Orientalismus/Afrikanismus BA

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Seminarplan

Orientalismus/Afrikanismus [BA]

Modul: BA-M02 und M03a/b
Wintersemester 2018/19
Dienstag, 14 – 16 Uhr
Raum: SH 2.107
Mirco Göpfert

Ethnolog*innen aus dem Westen beschäftigen sich seit jeher mit den Anderen und den Fremden, mit
Afrika und dem Orient. Aber was sind eigentlich "der Orient", "Afrika" und "der Westen"? Weder der
Orient, noch Afrika sind von der Natur hervorgebrachte Gebilde, die ihr objektives Dasein in der Welt
fristen und nur darauf warten, von Ethnolog*innen und anderen Menschen aus dem Westen (der
ebenso wenig natürlich ist!) bereist, erforscht, beschrieben und verstanden zu werden.
Im ersten Teil dieses Seminars werden wir aus ethnologischer Perspektive die Genese dieser
Großregionen (Orient, Afrika, Westen) nachzeichnen. Im zweiten Teil erörtern wir eine Reihe von
Begriffen, die häufig als plausibilisierender Kern dieser Großkategorien betrachtet werden, nämlich
Kultur, Tradition, Ethnizität, und Identität. Im dritten Teil erproben wir, wie gegenüber einer
vorschnellen und verallgemeinernden Rede beispielsweise von der "afrikanischen Kultur" oder der
"orientalischen Tradition" ethnologisch-kritisch Stellung bezogen werden kann. Die Themenfelder, zu
denen wir diese ethnologische Kritik diskutieren und durchführen, werden wir im Seminar
gemeinsam auswählen.
Am Ende dieses Seminars sollen demnach alle Teilnehmenden (a) die Grundlinien der historischen
Produktion des Orients, Afrikas und des Westens nachzeichnen, (b) die ethnologische
Auseinandersetzung mit den Begriffen Kultur, Tradition, Ethnizität und Identität umreißen und (c)
kritisch und mit ethnologisch versierter Begrifflichkeit gegenüber stereotypisierenden
Verallgemeinerungen Stellung beziehen können.
Orientalismus/Afrikanismus [BA] | Göpfert | 2018/19

Studienleistun g (6 CP, unb enotet)
Die erfolgreiche Teilnahme ist mit drei unbenoteten Aufgaben verbunden. (6 CP entsprechen einem
Arbeitsaufwand von 8 Stunden pro Woche.)
1) Anwesenheit und Teilnahme: Anwesenheit bedeutet zuallererst, dass Sie in unseren
   wöchentlichen Sitzungen physisch zugegen sind. Sollten Sie eine Sitzung verpassen (zum Beispiel
   weil Sie einen Unfall hatten, krank sind oder ein Baum auf Ihr Haus gefallen ist) entbindet Sie dies
   nicht von der Pflicht, die vorgegebenen Texte gründlich zu lesen und die Aufgaben, die Sie
   übernommen haben zu erledigen (z.B. die Vorbereitung eines Referats). Verpassen Sie
   unentschuldigt mehr als zwei Sitzungen (das heißt Ihre Anwesenheit sinkt insgesamt unter 80%),
   können Sie nicht bestehen. Sollten Sie zu einer Sitzung nicht kommen können, an der Sie
   zugesagt hatten ein Referat zu halten, lassen Sie mich dies unverzüglich wissen, denn dies
   bedeutet, dass ich die gesamte Sitzung neu planen muss. Anwesenheit bedeutet allerdings auch,
   dass Sie Sich in die Seminardiskussion einbringen (können). Ein Seminar ohne die informierte und
   kooperative Teilnahme von allen ist im besten Fall langweilig, im schlimmsten deprimieren – für
   alle. Wenn Sie also unvorbereitet zu einer Sitzung kommen, zählen Sie ebenfalls als abwesend.
2) Impulsreferat: Alle Teilnehmer*innen bereiten ein Referat von 8 bis 10 Minuten vor, am besten
   zu einem selbstgewählten Thema; ich kann Ihnen grobe Vorschläge für die einzelnen Sitzungen
   machen. Schicken Sie mir spätestens zwei Tage vor Ihrem Referat das Manuskript
   (ausformuliert!) Ihres Vortrages per Email. Aber: Halten Sie das Referat frei! Nehmen Sie Sich
   mindestens zwei Tage Zeit, den Vortrag als solches, die Präsentation und Darstellung einzuüben.
   Es ist nicht einfach, eine klare Botschaft in mündlicher Form zu übermitteln, noch dazu wenn sie
   theoretisch anspruchsvoll sein sollte. Machen Sie Sich sorgsam Gedanken zur Architektur Ihres
   Referates; nehmen Sie Sich Zeit bei der Konstruktion Ihrer "Geschichte"; wählen Sie präzise
   Formulierungen und Sätze, die auch dann noch verständlich sind, wenn sie nur ein einziges Mal
   gehört werden; wählen Sie eine sinnvolle Form der Visualisierungen (und nur falls sich dies für Ihr
   Thema anbietet). Lassen Sie Sich inspirieren von Chris Andersons Buch "TED Talks: The Official
   TED Guide to Public Speaking" (2016; deutsche Übersetzung: "TED Talks: Die Kunst der
   öffentlichen Rede").
    [Sollte wegen zu vielen Teilnehmer*innen kein Platz mehr für zusätzliche Impulsreferate sein,
    können Sie alternativ einen detaillierten Text-Strukturbaum (eine Art visualisierendes Exposé)
    erstellen. Details hierzu erfahren Sie im Seminar.]
3) Öffentlicher Kommentar: Alle Teilnehmer*innen treten mit einer ethnologisch (oder:
   anthropologisch) informierten Kritik in die Öffentlichkeit. Mit anderen Worten, sie beteiligen sich
   an einer öffentlichen Debatte zu einem der im Seminar behandelten Themen. Dies sollte in der
   Form eines Leserbriefes, einer Replik oder eines Blog-Eintrages in Reaktion auf einen kürzlich
   erschienenen Medienbeitrag geschehen (und es sollte belegt werden, dass dieser Beitrag bei der
   betreffenden Zeitung gedruckt oder zumindest eingereicht wurde, denn es wird ja nicht jeder
   Leserbrief oder jede Replik gedruckt). Sollten Sie besondere Kenntnisse, Fertigkeiten oder
   Interessen mitbringen, sind auch andere Formen des öffentlichen Kommentars möglich, ja sogar
   erwünscht! Bitte sprechen Sie dies allerdings zuvor mit mir ab. Welche Form auch immer Ihr
   Beitrag haben wird, er sollte schon deutlich mehr Substanz besitzen als ein Beitrag in der
   Kommentarspalte einer Online-Zeitung oder -Zeitschrift.

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Modulprüfun g (3 CP, b enotet)
Als Modulprüfung schreiben Sie eine Hausarbeit (12-15 Seiten, 28.800–36.000 Zeichen inkl.
Leerzeichen, Fließtext), vorzugsweise ausgehend von einem konkreten, gegenwärtigen Phänomen
bzw. der Debatte darüber (z.B. Burkini-, Kopftuch- und ähnliche Debatten; Pegida und AfD;
Antideutsche; Identitäre Bewegung).
Sprechen Sie spätestens in der ersten Veranstaltungswoche im Januar 2019 mit mir das Thema der
Hausarbeit ab.
Beachten Sie das Merkblatt "Formale Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten" des Instituts für
Ethnologie: https://www.uni-frankfurt.de/45426646/Broschuere-Wissenschaftliches-Arbeiten.pdf

Wichtige Termine und Fristen
-   Anmeldung der Prüfung bis zum Freitag, 15.02.2019, über QIS/LSF
-   Rücktritt von der Prüfung bis zum Freitag, 22.03.2019, über QIS/LSF
-   Abgabe der Hausarbeit bis zum Freitag, 29.03.2019
-   Wiederholung: Abgabe der Hausarbeit bis zum Freitag, 07.06.2019

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     1) Intro (23.10.2018)
     In der ersten Sitzung geht es um ganz Grundlegendes. Zum einen besprechen wir, wovon dieses
     Seminar handelt und was der Sinn und Zweck all dessen ist. Zum andern besprechen wir den
     Seminarplan sowie die Grundlagen Ihrer Teilnahme am Seminar.

     2) Der "Kam pf d er Kulturen "? (30.10.2018)
     Samuel Huntington, einer der wohl einflussreichsten Politikwissenschaftler*innen der zweiten Hälfte
     des 20. Jahrhunderts, formulierte in seinem Aufsatz (und späteren Buch) eine der wohl
     einflussreichsten und zugleich problematischsten Thesen des ausgehenden 20. Jahrhunderts: Der
     "Kampf der Kulturen" sei das bestimmende Charakteristikum der Welt(ordnung) nach dem Ende des
     Kalten Krieges. Um welche Art der Analyse oder Prophezeiung es sich hierbei handelt, und wie diese
     These selbst zur (Neu)Ordnung der Welt beigetragen hat, wird Gegenstand dieser Sitzung sein.

     Lektüre
     Huntington, Samuel P. (1993): „The clash of civilizations?”. Foreign Affairs 72 (3): 22–49.

     Impulsreferat
     - "Der Kampf der Kulturen|RELOADED"

TEIL EINS: KONSTRUKTIONEN
     In den folgenden drei/vier Sitzungen geht es darum, drei der großkulturellen Einheiten, die auch
     Huntington heraufbeschworen hat, zu dekonstruieren. Dabei geht es nicht darum, zu sagen
     "Afrika/den Orient/den Westen gibt es gar nicht!", sondern ein Gespür dafür zu entwickeln, dass es
     sich hierbei um unglaublich wirkmächtige (und auch gewalttätige) Konstrukte handelt, die daher in
     der Tat auch existieren aber eben alles andere als natürlich sind.

     3) Der W esten (06.11.2018)
     Zunächst zum Westen. Stuart Hall, einer der einflussreichsten Kulturtheoretiker und marxistisch-
     inspirierten Soziologen der letzten fünfzig Jahre, zeigt, dass die Vorstellung vom „Westen“ als
     kulturelle Einheit das Ergebnis einer recht eigentümlichen Geschichte ist – einer Geschichte des
     Kolonialismus und der Ermächtigung.

     Lektüre
     Hall, Stuart (1992): „The west and the rest. Discourse and power”. In: Hall, Stuart und Bram Gieben
          (Hg.): Formations of Modernity. Cambridge: Polity Press, 275–331.

     Impulsreferate
     - Stuart Hall und die "Cultural Studies"
     - Michel Foucaults Machttheorie

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4) Der O rien t (13. 11.2018)
Das Buch Orientalism (auch Namensgeber für dieses Seminar!) von dem Literaturwissenschaftler
Edward Said gilt als ein Meilenstein der sogenannten Postcolonial Studies. Ganz ähnlich wie (wohl
gemerkt: nach ihm!) Stuart Hall, beschreibt er die historische Konstruktion des Orients (als Diskurs)
im Zuge seiner intellektuellen und kolonialen Ermächtigung oder Übermächtigung durch "den
Westen". Timothy Mitchell zeigt besonders eindrücklich, wie dies vor allem als Prozess der
Sichtbarmachung und des Zur-Schau-Stellens geschah.

Lektüre
Mitchell, Timothy (1989): „The world as exhibition”. Comparative Studies in Society and History 31
    (2): 217–236.

Impulsreferate
- Edward Said und die Wirkung von "Orientalism"
- Orientalismus HEUTE

5) Af rika (20.11.2018)
Der Westen ist ein Konstrukt; der Orient ist ein Konstrukt; auch Afrika ist ein Konstrukt. Aber noch
einmal: Dies bedeutet nicht, dass es sich hierbei nicht um ganz handfeste Wirklichkeiten handelt, die
unsere Sicht auf die Welt ordnen. Ganz egal wie künstlich diese Gebilde sind, sie haben zu einer
Wirklichkeit gefunden, die sich zwar historisch dekonstruieren und damit denaturalisieren lässt,
deren Wirkmächtigkeit aber kaum von der Hand zu weisen ist. Kwame Appiah zeigt dies im Hinblick
auf "afrikanische Identitäten" und James Ferguson im Hinblick auf die Position Afrikas in der
neoliberalen Ordnung der Gegenwart.

Lektüre
Appiah, Kwame A. (1992): In My Father's House. Africa in the philosophy of culture. New York: Oxford
    University Press. [daraus Kapitel 9: „African Identities”, S. 173-180]
Ferguson, James (2006): Global Shadows: Africa in the Neoliberal World Order: Duke University Press.
    [daraus „Introduction: Global Shadows: Africa and the World”, S. 1-23]

Impulsreferate
- Die Kolonisierung Afrikas
- Was heißt eigentlich "Entwicklung"?

6) Schnitt, R eflexion, Überleitun g (2 7.11.2018)
In dieser Sitzung werden wir kurz innehalten und eine Zwischenbilanz ziehen. Unter anderem werden
wir die deutschsprachigen Wikipedia-Einträge zu "Westliche Welt", "Orient" und "Afrika" diskutieren
(und dort möglicherweise korrigierend eingreifen).

Impulsreferat
- Was bisher geschah…

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 AM 4. DEZEMBER 2018 FINDET KEINE SITZUNG STATT!

TEIL ZWEI: BEGRIFFE
     In den kommenden vier Sitzungen zoomen wir weiter hinein in solche Großkategorien wie "Westen",
     "Orient" und "Afrika", und zwar anhand von vier Begriffen, von denen häufig angenommen wird, sie
     könnten den vermeintlichen Kern dieser geographischen Großkategorien beschreiben: Kultur,
     Tradition, Ethnizität und Identität.

     7) Kultur (11.12.2018)
     Was könnte denn grundlegender sein für die Sortierung von Regionen und Menschengruppen als ihre
     Kultur? Chris Hann, Direktor am MPI für ethnologische Forschung in Halle an der Saale, zeigt in recht
     provokanter, wenn nicht polemischer Weise, dass er den Kulturbegriff für unrettbar diskreditiert
     hält. "Abschlaffen!" lautet sein Credo. Auch wenn man seiner Einschätzung nicht unbedingt folgen
     muss, liefert dieser Text (und die anschließenden Kommentare) eine fruchtbare Grundlage für unsere
     eigene Diskussion über Kultur. Also was tun mit diesem eigentümlichen Ding namens "Kultur"?

     Lektüre
     Hann, Chris (2007): „Weder nach dem Revolver noch dem Scheckbuch, sondern nach dem Rotstift
         greifen. Plädoyer eines Ethnologen für die Abschaffung des Kulturbegriffs [und Kommentare]“.
         Zeitschrift für Kulturwissenschaften (1): 125–146.

     Impulsreferate
     - "Social anthropology" vs. "cultural anthropology"
     - "Deutsche Leitkultur"

     8) Tradition (18.12.2018)
     Neben Kultur dient Tradition häufig als Merkmal zur Identifikation dessen, was "eigentlich"
     zusammengehört, und derer, die "eigentlich" zusammengehören. Die Historiker Eric Hobsbawm und
     Terence Ranger verkomplizieren diese Sicht der Dinge. Tradition sei nichts, was mensch schon immer
     (oder zumindest schon unglaublich lange) so gemacht hätte; Tradition sei etwas Gemachtes, und
     zwar häufig etwas recht kürzlich Gemachtes, von dem mensch nur glaubt, dass es "schon immer" so
     gemacht würde. Tradition ist erfunden, so die pointierte Aussage der beiden, und zwar in Afrika wie
     in Europa.

     Lektüre
     Ranger, Terence (2004[1983]): „The invention of tradition in colonial Africa”. In: Hobsbawm, Eric J.
         und Terence Ranger (Hg.): The Invention of Tradition. Cambridge: Cambridge University Press,
         211–262.

     Impulsreferate
     - Die Erfindung von Tradition in Europa
     - Tradition vs. Moderne?

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     9) Ethnizität (15.0 1.2019)
     Der Begriff "Ethnizität" scheint ein bisschen weniger brisant zu sein als "Kultur" und "Tradition",
     weniger konflikt- und kampfbehaftet. Doch man denke nur an Vorstellungen der "ethnischen
     Reinheit" und an den nicht gar zu weit davon entfernt liegenden Gedanken der "ethnischen
     Säuberung" und plötzlich erscheint das ach so harmlose Bild vom "Ethnopluralismus", das die Neue
     Rechte und die Identitäre Bewegungv propagieren, in einem ganz anderen Licht. Was ist eigentlich
     Ethnizität und wie lässt sich dies anthropologisch denken?

     Lektüre
     Eriksen, Thomas H. (2010 [1994]): Ethnicity and nationalism: Anthropological perspectives. London,
          New York, New York: Pluto Press. [daraus Kapitel 1: „What Is Ethnicity?”, S. 1-22]

     Impulsreferat
     - Sind "Ossis" eine Ethnie?
     - Ethnizität und Nationalismus

     10) Identi tät (22.01.2018)
     Identität ist der letzte Kampfbegriff, den wir im Hinblick auf seine orientalistische, afrikanistische und
     weitere -istische Schlagkraft diskutieren. Der Soziologe Rogers Brubaker und der Afrikahistoriker
     Frederick Cooper argumentieren, dass es keinen Sinn macht von Identität oder Identitäten zu
     sprechen, da dies die Stabilität dieser Dinger impliziere und vernachlässige, dass es sich hierbei viel
     mehr um unabgeschlossene und unabschließbare (und damit auch um mehrdimensionale und
     mehrdeutige) Prozesse der Identifizierung handelt.

     Lektüre
     Brubaker, Rogers und Frederick Cooper (2007): „Jenseits der "Identität"”. In: Brubaker, Rogers (Hg.):
         Ethnizität ohne Gruppen. Hamburg: Hamburger Edition, 46–95.

     Impulsreferat
     - Identität und "Identitäre Bewegung"
     - Gegenposition zu Brubaker/Cooper

TEIL DREI: THEMEN(VORSCHLÄGE)
     Im letzten Teil des Seminars zoomen wir wieder etwas heraus und lenken den Blick auf spezifische
     Themen, in denen Kultur, Tradition, Ethnizität und Identität mit Orientalismus/Afrikanismus
     vermengt werden. Die genauen Themenfelder werden wir im Seminar gemeinsam auswählen; die
     hier genannten sind als Vorschläge zu verstehen.

     11) Akad emisch er Kulturalismus? (29 .01.2019)
     Die Ethnologie versteht sich seit langem als Disziplin, die gegenüber Kolonialismus und
     Ethnozentrismus kritisch Stellung bezieht. Doch wie steht es denn um ihre eigenen Verstrickungen
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mit Orientalismus/Afrikanismus? Dies zeigt sich besonders in der Verwendung von Sprache. Wie lässt
sich dem anthropologisch begegnen?

Lektüre
Abu-Lughod, Lila (1991): „Writing against culture”. In: Fox, Richard G. (Hg.): Recapturing
    anthropology: Working in the present. Santa Fe: School of American Research Press, 137–162.
Miner, Horace (1956): „Body Ritual among the Nacirema”. American Anthropologist 58 (3): 503–507.
Wainaina, Binyavanga (2006): „How to write about Africa”. Granta (92). Elektronisches Dokument:
    https://granta.com/how-to-write-about-africa/ (zuletzt abgerufen: 11.10.2018)

Impulsreferate
- „Writing Culture”
- Kritische Betrachtung der Rhetorik und Repräsentation bei einer Afrika-Ethnolog*in

12) Islam? (05.02.2019)
Spätestens seit den 2000er Jahren und dem sogenannten "Global War on Terrorism" sind Muslime
zur Zielscheibe kulturalistischer Diskreditierung und Beleidigung geworden – aufbauend auf lang
eingeübten Mustern orientalistischer Einfärbung. Wie kann eine anthropologische Kritik aussehen?

Lektüre
Abu-Lughod, Lila (2002): „Do Muslim women really need saving? Anthropological reflections on
    cultural relativism and its others”. American Anthropologist 104 (3): 783–790.
Mamdani, Mahmood (2002): „Good Muslim, bad Muslim. a political perspective on culture and
   terrorism”. American Anthropologist 104 (3): 766–775.

Impulsreferate
- Die "Burkini-Debatte" (in Konstanz)
- Kritische Betrachtung der Rhetorik und Repräsentation bei einer Islam-Ethnolog*in

13) Und was nun? (12.02.2019)
Rückblick | Ausblick | Alternative Perspektiven

Lektüre
Coronil, Fernando (1996): „Beyond occidentalism. toward nonimperial geohistorical categories”.
    Cultural Anthropology 11 (1): 51–87.
Gupta, Akhil und James Ferguson (1992): „Beyond ‘culture’. space, identity, and the politics of
    difference”. Cultural Anthropology 7 (1): 6–23.

Impulsreferat
- Papa in Afrika (Kannemeyer)

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NOCH EIN WORT ZUR LEKTÜRE…
     Ein wesentlicher Teil der Aneignung des Materials findet über die Pflichtlektüre und die
     Impulsreferate statt. Die gemeinsame Lektüre hat das Ziel, allen Teilnehmenden eine gemeinsame
     Grundlage zu verschaffen, um die Diskussionen und das Seminar fruchtbar zu machen. Die Referate
     sollen spezifische Probleme, die über die Pflichtlektüre hinausgehen, ausarbeiten und zur Diskussion
     stellen. Durch einen "öffentlichen Kommentar" soll das im Seminar gelernte nicht nur auf "die Welt
     da draußen" angewandt, sondern ihr gewissermaßen entgegengehalten werden.
     Für einige Teilnehmenden wird die Auseinandersetzung mit der mehrheitlich englischsprachigen und
     in manchen Wochen recht umfangreiche Lektüre eine große Herausforderung darstellen. Aber
     glauben sie mir: Wenn Sie Ihre vielleicht anfänglich defensiven Reflexe hinter sich lassen, werden Sie
     an einem großen Teil der Lektüre Gefallen finden! Darüber hinaus ist es hilfreich, bereits früh mit
     einem Phänomen konfrontiert zu werden, dass Sie sicher weiter begleiten wird: dass Sie viel zu lesen
     aber keine Zeit dafür haben. Versuchen Sie daher Texte in einer systematischen (und zeitsparenden!)
     Art zu lesen. Stellen Sie gleich zu Beginn eine Reihe von Fragen an den Text: Um was für einen Text
     handelt es sich hier eigentlich? (Eine Einleitung in eine Herausgeberschrift? Einen Lexikoneintrag?
     Einen theoretischen Text? Eine empirische Fallstudie?) Wer ist die Autor*in? (Ist sie eine
     unersättliche Feldforscher*in oder eine kaltblütige Theoretiker*in?) Wer wird angesprochen?
     (Studierende? Fochkolleg*innen? Ein interdisziplinäres Publikum? Die breite Öffentlichkeit?) Was ist
     das Ziel des Textes? (Wovon will er mich überzeugen? Wofür und wogegen argumentiert der Text?)
     Und das vielleicht wichtigste: Schreiben Sie all dies auf und zwar in einer systematischen Art und
     Weise (z.B. mithilfe von Citavi)!

     Und jetzt: Fröhliche Wissenschaft!

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