OVE AKTUELL Schwerpunkt Informationstechnik Social Media - Österreichischer Verband für Elektrotechnik
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OVE AKTUELL Schwerpunkt Informationstechnik Social Media Sehr geehrte LeserInnen, nachfolgend erhalten Sie den Newsletter OVE Aktuell mit dem Schwerpunkt „Social Media“. Ein kurzer Gesamtüberblick: 1. OVE Academy Seminare/Veranstaltungen 2. Vorwort 3. Raus aus der Masse: Social Media in Zeiten, in denen die organische Reichweite sinkt 4. Die tägliche Präventionsarbeit gegen Internetbetrug – ein Praxisbericht der Watchlist Internet 5. Echtzeitschutz vor Fake Shops durch Machine Learning!? 6. OVE News
1. OVE Academy Seminare/Veranstaltungen Auswahl von Betriebsmitteln und Schutzeinrichtungen für Niederspannungsanlagen Einführung in die Grundlagen und anerkannten Regeln der Technik unter Berücksichtigung der neuen OVE E 8101. Termin Mo., 30.11.2020 von 9:00 – 17:00 Uhr (ONLINE-Seminar) E-Mobilität für Anwender Wie funktionieren Ladestationen?, Welche Ladeleistung ist für Ihr Mobilitätsverhalten notwendig?, Wie kann ein Elektrofahrzeug sicher betrieben werden? Termin Di., 01.12.2020 – Mi., 02.12.2020 (ONLINE-Seminar) E-Mobilität für die Automobilbranche Sie erfahren, wie Ladestationen zu planen sind, welche rechtlichen und normativen Rahmenbedingungen erfüllt sein müssen und wie geprüft bzw. gewartet werden muss. Termin Mi., 09.12.2020 – Do., 10.12.2020 (ONLINE-Seminar) Systematische Absicherung industrieller Automatisierungssysteme mit der IEC 62443 Sie lernen, Gefahren für Anlagen realistisch zu beurteilen und objektiv zu analysieren und dokumentieren sowie das systematische Ergreifen von Maßnahmen, um Risiken zu senken. Termin Di., 19.01.2021 – Mi, 20.01.2021 (ONLINE-Seminar)
2. Vorwort Soziale Medien und der Kampf gegen Aufmerksamkeitsverlust und Internetbetrug Wir haben mit dem Internet eine in der Menschheitsgeschichte einmalige weltumspannende Infrastruktur für Kommunikation und Information geschaffen. Die „Flat World“, wie sie vor 13 Jahren durch Thomas L. Friedman in seinem Buch angekündigt wurde, ist längst Realität. Konsumenten sind zu Inhalte-Produzenten geworden und jede/r kann heute fast jedem Menschen auf unserem Planeten eine Information zukommen lassen. Dadurch sind neue globale Innovationsprozesse Dipl.-Ing. Helmut Leopold, PhD angestoßen worden, und jede/r Bürger/in hat einfachsten Zugriff auf Präsident der Gesellschaft für Informations- und Kommunikations- Informationen der gesamten Menschheit. Für Unternehmen sind Social Media- technik im OVE Informationskanäle zum bestimmenden Wirkungsfaktor in Werbung und Marketing OVE-Arbeitsgruppenleiter „Social Media“ Head of Center for Digital Safety and geworden und haben sich längst als Konkurrenz zu den traditionellen Medien Security, AIT Austrian Institute of etabliert. Allerdings gilt es, sich nun auch den unterschiedlichen Technology Kontakt: helmut.leopold@ait.ac.at Begleiterscheinungen zu widmen – jede Technologie muss in ihrer Wirkung verstanden und dann auch laufend geformt und gemanagt werden. Dies gilt auch für eine solche global wirkende Technologie wie Soziale Medien. Die sehr große Menge an Nachrichten, welche durch die vielen Nutzer/innen generiert wird, ist vielfach unüberschaubar, und Unternehmen beobachten Rückgänge in Wahrnehmung und Kundeninteraktionen durch die Nutzer/innen. Im sehr interessanten Beitrag von Volker Grünauer, Leiter von Advatera, einer Expertengruppe von Social Media-Verantwortlichen aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Benelux und Großbritannien, wird erörtert, wie Unternehmen mit dieser Problematik umgehen sollten. Darüber hinaus gilt es allerdings auch, eine über diese Thematik weit hinausgehende Problematik zu beachten. Der geschaffene Segen des Internets hat in letzter Zeit auch eine andere Seite des weltumspannenden Netzes generiert: Das Internet ist gleichzeitig zur größten je dagewesenen Maschine für verfälschte Kommunikation und Desinformation geworden. Menschen werden laufend mit falschen, veränderten oder in einem anderen Kontext dargestellten Informationen konfrontiert. Soziale Medien spielen dabei eine Schlüsselrolle, da hier auf einfachste und günstigste Weise Nachrichten generiert und verteilt werden können. Fake News sind zu einem neuen Problem geworden, welches unsere Gesellschaft und sogar unsere demokratischen Prozesse auf eine neue Probe stellt. Im aktuellen OVE Informationstechnik-Newsletter wollen wir uns in diesem Kontext dem speziellen Problembereich des Einsatzes von krimineller Energie beim Online-Handel widmen. Unseriöse Anbieter wollen ihre Kunden zunehmend mit gefälschten Web-Seiten täuschen und entsprechend betrügen. Die Beiträge von Louise Beltzung und Thorsten Behrens vom ÖIAT (Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation) und Watchlist Internet als auch von Andrew Lindley vom AIT Austrian Institut of Technology vom Center für Digital Safety und Security beschreiben, mit welcher Bedrohung wir mittlerweile konfrontiert sind, zeigen aber auch eindrucksvoll, wie besonderes Know-how und Innovationsleistung im Bereich der Digitalisierung erfolgreich eingesetzt werden können, um Methoden und Werkzeuge zu entwickeln, mit denen unser gemeinsames Internet sicherer gemacht und optimiert werden kann.
3. Raus aus der Masse Social Media in Zeiten, in denen die organische Reichweite sinkt In den Advatera-Expertengruppen treffen sich regelmäßig Social Media- Verantwortliche aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Benelux und Großbritannien zum Erfahrungsaustausch. Viele der Teilnehmer erfahren einen Rückgang organischer – also unbezahlter – Reichweite auf ihren Social Media- Unternehmensprofilen. Was sind Handlungsempfehlungen, um mit Unternehmensnachrichten auf Facebook, Instagram und Co. weiter aufzufallen? Mag. (FH) Volker Grünauer Geschäftsführer Welche Reichweite man auf Social Media-Plattformen erreicht, ist von komplexen Advatera GmbH Algorithmen abhängig. Neben ökonomischen Interessen, also dem Druck hin zu bezahlten Anzeigen statt organischer Reichweite, gibt es mehrere Gründe für den Rückgang der Reichweite von Unternehmensnachrichten. Letztlich muss die schiere Menge an Nachrichten, welche potenziell im Nachrichtenfluss eines Nutzers aufscheinen, reduziert werden. Die Diskussion ist nicht neu, bereits 2014 hat Facebook selbst auf den Rückgang der organischen Reichweite von Unternehmensnachrichten hingewiesen und den Algorithmus 2018 noch einmal dahingehend nachgeschärft. [1, 2] Aktuell spüren Unternehmen gerade bei Instagram ein geringeres Engagement der Nutzer. Postings erhalten also weniger Likes, Kommentare und Weiterleitungen. Einige Handlungsempfehlungen zur Erhaltung und Stärkung der organischen Reichweite sind: • Lassen Sie Ihre Mitarbeiter über das Unternehmen kommunizieren. „Employee Advocacy“ hat sich als Begriff dafür etabliert. Facebook hat selbst darauf hingewiesen, dass Nachrichten von Freunden und Familienmitgliedern bevorzugt im Nachrichtenfluss aufscheinen. [2] Gut aufgearbeitete und für die Mitarbeiter einfach teilbare Inhalte, kombiniert mit einem guten Regelwerk – beispielsweise ein Vier- Augen-Prinzip bei kritischen Inhalten, oder wie Mitarbeiter bei kritischen Antworten auf ihre Postings reagieren sollten – sind ein Schlüssel zum Erfolg. • Eine ähnliche Strategie ist, auf nutzergenerierte Inhalte zu setzen. Die Schweizer Marke Victorinox motiviert Kunden, eigene Inhalte zu den Produkten auf Social Media zu posten. Also beispielsweise Fotos von Uhren oder Schweizer Messern, verknüpft mit persönlichen Erlebnissen. Mit nutzergenerierten Inhalten wird die Reichweite vergrößert, weil private Inhalte im Algorithmus höher gewichtet sind und zudem in den privaten Netzwerken der Nutzer verteilt werden. Außerdem beeinflussen sie zudem das Kaufverhalten positiv. [3] • Je besser die Inhalte auf die jeweilige Plattform abgestimmt sind, desto besser funktionieren sie auch. Produzieren Sie jeden Inhalt bewusst für die gewünschte Plattform und nutzen Sie alle Funktionalitäten, welche die jeweilige Plattform bietet. So funktionieren Sticker bei Instagram gut, und natürlich sollte nicht nur ein „Instagram Post“, sondern auch eine „Instagram Story“ gestaltet werden. Veranstaltungseinladungen auf Facebook oder LinkedIn, beide bieten diese spezielle Funktion, erreichen oft eine höhere Reichweite und Interaktion, als eine Veranstaltung einfach nur in einem Beitrag zu erwähnen. Besser Nachrichten gezielt nur auf einer oder wenigen Social Media Plattformen spielen, dafür aber spezifisch für diese gestaltet. • Um die Reaktionsfreudigkeit der Nutzer zu fördern, helfen klare Call to Actions. BJ Fogg, Professor an der Stanford University, beschreibt, dass Menschen dann handeln, wenn drei Elemente gleichzeitig zutreffen: Die Person muss motiviert sein, und es muss möglichst einfach sein, die Handlung auch auszuführen. Je höher eine Person motiviert ist, desto schwerer oder aufwändiger kann die
gewünschte Handlung sein. Der Trigger – oder Call to Action – ist das dritte Element und der Schlüssel zum Erfolg. Nur wenn er zum richtigen Zeitpunkt gesetzt wird, findet die Handlung auch tatsächlich statt. Wenn Kampagnen scheitern, dann häufig, weil Empfänger zwar motiviert sind, der Trigger aber schlicht vergessen wurde, zu einem schlechten Zeitpunkt gesetzt oder unklar formuliert ist. [4] • Folgen Sie Ihrem Publikum. Gemeint ist damit, die Zielgruppenanalyse laufend nachzuschärfen. Kommunizieren wir tatsächlich auf jenen Plattformen und in jenen Gruppen, auf denen wir unsere Zielgruppe erreichen? Wie gut ist unsere Zielgruppe definiert und in welchen Social Media-Kanälen finden wir sie? Die laufende Analyse und Nachschärfung hilft auch, das Engagement hoch zu halten. Je konkreter die Zielgruppe angesprochen wird, desto höher ist in der Regel das Engagement. Eine Empfehlung aus der Social Media-Expertengruppe ist, Nischenplattformen zu suchen und auszuprobieren. Wir reden immer von den großen und bekannten Plattformen, aber wenn Sie beispielsweise ein SmartHome-Anbieter sind, könnte die Nischenplattform Energiesparhaus.at für Sie relevant sein. Auch die Streuung der Nachrichten innerhalb einer Plattform ist relevant: So können Sie auf Facebook Ihre Nachricht breit auf Ihrem Unternehmensprofil streuen, oder eine Facebook-Gruppe nutzen, um eine konkrete Interessensgemeinschaft innerhalb von Facebook anzusprechen. • Ein Tipp aus der Gruppe der Social Media-Verantwortlichen ist auch, Neues auszuprobieren. Alle bekannten Anbieter entwickeln ihre Produkte laufend weiter und speziell, wenn neue Funktionalitäten freigeschaltet werden, haben diese häufig zu Beginn eine hohe Reichweite. Beispielsweise experimentiert LinkedIn in einigen Märkten gerade mit Live Videos und LinkedIn Stories, ähnlich der Instagram Stories. [5, 6] • Kommunizieren Sie häufiger. Jede Botschaft hat auch eine Reichweite. Je mehr kommuniziert wird, desto mehr Reichweite wird erreicht. Die Limitierung hier ist aber die Qualität der Inhalte, denn diese wirkt sich auf das Engagement aus. Sie müssen also konsistent gute Inhalte liefern. Ohne finanzielle Stützung von Kampagnen ist es für Unternehmen schwierig, noch relevante Reichweite in den großen sozialen Netzwerken zu erreichen. Diese Empfehlungen aus der Advatera Social Media-Expertengruppe helfen aber, nicht rein auf bezahlte Anzeigen setzen zu müssen. Möchten Sie an einem künftigen Erfahrungsaustausch teilnehmen? Einfach hier anmelden. References 1. Adam Mosseri (2018) Bringing People Closer Together. https://about.fb.com/news/2018/01/news-feed-fyi- bringing-people-closer-together/. Accessed 06 Nov 2020. 2. Brian Boland (2014) Organic Reach on Facebook: Your Questions Answered. https://www.facebook.com/business/news/Organic-Reach-on-Facebook. Accessed 06 Nov 2020 3. Malthouse EC, Calder BJ, Kim SJ et al. (2016) Evidence that user-generated content that produces engagement increases purchase behaviours. Journal of Marketing Management 32: 427–444. https://doi.org/10.1080/0267257X.2016.1148066 4. Fogg B.J. (2009) A behavior model for persuasive design. In: Chatterjee S., Dev P. (eds) Proceedings of the 4th International Conference on Persuasive Technology. ACM Digital Library, New York, New York, USA, p 1. 5. Vidhi Bubna (2020) 7 Ideas For Personal Branding Using LinkedIn Stories. https://www.entrepreneur.com/article/357704 6. Ingrid Lunden (2019) LinkedIn debuts LinkedIn Live, a new live video broadcast service. https://techcrunch.com/2019/02/11/linkedin-debuts-linkedin-live-a-new-live-video-broadcast-service/. Accessed 06 Nov 2020.
4. Die tägliche Präventionsarbeit gegen Internetbetrug Ein Praxisbericht der Watchlist Internet Desinfektionsmittel, Werkzeug, Möbel, Pflanzen, FFP2-Masken oder Spielzeug. Die Palette an Produkten, die in Fake Shops erworben werden können, ist breit gestreut. Bei einer Bestellung wird das Geld rasch abgebucht, die Ware wird jedoch nicht geliefert – in Zeiten von Covid-19 hat diese Form von Internetbetrug weiter zugenommen. Es wird für Expert/innen im Präventionsbereich immer aufwändiger Mag. Louise Beltzung zu erkennen, ob ein Web Shop von seriösen Händlern oder Kriminellen betrieben Projektleiterin SINBAD wird. ÖIAT Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation Kontakt: beltzung@oiat.at Es handelt sich um eine Form der organisierten Kriminalität. Kürzlich brachte die EU-weite Aktion „Aphrodite“ von Europol 21 Länder zusammen, um den Handel mit gefälschten und illegalen Waren zu bekämpfen. Die Operation lief von Dezember 2019 bis Juli 2020 und führte zum Aufdecken von 123 Accounts auf sozialen Plattformen und dem Schließen von 36 Websites. Beschlagnahmt wurden fast 28 Millionen illegale und gefälschte Waren wie Kleidung, Sportbekleidung, Spielzeug sowie gefälschte und nicht konforme medizinische Geräte, verkauft im Rahmen der Covid-19-Pandemie. Thorsten Behrens Projektleiter Watchlist Internet ÖIAT Österreichisches Institut für Kriminelle nutzen Webshops, Marktplätze, aufgelassene Websites seriöser angewandte Telekommunikation Unternehmen, soziale Netzwerke und Messenger-Dienste, um Konsument/innen zu Kontakt: behrens@oiat.at erreichen. Kriminelle locken mit Nischenprodukten, niedrigen Preisen und speziellen Aktionen, Konsument/innen in die Falle. Die Strafverfolgung steht vor großen Herausforderungen, da es sich um internationale und gut organisierte Kriminalität handelt. Die Opfer schrecken oft davor zurück, die Vorfälle die Vorfälle den Strafverfolgungsbehörden zu melden, weil sie die Bedeutung ihres Falles unterschätzen oder sich selbst für ihren Geldverlust verantwortlich sehen. Und so wird Prävention zum Schlüsselinstrument bei der Bekämpfung von Fake Shops. In Österreich erreichte Betrug im E-Commerce-Bereich ein Allzeithoch im Jahr 2019 mit einem Anstieg von 32,3 % gegenüber dem Vorjahr. Über 10.500 Berichte gingen bei der österreichischen Meldestelle Watchlist Internet bereits in diesem Jahr ein. Thematisch geht es um betrügerische Abonnements, Dienstleistungen, gefälschte Waren und betrügerische Online-Shops. Etwa drei Viertel der Website-Besucher/innen finden z. B. die ÖIAT-Website über Suchmaschinen, also genau im Moment des Zweifelns, wenn ihnen z. B. eine E-Mail oder eine Website seltsam vorkommt und sie nach näheren Informationen dazu suchen. Welcher Schaden durch Prävention verhindert wird, lässt sich nicht genau beziffern, aber es lässt sich durchaus abschätzen, dass es um große Summen geht: denn die wenigen bekannten Fälle zeigen Einzelschadenssummen von Betroffenen zwischen unter 100 Euro bei Fake Shops, Markenfälschern und Abo-Fallen und mehreren 100.000 Euro bei Anlagebetrug, Ransomware und CEO-Betrug. Über die Watchlist Internet Die ÖIAT-Meldestelle für Internetbetrug „Watchlist Internet“ arbeitet seit dem Jahr 2013 mit Warnmeldungen und der Listung betrügerischer Websites (derzeit: 8.000). Die Informationen werden über unterschiedliche Kanäle auf www.watchlist-internet.at, einem E-Mail-Newsletter, einer Smartphone-App, sowie über Facebook und Twitter veröffentlicht und erreichen damit über 150.000 Personen pro Monat. Darüber hinaus wurde im
Jahr 2019 in mehr als 600 Beiträgen in TV, Radio, Print und Online über die Themen der Watchlist Internet berichtet. Die Arbeit der Watchlist Internet ist auf Sponsoren angewiesen. Sponsoren erhalten Informationen und Beratung aus erster Hand und werden in das Stakeholder-Netzwerk der Meldestelle eingebunden, zu denen derzeit das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Bundesministerium für Inneres – Bundeskriminalamt, die Bundesarbeitskammer, das Land Niederösterreich und Willhaben Internet Service GmbH & Co KG zählen. In enger Kooperation mit den Expert/innen des Center for Digital Safety and Security des AIT wird ergänzend zur Prävention an technischen Lösungen im Kampf gegen Fake Shops gearbeitet. In dem Projekt KOSOH (KIRAS Studie) wurden Verfahren hinsichtlich ihrer Wirkungsweise evaluiert und Handlungsempfehlungen abgeleitet, und in MAL2 erstmalig wesentliche Komponenten des Fake Shop Detection Life-Cycles für einen pro-aktiven Echtzeitschutz für Konsument/innen umgesetzt. In SINBAD , gefördert im KIRAS-Programm des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT), werden seit Oktober 2020 wesentliche Lücken des Informationsraumes geschlossen (Dark Web Analyse zu Fake Shop-Baukastensystemen, Verständnis über Wege und Formen der Zielgruppenansprache, Stellenwert – Preise und Produkte, Bestellbetrug im Online-Handel) sowie an einer Erweiterung der Robustheit und Erklärbarkeit der maschinellen KI-basierten Detektionsverfahren geforscht. 5. Betrugsmaschen im Online-Handel Echtzeitschutz vor Fake Shops durch Machine Learning?! Die Zunahme und die Professionalität von Betrugsmaschen im Online-Handel führen Meldestellen an die Grenzen ihrer Kapazitäten. Im Gegenzug spielt der Faktor Zeit – vom Eingehen einer Meldung durch Betroffene, Überprüfung durch Expert/innen, bis hin zur Veröffentlichung auf Blacklists oder dem Verfassen von Warnmeldungen – eine entscheidende Rolle, um das Window of Opportunity für Betrug und somit den potenziellen Schaden für Konsument/innen zu minimieren. Andrew Lindley Die Expert/innen in der Prävention stehen vor zahlreichen Herausforderungen. Research Engineer Data Science & Artificial Intelligence Zum einen erfolgen die Meldungen von Konsument/innen zeitverzögert und meist Center for Digital Safety & Security unvollständig. Der Schaden ist entstanden, bevor ein Fake Shop durch Expert/innen AIT Austrian Institute of Technology GmbH Kontakt: andrew.lindley@ait.ac.at erfasst wurde, und die Nachverfolgung wird durch fehlende Informationen erheblich erschwert. Zum anderen kann die Anzahl an gemeldeten Fake Shops nicht ohne einen unrealistisch hohen Personaleinsatz rein manuell abgearbeitet werden. In Zeiten von Covid-19 kam es zu einer rasanten Zunahme mit mehreren hundert Meldungen pro Tag, und nicht redigierte Verzeichnisse, wie etwa jenes von Bloggerin Nunu Kaller (https://www.nunukaller.com/), die österreichische Online-Händler vor den Vorhang heben sollten, wurden mit Fake Shop-Einträgen geflutet. Ein Umstand, den sich Kriminelle zu Nutze machen, ist, dass sie extrem rasch agieren, Angebote lediglich wenige Tage online sind, aber hierbei durch zielgerichtete Werbung (Social Media) und die Nachnutzung von
aufgelassenen Domains mit guten Rankings (z. B. von Vereinen, vgl. FF Wallendorf 1) großen Schaden anrichten, bevor sie mit neuen Produkten, unter optisch abgewandelten, aber stets professionellen Online-Auftritten, unter neuen Adressen wieder erscheinen – in vielen Fällen oft, bevor manche Warnung überhaupt verfasst werden konnte. Seit 2018 forscht die österreichische Meldestelle für Internetbetrug Watchlist Internet 2 gemeinsam mit den Expert/innen der Competence Unit Data Science and Artificial Intelligence im Center for Digital Safety and Security am AIT Austrian Institute of Technology an Mechanismen zur automatisierten Erkennung von betrügerischen E-Commerce-Angeboten auf Basis von Machine Learning-Verfahren. Denn, obwohl gefakte Web-Seiten (Fake Shops) optisch kaum Ähnlichkeiten aufweisen, kann man den Umstand nutzen, dass Betrüger auf Grund der Geschwindigkeit, mit der sie agieren, auf den Einsatz von Standardkomponenten zurückgreifen oder mit Baukastensystemen arbeiten und somit erkennbare Fingerabdrücke im Code hinterlassen. Damit hat man einen effektiven Ansatz gefunden, um Fake Shops im Internet durch automatische Analysewerkzeuge erkennen zu können. Für das Training der Modelle wurde erstmals eine dezidierte Ground- Truth mit über 4.000 dokumentierten betrügerischen Fake Shops archiviert, als Open Data aufbereitet und als erster Ansatz seiner Art veröffentlicht 3. Wie kann man sich die Fingerabdrücke vorstellen, die hierbei zur Unterscheidung von legitimen und betrügerischen Online-Händlern zum Einsatz kommen? „Stellen Sie sich vor, es handelt sich um eine Reihenhaussiedlung – auch wenn es sich hierbei um ähnliche Gebäude handelt, geht man ins Detail. Man merkt, dass markante Unterschiede existieren und sich manche Häuser ähnlicher sind als andere. Das Level, auf dem wir uns bewegen, vergleicht dabei etwa die verwendeten Fabrikate und die Anzahl der verwendeten Dübel oder berücksichtigt, wie Möbel im Haus angeordnet werden“. Übersetzt auf den Fake Shop-Detektor bedeutet dies, dass aus dem HTML-Quelltext und dessen DOM-Struktur, den eingebetteten JavaScript-Bibliotheken, deren Versionen und Code-Snippets als auch CSS Stylesheets und Kommentaren, die Entwickler im Source Code hinterlassen, Merkmale extrahiert werden, aus denen die trainierten Machine Learning-Modelle signifikante Muster, also Fingerabdrücke, von betrügerischen Fake Shops erlernen. Die Vermutung gibt den Expert/innen Recht, denn die Modelle ermöglichen es, legitime Online Shops von betrügerischen E-Commerce-Angeboten mit einer Genauigkeit von 97 % auf dem Corpus Datensatz zu unterscheiden 4. In einem Double Blind-Verfahren wurden die entwickelten Werkzeuge und Modelle auf ihren Praxiseinsatz durch Watchlist Internet auf unbekannten Websites überprüft. Dabei zeigt sich, dass diese Ansätze standhielten und – was entscheidend ist – mehr als ein Drittel aller Fake Shops, nämlich all jene mit der höchsten Übereinstimmungsrate des Modells, sofort und ohne dabei einen einzigen Fehler zu machen, auf einer automatisierten Live-Blacklist veröffentlicht werden können. Auf Basis der AIT Fake Shop-Detektorlösung wurde ein Browser-Plugin für Chrome, Firefox und Microsoft Edge durch das Linzer KMU X-Net entwickelt, welches vor bereits bekannten Bedrohungen warnt und eine Risikobewertung und somit einen Echtzeitschutz vor unbekannten Bedrohungen bietet. Es wurde bei der Ausgestaltung großer Wert auf Aspekte des Datenschutzes gelegt als auch darauf geachtet, kein Werkzeug zu schaffen, welches Kriminelle zur Optimierung ihrer illegalen Online-Aktivitäten nutzen könnten. Neue Fake Shops, die beim Surfen gefunden werden, werden hierbei automatisch an die Meldestelle übermittelt und führen in einem aktiven Re-Learning-Life-Cycle zu einer steten Verbesserung der Detektionsmodelle. Das Browser-Plugin wurde erstmalig bei der Veranstaltung „Echt oder Fake“, organisiert durch das Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ) in der Wirtschafskammer Wien im Rahmen des European Cyber Security Month präsentiert. Es beinhaltet Informationen zu über 17.000 Websites im deutschsprachigen Raum und wird für das Weihnachtsgeschäft 2020 zum Download für österreichische Konsument/innen zur Verfügung stehen. 1 https://www.watchlist-internet.at/liste-online-shops/shop/ff-wallendorfat/ 2 www.watchlist-internet.at 3 https://malzwei.at/blog/das-mal2-dataset-ist-ab-sofort-per-download-anfrage-verfuegbar 4 Unter „Corpus-Datensatz“ versteht man den Referenz-Datensatz (Ground-Truth) zur Validierung der Analyseergebnisse.
Prävention ist ein Schlüsselinstrument im Kampf gegen Internetkriminalität. Ergänzt durch technische Lösungen, die Konsument/innen proaktiv warnen und Expert/innen in ihrer täglichen Arbeit unterstützen, leistet das MAL2-Projekt einen entscheidenden Beitrag, das Window-of-Opportunity für betrügerische E- Commerce-Angebote entscheidend zu reduzieren. Das Projekt MAL2 wird unterstützt durch finanzielle Mittel des Fördergebers BMK in der 6. Ausschreibung IKT der Zukunft der FFG. 6. OVE News 132. OVE-Generalversammlung: Gut vernetzt in eine nachhaltige Zukunft Zum ersten Mal in der Verbandsgeschichte fand die Generalversammlung des OVE Österreichischer Verband für Elektrotechnik am 10. November 2020 online statt. Auf der Agenda standen Neuwahlen in Präsidium und Vorstand sowie ein Überblick über die jüngsten Verbandsaktivitäten. Das bestimmende Thema war die Energiewende. Mehr… OVE-Energietechnik-Preis: Drei innovative Arbeiten ausgezeichnet Ein gestengesteuertes Robotersystem, eine dynamische Simulation für die Integration von erneuerbaren Energiequellen sowie eine Decision Modell für Unternehmen, die in die Blockchain-Technologie investieren möchten: Drei innovative Abschlussarbeiten haben dieses Jahr den OVE-Energietechnik-Preis erhalten. Mehr… Erneuerbaren Ausbau Gesetz: Chance für regionale Wertschöpfung Der OVE Österreichischer Verband für Elektrotechnik begrüßt das Erneuerbaren Ausbau Gesetz, das sich derzeit in Begutachtung befindet. Das Gesetz ist eine große Chance für die regionale Wertschöpfung, Nachbesserungen braucht es noch beim Thema Energiegemeinschaften. Mehr… e&i aktuell: Universitätsrektor Harald Kainz im Interview Diesmal im Interview für die e&i: Der Rektor der TU Graz und Präsident von TU Austria, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Harald Kainz. Er spricht unter anderem über zehn Jahre TU Austria, aktuelle Herausforderungen und das notwendige Beenden der Diskursvorherrschaft von COVID-19. Mehr…
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