PRESSEHEFT KINOSTART: 04.11.2021 - Zur Duisburger Filmwoche

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PRESSEHEFT KINOSTART: 04.11.2021 - Zur Duisburger Filmwoche
PRESSEHEFT
KINOSTART:   04.11.2021
PRESSEHEFT KINOSTART: 04.11.2021 - Zur Duisburger Filmwoche
ZUHURS TÖCHTER                                 Weltpremiere
Dokumentarfilm                                 Hot Docs Toronto, Kanada, April 2021

Produktionsland und Jahr                       Deutschland-Premiere
Deutschland 2021                               Internationales Dokumentarfilmfestival
                                               München, Mai 2020
Sprache                                        Gewinner in der Kategorie DOK.deutsch
arabisch, kurdisch, englisch, deutsch
                                               Kinostart
Untertitel                                     04.11.2021
deutsch/englisch
                                               Laufzeit
Ein Film von                                   89 Min
Laurentia Genske und Robin Humboldt
                                               FSK
Eine Produktion von
                                               Website
                                               www.zuhurs-toechter.de

In Koproduktion mit
                                                                                        S. 2

Gefördert von

Verleih

PRESSEHEFT — ZUHURS TÖCHTER — Camino Filmverleih — 2021
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INHALTSVERZEICHNIS

                                           4      Stab

                                           6      Protagonist*innen

                                           8      Kurzinhalt – Logline, Synopsis

                                           9      Langinhalt

                                           11     Regisseurin Laurentia Genske –
                                                  Vita und Filmografie

                                          13      Regisseur Robin Humboldt –
                                                  Vita und Filmografie

                                          16      Director’s Note – Laurentia Genske und Ro-
                                                  bin Humboldt

                                          18      Faktencheck – Trans* in Deutschland

                                          19      Kontakte

PRESSEHEFT — TOUBAB — Camino Filmverleih — 2021
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STAB

Buch & Regie                   Montage                    Produzenten
Laurentia Genske               Carina Mergens             Martin Roelly
Robin Humboldt                                            Erik Winker
                                                          Ümit Uludag
                               Tongestaltung & Mischung
Bildgestaltung & Originalton   Robert Keilbar             Redaktion
Laurentia Genske                                          Katya Mader
Robin Humboldt                 Produktionsleitung
                               Daniela Dieterich
                               Florian-Malte Fimpel

                                                                          S. 4

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S. 5

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„Lass mich im Diesseits glücklich werden“

                       LOHAN
                               Die eine Hälfte des Geschwisterpaares.
                               Sie ist mehr als ihre Schwester Samar in der Clubszene unter-
                               wegs. Durch Lohan erhält man einen Einblick ins Rotlichtmilieu
                               der trans* Szene.

                                                                                                 S. 6

                       SAMAR
                               Die andere Hälfte des Geschwisterpaares.
                               Eine Zeit lang hat sie einen festen Freund, der Film begleitet
                               sie u.a. bei ihren Terminen mit Ärzt:innen, Psycholog:innen und
                               Beratungsstellen.

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ZUHUR
                               Die Mutter der beiden Schwestern Lohan und Samar will, dass
                               ihre Kinder glücklich werden. Ist aber mit der Situation komplett
                               überfordert.

                         TALIB
                               Lohans und Samars Vater. Er spricht sehr offen über die Lebens-
                               wege seiner Kinder, die nicht nur mit dem binären Geschlechter-
                               system und den kulturellen Umständen kollidieren, sondern auch
                               Konfliktpotential für den Rest der Familie bedeuten.

             SCHAHARAZAD
                               Die zweite Ehefrau von Talib. Mit humorvollen Anekdoten be-
                               leuchtet sie wohlwollend die Unterschiede der Kulturen.

                                                                                                   S. 7

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KURZINHALT

LOGLINE

An der Schwelle zum Erwachsenwerden und            zusammenhält, sondern stellt auch die Frage
trans* – zwei syrische Schwestern suchen sich      nach der eigenen Identität. Ein coming-of-age
ihren Weg in der neuen Heimat Deutschland.         Dokumentarfilm über den persönlichen Platz in
Dieser Film erzählt nicht nur die bewegende        der Gesellschaft.
Geschichte einer Familie, die trotz aller Nöte

SYNOPSIS

Lohan und Samar sind Teenager und trans*.          Strukturen festhalten, sind Lohan und Samar
Gemeinsam mit ihrer Familie sind die Schwes-       hin und her gerissen zwischen ihrer streng
tern aus Syrien nach Deutschland geflohen.         religiösen Gemeinschaft und dem westlichen
Sie leben in einer Flüchtlingsunterkunft mit ih-   Umfeld, das es ihnen erleichtert, ihr wahres
rer Mutter Zuhur, Vater Talib, seiner Zweitfrau    Selbst auszudrücken. Anfänglich nur im Gehei-
Schaharazad und neun jüngeren Geschwistern.        men, wagen die beiden ihre weibliche Identität
In der neuen Heimat finden sie sich in einem       zu leben. Drei Jahre lang begleitet der Film sie
ständigen Spannungsfeld, sowohl der Kulturen       auf ihren Streifzügen, sowie ihre Transition und
als auch des binären Geschlechtersystems,          ihre Suche nach der eigenen Identität.
                                                                                                      S. 8
wieder. Während die Eltern an gewohnten

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LANGINHALT

Die Großfamilie aus Syrien lebt in einem         Die Schwestern, die mit 14 bereits wussten,
Flüchtlingsheim in Stuttgart: Mutter Zuhur,      dass sie anders sind, sehen sich vielem aus-
Vater Talib, seine Zweitfrau Schaharazad         gesetzt: Beschimpfungen und Anfeindungen
und ihre Kinder. Darunter auch Lohan und         im Klassenzimmer, in der Bahn, auf offener
Samar, beide trans*. Sie leben in zwei Wel-      Straße; Therapie-Gesprächen über Religion
ten: auf der einen Seite steht das eher tradi-   und die Freiheit in Deutschland; Selbstmord-
tionelle Familienleben, auf der anderen Par-     gedanken. Die Macher:innen des Films be-
tynächte und das Erforschen der eigenen          gleiten sie hinaus aus der Teenie-Zeit und
Identität als Frau. So bewegen sie sich zwi-     hinein ins Alter der jungen Frau, durch die
schen Videospielen mit ihren Geschwistern,       Jahreszeiten, durch verschiedenste Haar-
Makeup-Tipps für die Mädchen im Heim,            styles und -farben, sind bei Arztgesprächen
Matheunterricht und gemeinsamen Fami-            und großen Operationen dabei. Es wird
lienessen; und Clubbesuchen, Arzt- und Be-       Einblick gewährt in die trans* Community:
ratungsterminen und den Anfeindungen der         Freundinnen, die sich helfen und unterstüt-
Gesellschaft.                                    zen, aber auch Kolleginnen im Rotlichtmi-
                                                 lieu sind. So ist man hautnah mit dabei, wie
Mit dem Überstreifen der Mädchenkleider          eine Freundin von Lohan Termine mit ihren
auf der Bahnhofstoilette lassen die beiden       Freiern absagt, damit Lohan sich nach ihrer
nicht nur ihre männliche Identität, sondern      Brust-Operation in Ruhe erholen kann. Die-
auch ihr familiäres Umfeld hinter sich – zu-     se spricht von dem Dilemma, vor das trans
                                                                                                 S. 9
mindest für die Nacht. Zu Hause warten ihre      Frauen in der Prostitution oft gestellt wer-
Eltern, die nicht so recht verstehen können,     den: nach einer vollkommenen Geschlechts-
was die Schwestern damit bezwecken. Die          angleichung verlören viele Freier das In-
Eltern Zuhur und Talib sorgen sich um ihre       teresse – dabei möchte sie sich doch nur
Kinder – und um den Rest der Familie. Ih-        endlich als richtiges Mädchen fühlen. Dann
nen macht die Missgunst der anderen Be-          könne sie heiraten, zur Schule gehen und
wohner:innen im Heim zu schaffen; sie            arbeiten, dann würde sie geliebt werden.
fürchten, dass ihre „einstigen Söhne“ nun
niemanden mehr zum Heiraten fänden. Die          Samar scheint in der Liebe ein wenig mehr
(mentale) Gesundheit der Mutter leidet, der      Glück zu haben als ihre Schwester. Für eine
Vater sieht sich im Zwiespalt zwischen den       gewisse Zeit hat sie einen Freund, sie spre-
Traditionen der Familienclans und der Lie-       chen von der Zukunft und von Heirat. Doch
be zu seinen Kindern: „Wer kann schon sein       auch hier ist ihre trans-Identität ein Thema:
eigenes Kind töten? Dein Kind ist Teil dei-      Er kann sie nur heiraten, wenn sie die an-
ner Seele. Ich habe sie nicht großgezogen,       gleichende Operation machen lässt, sonst
um sie anschließend zu töten.“ Da prallen        würde er den Kontakt abbrechen. Samars
Kulturen aufeinander: Während Lohan und          Mutter spricht hierbei von Sünde: „Was sol-
Samars Eltern deren Welt nicht verstehen,        len die Leute sagen? Was soll Gott sagen?“
verstünden die Deutschen nicht, dass eine        Sie hätte sich gewünscht, dass ihre eins-
Zweitfrau etwas völlig Normales ist.             tigen Söhne heiraten und ihr Enkelkinder

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schenken. Doch eigentlich geht es ihr nur
wie jeder Mutter: sie möchte, dass ihre Kin-
der glücklich werden.

Und die sehr eigenwilligen jungen Frauen,
die auch gerne Mal laut Musik hören, wäh-
rend die Geschwister nebenan Hausaufga-
ben machen oder die Mutter betet, lassen
sich so leicht nicht unterkriegen.

                                                          S. 10

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VITA — REGIE

Laurentia Genske

                                               Wurde 1989 in Köln geboren. Von 2010 bis
                                               2016 studierte sie an der Kunsthochschule für
                                               Medien Köln (KHM) im Studiengang Dokumen-
                                               tarfilm und Kamera. Im Rahmen eines KHM
                                               Förderstipendiums absolvierte sie 2012 ein
                                               Studienjahr an der Internationalen Filmschu-
                                               le in Kuba (EICTV). Neben einigen Kurzfilmen
                                               entstanden während des Studiums ihre zwei
                                               abendfüllenden Dokumentarfilme AFUERA
                                               und AM KÖLNBERG, welche zu renommierten
                                               Festivals eingeladen wurden. Der Dokumentar-
                                               film AM KÖLNBERG, in Co-Regie mit Robin
                                               Humboldt, startete im März 2015 in den deut-
                                               schen Kinos und wurde mit zahlreichen Preisen
                                               ausgezeichnet, u.a. dem Deutschen Dokumen-
                                               tarfilmpreis. Ihr Kurzfilm EL MANGUITO erhielt
                                               im März 2017 bei den 63. Internationalen Kurz-
                                               filmtagen Oberhausen den 3sat Förderpreis
                                               und das Prädikat „besonders wertvoll“.           S. 11

FILMOGRAFIE (Auswahl)

Once we loved stories about the future
– 2022,
Dokumentarfilm, In Entwicklung, Russland

Zuhurs Töchter – 2021,
Kino-Dokumentarfilm, 3sat/ZDF, 90 min, D

El Manguito – 2017,
Dokumentarfilm, 19 min, Kuba

Afuera – 2015,
Dokumentarfilm, 64 min, Kuba

Am Kölnberg – 2014, Kurzfilm
Kino- Dokumentarfilm, 88 min, Deutschland

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AUSZEICHNUNGEN UND STIPENDIEN

2020                                            2016
Recherchestipendium, Bildende Kunst, der        Bester Dokumentarfilm, RDOC für Afuera
Stadt Köln für
Once we loved stories about the future          2016
                                                Vorauswahl, Deutscher Filmpreis für
2020                                            Am Kölnberg
Berlinale Talents Short Form Station für Yade   2015
                                                WIFTS, Diversity Award für Afuera
2019
Fotografie Residenz des Goethe Instituts in     2015
Tijuana                                         Bild-Kunst Schnittpreis für Am Kölnberg

2019                                            2015
Grenzgänger Europa, Recherchestipendium         First Steps Award Nominierung für
der Robert Bosch Stiftung für                   Am Kölnberg
Once we loved stories about the future
                                                2015
2018                                            Prädikat „besonders wertvoll“ für
Prädikat „besonders wertvoll“ für El Manguito   Am Kölnberg

                                                                                          S. 12
2017                                            2015
Förderpreis Schnitt, Lobende Erwähnung,         Förderpreis, Dokville für Am Kölnberg
Filmplus für El Manguito
                                                2015
2017                                            Nonfiktionale Preis für Am Kölnberg
3sat Förderpreis, IKF Oberhausen für
El Manguito                                     2014
                                                Lobende Erwähnung, Dok Leipzig für
2016                                            Am Kölnberg
dpa news talent, Residenz Mexico City

2016
Förderpreis des Landes NRW

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VITA — REGIE

Robin Humboldt

                                               1986 geboren, lebt und arbeitet in Köln. Von
                                               2007 bis 2014 studierte er an der Kunsthoch-
                                               schule für Medien Köln (KHM) im Studiengang
                                               Dokumentarfilm- und Spielfilmregie. Während
                                               des Studiums entstanden sowohl dokumen-
                                               tarische als auch fiktionale Kurzfilme, die auf
                                               zahlreichen Festivals eingeladen wurden. Sein
                                               Abschlussfilm AM KÖLNBERG wurde mit
                                               dem Förderpreis des Deutschen Dokumen-
                                               tarfilmpreis 2015 und dem BildKunst Schnitt-
                                               preis 2015 ausgezeichnet, lief auf zahlreichen
                                               Deutschen wie internationalen Festivals und
                                               wurde im SWR ausgestrahlt. Für die Ent-
                                               wicklung von ZUHURS TÖCHTER erhielt er
                                               2016 das Gerd-Ruge-Stipendium der Film und
                                               Medienstiftung NRW.

                                                                                                 S. 13

FILMOGRAFIE (Auswahl)

Zuhurs Töchter – 2021,
Kino-Dokumentarfilm, 3sat/ZDF, 90 min, D

Am Kölnberg – 2014, Kurzfilm
Kino- Dokumentarfilm, 88 min, Deutschland
in Co-Regie mit Laurentia Genske

Schonzeit – 2011,
Kurzspielfilm, 16mm, 17min

Halb Elf – 2009,
Kurzdokumentarfilm, 16 mm, 12min

The god of cardrivers – 2008,
Kurzfilm, 7min

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AUSZEICHNUNGEN UND STIPENDIEN

2017                                           2015
Meduc Award für Am Kölnberg                    Prädikat „besonders wertvoll“ für
                                               Am Kölnberg
2016
Gerd-Ruge Stipendium der Filmstiftung NRW      2015
                                               Förderpreis, Deutscher Dokumentarfilmpreis
2016                                           für Am Kölnberg
Förderpreis des Landes NRW
                                               2015
2016                                           Nonfiktionale Preis der Stadt Bad Aibling für
Vorauswahl zum Deutschen Filmpreis für         Am Kölnberg
Am Kölnberg
                                               2014
2015                                           Lobende Erwähnung, Dok Leipzig für
Bild-Kunst Schnittpreis für Am Kölnberg        Am Kölnberg

                                                                                               S. 14

PRESSEHEFT — ZUHURS TÖCHTER — Camino Filmverleih — 2021
PRESSEHEFT — TOUBAB — Camino Filmverleih — 2021
DIRECTOR’S NOTE –
LAURENTIA GENSKE UND ROBIN HUMBOLDT

Was uns an Lohan und Samar von Anfang an           Zu ihren nächtlichen Streifzügen wechselten
fasziniert hat, waren die Entschlossenheit und     sie ihre Kleidung erst, wenn sie in der Innen-
der Mut, trotz widrigsten Bedingungen ihren        stadt waren. Als wir sie dann das erste Mal
Weg zu gehen, ihr unerschütterlicher Wille,        zu Hause besuchten, waren wir dementspre-        S. 16
endlich offen ihre weibliche Identität zu leben,   chend verunsichert. Was würden wir antwor-
endlich akzeptiert zu werden. Einerseits wa-       ten, wenn die Eltern uns fragen, wieso wir ei-
ren sie damals fast noch Kinder, andererseits      nen Film über das Geschwisterpaar drehen?
wirkten sie kühl und abgeklärt. In ihren Bli-      Wieviel wissen sie und wie gehen sie damit
cken konnte man lesen, dass sie schon mehr         um, dass ihre beiden ältesten Kinder sich als
erlebt hatten als andere Jugendliche in ihrem      Mädchen identifizieren? Den Geschichten
Alter. Sie hatten sich schon früh eine Art         der beiden zufolge und mit unseren eigenen
Schutzpanzer zugelegt, der sie vor Diskrimi-       Vorurteilen im Gepäck, kamen wir mit der Er-
nierung und Beleidigung schützen soll. Noch        wartung, einer streng religiösen Familie mit
heute sind wir beeindruckt von ihrer Stärke,       patriarchalen Strukturen zu begegnen, einem
wenn sie voller Stolz und erhobenen Hauptes        alleinherrschenden Familienoberhaupt und
durch die feiernden Massen in der Altstadt         zwei unterwürfigen Ehefrauen. Umso über-
flanieren, begafft und angepöbelt von allen        raschter waren wir, als wir Talib und Zuhur
Seiten. Als wir Lohan und Samar kennenlern-        dann tatsächlich kennenlernten. Denn wir
ten, führten sie noch eine Art Doppelleben.        lernten ganz normale, besorgte Eltern ken-
Um den Blicken ihrer Familie und den Anfein-       nen. Beide waren traurig, dass ihre Kinder
dungen der Nachbar:innen zu entgehen, leb-         diesen, ihnen so fremden, Weg nehmen.
ten sie in der Flüchtlingsunterkunft als Jungs.    Doch sie waren nach Europa gekommen, um

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ihrer Familie ein besseres Leben zu ermög-      unsere Gesellschaft noch davon entfernt ist,
lichen und wollten vor allem, dass ihre Kin-    dass trans* Personen vollständig akzeptiert
der glücklich werden. Sie hatten zwar Zweifel   werden. Stigmatisierung führt dazu, dass
und Angst, dass Lohan und Samar auf die         viele im Prostitutionsmilieu landen, weil es
schiefe Bahn geraten, aber damals schon an-     schwer ist, sich auf dem regulären Arbeits-
gefangen, sich damit zu arrangieren, dass die   markt durchzusetzen. Im Rotlichtmillieu fin-
beiden trans Mädchen sind. Sie konnten of-      den trans* Menschen neben Gleichgesinn-
fen darüber reden und ganz entgegen unse-       ten die Anerkennung und Wertschätzung,
rer Erwartung waren sie sogar begeistert von    die sie sonst nur selten bekommen. Das wird
der Idee, einen Film zu drehen. Sie freuten     sich erst ändern, wenn ein offener Umgang
sich über die Möglichkeit, der Welt ihre Ge-    mit Genderidentität und trans* Personen in
schichte zu erzählen. Von diesem Tag an gin-    der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.
gen wir bei ihnen ein und aus. Ihre Herzlich-   Umso wichtiger, dass es junge Menschen wie
keit führte dazu, dass wir uns schnell wie zu   Lohan und Samar gibt, die selbstbewusst mit
Hause fühlten. So waren es vor allem der Mut    ihrer Besonderheit umgehen.
und die Gastfreundschaft der gesamten Fa-
milie, die diesen Film ermöglicht haben. Seit
wir uns entschieden haben, der Geschichte
von Lohan und Samar einen Film zu widmen,
haben wir immer wieder bemerkt, wie weit

                                                                                               S. 17

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FAKTENCHECK – TRANS* IN DEUTSCHLAND

Was bedeutet trans*?                                Probleme

Trans* ist ein Oberbegriff für alle Personen, die   Trans* Personen begegnen in ihrem alltägli-
sich nicht mit dem ihnen bei der Geburt zuge-       chen Leben Diskriminierung, Hass und (sexu-
wiesenen Geschlecht identifizieren (können).        eller) Gewalt. Auch die Rechtslage stellt eine
Dabei gibt es verschiedene Unter-Bezeich-           Hürde und somit ein strukturelles Problem
nungen, so z.B. trans Frauen (Frauen, deren         dar: das Transsexuellengesetz (TSG) wertet
Geschlechtseintrag     aufgrund     biologischer    Transsexualität in Deutschland als psychische
Merkmale bei der Geburt männlich war); trans        Krankheit (Geschlechtsidentitätsstörung). Na-
Männer (Männer, deren Geschlechtseintrag            mensänderungen oder das Eintragen des rich-
aufgrund biologischer Merkmale bei der Ge-          tigen Geschlechts benötigen daher eine Be-
burt weiblich war); aber auch Menschen, die         gutachtung durch Sachverständige, was für
sich nicht innerhalb des binären Geschlechter-      Betroffene ein sehr langwieriges und strenges
Systems verorten können und/oder möchten.           Diagnoseverfahren bedeutet. Dieses beinhaltet
Das Sternchen soll hierbei alle möglichen Iden-     unter anderem obligatorische Psychotherapie,
titäten einschließen: transgeschlechtlich, inter*   Alltagstests und Kostenübernahmeverfahren.
(nicht-binär) und weitere.                          Ebenso ist die Integration auf dem Arbeits-
                                                    markt oft ein Problem, was – in Verbindung
Trans* Frauen sind also Frauen, denen bei der
                                                    mit der gesellschaftlichen Fetischisierung von
Geburt ein männlicher Geschlechtseintrag zu-
                                                    trans* Menschen – häufig zu Prostitution führt
gewiesen wurde, deren Geschlechtsidentität
                                                                                                                  S. 18
jedoch weiblich ist. Geschlechtsidentität hat
                                                    Deutschland als Vorreiter
weder etwas mit dem biologischen Geschlecht
noch mit sexueller Orientierung zu tun.
                                                    Deutschland ist vielen europäischen Ländern
                                                    weit voraus. So übernimmt die gesetzliche
Wieviele trans* Personen gibt es in
                                                    Krankenkasse 18 Monate Therapie und einen
Deutschland?
                                                    Großteil der Kosten für geschlechtsanglei-
                                                    chende Operationen. Auch die früher obliga-
Offizielle Angaben für die Anzahl der in
                                                    torische Sterilisierung bzw. Geschlechtsanglei-
Deutschland lebenden trans* Personen sind so
                                                    chung, um den Namen („kleine Lösung“) oder
gut wie unmöglich. Schätzungen reichen von
                                                    den Geschlechtseintrag („große Lösung“) än-
2000 bis zu 100 000 Personen. Die Deutsche
                                                    dern lassen zu können, sind 2009 und 2011 ab-
Gesellschaft für Transidentität und Intersexu-
                                                    geschafft worden.
alität e.V. geht von 60 000 bis 100 000 trans*
Personen aus. Grund für diese Abweichungen          Quelle: Antidiskrimierungsstelle des Bundes, https://www.
                                                    antidiskriminierungsstelle.de/DE/ueber-diskriminierung/dis-
sind die verschiedenen Definitionen von trans*:     kriminierungsmerkmale/geschlecht-und-geschlechtsidenti-
juristische und medizinische Quellen berück-        taet/trans/trans-node.html

sichtigen meist nur „diagnostizierte“ trans*
Personen; Organisationen erkennen hingegen
auch jene an, die sich nicht zwangsläufig einem
medizinischen Eingriff zur Geschlechtsanglei-
chung unterziehen (wollen).

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