Spiel- und Lernstuben zeigen Profil
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Inhalt Vorwort Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, „Spiel- und Lernstuben zeigen Profil“ – so lautet die Konzeption der Spiel- und Lern- stuben in Rheinland-Pfalz, die Sie in Händen halten. Vorwort 3 In einem intensiven und engagierten Prozess Der gemeinsame Nenner, dass Menschen, die über einen längeren Zeitraum ist dieses Pro- benachteiligt, bzw. von Benachteiligung be- filpapier entstanden, das die besondere Form droht sind, dazugehören und teilhaben sollen, 1 Selbstverständnis 4 von Kindertageseinrichtungen im Land Rhein- stand immer wieder im Focus und war Dreh- land-Pfalz beschreibt. Spiel- und Lernstu- und Angelpunkt des dialogischen Prozesses. 2 Geschichtliche Entwicklung 5 ben arbeiten von ihrem Auftrag her familien-, Durch die fachliche Begleitung von Frau Ger- stadtteil- und sozialraumorientiert in Stadtge- da Holz, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim 3 Strukturelle Rahmensetzung 6 bieten mit besonderen Entwicklungsbedarfen. Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik 3.1 Gesetzlicher Rahmen 6 Gesellschaftliche Veränderungen und po- e.V. (ISS), Frankfurt am Main, gelang eine wis- 3.2 Sozialpolitischer Auftrag 6 litische Entwicklungen fordern Spiel- und senschaftlich und inhaltlich fundierte Ausein- 3.3 Finanzierung 7 Lernstuben immer wieder neu heraus und andersetzung in der Gruppe. Dabei schaffte verlangen eine stetige Neujustierung und Wei- sie es, konzentriert und lebendig zugleich, die terentwicklung der Konzepte und ihrer Umset- Inhalte in den Diskurs und zu Ergebnissen zu 4 Team – Fachkräfte 8 zung. bringen. Frau Gerda Holz war ein Glücksfall für die Erarbeitung des Papiers. Die Initiative zu diesem Profilprozess ging 5 Lebenslagen und Bedarfe der Zielgruppen 8 von der AG Nord der Spiel- und Lernstuben Dank gebührt ebenso Frau Sissi Westrich, in Rheinland-Pfalz aus. Ihren Mitgliedern als Referentin im Ministerium für Integration, Fa- 6 Zielgruppenspezifische Angebote der Spiel- und Lernstuben 9 treibender Kraft gebührt in besonderer Weise milie, Kinder, Jugend und Frauen und Frau 6.1 Förderung, Erziehung und Bildung der Kinder und Jugendlichen 9 Dank. Ellen Johann, Mitarbeiterin beim Sozial- 6.2 Unterstützung, Begegnung, Beteiligung und Bildung von Eltern 10 pädagogischen Fortbildungszentrum (SPFZ) Die Pädagoginnen und Pädagogen und alle in Mainz, die den organisatorischen und finan- 6.3 Stärkung von Nachbarschaften und Gemeinwesen 11 Mitarbeitenden in den Einrichtungen zeich- ziellen Rahmen für die Treffen zur Verfügung nen sich dadurch aus, dass sie ihrer Beru- stellten und mit großem Interesse die Entwick- 7 Spiel- und Lernstuben als Teil kommunaler fung nachgehen. Diese sehen sie darin, Kin- lungen begleiteten und förderten. dern und Jugendlichen und deren Eltern gute Präventionsketten und Netzwerke 12 Chancen und Entwicklungen für ein gelingen- Die vorliegende Lektüre wird Sie als Leserin, des Leben zu eröffnen. Und so war der Pro- als Leser von der ausgezeichneten Arbeit der 8 Schlusswort 14 filbildungsprozess geprägt von dem großen Spiel- und Lernstuben in Rheinland überzeu- Wunsch, die Ziele, Aufgaben und die Arbeits- gen. Die Verantwortlichen der Einrichtungen, Impressum 15 weise der Spiel- und Lernstuben angemessen die in diesem Prozess federführend dabei wa- darzustellen und die Situation der Spiel- und ren, dürfen mit Recht stolz sein! Lernstuben verstehbar und nachvollziehbar zu Angela Thelen beschreiben. Leiterin Abteilung Ich bin dankbar, dass ich diesen Prozess be- Kindertageseinrichtungen gleiten durfte. Bei der Entstehung der vorlie- Caritasverband genden Broschüre habe ich erlebt, mit wie für die Diözese Trier e.V. viel Energie, Fachlichkeit, Wertschätzung und Respekt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Workshops reflektiert, diskutiert, gerungen und sich auseinandergesetzt haben. 2 3
1 Selbstverständnis 2 Geschichtliche Entwicklung Spiel- und Lernstuben sind eine werden getragen von Werten und Neben der individuellen Förde- besondere Form von Kindertages- Haltungen wie Solidarität, Mitbe- rung und Begleitung setzen sich einrichtungen in Rheinland-Pfalz, stimmung und Toleranz. Spiel- und Lernstuben auch für die familien-, stadtteil- und sozial- die Veränderung der Verhältnisse Armut als mehrdimensionales raumorientiert arbeiten. (strukturelle Armutsprävention) gesellschaftliches Phänomen be- ein und fühlen sich der Lobbyar- Sie sind stets in Stadtgebieten mit deutet für die betroffenen Men- beit verpflichtet (sozialpolitischer besonderem Entwicklungsbedarf schen „eine individuelle Lebens- Auftrag). Ziel ist die Öffnung und verortet. Hierbei handelt es sich situation mit hoch belastenden Spiel- und Lernstuben wurden in Entstigmatisierung des Stadtteils. um „Wohngebiete, in denen Fak- Risiken“2, auf allen Ebenen: ma- den 70er Jahren als Kinder- und toren, die die Lebensbedingungen terielle Grundversorgung, soziale Sie sind wichtiger Baustein inner- Jugendhilfeeinrichtungen in so ihrer Bewohner, insbesondere die Integration, Gesundheit und kul- halb der im Sozialraum verorteten genannten sozialen Brennpunk- Entwicklungschancen von Kinder turelle Teilhabe (vgl. Schaubild)3. Hilfen und integriert in ein über ten konzipiert. Es ging darum, von und Jugendlichen negativ bestim- Hieraus ergibt sich ein direkter Jahre gewachsenes Vernetzungs- „Verwahrlosung bedrohte Kinder“ men, gehäuft auftreten.“1 Handlungsauftrag für Spiel- und system. so zu fördern, sodass sie in regu- Lernstuben. läre Bildungseinrichtungen über- Spiel- und Lernstuben verbindet führt und integriert werden kön- eine hohe Sensibilität für Benach- Im Rahmen ihres präventiven Auf- nen4. Der für diese besonderen teiligungen in all ihren Dimensio- trages sind Spiel- und Lernstuben Einrichtungen benannte Auftrag nen und die Bereitschaft, sich für ein „Schutzfaktor“, um Folgen von „Hilfe in besonderen Lebensla- Menschen mit all ihren Bedarfen, Armut vorzubeugen, zu lindern gen“ hat bis heute Bestand. Sorgen und Nöten einzusetzen. und die anvertrauten Personen in Sie verbindet ein wertschätzendes ihrer psychischen Widerstandsfä- Spiel- und Lernstuben haben ein Menschen- und Weltbild und sie higkeit (Resilienz) zu stärken. eigenes Profil im Hinblick auf in- haltliche Schwerpunkte, Aufga- bengebiete und prioritäre, klien- telspezifische Zielsetzungen und Methoden. In der Entwicklung der Spiel- und Lernstuben hat sich eine große Vielfalt an konkreten Umsetzungsformen herausgebil- det. Standortbedingte Faktoren 1 Deutscher Städtetag (Hg). (1979) Hinweise haben zu dieser Vielfalt beigetra- zur Arbeit in sozialen Brennpunkten, DST- gen. Beiträge zur Sozialpolitik, Reihe D, 10. Köln Abb. 1: Wie wird 4 Vgl. „Förderung von Spiel- und Lernstuben (Kinder-)Armut 2 Holz, Gerda; Sthamer, Evelyn; Laubstein, in sozialen Brennpunkten“, Rheinland-Pfalz, sichtbar? Claudia: Aufwachsen unter Armutsbedingun- Ministerium für Soziales, Gesundheit und gen – Erkenntnisse aus der Forschung, in Sport; 03. April 1979 (AZ 634 – 473-12/15) Konturen 6/2013, S. 21. Anmerkung: Um einer Stigmatisierung 3 Holz, Gerda; Laubstein, Claudia; Sthamer, entgegenzuwirken, sprechen wir heute nicht Evelyn: „Lebenslagen und Zukunftschancen mehr von „sozialen Brennpunkten“, sondern von (armen) Kindern und Jugendlichen in von Stadtgebieten mit besonderem Ent- Deutschland, 15 Jahre AWO-ISS-Studie“, wicklungsbedarf oder sozial benachteiligten Frankfurt a.M. November 2012, S. 7. Wohngebieten. 4 5
3 Strukturelle Rahmensetzung 3.1 Gesetzlicher Rahmen 3.2 Sozialpolitischer Auftrag tern auf- bzw. auszubauen sowie zur Verfügung stehen. Beispiele einen niedrigschwelligen Zugang hierfür sind Förderprogramme im Spiel- und Lernstuben sind ge- Dieser gesetzliche Rahmen wird für Familien zu Beratungs- und Rahmen des Bund-Länder-Pro- setzlich in der Landesverordnung u.a. in der Koalitionsvereinbarung Unterstützungsangeboten zu er- gramms „Soziale Stadt“ und die zur Ausführung des Kindertages- der Landesregierung von 2011 möglichen (Kommunikations- und Landesprogramme „Kita!PLUS“ stätten-Gesetzes verortet. oder in den Bildungs- und Erzie- Nachbarschaftszentren).“ 7 und „Kinderfreundliches Rhein- hungsempfehlungen für Kinderta- „§ 5 Spiel- und Lernstuben land-Pfalz“. gesstätten in Rheinland-Pfalz von Gemäß der Landesverordnung (1) Spiel- und Lernstuben sind Kin- 2004 wie folgt aufgegriffen: (LVO) zum Kindertagesstätten- Ergänzend werden Teilnahmebei- dertagesstätten in sozialen Brenn- Gesetz von 1991 bedeutet dies für träge für Mittagstisch, Ferienpro- „Gerade Kinder, die zu gesell- punkten, die Kinder aller Alters- unseren Hilfe- und Förderauftrag gramme, Freizeiten und besonde- schaftlich besonders benachtei- gruppen unter Berücksichtigung re Aktivitäten erhoben. Zuschüsse ligten Gruppen gehören, bedürfen n die Berücksichtigung der ihrer besonderen Lebensbedin- dazu können von den Eltern über einer intensiven Unterstützung besonderen Lebenslagen, gungen und des sozialen Umfelds Einzelfallhilfen, Bildung- und Teil- durch die Kindertagesstätten. Dies fördern. Spiel- und Lernstuben n die Berücksichtigung des habepaket oder den Sozialfond gilt im Besonderen für Kinder(…), sollen in der Regel ganztägig ge- sozialen Umfeldes, beantragt werden. die in Armut aufwachsen.“ 6 öffnet sein. Darüber hinaus ist es n die Sicherstellung der notwen- Spenden/ Fundraising und Mittel erforderlich, dass die notwendi- „Kinder haben ein Recht auf die digen Gemeinwesenarbeit, von Fördervereinen schaffen die ge Gemeinwesenarbeit fachlich bestmögliche Förderung ihrer Voraussetzung für die Finanzie- sichergestellt wird und dass die Entwicklung. Herkunftsbedingter n die Sicherstellung der Zusam- rung von Personal- und Sach- Spiel- und Lernstube mit den Benachteiligung von Kindern ist menarbeit mit den Schulen. kosten für besondere Angebote, Grundschulen zusammenarbeiten. entgegenzuwirken. Dies gilt so- Anschaffungen, Freizeiten und wohl mit Blick auf die Herkunft aus (2) Für den Erziehungsdienst ist Projekte. Ohne die regelmäßige Familien mit materiell oder sozial in der Regel für jeweils zehn Kin- Akquise dieser Mittel, die Be- benachteiligten Lebenslagen als der, die die Spiel- und Lernstube 3.3 Finanzierung standteil der Arbeit einer Spiel- auch mit Blick auf die Herkunft und regelmäßig besuchen, eine Stelle und Lernstube ist, könnte die das Leben in Wohngebieten, in Die Finanzierung der Personal-, vorzusehen. Ab 30 Kinder soll mit Qualität der Arbeit nicht sicherge- denen der Zugang zu Beratungs- Sach- und Investitionskosten Zustimmung des Jugendamtes stellt werden. und Förderangeboten räumlich ist im Kindertagesstättengesetz eine zusätzliche Stelle für den Er- und infrastrukturell erschwert ist. §§12–15 geregelt. Kostenträger ziehungsdienst und die Leitungs- Um Kinder und Jugendliche zu sind anteilig das Land, die Kom- aufgaben vorgesehen werden. Die fördern, bedarf es gerade in die- mune, der jeweilige Träger und Stellen müssen mit Erziehungs- sen Konstellationen der Stärkung ggf. die Eltern (Elternbeiträge). kräften besetzt sein, deren be- und Weiterentwicklung der Erzie- rufliche Qualifikation mindestens Die Vielfalt der Angebote in Spiel- hungspartnerschaft von Familie der einer staatlich anerkannten und Lernstuben ist nur möglich, und Kindertagesstätte.“ 5 Landesverordnung zur Ausführung des Kindertagesstättengesetzes Erzieherin oder eines staatlich an- weil neben der Regelfinanzierung vom 31. März 1998 (GVBl. S. 124),zuletzt geändert durch die Erste erkannten Erziehers mit Berufser- „Gefördert wird die Weiterent- Förderprogramme von Bund, Landesverordnung zur Änderung der Landesverordnung zur Aus- fahrung entspricht.“5 wicklung von Kindertagesstätten Land und Kommune zur zusätzli- führung des Kindertagesstättengesetzes vom 27. Dezember 2005 in Wohngebieten mit besonde- GVBl. S. 574), BS 216-10-2 chen Finanzierung von Projekten rem Entwicklungsbedarf, um den 6 BEE für Kindertagesstätten in Rheinlad-Pfalz, August 2004 Austausch mit und zwischen El- 7 Koalitionsvertrag 2011 – 2016 SPD – BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6 7
4 Team – Fachkräfte 5 Lebenslagen und Bedarfe der Zielgruppen Das an den besonderen Lebens- Qualitätskriterien der Teamar- Die jungen Menschen und ihre n Integration ins gesamte soziale lagen der Familien und den Her- beit sind regelmäßige Fort- und Familien haben unter anderem fol- Umfeld, ausforderungen des Gemeinwe- Weiterbildung, Begleitung durch gende Bedarfe: n Stärkung der Ich-, Sach- und sens orientierte Aufgabenprofil Fachberatung, Supervision, kol- Sozialkompetenzen, n Sicherstellung wesentlicher stellt sehr hohe Anforderungen an legiale Beratung, die Mitarbeit in Grundbedürfnisse wie Ernäh- n Selbstbestimmung, Eigenstän- das pädagogische Fachpersonal. Facharbeitskreisen und die lan- rung, Kleidung, Wohnung, digkeit, Selbstwirksamkeit und Spiel- und Lernstuben arbeiten desweite Vernetzung mit regelmä- Arbeit, Zuwendung, Bindung, Sinnhaftigkeit, in einem interdisziplinären Team. ßigen Arbeitstagungen. Gesundheit, Hygiene, Sicher- n Begleitung und Unterstützung Mindestanforderung ist die Qua- Das pädagogische Team wird durch heit und Schutz, in schwierigen Lebenssituatio- lifikation als staatlich anerkannte Hauswirtschafts- und Reinigungs- n Förderung der persönlichen nen. Erzieherin / staatlich anerkannten kräfte, Hausmeister und Ver- Entwicklung, Erzieher mit Berufserfahrung. Die waltungskräfte ergänzt. Im Rah- Leitung sollte über einen pädago- n Teilhabe an wesentlichen men des Gemeinwesenauftrages gischen Studienabschluss verfü- gesellschaftlichen Lebensberei- 8 vgl. Ottawa Charter for Health Promotion, 1986 Gesundheit werden bevorzugt Menschen aus gen. chen wie Bildung und Kultur, im Sinne der WHO-Ottawa-Charta dem Stadtteil qualifiziert und in Ergänzt wird das pädagogische versicherungspflichtige Beschäf- Team durch Sprachförderkräfte, tigungsverhältnisse übernommen. interkulturelle Fachkräfte, Hono- Der Einsatz von und die Zusam- rarkräfte und Kooperationsbezie- menarbeit mit Ehrenamtlichen er- hungen mit Ärzten, Therapeuten, gänzt oder unterstützt nach Mög- 6 Zielgruppenspezifische Angebote der Künstlern, Übungsleitern, Psy- chologen, Gesundheitsexperten. lichkeit die Arbeit der Spiel- und Spiel- und Lernstuben Lernstuben. Spiel- und Lernstuben arbeiten Die Grundbedürfnisse der Kinder mit der gesamten Familie und be- und Jugendlichen nach emotio- 5 Lebenslagen und Bedarfe der Zielgruppen ziehen darüber hinaus die Men- naler Nähe und Bindung werden schen im Sozialraum mit ein. über die Betreuung in kleinen Gruppen mit festen Bezugsperso- Familien im Einzugsgebiet von einer hohen Krisenanfälligkeit. 6.1 Förderung, Erziehung nen sichergestellt. Spiel- und Lernstuben sind in der Diese Faktoren tragen dazu bei, und Bildung der Kinder und Regel über Generationen hinweg dass Familien über ihr „Schicksal“ Jugendlichen Der Aufbau einer gesunden Iden- von Armut und/ oder sozialer Be- und das ihrer Kinder nur einge- tität und einer entwicklungsför- Spiel- und Lernstuben leisten ei- nachteiligung bedroht oder betrof- schränkt selbst entscheiden kön- dernden Bindung ist Ziel der nen entscheidenden Beitrag zur fen. nen. Interaktion zwischen Erziehungs- Verbesserung der Grundversor- person und Kind. Es erfährt Lob, Das Leben der Menschen ist Alles Tun und Wirken in Spiel- und gung von Heranwachsenden aller Wertschätzung und Angenommen geprägt von Bildungsbenach- Lernstuben verpflichtet sich folg- Altersstufen. Das geschieht durch sein. Es erlebt sich in seinem Tun teiligung, Migration, Arbeitslo- lich dem Ziel, Kindern, Jugendli- individuelle Unterstützungsange- als selbstwirksam und wird in sei- sigkeit oder prekären Arbeits- chen und ihren Familien ein „ge- bote wie Einzelfallhilfen, Beratung ner Resilienz gestärkt. verhältnissen, Abhängigkeit von sundes Leben“8 zu ermöglichen, bei Fragen der Ernährung, Hy- Transferleistungen, Ausgrenzung, das von Chancengleichheit, Teil- giene und Gesundheit, Essens- Der junge Mensch erfährt lang- Krankheit und Sucht, schlechten habe und Sinnhaftigkeit geprägt angebote, Kleiderspenden und fristige Betreuung und Förderung Wohnbedingungen und schwie- ist. lebenspraktische Projekte (z.B. in allen Entwicklungsbereichen. rigen familiären Verhältnissen mit Einkaufstraining, Kochen). Sehr oft sind diese Erfahrungen 8 9
6 Zielgruppenspezifische Angebote der Spiel- und Lernstuben dauerhaft als lebensprägende n Sprach- und Leseförderung, intensive Beziehungen und eine Erlebnisse positiv wirksam. Das n Hausaufgabenbetreuung, vertrauensvolle Zusammenarbeit. sind zum Beispiel Theater- und n Erlebnisorientierte Aktivitäten, Zu den Angeboten der Einrichtun- Zirkusprojekte, Bewegungsange- n Lebensweltorientierte Projekte, gen gehören Elterntreffen/-cafés; bote, Naturerlebnisse und Exkur- Eltern-Kind-Aktionen, Kreativpro- sionen, Freizeiten und Ferienpro- n Brücken bauen zu (kulturellen) 6.3 Stärkung von Nachbar- jekte wie Töpfern, Arbeits- und gramme. Bildungsangeboten, schaften und Gemeinwesen Bauprojekte u. ä.. Spiel- und Lernstuben arbeiten n Begleitung bei Übergängen, Spiel- und Lernstuben haben den Eltern werden für ihre Erziehungs- partizipativ. Im Spannungsfeld n Projekte zur Sozialkompetenz/ besonderen Auftrag, dass Ge- verantwortung sensibilisiert und in zwischen Freiraum und Akzeptanz Gewaltprävention. meinwesenarbeit sichergestellt ihrem Erziehungsverhalten unter- von Regeln, Werten und Normen wird, um darüber gemeinschaft- Die Mitarbeitenden in den Spiel- stützt. werden junge Menschen beglei- liches Zusammenleben und en- und Lernstuben bleiben für junge Einen hohen Stellenwert nimmt gagierte Nachbarschaften zu tet. Sie erlernen für ihre Entschei- Menschen auch über das 14. Le- die Unterstützung der Eltern im stärken. Dies geschieht abhängig dungen und ihr Tun Verantwortung bensjahr hinaus Vertrauensperso- Austausch mit Schule und gege- vom Standort durch eigene An- zu übernehmen. nen. Diese Jugendliche fragen ge- benenfalls Ausbildungsbetrieb ih- gebote und/ oder in einem engen Die Arbeit ist auf Erfolgserlebnis- zielt nach altersentsprechenden res Kindes ein. Verbund mit den Akteuren des So- se der Kinder und Jugendlichen Angeboten und Unterstützung. In zialraums. fokussiert. Sie erfahren, dass es diesem Dilemma (gesetzliche Zu- Eltern erhalten Unterstützung bei möglich ist, Lösungen kreativ zu ständigkeit bis zum 14. Lebens- Behördengängen, Ausfüllen von Spiel- und Lernstuben sind An- entwickeln und insgesamt Kreati- jahr) versuchen Spiel- und Lern- Anträgen und Formularen. Dar- laufstelle und Begegnungsstätte vität als einen Schlüssel zur Per- stuben eigene Angebote vorzu- über hinaus sind die pädagogi- für Familien, aber auch Bürgerin- sönlichkeitsentwicklung zu nut- halten oder mit anderen Koopera- schen Fachkräfte der Spiel- und nen und Bürger im Umfeld. Sie zen. tionspartnern zu entwickeln. Lernstuben Ansprechpartnerinnen vermitteln weitere Kontakte je und Ansprechpartner in persönli- nach Bedarf und Zuständigkeit. Ein wesentlicher Bereich des Tä- chen Belastungssituationen und tigkeitsfeldes von Spiel- und Lern- vermitteln bei Bedarf an andere Sie haben lebensweltorientierte 6.2 Unterstützung, und sozialraumorientierte Sicht- stuben ist die Bildungsarbeit, die Fachdienste. Begegnung, Beteiligung weisen und handeln danach. Dazu von der frühkindlichen Bildung und Bildung von Eltern Eltern werden bewusst bei der gehören u.a. folgende Angebote: angefangen oft bis hin zum erfolg- reichen Einstieg ins Berufsleben Planung und Durchführung von Es gilt die Eltern bzw. Erziehungs- n Anwohnerfeste, führt. Dazu gehören u.a. folgende Angeboten beteiligt und bringen berechtigten in ihrer Rolle und Angebote: ihre Kompetenzen ein. Dadurch n Bewohnercafé, Kompetenz als Expertinnen und wird die Identifikation mit der Ein- n Frauengruppen, Experten in der Erziehung ihrer richtung und den dort arbeitenden Kinder wertzuschätzen, zu unter- n Ad-hoc-Gespräche, Menschen gestärkt. Die Begeg- stützen und zu stärken. Ein offe- n Sprachkurse, nung der Eltern im gemeinsamen nes Haus mit niederschwelligen Tun stärkt solidarisches und tole- n Computerkurse, Angeboten erleichtert Eltern den rantes Miteinander. n Kleiderkammer, Zugang einerseits. Andererseits schaffen Besuche und persönli- Bei vielen genannten Aktivitäten n Sozialberatung, che Ansprache der Mitarbeiten- ist die gesamte Familie einbezo- n Wohnumfeldgestaltung, den in den Spiel- und Lernstuben gen. n Initiierung von Projekten. 10 11
7S piel- und Lernstuben als Teil kommunaler Präventionsketten und Netzwerke Spiel- und Lernstuben sind ein Jede Präventionskette basiert auf Spiel- und Lernstuben überneh- n Initiierung von Projektnetz- wesentliches Element in der Prä- Netzwerken. Diese werden als ko- men Verantwortung als Initiatoren werken und Adaption in den ventionskette für benachteiligte operative Beziehungen zwischen oder Mitgestalter von Netzwerken. Sozialraum, Zielgruppen. unabhängigen Organisationen Dabei bringen sie sich in der Regel n Mitgestaltung der lokalen bzw. Akteuren verstanden, die auf über folgende Arbeitsweisen ein: Bildungskette, „Die Präventionskette wird ein gemeinsames Problem bzw. durch alle zur Erreichung des je- n Vernetzung durch Kooperation n Teil des kommunalen Netzwerks eine gemeinsame Aufgabe fokus- weiligen Präventionsziels verant- mit anderen Einrichtungen, „Frühen Hilfen und Kinderschutz“ sieren. wortlichen öffentlichen und ge- n Bildung von und Beteiligung an in Erfüllung ihres Schutz- sellschaftlichen Akteuren gebildet. Spiel- und Lernstuben sind auf- Runden Tischen, Arbeitskreisen auftrages, Sie dient dazu, voneinander ge- grund der komplexen Bedarfs- etc., n Beteiligung an kommunalen trennt erbrachte Leistungen und lagen ihrer Zielgruppen und dem Ausschüssen. n Gestaltung des Sozialraums Angebote aufeinander abzustim- spezifischen Auftrag in ganz un- und Förderung des Miteinan- Spiel- und Lernstuben sind ein men und zu koordinieren.“ terschiedlich Hilfe- und Förder- ders im Rahmen von Bewohne- wichtiger und unverzichtbarer „Eine kind- und jugendbezogene netzwerken vor Ort eingebunden, rinnen-/ Bewohnertreffen und Akteur in den Netzwerken des (Armuts-) Präventionskette ist bio- aber auch auf diese angewiesen. Quartiersräten etc., Sozialraums. graphisch angelegt und darauf Sie sind in drei Formen von Netz- ausgerichtet, Kindern und Ju- werken engagiert: gendlichen eine fördernde Be- gleitung von der Geburt bis zum Informationsnetzwerke erfolgreichen Berufseinstieg – je Diese dienen der gegenseitigen nach Bedarf und zu jedem mög- Information und dem Austausch lichen Zeitpunkt – zuzusichern. mit dem Ziel der Transparenz und Entscheidend ist, zusätzlich zum der gezielten Förderung von Ko- elterlichen Engagement, eine pass- operationen zwischen verschiede- genaue und verlässliche Beglei- nen Akteuren, z. B. Runden Tisch, tung.“9 Stadtteilkonferenzen. Eine Präventionskette soll inter- Fall- oder projektbezogene disziplinär und fachbereichsüber- Netzwerke © Dieter Schütz/Pixelio greifend alle Akteure in der Kom- Diese schaffen eine Kooperations- mune verbinden, die Angebote und Austauschbasis im Rahmen für die jeweilige Altersgruppe ma- einer zeitlich befristeten gemein- Diese Grafik stellt chen, bzw. darüber zu entschei- samen Aufgabe, z.B. Projekte wie eine Grobstruktur der Netzwerkarbeit den haben. „Gesunder Stadtteil“, oder Mit- der Spiel- und Lern- arbeit in Hilfeplanverfahren des stuben dar und Spiel- und Lernstuben… kann sich regional Jugendamtes. „sind komplex mit anderen örtlichen unterscheiden. Akteurinnen und Akteuren (…) ver- Produktionsnetzwerke 9 Holz, Gerda; Schöttle, Michael; Berg, Annette: Fachliche Maßstäbe zum Auf- und Ausbau von Präventionsketten in netzt, um die Kinder optimal zu In diesen werden Dienstleistungen Kommunen. Strukturansatz zur Förderung des „Aufwachsens im Wohlergehen“ für alle Kinder und Jugendliche und fördern und nachhaltig entwick- einzelner Akteure zu einer potenti- Jugendlichen, in: LVR-in Form 2/2011, S. 7. Online: http://www.lvr.de/media/wwwlvrde/jugend/service/publikationen/ lungsfördernde Strukturen auf- ellen integrierten Leistung zusam- dokumente_97/inform_2_2011.pdf zubauen beziehungsweise zu be- mengeführt, z.B. Wohnumfeldakti- 10 Studie „Aufzuwertende Stadtteile (ehemals soziale Brennpunkte) in Rheinland-Pfalz“: Erstellt im Auftrag des Minis- wahren.“10 vitäten, Kinderschutz-Netzwerke. teriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen, Rheinland-Pfalz. Erstellt von: Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe, Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Privathaushalts und Familienwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Dr. Angelika Sennlaub, Alltag von morgen, Frankfurt am Main unter Mitarbeit von M.Sc. Anna Sdunzig Gießen/ Frankfurt a. M., März 2009 12 13
8 Schlusswort Spiel- und Lernstuben überneh- Gemeinwesenarbeit und Spiel- Einrichtungen, die zur Veröffentlichung der Broschüre durch inhaltliche men vielfältige Aufgaben zur Ge- und Lernstuben. Mitarbeit und/oder finanzielle Beteiligung beigetragen haben: staltung und Stabilisierung der Wie bereits im 3. Armuts- und Gesellschaft. Sie haben sich be- Spiel- und Lernstube, Kirchengemeinde St. Stephan, Andernach Reichtumsbericht 2004 weist währt als wichtiger Schutzfaktor Kommunale Spiel- und Lernstube, Bad Dürkheim die LIGA im aktuellen Bericht auf für arme und/ oder sozial benach- die vielfältigen Erfolge der Pro- Stadtteiltreff, Förderverein Soziale Arbeit, Bingen-Büdesheim teiligte Kinder, Jugendliche und jekte „der Gemeinwesenarbeit Kommunale Spiel- und Lernstube Nordend, Frankenthal ihre Familien. und der „Sozialen Stadt“ hin: Zu- Kommunale Spiel- und Lernstube, Idar-Oberstein Spiel- und Lernstuben zeichnet im kunftschancen von Kindern und Gemeinschaftshaus i-Punkt, Diakonisches Werk, Ingelheim Besonderen eine Vielfalt der An- Jugendlichen haben sich über Kommunale Spiel- und Lernstube Rappelkiste, Kaiserslautern gebotsstrukturen aus, die sich an die oft langjährige Arbeit in den Spiel- und Lernstube / Kinderhort Im Kreutzchen, Caritasverband Koblenz den Bedürfnissen der Zielgruppe Spiel- und Lernstuben erheblich Kommunale Kindertagesstätte Pusteblume, Koblenz und an dem unmittelbaren Sozial- verbessert, immer mehr Kinder Kontaktstelle Holler e.V., Kusel raum orientieren. und Jugendliche erreichen einen Schulabschluss. Die Arbeit der Spiel- und Lernstube, Ökumenisches Sozialzentrum Landau Unabdingbar für die Arbeit in Lern- und Spielstube, SKF, Mainz Gemeinwesenarbeit (auch im Spiel- und Lernstuben sind ein Kommunales Spielhaus Sara Lehmann, Speyer Quartiermanagement) mit Be- grundsätzlich wertschätzendes wohnerinnen und Bewohnern hat Stadtteiltreff Nordpol, Kinderschutzbund Speyer e.V. Menschenbild sowie das Herstel- dazu geführt, dass diese selbst- Spiel- und Lernstube Walburga-Marx-Haus, Caritasverband Trier len von tragfähigen Beziehungen, bewusster auftreten, ihre Interes- Kinderhort Ambrosius, Caritasverband Trier um Resilienz zu fördern, struktu- sen artikulieren und sich für die Spiel- und Lernstube Nordend, Caritasverband Worms e.V. relle Veränderungen anzuschie- Quartiersentwicklung einsetzen. Spiel- und Lernstube, Diakonisches Werk, Worms ben und soziale Inklusion und Teil- Sprachkurse für Migrantinnen und Kommunale Spiel- und Lernstube, Zweibrücken habe zu ermöglichen. Migranten, Gesundheits- und Be- Spiel- und Lernstuben arbeiten schäftigungsprojekte sowie an- dabei dere entsprechende Angebote n sozialraumorientiert, tragen dazu bei, dass sich die Vor- ausetzungen für einen Arbeitsplatz n niederschwellig, verbessern.“ 11 n präventiv, Zur Ausgestaltung dieses gesell- n partizipativ, schaftlichen Auftrags braucht es n ressourcenorientiert, mehr denn je die Bereitstellung n wertschätzend, von umfangreichen strukturellen, n bedarfsorientiert, materiellen und personellen Res- sourcen sowie viele Bündnispart- n flexibel, ner. n vernetzt. Impressum Spiel- und Lernstuben Landesarbeitsgruppe der Spiel- und Lernstuben Rheinland-Pfalz Das Land Rheinland-Pfalz unter- haben Profil! in Kooperation mit der Abteilung Kindertageseinrichtungen im Caritasverband für stützt Menschen in benachteilig- die Diözese Trier e.V. und dem Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung – ten Wohngebieten mit einer Viel- 11 Armut und Reichtum in Rheinland-Pfalz; Sozialpädagogisches Fortbildungszentrum Mainz zahl von Maßnahmen und Pro- Armuts- und Reichtumsbericht der Landes- mit finanzieller Unterstützung durch das Ministerium für Integration, Familie, Kinder regierung 2009/2010; Ministerium für Arbeit, grammen wie z. B. das Bund-Län- Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen und Jugendliche, Jugend und Frauen. der-Programm „Soziale Stadt“, Rheinland-Pfalz, Februar 2010, S. 326. Fachliche Begleitung: Gerda Holz; Frankfurt am Main 14 15
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