BURNOUT BEI PROJEKTMANAGERINNEN - WIE GEFÄHRDET SIND PROJEKTMANAGERINNEN? KNOW-HOW

 
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BURNOUT BEI PROJEKTMANAGERINNEN - WIE GEFÄHRDET SIND PROJEKTMANAGERINNEN? KNOW-HOW
KNOW-HOW

Wie gefährdet
sind ProjektmanagerInnen?

Burnout bei
ProjektmanagerInnen
Kurzfassung der Ergebnisse zur
Burnout-Studie 2013

                     Die Studie wurde von der GPM in Kooperation mit dem
                     Centrum für Disease Management durchgeführt.
BURNOUT BEI PROJEKTMANAGERINNEN - WIE GEFÄHRDET SIND PROJEKTMANAGERINNEN? KNOW-HOW
Vorwort

Sind ProjektmanagerInnen mehr als andere              Genauso wichtig sind die äußeren Bedingungen,
Berufsgruppen gefährdet, bei ihrer anspruchsvol-      die das Burnout-Risiko von ProjektmanagerInnen
len, herausfordernden Arbeit auszubrennen? Das        im positiven Fall deutlich mindern, im negativen
war die Leitfrage für die im Jahr 2013 durch-         Fall jedoch erheblich verstärken können. Diese
geführte Studie mit dem Centrum für Disease           sind in erster Linie:
Management an der TU München, die von den
PM-Expertinnen der GPM initiiert wurde. Das           II die Wertschätzung durch den Vorgesetzten
Risiko, an Burnout zu erkranken, ist den meisten
                                                      II die Arbeitsbelastung
ProjektmanagerInnen offenbar sehr bewusst.
Aber wie hoch ist diese Gefahr wirklich?              II die Zufriedenheit mit dem Gehalt
                                                      II häufige Unterbrechung bei der Arbeit
Die Zahl der psychischen Erkrankungen, zu de-
nen Burnout gezählt wird, nimmt in Deutschland        II die Unterstützung durch den Vorgesetzten
rapide zu: von 8,1 Krankheitstagen pro 1.000          II die Bewertung der Wichtigkeit der eigenen
Krankenversicherten im Jahr 2004 stiegen die              Arbeit
Ausfalltage bis 2011 auf 94,4 Tage (Quelle: Fehl-
zeitenreport 2012). Das gleiche Bild zeigt sich bei   II die empfundenen eigenen Handlungs­
den Frühverrentungen: mittlerweile sind psychi-           spielräume
sche Erkrankungen mit rund 50 % die häufigste         II die Klarheit der Zielvorgaben
Ursache für Frühverrentungen in Deutschland
(Quelle: Ärzteblatt vom 24.7.2013).
                                                      II flexible Arbeitszeiten
                                                      II zeitlich befristete Anstellungen
Bereits die überaus hohe Studienbeteiligung mit
                                                      II die Anzahl der Auftraggeber bzw. Kunden
über 1.300 Teilnehmern aus dem Bereich Pro-
                                                          eines Projektes
jektmanagement beweist das immense Interesse
an diesem uns alle betreffenden Thema.                Hier besteht für die Organisationen und Füh-
                                                      rungskräfte großer Handlungsbedarf, die
Die Ergebnisse zeigen: Burnout-Symptome treten        Unternehmenskulturen und ihren Führungsstil
bei den befragten ProjektmanagerInnen deutlich        dahingehend weiterzuentwickeln, dass sie die
häufiger auf als bei Mitarbeitern in anderen Beru-    Mitarbeiter deutlich besser bei ihrer anspruchs-
fen. 35 % der Befragten haben den Cut-off Score       vollen Projekttätigkeit unterstützen. Denn der
für Burnout erreicht, 40 % fühlen sich von ihrer      wichtigste Erfolgsfaktor für die immer stärker
Arbeit ausgebrannt, über 50 % sind mindestens         expandierende Projektwirtschaft sind gut aus-
einmal im Monat ausgelaugt von ihrer Arbeit. Das      gebildete, motivierte, gesunde und belastbare
sind besorgniserregende Zahlen.                       ProjektmanagerInnen.

Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass es
nicht nur die beruflichen Anforderungen sind,
sondern insbesondere die eigenen Erwartungen
an uns selbst, die uns überfordern und auf Dauer
krank machen. 90 % der Studienteilnehmer
stimmen der Aussage „ich bin erst dann mit mir        Prof. Dr. Yvonne Schoper
zufrieden, wenn ich mein Bestes gegeben habe“         GPM Deutsche Gesellschaft
zu. Hier ist jeder Einzelne aufgefordert, die An-     für Projektmanagement e.V.
sprüche an sich selbst kritisch zu hinterfragen.      Vorstand Forschung

                                                                                                         2
Einleitung
Diese Kurzfassung der Ergebnisse der GPM
Studie „Wie Burnout-gefährdet sind Projektma-
nager und Projektmanagerinnen“ enthält alle
wesentlichen Ergebnisse der Online-Befragung.
Bereits auf dem PM Forum 2013 der GPM wur-
den erste Ergebnisse vorgestellt und diskutiert.
Das Interesse an diesem brisanten Thema war
überraschend groß. Zum diesjährigen PM Forum
im Oktober 2014 in Nürnberg werden die Ge-
samtergebnisse und mehrere Interviews sowohl
mit Betroffenen als auch mit Unternehmen, die
ihre präventiven Maßnahmen im Rahmen des
betrieblichen Gesundheitswesens vorstellen, als
umfangreiche Broschüre aufgelegt. Zudem wer-        Dr. T. Reichhart
den die vielfältigen Ergebnisse in einem Vortrag    Centrum für Disease Management,
vorgestellt und diskutiert.                         Technische Universität München

An dieser Stelle möchten wir allen Teilnehmern
der Umfrage danken, wie auch den vielen ande-
ren Unterstützern der Studie. Für den beruflichen
Alltag wünschen wir den Lesern des Berichts
„happy projects“.

                                                    Roswitha Müller-Ettrich
                                                    GPM SIG „PM-Expertinnen“,
                                                    Projektleitung

                                                                                      3
1. Grundlagen                                                              Management der TU München, vertreten durch
                                                                           Herrn Dr. W. Kissling und Frau Dr. T. Reichhart,
                                                                           ein Online-Fragebogen entwickelt, der relevante
1.1. Anlass zur Studie und
                                                                           demographische sowie projektmanagement-spe-
Fragestellung
                                                                           zifische Daten erhebt und externe sowie interne
Bereits 2009 wurde von der SIG (Special Interest                           Risikofaktoren bezüglich der Entwicklung eines
Group) „PM-Expertinnen“ und dem Gender-                                    Burnouts abfragt, wobei wir uns an Fragen aus
Zentrum der Universität Augsburg eine Studie zur                           dem „Stressreport“ [2] sowie an bereits etablier-
Karriere von Frauen und Männern im Projekt-                                ten Fragen von Professor Matthias Burisch, mit
management durchgeführt. Im Rahmen dieser                                  dessen freundlicher Genehmigung
Studie wurden u. a. die Erfolgsfaktoren für eine                           (siehe http://www.swissburnout.ch), orientierten.
Karriere im Projektmanagement, das Projektum-                              Als standardisierten Fragebogen zur Erhe-
feld, die verschiedenen Projektmanagement-                                 bung des Burnout-Risikos wurde das Maslach
Funktionen, die geschlechtsspezifischen Un-                                Burnout Inventory-General Survey (MBI-GS) [3,
terschiede und anderes mehr erhoben. Bei den                               4] integriert. Das weltweit eingesetzte und valide
Vor- und Nachteilen der Projektarbeit zeigte sich,                         Instrument besteht aus drei Unterskalen, die die
dass sich die Projektmanager mit regelmäßigen                              drei Domänen von Burnout abbilden, nämlich
Dienstreisen und wechselnden Einsatzorten                                  Zynismus bzw. Frustration, Effektivität der
arrangiert haben. Doch diese Art zu leben und                              Arbeitsleistung und Erschöpfung, wobei höhere
zu arbeiten kann v. a. zu Lasten von Gesundheit                            Werte in den Skalen Zynismus und Erschöpfung
und Wohlbefinden gehen. Dem klaren Vorteil der                             sowie niedrigere Werte in der Skala Effektivität,
Projektarbeit, immer neuen Herausforderungen                               ein höheres Burnout-Risiko anzeigen. Ergänzend
zu begegnen (knapp 100 % der Befragten),                                   wurden Fragen zur Lebensqualität und dem psy-
stellten fast 60 % der Frauen und Männer die                               chischen sowie körperlichen Gesundheitszustand
Furcht vor Burnout als größten Nachteil gegen-                             gestellt. Die Fragensammlung wurde in Pretests
über. Dieser hohe Anteil überraschte und machte                            mit Projektmanagern evaluiert und nach Prakti-
zugleich betroffen [1].                                                    kabilität, Dauer und Verständlichkeit beurteilt und
                                                                           modifiziert.
Dieses Ergebnis veranlasste die SIG „PM-
Expertinnen“ in Kooperation mit dem Centrum für                            Von Juni bis August 2013 stand der Fragebogen
Disease Management der Technischen Universi-                               online zur Verfügung und wurde in unterschied-
tät München im Sommer 2013 eine Online-Studie                              lichen Medien (Homepage der GPM, Hinweise
zur Burnout-Gefährdung von Mitarbeiterinnen                                in Newslettern und Publikationen) sowohl in
und Mitarbeitern im Projektmanagement durchzu-                             Deutschland als auch in Österreich und der
führen, die mit knapp 1.000 TeilnehmerInnen bis                            Schweiz beworben.
dato einzigartig ist.
                                                                           Die Auswertung erfolgte in SPSS für Windows,
                                                                           Version 21. Da die meisten Daten nicht normal-
Im Wesentlichen ging es um folgende Fragen:
                                                                           verteilt waren, kamen nicht-parametrische Tests
1. Wie Burnout-gefährdet sind die Männer und                               zum Einsatz. Die Standardabweichung wird mit
   Frauen, die in der Projektwirtschaft arbeiten?                          SD abgekürzt. Das Signifikanzniveau α wurde mit
                                                                           p < 0,05 festgelegt.
2. Gibt es markante äußere und innere Fak-
   toren, die die Entstehung von Burnout bei                               1.2.2 Datenvolumen
   Projektmanagern fördern?                                                2.537 Teilnehmer haben den HTML-Link aufge-
                                                                           rufen, wovon 1.304 Teilnehmer den Fragebogen
3. Wie sehen Gesundheitszustand und Gesund-                                begonnen und 989 abschlossen haben. Nach
   heitsverhalten von Projektmanagern aus?                                 Ausschluss derer, die weniger als neun Minuten
                                                                           Zeit benötigten, was sich in den Pretests als min-
4. Welche Bedeutung haben die Ergebnisse                                   destens notwendige Zeit zum sinnvollen Ausfül-
   und welche Maßnahmen lassen sich daraus                                 len zeigte, verblieben 965 vollständig ausgefüllte
   ableiten?                                                               Fragebögen zur Auswertung.

1.2 Methodik der Daten­erhebung
1.2.1 Entwicklung des Fragebogens und
­Pretests
 Es wurde vom Arbeitskreis „Burnout-Studie“1 der
 PM-Expertinnen und dem Centrum für Disease

1
    Arbeitskreismitglieder: Eva Aue, Martina Baehr, Ilona Eggert, Anke Makkai, Roswitha Müller-Ettrich (Projektleitung)

                                                                                                                                 4
2. Auswertungsergebnisse                               Im Durchschnitt haben die Teilnehmer bisher
                                                       9,94 (SD 6,52) Jahre im Projektmanagement
                                                       gearbeitet. Bezüglich der Branchen (Mehrfach-
2.1 Demographische und berufsbezogene
                                                       nennungen waren möglich), gaben 8,9 %
Daten
                                                       (N=86) an, in der Automobilindustrie, 4,5 %
Im Folgenden wird einfachheitshalber nur die           (N=43) in der Bauindustrie, 9,6 % (N=93) im
männliche Form gewählt. Gemeint sind sowohl            Bereich Finanzdienstleister, 49,9 % (N=482) in
Frauen, als auch Männer.                               der Informationstechnologie, 14,8 %
                                                       (N=143) im Maschinen-/Anlagebau, 2,6 %
Die Teilnehmer (davon 36,7 % Frauen) waren im          (N=25) in der Pharmaindustrie, 17,1 %
Durchschnitt 41,78 (SD 8,65) Jahre alt, 70,9 %         (N=165) in der Unternehmensberatung zu
der Teilnehmer kamen aus Deutschland, 23,6 %           arbeiten und 25,9 % (N=250) gaben sonstige
aus Österreich, 4,6 % aus der Schweiz und 0,9 %        Branchen an. Das heißt, die Mehrheit der Teil-
aus anderen Ländern.                                   nehmer arbeitete in der Informationstechnologie.

 Funktion                                                       N              Prozent
 (Mehrfachnennungen möglich)
 Projektmanagement-Assistenz/-Administrator(in)                 70             7,3
 Berater(in)/Coach                                              187            19,4
 Projekt- oder Programm-Office-Manager(in)                      71             7,4
 Programm-Manager(in)                                           172            17,8

 Projekt- oder Programm-Office-Mitarbeiter(in)                  47             4,9
 Projektmitarbeiter(in)                                         235            24,4
 Sonstiges                                                      40             4,1
 Trainer(in)                                                    84             8,7

Tabelle 1: Projektmanagement-Funktionen

Die Funktionen/Positionen, in denen die                seins“ gibt. Kurz zusammengefasst handelt es
Teilnehmer arbeiteten (Mehrfachnennungen               sich dabei um einen Zustand, der durch dauer-
möglich) sind in der folgenden Tabelle dar-            hafte Überforderung im Beruflichen und/oder
gestellt. Die meisten Teilnehmer arbeiten als          Privaten bei gleichzeitigem Nichtbeachten indi-
Projektmanager/-leiter.                                vidueller Bedürfnisse (z. B. Regeneration, „Auf-
                                                       tanken“) sowie Nichtbeachten der Stresswarn-
Führungsverantwortung hatten 72,4 % (N=699)            zeichen des Körpers (z. B. Schlafstörungen,
der Teilnehmer, wobei 53 % (N=511) Budgetver-          Schmerzen, Tinnitus etc.) entstehen kann. Bei
antwortung, 64,5 % (N=622) Entscheidungsver-           der Entwicklung eines Burnouts spielen sowohl
antwortung, 37,1 % (N=358) personelle Wei-             äußere Faktoren (z. B. zu geringe Unterstützung
sungsbefugnis, 31,3 % (N=302) Verantwortung            und Wertschätzung durch den Vorgesetzten,
für Strategiefragen und 2,9 % (N=28) sonstige          zu hoher Zeitdruck, zu hohes Arbeitsaufkommen,
Führungsverantwortung hatten (Mehrfachnen-             …), als auch innere Faktoren (z. B. ausgepräg-
nungen möglich).                                       ter Perfektionismus, hohe Ansprüche an sich
                                                       selbst, starke Leistungsorientierung, …) eine
Für alle Teilnehmer zusammen, belief sich die          Rolle. Typischerweise zeigen sich im Verlauf von
durchschnittliche Wochenarbeitszeit inklusive          Burnout Erschöpfung, Zynismus bzw. Frustration
regelmäßig geleisteter Überstunden, Mehrarbeit         sowie verringerte Arbeitsleistung. Burnout bildet
an Wochenenden sowie Reisetätigkeit auf 47,39          eine mögliche Vorstufe für manifeste psychische
(SD 10,56) Stunden.                                    Erkrankungen wie z. B. Alkoholabhängigkeit,
                                                       Depression, Angststörungen [5-7].
2.2 Burnout
                                                       2.2.2 Ergebnisse zum Burnout-­Risiko
2.2.1 Der Begriff und das Konzept „Burnout“            ­allgemein
Obwohl der Begriff Burnout weit verbreitet ist, be-     Mehr als ein Drittel der Teilnehmer (38,5 %)
stehen viele Unklarheiten und Missverständnisse         gab an, sich mindestens mehrmals im Monat
bezüglich des Konzepts Burnout. Burnout ist             durch die Arbeit ausgebrannt zu fühlen. Wird der
keine anerkannte Diagnose, [5] und es gibt auch         „Cut-off“ bei „mindestens einmal in der Woche“
keine einheitliche, international gültige Definition    gesetzt, so traf dies noch für ein Viertel (24,7 %)
von Burnout [6]. Dennoch sind sich die Experten         zu.
einig, dass es den Zustand des „Ausgebrannt-

                                                                                                              5
Abbildung 1: Burnout-kritische Werte erreicht in %

Nach Anlegen der Referenzwerte von Maslach              Subskalen ein signifikant niedrigeres Burnout-Ri-
et al. [4] (cut-off scores), erreichten 35,3 % der      siko, als die deutschen Teilnehmer. Das heißt, die
Befragten Burnout-kritische Werte in der Domäne         Österreicher waren signifikant weniger Burnout-
Erschöpfung, 36,1 % in der Domäne Zynismus              gefährdet. Geschlechtsspezifische Unterschiede
und 26,7 % in der Domäne Effektivität; das heißt        konnten auch hier nicht ausgemacht werden.
mehr als 35 % zeigten ein erhöhtes Risiko ein
Burnout zu entwickeln, wobei sich keine statis-
                                                        Burnout-Risiko, differenziert nach Branchen
tisch signifikanten Unterschiede zwischen
Männern und Frauen zeigten                              Bezüglich der Branchen, in denen die Befragten
(Abbildung 1)!                                          arbeiteten, zeigte sich, dass das Arbeiten in der
                                                        Finanzdienstleistung und in der Pharmaindustrie
Interessanterweise zeigten sich aber signifikante       im Vergleich zu den anderen Branchen mit etwas
Unterschiede zwischen den deutschen und den             höheren Burnout-Risikowerten verbunden war
österreichischen Teilnehmern: Die österreichi-          (Abbildung 2).
schen Teilnehmer zeigten in allen drei MBI-GS

Abbildung 2: Burnout-kritische Werte in % und Branche

                                                                                                             6
Abbildung 3: Burnout-kritische Werte in % und Funktion

Burnout-Risiko, differenziert nach Funktionen
Bezüglich der Funktionen im Projektmanagement                risikoreich bezüglich der Entstehung eines Burn-
zeigten Trainer, Coaches und Programmmanager                 out bekannt sind. In der ersten Spalte stehen
die geringste Burnout-Gefährdung (Abbildung 3).              die Faktoren, die in der Online-Umfrage erhoben
                                                             wurden. In der zweiten Spalte finden sich die Er-
                                                             gebnisse der vorliegenden Stichprobe und in der
2.2.3 Externe Risikofaktoren: Welche sind
                                                             dritten Spalte ist aufgelistet, wieviel Prozent der
für das Arbeitsgebiet Projektmanagement
                                                             Studienteilnehmer sich dadurch belastet fühlten.
relevant?
                                                             Zum Beispiel fühlten sich 24 % nicht ausreichend
In der folgenden Tabelle sind die externen Fak-              wertgeschätzt und von diesen 24 % fühlten sich
toren aufgelistet, die generell in der Literatur als         90 % dadurch belastet.

 Äußere Risikofaktoren                           %-Anteil der Befragten                    %-Anteil der da-
                                                                                           durch Belasteten
 Zu große Arbeitsbelastung                       33 % gehen an die Grenze ihrer            89 %
                                                      ­Leistungsfähigkeit

                                                 24 % fühlen sich überfordert
 Zu geringe Wertschätzung                        24 % fühlen sich nicht                    90 %
                                                      ausreichend wertgeschätzt
 Zu geringe Entlohnung                           37 % sind weniger oder nicht zufrieden    *
                                                      mit ihrem Einkommen
 Zu viele Unterbrechungen bei der                80 % werden häufig bei der Arbeit         79 %
 Arbeit                                               unterbrochen
 Ständige Erreichbarkeit auch in der             21 % werden häufig in ihrer Freizeit      57 %
 Freizeit                                             kontaktiert
 Zu geringe Unterstützung durch                  12 % bekommen nie Unterstützung           70 %
 Vorgesetzten
                                                 63 % bekommen nur manchmal Unter-         46 %
                                                      stützung
 Keinen Sinn in der Arbeit sehen/                3 % empfinden ihre Arbeit nie als         85 %
 die berufliche Tätigkeit als nicht                  wichtig
 wichtig einschätzen
                                                 35 % empfinden ihre Arbeit nur manch-
                                                      mal als wichtig                      46 %

                                                                                                                   7
Zusatzbelastung (z. B. Pflege eines               72 % haben Zusatzbelastung, die          *
 Angehörigen, Ehrenamt, Weiterbil-                      durchschnittlich 9,23 (SD 11,19)
 dung)                                                  Stunden/Woche beanspruchen
 Zu geringer Handlungsspielraum                    22 % können nur manchmal selbst          59 %
                                                        planen

                                                   1 % können nie selbst planen
                                                                                            78 %
 Keine klaren Ziel-/Projektvorgaben                45 % erhalten keine klaren               *
                                                        Ziel-/Projektvorgaben
 Keine flexiblen Arbeitszeiten                     5 % können sich ihre Arbeitszeit nicht   *
                                                       selbst einteilen

* bei diesen Items wurde nicht nach der Belastung gefragt

Tabelle 2: Äußere Risikofaktoren

2.2.4 Externe Faktoren, die das Burnout-
Risiko erhöhten
                                                               (=Risikofaktor) von denjenigen, die häufig Un-
In wieweit sind diese Risikofaktoren nun mit                   terstützung erfuhren im Burnout-Risiko?
einem erhöhten Burnout-Risiko verbunden?
Dazu wurden die MBI-GS Subskalen-Scores von                    Die folgende Abbildung zeigt einen Ausschnitt
denjenigen, die bestimmte Risikofaktoren erfah-                der wichtigsten Faktoren, die mit einem erhöh-
ren haben, mit denjenigen verglichen, die diese                ten Burnout-Risiko in einer oder mehren der
Risikofaktoren nicht erfuhren. Zum Beispiel:                   Burnout-Domänen assoziiert und wie viel Prozent
Unterscheiden sich diejenigen, die nur selten                  der Studienteilnehmer diesen Risikofaktoren
Unterstützung durch ihren Vorgesetzten erfuhren                ausgesetzt waren:

Abbildung 4: Risikoreiche äußere Faktoren

2.2.5 Externe Faktoren, die das Burnout-Risi-
                                                               II Zusatzbelastung: Insgesamt gaben nur
ko nicht erhöhten oder sogar reduzierten
                                                                   27,7 % der Befragten an, keine Zusatzbe-
Kein erhöhtes Burnout-Risiko zeigte sich bei                       lastungen zu haben. Es gab jedoch kei-
folgenden externen Faktoren:                                       nerlei signifikante Unterschiede in den drei
                                                                   Burnout-Risiko-Skalen zwischen denjenigen
II Errreichbarkeit, auch in der Freizeit: Die-                     mit Zusatzbelastung und denjenigen ohne
    jenigen, die häufig in ihrer Freizeit kontaktiert              Zusatzbelastung.
    wurden, zeigten kein erhöhtes Burnout-Risiko
    im Vergleich zu denjenigen, die nur manch-
    mal oder nie kontaktiert wurden.

                                                                                                                  8
II Berufserfahrung und Lebensalter: Je               Arbeitsbelastung und Entspannung
    länger die Teilnehmer im Projektmanagement
                                                     Diejenigen, die mehr Zeit pro Woche für ihre
    gearbeitet hatten, und je älter sie waren,
                                                     Entspannung aufwandten, hatten eine signifikant
    desto geringer war das Burnout-Risiko.
                                                     niedrigere Burnout-Gefährdung. In der aktuellen
                                                     Stichprobe gaben 59,8 % der Teilnehmer an,
II Führungsverantwortung: Diejenigen mit
                                                     regelmäßig etwas für ihre Entspannung zu tun
    Führungsverantwortung schienen ein etwas
                                                     und zwar im Durchschnitt drei Mal pro Woche.
    geringeres Burnout-Risiko aufzuweisen als
                                                     Dabei betrieben 49,1 % regelmäßig Sport und
    jene ohne Führungsverantwortung.
                                                     15,9 % nutzen anerkannte Entspannungsverfah-
                                                     ren (Autogenes Training, Progressive Muskelent-
II Zusätzlich gab es keine signifikanten Korre-
                                                     spannung, Yoga).
    lationen zwischen dem Burnout-Risiko und
    der Größe der Kernprojektteams, sowie der
    Anzahl der gleichzeitig betreuten Projek-        2.2.6 Persönlichkeitsfaktoren (innere Fakto-
    te. Diejenigen, die mehrere Funktionen           ren) und Burnout-Risiko
    gleichzeitig inne hielten, zeigten sogar ein
                                                     Neben den äußeren Bedingungen, die die
    niedrigeres Burnout-Risiko als diejenigen, die
                                                     Entstehung eines Burnout-Syndroms oder auch
    keine zusätzlichen Aufgaben hatten. Auch
                                                     anderer psychischer Erkrankungen begüns-
    gab es keine signifikanten Korrelationen des
                                                     tigen können, spielen auch innere Faktoren,
    Burnout-Risikos mit der geleisteten Arbeits-
                                                     sogenannte Persönlichkeitseigenschaften, eine
    zeit in Stunden/Woche, der geleisteten
                                                     wichtige Rolle. Bekannt ist, dass beispielsweise
    Reisetätigkeit in Prozent, der Arbeit in einem
                                                     Perfektionismus, nicht „Nein sagen“ können und
    interkulturellen Umfeld, der Dauer der
                                                     „nicht abschalten“ können im Zusammenspiel
    Projekte in Monaten, der Anzahl beteiligter
                                                     mit belastenden äußeren Bedingungen die
    Abteilungen, der Anzahl von Schnittstel-
                                                     Entstehung eines Burnout-Syndroms „befeuern“
    len zu anderen Projekten, der Anzahl
                                                     können.
    an Lieferanten/Dienstleistern sowie der
    Anzahl der Stakeholder. Eine signifikante
                                                     In der vorliegenden Studie wurden diese und wei-
    negative Korrelation zeigte sich für Größe der
                                                     tere aus der Literatur bekannte Persönlichkeits-
    Kernprojektteams in den letzten zwei abgewi-
                                                     faktoren, die in Zusammenhang mit der Entwick-
    ckelten Projekten mit der Domäne Zynismus;
                                                     lung eines Burnouts stehen können, erhoben. Ein
    je größer also die Kernprojektteams waren,
                                                     Auszug aus diesen persönlichen Risikofaktoren
    desto geringer ausgeprägt war der Zynismus.
                                                     findet sich in der folgenden Abbildung:
    Eine signifikante positive Korrelation ergab
    sich zwischen der Anzahl der Standorte eines
    Projekts und der Effektivität: je mehr Stand-
    orte pro Projekt, desto effizienter waren die
    Projektmanager der vorliegenden Stichprobe.

Abbildung 5: risikoreiche Persönlichkeitsfaktoren

                                                                                                        9
Es zeigte sich, dass eine stärkere Ausprägung        Je nach Einschätzung der Hauptbelastungen
der risikoreichen inneren Faktoren (Persönlich-      unterschieden sich auch die Werte in den Subs-
keitsfaktoren) signifikant positiv korrelierte mit   kalen Zynismus bzw. Frustration, Effektivität und
den Subskalenscores Zynismus (r=0,322; p <           Erschöpfung des MBI-GS. So bildete sich bei
0,001)2 und Erschöpfung (r = 0,404; p < 0,001)       denjenigen, die angaben hauptsächlich beruflich
sowie signifikant negativ korrelierte mit der        belastet zu sein, ein signifikant höheres Burnout-
Subskala Effektivität (r=-0,123; p < 0,001). Eine    Risiko ab, als bei denjenigen die angaben, haupt-
stärkere Ausprägung der inneren Risikofaktoren       sächlich privat oder gleichermaßen beruflich und
bedeutet also ein höheres Burnout-Risiko.            privat belastet zu sein.

2.2.7 Burnout-Risiko und Zufriedenheit mit           2.3 Gesundheitsverhalten, Gesundheitszu-
der Arbeit generell                                  stand und Lebensqualität
Die Mehrheit der Studienteilnehmer (52,2 %;          Innerhalb der letzten 12 Monate arbeiteten 63,5
N=504) war zufrieden mit ihrer aktuellen Arbeit,     % der Studienteilnehmer, obwohl sie nach ihrer
sehr zufrieden waren 10,2 % (N=98), weniger          subjektiven Einschätzung krank waren (=Prä-
30,6 % (N=295) und nicht zufrieden waren im-         sentismus). Weiter gaben 18 % an manchmal
merhin 7,1 % (N=68). Diejenigen, die sehr zufrie-    und 3,9 % an, häufig nicht-rezeptpflichtige
den und zufrieden mit ihrer Arbeit waren, zeigten    Schlaf- bzw. Beruhigungsmedikamente innerhalb
ein niedrigeres Burnout-Risiko; je zufriedener       des letzten Jahres genommen zu haben. Über
die Teilnehmer also mit ihrer Arbeit waren, desto    die Hälfte der Teilnehmer (56 %) war wegen
geringer war das Burnout-Risiko.                     körperlicher und 17,8 % wegen psychischer
                                                     Beschwerden innerhalb der letzten 12 Monate in
Die Zufriedenheit mit der Arbeit war aber auch       Behandlung.
abhängig von anderen Faktoren. Zum Beispiel
war die Zufriedenheit mit der Arbeit umso größer,    Es ist bekannt, dass bei der Entwicklung eines
je mehr Handlungsspielraum und je mehr Unter-        Burnouts Stresswarnzeichen auf körperlicher
stützung vom Vorgesetzten die Befragten hatten.      sowie psychischer Ebene auftreten. Anhand einer
                                                     Checkliste sollten die Studienteilnehmer ange-
                                                     ben, welche Beschwerden bei ihnen mindestens
2.2.8 Burnout-Risiko und die Vereinbarkeit
                                                     einmal pro Woche innerhalb der letzten 12
von beruflichen und privaten Interessen
                                                     Monate auftraten (Mehrfachnennungen möglich).
Die Teilnehmer dieser Studie wurden auch             Die große Mehrheit der Befragten (84,6 %) gab
gefragt, wo sie ihre momentane Hauptbelastung        an, körperliche bzw. psychische Beschwerden
sehen: entweder hauptsächlich im Privaten oder       gehabt zu haben. Nur 149 (15,4 %) sagten, dass
hauptsächlich im Beruflichen oder aber gleicher-     sie keinerlei Beschwerden hätten. Bei jenen, die
maßen im Beruflichen und Privaten. Als Alterna-      angaben, regelmäßig Beschwerden zu haben,
tivantwort konnte angekreuzt werden, dass es         waren es im Durchschnitt 3,2 (SD 1,77) Be-
momentan keinerlei Belastungen gäbe.                 schwerden. In Abbildung 7 sind die genannten
                                                     Beschwerden aufgelistet.
Abbildung 6 zeigt, dass nur 6 % der Teilnehmer
aktuell keine Belastung empfanden und dass
ebenso wenige ausschließlich private Belastun-
gen haben.

Abbildung 6: Hauptbelastung

2
    r=Korrelationskoeffizient, p=Signifikanzniveau

                                                                                                          10
Abbildung 7: Beschwerden in Prozent

Der Zusammenhang zwischen den erwähnten                weniger Arbeitszeit (p=0,006) und ca. 1,5 %
Beschwerden und dem Burnout-Risiko soll am             weniger Reisetätigkeit (p=0,012) als ihre männli-
Beispiel „Nervosität/Reizbarkeit“ erläutert wer-       chen Kollegen. Mehr Männer als Frauen hatten
den: Von allen Befragten gaben 332 (34,4 %) an,        Führungsverantwortung (p=0,002) und Frauen
mindestens einmal in der Woche innerhalb der           konnten ihre Arbeitszeit weniger häufig sehr
letzten 12 Monate gereizt bzw. nervös gewesen          flexibel einteilen im Vergleich zu den männlichen
zu sein. Diejenigen, für die dies zutraf, erzielten    Kollegen (p=0,030).
in allen drei Subskalen des MBI-GS ein höheres
Burnout-Risiko im Vergleich zu denen, die nicht        Bezüglich des Gesundheitsverhaltens und
regelmäßig gereizt oder nervös waren (p < 0,001).      -zustands ist festzustellen, dass Frauen häufiger
                                                       wegen körperlicher (63 % vs. 52 %; p=0,001) und
Nur 3 % der Befragten schätzten ihren aktuellen        psychischer Beschwerden (22,6 % vs. 15,1 %;
Gesundheitszustand als ausgezeichnet ein,              p=0,003) in Behandlung waren, als Männer. Mehr
23,8 % sagten, er sei sehr gut, 51,3 % empfan-         Frauen als Männer arbeiteten innerhalb der letz-
den ihn als gut; 21,9 % gaben an, dass sie ihren       ten 12 Monate, obwohl sie krank waren (67,8 %
aktuellen Gesundheitszustand als weniger gut           vs. 61 %; p=0,036) und signifikant mehr Frauen
bzw. schlecht empfanden.                               als Männer nahmen manchmal bis häufig nicht-
                                                       verschreibungspflichtige Medikamente zur Be-
Die aktuelle Lebensqualität wurde von fast             ruhigung bzw. zum Schlafanstoß ein (p=0,004).
einem Drittel (27,4 %) der Befragten als weniger       Andererseits gaben mehr Frauen als Männer
gut bzw. schlecht eingeschätzt. Eine ausgezeich-       an, regelmäßig etwas für ihre Entspannung zu
nete Lebensqualität empfanden 4 %, sehr gute           tun (64,4 % vs. 57,1 %; p=0,026). Bezüglich der
Lebensqualität 22,7 % und eine gute Lebensqua-         Einschätzung des eigenen Gesundheitszustands
lität gab fast die Hälfte der Befragten (45,8 %) an.   und der eigenen Lebensqualität zeigten sich
                                                       keine Unterschiede.
2.4 Geschlechtsspezifische Unterschiede
                                                       Bezüglich der Ausprägung der Persönlich-
Wie eingangs erwähnt, gab es keine signifikanten       keitseigenschaften (inneren Faktoren) ergab
Unterschiede im Erreichen der Burnout-kritischen       sich, dass Frauen in einigen Punkten Burnout-
Scores im MBI-GS zwischen Männern und Frau-            riskantere Ausprägungen zeigten als Männer; z.
en, auch nicht im Vergleich zwischen österreichi-      B. gaben Frauen signifikant häufiger an, dass sie
schen und deutschen Frauen bzw. Männern.               erst dann mit sich zufrieden sind, wenn sie ihr
                                                       Bestes gegeben haben, dass sie die höchsten
Allerdings zeigten sich bezüglich anderer Vari-        Anforderungen an sich selbst stellen oder dass
ablen geschlechtsspezifische Unterschiede, die         sie dazu neigen, die Dinge schwer zu neh-
wichtigsten werden im Folgenden aufgeführt:            men. Keinen signifikanten Unterschied gab es
                                                       hingegen beispielsweise bei den Eigenschaften
Frauen hatten im Durchschnitt zwei Jahre we-           Perfektionismus, Aufgaben delegieren oder nach
niger Berufserfahrung als Männer (p < 0,001),          der Arbeit abschalten können.
sie hatten durchschnittlich zwei Stunden/Woche

                                                                                                           11
3. Zusammenfassung                                    für chronischen Stress bekannten Warnzeichen
                                                      sowie des Burnout-Risikos, erhoben mittels eines
und Beurteilung der                                   validierten Fragebogens, dem MBI-GS.
­Studienergebnisse
                                                      3.2 Vergleiche der Ergebnisse mit bereits
3.1 Einordnung der Ergebnisse aus medizini-           publizierten Daten
scher Sicht
                                                      Im Vergleich mit anderen Branchen und Berufen
Wie erwähnt, gibt es im Verlauf der Entwicklung       sowie mit der Allgemeinbevölkerung zeigte sich
eines Burnouts (als mögliche Vorstufe einer           durchwegs, dass die untersuchte Stichprobe der
psychischen Erkrankung) Stresswarnzeichen             Projektmitarbeiter und -manager im oberen Drittel
des Körpers, die bei Nichtbeachten das Risiko         liegen, was Erschöpfung und Burnout betrifft.
erhöhen, in den Zustand der körperlichen und          So kamen andere große Studien, mit zu unserer
seelischen Erschöpfung (Burnout) zu kommen.           Studie vergleichbareren Designs und Messme-
Aus der Literatur bekannte Warnzeichen wurden         thoden, zu Raten an Erschöpfung bzw. Burnout
in der vorliegenden Studie abgefragt. Dabei           zwischen 17 % und 34 % [2, 8-10]. Auch was
zeigte sich, dass bei knapp 40 % die Arbeit im        die risikoreichen inneren und äußeren Faktoren
Leben an erster Stelle steht, dass über ein Drittel   betrifft, gab es nur wenige Ausnahmen, in denen
von der Arbeit frustriert ist, dass über 60 % sich    die Projektmitarbeiter und -manager „besser“
chronisch müde und/oder matt fühlen. Über             abschnitten, als Vergleichskollektive (siehe
40 % leiden unter Schlafstörungen, fast 60 %          hierzu: Fehlzeitenreport 2012, in Auftrag gegeben
­haben regelmäßig Schmerzen und über ein              vom wissenschaftlichen Institut der AOK [8], eine
 Drittel ist nervös und/oder gereizt.                 Umfrage von 2013 der Techniker Krankenkas-
                                                      se „Bleib locker Deutschland!“ [10] sowie der
Zusätzlich konnte festgestellt werden, dass 35 %      “Stressreport” aus dem Jahre 2012, in Auftrag
der befragten Projektmanager und Projektmitar-        gegeben von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz
beiter den Cut-off-Score für die Burnout-Domäne       und Arbeitsmedizin [2]).
Erschöpfung überschritten. Fast ein Viertel der
Teilnehmer empfand ihren aktuellen Gesund-
                                                      3.3 Was bedeuten die Ergebnisse für die
heitszustand als weniger gut bzw. schlecht, über
                                                      Praxis?
80 % beklagten mindestens eine chronische kör-
perliche bzw. psychische Beschwerde und fast          Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit
ein Drittel schätzte ihre aktuelle Lebensqualität     aktiv zu werden, um Burnout bzw. psychischen
als weniger gut bzw. schlecht ein. Auch bei den       Folgeerkrankungen, soweit beeinflussbar, vorzu-
inneren Risikofaktoren waren starke Ausprägun-        beugen. Dabei ist zu beachten, dass die Ansätze
gen zu verzeichnen. So stimmten zum Beispiel          zur Prävention auf unterschiedlichen Ebenen
90 % der Aussage zu: „Ich bin erst dann mit mir       erfolgen müssen, nachdem psychische Erkran-
zufrieden, wenn ich mein Bestes gegeben habe“.        kungen und deren Vorstufen multifaktoriell und
Obwohl sich 35 % der Befragten ausgebrannt            auf unterschiedlichen Ebenen entstehen können.
und erschöpft fühlten, suchten nur 18 % unserer       Nie kann nur ein Faktor, wie zum Beispiel das
Stichprobe Hilfe/Behandlung wegen psychischer         Arbeitsumfeld, Ursache alleine für eine Erkran-
Probleme.                                             kung sein.

Diese Ergebnisse können Anlass zur Sorge ge-          Zahlreiche Literaturhinweise belegen, dass
ben, da sie zusammengenommen für mindestens           es sinnvolle Möglichkeiten zur Prävention gibt
ein Drittel der Befragten ein erhöhtes Burnout-       [11-15]. Diese kann auf zwei Ebenen stattfinden:
Risiko zeigen und Burnout als möglicher Risiko-       auf der organisationalen Ebene (Unternehmen,
faktor einer psychischen Erkrankung, wie z. B.        Führungskräfte: Verhältnisprävention), sowie
Depression, gelten kann. Dabei muss beachtet          auf der individuellen Ebene (Arbeitnehmer, Indi-
werden, dass es sich hier um keine Diagnose-          viduum: Verhaltensprävention). Eine Auswahl
stellung handelt, sondern um die Gesamtbetrach-       von Maßnahmen findet sich in Abbildung 9.
tung der inneren und äußeren Risikofaktoren, der

                                                                                                          12
Organistationsebene                                      Individuelle Ebene
II Sensibilisierung von Führungs-
    kräften zum Thema „Umgang mit                        II Kurse zu Stressmanagement,
    psychisch belasteten Mitarbeitern/                       ­Zeitmanagement, Work-Life-Balance
    „Gesund Führen“                                      II Eigene Ressourcen aufbauen und ­eigene
II Sensibilisierung von Personal­                            Warnzeichen erkennen
    abteilung, Betriebsräten,                            II Persönliche Belastungsfaktoren soweit
    ­Betriebsärzten                                          möglich reduzieren, z. B. Reduktion
II Gefährdungsbeurteilung                                    des eigenen Perfektionsanspruchs,
    ­psychischer Belastungen                                 ­Reduktion von Zusatzverpflichtungen
     (ist gesetzlich vorgeschrieben)                     II Entspannungsverfahren lernen
II Gesundheitsmanagement/                                II regelmäßiger Ausdauersport
    Gesundheitstage/Gesundheits-
    zirkel/interne und/oder externe                      II Soziale Kontakte pflegen
    ­Mitarbeiterberatung
                                                         II Auf Schlafhygiene achten
                                                         II Regelmäßig Pausen einlegen

Abbildung 9: Auszug aus Präventionsmöglichkeiten auf
Organisations- und individueller Ebene

Die Verantwortung, präventive Maßnahmen zu             ressierten oder sogar eine eigene Gefährdung
implementieren, liegt also auf beiden Seiten: auf      befürchteten. Das könnte zu einer Erhöhung der
der Seite der Unternehmen sowie auf der Seite          Rate an Burnout-Gefährdung unter unseren Teil-
der Mitarbeiter.                                       nehmern beigetragen haben. Des Weiteren muss
                                                       bei der Interpretation der Ergebnisse berücksich-
                                                       tigt werden, dass diese auf subjektiven Einschät-
3.4 Stärken und Einschränkungen der Studie
                                                       zungen basieren. Wir wissen zum Beispiel nicht,
Unseres Wissens gibt es bisher keine vergleich-        wieviel Arbeitslast die Teilnehmer wirklich, das
bare Studie mit dem Kollektiv „Projektmanager          heißt objektiv hatten. Am Ende zählt in der klini-
und -mitarbeiter“. Zudem ist die Größe der             schen Praxis und im Alltag jedoch das subjektive
Stichprobe beachtlich und die Möglichkeit des          Gefühl sich wohl zu fühlen oder sich unwohl zu
Vergleichs zwischen unterschiedlichen Ländern          fühlen. So gesehen schmälert diese Subjektivität
gegeben. Als weitere Stärke der Studie ist zu          die Aussagen der Studie nicht, sondern betont
nennen, dass ein standardisiertes Messinstru-          eher die Individualität und Subjektivität psychi-
ment zur Erhebung des Burnout-Risikos, nämlich         scher Gesundheit, psychischer Belastungen und
das MBI-GS, eingesetzt wurde. Diese Tatsache           psychischer Erkrankungen. Es wäre wünschens-
stellt andererseits auch eine Einschränkung            wert, wenn die Ergebnisse dieser Studie Anstoß
der Studie dar. Der Einsatz des MBI als Instru-        für weitere, vertiefende Studien wären, beispiels-
ment, um ein Burnout-Risiko zu erheben, wurde          weise die Gegebenheiten in anderen IPMA (In-
umfassend diskutiert und gewisse Vor- und              tern. Project Management Association) Mitglieds-
Nachteile aufgezeigt [5]. Eine weitere Einschrän-      ländern zu untersuchen. Die Ergebnisse legen
kung unserer Studie liegt in der Tatsache, dass        auch nahe, dass eine routinemäßige Etablierung
die Teilnehmer und Teilnehmerinnen über eine           des Themas „Prävention psychischer Belastun-
Online-Umfrage rekrutiert wurden. So lässt sich        gen und Erkrankungen im Alltag“ in das Portfolio
nicht ausschließen, dass sich einige Teilnehmer        des Gesundheitsmanagements der Unternehmen
zur Teilnahme an der Studie entschlossen, weil         und Behörden gehört.
sie sich besonders für das Umfragethema inte-

                                                                                                            13
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Kontakt

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für Projektmanagement e.V.
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                                  Juli 14

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