OSTEOPOROSE: Diagnose und Therapie - DONNERSTAG, 31. Januar 2019 Referentin

 
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OSTEOPOROSE: Diagnose und Therapie - DONNERSTAG, 31. Januar 2019 Referentin
OSTEOPOROSE: Diagnose und Therapie

DONNERSTAG, 31. Januar 2019

Referentin:
Dr. med. Sigrid Jehle-Kunz, Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin, zertifizierte
Osteologin (SVGO, DVO, ISCD), Leiterin OsteoporoseZentrum Klinik St. Anna
OSTEOPOROSE: Diagnose und Therapie - DONNERSTAG, 31. Januar 2019 Referentin
Bedeutung der Osteoporose in der heutigen Zeit!

             Epidemiologie / Kosten
OSTEOPOROSE: Diagnose und Therapie - DONNERSTAG, 31. Januar 2019 Referentin
Bedeutung der Osteoporose in der Zukunft!

                                                                                         Zunahme der Anzahl Frakturen:
                                                                                          Zunahme der Kosten weltweit!
     Bevölkerung wird immer älter

 Hernlund, E. et al. Osteoporosis in the European Union: medical, management, epidemiology and economic burden:
 A report prepared in collaboration with the International Osteoporosis Foundation (IOF) and the European Federation of Pharmaceutical Industry Associations (EFPIA).
 Arch Osteoporosis (2013)
OSTEOPOROSE: Diagnose und Therapie - DONNERSTAG, 31. Januar 2019 Referentin
Frakturkonsequenzen:
erhöhte Morbidität und Mortalität!
                                                       Unfähigkeit, mindestens
                                                       eine Aktivität des täglichen
                                                       Lebens selbstständig
                                                       auszuführen
                  1 Jahr nach
                  Hüftgelenkfraktur
  Patienten (%)

                                                                80%
                                             Unfähigkeit,
                                             selbstständig zu
                                             gehen

                               Dauerhafte
                               Invalidität       40%
                  Sterberate
                               30%
                   20%
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Osteoporose früher:          «Blickdiagnose»

KEINE (sehr wenig) Symptome,        Gustav Klimt (1862-1918):
    deshalb „stiller Dieb“          Sitzende alte Frau im Profil
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Osteoporose Diagnose vor 1987: FRAKTUR !
                  Anamnese
                  Akute/chron. Schmerzen,
                  frühere Fx/Stürze, FA,
                  gyn./horm. Anamnese,
                  Essgewohnheiten, Noxen, Bewegung,
                  Medikamente (aktuell & früher/wie
                  lange/Dosis),….

                  Klinische Untersuchung
                  Grösse/Gewicht, Kyphose/Lordose,
                  WS/Hüfte/Vorderarm bds Beweglichkeit,
                  Zeichen von sek. OP suchen (zB: Striae, …)…

                  Röntgen / (Labor) / (Biopsie)
                  LWS/BWS ap/seitl, Beckenübersicht,….
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Klinik/Röntgen/Labor/KN-Biopsie   DXA WHO VFA   NIH   FRAX    TBS-Score

                                                             2014
                          Ab 1987
                                            2001
                                    1994
                                                   2008

               Osteoporose 1987-2019
                    “Densitometrisch” vs “Klinisch”
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Knochendichtemessung (DXA)

Sicher / Präzis / Einfach / nicht invasiv / kurze Untersuchungszeit / minimale
Bestrahlung / Kosten (CH) = ca. 70-80 CHF
Artefakte (degenerative Veränderungen) /
Kosten von KK nur bei Indikation / Hologic & Lunar Geräte
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1994
OSTEOPOROSE: Diagnose und Therapie - DONNERSTAG, 31. Januar 2019 Referentin
Diagnose Dilemma
Diagnose Dilemma
Diagnose Dilemma:
Die meisten Frakturen in Patienten mit Osteopenie, dh
             «keine Osteoporose»!
Osteoporose…                                            2001

Systemische Knochenerkrankung gekennzeichnet durch
verminderte Knochendichte und geschädigte Knochenmikroarchitektur

          normal                                                    osteoporotisch
      NIH Consensus Development Panel on Osteoporosis Prevention, Diagnosis, and Therapy. JAMA 2001
2009 FRAX® SCHWEIZ

    SCHWEIZ: TOP-Tool SGR, www.osteo-rheuma.ch/top
Klinischer Fall
Zuweisung: Akute/subakute Deckplattenimpressionsfraktur LWK1 nach
             Verhebetrauma zu Hause am 06.12.2018

Anamnese:
70-jährige Patientin,
St. n. inadäquate LWK1-Fx 12/2018 (MRI), St. n. inadäquate Radius-Fx rechts 08/2014,
geschätzte alimentäre Kalziumzufuhr ca. 300 mg/d,
erhöhte Sturzgefahr (Gangunsicherheit, letzten 12 Mt 1x gestürzt, "Timed up & go"-,
"Chair rising"- und "Tandem-Manöver"-Tests, alle 3 pathologisch),
frühe Menopause (ca. 40-jährig) b. St. n. Hysterektomie und Adnexektomie bds,
Nikotinkonsum bis 2018 (5 Zig./Tag),
Untergewicht (BMI
DXA – Beispiel: LWS, Femur, Radius
TBS (trabecular bone score)                               VFA (vertebral fracture assessment)

                            TBS ≥ 1.350 [normale KM]
                               1.200 < TBS < 1.350
                           TBS ≤ 1.200 [geschädigte KM]

(liefert Informationen über die Knochenmikroarchitektur [KM],
unabhängig vom BMD-Wert und ist ein zusätzlicher Indikator
für Frakturrisiko)
Klinischer Fall
Knochendichtemessung (DXA) vom 21.01.2019:
T-Score SD (BMD g/cm²)   L2-4*:                         -5.0      (0.526)
                         li Femurhals:                  -4.6      (0.338)
                         li Radius 33%:                 -2.9      (0.522)
                         *(L1 wg St. n. Fx nicht beurteilbar)
Beurteilung/Procedere:
Wie Sie dem beiliegenden Densitometriebefund entnehmen können, liegt qualitativ eine
fortgeschrittene Osteoporose vor. Zusammen mit den inadäquaten Frakturen handelt es
sich um eine klinisch manifeste Osteoporose.

Im Vertebral Fracture Assessment (VFA) vom 21.01.2019 findet sich nach den
morphometrischen Kriterien nach Genant ein Hinweis auf eine fraktursuspekte
Wirbelkörperdeformität: LWK1.

Das 10-Jahres-Frakturrisiko nach TBS-korrigiertem FRAX beträgt für die Hüfte 45% und
für eine der häufigsten osteoporotischen Frakturen (Wirbelkörper, Humerus, Radius)
63%.
Klinischer Fall
Procedere:
Aufgrund der Messwerte, des stark erhöhten Frakturrisikos und der bereits klinisch
manifesten Osteoporose ist eine antiresorptive oder anabole Therapie indiziert.

Ich empfehle eine osteologisch-metabolische Abklärung zwecks Standortbestimmung
der Knochenturnover-Parameter, Ausschluss einer sekundären Ursache der
Osteoporose und Therapievorschlags/-einleitung in der ambulanten Osteoporose-
Sprechstunde durchzuführen.

Sollten Laborwerte - nicht älter als 3-6 Monate - vorhanden sein, bitte ich Sie uns diese
zukommen zu lassen oder der Patientin mitzugeben (um Doppelspurigkeiten und
unnötige Kosten zu vermeiden).

Zudem empfehle ich eine optimale Kalzium-/Vitamin D-Versorgung (ca. 1000-1500 mg
Kalzium/d, 25(OH)Vitamin D-Spiegel ≥ 75 nmol/L), optimale Sturzprophylaxe und
regelmässige körperliche Bewegung.

Um einen allfälligen Knochenverlust frühzeitig erfassen zu können ist eine
densitometrische Verlaufskontrolle (optimalerweise auf dem gleichen Gerät wie aktuell
durchgeführt) in 2 Jahren (Januar 2021) zu empfehlen.
Klinischer Fall

OSTEOPOROSE DIAGNOSE: JA!
    DENSITOMETRISCH und KLINISCH

               ABER,…

   THERAPIE nach Primärfraktur ….?

 PRAEVENTION der Sekundärfraktur ….?
50% aller Patienten nach Hüftfraktur hatten bereits 1x Fraktur
PRAEVENTION der Sekundärfraktur n. Primärfraktur
Je mehr Wirbelkörper-Fx ein Patient bereits hatte
umso grösser das Risiko für eine weitere Wirbelkörper-Fx
ABER,… OSTEOPOROSE DIAGNOSE n. Primärfraktur ….?
           Bsp: «Routine» Röntgen LWS/BWS
ABER,… OSTEOPOROSE DIAGNOSE / THERAPIE
         nach Primärfraktur ….?
ABER,… OSTEOPOROSE DIAGNOSE / THERAPIE
         nach Primärfraktur ….?
ABER,… OSTEOPOROSE THERAPIE
    nach Primärfraktur ….?
Binkley N et al., JBMR, July 2017
Prävention: «Nicht medikamentöse Therapien»

Balance-/Krafttraining
(Sturzprophylaxe)
Regelmässige körperl. Aktivität
(30-40 Min, 3-4x/Wo)
Alkohol-/Nikotinreduktion, ev. Stop!
Ernährung
(ausreichende Kalorien- Proteinzufuhr, Kalzium, Vit D, ...)
Kalzium (Ca)
- Ca-Empfehlung: 600-1500 mg/d (Erwachsene)
- Ca-Zufuhr: Ernährung, Flüssigkeit, Supplementation
- Ca-reiche Diät: NICHT mit erhöhtem Kardiovaskulärem-
  Risiko assoziert
 (Bolland MJ et al, BMJ 2010, Li K et al, Heart 2012, Manson JE et al, Menopause 2010)
Vitamin D-Mangel: Muskelschwäche, Erhöhtes Sturzrisiko, Erhöhtes
       Frakturrisiko, Reversibel durch Supplementation von Vitamin D

                          Vitamin D-Empfehlung: 800-2000 IE/d;
f (Ernährung, Sonne, Sonnenschutz, Breitengrad, Produktion im Alter, Adipositas, …)
Medikamentöse OP-Therapien: CH
Wirkstoff                   Präparat    Dosierung   Darreichung Form   PMO   Mann   GIOP

Antiresorptive Therapie*
Alendronsäure (1996)        Fosamax®    70 mg/Wo    Tbl                ja    ja     ja
Alendronsäure (2016)        Binosto®    70 mg/Wo    Brause Tbl         ja
Risedronsäure (2003)        Actonel®    35 mg/Wo    Tbl                ja    ja
                            Actonel®    5 mg/d      Tbl                ja           ja
Ibandronsäure (2006)        Bonviva®    150 mg/Mt   Tbl                ja
                            Bonviva®    3 mg/3Mt    i.v. Injektion     ja
Zoledronsäure (2007)        Aclasta®    5 mg/Jahr   i.v. Infusion      ja    ja     ja
Raloxifen (2001)            Evista®     60 mg/d     Tbl                ja
Bazedoxifen (2010)          Conbriza®   20 mg/d     Tbl                ja
Denosumab (2010)            Prolia®     60 mg/6Mt   s.c. Injektion     ja    ja
Anabole Therapie
Teriparatid (2003)          Forsteo®    20 µg/d     s.c. Injektion     ja    ja     ja

* +Oestrogene, Calcitonin
Wahrnehmung vs Realität
 60 J., gesunde Frau, St. n. Radiusfraktur rechts n.
             Stolpersturz vor ca. 6 Mt.

 Patientin: «Frau Doktor, wenn Sie so
gefallen wären wie ich, dann hätten Sie
        den Arm auchgebrochen

 Ehemann der Patientin: «Frau Doktor,
Sie hat Recht! Sie ist nur gestolpert und
               gefallen!»
Wahrnehmung vs Realität
  60 J., gesunde Frau, FA + (Mutter SHF), St. n.
Radiusfraktur rechts n. Stolpersturz vor ca. 6 Mt.

                                          «Ich habe soviel
                                         schlechtes über die
                       7                    Osteoporose
                                        Medikamente gehört»
                       10
                                           «Ich könnte von
                        12               diesen Medikamente
                            1           sterben, aber niemand
                                          stirbt wegen einer
                                2
                                               Fraktur»
                                    3

                                    4

                                         «Ich möchte lieber eine Fraktur - als
                         VFA              die NW die von diesen schlechten
                        BWK10             Medikamente - in Kauf nehmen»
                        BWK7?
„Vertebrale Frakturkaskade“
               Wirbelkörperfraktur (WK-Fx)

                                              Im Jahr nach 1x WK-Fx :
                                              25% weitere Frakturen!

                                              WK-Fx
                                              von BMD unabhängiger RF
                                              für weitere Frakturen
                                              (RF: 4-fach für weitere WK-
                                              Frakturen)

Jahr 0          Jahr 10             Jahr 20
Osteoporose Therapie:
Ja, aber welche?

                        Risiken*         Benefits
                        GI               Frakturen
                        Akute Reaktion    Mortalität
                        Kiefernekrose     Lebensqualität
                        AFF               Gesundheitskosten
                        Osteosarkom
Balance zw. Risiken (NW) und Benefits

                                                    Benefits
Risiken*                                             Frakturen
- GI                                                 Mortalität
                                                     Lebensqualität
- Akute Reaktion
- Kiefernekrose                                      Gesundheitskosten
- AFF
- Osteosarkom

  * Nicht alle Medikamente assoziert mit allen NW
Denosumab Increases BMD
Teriparatide
Anklage wg Kiefernekrose
                                 ABC News: Fosamax & AFF

               Assoziation VHF
Kiefernekrose Inzidenz

                Onkologie: ≈ 2 in 1000

                    Osteoporose
& andere metabolische Knochenerkrankungen: ≈ 1 in 100000
Atypische Femur Fraktur (AFF)

                                                                        (A) AFF: inkomplette Femurschaftfraktur links
                                                                        (B) Progression zu einer kompletten Fraktur nach Minimaltrauma
                                                                        (C) Operative Fixation mit einem intramedullären Nagel
                                                                        (D) 3 Mt postoperativ mit sichtbarer Heilung
                                                                        (E) Kontralateral keine inkomplette Femurfraktur
                                                                                                    Nguyen HH et al., Bone Reports 6 (2017)

                                    3.2 - 50-100 in 100000 Personen/Jahr

       Nicht alle AFF assoziert mit BP-Therapie: 15-100 Femurfrakturen/1AFF

Dell RM et al., JBMR 2012, Shane et al., JBMR 2014, Rizzoli R et al.,
Osteoporos Int 2011, Wang Z et al., JBMR 2011
Osteoporose Therapie Trend in der CH
               Dosis/d/100000 Personen > 50 J.

Epidemiology and economic burden of Osteoporosis in Switzerland
          Svedbom A, Ivergard M, Hernlund E., Rizzoli R., Kanis J.A., Arch Osteoporosis 2014
Anschlusstherapie nach Prolia
CH, 16
August 2017

              High Risk:
              – Low BMD (T-score
HERAUSFORDERUNGEN:
Kontroversen / Unsicherheiten
                         Therapie
                         Nicht medikamentös
Diagnostik               - Beste Bewegungsart
DXA                      - Ca & CVD
- Indikation             - Vitamin-D Spiegel Ziel
- Verlaufskontrolle      Medikamentös
- Qualität               - Indikation
- KK-pflichtig           - 1. Therapiewahl
Frakturrisiko            - Wie lange behandeln / Pause
- FRAX                   - Therapiewechsel
- TOP -Tool SGR          - Mono-/ Kombinationstherapie
Sekundäre Ursachen       - Benefit /NW
- abklären ja/nein       Treat to target /to individual
                         - Fraktur
                         - T-score > -2.5
                         - BMD
HERAUSFORDERUNGEN:
Take home message:
Wir verfügen über sehr effektive Tools um die OP zu diagnostizieren und
um Frakturrisiko des einzelnen Individuums zu bestimmen
Wir verfügen über verschiedene sichere gut verträgliche und effektive
medikamentöse Therapien um eine KD-minderung und Frakturen
vorzubeugen
Benefits und Risiken (NW) mit Patient besprechen
Therapiewahl = f (Fraktur, Frakturrisiko, Geschlecht, Alter, Individuell)
Verlaufskontrolle
  - nach Therapiestart (NW, Labor, Ansprechen)
  - DXA (alle 2-3 Jahre, Reevaluation: RF, Th.-Indikation)
  - Compliance (orale BP)
Therapieziele
  - frakturfreie Intervalle
  - Femur T-score > -2.5
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