Heiliges Land - Schweizerischer Heiligland-Verein
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HeiligesLand 1 2020 • 115. Jahrgang Inhalt Editorial 3 Projekt Das Engagement Liebe Leserin, lieber Leser von Beit-el-Nour Im Libanon nimmt sich das Hilfswerk Beit-el-Nour 6 Bericht Einsatz für Haftentlassene Frauen in libanesischen Gefängnissen an. Robert in Haifa Caracache, Direktor des Hilfswerks, berichtet vom 9 Hintergrund unermüdlichen Engagement seines interdisziplinären Ostern in der koptischen Kirche in Ägypten Teams. Sein Einsatz gilt ebenso den inhaftierten 12 Karwochenopfer 2020 Frauen wie den Aufseherinnen, die für die Einhal- Geschwisterliche tung der Menschenrechte sensibilisiert werden. Solidarität – Zeichen der Fortsetzung S. 2 Hoffnung Rehabili tation und Integration Hilfe für Gefangene und Haft entlassene
Fortsetzung Editorial «Im Haus Gnade wurde ich respektiert. Hier habe ich gelernt, mit anderen respektvoll umzugehen», erzählt Tarek im Gespräch mit Rebecca Spittel. Die deutsche Studentin der Politikwissenschaft und Theologie verbringt ein Semester an der Universität von Haifa und arbeitet eineinhalb Tage pro Woche als Prakti- Boris Schlüssel kantin im Haus Gnade mit. Als einzige Institu- Vorstandsmitglied SHLV tion in Israel gibt das Haus Gnade rabischstäm migen Strafentlassenen eine zweite Chance – so zum Beispiel Tarek, den Rebecca Spittel in ihrem spannenden Bericht in dieser Ausgabe zu Wort kommen lässt. Das Haus Gnade und Beit-el-Nour, beide Insti- tutionen, werden vom Schweizerischen Heilig- land-Verein unterstützt. Wir sind überzeugt, dass diese Hilfsgelder einen – wenn auch kleinen – sehr wichtigen Beitrag leisten zum Aufbau einer gerechten und stabilen Gesell- schaft im Libanon und in Israel. Für Ihre Unter- Impressum Zeitschrift des Schwei zerischen Heiligland-Vereins (SHLV) – stützung danken wir Ihnen herzlich. Solidarität mit den Brüdern und In dieser Ausgabe von HeiligesLand erfahren Schwestern in den Ursprungsländern des Christentums + Erscheint vier- Sie zudem aufschlussreiche Details zur Feier mal jährlich + Präsident Andreas der österlichen Tage in der Tradition der kopti- Baumeister, 4410 Liestal + Redaktion Andreas Baumeister, schen Kirche in Ägypten. In Verbundenheit mit 4410 Liestal und Boris Schlüssel, unseren christlichen Geschwistern im Nahen 6317 Oberwil bei Zug + Konzept und Layout atelierrichner.ch + Fotos Osten wünschen wir Ihnen, liebe Leserin, alle Fotos «ZVG» + Druck Brunner lieber Leser, ein hoffnungsf rohes Osterfest: Medien AG, 6011 Kriens + Papier Image Impact + Abonnement ist im «Christus ist auferstanden – in Wahrheit Mitgliederbeitrag von jährlich CHF 40.– ist er auferstanden!» inbegriffen, nur Zeitschrift CHF 20.– + Geschäftsstelle Schweizerischer Heiligland-Verein, Winkelriedstrasse 36, Postfach 3141, CH-6002 Luzern | T +41 41 429 00 03 | F +41 41 429 00 01 www.heiligland.ch | info@heiligland.ch Boris Schlüssel + Adressänderungen Bitte an Geschäftsstelle melden + Postkonto 90-393-0 + IBAN CH78 0900 0000 9000 0393 0
Projekt Das Engagement von Beit-el-Nour in libanesischen Frauengefängnissen Wir bereiten Frauen auf die Wiedereingliederung in die Gesellschaft vor Die sozio-ökonomische und politische Lage im Libanon ist äusserst angespannt. Mit mehr als einer Million syrischer Flüchtlinge bei knapp sieben Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern leidet das Land extrem unter den Auswirkungen des Syrienkonflikts. Die Folge ist eine Zunahme von Armut, Arbeitslosigkeit, Gewalt, Kriminalität, Drogenmissbrauch, Prostitution sowie der Ausbeutung von Kindern und Frauen. Robert Caracache, Direktor von Beit-el-Nour, berichtet. Das Hilfswerk Beit-el-Nour – arabisch: tung sind, und von Frauen, die in den Haus des Lichtes und der Hoffnung – drei Frauengefängnissen im Libanon engagiert sich in drei Tageszentren für inhaftiert sind. Auf dieses Engagement die Prävention und den Schutz von möchte ich hier näher eingehen. gefährdeten Jugendlichen und palästi- nensischen und syrischen Flüchtlings- Grundlegende Lebenskompetenzen kindern, die verschiedenen Formen von vermitteln Gewalt ausgesetzt sind. Ein besonderer Unser Team ist multidisziplinär und un- Schwerpunkt unserer Arbeit ist der terstützt und fördert die inhaftierten Einsatz für Hunderte von Mädchen und Frauen während der Untersuchungs- Frauen, die Opfer sexueller Ausbeu- und Haftzeit und begleitet sie nach der + Übergabe eines Zertifikats für eine in der Haft erfolgreich abgeschlossene Ausbildung HeiligesLand 1 2020 3
Projekt Fördern während der Unter suchungshaft und der Haftzeit + Persönlichkeitsschulung für inhaftierte Frauen in einem libanesischen Frauengefängnis Entlassung bei der Wiedereingliederung und schult die Insassinnen zu diesen in die Gesellschaft. Unsere Hauptakti- Themen. Wir fördern das Bewusstsein vitäten in den Frauengefängnissen sind für die Einhaltung von Menschenrech- Alphabetisierung, Berufsbildung, psy- ten in Ausbildungskursen. chosoziale Betreuung, Gesundheitsf ür sorge, Rechtshilfe, Empowerment, Per- Aufseherinnen für die Einhaltung von sönlichkeitsschulung sowie die Organi- Menschenrechten sensibilisieren sation von Freizeitaktivitäten. Ein spezieller Kurs richtet sich an die Beit-el-Nour organisiert Workshops, in Aufseherinnen in den Frauengefäng- denen die Frauen grundlegende Lebens- nissen und erfolgt in Abstimmung mit kompetenzen erlangen können wie So- der Leitung, die für die innere Sicher- zialkompetenz, die Fähigkeit, sinnvolle heit zuständig ist. Wir tauschen uns Entscheidungen zu treffen oder Pro über die Eignung der Aufseherinnen bleme zu lösen oder die Fähigkeit, sich aus, die in den Frauengefängnissen den Herausforderungen des Lebens zu unter schwierigen Bedingungen arbei- stellen und Verantwortung für sich ten, und fördern ihr Bewusstsein für und die Familie wahrzunehmen. Unser die Einhaltung von Mindeststandards Team organisiert Aufklärungskampa im mitmenschlichen Umgang in Über- gnen über die Einhaltung von Hygiene- einstimmung mit der internationalen regeln, bietet freiwillige HIV-Tests an Menschenrechtskonvention. Eine stete Weiterbildung und Sensibilisierung der 4
Aufseherinnen im Umgang mit den In- sassinnen sind ebenso wichtig wie eine aufmerksame Begleitung von unserer Seite. Frauen auch nach ihrer Entlassung unterstützen Es wurde eine Fokusgruppe mit Häft- lingen gegründet, die Opfer von Prosti- tution wurden, um ihre Ansichten über das aktuelle, libanesische Prostitutions- + Nähatelier in einem libanesischen gesetz zu erfahren; diese sollen in das Frauengefängnis Rechtspapier einfliessen, das Beit-el- Nour gemeinsam mit anderen NGOs erarbeitet. Für die aus der Haft entlas- senen Frauen und Mädchen haben wir in unserem Tageszentrum in Sin-el-Fill, einem Vorort von Beirut, ein spez ielles Angebot eingerichtet. Dort stellt unser Team für die Frauen die notwendigen Dienstleistungen zur Wiedereingliede- rung in die Gesellschaft sicher. Sie fin- Drei konkrete Geschichten den im Sin-el-Fill-Zentrum einen Ort, von Frauen, die Hilfe im an dem sie bei der Lösung von allen Projekt Beit-el-Nour fanden, erzählt Robert Caracache wichtigen Problemen unterstützt wer- auf unserer Website: den und sie treffen auf andere Frauen in heiligland.ch/Projekte derselben Situation, um ihre Erfahrun- gen auszutauschen und ihre Gefühle und Gedanken auszudrücken. Robert Caracache, Beirut Vermerk für Ihre Spende: Beit-el-Nour – Frauen + Delegation libanesischer Politikerinnen und Politiker staunt über die in einem Atelier in einem Frauengefängnis angefertigten Geschenkartikel. HeiligesLand 1 2020 5
Bericht Einsatz für Haftentlassene in Haifa Den Übergang in die Freiheit gestalten Seit Oktober 2019 absolviert Rebecca Spittel ein Praktikum im Haus Gnade in Haifa, das sich für Männer einsetzt, die aus dem Gefängnis entlassen wurden und diese auf ein neues Leben in der Gesellschaft vorbereitet. In folgendem Bericht erzählt Rebecca von ihren Eindrücken, Erfahrungen und Begegnungen in diesem Projekt, das seit vielen Jahren vom Schwei zerischen Heiligland-Verein unterstützt wird. In ihrer Zeit im Haus Gnade gelingt es zige Situation sind Themen in ihren vielen Männer, die gerade aus der Haft Therapien und Gesprächen mit den So- entlassen worden sind, eine Arbeit zu zialarbeiterinnen und Sozialarbeitern finden. Abends nach der Arbeit kom- und der Workshops im Haus Gnade. Ihre men sie dann zurück und jeden Tag set- Geschichten sind aber selten ein Thema zen sich ein paar von ihnen auf die in unseren Unterhaltungen und von Steinstufen vor der alten Kirche und vielen weiss ich nicht, warum genau sie sprechen über ihren Tag, machen Witze im Gefängnis waren. Wenn ich mich zu oder schweigen bei einem Becher ara ihnen auf die Treppe setze, sprechen bischem Kaffee. wir über Fussball, über ihre Arbeit oder ihre Familie. Und manchmal meine ich Ein Stück Normalität üben ihnen anzusehen, wie sehr sie dieses Nach knapp zwei Monaten Arabisch- Stück Normalität schätzen. Sprachkurs kann ich viele von ihnen auf Arabisch begrüssen oder nach den Erlebnissen an ihrem Tag fragen. Ihre + Die Bewohner mit einer Mitarbeiterin Taten, ihre Vergangenheit oder ihre jet- vom Haus Gnade auf den Steinstufen vor der alten Kirche 6
Mörder, Schläger, Diebe, Dealer, Jun- kies – solche Bezeichnungen begleiten Haftentlassene nach dem Ende ihrer Strafe ihr ganzes Leben lang. In der israelischen Gesellschaft und der kon- servativen arabischen Community ist das Stigma für Haftentlassene beson- ders gross. Arbeits- und Wohnungs hielt sich von Konflikten fern und be- suche sind grosse Herausforderungen, gann eine Therapie. Mit 32 Jahren, nach genauso wie sich nach Jahren der Haft 14 Jahren im Gefängnis, durfte Tarek «draussen» wieder zurechtzufinden. aufgrund guten Verhaltens das Gefäng- Ganz praktische Dinge müssen Haft- nis das erste Mal für einige Tage verlas- entlassene neu lernen, eine Fahrkarte sen. «Es war ein Schock für mich, zu zu lösen, sich im öffentlichen Verkehr sehen, wie sehr sich die Welt in dieser zu bewegen oder die moderne Technik Zeit verändert hat», meint Tarek heute. zu nutzen. «Und es hat mich motiviert, noch här- ter an mir zu arbeiten.» Später wurde es Tareks Geschichte Tarek erlaubt, tagsüber ausserhalb des Das erlebte auch Tarek, der nun nach Gefängnisses zu arbeiten und nachdem 21 Jahren im Gefängnis und mehreren er zwei Drittel seiner Gefängnisstrafe Monaten im Haus Gnade kurz vor dem abgesessen hatte, bekam er das Ange- Ende seiner Zeit dort steht. 18 Jahre war bot, den Rest seiner Strafe in einem er alt, als er zu einer lebenslänglichen Rehabilitationsprogramm abzuleisten. Haftstrafe verurteilt wurde. Aufgewach- So kam er nach 21 Jahren Gefängnis sen ist er mit 14 Geschwistern in einem zum Haus Gnade nach Haifa. kleinen arabischen Dorf im Norden «Am Anfang war es sehr hart. Ich hatte Israels. Mit 13 Jahren entschloss er sich das Gefühl, dass mich niemand versteht gegen den Willen seines Vaters die und ich musste mich erst an den neuen Schule abzubrechen, um seine Familie Lebensstil gewöhnen», erzählt Tarek. mit seiner Arbeit finanziell zu unter- Die Zeit nach dem Gefängnis ist für viele stützen. Mit 17 Jahren zog er alleine in Haftentlassene schwierig. Haus Gnade die nächstgrössere Stadt, Haifa, und ar- begleitet diesen Übergang aus der Haft beitete dort in einer Bäckerei. Mehrfach und möchte eine Reintegration in die wurde er auf seiner täglichen Tour von Gesellschaft ermöglichen. Arbeit, Woh- einem Mann belästigt und angegangen, nung, Kontakt zu Familie und Freunden irgendwann griff Tarek zum Messer. und persönliche Entwicklung sind ent- Wegen Mordes wurde er zu einer lebens- scheidend – auch um einen Rückfall zu länglichen Gefängnisstrafe verurteilt. verhindern. Trotzdem schafft es nicht Zu Beginn war er oft in Isolationshaft. jeder nach seiner Zeit im Haus Gnade Erst nachdem er in ein anderes Gefäng- auch «draussen». nis verlegt wurde, wurde es besser. Er HeiligesLand 1 2020 7
Bericht im Laufe meines Praktikums und mei- ner Zeit in Israel immer mehr bewusst. Ich erlebe Israel als ein zutiefst gespal- tenes Land. Selbst in Haifa, das oft als Beispiel für funktionierende Koexistenz aufgeführt wird, ist es meist eher ein Neben- statt ein Miteinander. Ein Miteinander ist möglich Am Schönsten waren für mich im Prak- tikum die vielen Begegnungen. Nicht + Zertifikat für den erfolgreichen Abschluss immer waren es tiefe Gespräche. Oft des einjährigen Rehabilitationsprogramms Begrüssungen, Kaffee, kurze Konver sationen. Manchmal sass ich mit den anderen schweigend auf der Stein- Respekt – ein Schlüssel für treppe, habe nur zugehört, beobachtet das Zusammenleben oder mitgeschwiegen. Zu erleben wie die Immer wieder taucht in meinen Gesprä- Herkunft, Religion oder soziale Gruppe chen mit den Strafgefangenen, Mitar- in solchen Momenten an Bedeutung beitenden, Ehemaligen und Gästen, das verliert, weckt in mir Hoffnung, dass Wort «Respekt» auf. «Im Haus Gnade ein Miteinander möglich ist. wurde ich respektiert, von den Mitar- beitenden und meinen Mitbewohnern. Rebecca Spittel, Haifa Ich habe hier gelernt, andere zu akzep- tieren und zu unterstützen. Mit anderen respektvoll umzugehen», meint auch Tarek. Der Umgang mit Konflikten im Kleinen, im täglichen Miteinander, da- rum geht es auch bei gemeinsamen Pro- jekten, Kochabenden und Workshops. Das Haus Gnade schenkt Menschen eine zweite Chance, die aufgrund ihrer Taten und ihrer Vergangenheit von der Gesellschaft abgestempelt wurden und Rebecca Spittel studiert Politik es steht allen offen. Da es das einzige wissenschaften, Soziale Arbeit und Übergangshaus für Araber in Israel ist, Theologie in Deutschland und sind die meisten der Strafgefangenen absolviert seit Oktober 2019 ein christliche oder muslimische Araber. Auslandssemester an der Universität Im Haus aber gehen Juden, Christen, Haifa. Im Rahmen eines Praktikums Muslime, Araber und Drusen ein und programmes arbeitet sie eineinhalb aus. Wie besonders das ist, wurde mir Tage pro Woche im Haus Gnade in Haifa. 8
Hintergrund Ostern in der koptischen Kirche in Ägypten «Christus ist wahrhaft auferstanden» Nach den neutestamentlichen Lesungen werden in der koptischen Osternachtsliturgie alle Lichter in der Kirche gelöscht. Zwei Diakone stehen mit kleinen Kerzen vor der verschlossenen Ikonostase und rufen dreimal in verschiedenen Sprachen «Christus ist auferstanden». Der Priester im Altarraum antwortet jedes Mal: «In Wahrheit ist er auferstanden». Danach rufen die beiden Diakone drei- Magdala vorgelesen, die ihn zuerst für mal: «Erhebt eure Häupter, ihr Tore, er- den Gärtner hält. Er trägt ihr auf, den hebt euch, ihr uralten Pforten!» Beim Jüngern zu sagen, dass er zu seinem dritten Mal fügen sie an: «damit der und ihrem Vater, zu seinem und ihrem König der Herrlichkeit eintrete». Der Gott geht. Sie läuft zu ihnen und er- Priester fragt von drinnen: «Wer ist der zählt, dass sie Christus gesehen hat und König der Herrlichkeit?», und sie ant- was er ihr aufgetragen hat. worten: «Der Herr, stark und mächtig, der Held im Kampf, der Herr der Heer- Ostertermin nach dem julianischen scharen, er ist der König der Herrlich- Kalender keit.» Sie klopfen an die Türen des Altar- Das Fest der Auferstehung Christi wird raums und der Priester öffnet die Türen. seit der Schlichtung des Ostertermin- Alle Lichter in der Kirche gehen an. Streits durch das Konzil von Nizäa im Nach dieser Darstellung der Aufer Jahr 325 am Sonntag nach dem ersten stehung ziehen die Diakone und die Frühlings-Vollmond gefeiert. Zur Be- Priester dreimal in Prozession um den Altar und dann dreimal durch das Kir- chenschiff. Die Diakone tragen Kreuze, + Koptische Osterprozession Wimpel und Ikonen. Der Priester beweih räuchert die Auferstehungsikone. Dabei wird der Osterhymnus gesungen: «Christ ist erstanden von den Toten, im Tode be- zwang Er den Tod und schenkte denen in den Gräbern Leben.» Anschliessend wird aus dem Johannes- Evangelium die Entdeckung des leeren Grabes und die Begegnung des aufer- standenen Jesus Christus mit Maria von HeiligesLand 1 2020 9
Hintergrund rechnung wurde der Frühlingsanfang 4. Oktober 1582. Der darauffolgende Tag auf den 21. März im julianischen Ka- ihrer Beerdigung trägt so das Datum lender festgelegt. Julius Cäsar hatte ihn des 15. Oktobers. Weil 1700, 1800 und ausgehend vom ägyptischen Kalender 1900 im gregorianischen Kalender kein im römischen Reich eingeführt mit der Schaltjahr waren, «geht» der julianische Regel, dass jedes vierte Jahr ein Schalt- Kalender mittlerweile 13 Tage «nach». jahr sein soll. Aber das Kalenderjahr ist Die meisten orthodoxen Kirchen sowie damit etwa elf Minuten länger als das die orientalisch-orthodoxen Kirchen Sonnenjahr, das heisst rund drei Tage feiern Ostern nach dem julianischen in 400 Jahren. Daher ergänzte Papst Kalender. Das orthodoxe Osterfest kann Gregor XIII. 1582 die Schaltregel und auf den gleichen Sonntag wie das west- liess zehn Tage im Oktober ausfallen. liche fallen oder eine, vier oder fünf Die Heilige Theres von Avila starb am Wochen später sein. Damit in den or- thodoxen Ländern die Christinnen und Christen zusammen Ostern feiern kön- + Impressionen von der Feier der Osternacht nen, erlaubt der Vatikan, dass die Pfar- in der koptischen Kathedrale in Kairo reien der lateinischen Kirche Ostern mit den unierten und den orthodoxen Kir- chen feiern können. So halten es die ver- schiedenen Kirchen in Ägypten, Syrien und in Israel/Palästina, mit Ausnahmen in Jerusalem und Bethlehem, dort wo der Status quo dies nicht zulässt. Auf einer Konferenz auf Initiative des Weltkirchenrats im syrischen Aleppo 1997 wurde ein Vorschlag für ein ge- meinsames Osterdatum besprochen. Bezugspunkt sollte neu Jerusalem statt Greenwich sein. Dass er nicht wie vor- gesehen ab 2001 umgesetzt wurde, lag vor allem daran, dass die Ostkirchen nicht auf die Regel verzichten wollten, dass das Osterfest nach dem jüdischen Pessach-Fest am 14. Nissan stattfinden muss. 10
Rezept Papst Tawadros II. und Papst Franziskus im Dialog Im Mai 2014, ein Jahr nach ihrer ersten Maamoul – ein österliches Gebäck Begegnung in Kairo, regte der koptisch- Maamoul ist ein im Nahen Osten verbreitetes orthodoxe Patriarch von Alexandrien, Festtagsgebäck, das in christlichen Familien Tawadros II., in einem Brief an Papst vor allem an Ostern genossen wird. Maamoul Franziskus an, ein allen Christinnen werden aus Griess, Zucker, Butter, Rosen- und und Christen gemeinsames Datum für Orangenblütenwasser zubereitet, mit Datteln, Nüssen oder Pistazien gefüllt und mit Puder das Osterfest zu finden. Bei einem zucker bestreut. Die Guetzli erhalten ihre typi Jugendtreffen in Amsterdam im Mai schen Formen durch Schablonen aus Holz, die je nach Füllung verwendet werden. Ein starkes Zutaten Teig + 400 g extrafeiner Griess + 300 g Mehl ökumenisches + 200 g geschmolzene Butter + 200 g Puder Zeichen! zucker und ein wenig zum Bestreuen + 6 g Backpulver + 50 ml Milch + 60 ml Orangen blütenwasser, Rosenwasser oder halb-halb 2015 nannte Patriarch Tawadros II. den dritten Sonntag im April als Möglich- Füllung + 250 g Dattelpaste + 3 EL Walnuss kerne, geröstet + 5 EL Pistazien, geröstet keit. Papst Franziskus schlug seiner- + 3 EL Mandeln, geröstet seits bei einem Priestertreffen in Rom Dattelpaste entweder mit allen Zutaten im Juni 2015 den zweiten Sonntag im einzeln oder zusammen vermischen, je nach April vor. Nach dem Zweiten Vatikani- Geschmack. schen Konzil hatte Papst Paul VI. 1977 den Sonntag nach dem zweiten Sams- Zubereitung Mehl, Griess und Puderzucker in eine Schüssel tag im April als Ostertermin vorge- geben, Butter und Hefe beigeben, vermengen schlagen. Fast alle Bischofskonferenzen und den Teig gut durchkneten. Milch, Orangen waren damals einverstanden, das Ja der blüten- und/oder Rosenwasser hinzufügen und Ostkirchen blieb allerdings aus. Das eine homogene, nicht klebrige Teigkugel for Problem einer solchen Regelung wäre men. Den Teig abdecken und eine Stunde bei vor allem, dass die in Nizäa festgelegte Raumtemperatur ruhen lassen. Füllung zu Ku Abhängigkeit vom Frühlingsvollmond geln von ca. 15 g formen. Aus dem Teig grössere und nach dem Pessach-Fest fallengelas- Kugeln formen, die Füllung einarbeiten und sen würde. Nichtsdestotrotz haben sich gut mit dem Teig umhüllen. Mit dem Maamoul- die christlichen Kirchen in Ägypten für Löffel die Kugeln formen: die Teigkugel in die ein gemeinsames Datum für den Oster- Schablone legen und gut andrücken, die Form termin geeinigt. Ein starkes ökumeni- umdrehen und den Guetzliteig herausschlagen. Die Maamoul auf ein mit Backpapier ausge sches Zeichen! legtes Backblech legen und im vorgeheizten Hans Rahm, Freiburg Ofen bei 180° C 15 bis 20 Minuten hell backen. Anschliessend mit Puderzucker bestreuen. Die Maamoul sind rund acht Tage lang haltbar. HeiligesLand 1 2020 11
Karwochenopfer 2020 Aufruf der Schweizer Bischöfe Geschwisterliche Solidarität – Zeichen der Hoffnung Liebe Schwestern und Brüder in Christus Wenn wir während der Karwoche in unseren Pfar- reien und den Gemeinschaften den Weg Jesu vom Einzug in Jerusalem bis hinauf nach Golgota wieder einmal etwas genauer betrachten und innerlich mit- Mit dem gehen, dürfen wir das heutige Schicksal und das Karwochenopfer täglich erfahrene Leid der Menschen in den Ländern Zeichen setzen des Nahen Ostens nicht unbeachtet lassen. Seit Ge- nerationen sind die Menschen dort, ganz besonders unsere Geschwister in den orientalischen Kirchen, Bleiben wir solidarisch mit den Menschen im von Ungerechtigkeit, Armut, Gewalt und Krieg Nahen Osten bedroht oder hautnah betroffen. Viele haben ihre Pater Paul Karam, Präsident von Heimat verlassen. Viele aber harren geduldig aus – Caritas Libanon, spricht Klartext: in der unverbrüchlichen Hoffnung, dass sich endlich «Die Proteste hier im Libanon seit etwas ändert und ihre persönlichen Leidenswege Oktober 2019 sind das Ergebnis ein Ende haben und österlicher Friede und ein Leben einer langen Reihe von Proble men. Menschen aller Glaubens in Freiheit und Gerechtigkeit einkehren. richtungen, ethnischen Gruppen Unter schwierigsten Bedingungen leisten viele Frauen und politischen Positionen gehen auf die Strasse. Vor 2011 lebten und Männer in christlichen Gemeinden und Gemein- sechseinhalb Prozent unter der schaften einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft Armutsgrenze, heute sind es in den Ländern des «Heiligen Landes». Sie engagieren 39,5 Prozent. Die Zahl der Arbeits sich besonders im Sozial-, Bildungs- und Gesund- losen ist von sechs Prozent auf 36 Prozent gestiegen. Die Verar heitswesen und sind Zeichen der Liebe und Hoffnung mung nimmt zu. 20 000 Lehrerin weit über diese Gemeinden hinaus. Die materielle nen und Lehrer an Privatschulen, Unterstützung und geschwisterliche Ermutigung auch an christlichen, stehen vor durch kirchliche Hilfswerke ist auch in diesem Jahr der Entlassung, weil die Eltern das Schulgeld nicht mehr bezahlen dringend nötig. können. Staatliche Schulen kön nen keine weiteren Schülerinnen und Schüler mehr aufnehmen, auch wegen der grossen Zahl syri scher und irakischer Flüchtlings kinder.» 12
Die Banken haben Kapitalkon trollen für Privatkonten, auch für Mit dem Karwochenopfer, zu dem der Schweizerische die von Ausländern, eingeführt und das Limit für Barabhebungen Heiligland-Verein und die Franziskanerkustodie Sie auf 600 Dollar pro Monat fest auch in diesem Jahr einladen, zeigen wir die tiefe Ver- gelegt. Bei den Bancomaten kön bundenheit mit unseren Schwestern und Brüdern nen pro Woche noch umgerech in den Ursprungsländern des Christentums. Wir rufen net 200 bis 300 Franken bezogen werden. Dies ist für die Wirtschaft, die Katholikinnen und Katholiken in der Schweiz er- für all die Institutionen und Hilfs neut zur Solidarität mit den Christinnen und Christen organisationen eine Katastrophe. im Nahen Osten auf. Wir wollen mit Gebeten und Hilfsgelder sind blockiert, auch Spenden die einheimischen Kirchen und ihre Institu jene für Syrien. Denn wegen der internationalen Boykotte werden tionen in ihren sozialen, pastoralen und katechetischen diese auf Konten im nahen Liba Tätigkeiten unterstützen, damit die Menschen neue non überwiesen. Es herrscht Hoffnung schöpfen. die pure Verzweiflung, auch bei unseren Projektpartnern. Aber nicht nur Spenden helfen, sondern auch Begegnun- gen. Auf Reisen in die Länder des Nahen Ostens können wir unsere orientalischen Geschwister und ihre Lebens- situation näher kennenlernen. Diese Besuche bedeuten ihnen viel und sind hoffnungsvolle Zeichen geschwis- terlicher Solidarität. Inzwischen leben auch hier in der Schweiz zahlreiche Menschen aus dieser Region; auch ihnen möchten wir offen und ehrlich begegnen und Anteil nehmen an ihrem Leben. Mit den Mitteln des Karwochen Wir sind mit unseren Schwestern und Brüdern im opfers unterstützen wir mittel- Nahen Osten – und auf der ganzen Welt – im Gebet und langfristige Projekte. Unsere verbunden, wofür sie, das bezeugen sie immer wieder, Projektpartner können diese Zah aus tiefstem Herzen dankbar sind. Wir danken Ihnen lungen in ihre Budgetplanung einbeziehen. Sie können auch für Ihre Solidarität und Ihre grossherzige Unterstüt- weitere konkrete Projektgesuche zung. Möge Gottes Segen auf die leidgeprüfte Region einreichen, die nach Möglichkeit des Nahen Ostens herabkommen und den Menschen über Spendeneingänge finan ziert werden. die lang ersehnte Versöhnung bringen. Die in diesem Jahr vorgesehenen Projekte finden Sie unter: Freiburg, im Februar 2020 www.heiligland.ch/ Die Schweizer Bischöfe und Territorialäbte service/karwochenopfer HeiligesLand 1 2020 13
Voranzeige Mit Bischof Felix Gmür ins Heilige Land Reise nach Israel und Palästina im Herbst 2021 Im Herbst 2021 lädt der Schweizerische Heiligland-Verein zu einer Pilger- reise nach Israel und Palästina ein. Bischof Felix Gmür wird die Pilgergruppe fünf Tage begleiten. Die elftägige Reise führt von Vorstandsmitglied und lang dienst feiern und in das facet Bethlehem nach Jericho und jähriger Pilgerleiter im Heiligen tenreiche Leben der Stadt durchs Jordantal hinauf an Land. Jerusalem eintauchen. Auch den See Genesaret. Nach dem Während fünf Tagen wird einzelne SHLV-Projekte wer Aufenthalt in Galiläa steht zum Bischof Felix Gmür als geist den besucht. Abschluss der Besuch der Stadt licher Begleiter zur Reise Jerusalem auf dem Programm. gruppe stossen und mit den Die Heiliglandreise findet von Die Reisegruppe wird von Pilgerinnen und Pilgern Sonntag, 26. September 2021, einem einheimischen Reise einheimischen Christinnen bis Mittwoch, 6. Oktober 2021, führer geleitet – zusammen und Christen begegnen, statt. Detaillierte Reisepros mit Vikar Boris Schlüssel, SHLV- an heiligen Stätten Gottes pekte können angefordert werden bei: SHLV-Geschäftsstelle in Luzern info@heiligland.ch oder bei terra sancta tours ag in Bern info@terra-sancta-tours.ch Nähere Informationen finden Sie auch auf unserer Website www.heiligland.ch Eine pro visorische Anmeldung ist ab sofort möglich. 14
Auszug Kassensturz Oktober bis Dezember 2019 Den vollständigen Kassensturz des 4. Quartals 2019 finden Sie auf unserer Website www.heiligland.ch Projekte CHF Ägypten JBA – Arbeit trotz Beeinträchtigung, Minia Zeitschrift 3/2019 1 400.00 Pro Senectute, Kairo 100.00 Irak Bait Anya, Bagdad Zeitschrift 3/2019 100.00 Ausblick Israel Haus Gnade, Haifa 200.00 Christian Family Center, Haifa «HeiligesLand» 2, Juni 2020 Herbstaktion 2017 100.00 Kinder mit Lernschwächen und anderen Beeinträchtigungen und wie unsere Libanon Armenisch-katholisches Partner sie unterstützen, bilden das Patriarchat, Beirut, Sozial- arbeit | Zeitschrift 3/2019 1 500.00 Schwerpunktthema dieser Ausgabe. Pfarrei in Alma-Chaab, Sozial- arbeit | Zeitschrift 3/2019 3 105.00 www.heiligland.ch Beit el-Nour, Ain Aar Aktuelle Nachrichten aus den Ländern Zeitschrift 1/2019 2 100.00 des Nahen Ostens finden Sie auf unserer Website. Kinderheim in Jabboulé Zeitschrift 4/2018 100.00 Syrien Hoffnung für traumatisierte Unser Konto für Ihre Spende Kinder, Damaskus PK 90-393-0 Herbstaktion 2018 1319.90 IBAN CH78 0900 0000 9000 0393 0 Ein Name und eine Zukunft, BIC POFICHBEXXX Aleppo | Herbstaktion 2019 27 586.90 Mehr dazu auf www.heiligland.ch/hier-spenden Aleppo aufbauen und Danke für Ihre Spende! bleiben | Zeitschrift 3/2019 1 173.85 Krankenschwestern für Aleppo 360.00 Freie Spenden 9 752.10 Danke! Legate 34 634.45 Messstipendien 3 533.00 Total 87 065.20 HeiligesLand 1 2020 15
P. P. CH-6002 Luzern Post CH AG Das Haus Gnade steht allen offen und schenkt Menschen eine zweite Chance, die von der Gesellschaft abgestempelt wurden. Rebecca Spittel, Praktikantin im Haus Gnade
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