Optimierung der Umbauplanung großstädtischer Mittelspannungsnetze - Consentec

 
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Optimierung der Umbauplanung großstädtischer Mittelspannungsnetze - Consentec
ENERGIEMARKT – KONZEPTE UND MODELLE

Optimierung der Umbauplanung großstädtischer
Mittelspannungsnetze
Mustafa Akgül, Thomas Gündel, Christian Linke und Jessica Reher

Wie viele Verteilungsnetzbetreiber steht auch Stromnetz Hamburg vor der Herausforderung, die zu wesentlichen Teilen
in den 1960er und 1970er Jahren verlegten Stromleitungen in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten zu erneuern. Der
umfangreiche Modernisierungsbedarf bietet die Chance, optimierte Netzkonzepte zu erarbeiten und in vergleichsweise
überschaubarer Zeit im Rahmen der Erneuerung auch tatsächlich umzusetzen.

Grundsätzliche aktuelle                          bend hohe Anspruch an eine zuverlässige        dingungen für die Umsetzung der Erneue-
Anforderungen                                    und kostengünstige Stromversorgung füh-        rungsmaßnahmen. Diese drücken sich z. B.
                                                 ren dazu, dass die Aufgabe der Netzpla-        in einer Begrenzung der Zahl der zeitgleich
Der rechtliche Handlungsrahmen der Ver-          nung zunehmend komplexer wird. Für den         zulässigen Baustellen aus.
teilungsnetzbetreiber wird in hohem Maße         Umgang mit diesen Herausforderungen
durch das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG)        setzt Stromnetz Hamburg (SNH) verstärkt        Wie erste Erfahrungen aus der Planungs-
und nachgelagerte Verordnungen bestimmt.         auf Digitalisierung und sucht nach Möglich-    praxis zeigen, ist die Bestimmung eines
Neben den Anforderungen im EnWG beste-           keiten, die vielfältigen Planungsaufgaben in   technisch zulässigen und kostengünstigen
hen Anforderungen seitens der Konzessi-          effizienter Weise bewältigen zu können.        Umbauplans zum Übergang von bestehen-
onsgeber, in diesem Fall der Freien und Han-                                                    den auf angepasste Zielnetzstrukturen sehr
sestadt Hamburg [1, 2]. Hamburg ist eine         Bereits seit den 1990er Jahren wird zuneh-     herausfordernd und mit erheblichem manu-
wachsende Stadt, dies wurde bereits 2001         mend an Verfahren zur rechnergestützten        ellen Planungsaufwand und entsprechend
im Stadtentwicklungskonzept dargestellt.         Zielnetzoptimierung gearbeitet. Diese mitt-    hohem Personalaufwand verbunden. Vor
Bevölkerungszuwachs und Schaffung neuer          lerweile vielfach praxiserprobten Anwen-       dem Hintergrund dieser Überlegungen und
Arbeitsplätze erfordern eine Erweiterung         dungen liefern wertvolle Hinweise für eine     Erkenntnisse arbeiten SNH und Consentec
und Anpassung der bestehenden Stromnetze.        langfristig optimale Netzgestaltung, bieten    aktuell gemeinsam an Methoden für eine
                                                 allerdings keine Unterstützung beim Auf-       rechnerbasierte Unterstützung der Netz-
Parallel dazu führt die Energiewende, die        finden eines konkreten Umbauplans. Bis-        umbauplanung, wobei der Fokus auf den
mit verstärktem Einsatz von Sektorkopp-          her war hierfür auch kaum Bedarf vorhan-       Netzen der Mittelspannungsebene liegt.
lungsanwendungen einhergeht, zu deutli-          den, da bislang in den meisten Fällen nur
chen Veränderungen der Versorgungsauf-           ein punktueller Ersatz von Betriebsmitteln     Übergang von Mehrstrang-
gabe. Neben der Integration einer Vielzahl       im Netz notwendig war.                         auf Einstrangspeisung
dezentraler Erzeugungsanlagen sind in den
nächsten Jahren und Jahrzehnten netzsei-         Wie viele Verteilungsnetzbetreiber steht       Ausgangspunkt waren optimierte Planungs-
tige Anpassungen infolge der Elektrifizie-       nun aber auch SNH vor der Herausforde-         grundsätze, die SNH und Consentec in der
rung des Verkehrs, des verstärkten Über-         rung, die zu wesentlichen Teilen in den        Vergangenheit erarbeitet haben. Diese opti-
gangs auf strombasierte Heizungstechnolo-        1960er und 1970er Jahren verlegten Strom-      mierten Grundsätze sollen sukzessive im
gien, des verstärkten Einsatzes dezentraler      leitungen in den nächsten ein bis zwei Jahr-   Zuge altersbedingter Erneuerungen, lastzu-
Stromspeicher und der Nutzung von Flexibi-       zehnten zu erneuern. Der Umfang der not-       wachsbedingter Erweiterungen oder ander-
litätsoptionen erforderlich.                     wendigen Erneuerungsmaßnahmen und die          weitig veranlasster Maßnahmen (z. B. auf-
                                                 Anzahl der Netzverstärkungsmaßnahmen           grund von städtebaulichen Maßnahmen)
Gleichzeitig werden seitens der Bevölkerung      infolge der oben genannten Veränderungen       umgesetzt werden. Ein wesentlicher Unter-
stetig wachsende Anforderungen bezüglich         der Versorgungsaufgabe werden damit im         schied der neuen gegenüber den früheren
einer möglichst geringen Beeinträchtigung        Vergleich zu den letzten Jahren erheblich      Planungsgrundsätzen besteht in der Art und
des täglichen Lebens gestellt, beispiels-        ansteigen. Insbesondere der umfangreiche       Weise der Anbindung der unterlagerten Orts-
weise durch weniger Baustellen, sichtbare        Erneuerungsbedarf bietet die Chance, die       netze. Bei dem aktuell verfolgten Konzept der
Leitungstrassen und Eingriffe in die Natur.      bestehenden Netzkonzepte zu überarbeiten       Einstrangspeisung werden räumlich neben-
                                                 und tatsächlich in vergleichsweise über-       einander liegende Ortsnetzstationen aus
Anforderungen an die                             schaubarer Zeit im Rahmen der Erneuerung       ein und demselben Mittelspannungsabgang
Netzplanung                                      umzusetzen. Gleichzeitig setzen allerdings     versorgt, während sie bei dem früher ange-
                                                 – neben finanziellen Aspekten – vor allem      wandten und in wesentlichen Teilen der heu-
Diese vielfältigen und kleinteiligen Verän-      auch die zur Verfügung stehenden Pla-          tigen Netze noch vorzufindendem Konzept
derungen sowie der weiterhin gleichblei-         nungs- und Baukapazitäten harte Randbe-        der Mehrstrangspeisung aus verschiedenen

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ENERGIEMARKT – KONZEPTE UND MODELLE

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                                                                                                                eines Übergangs auf die Einstrangspeisung
                                                                                                                bereits durch die gezielte Automatisie-
                                                                                                                rung von drei Ortsnetzstationen pro Ring
                                                                                                                („3-Punkt-Automatisierung“) sehr weitge-
                                                                                                                hend kompensieren. Die hierdurch entste-
                                                                                                                henden Mehrkosten sind um ein Vielfaches
                                                                                                                geringer als die Einsparungen, die sich
                                                                                                                durch die verschlankten Netzstruktu-
                                                                                                                ren erzielen lassen. Aus diesen Gründen
                                                                                                                hat sich SNH, wie andere großstädtische
                                                                                                                Verteilnetzbetreiber auch, entschieden,
                                                                                                                zukünftig das Konzept der Einstrangspei-
                                                                                                                sung in Verbindung mit verstärkter Auto-
                                                                                                                matisierungstechnik umzusetzen.
Abb. 1   Gegenüberstellung eines Mittelspannungsnetzausschnitts (drei Ringe) in Mehrstrang- und Einstrang-
         speisung
                                                                                                                Gliederung der Zielnetz-
                                                                                                                und Umbauplanung in
Mittelspannungsabgängen gespeist werden                  strangkonzept bietet also zumindest kon-               drei Phasen
(Abb. 1).                                                zeptgemäß ein höheres Zuverlässigkeits-
                                                         niveau als das Einstrangkonzept. Wie die               Um die mit einem solchen Konzeptwechsel
Bei der Mehrstrangspeisung sind die erfor-               Erfahrungen verschiedener Verteilnetz-                 verbundenen Umbauplanungen effizient vor-
derliche Ringlänge und damit auch die sich               betreiber zeigen, treten allerdings in der             nehmen zu können und dabei die im Zuge der
ergebenden Netzkosten systematisch erheb-                Praxis hin und wieder Fehlfunktionen der               Digitalisierung entstehenden Möglichkeiten
lich höher als bei der Einstrangspeisung. Dar-           Maschennetzrelais auf, was in Kombinati-               zu nutzen, wurde der in Abb. 2 dargestellte
über hinaus sind bei der Mehrstrangspeisung              on mit einer nichtselektiven Sicherungs-               dreiphasige Planungsprozess entwickelt.
aufwändigere Schutzeinrichtungen in den                  auslösung in den Ortsnetzen zu einem
Ortsnetzstationen (sog. Maschennetzrelais)               Ausfall der gesamten von mehreren Mittel-              Die erste Phase dient der Bestimmung op-
erforderlich, um eine rückwärtige Speisung               spannungssträngen gemeinsam gespeisten                 timaler Netzstrukturen mit dem Ziel, die
von Fehlern in einem Mittelspannungsab-                  Ortsnetze führen kann, in dessen Folge                 benötigte Trassen-/Leitungslänge zu mini-
gang über die Ortsnetze aus einem anderen                unter Umständen stunden- bis tagelange                 mieren. Die Abweichungen zwischen den
Mittelspannungsabgang zu verhindern.                     Fehlersuch- und Netzaufbaumaßnahmen                    bestehenden mehrstranggespeisten Netzen
                                                         erforderlich sein können.                              und den für die Zukunft gemäß aktuellen
Wenn das Niederspannungsnetz – wie in                                                                           Planungsgrundsätzen angestrebten ein-
solchen Fällen üblich – als Maschennetz                  Ein Übergang von der Mehrstrang- auf die               stranggespeisten Zielnetzstrukturen fallen
aufgebaut ist und vermascht betrieben                    Einstrangspeisung eröffnet also die Möglich-           je nach Umspannwerks-Netzbereich deut-
wird, ergibt sich bei der Mehrstrangspei-                keit, erhebliche Leitungslängen und damit              lich unterschiedlich aus. Ein beispielhaftes
sung betriebliche Redundanz für Fehler in                Kosten einzusparen, geht jedoch grundsätz-             Ergebnis ist in Abb. 3 dargestellt. Mit Blick
der Mittelspannungsebene. Insbesondere                   lich mit einer Einbuße an Netzzuverlässig-             auf die künftigen Erneuerungsplanungen
Einfachfehler auf Mittelspannungsleitun-                 keit einher. Letzterem kann allerdings durch           nutzt SNH die Ergebnisse dieser ersten
gen führen hierbei nicht zu einer Versor-                den Einsatz von Fernwirktechnik, der in den            Phase auch dazu, eine Priorisierung dahinge-
gungsunterbrechung der an die Ortsnetze                  letzten Jahren üblicher und kostengünstiger            hend vorzunehmen, welche Umspannwerks-
angeschlossenen Verbraucher. Das Mehr-                   geworden ist, entgegengewirkt werden. So               bereiche vorrangig erneuert und auf die
                                                                                                                neuen schlankeren Strukturen umgestellt
                                                                                                                werden sollen. Diese Priorisierung erfolgt
                                                                                                                u. a. danach, welcher Umfang an Kabeltras-
                                                                                                                sen bei einer vollständigen Anpassung der
                                                                                                                Netzstruktur an die optimierte Struktur
                                                                                                                (theoretisch) eingespart werden kann.

                                                                                                                Die zweite Phase dient einem Abgleich der
                                                                                                                bestehenden Netze mit den Zielnetzen. Dabei
                                                                                                                besteht das Ziel darin, die Zielnetzstruktur
                                                                                                                möglichst weitgehend mit den bereits vor-
Abb. 2   Übersicht über die drei Phasen der Zielnetz- und Umbauplanung                                          handenen Betriebsmitteln, soweit diese ein
                                                                                                                vergleichsweise junges Alter aufweisen und

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Optimierung der Umbauplanung großstädtischer Mittelspannungsnetze - Consentec
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damit noch lange genutzt werden können,
erreichen zu können (siehe Abb. 4). Junge
Leitungen sollen also möglichst weitgehend
weiter genutzt und die erforderlichen Um-
strukturierungen mit möglichst wenigen
„Ummuffungen“ vorgenommen werden kön-
nen. Hierbei ist zwischen der Zahl der erfor-
derlichen Ummuffungen und der Zahl und
Länge neu zu verlegender Leitungen abzu-
wägen.

Aufbauend auf den Ergebnissen der zweiten         Abb. 3   Gegenüberstellung der Leitungsverläufe von Istnetz (blau) und Zielnetz (rot)

Phase soll in der dritten Phase eine praktisch
realisierbare Umsetzungsreihenfolge unter
Berücksichtigung praxisrelevanter Rand-          entworfen. Abb. 3 zeigt das Ergebnis dieses                 noch auf längere Sicht nutzbaren Betriebs-
bedingungen wie z. B. der maximalen Zahl         Schritts für ein beispielhaft ausgewähltes                  mittelbestands sinnvoll sind, ist Phase 2
gleichzeitig vorzunehmender Ummuffungen          Umspannwerk. Hierin sind die bestehen-                      des oben dargestellten Planungsprozesses
(Zahl der erforderlichen Bautrupps), der zu      den Leitungen (blau) und die des Zielnetzes                 gewidmet. In dieser Phase findet ein sys-
ersetzenden Kabelabschnitte mit Minderquer-      (rot) gegenübergestellt. Die Anzahl der Mit-                tematischer Abgleich des Leitungsbedarfs
schnitten und der gänzlich neu zu verlegen-      telspannungsringe und damit die Zahl der                    im Zielnetz mit den bestehenden Leitungen
den Kabelabschnitte bestimmt werden.             Leitungsabgänge im Umspannwerk liegen                       unter Beachtung der jeweils zu erwarten-
                                                 in diesem Netzbereich im Zielnetz gerade                    den Restnutzungsdauern statt. Als Ergeb-
Werkzeuge zur Unterstützung                      einmal halb so hoch wie im Istnetz. Die Ge-                 nis hierzu ist in Abb. 4 für den bereits oben
der Zielnetz- und Umbauplanung                   samtlänge der Leitungen ist im Zielnetz mit                 betrachteten Umspannwerksbereich dar-
                                                 rund 50 km sogar deutlich mehr als um den                   gestellt, welche der bestehenden und noch
Dieser Planungsprozess ist bei SNH für eine      Faktor 2 geringer als im Istnetz mit gut 130 km.            hinreichend jungen Leitungen im Zielnetz
hohe zweistellige Zahl von Umspannwerks-                                                                     weiterverwendet werden können (grün),
bereichen zu durchlaufen. Rechnerbasierte        Die so ermittelten Netze sind „Grüne-Wie-                   welche Leitungen entfallen können (blau)
Optimierungswerkzeuge sind deshalb ein           se-Zielnetze“, die losgelöst vom bestehen-                  und welche Leitungen neu zu verlegen sind
wichtiges Hilfsmittel, um die bestehenden        den Netz entworfen wurden. Ein Netzent-                     (rot).
Optimierungsspielräume identifizieren und        wurf, der in einer Grüne-Wiese-Situation
die erforderlichen Planungsschritte in mög-      kostenoptimal ist, muss bei zusätzlicher Be-                In dem betrachteten Netzbereich kann im-
lichst effizienter Weise vornehmen zu können.    rücksichtigung des Umbauaufwands vom                        merhin gut ein Drittel der Leitungen des
                                                 bestehenden hin zum Zielnetz keineswegs                     Zielnetzes 1:1 aus dem Istnetz übernommen
Hierzu wurde ein von Consentec für die Be-       optimal sein. Es ist sogar wahrscheinlich,                  werden, rund zwei Drittel sind neu zu ver-
stimmung optimaler Zielnetzstrukturen für        dass sich unter Berücksichtigung dieses                     legen und nahezu 80 % der Bestandsleitun-
Mittelspannungsnetze (Phase 1) entwickel-        Aufwands Abweichungen von dem Grüne-                        gen können gänzlich entfallen. Bereits die-
tes Verfahren eingesetzt. Dieses Verfahren       Wiese-Netz als vorteilhaft herausstellen.                   se einfache Gegenüberstellung zeigt, dass
entwirft für eine knotengenau beschriebene                                                                   zwar neue Leitungen erforderlich sind, um
Versorgungsaufgabe auf Basis individuell         Der Frage, inwieweit Anpassungen des                        die Zielstruktur zu erreichen, allerdings
parametrierbarer Vorgaben zu technischen         Zielnetzes unter Berücksichtigung des                       auch ein erheblicher Teil der bestehenden
Randbedingungen (vor allem Strom- und            vorhandenen und aufgrund seines Alters                      (jungen) Leitungen weiterverwendet wer-
Spannungsgrenzen) und Freiheitsgraden
der Netzplanung (z. B. bzgl. Netzstruktur,
Kabeltypen und -querschnitten) ein tech-
nisch zulässiges und gleichzeitig kostenop-
timiertes und von subjektiven Entschei-
dungen des Netzplaners unbeeinflusstes
Mittelspannungs-Zielnetz.

Ergebnisse der Ziel-
netzoptimierung

Unter Verwendung dieses Werkzeugs wur-
den für alle Umspannwerksbereiche des             Abb. 4   Abgleich von Istnetz und Zielnetz

Mittelspannungsnetzes von SNH Zielnetze

ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 71. Jg. (2021) Heft 4                                                                                            15
Optimierung der Umbauplanung großstädtischer Mittelspannungsnetze - Consentec
ENERGIEMARKT – KONZEPTE UND MODELLE

                                                                                                           fügbaren Ressourcen (etwa der Anzahl zeitgleich
                                                                                                           einsetzbarer Bautrupps) und der durch vorhan-
                                                                                                           dene Kabelabschnitte mit Minderquerschnitten
                                                                                                           eingeschränkten Flexibilität bei Ummuffungen.
                                                                                                           Bei manueller Bearbeitung ist diese Aufgabe mit
                                                                                                           sehr hohem Ressourcenaufwand verbunden, und
                                                                                                           die bislang verfügbaren Werkzeuge unterstützen
                                                                                                           hierbei nur Teilaufgaben, nicht jedoch eine weit-
                                                                                                           reichende rechnergestützte Optimierung.

                                                                                                           Consentec und SNH beabsichtigen daher, als
                                                                                                           nächsten Schritt im Rahmen eines gemeinsamen
Abb. 5   Leitungslängen-Einsparpotenzial im Vergleich der Umspannwerke                                     Forschungsprojekts eine in Form eines Optimie-
                                                                                                           rungswerkzeugs implementierbare Methodik
                                                                                                           zur Unterstützung der Netzplanung in dieser
den kann und ein erhebliches Verschlankungs-           tung dieser Art ist eine wertvolle Grundlage für    Phase des aufgezeigten Planungsprozesses zu
potenzial besteht. Der Übergang auf die neuen          die Priorisierung von Erneuerungsmaßnahmen.         entwickeln.
Strukturen bietet also auch unter Berücksichti-
gung des Betriebsmittelbestands ein erhebliches        Ausblick auf Phase 3                                Fazit
Einsparpotenzial.
                                                       Aufbauend auf den Ergebnissen der Phase 2 des       Bereits die bisherigen Arbeiten haben ge-
Das Einsparpotenzial an Leitungslänge durch            Planungsprozesses ist in Phase 3 die Aufgabe        zeigt, dass sich im Rahmen der bevorste-
Übergang auf das Einstrangspeisungskonzept             zu bewältigen, eine technisch zulässige, prak-      henden Erneuerungswelle der Mittelspan-
unterscheidet sich für die verschiedenen Um-           tisch umsetzbare und möglichst kostengünstige       nungsnetze erhebliche Einsparpotenziale bei
spannwerksbereiche stark, wie Abb. 5 verdeut-          Abfolge von Ausbau- und Umbaumaßnahmen zu           Aufrechterhaltung des gewohnten Zuverläs-
licht. Ein besonders hohes Einsparpotenzial            bestimmen, mit der ausgehend vom Istzustand         sigkeitsniveaus erschließen lassen.
(links im Bild) ergibt sich in den Umspann-            das Zielnetz erreicht werden kann.
werksbereichen, in denen im Istzustand durch-                                                              Aufgrund dieser vielversprechenden Ergeb-
gängig das Konzept der Mehrstrangspeisung              Bei den bisherigen Arbeiten hierzu hat sich         nisse soll im nächsten Schritt auch für die
umgesetzt ist. Insbesondere in diesen Gebieten         herausgestellt, dass diese Aufgabe sehr komplex     dritte, bei heutiger Praxis noch manuell zu
ist ein Übergang auf die deutlich schlankeren          ist. Gründe hierfür sind u. a. die zu berücksich-   bewältigende Aufgabe der konkreten Umbau-
Zielnetzstrukturen zu empfehlen. Eine Auswer-          tigenden Randbedingungen hinsichtlich der ver-      maßnahmenplanung eine Methodik zur rech-
                                                                                                           nergestützten Optimierung entwickelt werden.
 Verbände zur Vergabe der 450 MHz-Frequenz
                                                                                                           Quellen
 Am 09.03.2021 hat die Bundesnetzagentur der 450connect GmbH den Zuschlag für die 450 MHz-
 Frequenzen erteilt. Durch die Zuteilung der 450 MHz-Frequenz an das Konsortium der Energie- und           [1] Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, „Wegenut-
 Wasserwirtschaft endet der über dreijährige Vergabeprozess. Dazu erklären Kerstin Andreae, Haupt-            zungsvertrag Strom (notariell beurkundete Fassung),“
 geschäftsführerin BDEW und Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer VKU: „Wir begrüßen, dass die                17.11.2014. Verfügbar unter: http://daten.transpa-
 Bundesnetzagentur nun zügig zu einer Entscheidung gekommen ist und die 450 MHz-Frequenzen an                 renz.hamburg.de/Dataport.HmbTG.ZS.Webservice.
 die Energie- und Wasserwirtschaft vergeben hat. Nach über dreijährigem Vergabeprozess kann nun               GetRessource100/GetResource100.svc/a13aaee3-
 endlich mit dem bundesweiten Ausbau und der Nutzung dieses wichtigen Funknetzes begonnen wer-                8b4d-4602-b5b9-a03878b88100/Akte_BR60.18-291.
 den. Dies ist ein wichtiger Meilenstein, um die Energiewende weiter voranzubringen und gleichzeitig          pdf. (Zugriff am 17.02.2021).
 Versorgungssicherheit sowie den Schutz kritischer Infrastrukturen zu gewährleisten.                       [2] Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, „Koopera-
                                                                                                              tionsvereinbarung FHH und Stromnetz Hamburg zum
 Grundsätzlich gilt: Für die zunehmend dezentrale und digital gesteuerte Strom- und Wärmeversor-              zukunftsorientierten Stromnetzbetrieb,“ 17.11.2014.
 gung aus erneuerbaren Energien sowie die Wasserversorgung braucht die Energie- und Wasserwirt-               Verfügbar unter: http://daten.transparenz.hamburg.
 schaft die 450 MHz-Funkfrequenz. Mit dieser sicheren und hochverfügbaren Kommunikationslösung                de/Dataport.HmbTG.ZS.Webservice.GetRessour-
 können wir unsere Netze digitalisieren und optimal steuern. Zudem können wir das hohe Niveau an              ce100/GetRessource100.svc/919bd94e-b60d-4aa3-
 Versorgungssicherheit halten und den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur für die Elektromobili-            9997-a267c98066fb/Akte_UI822.00-01.pdf. (Zugriff
 tät vorantreiben. Davon profitiert auch der Wirtschaftsstandort Deutschland. Da die Funkfrequenz             am 17.02.2021).
 auch im Falle eines Blackouts funktioniert, ist die Entscheidung der Bundesnetzagentur ein wichtiger
 Beitrag, um kritische Infrastrukturen wirksam zu schützen.“                                               J. Reher und T. Gündel, Stromnetz Ham-
                                                                                                           burg GmbH, Hamburg; M. Akgül und C.
 Weitere Informationen unter www.bdew.de und www.vku.de                                                    Linke, Consentec GmbH, Aachen
                                                                                                           linke@consentec.de

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Optimierung der Umbauplanung großstädtischer Mittelspannungsnetze - Consentec
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