Orientierung am Sternenhimmel Wie finde ich Objekte am Himmel? - Max Camenzind Akademie HD - LSW Heidelberg
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Übersicht • Der Himmel rotiert nicht, sondern die Erde! • Sterne werden an den Himmel projiziert 4 Koordinatensysteme am Himmel: • Horizont-System des Beobachters. • Äquatorialsystem & Teleskop-Montierung. • Orientierung am Fixsternhimmel mittels Stellarium (Planetariumsprogramm). • Ekliptikales System für Planeten. • Galaktische Koordinaten für Galaxien • Was sind Sternbilder? • Lunisolare Präzession und Epoche.
Sterne wandern scheinbar auf Kreisen am Himmel Zirkumpolarsterne am Südpol Effekt der Erdrotation Der Himmel rotiert jedoch nicht!!!
Die Erde dreht sich, nicht der Himmel Erst heute vor 165 Jahren gelang dem französischen Physiker Jean Bernard Léon Foucault der experimentelle Beweis. Zuerst in seinem Keller, ein paar Wochen später im Pariser Observatorium und schließlich im Pariser Pantheon ließ er ein mehrere Kilogramm schweres Pendel an einem – zuletzt 67 Meter – langen Faden langsam hin und her schwingen. Nach den Gesetzen der Physik behält ein solches Pendel seine Schwingungsrichtung bei. Weil sich aber die Erde unter dem Pendel langsam dreht, registriert der mit rotierende Beobachter im Laufe der Zeit eine allmähliche Drehung des Pendels relativ zu Markierungen am Erdboden. Damit hatte Foucault die Drehung der Erde bewiesen.
Winkelgeschwindigkeit an einem Breitengrad
Lange Pendel schwingen langsamer Pendel beschreibt Rosettenbahn g = 9,81 m/s² T = 20 s @ L = 100 m
Coriolis- Nach rechts Kraft abgelenkt Nach links abgelenkt
Die Coriolis-Kraft
Erdbahngeschwindigkeit ist am Äquator am größten
Steinwurf nach Köln
Bewegungsgleichung im rot. System
Der Himmel über uns
Azimut und Höhe Position eines Sterns wird durch 2 Winkel festgelegt: Meridian • Azimut A • Höhe h (altitude) E S
Das Horizontsystem Zwei Winkel: h: Höhe (altitude) A: Azimut
Ausgangspunkt ist der Beobachter und sein Horizont. Um die Position eines Himmelskörpers anzugeben, beginnt man zuerst den Winkel vom Südpunkt aus über Westen bis unter den Stern zu messen. Das ist der Azimut A. Die zweite Koordinate ist einfach die Höhe h des Gestirns über dem Horizont (gemessen in Grad) und sie wird ganz originell Höhe genannt. Dieses Koordinatensystem ist simpel und leicht zu verstehen – hat aber einen entscheidenden Nachteil. Während sich die Erde dreht, ändern sich auch Azimut und Höhe ständig. Und wenn sich die Koordinaten eines Himmelskörpers ständig ändern, kann das nervig sein. Man denke nur an Sternkataloge: da will man ja irgendwelche fixe Koordinaten angeben; Koordinaten, die sich nicht jede Stunde ändern.
Das Horizontalsystem ist das "natürlich-intuitive" Koordinatensystem zur Beobachtung der Sterne. Es bildet ab, was wir unmittelbar sehen: über dem kreisförmigen Horizont steigen Sterne auf, erreichen einen Höhepunkt und gehen wieder unter. Der höchste Punkt der Sternenbahn liegt genau in Südrichtung. Zur Definition eines (dreidimensionalen Kugel-) Koordinatensystems braucht es einen Basiskreis auf dem die Breitenwinkel von einem Nullpunkt aus gezählt werden und Meridiane (Längenkreise), die den Basiskreis rechtwinklig und die sich alle in einem Pol schneiden. Auf den Meridianen wird der Höhenwinkel gemessen; Nullpunkt ist der Schnittpunkt mit dem Basiskreis. Die Höhe wird zum Zenit hin positiv, zum Nadir hin negativ angegeben.
Der (obere) Schnittpunkt der Meridiane ist der Zenit. Er liegt genau über dem Beobachter. Da die Meridiane (Groß-)Kreise sind, die sich auch unterhalb des Horizonts ausdehnen, schneiden sie sich auch unter dem Beobachter: im Nadir (aus dem Arabischen). Die Verbindungslinie von Zenit und Nadir (Achse) geht durch den Beobachter und den Erdmittelpunkt. Auf den Meridianen wird vom Horizontkreis aus der Winkel zum Zenit positiv hin (der zum Nadir negativ) angegeben. Der Winkel heißt Höhe (h). Auf dem Horizontkreis wird der Winkel vom Süd- oder Mittagsmeridian aus im Uhrzeigersinn gezählt (von Süd über West nach Nord und Ost). Der horizontale Winkel heißt Azimut (A) oder Stundenwinkel. (Das Horizontalsystem wird deshalb auch Azimutsystem genannt.)
Beobachten Sie den Sonnenstand vor der eigenen Haustür
Sonnenstands-Diagramm Horizont ca. 115 Grad
Sonnenstands-Diagramm & Analemma Horizont
Höchsttemperatur: Während im Juni mit dem höchsten Sonnenstand die stärkste Einstrahlung herrscht, können die Temperaturen im August aufgrund der Meeres- temperatur und des Wasser- dampfgehaltes der Atmosphäre am höchsten sein. Da sich die drei Einflüsse "addieren", verschiebt sich die im Mittel wärmste Zeit des Jahres vom Sonnenhöchststand nach hinten. Bei uns typischerweise auf den Monatswechsel Juli/August. Auf unseren Inseln ist die Verschiebung noch größer. In Helgoland ist manchmal sogar der September der wärmste Monat des Jahres.
Das Höhe-Azimut System ungeeignet! System ist einfach, bietet jedoch Schwierigkeiten: • hängt vom Ort des Beobachters auf der Erde ab • da die Erde rotiert, bewegen sich Sterne konstant am Himmel Koordinaten verändern sich • Sterne gehen 24h/365 ~ 4 Minuten früher auf jede Nacht Über ein Jahr verteilt, wird der ganze Himmel sichtbar Da die Koordinaten der Sterne sich dauernd ändern, ist ein geeigneteres System angebracht Das Äquatorial System
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Orientierung auf der Erdkugel Längen- und Breitengrade Nordhalb- kugel Breitengrade Südhalb- kugel Äquator Längengrade
Darstellung Erde in einer Ebene
Hammer-Aitov-Projektion der Erde stellt die gesamte Oberfläche als Ellipse dar Äquator Nullmeridian Greenwich
Die Himmelssphäre & das Äquatorialsystem
Die Himmelskugel Himmels- äquator
Die Himmelskugel von außen
Himmels- Die Nordpol Himmels- Sphäre von außen betrachtet mit Ekliptik & Äquator
• Als Frühlingspunkt (auch Widderpunkt) wird in der Astronomie der Schnittpunkt des Himmels- äquators mit der Ekliptik bezeichnet, an dem die Sonne zum Frühlings-anfang der Nordhalbkugel (= Herbstanfang der Südhalbkugel) steht. Der zweite Schnittpunkt des Himmelsäquators mit der Ekliptik heißt Herbstpunkt.
Wir erkennen in der Abbildung schon die Grundlage zweier Koordinatensysteme: das "irdische", nach dem wir unsere Position auf der Erde festlegen (Äquatorialsystem) und ein "himmlisches" in dem wir die Position der Fixsterne relativ zum Himmels-Äquator angeben (Rektaszensionssystem). Die Rolle des Bezugspunktes auf dem Äquator der Erde übernimmt der Südmeridian, über dem jeder Stern kulminiert, und auf dem Himmelsäquator der Frühlingspunkt. Wozu braucht man diese beiden Koordinatensysteme, wenn sie doch weitgehend übereinstimmen? Das liegt an der "natürlichen" Zeitdefinition aus der Beobachtung periodischer Vorgänge (Zeitunterschied zwischen zwei Sonnenkulminationen ist der Tag, der zwischen zwei Frühlings-Tag- und- Nacht-Gleichen ein Jahr). Man stellte wohl recht bald fest, dass ein unabhängig (z.B. mit einer Pendeluhr) gemessener Tag im Juli etwas weniger als 24h hat, einer im Dezember etwas mehr. Das liegt an der eliptischen Erdbahn und wird vom 2. Keplerschen Gesetz erklärt. Die Erde bewegt sich in der Nähe des sonnennahen Punktes ihrer Bahn eine größere Strecke als am sonnenfernen. Konsequenterweise muss sie sich im Juli etwas weniger weit zwischen zwei Sonnenkulminationen drehen als im Dezember. Dem wird z.B. in der "Zeitgleichung" Rechnung getragen.
Rektaszension RA & Deklination d Zwei Winkel: Rektaszension h min sec Deklination Grad min sec Ein Stern geht im Osten auf, kulminiert im Meridian und geht im Westen unter. Zirkumpolar- sterne gehen nie unter.
In diesem Bild steht der Beobachter im Zentrum. Genau über ihm befindet sich der Zenit (und genau unter ihm der Gegenpunkt; der Nadir). Die Ebene in der sich der Beobachter befindet ist der Horizont (im Bild rot gezeichnet). Den Großkreis, der durch Zenit, Nadir, Nord- und Südpunkt verläuft nennt man Meridian. Projiziert man den Äquator der Erde auf die Himmelskugel, dann erhält man den Himmelsäquator (blau). Genauso sind Himmelsnord -und Südpol die an die Himmelskugel projizierten Pole der Erde. Der Abstand zwischen Nordpunkt und Himmelsnordpol wird Polhöhe genannt und entspricht der geografischen Breite des Beobachters. Die Rektaszension RA beschreibt, wie weit im Osten oder Westen sich ein Gestirn befindet, analog zu den irdischen Längengraden. Längengrade (auch Meridiane) verlaufen senkrecht zum Äquator und durch die Erdpole. Doch bei den Längengraden gibt es keinen natürlichen Bezugspunkt - also wo fängt man zu zählen an?
Nullpunkt im Äquatorialsystem Am Himmel wurde ein anderer Nullmeridian festgelegt: Er verläuft durch den so genannten "Frühlingspunkt", an dem die Sonne zu Frühlingsbeginn steht. Am 21. März um 12.00 Uhr mittags kreuzt die Sonne auf ihrer Bahn genau in diesem Punkt den Himmelsäquator. Die Rektaszension gibt an, wie weit östlich oder westlich vom Frühlingspunkt ein Objekt steht. Genauer: Sie bezeichnet den Winkel α zwischen dem Nullmeridian und dem Meridian des Objekts. Man misst sie üblicherweise nicht in Graden, sondern in Stunden, Minuten und Sekunden - in östlicher Richtung (beispielsweise 3 h 12 min 24 s). Dabei entspricht der volle Kreis von 360 Grad genau 24 Stunden.
Der Stundenwinkel t ist der Der Stundenwinkel t Winkel zwischen Himmels- und die Sternzeit Q objekt und Meridian. t Stunden- Sternzeit = Stundenwinkel Winkel t des Frühlingspunktes Sternzeit Q = RA + t t = Q - RA
Zuerst sieht man wieder einmal Meridian (schwarz) und Himmelsäquator (grün). Neu im Diagramm ist die Ekliptik (violett) und der Frühlingspunkt. Im Äquatorialsystem gibt es zwei Koordinaten: Rektaszension und Deklination. Will man die Rektaszension eines Himmelskörpers angeben, dann misst man einfach den Winkel vom Frühlingspunkt aus entlang des Himmelsäquators bis zum Fußpunkt unter dem Stern (im Bild blau eingezeichnet). Man gibt diesen Wert aber nicht in Grad an, sondern in Stunden, Minuten und Sekunden (ein Kreis; also 360 Grad entspricht dabei 24 Stunden). Die Deklination ist dann einfach die Höhe über dem Himmelsäquator, gemessen entlang eines Großkreises durch die beiden Himmelspole und den Stern (im Bild orange eingezeichnet). Dieses Koordinatensystem dreht sich nun mit der Himmelskugel mit und daher bleiben die Koordinaten der Sterne konstant und ändern sich nicht ständig!
Das Äquatorialsystem Stunden- Winkel t Sternzeit Q = RA + t t = Q - RA Sternzeit = Stundenwinkel des Frühlingspunktes
Sternpos im Äquatorialsystem Koordinaten einiger Fixsterne im Rektaszensionssystem (Äquinoktium J2000) Helligkeit Stern RA α Deklination δ 3,42 Acamar 02 h 58 m 15,696 s -40 ° 18 m 16,970 s 0,46 Achernar 01 h 37 m 42,852 s -57 ° 14 m 12,180 s 1,58 Acrux 12 h 26 m 35,871 s -63 ° 05 m 56,580 s 1,5 Adhara 06 h 58 m 37,548 s -28 ° 58 m 19,500 s 0,85 Aldebaran 04 h 35 m 55,237 s 16 ° 30 m 33,390 s 1,77 Alioth 12 h 54 m 01,748 s 55 ° 57 m 35,470 s 1,86 Alkaid 13 h 47 m 32,434 s 49 ° 18 m 47,950 s 1,74 Al-na'ir 22 h 08 m 14,000 s -46 ° 57 m 39,590 s 1,7 Alnilam 05 h 36 m 12,809 s -01 ° 12 m 07,020 s 1,98 Alphard 09 h 27 m 35,247 s -08 ° 39 m 31,150 s 2,23 Alphecca 15 h 34 m 41,276 s 26 ° 42 m 52,940 s 2,06 Alpheratz 00 h 08 m 23,265 s 29 ° 05 m 25,580 s 0,77 Altair 19 h 50 m 47,002 s 08 ° 52 m 06,030 s 2,39 Ankaa 00 h 26 m 17,030 s -42 ° 18 m 21,810 s 0,96 Antares 16 h 29 m 24,439 s -26 ° 25 m 55,150 s -0,04 Arcturus 14 h 15 m 39,677 s 19 ° 10 m 56,710 s 1,92 Atria 16 h 48 m 39,869 s -69 ° 01 m 39,820 s 1,86 Avior 08 h 22 m 30,833 s -59 ° 30 m 34,510 s 1,64 Bellatrix 05 h 25 m 07,857 s 06 ° 20 m 58,740 s
Himmels- Karten • Nachthimmel wird an Sphäre projiziert, die rotiert (wie Planetarium). • Ausschnitte können auf Ebene projiziert werden. • Himmelskarten Computer- programme • Stellarium
Planetariums- Kuppel
Ausschnitt Planetariums-Kuppel
Linux: kstars
Menuleisten Stellarium Einstellung Beobachtungsort Einstellung Beobachtungszeit Geschwindigkeit
Linke Maustaste Stellarium Linux, Windows, Mac Horizont OpenGL Software
Übungen zu Stellarium • Wie hoch über dem Horizont steht Jupiter am 15. Juli 2018 um 22:00 Uhr? • Wie hoch über dem Horizont steht die Sonne am 23. September um 12:00 Uhr? • Wieviel beträgt die Sternzeit am 15. Juli 2018 um 22:00 Uhr in Heidelberg? • Suchen Sie das Sommerdreieck mit Stellarium. • Bestimmen Sie Rektaszension und Deklination von Beteigeuze im Orion am 15. Januar 2019 um 24:00 Uhr und vergleichen Sie mit den Werten zur Epoche J2000. Erklären Sie die Unterschiede in den Werten. • Animieren Sie die Mondfinsternis 27. Juli 2018.
Himmelssphäre 3. Teil Fortsetzung 5. Sept. 2018
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