elektronischen Absatzkanal erweitert, wie es beispielsweise bei Tchibo, Conrad Electronic oder IKEA der Fall ist. Zusätzlich zu den bisher erwähnten Formen gibt es noch die „Pure-Internet-Player“, die bislang ihre Waren nur über einen elektronischen Kanal abgesetzt haben, aber nun Ladengeschäfte eröffnen bzw. erwerben, um damit poten- tielle NeukundInnen zu erreichen. Prominente Beispiele hierfür sind Mymüsli, aboutyou.de 41 Vgl. Heinemann, G. (2019), S.139-142. 42 Vgl. Heinemann, G. (2019), S.143. 43 Vgl. Savila, I.D.; Wathoni, R.N.; Santoso, A.S. (2019), S.860. 44 Vgl. Wallace, D.W.; Giese, J.L.; Johnson, J.L. (2004), S.249. 11
2 Theoretischer Teil bzw. auch Amazon mit dem Amazon Bookstore.45 Im November 2015 eröffnete Amazon seinen ersten stationären Buchladen in Seattle. Erhältlich sind hier nur rund 5 000 bis 6 000 Bücher, welche unter den Topsellern auf Amazon sind. Dadurch erwartet sich Amazon, Nachteile des stationären Buchhandels, wie verstaubte und nicht-verkaufte Bücher, in den Regalen, zu minimieren.46 Seit Eröffnung des ersten Bookstores kamen in den USA 21 neue Buchläden hinzu.47 Dem hybriden Onlinehandel werden Versandhändler, die zusätzlich zum klassischen Kata- loggeschäft oder Teleshopping Onlinehandel betreiben, zugeordnet. Diese werden nicht dem Multichannelhandel zugerechnet. Die letzte Betriebsform stellt der vertikalisierte On- linehandel dar. Zunehmend nutzen Topmodemarkenhersteller den Onlinehandel als Verti- kalisierungsinstrument. Der Grund dafür ist in der Tatsache zu finden, dass nicht vertikal organisierte Unternehmen vermehrt aus dem Discountbereich von Betrieben mit preisag- gressiven Vertriebsformen bedrängt werden. Zusätzlich stellen auch vertikalisierte Mode- ketten, welche ganz ohne Vertriebspartner fungieren, sowie Großvertriebsformen des Han- dels, die sich vermehrt über Eigenmarktpolitik profilieren, eine Gefahr dar. Diese vertika- len Betriebsformen können auch als eine Art geschlossene HerstellerInnen-HändlerInnen- Kombination bezeichnet werden. Diese verzeichnen in der Regel überdurchschnittliche Zuwachsraten und Renditen, indem sie die komplette Supply Chain beherrschen.48 Der traditionelle E-Commerce erhält immer größere Konkurrenz vom sogenannten Mobile Commerce (M-Commerce). In den USA wird bereits ein Großteil des Medienkonsums via Smartphone abgewickelt. Dies führt zur Erkenntnis, dass wir uns zurzeit im „App Age“ befinden.49 M-Commerce wird definiert als das Kaufen und Verkaufen von Gütern und Dienstleistungen mit Hilfe von kabellosen Endgeräten. Heutzutage ist der M-Commerce- Markt einer der am schnellsten wachsenden – ebenso die M-Commerce-Technologie. Durch eine stetige Verbesserung der kabellosen Internetverbindungen führt diese Techno- logie dazu, dass sich Industrien verändern.50 Smartphones haben die tägliche Shoppingrou- tine von KonsumentInnen so verändert, dass heutzutage für alles eine mobile Servicelö- 45 Vgl. Heinemann, G. (2019), S.143-145. 46 Vgl. Greene, J. (2015), [online]. 47 Vgl. McKinnon, T. (2020), [online]. 48 Vgl. Heinemann, G. (2019), S.145-146. 49 Vgl. Fang, Y.-H. (2019), S.377. 50 Vgl. Chong, A. Y-L. (2013), S.523. 12
2 Theoretischer Teil sung existiert. Falls noch keine Lösung vorhanden ist, dann wird sie bald vorhanden sein. 51 Auch wenn Mobile Commerce als der nächste Megatrend mit stetig steigenden Umsatz- zahlen gilt, haben einige Industrien bzw. Branchen Probleme, diesen Trend zu adaptieren. Dies trifft zum Beispiel auf den Versicherungssektor zu, da es hier noch immer einen er- heblichen Widerstand der KundInnen gibt.52 Um mit einer App erfolgreich im M-Commerce-Markt sein zu können, muss diese benutzerfreundlich sein. Die Möglichkeit für UserInnen die App zu personalisieren ist von großer Bedeutung. Persönliche Daten, lokaler spezifischer Inhalt und die Möglichkeit, Informationen und Produkte auf einem eigenen Dashboard zu speichern, sollten in der App möglich sein. Eine Vielzahl von Fil- tern ist ebenfalls für viele NutzerInnen ein Muss.53 Die traditionelle Barriere zwischen dem stationären Handel und dem Onlinehandel ver- schwindet durch das Aufkommen von mobilen Geräten, wie Smartphones und Tablets, weitgehend. Für viele KonsumentInnen ist es bereits zum Alltag geworden, diese mobilen Endgeräte auch in stationären Läden zu benutzen. Die steigende Popularität von QR-Codes und die Möglichkeit, jederzeit mit dem Smartphone das Internet zu benutzen, gibt den KundInnen die Chance, online nach günstigeren Alternativen zu suchen. Eine Cross- Channel-Strategie ist deshalb für viele Unternehmen von Vorteil. Dabei gilt es, die ver- schiedenen Absatzkanäle bestmöglich miteinander zu kombinieren.54 Weitere Trends wer- den im nachfolgenden Unterkapitel kurz beschrieben. 2.1.5 Trends im Handel Vor circa zehn Jahren, als die Digitalisierung mit voller Wucht auf die Handelswelt traf, stellte sich die Frage, ob der stationäre Handel überhaupt eine Zukunft hat. Es kam jedoch nicht zu einem Auslöschen des Offlinehandels, sondern zu einer Vermischung der beiden Absatzkanäle „Offline“ und „Online“. Von der Beschaffung bis zum Verkauf sind sämtli- che Handelsprozesse vom Einsatz künstlicher Intelligenz durchzogen. Das optimale Shoppingerlebnis wird durch eine Kombination von maschineller und menschlicher Intel- ligenz erreicht.55 Die Autorin der Studie „Retail Report 2020“, Theresa Schleicher, veröf- 51 Vgl. Groß, M. (2016), S.109. 52 Vgl. Heinze, J.; Thomann, M.; Fischer, P.; (2017), S.362. 53 Vgl. McLean, G. et al. (2020), S.154. 54 Vgl. Piotrowicz, W.; Cuthbertson, R. (2014), S.9. 55 Vgl. Braintrust Group (2020), [online]. 13
2 Theoretischer Teil fentlicht darin die fünf wichtigsten Trends, mit welchen HändlerInnen auch in Zukunft die KonsumentInnen für sich begeistern können.56 Jede Innovation bringt allerdings die Frage mit sich, ob die KundInnen bereit sind, diese neue Technologie anzunehmen. Um Fehlinvestitionen zu vermeiden, sollte vorab die Ak- zeptanz der KonsumentInnen überprüft werden. Einer der neuesten Trends ist das Instant Shopping, eine Form des E-Commerce, das aus den sozialen Medien entstanden ist und mittels mobiler App genutzt werden kann. Instant Shopping stellt den potentiellen KäuferInnen alle notwendigen Informationen über Produkte zur Verfügung. Zusätzlich dazu wird ein Button bereitgestellt, welcher einen Sofortkauf ermöglicht, ohne die App verlassen zu müssen. Der Kauf wird direkt über die Webseite oder die Social-Media-Plattform getätigt. Eine Weiterleitung zum Onlineshop ist nicht notwendig.57 Ein weiterer Trend zeichnet sich im stationären Handel ab. Dabei konzentriert sich der stationäre Handel auf seine Kernstärke. Es entwickeln sich spielerische Erlebniswelten, sogenannte Playful Stores. Diese entführen die KundInnen in eine eigene Welt. Das maxi- male Erlebnis pro Fläche rückt in den Fokus und nicht mehr die Flächenproduktivität. Ein Beispiel hierfür ist das Kaufhaus Showfields in New York. Hier liegt die Zahnbürste in keinem Regal, sondern einem eigens dafür angelegten Badezimmer.58 Bereits länger existiert das sogenannte Event-Shopping. Dabei versucht der Handel mit unterschiedlichen Rabattaktionen an selbst erfundenen Shoppingtagen die KundInnen an- zulocken.59 Paradebeispiele für solche Events bietet das Outlet-Center im burgenländi- schen Parndorf regelmäßig. Alleine im Jahr 2018 kamen rund sechs Millionen BesucherInnen in die 4 000-Einwohner-Gemeinde. Beliebt ist das Outlet-Center vor allem bei Personen aus Südkorea, Südostasien und China. Der Centerbetreiber sorgt mit ver- schiedenen Veranstaltungen und Highlights für ein Einkaufen mit Eventcharakter. Dazu zählt auch die bereits als Fixpunkt implementierte Late Night. Zu den Late-Night- Shopping-Veranstaltungen kamen 2018 rund 200 000 BesucherInnen. Dies ist damit ver- gleichbar mit internationalen Festivals.60 Durch die immer größer werdende Knappheit an Wohnraum in großen Städten gewinnen Mischnutzungskonzepte an Bedeutung. Wohnen über dem Supermarkt wird zur Realität. 56 Vgl. Schleicher, T. (2019), [online]. 57 Vgl. Brusch, I.; Rappel, N. (2020), S.1. 58 Vgl. Schleicher, T. (2019), [online]. 59 Vgl. Braintrust Group (2020), [online]. 60 Vgl. Stückler, C. (2019), S.98-100. 14
2 Theoretischer Teil Genannt wird dieses Konzept ImmoTail. Dieser Trend führt dazu, dass HändlerInnen bei der Entwicklung ihrer Standorte auf das Umfeld achten müssen.61 Den letzten großen Trend der Studie bildet das Cashfree Retail. Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes Bezahlen im Vorbeigehen. Das Bezahlen ohne Bargeld bzw. ohne Karte ist spätestens mit Apple Pay oder Amazon Go zum Trend geworden. Innovative Konzepte, wie das Bezahlen per App, Fingerabdruck oder Wearable, zeigen, wie in Zukunft bezahlt werden könnte.62 Wearables können beispielsweise Armbänder, Ringe oder auch Smart- watches sein, welche hauptsächlich mit der Funktechnik NFC (Near Field Communication) ausgestattet sind. Dabei wird eine Verknüpfung zur Bankomatkarte erstellt und somit eine Bezahlung ermöglicht.63 2.2 Amazon Amazon ist ein hauptsächlich im Internet präsentes Unternehmen, welches verschiedenste Artikel, wie Bücher, Musik, Filme, Haushaltswaren, elektronische Geräte, Spiele und viele andere Güter, direkt oder als Zwischenhändler an Millionen von KundInnen verkauft.64 Das Unternehmen wurde 1994 von Jeff Bezos in seiner Garage in Seattle gegründet. Um die große Auswahl zu symbolisieren, leitete er den Namen vom Amazonas, dem längsten Fluss der Welt ab.65 Seine Frau MacKenzie und er betreiben zunächst eine Onlinebuch- handlung. Bezos bringt das Startkapital von 10.000 US-Dollar aus eigener Tasche auf. Drei Jahre nach der Gründung geht das Unternehmen an die Börse. Ein weiteres Jahr später expandiert Amazon erstmals und startet mit dem Verkauf von CDs und DVDs. 1999 paten- tiert Amazon die 1-Click-Technologie. Dieses Patent verschafft dem Unternehmen in wei- terer Folge einen erheblichen Wettbewerbsvorteil. Es erlaubt KundInnen, mithilfe eines Mausklicks ein Produkt online zu erwerben. Im selben Jahr wird Jeff Bezos vom Time Magazin als „The King of Cybercommerce“ tituliert und mit 35 Jahren der viertjüngste Preisträger, des Person of the Year-Awards. 2002 gibt Amazon Partnerschaften mit mehre- ren bedeutenden Marken der Bekleidungsindustrie bekannt. Nun bietet das Unternehmen bereits weit mehr als Bücher an, unter anderem auch Spielwaren, Elektrogeräte und sogar Zeitschriftenabonnements. Ein weiteres Jahr später verkündet Amazon den Eintritt in das 61 Vgl. Müller, A. (2019), [online]. 62 Vgl. Schleicher, T. (2019), [online]. 63 Vgl. Leichsenring, H. (2020), [online]. 64 Vgl. Encyclopaedia Britannica, Inc. (2020), [online]. 65 Vgl. Amazon Autor (2018), [online]. 15
2 Theoretischer Teil Web Hosting-Geschäft. Das Unternehmen generiert zusätzlich Einkommen dadurch, dass es gegen Lizenzgebühren anderen E-Commerce-Webseiten die Nutzung ihrer Plattform ermöglicht. 15 Jahre später dominieren die Amazon Web Services den Cloud-Hosting- Markt und sind eine der maßgeblichsten Umsatzgrößen.66 Beim Cloud Hosting werden auf Basis einer Cloud-Infrastruktur Hosting-Services bereitgestellt. Im Gegensatz zum Hosting basiert Cloud Hosting auf speziell bestimmter Hardware oder speziell bestimmten Ser- vern.67 2004 kauft Amazon um 75 Millionen US-Dollar Joyo, den größten Onlinehändler für Bü- cher und Elektronikwaren in China. Im chinesischen Markt hat Amazon heute einen sehr geringen Anteil an den Umsätzen – Marktführer hier ist Alibaba. 2005 startet Amazon Prime und 2007 kommt das Amazon Kindle auf den Markt. In den kommenden Jahren erfolgen einige Unternehmensakquisitionen. 2013 wird in den USA auch damit begonnen, sonntags Pakete auszuliefern. 2015 eröffnet in Seattle mit Amazon Books der erste statio- näre Buchladen des Unternehmens. Im selben Jahr wird der Echo veröffentlicht. Dieser erste Smart Speaker bietet die Plattform für Alexa, den virtuellen persönlichen Assistenten Amazons. Der Echo entwickelt sich zur Schlüsselquelle der KundInnendatensammlung. 2018 gibt das Unternehmen die Pläne für weitere Hauptquartiere in Long Island City, New York und Arlington in Virginia bekannt. Das Projekt in New York scheitert jedoch am Widerstand lokaler PolitikerInnen und der lokalen Bevölkerung.68 Grund dafür ist vor al- lem die drei Milliarden US-Dollar starke Förderung, welche aus öffentlichen Geldern kommen soll. Außerdem wird befürchtet, dass die Lebenshaltungskosten in der Gegend steigen, und die Stadt ihre Identität verliert.69 In der Coronapandemie scheint der Onlinehandel der große Gewinner zu sein. Alleine in den Monaten März und April 2020 erzielt der Handel im Internet in Österreich ein Um- satzplus von rund 600 Millionen Euro. Der Großteil dieser Umsatzsteigerung geht auf das Konto von Amazon.de, besagen die Zahlen vom EHI Retail Institute.70 Während alle nicht-lebenswichtigen Geschäfte während der Gesundheitskrise schließen mussten, bietet Amazon ein klein bisschen Normalität an, indem es mehrheitlich weiterhin möglich war, seine Waren innerhalb von zwei Tagen geliefert zu bekommen. Jedoch muss- 66 Vgl. DePillis, L.; Sherman, I. (2019), [online]. 67 Vgl. Luber, S.; Karlstetter, F. (2017), [online]. 68 Vgl. DePillis, L.; Sherman, I. (2019), [online]. 69 Vgl. Goodman, J.D. (2019), [online]. 70 Vgl. Landsgesell, C. (2020), [online]. 16
2 Theoretischer Teil ten eine Weile Flatscreen-TVs und Spielzeuge Toilettenpapier und Hygieneartikeln den Vorrang geben. In der Kritik steht Amazon für den Umgang mit seinen MitarbeiterInnen, da es vermehrt Stimmen gibt, die behaupten, der Konzern würde die Verkaufszahlen über das Wohl ihrer ArbeiterInnen stellen.71 Amazon einfach als Händler zu bezeichnen wäre jedoch falsch. Mittlerweile produziert das Unternehmen TV-Shows und Filme, veröffentlicht Bücher, versichert Kredite, entwirft und kreiert digitale Geräte, bringt das Essen von Restaurants zu KundInnen, verwaltet die Da- ten von US-amerikanischen Intelligence Agencies, betreibt die weltweit größte Streaming- plattform für Videospiele, stellt eine große Auswahl an Produkten selbstständig her und expandiert sogar in das Gesundheitssystem.72 Auch im Bereich „Kaufempfehlungen“ gilt Amazon als absoluter Vorreiter.73 Wird Amazons Größe in Betracht gezogen, lässt sich feststellen, dass sich das Unterneh- men sowohl vertikal als auch horizontal immer weiterentwickelt. War Jeff Bezos zunächst nur den Einzel- und Großhändlern ein Dorn im Auge, ist mittlerweile keine Branche mehr vor ihm sicher.74 Nicht nur der Onlinehandel, auf den sich die vorliegende Masterarbeit fokussiert, ist ein Umsatztreiber des amerikanischen Konzerns. Vor allem die Cloud Sparte AWS (Amazon Web Services) wird für das Unternehmen immer wichtiger. Große Firmen, wie Siemens, Netflix oder Flixbus, nutzen diesen Dienst. Der zweite große Wachstumstreiber sind die Werbeeinahmen. Kaufen KundInnen ein Produkt, bekommen sie kurze Zeit später sehr gut abgestimmte, weitere Kaufempfehlungen. Es gelingt dadurch, personalisiert Werbung zu schalten. Trotz alledem hat auch der Webshop weiterhin für den Konzern eine immense Bedeutung.75 In Deutschland befindet sich das Unternehmen bereits im Blickpunkt des Kartellamtes. Um hohe Preise zu unterbinden, hat der Konzern von einigen HändlerInnen die Konten sperren lassen. Die deutsche Bundesbehörde muss jetzt klare Grenzen definieren, wie souverän HändlerInnen handeln dürfen, und wo es gilt, Wucherpreise zu unterbinden. Grundsätzlich besitzen die HändlerInnen auf dem Marktplatz von Amazon die Freiheit, die Konditionen für ihre Angebote selbst zu wählen. Jedoch drängt auch die Politik den Konzern zu Preis- 71 Vgl. Day, M. et al. (2020), S.18-19. 72 Vgl. Mitchell, S. (2018), S.23. 73 Vgl. Stüber, E. (2013), S.26. 74 Vgl. Lane, R. (2018), S. S.77. 75 Vgl. Damm, C. (2018), [online]. 17
2 Theoretischer Teil eingriffen, vor allem nachdem im April dieses Jahres beispielsweise 200 € für Atem- schutzmasken und rund 22 € für zehn Rollen Toilettenpapier verlangt wurden.76 Da Amazon.de in Österreich der klare Branchenprimus ist, wurde dieser für die Masterar- beit als Referenz zu den bestehenden österreichischen Onlineshops gewählt.77 Dieser wird im dritten Kapitel der Arbeit einem produktspezifischen und produktübergreifenden Ver- gleich unterzogen. Mittels des Vergleichs wird die in der Einleitung gestellte Forschungs- frage beantwortet. 2.3 Österreichische Onlineshops In der Einleitung wurde bereits erwähnt, dass rein österreichische Onlineshops nur einen kleinen Teil zum Gesamtumsatz des Onlineshoppings beitragen. Auch in Österreich zeigt sich der Trend, dass immer mehr kleinere Onlineshops aufgegeben werden und größere immer größer werden. Hinter Amazon, der Plattform, die 11,3% aller Onlineumsätze am österreichischen Markt erwirtschaftet, folgen Unito, Zalando, MediaMarkt/Saturn und H&M. Einheitlich gemanagte Plattformen für verschiedene AnbieterInnen, sogenannte Onlinemarktplätze, scheinen die Zukunft zu sein.78 Bereits 2017 eröffnete die österreichische Post ihren Onlinemarktplatz shöpping.at. Dieser erfreut sich seit Beginn der Coronapandemie neuer Beliebtheit. Auf dieser Plattform sind rund 600 österreichische AnbieterInnen mit rund zwei Millionen Produkten anzutreffen. Die Zugriffe haben sich seit Beginn der Krise vervierfacht, da der Internethandel während dieser Zeit zunehmend in den Fokus gerückt ist.79 Es stellt sich jedoch die Frage, warum österreichische AnbieterInnen auf den ersten Blick völlig chancenlos aussehen, obwohl doch einiges getan wird, um den heimischen Online- händlerInnen zu helfen. Wem oder was verdankt Amazon seine Marktführerschaft? Um eine nachvollziehbare Analyse durchzuführen, wird der Einzelhandel in fünf verschiedene Sparten unterteilt. Diese Einteilung erfolgt in Anlehnung an die Zugehörigkeit zu den ver- schiedenen Fachverbänden der WKO. Die Wirtschaftskammer kennt folgende sieben Spar- ten: Gewerbe und Handwerk, Industrie, Handel, Bank und Versicherung, Transport und Verkehr, Tourismus und Freizeitwirtschaft sowie Information und Consulting. Die einzel- nen Sparten bestehen wiederum aus mehreren Fachverbänden. Für diese empirische Studie 76 Vgl. Gassmann, M. (2020), [online]. 77 Vgl. APA (2019), [online]. 78 Vgl. RegioData (2020), [online]. 79 Vgl. APA (2020), [online]. 18
2 Theoretischer Teil sind die Fachverbände „Lebensmittelhandel“, „Bundesgremium des Handels mit Mode und Freizeitartikeln“, „Papier- und Spielwarenhandel“ sowie, „Elektro- und Einrichtungsfach- handel“ aus der Sparte „Handel“ relevant.80 Hinzu kommt aus der Sparte Information und Consulting der Fachverband für „Buch- und Medienwirtschaft“.81 Daraus ergibt sich für die vorliegende Arbeit eine Einteilung in die folgenden Sparten: Mode- und Freizeitartikelhandel, Lebensmittelhandel, Papier- und Spielwarenhandel inkl. Buch- und Medienhandel, Einrichtungsfachhandel und Elektrofachhandel. Für jede Sparte werden österreichische Unternehmen ausgewählt, welche laut dem „Austrian Top 100 Retailers“-Bericht82 zu den umsatzstärksten österreichischen EinzelhändlerInnen zählen. In Klammer zu finden ist die jeweilige Webadresse. Sortiert wurden die Unternehmen nach ihrem erzielten Umsatz im Jahr 2018, ersichtlich im „Austrian Top 100 Retailers“-Bericht. In der Sparte Mode- und Freizeitartikelhandel sind das: - Hervis Sport- und Modegesellschaft m.b.H. (www.hervis.at) - Leder & Schuh AG mit der Vertriebslinie HUMANIC (www.humanic.net) - Kastner & Öhler AG (www.kastner-oehler.at) - Blue Tomato GmbH (www.blue-tomato.com) - Gigasport GmbH (www.gigasport.at) Hervis eröffnet 1970 in Innsbruck den ersten Standort und verzeichnet seit 2009 die ersten Verkaufserfolge im Internet.83 2018 erzielt das Unternehmen einen Nettoumsatz von 258,72 Mio. Euro. 2019 waren rund 1.400 MitarbeiterInnen in Österreich bei Hervis be- schäftigt.84 Die Geschichte der Leder und Schuh AG geht bis in die österreichisch-ungarische Monar- chie zurück. Am heutigen Firmensitz in Graz wird das Unternehmen „D.H. Pollak & Co.“ gegründet. Die Leder und Schuh AG erzielt 2018 einen Nettoumsatz von 181,24 Mio. Euro und beschäftigte rund 2.300 Personen. Online vertreten ist die Aktiengesellschaft mit dem eShop www.humanic.net.85 80 vgl. WKO (2020), [online]. 81 vgl. WKO (2020), [online]. 82 Vgl. Handelsverband (2019), [online] 83 Vgl. Hervis (2020), [online]. 84 Vgl. Hervis (2020), [online]. 85 Vgl. Leder und Schuh (2020), [online]. 19
2 Theoretischer Teil 1873 wird die Kurzwarenhandlung Kastner & Öhler im tschechischen Troppau (heute Opava) gegründet. Zehn Jahre später reist Carl Kastner im Zug von Wien nach Agram. Während eines ungeplanten Stopps in Graz mietet er ein freistehendes Geschäftslokal in der Sackstraße 7 an.86 2004 startet ein Filialerneuerungsprogramm. Durch eine Zwei- Markenstrategie fällt der Schwerpunkt Mode dem Haupthaus von Kastner & Öhler zu, und der Schwerpunkt Sport wandert zu Gigasport. Auch Gigasport ist Teil der empirischen Studie. Um den Trend des Internethandels nicht zu verpassen, wird 2014 der Kastner & Öhler-Onlineshop gelauncht.87 Gigasport erreicht 2018 einen Nettoumsatz von 78,76 Mio. Euro und Kastner & Öhler in Höhe von 158,30 Mio. Euro. Zusammen werden rund 1.900 Personen beschäftigt.88 Blue Tomato Gründer Gerfried Schuller eröffnet 1994 seinen ersten Shop in Schladming. Bereits sechs Jahre zuvor wird die Blue Tomato Snowboardschule gegründet. Das Unter- nehmen erkennt sehr früh den Trend und das Potential des Onlinehandels und geht bereits 1997 mit einem Onlineshop ins Netz.89 Der Nettoumsatz 2018 beträgt 82,34 Mio. Euro. Rund 560 Beschäftigte zählen zum Blue Tomato-Team.90 Die Unternehmen Fussl Modestraße und Kleider Bauer werden nicht berücksichtigt, ob- wohl beide Betriebe nach Umsatzstärke im Ranking vertreten wären. Beide Unternehmen verfügen jedoch nur über Onlinekataloge und keine Onlineshops. Im Lebensmittelhandel sind folgende Unternehmen in der empirischen Studie vertreten: - REWE International AG mit BILLA, Merkur, Penny und ADEG (www.billa.at) - SPAR Österreichische Warenhandels-AG (www.spar.at) - Hofer KG (www.hofer.at) - MPreis Warenvertriebs GmbH (www.mpreis.at) - Unimarkt Handelsgesellschaft m.b.H. & Co. KG (www.unimarkt.at) Die Geburtsstunde der REWE International AG schlägt 1953 als Karl Wlascheck in Wien sein erstes Geschäft eröffnet, das Teil seiner Diskontparfümeriekette ist, welche Markenar- tikel zu günstigen Preisen verkauft. Bereits ein Jahr später wird das Konzept auf den Le- bensmittelbereich ausgeweitet. Das Unternehmen wird 1961 in BILLA, was für „Billiger 86 Vgl. Museum Joanneum (2018), [online]. 87 Vgl. Kastner & Öhler (2020), [online]. 88 Vgl. Gigasport (2020), [online]. 89 Vgl. Blue Tomato (2020), [online]. 90 Vgl. Frey, V. (2018), [online]. 20
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