Orientierung: Unsere Medientipps des Monats - Juli 2011 bis Juni 2012 - Stadt Mannheim

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Orientierung: Unsere Medientipps des Monats - Juli 2011 bis Juni 2012 - Stadt Mannheim
Orientierung: Unsere Medientipps des Monats
Juli 2011 bis Juni 2012
Orientierung: Unsere Medientipps des Monats - Juli 2011 bis Juni 2012 - Stadt Mannheim
Juli 2011                          Empfehlung von Nastasia Forg
                                   Lektorat der Stadtbibliothek Mannheim

                                   Der Künstler David Andernach (Mads Mikkelsen) hat es endlich geschafft. Seine
                                   Werke sind gefragt und werden hoch bezahlt. Aber mit dem Erfolg schwindet das
                                   Familienglück. David sucht das Abenteuer und findet es bei der Nachbarin Gia
                                   (Heike Makatsch). Auch als seine Tochter beim Spielen im Garten tödlich verun-
                                   glückt, vergnügt sich David gerade mit Gia. Seine Ehe mit Maja (Jessica Schwarz)
                                   zerbricht, die künstlerische Inspiration ist weg, und von Selbstvorwürfen zerfres-
                                   sen findet er nur noch Trost im Alkohol. Jahre später, gerade als er keinen Ausweg
                                   mehr sieht, öffnet sich ihm eine kleine geheime Tür. Sie führt ihn in die Vergangen-
                                   heit, genau zu dem Tag, an dem seine Tochter verunglückte.

                                   Als er sein Alter Ego über die Straße zur Nachbarin gehen sieht, erkennt er seine
                                   Chance und rettet seine Tochter. Überglücklich, alles zukünftige Unglück abgewen-
                                   det zu haben, muss er schnell erkennen, dass es kein richtiges Leben im falschen
                                   geben kann. Denn Zwei sind Einer zu viel. Also was tun mit dem jüngeren Ich?

                                   Geheime Türen kennt man ja: Der König von Narnia, Pans Labyrinth, Alice im Wun-
                                   derland... Meistens führen Sie in fantastische, wundersame Welten. Diese Tür führt
                                   David aber in ein Horrorszenario, in dem jede Handlung eine noch schlimmere
                                   Konsequenz verlangt.

                                   Die Vorlage zu Anno Sauls Filmadaption lieferte Akif Pirinçci (bekannt durch die
                                   „Felidae“-Romane) mit seinem Bestseller „Die Damalstür“.

Die Tür.                           Einige phantastische Elemente machen aus diesem Thriller eine besonders gelungene
Regie: Anno Saul.                  Mischung.
DVD. – Laufzeit: ca. 99 Minuten.
FSK: ab 16 Jahren.                 Spannendes und anspruchsvolles Genre-Kino!
Orientierung: Unsere Medientipps des Monats - Juli 2011 bis Juni 2012 - Stadt Mannheim
August 2011                    Empfehlung von Barbara Kette
                               Lektorat der Stadtbibliothek Mannheim

                               Hemingway beschreibt in dem 1964 erschienenen und jetzt in neuer Übersetzung
                               vorliegenden Roman rückblickend sein Leben als Berichterstatter für den „Toronto
                               Star“ im Paris der 20er Jahre. In vielen aneinander gereihten Episoden erzählt er in
                               der für ihn charakteristischen Weise skizzenartig und mit trockenem, ja manchmal
                               beißenden Humor von seinen Begegnungen mit berühmten Autoren wie James
                               Joyce, Ezra Pound, Ford Madox Ford, Scott Fitzgerald und Gertrude Stein. In Paris
                               war es denn auch, dass er beschließt, sich ganz der Schriftstellerei zu widmen.

                               Besonders die Dialoge bereiten dem Leser Vergnügen. Da ist Hemingways Begeg-
                               nung mit Scott Fitzgerald:

                               „Scott“, sagte ich. „Ist Ihnen nicht gut?“
                               „Wir sollten ihn zu einer Sanitätswache bringen.“
                               „Nein. Dem geht’s gut.“
                               „Er sieht aus, als ob er stirbt.“
                               „Nein, beim ihm ist das nun mal so.“

                               Zum 50. Todestag von Ernest Hemingway im Juli 2011 erschien auch ein opulenter,
                               sehr informativer Text-Bildband „Ernest Hemingway in Bildern und Dokumenten“,
                               herausgegeben von seiner Enkelin Mariel Hemingway. Hier können die Parallelen
Hemingway, Ernest:             von Leben und Werk des großen Literaten noch einmal sehr anschaulich nachvoll-
Paris, ein Fest fürs Leben.    zogen werden. Der Band macht Lust, sich auch die anderen Romane und Kurzge-
Rowohlt, 2011. – 320 Seiten.   schichten Hemingways (wieder) einmal vorzunehmen.
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September 2011                    Empfehlung von Maria Metz
                                  Auszubildende bei der Stadtbibliothek Mannheim

                                  „‚Ketchup, wieso ist denn dieses Päckchen Ketchup in deinem Mäppchen?‘ frage ich
                                  meine Tochter. ‚Wenn wieder ein Amokläufer kommt, schmier ich mich mit Ketchup
                                  voll und stell mich tot‘ sagt mein Kind und meint es ernst.“

                                  Eine Stadt im Schockzustand. 16 Tote, 11 Verletzte. Das ist die Bilanz, die eine klei-
                                  ne Stadt nahe Stuttgart am Ende des 11. März 2009 ziehen muss. Der Amoklauf an
                                  der Albertville-Realschule erschütterte die 14 000 Einwohner Winnendens in ihren
                                  Grundfesten und veränderte die Stadt und ihre Menschen grundlegend. Ein Jahr lang
                                  notierte Jochen Kalka, Chefredakteur in München und sesshaft in Winnenden, alle
                                  Eindrücke, Gefühle und Erlebnisse, die er in seinem Umfeld wahrnahm. Am Ende
                                  entstand dieses Buch– ungeplant, wie der Autor immer wieder erwähnt.

                                  Zu Beginn richtet der Autor sein Augenmerk auf die direkt beteiligten Personen, z. B.
                                  eine Mutter, die aus dem abgeriegelten Klassenzimmer einen Anruf von ihrer Tochter
                                  erhält. Nur kurz verweilt der Autor bei diesen Einzelschicksalen. Schon bald verlagert
                                  Kalka seinen Themenschwerpunkt auf das Verhalten außerhalb der Stadt. Immer
                                  wieder äußert er scharfe Kritik am Handeln von Politikern im Allgemeinen und im
                                  Einzelnen, am Verhalten der Presse und später vor allem an Schützen und Befürwor-
                                  tern des privaten Waffenbesitzes.

                                  Der Autor vertritt energisch seine Meinung, drückt diese auch oft in sarkastischen
                                  Bemerkungen aus:
                                  „Seien wir realistisch, den meisten Menschen in Deutschland ist doch eh alles egal.
                                  Grundsätzlich. Solange ihre Autobahn nicht besteuert wird und das Bier weiterhin
Kalka, Jochen:                    nach dem Reinheitsgebot gebraut wird.“
Winnenden.
Ein Amoklauf und seine Folgen.    Das Buch bietet tiefe Einblicke in die Psyche der Stadt und regt den Leser zum Nach-
Deutsche Verlags-Anstalt, 2011.   denken an, wie man eine solche Tat in der Zukunft verhindern kann. Zudem zeigt es
235 Seiten.                       eine emotionale Perspektive, die man nur als unmittelbar Betroffener haben kann.
Orientierung: Unsere Medientipps des Monats - Juli 2011 bis Juni 2012 - Stadt Mannheim
Oktober 2011                                            Empfehlung von Kirsten Brodmann
                                                        Lektorat der Stadtbibliothek Mannheim

                                                        Seit der Lektüre der „Bis(s)“-Bände von Stephenie Meyer gelten Vampire als unwider-
                                                        stehlich, erotisch und unverletzlich!

                                                        Vladimir Tod (was für ein Name – es ist tatsächlich der Name der Hauptfigur im ame-
                                                        rikanischen Original) ist ein Halbvampir (Vater war Vampir, die Mutter ein Mensch)
                                                        und Vollwaise – und damit das Kontrastprogramm zu „Bis(s)“. Seit dem mysteriösen
                                                        Feuertod der Eltern kümmert sich Tante Nelly um sein Wohlergehen, und das macht
                                                        sie ziemlich clever: Als Krankenschwester kann sie Blutkonserven, die kurz vor dem Ab-
                                                        laufdatum stehen, ungehindert abzweigen und mit nach Hause bringen. Damit sichert
                                                        sie Vladimirs Überleben, denn ohne sein Hauptnahrungsmittel ist er ziemlich hilflos,
                                                        und Hunger treibt auch unkontrolliert seine spitzen Eckzähne zum Vorschein. Ein Alp-
                                                        traum für Vladimir, denn das ist genau das, was er auf keinen Fall will: unnötig auffal-
                                                        len. So schlurft er in Jeans und Kapuzenpullis möglichst unbeachtet über den Schulhof.
                                                        Leider haben es zwei Schlägertypen auf den vermeintlichen Loser abgesehen, und so
                                                        erhält er mehr als einmal eine schmerzhafte Abreibung. Außerdem ist er auch noch –
                                                        wie er meint: hoffnungslos – in die schüchterne Meredith verknallt und kann in ihrer
                                                        Gegenwart zur Erheiterung der Leser nur unvernünftige Sätze zurechtstammeln. Er ist
                                                        eben ein Durchschnitts-Teenager mit Durchschnittsproblemen, ergänzt durch dieses
                                                        spezielle Problem mit dem Vampirdasein – „aber im Großen und Ganzen steht man als
                                                        Vampir nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens.“

                                                        Heather Brewer hat die Vampirgeschichten um Antiheld Vladimir Tod auf fünf Bände
                                                        angelegt. Sie hat den richtigen Sprach- und Schreibstil und so kann hier ein pfiffiger
Brewer, Heather:                                        Teenager-Roman mit Vampir-Einlage empfohlen werden.
Vladimir hat Blut geleckt. (Vladimir Tod, Band 1)
                                                        Neben pointiertem Witz finden auch düstere Spannungsmomente ihren Platz. Mit
Loewe, 2011.
                                                        Umfängen von bisher 205 bis 300 Seiten werden sicher auch jüngere männliche Vam-
205 Seiten.                                             pirfans zugreifen, die bisher genervt einen Bogen um Vampirgeschichten gemacht ha-
                                                        ben. Das jeweilige Cover ist cool, die Überraschung ist die Rückseite (dort findet man
Brewer, Heather:                                        den eigentlichen Titel) und im Buch selbst ist jedes Kapitel gut strukturiert mit einem
Vladimir Tod beißt sich durch. (Vladimir Tod, Band 2)   schwarzen Startblatt und weißer Drucktype aufbereitet – eben genregemäß. Eine brei-
Loewe, 2011.                                            te Empfehlung für alle, die es gerne witzig, spannend, düster und mit wohldosiertem
301 Seiten.                                             schwarzem Humor mögen. Sofort lesen!
Orientierung: Unsere Medientipps des Monats - Juli 2011 bis Juni 2012 - Stadt Mannheim
November 2011                      Empfehlung von Monika Hekmann
                                   Lektorat der Stadtbibliothek Mannheim

                                   Wer kennt das nicht: Nach dem großen Sommerurlaub hat man jede Menge Fotos
                                   auf dem PC und weiß nicht so recht, wo man jetzt anfangen soll. Fotos einfach
                                   ausdrucken und in ein Fotoalbum kleben? Oder doch mal die Gestaltung eines in-
                                   dividuellen Fotobuches ausprobieren?

                                   Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an Fotobuch-Software im Internet, die
                                   einem viel Arbeit abnimmt. „Das perfekte Fotobuch gestalten“ macht neugierig
                                   auf die Erstellung eines Fotobuches und liefert hierzu eine ausführliche Anleitung.
                                   Nach einer grundlegenden Einführung in die Regeln der Gestaltung, Layout und
                                   Typographie gibt es Anregungen für unterschiedliche thematische Bildergruppen:
                                   z. B. Kinder-, Familienfotos, besondere festliche Anlässe, Tierbilder oder Urlaubs-
                                   bilder. Hier bekommt man konkrete Tipps zur Bildbearbeitung, Platzierung und
                                   Layout. Auch das anspruchsvolle Fotobuch mit Meisterfotos wird dabei nicht außer
                                   Acht gelassen. Zuletzt wird auf verschiedene Fotobuch-Editoren auf dem Markt
                                   eingegangen. So kann man sich über die eigene bevorzugte Fotobuch-Software
                                   ausführlich informieren.
Ruhland, Eva; Wulf, Angela:
Das perfekte Fotobuch gestalten.   Auf www.metropolbib.de gibt es diesen inspirierenden Workshop als e-Book im
Markt und Technik, 2011.           PDF-Format zum Herunterladen, so dass man die Anregungen am PC direkt um-
242 Seiten.                        setzen kann.
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Dezember 2011                        Empfehlung von Barbara Kette
                                     Lektorat der Stadtbibliothek Mannheim

                                     Der durch „Generation X“ bekannte Kultautor präsentiert mit „JPod“ einmal mehr
                                     eine Satire, die fast sämtliche Auswüchse unserer heutigen Massenkultur aufs Korn
                                     nimmt.

                                     Der JPod ist Teil eines Unternehmens, das Computerspiele herstellt und besteht aus
                                     sechs etwas durchgeknallten Mitarbeitern, die für das Design zuständig sind und de-
                                     ren Nachnamen alle mit dem Buchstaben J anfangen.

                                     Einer der sechs, Ethan Jarlewski, erzählt die ganze Story. Das JPod-Team soll in ein
                                     schon fast fertig gestelltes Skateboardgame eine „charismatisch-knuddelige“ Schild-
                                     kröte einbauen. Die Idee wird auf einer Marketingkonferenz von Steve, der „Toblero-
                                     ne in nur zwei Jahren aus der Krise geführt hat“ vorgestellt.

                                     Dazwischen geht es auch in Ethans Privatleben rund. Die Mutter züchtet Cannabis im
                                     Keller und bringt mal eben einen Rocker um, der Vater ist ein erfolgloser Schauspieler
                                     ohne Sprechrollen, aber mit Liebschaften zu wesentlich jüngeren Partnerinnen, der
                                     Bruder, Immobilienmakler, macht dubiose Geschäfte und ist in Menschenschmuggel
                                     verstrickt. Sowohl Vater wie auch Mutter brauchen ständig die Hilfe ihres Sohnes.

                                     Couplands „Theorie“ zur Handlung findet sich am Anfang des Buches auf vier dicht
Coupland, Douglas:                   gedrängten Seiten, die folgenden 519 Seiten sind aber vor allem ein rasanter, abge-
JPod.                                drehter Spaß, Parallelen zum wirklichen Leben nicht ausgeschlossen.
Roman.
Tropen Verlag, 2011. – 519 Seiten.   Ein Muss für die Generation 20 plus, aber auch für 50 plus, 60 plus, 70 plus…
Orientierung: Unsere Medientipps des Monats - Juli 2011 bis Juni 2012 - Stadt Mannheim
Januar 2012                                                                  Empfehlung von Barbara Kette
                                                                             Lektorat der Stadtbibliothek Mannheim

                                                                             Sie wollen im Jahr 2012 endlich Ihre guten Vorsätze in die Tat umsetzen und etwas
                                                                             für Gesundheit und Figur tun? Dann ist „LowFett 30“ genau das Richtige für Sie.

                                                                             Keine Angst, es handelt sich nicht um das 999. Diät-Buch. „LowFett“ heißt nicht
                                                                             „gar kein Fett“ sondern, so die Autorinnen, die Rückkehr zum Selber-Kochen mit
                                                                             frischen Nahrungsmitteln und Gewürzen. Dazu gehöre auch das richtige Einkau-
                                                                             fen, denn wer richtig einkaufe, könne auch nicht falsch kochen.

                                                                             Der Richtwert von 30% Fettanteil an der Gesamtenergie eines Nahrungsmittels
                                                                             wurde von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung als Grenzwert bestimmt und
                                                                             kann ganz leicht anhand des dem Buch beiliegenden Fettkalkulators errechnet
                                                                             werden. Vorsicht ist in jedem Fall geboten bei Büro-Keksen, Nudelgerichten vom
                                                                             Lieferservice und fett-triefenden Döner.

                                                                             Gut auch der Rat für Eltern: “Keine Extrawürste für die lieben Kleinen. Was auf den
                                                                             Tisch kommt, wird gegessen, alles schmeckt super.“

                                                                             Aber dann machen leckere Rezepte mit appetitanregenden Fotos den Hauptteil
                                                                             des Buches aus, vom Frühstück (Mirabellenpfannkuchen, Stachelbeer-Crumble)
                                                                             über das Hauptgericht (Puten-Ananas-Spieße mit Bananendip, Forellen in Weiß-
Schierz, Gabi; Vallenthin, Gabi:                                             wein) bis zur Nachspeise (Beeren-Müsli mit Walnüssen, Pfirsichcreme, Rhabarber-
LowFett 30 – das große Kochbuch.                                             Aspik).
Fettarm schlemmen und dabei abnehmen; mit Fett-Kalkulator für den Einkauf.
Trias, 2011. – 149 Seiten.                                                   Mmmmmmmm….
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Februar 2012                 Empfehlung von Kirsten Brodmann
                             Lektorat der Stadtbibliothek Mannheim

                             Der junge Medizinstudent Bastian lernt die hübsche Sandra kennen und wird von ihr
                             zu einem Live-Rollenspiel eingeladen. Die Rollenspielgruppe „Saeculum“ versucht
                             das Leben im Mittelalter des 14. Jahrhunderts nachzustellen. Bastian kommt mit
                             zu einer Convention in ein verschwiegenes Tal in Niederösterreich. Einige Sonder-
                             regelungen unterscheiden Saeculum von gewöhnlichen Conventions, die auch ein
                             Time-out zulassen oder Magie-Spielregeln für Fantasy-Szenarien beinhalten. Au-
                             thentizität ist das Zauberwort, und gerade Bastian als angehender Mediziner ahnt,
                             dass da allen Teilnehmern eine durchaus unangenehme Prüfung bevorsteht, falls
                             man sich Knochenbrüche oder Virusinfektionen holt. Bastians Brille wird ebenfalls
                             aussortiert, was ihm auf nachteilige Weise eine schummerige Ansicht seiner Um-
                             welt beschert. Als Doro, die selbsternannte Hexe, erfährt, in welche Gegend die
                             Teilnehmer fahren, verliert sie völlig die Fassung. Die Gegend gilt als verflucht und
                             auch den Teilnehmern fährt ein gruseliger Schauer über den Rücken, denn Paul,
                             der charismatische Anführer, gibt gerne die Sage der Blutgruft zum Besten. Aber
                             wie sagt eine Teilnehmerin so treffend: „Es gibt keine merkwürdigen Gegenden…
                             es gibt nur merkwürdige Menschen.“
                             Das Unternehmen steht unter keinem guten Stern. Gleich nach der Ankunft im La-
                             ger setzt ein ungemütliches Gewitter ein, Sandra verhält sich kalt und abweisend,
                             und es tauchen seltsame Nachrichten auf Rindenstücken auf – vielleicht ein Teil
                             des Spiels, vielleicht auch nicht... Bastian wäre ohne die Hilfe der kratzbürstigen
                             Iris verloren gewesen und die Katastrophenlage spitzt sich noch zu. Einzelne Teil-
                             nehmer (darunter Sandra) verschwinden spurlos, die mitgebrachten Lebensmittel
                             verderben und eine Zuflucht in eine Höhle am Berg erweist sich als Mausefalle,
                             denn nach einem Erdrutsch (?) ist der Zugang versperrt.
                             In diesem stilistisch wunderbar inszenierten Thriller thematisiert die Autorin Ur-
                             sula Poznanski – letztes Jahr mit ihrem Jugendbuch-Erstling „Erebos“ Preisträge-
                             rin des Deutschen Jugendliteraturpreises – den Ethik- und Sittenverfall, wenn eine
                             mehr oder minder homogene Gruppe in einer psychologisch ausweglosen Situa-
                             tion nach einem Ausweg sucht und – um den Fluch zu erfüllen – bedenkenlos ein
                             Menschenopfer erwägt. Es ist ebenso ein Psychogramm, wie man Menschen ma-
Poznanski, Ursula:           nipulieren und steuern kann, wenn man mit gut gewählten Schocks die Hysterie
Saeculum.                    entfesselt. Die klug gewählte Szenerie im Rollenspiel-Millieu verstärkt die Wirkung
Thriller                     und sorgt für ein prickelndes Lesevergnügen.
Loewe, 2011. – 496 Seiten.   Für Thrillerfans ab 14 Jahren nachdrücklich empfohlen!
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März 2012                                Empfehlung von Sabine Morgenthaler
                                         Lektorat der Stadtbibliothek Mannheim

                                         Olga Grjasnowa wurde 1984 in Baku in Aserbaidschan geboren, studierte am Deut-
                                         schen Literaturinstitut in Leipzig und hatte längere Studienaufenthalte in Warschau
                                         und Moskau. Anfang dieses Jahres erschien ihr Erstling, der Roman „Der Russe ist
                                         einer, der Birken liebt“.

                                         Auch die junge Protagonistin Mascha stammt aus Aserbaidschan, ist Jüdin und
                                         Deutsche, die in Frankfurt lebt. Im Alter von elf Jahren immigrierte sie mit ihrer
                                         Familie nach Deutschland, ohne die Sprache sprechen zu können.

                                         17 Jahre später beherrscht sie fünf Sprachen und hat – intelligent und eigenwillig –
                                         klare Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft. Nach dem Studium der Dolmet-
                                         scherwissenschaften will sie bei den Vereinten Nationen arbeiten.

                                         Mascha ist mit Elias befreundet, der aber nach einer Sportverletzung an den Fol-
                                         gen einer schwierigen Operation stirbt. Verzweifelt über den Verlust flieht sie nach
                                         Israel, findet allerdings auch dort keine Heimat. Bindungslos geht sie mehrere Be-
                                         ziehungen ein, ist aber immer auf der Flucht vor sich selbst und den traumatischen
                                         Ereignissen, die sie als Kind in Baku erlebt hat.

                                         Das Alter, die Herkunft und das Leben zwischen verschiedenen Sprachen und Kul-
                                         turen sind Gemeinsamkeiten zwischen der Autorin und ihrer Romanheldin, sonst
                                         ist die Geschichte fiktiv.

                                         Tragik und Komik wechseln sich in Olga Grjasnowas Roman ab. Er ist „die Ge-
                                         schichte einer Generation, die keine Grenzen kennt, aber auch keine Heimat hat“.
Grjasnowa, Olga:                         (Klappentext)
Der Russe ist einer, der Birken liebt.
Roman.                                   Leicht und prägnant im Stil überzeugt dieser aufschlussreiche Roman und verdient
Hanser, 2012. – 283 Seiten.              viele Leserinnen und Leser.
April 2012                            Empfehlung von Klaus Bopp
                                      Musikbibliothek der Stadtbibliothek Mannheim

                                      Die Titelgrafik – die Nadel des Tonabnehmers kratzt ein EKG auf eine Schallplatte – ist
                                      gelungen, der Buchtitel dagegen wirkt missverständlich: Nicht sechs Songs, sondern
                                      sechs Liedkategorien, denen sämtliche Kommunikationsfunktionen von Musik zugeord-
                                      net werden können, widmet der Autor – Musiker und Musikproduzent (u. a. bei Santana
                                      und Grateful Dead), Psychologe und Neurowissenschaftler – jeweils ein Kapitel seines
                                      neuen Buches. Freundschaft, Freude, Trost, Wissen, Religion und Liebe benennt er die
                                      Gruppen und meint mit „Songs“ stellvertretend alle Arten von Musik aus allen Kulturen.
                                      Es geht also um nichts weniger als die Fragen: Warum gibt es Musik und was tut sie für
                                      und mit dem Menschen?
                                      Die Songgruppen sind thematisch großzügig gefasst: „Freundschaft“ beinhaltet neben
                                      Beispielen für gemeinsame Gesänge und Tänze urzeitlicher Vorfahren, die engere sozi-
                                      ale Bindungen und letztlich erst immer größere Lebensgemeinschaften ermöglichten,
                                      auch die weit unfreundlicheren synchronisierten Gesänge und Marschbewegungen von
                                      Soldaten und Protestlieder der Antikriegsbewegung: „Sag mir, wo die Blumen sind“ oder
                                      „Give peace a chance“. Mit „Nichts geht über Bärenmarke…“ will die Werbung eine Ver-
                                      knüpfung ihrer Produkte mit guter Stimmung („Bacardi-Feeling“) und positive neuro-
                                      nale Chemie bei den Konsumenten herstellen. Die Aufbewahrung und Weitergabe von
                                      Wissen durch Lieder (Welche Pflanzen sind giftig, welche Tiere gefährlich?) hat zwar ihre
                                      überlebenswichtige Funktion weitgehend verloren, ist jedoch in Form von Lernliedern,
                                      etwa zur besseren Verankerung des Alphabets oder von Verkehrsregeln noch immer
                                      gebräuchlich. Warum hören traurige Menschen gern traurige Musik? Gibt es das Phäno-
                                      men des „ehrlichen Signals“, nach dem eine gesungene Liebesbekundung eher geglaubt
                                      wird als eine gesprochene? Ist „I walk the line“ von Johnny Cash eher ein Lied der Liebe,
                                      der Freundschaft oder gar ein Wissenslied? Kann Religion und Glaube – mittels ritueller
                                      Lieder und Tänze – allein auf verstärkte neurologische Prozesse zurückgeführt werden?
                                      Überaus kreativ verbindet der Autor auf seinem Streifzug durch die Musik-Evolution
                                      neuropsychologische, sozialanthropologische, evolutionsbiologische und musikwis-
                                      senschaftliche Erkenntnisse. Er kombiniert Gespräche mit Musikern (wie Sting, Joni
                                      Mitchell, Paul Simon und Pete Seeger), Liedbeispiele aus allen Bereichen (jedoch mit
                                      Schwerpunkt auf nordamerikanischen Folk-, Pop- und Rocksongs) mit selbst erlebten,
                                      teils skurrilen und anrührenden Anekdoten. Dadurch macht er die Bedeutung der Musik
                                      für die Entwicklung des Menschen und der Menschheit, die gemeinsame Entwicklung
                                      von Musik und menschlichem Gehirn nachvollziehbar. Das Anliegen des Buches ist ein
Levitin, Daniel J.:                   akademisches. Es wimmelt daher von Botenstoffen, Hormonen und Hirnlappen, Ton-
Die Welt in 6 Songs.                  arten, Akkorden und Rhythmen. Aber auch ohne neurologische oder musiktheoretische
Warum Musik uns zum Menschen macht.   Vorkenntnisse und dem Konsum von Sekundärliteratur wird der Leser dank klarer und
Bertelsmann, 2011. – 335 Seiten.      knapper Erläuterungen nie orientierungslos im Terminologie-Regen stehen gelassen.
Mai 2012                     Empfehlung von Melina Marx
                             Auszubildende bei der Stadtbibliothek Mannheim

                             In Bernhard Hennens Elfenromanen sind sowohl Menschen als auch Elfen, Zwerge,
                             Kobolde, Trolle und andere Geschöpfe aus der Welt der Fantasy beteiligt.
                             Die Elfen sind die Herrscher über die Fantasie-Welt Albenmark. Die
                             Königin der Elfen heißt Emerelle, die beim Volk der Elfen als gutherzige
                             und gerechte Herrscherin bekannt ist. Nicht so beim zweitmächtigsten
                             Volk, den Trollen, die sie als Tyrannin sehen, da sie das Volk der Trolle
                             vor hunderten von Jahren in die kargen Wüstengebiete verbannte.
                             Viele Jahre herrscht mehr oder weniger Frieden zwischen den Völkern
                             Albenmarks. Doch die Trolle sinnen auf Rache. Und als sie stark genug
                             sind, bricht ein gewaltiger und grausamer Krieg zwischen den Völkern aus.
                             Soweit die Handlung der ersten drei Teile.

                             Im vierten Teil „Elfenkönigin“ haben es die Trolle endlich geschafft: An Ende ihrer
                             Kräfte gibt Emerelle auf und überlässt den Trollen den Thron Albenmarks. Sie
                             flieht mit ihrem engsten Vertrauten und einstigen Geliebten, dem Schwertmeister
                             Ollowain, in die Wildnis des „Verbrannten Landes“ weit außerhalb Albenmarks.
                             In dieser Region haben einst die Drachenelfen gelebt, die schon seit vielen
                             Jahrhunderten die Welt verlassen haben.
                             Eine Zeit lang hat sie hier Ruhe und Frieden und kann über viele Dinge ihres Lebens
                             nachdenken. Doch als sie erfährt, dass Albenmark unter der Herrschaft der Trolle
                             unterzugehen droht, fasst sie einen Entschluss…

                             Mir gefallen die Fantasy-Romane von Bernhard Hennen, weil er die Schauplätze
                             und Landschaften so detailgetreu, lebhaft und genau beschreibt, dass man sich
                             alles bildhaft vorstellen kann.
Hennen, Bernhard:            Zum anderen verleiht Bernhard Hennen den einzelnen Völkern und Figuren mit
Elfenkönigin.                seinem außergewöhnlichen Schreibstil einen einzigartigen Charakter. Man kann
Roman.                       sich richtig in die Figuren hineinversetzten und erlebt die ganze Geschichte aus
Heyne, 2009. – 909 Seiten.   vielen verschiedenen Blickwinkeln.
Juni 2012                                   Empfehlung von Barbara Kette
                                            Lektorat der Stadtbibliothek Mannheim

                                            Warum schreiben eigentlich immer nur Erwachsene Bücher über Kindererziehung und
                                            warum werden die Betroffenen, die Kinder und Jugendlichen, dazu nicht gehört? Diese
                                            Frage stellte Isabel Kloepfer ihrer Mutter, der Journalistin Inge Kloepfer, die die Frage ihrer
                                            Tochter aufgriff und ein wohltuend anderes Erziehungsbuch daraus machte.
                                            Alles fing mit einer Umfrage an, die Isabel, 14 Jahre und Schülerin an einem Berliner Gym-
                                            nasium, unter Schülern verschiedener Gymnasien startete. Die Umfrage brachte Erstaun-
                                            liches zutage, nämlich dass Leistungsdruck und Lebensfreude in den Augen der Schüler
                                            keinen Gegensatz darstellen. Im Gegenteil, sie sind überwiegend der Meinung, ein wenig
                                            Druck von den Eltern sei besser als eine „egal-Haltung“. Überhaupt scheinen die Eltern
                                            mehr unter Stress mit der Erziehung als die Kinder, so die Autorinnen.
                                            Inge Kloepfer geht nun den Ergebnissen aus der Umfrage auf den Grund. Sie führt ver-
                                            schiedene Autoren und Erziehungstheorien an, die sich zum Teil widersprechen. In Mi-
                                            chael Endes „Jim Knopf“ z. B. tritt die schreckliche Frau Mahlzahn auf, bei der die Kinder
                                            lernen müssen „lernen, lernen, sonst setzt es Hiebe“. Bei Kant dagegen steht die Erzie-
                                            hung zu Freiheit und Selbstbestimmung im Vordergrund, wobei die Balance zwischen
                                            Grenzen und Freiheit sich als Hauptproblem erweist.
                                            Immer wieder gibt es Einschübe von Isabel, die ihre Meinung aus Schülersicht kundtut.
                                            So entsteht eine Art Dialog zwischen Mutter und Tochter, der äußerst anregend zu lesen
Klöpfer, Inge; Klöpfer, Isabel:             ist und sich zugleich mit vielen gegensätzlichen Auffassungen über Erziehung auseinan-
Glucken, Drachen, Rabenmütter.              dersetzt.
Wie junge Menschen erzogen werden wollen.   Bleibt am Schluss nur ein Satz aus dem Epilog: „Erziehung ist wohl nicht mehr als der
Hoffmann und Campe, 2012. – 285 Seiten.     Versuch, das größtmögliche Unglück zu verhindern“.
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