Oral-History-Projekt Humangenetik: Historische Forschungsmethode zur Erhebung und Weiterverarbeitung narrativer Interviews - De Gruyter

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medizinische genetik 2021; 33(2): 181–187

F. Söhner*, H. Fangerau und M. Krischel

Oral-History-Projekt Humangenetik: Historische
Forschungsmethode zur Erhebung und
Weiterverarbeitung narrativer Interviews
Oral history of German human genetics: historical
research methods for collecting and processing
narrative interviews
https://doi.org/10.1515/medgen-2021-2078                                  cation to human genetics. The oral history project focuses
                                                                          on questions regarding (1) biographical data and careers
Zusammenfassung: Zwischen 2016 und 2018 wurden mit
                                                                          of interviewees, (2) development and application of diag-
33 Personen Interviews zur Geschichte der Humangene-
                                                                          nostic and therapeutic techniques, (3) establishment and
tik in Deutschland zwischen 1970 und den 2000er Jahren
                                                                          growth of institutions of human genetics and (4) social de-
geführt. 29 Interviewte stimmten einer wissenschaftlichen
                                                                          bates regarding the discipline.
Analyse zu. Diese Interviews wurden mit den Methoden
der qualitativen Inhaltsanalyse und der Grounded Theo-                    Keywords: medical genetics, history of medicine, oral his-
ry ausgewertet. Im Zentrum dieses Beitrags steht die kriti-               tory, contemporary history, German society for human ge-
sche Auseinandersetzung mit der Methode der Oral Histo-                   netics
ry und ihrer Anwendung auf die Humangenetik. Das Oral-
History-Projekt konzentriert sich auf Fragen zu (1) biogra-
phischen Daten und Werdegang der Gesprächspartner*in-                     Wichtige professionspolitische und technische Entwick-
nen, (2) Entwicklung und Anwendung von diagnostischen                     lungen der Humangenetik in Deutschland fallen in die
und therapeutischen Techniken, (3) Etablierung und Aus-                   Zeitgeschichte. In der jüngsten Vergangenheit sind das die
bau der Institutionen der Humangenetik und (4) der Wahr-                  Einführung der Humangenetik als eigenes Fachgebiet im
nehmung der das Fach betreffenden gesellschaftlichen                      Jahr 1992 und die Gründung der Deutschen Gesellschaft
                                                                          für Humangenetik (GfH) im Jahr 1987. Etwas weiter zurück
Debatten.
                                                                          liegen etwa die Einführung der Zusatzbezeichnung Medi-
Schlagwörter: Medizinische Genetik, Medizingeschichte,                    zinische Genetik im Jahr 1978 [1] sowie die Einführung der
Oral History, Zeitgeschichte, Deutsche Gesellschaft für Hu-               Amniozentese [2] und der genetischen Beratung [3] in die
mangenetik                                                                klinische Versorgung in den 1970er Jahren.
                                                                               Den Bogen von einer Wissenschaftsgeschichte zu ei-
Abstract: Between 2016 and 2018, interviews with 33 per-
                                                                          ner Sozialgeschichte der Humangenetik in Deutschland
sons were conducted about the history of human genet-
                                                                          zwischen ca. 1970 und den 2000er Jahren spannt ein 2016
ics in Germany between 1970 and the 2000s. 29 intervie-
                                                                          von der GfH initiiertes Forschungsprojekt. [4] Dessen Ziel
wees gave consent to have the interviews used for histor-
                                                                          ist es, die Entwicklung der (bundes-)deutschen Human-
ical research. These interviews are currently being anal-
                                                                          genetik in ihrem Selbstverständnis „als Querschnittsfach
ysed with the methods of qualitative content analysis and
                                                                          (Verzahnung mit nahezu allen klinischen Fächern) und
grounded theory. The focus of this article lies on the criti-
                                                                          als Längsschnittfach (Brückenbildung von der Grundla-
cal examination of the method of oral history and its appli-
                                                                          genforschung bis zum Patienten in der Genetischen Be-
*Korrespondenzautor: F. Söhner, Institut für Geschichte, Theorie          ratung)“ [5] ebenso zu dokumentieren und zu reflektieren
und Ethik der Medizin, Centre for Health and Society, Medizinische        wie die soziale Einbettung des Fachs. Eine zentrale Rolle
Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Moorenstraße 5,          nehmen im Projekt Interviews mit fachlichen Akteur*in-
40225 Düsseldorf, Deutschland, E-Mail: Felicitas.Soehner@hhu.de
                                                                          nen ein, deren Erinnerungen dokumentiert und an ande-
H. Fangerau, M. Krischel, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik
der Medizin, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät,
                                                                          ren historischen Quellen gespiegelt werden.
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Moorenstraße 5, 40225                   Wichtigstes Anliegen dieses Oral-History-Projekts ist
Düsseldorf, Deutschland                                                   es, die Stimmen von Akteur*innen mit humangenetischer

  Open Access. © 2021 Söhner et al., publiziert von De Gruyter.        Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0
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182 | F. Söhner et al., Oral-History-Projekt Humangenetik

Qualifikation,1 die an diesen Entwicklungen wesentlich                  andere zurücknehmen oder gar weglassen. Ein Spezifikum
beteiligt waren, dauerhaft zu bewahren. Im Folgenden                    der Oral History als historische Methode ist, dass die For-
werden der Wert der „Oral History“ und damit der Inter-                 schenden an der Produktion der Quellen unmittelbar be-
views mit Humangenetiker*innen für die Zeitgeschichte,                  teiligt sind und die generierten Daten ein Ergebnis indivi-
die Auswahl der Gesprächspartner, die Interviewdurch-                   dueller Interaktionsprozesse sind. [9] Dies bedeutet, dass
führung und Auswertungsstrategien vorgestellt. Zuletzt                  sowohl die Gesprächspartner als auch die Forschenden
wird ein Ausblick auf erste Ergebnisse gegeben.                         das historische Narrativ beeinflussen können.

Oral History als Zugang zu                                              Methode der Datenerhebung
Erinnerung                                                              In der qualitativen Sozialforschung existiert eine Vielzahl
                                                                        verschiedener Auswahlverfahren zur Ziehung von Stich-
Biographische Interviews bieten in der Geschichtswissen-
                                                                        proben. Im vorliegenden Projekt war zur Auswahl des
schaft unter der Bezeichnung „Oral History“ einen Ansatz,
                                                                        Samples eine theoretische Stichprobe gezogen worden,
der eine qualitative Erschließung und Analyse von ein-
                                                                        um verschiedene Perspektiven professioneller Akteur*in-
zelnen Perspektiven auf Geschichte beabsichtigt. [6] Eine
                                                                        nen mit unterschiedlicher Prominenz, fachlicher Ausrich-
Stärke der Oral History liegt darin, neben den in Veröffent-
                                                                        tung und biographischer Zugehörigkeit, vergleichbarer zu
lichungen, Akten und anderen Dokumenten notierten In-
                                                                        machen. Die Verfügbarkeit von lebenden Zeitzeug*innen
formationen einen direkten Zugang zu Perspektiven von
                                                                        und die Bereitschaft zur Teilnahme reduzierten die theo-
Akteur*innen zu erhalten, die in klassischen schriftlichen
                                                                        retische Stichprobe auf ein so genanntes Convenience-
Quellen nicht festgehalten sind. Die historische Forschung
                                                                        Sampling. Dies ist eine Form eines nicht-zufälligen Aus-
erhält die Möglichkeit, mündliche Überlieferungen, Mei-
                                                                        wahlverfahrens. Dies bedeutet, es wird an Hand von einfa-
nungen, Einstellungen, Ereignissen oder Erfahrungen zu
                                                                        cher Verfügbarkeit eine nicht repräsentative Stichproben-
erheben und zu analysieren. [7] Werden die Interviews ne-
                                                                        auswahl getroffen.
ben schriftliche Quellen (und wo vorhanden auch Bild-,
                                                                             Die resultierende Gruppe ist nur bedingt geeignet,
Film- und andere Tondokumente sowie Objekte als histo-
                                                                        daraus allgemeingültige Aussagen abzuleiten, es lassen
rische Quellen) gestellt, kann das Bild der professionellen
                                                                        sich aber durchaus Generalisierungen ableiten, wenn sich
Etablierung, fachlichen und technischen Entwicklungen
                                                                        beispielsweise in Bezug auf bestimmte Narrative Sätti-
sowie der sozialen Einbettung der deutschen Humangene-
                                                                        gungseffekte ergeben. [10] Theoretische Sättigung bedeu-
tik in der Nachkriegszeit um Wahrnehmungen und Emo-
                                                                        tet, dass im Datenmaterial durch die Hinzufügung weite-
tionsschilderung einzelner Akteur*innen ergänzt werden.
                                                                        rer Aussagen kaum neue, relevante Informationen ergänzt
Daneben kann dieses Bild auch in Gegenwart und Zukunft
                                                                        werden und somit verallgemeinerbare Aussagen gerecht-
Anlass zur kritischen Reflektion sozialer, medialer, politi-
                                                                        fertigt erscheinen. [11–14]
scher, medizinwissenschaftlicher und rechtlicher Perspek-
tiven auf die Humangenetik sein.
     Die biographische Erzählung ist als eine „historische
Narration“ zu verstehen und nicht als „originale“ vergan-               Beschreibung der Stichprobe
gene Erfahrung. Den Historiker*innen begegnen die „Ge-
schichten“ der Interviewpartner*innen, die ihre Erfahrun-               Entgegen der ursprünglichen Planung von 15–25 Inter-
gen in historische Zusammenhänge einordnen und inter-                   views wurden schließlich 33 Interviews geführt, da die
pretieren. [8] Sinnbildungen und Deutungen zu zurücklie-                interviewten Personen weitere, potentiell relevante Ge-
genden Prozessen und Ereignissen können unterschiedli-                  sprächspartner*innen benannten, die dann ebenfalls be-
che Akzente setzen, also einzelne Aspekte hervorheben,                  fragt werden konnten. Die Auswahl beinhaltet 20 Ak-
                                                                        teur*innen der Humangenetik, die vom Arbeitskreis „Oral
                                                                        History“ der GfH vorgeschlagen wurden. Diese Personen-
1 Dazu zählen: Facharzt für Humangenetik, Zusatzbezeichnung „Me-        gruppe wurde von den beauftragten Historikern zu einem
dizinische Genetik“ oder „Fachhumangenetiker GfH/GAH“. (vgl. Be-
                                                                        Sample erweitert, das sowohl Geschlecht, Alterskohorten,
rufsverband Medizinische Genetik e. V., Deutsche Gesellschaft für
Humangenetik, Leitlinien zur Erbringung humangenetischer Leis-          regionale als auch fachliche Zuordnung berücksichtigte.
tungen: 1. Leitlinien zur Genetischen Beratung, medgen. 1996(8): Heft       Es wurden Träger relevanter Merkmalskombinationen
3 (Sonderbeilage): 1–2).                                                zu einem sog. theoretischen Sample zusammengestellt. [4]
F. Söhner et al., Oral-History-Projekt Humangenetik | 183

Insgesamt wurden 25 Männer und 8 Frauen aus den Ge-            den offen formuliert, so dass Gesprächspartner*innen die
burtsjahrgängen von 1925 bis 1950 interviewt. Nach dem         Möglichkeit hatten, den Gesprächsverlauf auf ihnen re-
Abschluss und der Freigabe der Interviews konnten 29 In-       levant erscheinende Inhalte zu lenken. Über den erzähl-
terviewaufzeichnungen ausgewertet werden. 24 Westdeut-         generierenden Ansatz der Fragen im narrativen Interview
sche, 2 Ostdeutsche, 2 Österreicher und 1 Schweizer hat-       lassen sich Verlaufsformen von sozialen Veränderungs-
ten ihre Daten zur Auswertung freigegeben. Alle Inter-         prozessen erfassen und Kategorien zu deren weiterer Ana-
viewpartner*innen waren Professor*innen an Universitä-         lyse entwickeln. Die Prozessorientierung des leitfadenori-
ten oder Hochschulen. Ihre Ausbildung beschrieben sie          entierten Interviews ermöglichte die Erfassung umfassen-
wie folgt (eine Nennung pro Interview): Medizin (21) und       der Erzählungen, der narrative Fragestil ließ eine Erhe-
Naturwissenschaften (8). Auf die Frage, auf welchem Weg        bung von Daten im Zusammenhang mit der Fragestellung
sie in Humangenetik kamen, nannten die Interviewpart-          zu. Die Formulierung der Nachfragen orientierte sich an
ner*innen (Mehrfachnennungen möglich, in nicht allen           einem inhaltlichen und zeitlichen Horizont, um individu-
Interviews wurde diese Frage beantwortet): Medizin (12),       elle und institutionelle Entwicklungsverläufe zu erfassen.
Pädiatrie (einschließlich Perinatologie) (7), Biologie (ein-   [6, 8, 16, 17]
schließlich Botanik) (4), Biochemie (2), Gerichtsmedizin
(1), Innere Medizin (1).
      Die Nicht-Teilnahme (nonresponse) an einer Erhe-
bung stellt ein zentrales Problem in der empirischen So-
                                                               Methoden der Datenauswertung
zialforschung dar. [15] Hierfür gibt es verschiedene Grün-
                                                               In der Auswertung der Interviews geht es u. a. darum,
de: 1. die vorgesehenen Person kann nicht kontaktiert wer-
                                                               biographische Berichte zu dekonstruieren, also die Struk-
den, 2. Der Person fehlen die Fähigkeit und/oder die Be-
                                                               tur der Narration zu erschließen. Ein Ziel liegt dar-
reitschaft zur Teilnahme und 3. das Einverständnis, die er-
                                                               in, Deutungsmuster und Sinnbildungen herauszuarbei-
hobenen Daten zur Verwendung freizugeben, kann nicht
                                                               ten. Auch die Frage, welche Wertungen in die Narration
erhoben werden. Grundsätzlich lässt sich die Gruppe der
                                                               einfließen, steht im Mittelpunkt des Forschungsinteres-
Nonresponenten nicht als homogene Gruppe verstehen.
                                                               ses. Die Auswertung erfolgt nach qualitativen, historisch-
Bezogen auf den hier betrachteten Personenkreis ist die
                                                               hermeneutischen und sozialwissenschaftlichen Metho-
Forderung nach einer fallbezogenen Begründung für ei-
                                                               den. Anwendung finden die Ansätze der qualitativen In-
ne Nichtteilnahme aufgrund der zugesicherten Anonymi-
                                                               haltsanalyse nach Mayring [18] und Kuckartz [10] sowie
tät und des Datenschutzkonzepts forschungsethisch nicht
                                                               der so genannten Grounded Theory [19].
vertretbar. [6]
                                                                    Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring fokus-
                                                               siert auf die Ordnung, Kategorisierung und Strukturierung
                                                               von manifesten und latenten Inhalten und die Entwick-
Datenerhebung                                                  lung von systematisch und intersubjektiv überprüfbaren
                                                               Ergebnissen. [18] Die Grounded Theory verfolgt das Ziel,
Die biographischen Gespräche wurden von der Historike-         ausgehend von einer offenen Fragestellung mittels inhalt-
rin Felicitas Söhner geführt. Die Interviews wurden durch      licher Analyse von Interviews, Feldbeobachtungen und
einen Leitfaden strukturiert, trotzdem wurde darauf Wert       anderen empirisch erhobenen Daten neue Theorien zu
gelegt, die Befragten möglichst frei sprechen zu lassen, um    entwickeln. [20] Dabei ist die Grounded Theory weniger
über ihre Erzählung eine Quelle zu produzieren. [4] Durch      als einzelne Methode anzusehen, sondern als ein qualita-
die direkte Beteiligung (durch Auswahl der Gesprächspart-      tiver Forschungsstil, der eine Sammlung von Forschungs-
ner, Fragestellungen, Anwesenheit, Kommunikation mit           methoden und Verfahren zusammenfasst. In diesem Sinne
den Interviewten) spielen die Interviewenden eine aktive       wird sowohl induktiv aus den Daten ein Kategoriensche-
Rolle in der Produktion der Quelle; dies muss in die Quel-     ma gebildet und fortlaufend angepasst, als auch deduktiv
lenkritik einbezogen werden. [7]                               das Schema auf die Datengrundlage angewendet. Die Ge-
     Der Leitfaden beinhaltete Fragen zu professionellem       sprächsinhalte werden so kodiert und thematisch in Kate-
Hintergrund, Forschungsnetzwerken, persönlichen Idea-          gorien klassifiziert und zusammengefasst. Legewie spricht
len und Zielen sowie Verortung der eigenen Rolle, des Fa-      wegen des „Pendeln[s] zwischen Induktion und Dedukti-
ches und fachlicher Institutionen. [4] Gleichzeitig wurde      on, Datenerhebung und Dateninterpretation“ von einem
versucht, das Interviewsetting und die Richtung der Ant-       „Dialogcharakter“ der Methode, der es schließlich erlaubt,
worten möglichst wenig zu beeinflussen. Die Fragen wur-        bei einer „datenverankerte[n] Theorie“ anzukommen. [21]
184 | F. Söhner et al., Oral-History-Projekt Humangenetik

     Das Ziel der Analyse liegt im Entdecken von Erzähl-      men selbst stellen die historischen Primärquellen dar. Als
mustern und Kategorien in den erhobenen Daten und dem         Findmittel wurde zu jedem Interview ein Regest erstellt.
Bilden von historischen Hypothesen und neuen Erklä-           Die Regesten enthalten Informationen zu Ort und Zeit-
rungsansätzen im Sinne eines hermeneutischen Zirkels.         punkt des Interviews, zu den beteiligten Gesprächspart-
Dies bedeutet, der Auswertung liegt ein Vorverständnis zu     nern, technische Daten zur Aufzeichnung und Hinwei-
Grunde. Die Analyse führt zu einer Erweiterung des ur-        se auf Zugangsbeschränkungen. Ihren Kern bildet die In-
sprünglichen Vorwissens. Mit weiteren Durchgängen der         formation, zu welchem Zeitpunkt im Interview welcher
Quellenanalyse entwickelt sich ein fortschreitendes Ver-      Fragenkomplex besprochen wird. Die Regesten enthalten
ständnis der Inhalte. [10]                                    dazu Stichworte aus den Antworten der Gesprächspart-
     Zur Datenauswertung in der Grounded Theory stehen        ner*innen. Für zukünftige Veröffentlichungen werden Ab-
verschiedene Instrumente zur Verfügung. [10, 18, 20, 22] In   schnitte der Interviews transkribiert, wenn ein*e Befrag-
diesem Projekt wurde die Einteilung und Strukturierung        te*r im Wortlaut wiedergegeben werden soll.
der Kategorien nach Kuckartz vorgenommen. [10] Da die
Anwendung von Gütekriterien quantitativer Analysen auf
die qualitative Forschung kontrovers diskutiert wird, [18,
22] haben wir uns entschlossen, wie von Kuckartz [10] vor-    Ergebnisse
geschlagen, alternative Maße interner und externer Studi-
engüte einzusetzen. Die Gütekriterien der internen Studi-     Die Gesprächsinhalte lassen sich folgenden Kategorien
enqualität (Zuverlässigkeit, Glaubwürdigkeit, Verlässlich-    und Sub-Kategorien zuordnen:
keit) werden durch transparente Darstellung und Doku-         (1) biographische Daten und Werdegang der Gesprächs-
mentation des Forschungsprozesses erreicht. [10] Zur Ein-         partner*innen (sozialer und Bildungshintergrund;
haltung der externen Gütekriterien (Übertragbarkeit und           Motivation für den Weg in die Humangenetik; Mento-
Verallgemeinerung) wurden nicht direkt in die Befragung           ren und wissenschaftliche Vorbilder; Wahrnehmung
involvierte Fachpersonen in die Diskussion der Kategorien         der eigenen Rolle im Fach sowie besonderer Leistun-
einbezogen. [10] Hierzu gehörten u. a. Mitglieder des Ar-         gen und Schwierigkeiten),
beitskreises Oral History in der Humangenetik.                (2) Entwicklung und Anwendung von diagnostischen
                                                                  und therapeutischen Techniken (Chromosomenanaly-
                                                                  se; Amniozentese; Molekulargenetik; Epigenetik)
                                                              (3) Etablierung und Ausbau der Institutionen der Human-
Datenschutz                                                       genetik (fachliches Profil; Beratungsstellen; Grün-
                                                                  dung der GfH; Regelung der Ausbildung und Facharz-
Die Gesprächspartner*innen der Interviews wurden dar-             tanerkennung; internationale Kontakte), sowie
über aufgeklärt, dass die Gespräche aufgezeichnet und ge-     (4) gesellschaftliche Einbettung des Faches in Deutsch-
speichert werden. Sie sind auch über den Rahmen und               land (Wissenschaftskommunikation mit Politik, Medi-
die Intentionen der Forschung aufgeklärt worden. Inter-           en und Öffentlichkeit; Dialog mit Patientenorganisa-
views werden für dieses Forschungsprojekt nur ausgewer-           tionen und Organisationen von Menschen mit Behin-
tet, wenn die Gesprächspartner*innen dem schriftlich zu-          derungen; Historische Verantwortung vor dem Hinter-
gestimmt haben. Wörtliche Zitate aus Interviews werden
                                                                  grund der Eugenik in Deutschland; Attitüden gegen-
den Beteiligten vor Verwendung in Publikationen vorge-
                                                                  über in die Medizin im Nationalsozialismus oder Eu-
legt. Interviewpartner*innen haben die Möglichkeit, der
                                                                  genik verstrickten Akteur*innen).
wörtlichen Verwendung ohne die Nennung von Gründen
zu widersprechen. Die Interviews werden für Auswertun-
                                                              Entlang dieser Kategorien kann in folgenden Studien ein
gen pseudonymisiert und nur bei historischer Notwendig-
                                                              Vergleich mit anderem Quellenmaterial ebenso erfolgen
keit (Kontextualisierung, Zuordnung weiterer Quellen) für
                                                              wie eine heuristische Annäherung an die Gesprächsinhal-
den Auswertungsprozess entschlüsselt.
                                                              te zur Entwicklung neuer Fragestellungen zur Geschichte
                                                              der Humangenetik in Deutschland.
                                                                  Zugänglich für Forschende sind die Interviews im Ar-
Dokumentation und Archivierung                                chiv der GfH in München. Nach dem Abschluss und Freiga-
                                                              be der Interviews sind 29 Interviewaufzeichnungen mit Re-
Die zur wissenschaftlichen Verwendung freigegebenen           gesten 2018 an die GfH übergeben worden. Die Aufzeich-
Tondokumente wurden digital archiviert. Die Tonaufnah-        nungen der Interviews sollen langfristig als historische
F. Söhner et al., Oral-History-Projekt Humangenetik | 185

Quellen erhalten werden, die zukünftig unter verschiede-         kleine Gemeinschaft der deutschsprachigen Humangene-
nen Aspekten ausgewertet werden können. Die GfH be-              tiker*innen kann aber nach Meinung der Autor*innen ei-
wahrt damit einen Teil ihrer fachkulturellen Erinnerung.         ne Generalisierbarkeit der gesammelten Narrative ange-
[23–25]                                                          nommen werden. Im Vordergrund möglicher Auswertun-
                                                                 gen steht außerdem aufgrund der Komplexität der Lebens-
                                                                 läufe [16] auch weniger das Interesse an abstrakter Objekti-
                                                                 vität, [7] sondern das Bemühen, aus der Analyse von Ein-
Diskussion                                                       zelfällen deutliche Tendenzen herauszuarbeiten [31] und
                                                                 Geschichte aus Sicht von Teilnehmer*innen zu verstehen.
Die Methode der Oral History bietet die Möglichkeit, histo-      [17, 32]
rische Perspektiven zu untersuchen, die über schriftliche             Dem Anspruch auf Verallgemeinerbarkeit wird nicht
Dokumente nicht ohne weiteres zu erheben sind. Dieser            zuletzt über eine „theoretische Sättigung“ begegnet, ver-
Zugang weist Spezifika auf, die ihn als nützliches, wenn         bunden mit dem Ziel, durch das Sample der Gesprächs-
auch nicht gänzlich problemloses zeithistorisches Instru-        partner*innen ein verkleinertes Abbild der Grundgesamt-
ment ausweisen. Denn die Weitergabe des Erlebten bildet          heit zu erhalten. [33]
keine historischen Fakten ab, sondern ist in der Narrati-             Über den vorab entwickelten Gesprächsleitfaden [4]
on bereits verarbeitetes Wissen: [26] so ist Subjektivität ein   ließ sich sicherstellen, dass relevante Befragungsbereiche
zentraler Aspekt der Oral History. [27] Mit dieser Methode       in allen Interviews enthalten waren. Leitfadengestützte In-
lassen sich historische Narrative als Verarbeitung subjek-       terview sind zum einen offen genug, um neue qualitative
tiver Vergangenheit rekonstruieren, die dann auf Abwei-          Daten zu generieren, doch andererseits regelgeleitet und
chungen vom bisherigen Quellenstand untersucht werden            systematisch genug, um Forschungsfragen in einer ver-
können. [16]                                                     gleichenden Analyse zu erschließen.
     Gleichzeitig bieten biographische Interviews neben               Die Kodierung der Daten erfolgte prozessorientiert
einem Mosaik von Erinnerungen „eine zusätzliche Orien-           und auf Grundlage der empirischen Daten. Da rein de-
tierungshilfe“. [28] Sie helfen Quellen einzuordnen, neue        duktive Verfahren in der qualitativen Forschungspraxis als
Quellen zu identifizieren, Entwicklungen zu verstehen            eher nachrangig gelten, [18] wurden die inhaltlichen Ka-
und heuristische Raster zu justieren. In der Oral History        tegorien in einem gemischt deduktiv-induktiven Verfah-
können zudem auch Personen zu Wort kommen, die keine             ren erstellt. [34] Die Ergänzung durch induktive Kategorien
                                                                 war sinnvoll, um die über Vorwissen gebildeten Kategori-
oder wenige Schriftquellen hinterlassen haben. So hat die
                                                                 en zum Untersuchungsfeld zu ergänzen. [10] Die aus den
Oral History das Potenzial, die Zeitgeschichte mit bisher
                                                                 Interviews heraus gebildeten Kategorien liegen häufig nä-
„stillen“ Akteur*innen anzureichern.
                                                                 her an der sozialen Realität, als dies bei theoretisch vorfor-
     Die Auswertung der bisher geführten Interviews mit
                                                                 mulierten Hypothesen der Fall sein kann. [24]
Zeitzeug*innen der Humangenetik unterliegt gewissen in-
                                                                      Entlang der Kategorien konnte ein Vergleich mit an-
haltlichen und methodischen Einschränkungen. Eine der
                                                                 derem Quellenmaterial ebenso erfolgen wie eine heuris-
Limitationen stellen die Samplingstrategie und die Stich-
                                                                 tische Annäherung an die Gesprächsinhalte zur Entwick-
probe selbst dar. Die Auswahl der in diesem Projekt Be-
                                                                 lung neuer Fragestellungen zur Geschichte der Humange-
fragten erfolgte nach den Kriterien des Convenience Sam-
                                                                 netik in Deutschland. Der Gefahr einer eventuellen per-
pling. Die Gesprächspartner*innen wurden nach ihrer Ver-         sönlichen Voreingenommenheit wurde dadurch ein Ge-
fügbarkeit, Bereitschaft und Fähigkeit zur Information so        gengewicht gesetzt, dass diese Frage methodisch reflek-
ausgewählt, dass die Breite des Gebiets möglichst abge-          tiert und die Daten von verschiedenen Wissenschaftler*in-
deckt wurde. Liegt eine Stärke dieser Variante des Sam-          nen interpretiert wurden. Eine Objektivierung des Verfah-
plings darin, dass die Befragten zugänglich und die Durch-       rens erfolgte über die Ausarbeitung des Leitfadens sowie
führung der Erhebung kosten- und zeitgünstig realisierbar        durch die systematische Datenanalyse durch ein regelge-
ist, so ist kritisch zu hinterfragen, wie weit sich über die-    leitetes Vorgehen. [10, 18]
se Form des Sampling repräsentative Ergebnisse erzielen               Die Dateninterpretation basierte auf repräsentativen
lassen. [29] Um möglichen Limitationen des Convenience           Gesprächssequenzen als Analyseeinheiten nach den Re-
Sampling zu begegnen, wurde auf breite Heterogenität der         geln der qualitativen Inhaltsanalyse [10, 18]. Daraus gene-
Fälle geachtet [4, 30]. Dennoch kann nicht ausgeschlos-          rierte Ergebnisse wurden mit anderen historischen Quel-
sen werden, dass eine abweichende Stichprobenauswahl             len verglichen. Die Analyse sowie die Interpretation der
zu anders gelagerten Ergebnissen geführt hätte. Für die          Befunde wurden kommunikativ validiert. [6]
186 | F. Söhner et al., Oral-History-Projekt Humangenetik

Ausblick                                                      Ethical approval: This paper does not include any studies
                                                              conducted by the authors on humans or animals. The bi-
Auf Basis der biographischen Interviews können zu-            ographical interviews did not, in the authors’ opinion, re-
künftig etwa Fragen zu (1) biographischen Daten und           quire a vote by a research ethics committee.
Werdegang der Gesprächspartner*innen, (2) Entwicklung
und Anwendung von diagnostischen und therapeutischen
Techniken, (3) Etablierung und Ausbau der Institutionen
der Humangenetik sowie (4) gesellschaftlicher Einbettung
des Faches in Deutschland beantwortet werden.                 Literatur
    Aus dem vorliegenden Material (Interviews, Regesten,
Kategorienauswertungen, Objektivierung durch weiteres         [1]    Scholz-Kroner C. Qualitätssicherung in der Humangenetik.
                                                                     Eine Strukturanalyse. Dissertation. München: LMU; 2009.
Quellenmaterial) lassen sich u. a. folgende konkrete Fra-
                                                              [2]    Nemec B, Zimmer F. Wie aus Umweltforschung die
gestellungen ableiten:                                               genetische Pränataldiagnostik entstand. Über eine
– Welche Rollen spielen Geschichtsbewusstsein und                    Methodenverschiebung in der Vorsorge um 1970. NTM.
    historische Verantwortung in der deutschen Human-                2019;1:39–78.
                                                              [3]    Koch G, Schwanitz G. Genetische Beratung und pränatale
    genetik?
                                                                     Diagnostik in Erlangen, 1966-1977/78: mit einem kurzen
– Welche Rolle spielen ethische Fragen in der humange-               Beitrag zur Geschichte der genetischen Beratung. Erlangen:
    netischen Beratungspraxis?                                       Palm & Enke; 1979.
– Wie haben die Entwicklung und Anwendung von dia-            [4]    Krischel M, Söhner F, Fangerau H. Zeitgeschichte der
    gnostischen und therapeutischen Techniken die Hu-                Humangenetik in Deutschland – Forschungsstand und
                                                                     Forschungsfragen. Med Genet. 2018;30(3):351–8.
    mangenetik geprägt?
                                                              [5]    Pfadenhauer M. Professionalität. Eine
– Wie liefen die Prozesse der Trennung der Humangene-                wissenssoziologische Rekonstruktion institutionalisierter
    tik von der Anthropologie und der Gründung der Deut-             Kompetenzdarstellungskompetenz. Opladen: Leske + Budrich;
    schen Gesellschaft für Humangenetik ab?                          2003.
                                                              [6]    Söhner F. Methodische Problemfelder und ethische
                                                                     Implikationen in der zeitzeugenbasierten Historiographie –
Auf Basis des vorliegenden Materials werden die Autor*in-            ein Erfahrungsbericht. BIOS. 2017;1+2:273–89.
nen diese Fragen in folgenden Beiträgen adressieren.          [7]    Geppert A. Forschungstechnik oder historische Disziplin?
                                                                     Methodische Probleme der Oral History. Gesch Wiss Unterr.
                                                                     1994;5:303–23.
Author contributions: All authors have accepted respon-
                                                              [8]    Schreiber W. Zeitzeugengespräche führen und auswerten. Ein
sibility for the entire content of this manuscript and ap-           Leitfaden für Nicht-Historiker. KU Eichstätt; 2008.
proved its submission. All authors were equally involved      [9]    Apel L. Oral History reloaded. Zur Zweitauswertung von
in the conception of the paper and its formulation.                  mündlichen Quellen. Westfäl Forsch. 2015;65:243–54.
Acknowledgment: This article is part of the results of        [10]   Kuckartz U. Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis,
                                                                     Computerunterstützung. Weinheim: Beltz; 2018.
a research project on the contemporary history of hu-
                                                              [11]   Brüggemeier F-J. Aneignung vergangener Wirklichkeit –
man genetics in Germany, which was financially and non-              Der Beitrag der Oral History. In: Voges W, Hrsg. Methoden
materially supported by the German Society of Human Ge-              der Biografie- und Lebenslaufforschung. Opladen: Leske +
netics (GfH).                                                        Budrich; 1987. S. 145–69.
                                                              [12]   Plato, A v. Geschichte und Psychologie – Oral History und
Funding: M. Krischel, F. Söhner and H. Fangerau were
                                                                     Psychoanalyse. BIOS. 1998;11:171–200.
members of the funded research project from 2016 to 2018.     [13]   Fuchs-Heinritz W. Biographische Forschung. Eine Einführung in
The GfH paid travel expenses for M. Krischel and F. Söh-             Praxis und Methoden. Berlin: Springer; 2000.
ner. F. Söhner was employed in the research project from      [14]   Reinhart K. „Wir wollten einfach unser Ding machen“.
                                                                     DDR-Sportler zwischen Fremdbestimmung und
2016 to 2018; the position was funded by GfH.
                                                                     Selbstverwirklichung. Frankfurt: Campus; 2010.
Availability of data and material: The data sets used         [15]   Engel U, Schmidt B. Unit- und Item-Nonresponse. In: Baur
and/or analysed in the current study are available from the          N, Blasius J, Hrsg. Handbuch Methoden der empirischen
corresponding author on reasonable request.                          Sozialforschung. Wiesbaden: Springer; 2014. S. 331–49.
Competing interests: The authors declare that they have       [16]   Plato, A v. Oral History als Erfahrungswissenschaft. Zum
                                                                     Stand der „mündlichen Geschichte“ in Deutschland. BIOS.
no competing interests.
                                                                     1991;4:97–119.
Informed consent: Informed consent was obtained from          [17]   Grele R. Ziellose Bewegung. Methodologische und
all individuals included in this study.                              theoretische Probleme der Oral History. In: Niethammer L,
F. Söhner et al., Oral-History-Projekt Humangenetik | 187

       Hrsg. Lebenserfahrung und kollektives Gedächtnis. Frankfurt:     [30] Söhner F, Krischel M. Reproduktive Gesundheit und
       Suhrkamp; 1985. S. 195–220.                                           humangenetische Beratung im Dialog mit der Öffentlichkeit,
[18]   Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und                 1969–1996. VIRUS. 2020;18:265–84.
       Techniken. Weinheim: Beltz; 2010.                                [31] Krüger H-G. Handbuch der Jugendforschung. Opladen: Leske +
[19]   Herrn R, Friedland A. Ärztliche Normativität in der                   Budrich; 1988.
       Schizophrenie-Diagnostik an der Charité um 1920.                 [32] Punch K. Introduction to Social Research – Quantitative &
       Eine Anwendung der Grounded Theory auf historische                    Qualitative Approaches. London: Sage; 2005.
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       tu-berlin.de/download/legewie/Dokumente/Vorlesung_11.pdf
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       Springer; 2016.                                                  Düsseldorf, Deutschland
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[25]   Krischel M, Halling T. Erinnerungsorte und Erinnerungskultur –
       Zur Karriere der „Memory Studies“ in der Medizingeschichte.
                                                                        H. Fangerau
       Medhist J. 2020;55(3):219–31.
                                                                        Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Centre for
[26]   Wierling D. Geboren im Jahr Eins. Berlin: Links; 2002.
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       Klartext; 2007.
                                                                        Düsseldorf, Deutschland
[28]   Schlich T. Zeitgeschichte der Medizin: Herangehensweisen
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[29]   Malhotra N, Birks D. Marketing Research – An Applied
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       Approach. Harlow: Pearson; 2007.
                                                                        Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Centre for
                                                                        Health and Society, Medizinische Fakultät,
                                                                        Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Moorenstraße 5, 40225
                                                                        Düsseldorf, Deutschland
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