Briefing Notes Gruppe 62 - Informationszentrum für Asyl und Migration
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Briefing Notes Gruppe 62 – Informationszentrum für Asyl und Migration 15. Juni 2020 Afghanistan COVID-19-Pandemie Die Zahl der bestätigten COVID-19-Fälle steigt weiterhin an. Positiv auf das Coronavirus getestete Personen werden aus allen 34 Provinzen gemeldet. Die höchste Anzahl an Fällen weist Kabul auf, gefolgt von Herat, Balkh, Nangarhar und Kandahar. Die am 06.06.20 von der Regierung erlassenen Richtlinien zur Eindämmung des Coronavirus (vgl. BN v. 08.06.20) setzen die Provinzregierungen je nach vorherrschender Situation um. In den Provinzen Kandahar, Helmand, Ghazni, Badakhshan, Khost, Paktya, Kunduz und Takhar sind die strikten Maßnahmen etwas gelockert worden. In den östlichen Provinzen Laghman und Kunar gelten die strengen Restriktionen fort. Zudem wurden die Regeln nach einem Anstieg der Infektionszahlen in Nangarhar verschärft. Die Grenzen zum Iran in der Provinz Nimroz sowie in Islam Qala in der Provinz Herat sind für den Handelsverkehr und für afghanische Staatsbürger geöffnet. Beide Grenzübergänge passierten im Zeitraum vom 31.05.20-06.06.20 ca. 12.300 afghanische Rückkehrer aus Iran, mehr als zweieinhalb Mal mehr als in der Woche zuvor. Von den 12.300 Personen kehrten ca. 4.400 freiwillig zurück, ca. 7.900 Personen sind nach Afghanistan rückgeführt worden. Die Grenzen zu Pakistan sind für nichtkommerziellen Verkehr geschlossen, für Güterverkehr täglich außer samstags geöffnet. Ein limitiertes Kontingent von afghanischen Rückkehrern kann diese Grenzen einmal wöchentlich passieren. Jeden Samstag wird der Grenzübertritt von höchstens 500 Personen in Torkham in der Provinz Nangarhar und von maximal 300 Personen in Spin Boldak in der Provinz Kandahar zugelassen. Anschläge, Kampfhandlungen, zivile Opfer In den vergangenen Wochen gab es Meldungen über Anschläge der Taliban auf Sicherheitskräfte und Militäreinrichtungen in verschiedenen Provinzen, die auch zivile Opfer forderten. Nach Angaben des afghanischen Innenministeriums haben die Taliban nach dem Ende der Waffenruhe am 26.05.20 über 200 Anschläge verübt. Einer der folgenreichsten ereignete sich am 05.06.20 in der Provinz Zabul, wo die Taliban eine Militärbasis bei Jaldak angriffen. Mindestens zwei Dutzend afghanische Sicherheitskräfte wurden dabei getötet. Ebenfalls am 05.06.20 wurden bei einem weiteren Anschlag in der Provinz Badakhshan elf Polizisten getötet. Bei einem erneuten Anschlag auf eine Militärbasis in dieser Provinz am 11.06.20 wurden zwei Soldaten und ein Taliban-Kommandant getötet. Weitere Anschläge verübten die Taliban unter anderem in Kabul, Ghor, Takhar, Sar-i-Pul, Uruzgan, Loghar, Balkh, Badghis, Kandahar, Nangarhar und Paktika. Im Zuge des vereinbarten Gefangenenaustauschs ließen die Taliban in den Provinzen Farah, Nimroz und Baghlan von ihnen gefangen genommene afghanische Polizisten und Soldaten frei. Am 12.06.20 detonierte während des Freitagsgebets ein in der Sher-Shah-Suri-Moschee im Westen der Hauptstadt Kabul platzierter Sprengsatz. Vier Menschen wurden dabei getötet, mindestens acht weitere verletzt. Die Taliban verurteilten den Anschlag, zu dem sich niemand bekannte. Zuvor war am 02.06.20 ein Anschlag nahe der Wazir- Mohammad-Akbar-Moschee in Kabul (vgl. BN v. 08.06.20) verübt worden. 1
Albanien Proteste gegen sexuelle Gewalt Am 04.06.20 demonstrierten mehrere Hundert Personen in der Hauptstadt Tirana gegen sexuelle Gewalt und den in der Gesellschaft verbreiteten Missstand, Opfer statt Täter dafür verantwortlich zu machen. Ausgelöst wurden die Proteste von Berichten über den mutmaßlichen Missbrauch eines Teenagers. Medienberichten zufolge waren nach Bekanntwerden des Vorfalls Graffiti gesprüht worden, die das Opfer verunglimpften. Auch in den sozialen Medien tauchten solche Kommentare auf. Vorerst keine Änderungen am Wahlgesetz Am 31.05.20 verstrich eine Frist, die sich Regierung und Oppositionsparteien selbst gesetzt hatten, um Änderungen am Wahlgesetz zu vereinbaren. Diese Änderungen gelten als wichtige Vorbedingung der EU für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen. Albanien ist seit dem 24.06.14 offizieller Beitrittskandidat der Europäischen Union. Die nächsten Wahlen sind für Juni 2021 geplant. Änderungen des Wahlgesetzes müssen mindestens sechs Monate vor den Wahlen erfolgen. Regierung und Oppositionsparteien haben bereits signalisiert, zu dem Thema weiterhin miteinander verhandeln zu wollen. Bangladesch COVID-19-Pandemie Am 14.06.20 wurde die höchste durch das Coronavirus verursachte Todesrate im Land festgestellt, auch hochrangige Regierungsbeamte sollen unter den Verstorbenen sein. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen soll Medienberichten zufolge seit ca. 14 Tagen sinken. Bolivien Studie zur Präsidentschaftswahl: Keine Wahlfälschung Fast acht Monate nach dem Sturz des Präsidenten Evo Morales (vgl. BN v. 11.11.19) zitiert die US-Tageszeitung New York Times aus einem Bericht einer unabhängigen Untersuchungskommission, der den Vorwurf des Wahlbetrugs durch den ersten indigenen Staatspräsidenten entkräftet. Die US-amerikanische Nichtregierungsorganisation Center for Economic and Policy Research (CEPR) erhebt dabei den Vorwurf, dass der damalige Bericht der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), der den Wahlbetrug bei den Präsidentschaftswahlen belegen sollte, „auf falschen Daten und ungeeigneten statistischen Erhebungsmethoden“ beruhe und die OAS keine überzeugenden Beweise für Unregelmäßigkeiten des Wahlergebnisses vorlegen könne. Letztlich war es der OAS-Bericht, der Morales nach 13 Amtsjahren auf Druck von Militär und Polizei zum Rücktritt zwang. Bei einer ersten Auszählung der Stimmen hatte alles darauf hingedeutet, dass weder Morales noch der Kandidat des Oppositionsbündnisses, der frühere Präsident Carlos Mesa, sich in der ersten Runde durchsetzen würden. Doch die Wahlbehörde unterbrach die Auszählung, und 24 Stunden später verkündete sie den Sieg von Morales. Es kam im ganzen Land zu Massenprotesten und Zusammenstößen zwischen Anhängern beider Lager. Morales' Anhänger werfen der OAS vor, sie stünde der US-Regierung nahe und sei deswegen voreingenommen. Allerdings hatte Morales selbst erklärt, den Prüfbericht der OAS als verbindlich anzuerkennen. Seit dem Rücktritt von Morales steht die oppositionelle Jeanine Áñez an der Spitze einer Übergangsregierung. Neuwahlen sollten ursprünglich am 03.05.20 stattfinden, mussten aber wegen der COVID-19-Pandemie verschoben werden. Die Wahlbehörde strebt jetzt Wahlen am 06.09.20 an. Burundi Präsident Nkurunziza gestorben Nach offiziellen Angaben erlag der amtierende Präsident Pierre Nkurunziza am 09.06.20 einem Herzinfarkt. Der 55- Jährige war seit 2005 im Amt. Er stürzte das Land in eine Krise, als er bei der Wahl von 2015 entgegen der Verfassung 2
für eine dritte Amtsperiode erneut antrat. Seine Amtszeit hätte im August 2020 geendet. Er hatte in der Präsidentenwahl vom 20.05.20 nicht mehr kandidiert, obwohl eine Verfassungsänderung ihm dies ermöglichte. Sein Amtsnachfolger ist Evariste Ndayishimiye von der Regierungspartei Conseil National de Défense de la Démocratie – Forces pour la Défense de la Démocratie (CNDD-FDD) (vgl. BN v. 08.06.20). China Chinesische Propaganda-Accounts aus Kurznachrichtendienst entfernt Wie der Kurznachrichtendienst Twitter meldete, wurden 23.750 Nutzerkonten gelöscht, die in großem Ausmaß Fehlinformationen im Interesse der chinesischen Regierung u.a. zur Situation in Hongkong, zu Taiwan und zur COVID-19-Pandemie verbreitet haben sollen. Etwa 150.000 weitere Konten, die derartige Nachrichten teilten oder positiv bewerteten, wurden ebenfalls entfernt. Der Onlinedienst ist Chinesen in der Volksrepublik zwar verboten; Experten zufolge nutzt die Regierung ihn jedoch für die internationale Verbreitung von Propaganda und Desinformation. Hongkong: Festnahmen bei Kundgebungen Tausende nahmen am 12.06.20 an nicht genehmigten Kundgebungen teil, in denen an den Beginn der Proteste gegen geplante Änderungen des Auslieferungsgesetzes vor einem Jahr erinnert wurde. Die Polizei nahm 35 Personen fest. Côte d'Ivoire/ Ghana Zunahme von Kinderarbeit Obwohl die kakaoverarbeitende Industrie zugesichert hatte, die Kinderarbeit in Westafrika bedeutend einzuschränken, hat diese in den letzten zehn Jahren weiter zugenommen. Das geht aus aktuellen Medienberichten hervor, die sich auf die Ergebnisse einer noch unveröffentlichten Studie der University of Chicago beziehen. Dem Entwurf der alle fünf Jahre im Auftrag des US-Arbeitsministeriums erstellten Studie ist zu entnehmen, dass derzeit 2,26 Millionen Kinder auf den Kakao-Plantagen Côte d'Ivoires und Ghanas arbeiten, zwei Millionen davon unter besonderen Gefahren. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl von Kindern, die Kinderarbeit verrichten, damit um 10% gestiegen, obgleich die großen Schokoladenhersteller bereits 2001 zugesichert hatten, Kinderarbeit in ihren Lieferketten zu beseitigen – zuerst bis 2005, dann bis 2008, schließlich bis 2010. Auch das jüngste Ziel, Kinderarbeit bis 2020 um 70% zu verringern, wird weit verfehlt. Vielfach arbeiten ivorische und ghanaische Kinder in den landwirtschaftlichen Betrieben der Eltern oder anderer Verwandter. Stundenlang schwere Lasten tragen ist dabei ausweislich einer Studie von 2019 die häufigste Form von Kinderarbeit. Sie ist Folge eines Bündels von Missständen, die wiederum selbst komplexe Ursachen haben, darunter Armut, Korruption und der Mangel an grundlegenden staatlichen Dienstleistungen wie etwa guter Schulbildung. Côte d'Ivoire ist das mit Abstand wichtigste Land der Welt, in dem Kakaobohnen produziert und exportiert werden. Ghana folgt auf Platz zwei vor Indonesien, Nigeria und Kamerun. Eritrea Präsident Isaias widerlegt Gerüchte über seinen Tod Vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie war Präsident Isaias Afwerki seit Wochen nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten, was zu Spekulation über seinen Gesundheitszustand führte. Von seinem Tod wurde ebenso berichtet wie von einem Aufenthalt in Saudi-Arabien zur ärztlichen Behandlung. Tatsächlich zeigte sich Isaias erstmals wieder am 07.06.20 auf dem Flughafen Bole in Addis Abeba, wo er von Premierminister Abiy Ahmed zu einem zweitägigen Arbeitsbesuch begrüßt wurde. 3
Ghana Organisator einer Mahnwache angeklagt Am 06.06.20 löste die Polizei in Accra eine nach offizieller Darstellung nicht genehmigte Mahnwache zum Gedenken an den in den USA bei einem Polizeieinsatz getöteten Afroamerikaner George Floyd auf. Der Organisator der Veranstaltung, der Leiter der Nichtregierungsorganisation Economic Fighters League, Ernesto Yeboah, wurde vorübergehend festgenommen. Er wurde am 11.06.20 wegen Verstoßes gegen das Gesetz zur öffentlichen Ordnung angeklagt, bleibt aber gegen Kaution auf freiem Fuß. Indien COVID-19-Pandemie Die Zahl der bestätigten COVID-19-Fälle stieg in den vergangenen zwei Wochen stark an. Mittlerweile zählt Indien zu den von der Pandemie am stärksten betroffenen Ländern. Der Oberste Gerichtshof hat Bedenken hinsichtlich der unmenschlichen Behandlung von Patienten in Krankenhäusern und den Umgang mit Verstorbenen geäußert. Bis Ende Juli 2020 wird ein anhaltend exponentieller Anstieg der Neuinfektionen erwartet. Krankenhäuser in den Metropolen Delhi und Mumbai sind überlastet (vgl. BN v. 08.06.20). Irak Proteste Am 07.06.20 kam es in mehreren Provinzen, darunter Najaf, Muthanna, Diwaniyah, Dhi-Qar und Babil, zu Demonstrationen, u.a. wegen Korruptionsvorwürfen. Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften lösten eine Reihe von Bränden aus. Am 09.06.20 wurde ein Demonstrant getötet. Sicherheitslage Es wird weiterhin auch von nicht protestbezogenen sicherheitsrelevanten Vorfällen sowohl mit zivilen Opfern als auch mit Sicherheitskräften berichtet. Kämpfer des IS sind weiterhin aktiv. Insbesondere betroffen waren die Provinzen Diyala, Ninive, Kirkuk, Salahaddin. Irakische Sicherheitskräfte und kurdische Peshmerga führten Sicherheitsoperationen gegen IS-Kämpfer durch. COVID-19-Pandemie Bis zum 01.06.20 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 6.439 Fälle von COVID-19 in Irak bestätigt, 205 Todesfälle und 3.156 Patienten, die genesen sind. Ungefähr 11% der Fälle wurden in der Region Kurdistan-Irak (KR-I) registriert. Türkische Luftschläge Laut dpa-Meldung vom 15.06.20 haben türkische Kampfjets Stellungen der kurdischen Arbeiterpartei (PKK) in Irak angegriffen und Höhlen von PKK-Kämpfern zerstört. Die Operation Claw-Eagle (Adlerkralle) habe sich u.a. gegen Ziele in den Kandil-Bergen nahe der iranischen Grenze sowie Stellungen in Sinjar gerichtet. Bereits am 10.06.20 hatte das türkische Militär Luftangriffe durchgeführt, bei denen acht Mitglieder der PKK getötet wurden. Die Luftangriffe richteten sich auf die Gebiete Zap und Haftanin nahe der türkischen Grenze in der Region Kurdistan-Irak. Iran Anstieg der Armutsgrenze Laut Angaben des Forschungszentrums des iranischen Parlaments ist die Armutsgrenze für einen vierköpfigen Haushalt zwischen Ende 2017 und Ende 2019 von 135 auf 245 Euro im Monat und damit um gut 80% gestiegen. Demzufolge ist die hohe Inflationsrate für den Anstieg der Armutsgrenze in Teheran und weiteren Teilen des Landes verantwortlich. Nach Angaben des IWF betrug die Inflationsrate im vergangenen Jahr 41%, 2018 lag sie bei 4
31,2%. Im laufenden Jahr erwarten die Experten eine Verteuerung von 34,2%. Dadurch sei die Kaufkraft der Iraner 2019 im Vergleich zum Jahr 2011 um etwa 1/3 geschrumpft, zitierte die Nachrichtenagentur Fars am 04.06.20 aus dem Bericht des parlamentarischen Forschungszentrums. Um das Pro-Kopf-Einkommen des Jahres 2011 zu erreichen, müsse die Konjunktur mindestens sechs Jahre lang jährlich um 8% wachsen. COVID-19-Pandemie Seit zwei Wochen registriert die nationale Statistik wieder deutlich mehr als 2.000 Neuinfektionen pro Tag. Zuletzt stiegen die Werte sogar über 3.100 und liegen nun gleichauf mit dem Höhepunkt der ersten Infektionswelle im Februar und März 2020. Gesundheitsexperten sehen die Lockerungen der vergangenen Wochen als Hauptgrund für den Zuwachs. Fast alle Branchen haben Ende Mai 2020 die Arbeit wiederaufgenommen. Über ein Drittel der Akademiker sind arbeitslos Mehr als 35% der iranischen Akademiker sind erwerbslos. Das gab der Vizechef der Planungs- und Haushaltsorganisation, Hamid Asghari, am 14.06.20 bekannt. Jemen COVID-19-Pandemie: Houthi-Rebellen verschweigen Informationen Nachrichtenberichten zufolge machen die Houthi-Rebellen weiterhin keine korrekten Angaben darüber, wie viele durch das Coronavirus verursachten Todesfällen es in den von ihnen kontrollierten Gebieten im Norden Jemens gibt. Menschen, die an dem Virus gestorben sind, sollen heimlich begraben werden, und Familien und Totengräber dürfen nicht über die Todesursache sprechen. Offiziell gibt es im nördlichen Jemen demnach immer noch nur vier bestätigte Infektionsfälle. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums der Houthi-Rebellen hat erklärt, dass die Zahl der Todesfälle nicht veröffentlicht wird, um negative psychologische Auswirkungen auf die Bevölkerung zu vermeiden. Die Houthi-Rebellen haben zudem Zivilisten bestraft, die sich über das Coronavirus geäußert haben. Binnenvertriebene UNHCR teilte am 11.06.20 mit, dass seit Anfang des Jahres mehr als 94.000 Menschen aufgrund von Kämpfen gezwungen waren, aus ihrer Heimat zu fliehen. Kolumbien Verletzte und Vermisste nach Attacken staatlicher Sicherheitskräfte Bei Attacken staatlicher Sicherheitskräfte auf eine Gruppe von Kleinbauern in der Region Bajo Guayabero wurden am 04.06.20 zwölf Personen verletzt. Laut Medienberichten sollen Blendgranaten, Tränengas, Gummigeschosse und Gewehrschüsse eingesetzt worden sein. Auch sollen im Zusammenhang mit dem sich über mehrere Stunden hinziehenden Vorfall Personen verschwunden sein. Die Attacke sei von der kombinierten Einsatzgruppe Omega ausgegangen. Diese besteht aus Einheiten der Armee, der Drogenbekämpfungspolizei, der Aufstandsbekämpfungseinheit ESMAD und weiteren staatlichen Sicherheitskräften. Hintergrund der Attacke ist nach Einschätzung von Beobachtern die Weigerung der Bauern, ihre Kokapflanzungen zerstören zu lassen. Auch wird spekuliert, ob nicht die Vertreibung der Bevölkerung aus dem betroffenen Gebiet das eigentliche Ziel sei. Ähnliche Vorfälle in anderen Regionen wurden auch im Mai 2020 gemeldet. Kolumbianische Leitmedien schildern die Vorfälle in der Region Bajo Guayabero unter Berufung auf Angaben der Sicherheitskräfte anders. Diesen Berichten zufolge soll die Armee dort Opfer von Angriffen seintens der Kokabauern geworden sein. Hinter diesen Attacken würde eine bewaffnete Gruppierung des FARC-Dissidenten Gentil Duarte stecken, welche die Bevölkerung zwänge, die Sicherheitskräfte anzugreifen. 5
Libyen Tarhuna: Massengräber entdeckt Medienangaben zufolge sollen die Truppen der Regierung der nationalen Einheit (GNA) mindestens acht Massengräber in und um die Stadt Tarhuna, südlich der Hauptstadt Tripolis entdeckt haben. Die genaue Anzahl der sich in den Gräbern befindlichen Toten ist derzeit noch unklar. Seit April 2019 war Tarhuna und dessen Umgebung unter der Kontrolle von mit General Khalifa Haftar verbündeten Milizen und galt für Haftar als strategisch wichtiger Stützpunkt bei der Offensive auf die libysche Hauptstadt. Am 05.06.20 hatten laut eines GNA-Sprechers die der GNA loyal gegenüberstehenden Truppen Tarhuna eingenommen. Mali Proteste gegen Präsident Keïta Am 05.06.20 sollen rund 20.000 Demonstranten in der Hauptstadt Bamako auf die Straße gegangen sein, um gegen die Regierung des Präsidenten Ibrahim Boubacar Keïta zu demonstrieren und seinen Rücktritt zu fordern. Eine neu gegründete Oppositionsplattform hatte zu den Protesten aufgerufen. Chef der Terrorgruppe AQIM getötet Laut Medienberichten soll am 03.06.20 die französische Armee mit Unterstützung der US-Streitkräfte den Chef der Terrorgruppe Al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQIM) Abdelmalek Droukdal und einige seiner Verbündeten im Norden Malis getötet haben. Die Terrorgruppe AQIM verübt seit Jahren Anschläge in den Staaten der Sahelzone. Zivilisten bei Angriffen auf Dörfer getötet Bei bewaffneten Angriffen auf zwei Dörfer sind 43 Menschen getötet worden. Der erste Angriff ereignete sich am 03.06.20 in Niagassadiou (Region Mopti), dabei sollen 14 Zivilisten getötet worden sein. Bei einem zweiten Angriff am 05.06.20 im Dorf Binedama (Region Mopti) sollen bewaffnete Angreifer mindestens 29 Menschen, darunter auch Frauen und Kinder, getötet haben. Alle Opfer sollen der Ethnie der Peulh angehören. Laut Augenzeugenberichten sollen die bewaffneten Angreifer Militärkleidung getragen haben. Ob es sich tatsächlich um Soldaten der malischen Armee gehandelt hat, konnte bisher verschiedenen Medienberichten zufolge nicht bestätigt werden. Die Regierung ordnete eine Untersuchung an. Nepal COVID-19-Pandemie: Forderung nach bessere Schutzmaßnahmen Hunderte Menschen haben in der Hauptstadt Kathmandu am 11.06.20 dafür demonstriert, dass die Regierung die Maßnahmen aufgrund der COVID-19-Pandemie verstärkt und die Testzahlen erhöht. Außerdem sollen Möglichkeiten geschaffen werden, damit Wanderarbeiter im Ausland nach Nepal zurückkehren können. Die Polizei ging mit Tränengas und Wasserwerfern gegen die zunächst friedlichen Demonstranten vor. Mehrere Menschen wurden festgenommen. Am Vortag hatte Premierminister Khadga Prasad Oli angekündigt, dass der seit Ende März 2020 geltende Lockdown phasenweise gelockert werde. Nach offiziellen Angaben gibt es in Nepal mehr als 4.300 Corona-Fälle. 15 Personen seien infolge einer Infektion gestorben. Nigeria Doppelangriff des ISWAP auf Monguno und Nganzai Am späten Morgen des 13.06.20 griffen im Bundesstaat Borno Kämpfer der von der Terrororganisation Boko Haram abgespaltenen dschihadistischen Gruppe Islamic State West Africa Province (ISWAP) u.a. mit Raketenwerfern die strategisch wichtige Garnisonsstadt Monguno an. Hierbei sollen laut Angaben von Sicherheitskräften und Einwohnern mindestens 15 Personen, darunter neun Soldaten, getötet worden sein. Teilweise wird von 20 getöteten Soldaten berichtet. Letztlich konnte der Angriff vom Militär abgewehrt werden, wobei laut offiziellen 6
Militärangaben 20 Terroristen getötet worden sein sollen. In Monguno befinden sich Vertreter von 25 Hilfsorganisationen, die humanitäre Hilfe für rund 150.000 Binnenvertriebenen leisten. Vor dem Angriff hatten die Dschihadisten bereits das etwa 60 Kilometer entfernt gelegene Dorf Goni Usmanti (Nganzai Local Government Area) angegriffen. Hierbei sollen laut Angaben von Dorfbewohnern 38 Personen erschossen sowie ein Lastwagen mit Passagieren an Bord in Brand gesetzt worden sein. Dschihadisten töten Dorfbewohner Am 09.06.20 attackierten im Bundesstaat Borno Kämpfer des ISWAP das in der Gubio Local Government Area gelegene Dorf Felo (örtlich als Faduma Koloram bezeichnet). Laut Angaben des Gouverneurs von Borno wurden mit Stand vom 10.06.20 bei dem Angriff 81 Dorfbewohner getötet und mehrere schwer verletzt. Zudem setzten die Terroristen Wohngebäude in Brand und raubten etwa 1.200 Rinder und Kamele. Bei dem Überfall soll es sich um einen Racheakt gehandelt haben. Je nach Quelle sollen entweder die Terroristen die Dorfbewohner verdächtigt haben, Informationen über sie an die Sicherheitsbehörden weitergegeben zu haben oder es sollen Angehörige der zum Schutz vor Viehdiebstählen gegründeten örtlichen Selbstverteidigungsmiliz mehrere Terroristen vor dem Überfall getötet haben. Zu allen drei Angriffen bekannte sich der ISWAP. Pakistan COVID-19-Pandemie Die Zahl der bestätigten COVID-19-Fälle steigt weiterhin an. Positiv auf das Coronavirus getestete Personen werden aus allen Provinzen gemeldet. Die Infektionszahlen verteilen sich relativ zur Bevölkerungszahl. Die meisten Fälle wurden demzufolge aus den Provinzen Punjab und Sindh gemeldet, absteigend gefolgt von den Provinzen Khyber-Pakhtunkhwa und Balochistan, der Hauptstadt Islamabad sowie Azad Jammu und Kaschmir. Nach dem sprunghaften Anstieg der Neuinfektionen haben die Krankenhäuser in den größeren Städten ihre Kapazitätsgrenzen nahezu erreicht. Besonders angespannt ist die Lage in Peshawar (vgl. BN v. 08.06.20). Ärzte befürchten einen Kollaps des Gesundheitssystems. Auf 10.000 Einwohner entfallen sechs Krankenhausbetten. Russische Föderation Haftstrafe für Zeugen Jehovas Der Zeuge Jehovas Gennadi Shpakowski wurde am 09.06.20 von einem Gericht in der Stadt Pskow, nahe der estnischen Grenze, zu einer Haftstrafe von sechseinhalb Jahren verurteilt. Zur Begründung verwies das Gericht darauf, dass dieser ein führendes Mitglied einer verbotenen extremistischen Religionsgruppe sei. Das Oberste Gericht des Landes hatte die russische Organisation der Zeugen Jehovas im April 2017 als extremistisch eingestuft und deren Betätigung verboten. Simbabwe MDC-Aktivistinnen erneut verhaftet Laut Angaben der größten Oppositionspartei Movement for Democratic Change (MDC) wurde die MDC- Parlamentsabgeordnete Joanna Mamombe sowie die beiden MDC-Mitglieder Cecilia Chimbiri und Netsai Marova in den Büros ihrer Rechtsanwälte am 10.06.20 erneut verhaftet da sie zu Unrecht behaupten würden, während ihrer ersten Verhaftung im Gewahrsam der Polizei gefoltert worden zu sein. Am gleichen Tag forderten neun UN- Menschenrechtsexperten unter Bezugnahme auf den Fall der drei Frauen in einer gemeinsamen Erklärung Simbabwe auf, das Muster des Verschwindenlassens und der Folter, das offenbar darauf abziele, Proteste und Dissens zu unterdrücken, unverzüglich einzustellen. Die drei oppositionellen Aktivistinnen des MDC wurden am 13.05.20 an einem Polizeikontrollpunkt in Harare angehalten und festgenommen. Sie waren auf dem Weg zur Teilnahme an einer friedlichen Protestveranstaltung, die an diesem Tag von der Jugendorganisation des MDC gegen die behördlichen Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie und die sich dadurch verbreitende 7
Hungersnot im Land organisiert worden war. Noch am selben Tag „verschwanden“ die drei Frauen aus dem Polizeigewahrsam. Während ihrer Entführung waren sie laut eigener Angaben sexuellen Übergriffen und Folter ausgesetzt. Zwei Tage später wurden sie in der 87 Kilometer nordöstlich von Harare gelegenen Stadt Bindura ausgesetzt und nach ihrem Auffinden zur Behandlung ihrer Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert. Am 26.05.20 erhob die Polizei Anklage gegen die Aktivistinnen wegen des Vorwurfes, gegen die COVID-19- Bestimmungen für öffentliche Versammlungen verstoßen zu haben und der Absicht, öffentliche Gewalt und Friedensbruch zu fördern. Somalia Al-Shabaab errichtet COVID-19-Behandlungszentrum Al-Shabaab teilte am 12.06.20 mit, in Jilib, Region Middle Juba, ein Behandlungszentrum für COVID-19-Erkrankte und eine 24-Stunden-Hotline eingerichtet zu haben. Al-Shabaab fordert Menschen mit Symptomen auf, die neue medizinische Einrichtung aufzusuchen. Es liegen keine Informationen darüber vor, wie viele Coronavirus-Fälle es in den von al-Shabaab kontrollierten Gebieten gibt. Syrien Idlib: Luftangriffe folgen auf Rebellenoffensive Aktivisten vor Ort berichteten von Angriffen der Islamistenmiliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS) am 08.06.20 auf Regierungstruppen im Grenzgebiet zur letzten Rebellenhochburg in Idlib. Für kurze Zeit gelangten demnach mehrere Dörfer unter die Kontrolle der Rebellen, ehe die syrische Armee mit russischer Luftunterstützung einen groß angelegten Gegenangriff startete. Bis zum darauffolgenden Tag konnten etwa 45 Luftschläge auf zehn verschiedene Ortschaften dokumentiert werden. Dabei soll der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge ein Zivilist ums Leben gekommen sein. Syrische Staatsmedien bestätigten ihrerseits den Tod eines Soldaten. Ein Zusammenschluss lokaler Hilfsorganisationen berichtete, dass binnen 24 Stunden mehr als 5.800 Zivilisten aus dem Südwesten des umkämpften Gebiets in den Provinzen Idlib und Hama geflohen seien. Bei der Gewalteskalation handelt es sich um die bislang schwerste seit dem Waffenstillstandsabkommen vom 05.03.20. Währungs- und Wirtschaftskrise, Proteste in Suweida Der anhaltende Währungsverfall (vgl. BN v. 08.06.20) sorgt zunehmend auch für politische Instabilität. In Suweida, der mehrheitlich von Drusen bewohnten Stadt im Süden des Landes, kam es zu Demonstrationen mit mehreren hundert Teilnehmern, welche u.a. den Sturz von Präsident Assad forderten. Am 10.06.20 entließ Assad den Premierminister, der noch in der vorangegangenen Woche ankündigt hatte, Maßnahmen zur Stärkung des syrischen Pfundes (SYP) zu ergreifen. Zwischenzeitlich kostete ein USD 3.500 SYP. Zu Beginn des Jahres lag der Kurs noch etwa bei 1:700. Medienberichten zufolge horten die Menschen bereits Lebensmittel und Medikamente, was die Preise weiter ansteigen lässt und Versorgungsengpässe zur Folge hat. Schätzungen der UN zufolge leben acht von zehn Syrern in Armut. Tansania COVID-19-Pandemie: Präsident erklärt Virus für besiegt Präsident John Magufuli hat sein Land für Coronavirus-frei erklärt. Die Infektionskrankheit sei „dank Gott eliminiert“ worden. Fachkundige Beobachter haben jedoch erhebliche Zweifel und werfen Magufuli vor, die Anzahl der Infektionen und Toten verschweigen zu wollen. Zuletzt hatte die Regierung am 29.04.20 öffentlich erklärt, dass 509 Menschen infiziert und 21 gestorben seien. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisierte die Regierung für ihre mangelhafte Kooperation und Transparenz, US-Diplomaten sahen ein überlastetes Gesundheitssystem, die Opposition verweist auf ärztliche Dokumente, in denen von weitaus höheren Infektionszahlen ausgegangen wird. 8
Türkei Festnahmen Die türkischen Behörden ordneten nach Medienberichten am 09.06.20 die Festnahme von 414 weiteren mutmaßlichen Regierungsgegnern an, denen eine Verbindung zur Gülen-Bewegung vorgeworfen wird. Bei einem landesweiten Polizeieinsatz sei gegen 191 Verdächtige in 22 Provinzen vorgegangen worden, von denen sich 160 inzwischen in Haft befänden. Unabhängig davon habe ein Staatsanwalt in Istanbul die Festnahme von 158 Personen angeordnet, darunter Militärs, Ärzte und Lehrer. Zudem gebe es Razzien gegen Mitglieder der Luftwaffe und anderer Sicherheitskräfte. Bereits am 08.06.20 war die Festnahme von 149 Personen angeordnet worden. Die meisten von ihnen seien ehemalige oder aktive Polizisten. Den Verdächtigen werde vorgeworfen, am gescheiterten Militärputsch 2016 beteiligt gewesen zu sein und in Verbindung zur Gülen-Bewegung zu stehen. Schon in der vorangegangenen Woche waren 118 Haftbefehle gegen mutmaßliche Gülen-Anhänger erlassen worden. Ukraine Ermittlungen gegen früheren Präsidenten Poroschenko Die Staatsanwaltschaft in Kiew ermittelt gegen den früheren Präsidenten Petro Poroschenko. Ihm wird vorgeworfen, im Jahr 2018 den Chef des militärischen Auslandsgeheimdienstes angewiesen zu haben, einen Vertrauten zum Stellvertreter zu ernennen. Poroschenko selbst, der seit Ende 2019 im Parlament die Partei Europäische Solidarität anführt, spricht von Verfolgung eines Oppositionsführers. Das Vorgehen gegen ihn habe nichts mit Rechtshoheit, Demokratie oder Verbrechensbekämpfung zu tun. Vielmehr warf er Präsident Selenski vor, die Ermittlungen gegen ihn persönlich angewiesen zu haben. Seitdem Poroschenko im Frühjahr 2019 die Präsidentschaftswahl verlor und die Macht an Staatspräsident Selenski abgeben musste, wurden zahlreiche Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet, u.a. wegen Amtsmissbrauch, Steuerhinterziehung, Korruption und Hochverrat. Mit der Aufhebung der Immunität aller Parlamentsabgeordneten zum 01.01.20 erfüllte Präsident Selenski eines seiner Wahlversprechen. Gruppe 62 - Informationszentrum für Asyl und Migration Briefing Notes BN-Redaktion@bamf.bund.de 9
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