Periphere T-/NK-Zell-Lymphome - Schwerpunkt
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Schwerpunkt Periphere T-/NK-Zell-Lymphome Peter Reimer dere die Virus-assoziierten PTZL mit Zusammenfassung der allogenen SZT eine kurative deutlich höherer Inzidenz in Ostasien Die peripheren T-/NK-Zell-Lym- Therapieoption bestehen. Für die extra- und der Karibik [2, 3]. Anders als die phome (PTZL) sind eine heterogene nodalen NK-/T-Zell-Lymphome B-Zell-Lymphome, die in indolente Gruppe seltener reifzelliger lymphati- (ENKTL) besteht in frühen Stadien die (low grade, früher: niedrig-maligne) scher Neoplasien. Bis auf die für die Indikation zu einer Involved-Field Be- und aggressive (high-grade, früher: anaplastische Lymphomkinase positi- strahlung in der Regel in Kombination hoch-maligne) Lymphome eingeteilt ven anaplastischen großzelligen Lym- mit einer (Platin-basierten) Polychemo- werden, orientiert sich die Klassifika phome (ALK+ ALCL) zeigen sie einen therapie. Bei fortgeschrittenen ENKTL tion der PTZL an der Primärmanifesta- aggressiven Verlauf mit einer im Ver- zeigen Asparaginase-haltige Protokolle tion der Erkrankung. Demzufolge wer- gleich zu aggressiven Non-Hodgkin- die besten Therapieergebnisse. den in der WHO-Klassifikation nodale, Lymphomen (NHL) der B-Zell-Reihe Zur Behandlung refraktärer und extranodale, kutane und leukämisch deutlich schlechteren Prognose. Es gibt rezidivierter ALCL ist mit dem Antikör- verlaufende PTZL unterschieden (Tab. keine etablierte Standardtherapie. In der per-Wirkstoff-Konjugat Brentuximab 1, [4]). Die häufigsten Entitäten sind Erstlinientherapie kommt in Ermange- Vedotin die bislang einzige Substanz für das periphere T-Zell-Lymphom, unspe- lung randomisierter Studien in Analo- PTZL in Deutschland zugelassen. Zahl- zifiziert (not otherwise specified; PTZL gie zu aggressiven B-NHL meist eine reiche Substanzen werden gegenwärtig NOS), das angioimmunoblastische T- Anthrazyklin-basierte (CHOP/CHOP- untersucht, die Behandlung der PTZL Zell-Lymphom (AITL), das extranoda- like) Therapie zum Einsatz. Patienten, sollte daher – wann immer möglich – in le NK-/T-Zell-Lymphom, nasaler Typ die gut auf eine Induktionstherapie an- klinischen Studien erfolgen. (ENKTL) und das anaplastische groß- sprechen, scheinen von einer konsoli- zellige T-/NK-Zell-Lymphom (ALCL) dierenden Hochdosistherapie mit auto- Schlüsselwörter: Periphere T-/NK-Zell mit oder ohne Expression der anaplas- loger Stammzelltransplantation (auto- Lymphome, Chemotherapie, Blut- tischen Lymphomkinase (ALK). Diese SZT) zu profitieren. Im Rezidiv oder bei stammzelltransplantation, Brentu- Entitäten sind weltweit für etwa 70– refraktärer Erkrankung kann, insbeson- ximab Vedotin, Romidepsin, Belino 80% aller PTZL verantwortlich (Abb. 1, dere nach initial erfolgter autoSZT, mit stat, Pralatrexat [5]). Im Allgemeinen zeigen die noda- len und extranodalen PTZL einen ag- gressiven Verlauf. Demgegenüber ver- Epidemiologie und Einteilung (Vorläufer-)T-Zell-Lymphom/Leukä- halten sich die seltenen leukämischen Die sehr heterogene Gruppe mali mie dar, eine Entität, die biologisch, sowie die kutanen PTZL in der Regel gner (Non-Hodgkin-)Lymphome klinisch und therapeutisch in die Grup- lange indolent und werden, einer enge- (NHL), die sich von T-Lymphozyten pe der akuten lymphatischen Leukämi- ren klinischen Definition folgend, von bzw. ihren Vorläufern sowie von Natür- en zu zählen ist und im Folgenden nicht den übrigen PTZL abgegrenzt und in lichen Killer-Zellen (NK-Zellen) ablei- weiter besprochen wird. Die übrigen dieser Übersicht nicht näher behandelt. ten, werden als T-/NK-Zell-Lymphome reifen sog. peripheren T-/NK-Zell- bezeichnet. In der aktuellen WHO- Lymphome (PTZL) machen weltweit Ätiologie und Pathogenese Klassifikation werden 18 verschiedene nur etwa 10% aller NHL aus [1]. Dabei Über die Ätiologie der meisten T-/NK-Zell-Lymphome unterschieden. bestehen jedoch erhebliche regionale PTZL ist wenig bekannt. Virusinfektio- Eine Sonderform stellt das/die unreife Unterschiede. So finden sich insbeson- nen scheinen für die Pathogenese einiger 182 Trillium Krebsmedizin 2015 Band 24 Heft 3
Schwerpunkt Nodal dass angesichts des ho- gen treten überwiegend bei den primär Angioimmunoblastisches T-Zell-Lymphom hen Durchseuchungs- nodal verlaufenden PTZL auf, insge- Peripheres T-Zell-Lymphom, unspezifiziert grades mit EBV die samt manifestieren sich die PTZL je- Inzidenz des ENKTL doch häufiger als die B-Zell-Lymphome Anaplastisches großzelliges T-/NK-Zell-Lymphom ALK-positiv vergleichsweise nied- extranodal. Gelegentlich lassen sich, Anaplastisches großzelliges T-/NK-Zell-Lymphom ALK-negativ rig ist, bislang weitge- insbesondere beim AITL, paraneoplas- Extranodal hend ungeklärt. Als tische Epiphänomene (positiver Rheu- Extranodales NK-/T-Zell-Lymphom, nasaler Typ weitere ätiologische mafaktor, Nachweis von Kälteagglutini- Faktoren werden (Au- nen/Kryoglobulinen, polyklonale Gam- Subkutanes T-Zell-Lymphom vom Pannikulitis-Typ to-)Immunprozesse mopathie, Eosinophilie, Hämolyse- Enteropathie-assoziiertes T-Zell-Lymphom diskutiert. So tritt das Zeichen) nachweisen, die an immuno- Hepato-splenisches γ/δ-T-Zell-Lymphom Enteropathie-assozi- logische bzw. rheumatologische Er- Leukämisch ierte T-Zell-Lymphom krankungen denken lassen und erheb- T-Zell-Prolymphozyten-Leukämie nahezu ausschließlich liche differenzialdiagnostische Schwie- bei Patienten mit einer rigkeiten bereiten können. T-Zell-Leukämie großer granulierter Lymphozyten Zöliakie auf, wobei Zur sicheren Diagnosestellung ist Chronische lymphoproliferative Erkrankung der NK-Zellen letztere bei subklini- die Beurteilung eines histologischen Aggressive NK-Zell-Leukämie schem Verlauf gele- Präparates durch einen in der Lym- Adulte(s) T-Zell-Leukämie/Lymphom gentlich erst durch die phom-Diagnostik erfahrenen Patholo- Lymphom-Diagnose gen erforderlich. Eine zytologische Un- Kutan erkannt wird. Für das tersuchung zum Beispiel nach einer Mycosis fungoides hepato-splenische T- Feinnadelaspiration reicht nicht aus. Sézary-Syndrom Zell-Lymphom wird Anders als bei den meisten B-Zell- Primär kutane CD30-positive T-Zell-lymphoproliferative Erkran- eine Häufung nach Or- Lymphomen finden sich bei den PTZL kungen gantransplantation be- häufig keine charakteristischen immun- Seltene primär kutane periphere T-Zell-Lymphome schrieben. Zudem phänotypischen Marker. Daher wird können erworbene neben der morphologischen Beurtei- Tab. 1: WHO-Klassifikation der reifen T-NK-Zell-Neoplasien [4]. genetische Aberratio- lung und molekulargenetischen Unter- nen bei einigen PTZL suchungen der Nachweis eines mono- nachgewiesen werden. klonal rearrangierten T-Zell-Rezeptor- Häufigstes Beispiel ist Gens mittels Polymerasekettenreaktion das ALK-positive (PCR) zur Diagnosestellung gefordert. ALCL, das meist eine Die Stadieneinteilung der nodalen Translokation t(2;5) und extranodalen PTZL erfolgt nach aufweist. Das entste- der Ann Arbor-Klassifikation. hende Fusionsprodukt führt zu einer Störung Prognose der Apoptose und zu Die PTZL weisen insgesamt eine gesteigertem Zell- schlechte Prognose auf. Die Erkran- wachstum und ist so- kung verläuft meist entweder primär mit als (mit-)ursäch- refraktär oder die Patienten erleiden ein Abb. 1: Häufigkeit der PTZL-Entitäten (modifiziert nach dem „International T-Cell- Lymphoma Project“ 2008, [5]). Abkürzungen: AITL: Angioimmunoblastisches T-Zell- lich für die Entstehung Rezidiv. In der überwiegenden Zahl der Lymphom; ALCL: Anaplastisches großzelliges T-/NK-Zell-Lymphom; ENKTL: Extra- dieses Lymphoms an- Untersuchungen stellte der T-Zell-Phä- nodales NK-/T-Zell-Lymphom, nasaler Typ; PTZL: Peripheres T-/NK-Zell-Lymphom. zusehen. notyp einen negativen prognostischen Faktor dar [6]. So liegt das mediane Entitäten eine wesentliche Rolle zu spie- Klinik und Diagnostik Gesamtüberleben bei etwa 9–42 Mona- len. So kann in der ganz überwiegenden Typische Symptome von PTZL gibt ten [7–9]. Eine Ausnahme ist das ALK- Mehrzahl der Fälle beim ENKTL eine es nicht. Neben Allgemeinsymptomen positive ALCL. Bei dieser Entität kön- chronische Infektion der malignen Zel- wie Schwäche und Müdigkeit findet nen mit einer konventionellen Anthra- len durch das Epstein-Barr-Virus (EBV) sich bei einem Teil der Patienten eine zyklin-basierten (CHOP: Cyclophos- und bei der adulten T-Zell-Leukämie das sogenannte B-Symptomatik (Fieber phamid, Doxorubicin, Vincristin, Pred- humane T-Zell-Leukämie-Virus Typ 1 > 38 °C ohne sonstige Ursache, Ge- nison) oder CHOP-ähnlichen Polyche- (HTLV1) nachgewiesen werden. Die wichtsverlust von mindestens 10% des motherapie Langzeitremissionen von genaue Pathophysiologie, die zur malig- Körpergewichts in den letzten sechs über 70% erreicht werden [10, 11]. nen Entartung führt, ist insbesondere Monaten und Nachtschweiß mit Wä- Mittlerweile wurden mehrere prognos- unter Berücksichtigung der Tatsache, schewechsel). Lymphknotenschwellun- tische Indizes für PTZL publiziert. Die Trillium Krebsmedizin 2015 Band 24 Heft 3 183
Schwerpunkt IPI [6]: Alter, LDH, Allgemeinzustand, Stadium, Extranodalbefall dienergebnisse zeig- randomisiert den Einsatz des anti- Anzahl Faktoren 0 1 2 3–5 ten übereinstim- CD52-Antikörper Alemtuzumab in mend, dass Patien- Kombination mit einer CHOP-Therapie 5-Jahres-OS 64% 56% 34% 22% ten mit Chemothe- als Induktionsbehandlung vor geplanter PIT [12]: Alter, LDH, Allgemeinzustand, Knochenmarkbefall rapie-sensitiver Er- Hochdosistherapie bei jüngeren Patien- Anzahl Faktoren 0 1 2 3–4 krankung, die eine ten untersucht hat. Ergebnisse dieser 5-Jahres-OS 62% 53% 33% 18% gute Remission Studie sind frühestens 2016 zu erwar- KPI [13]: LDH, Stadium, B-Symptome, regionaler Lymphknoten- durch die Indukti- ten. Tab. 3 fasst die Ergebnisse der befall onstherapie erreich- prospektiven Studien zur primären Anzahl Faktoren 0 1 2 3–4 ten, von dieser The- autoSZT zusammen. Ob die Ergebnisse rapieintensivierung der Erstlinienbehandlung durch eine 4-Jahres-OS 81% 67% 34% 6% profitierten, sodass allogene SZT (alloSZT) verbessert wer- Tab. 2: Prognose-Indizes für PTZL. Abkürzungen: IPI: International Prognostic Index; dieses Vorgehen für den können, wird durch eine multina- KPI: Korean Prognostic Index; LDH: Laktatdehydrogenase; PIT: Prognoseindex für T- Zell-Lymphome; OS: Overall survival. diese Patienten ei- tionale randomisierte Phase-III-Studie nen sinnvollen The- untersucht, die den Einsatz einer auto- rapieansatz darstellt. SZT mit dem einer alloSZT vergleicht. wichtigsten sind der bei aggressiven Eine Schwierigkeit in der Therapie Ergebnisse dieser Studie stehen aller- B-NHL etablierte Internationale Pro der PTZL liegt im Risiko eines frühen dings noch aus. gnoseindex (IPI), der auch Gültigkeit Krankheitsprogresses, der dann auch Abweichend von den übrigen PTZL bei PTZL besitzt [6]. Zudem haben der Auswirkungen auf die Durchführbarkeit stellt die (Involved-Field)-Bestrahlung Prognoseindex für T-Zell-Lymphome einer autoSZT hat. So lag in den genann- einen wesentlichen Teil der Behandlung (PIT, [12]) sowie für ENKTL der Kore- ten Studien die Transplantationsrate in den lokalisierten Ann Arbor-Stadien an Prognostic Index Bedeutung ([13], zwischen 41% und 73%. Um die Remis- I und II des ENKTL dar. Eine multimo- Tab. 2). sionsrate zu erhöhen, wurden verschie- dale Radiochemotherapie zeigte sich in dene Ansätze untersucht. Für eine Inten- retrospektiven Untersuchungen der al- Therapie sivierung der Induktionschemotherapie leinigen Chemotherapie oder Bestrah- Primärtherapie sprechen Daten einer retrospektiven lung überlegen, wobei wegen der Ge- Eine Standardtherapie für PTZL ist Subgruppenanalyse der Deutschen Stu- fahr eines raschen lokalen Krankheits- nicht etabliert. Randomisierte Studien diengruppe für Hochmaligne Non- progresses die Bestrahlung früh in das sind bislang nicht publiziert worden, in Hodgkin-Lymphome (DSHNHL). Da- multimodale Behandlungskonzept in- erster Linie wegen der Seltenheit der bei fand sich eine Verbesserung des er- tegriert werden sollte [20]. Da ENKTL Erkrankungen. In Analogie zu den ag- eignisfreien Überlebens durch die Hin- meist P-Glykoprotein in hoher Konzen- gressiven B-NHL wird in der Erstlinien- zunahme des Topoisomerase-II-Hem- tration exprimieren, welches eine Mul- behandlung meist eine Anthrazyklin- mers Etoposid, was allerdings nur in der tidrug-Resistenz (MDR) vermittelt, basierte (CHOP oder CHOP-ähnliche) Gruppe der ALK-positiven ALCL Signi- sind Anthrazyklin-basierte Chemothe- Polychemotherapie bevorzugt. Abgese- fikanzniveau erreichte [19]. rapien (wie z. B. CHOP) nicht wirksam. hen vom ALK-positiven ALCL werden Einen anderen Ansatz verfolgte die In den letzten Jahren konnten überzeu- mit dieser konventionellen Chemothe- Nordic Lymphoma Study Group, die gende Daten zu Platin-haltigen Poly- rapie allerdings nur bei der Minderheit Autor n Alter Konditionie- DFS/EFS/ OS Tx-Rate TRM Follow-Up der Patienten langfristige Remissionen rung PFS (Monate) erreicht. Um die unbefriedigenden Er- Rodriguez 26 44 BEAM 53% 73% 73% 5% 35 gebnisse in der Behandlung der PTZL [15] (3 Jahre) (3 Jahre) zu verbessern, wird in vielen Zentren im Anschluss an eine Induktionstherapie Corradini 62 43 Mitoxantron/ 30% 34% 71% 0 76 [16] Melphalan (12 Jahre) (12 Jahre) eine Konsolidierung mittels Hochdosis oder BEAM chemotherapie und autologer Blut- Mercadal 41 47 BEAM/BEAC 30% 39% 41% n. d. 38 stammzelltransplantation (autoSZT) [17] (4 Jahre) (4 Jahre) durchgeführt. Der Wert der autoSZT ist Reimer 83 47 HD-Cyclo- 36% 48% 66% 4% 33 bislang allerdings nicht durch randomi- [19] phospha- (3 Jahre) (3 Jahre) sierte Studien eindeutig belegt. Fünf mid/TBI prospektive einarmige Studien haben D´Amore 160 57 BEAM 49% 51% 71% 4% 61 diesen Therapieansatz untersucht [14– [19] (3 Jahre) (5 Jahre) 18]. In den beiden größten Serien mit 160 bzw. 83 Patienten lagen die Überle- Tab. 3: Prospektive Studien zur autologen Stammzelltransplantation bei nicht vorbehandelten PTZL. Abkürzungen: BEAC: BCNU, Etoposid, Cytarabin, Cyclophosphamid; BEAM: BCNU, Etoposid, Cytarabin, Melphalan; BCNU: Carmustin; Cy: bensraten bei 51% nach fünf Jahren bzw. Cyclophosphamid; DFS: Disease-free survival, EFS: Event-free survival; Hd: High-dose; OS: Overall survival, PFS: 48% nach drei Jahren [17, 18]. Die Stu- Progression-free survival, TBI: Total body irradiation; TRM: Treatment-related mortality; Tx: Transplantation. 184 Trillium Krebsmedizin 2015 Band 24 Heft 3
Schwerpunkt chemotherapien publiziert werden. In gen zur alloSZT wurde vom CIBMTR ten Konditionierungsprotokoll nach den fortgeschrittenen Krankheitsstadi- (Center for International Blood and einer medianen Nachbeobachtung von en kann eine L-Asparaginase-haltige Marrow Transplant Research) 2013 und 28 Monaten bei 71% der Patienten eine Polychemotherapie (z. B. nach dem der Société Française de Greffe de komplette Remission erzielt werden SMILE-Protokoll: Dexamethason, Me- Moëlle et de Thérapie Cellulaire [29, 30]. Corradini et al. fanden bei thotrexat, Ifosfamid, L-Asparaginase, (SFGM-TC) publiziert. In der amerika- 17 Patienten, von denen acht bereits Etoposid) mittlerweile als überlegene nischen Studie wurden 126 Patienten eine autoSZT erhalten hatten, ein 3-Jah- Systemtherapie angesehen werden [21], überwiegend mit dosisreduzierter Kon- res-OS/-PFS von 81% bzw. 64%. Die auch wenn randomisierte Untersu- ditionierung allogen transplantiert, wo- TRM lag bei lediglich 6%. chungen fehlen. Allerdings sind ver- bei das Gesamtüberleben (OS) und das Tab. 4 zeigt die Daten zur alloSZT in gleichbare Ansprechraten und Überle- progressionsfreie Überleben (PFS) nach der Salvagetherapie der PTZL. bensdaten durch andere Substanzkom- drei Jahren bei 42% bzw. 31% lagen binationen bislang nicht erreicht wor- [28]. Die nicht Rezidiv-bedingte Mor- Neue Substanzen den. talität lag bei 34%. In der französischen Eine große Anzahl neuer, z. T. ziel- Serie mit 77 Patienten fand sich nach gerichteter Substanzen ist in den letzten Salvagetherapie überwiegend myeloablativer Konditio- Jahren in der Behandlung der PTZL Die meisten Patienten mit PTZL nierung ein 5-Jahres-OS und -PFS von untersucht worden. Am überzeugends- erleiden früher oder später einen 57% bzw. 53% bei einer Therapie-asso- ten sind die Ergebnisse für das Antikör- Krankheitsprogress oder ein Rezidiv ziierten Mortalität (TRM) von 33% per-Wirkstoff-Konjugat Brentuximab ihrer Erkrankung. Ebenso wie in der [23]. In beiden Studien konnte im Vedotin. Der chimäre anti-CD30-Anti- Primärtherapie ist ein Standardvorge- Langzeitverlauf ein Plateau der Überle- körper Brentuximab ist mit dem Spin- hen in der Zweitlinientherapie bislang benskurven erreicht werden, was für delgift Monomethyl-Auristatin E ge- nicht etabliert. Eine kürzlich publizier- das kurative Potenzial zumindest in koppelt und entfaltet seine Wirkung te retrospektive Studie konnte zeigen, einer Subgruppe von Patienten spricht. über die spezifische Bindung an das vor dass eine konventionell dosierte Che- In der größeren der beiden prospekti- allem auf ALCL unabhängig vom ALK- motherapie in der Rezidivsituation kei- ven Serien zur allogenen Transplantati- Status exprimierte CD30-Antigen. In nen relevanten Einfluss mehr auf den on bei rezidivierten oder refraktären einer prospektiven einarmigen Phase- Erkrankungsverlauf hat und einer rein PTZL konnte mit einem dosisreduzier- II-Studie mit 58 vorbehandelten Patien- supportiven Therapie nicht überlegen ist [22]. Eine Ausnahme dürfte das Retrospektive Studien (* an Tag 100, ** nach 3 Jahren, *** nach 1 Jahr) ENKTL darstellen, bei dem wie oben erwähnt auch im Rezidiv mit einer L- Autor n Alter Vorherige Anteil DFS/EFS/ OS TRM/ Follow-Up autoSZT RIC PFS NRM (Monate) Asparaginase-haltigen Polychemothe- rapie häufig noch gute Ergebnisse er- Le Gouill 77 36 25% 26% 53% 57% 21%* 43 [23] (5 Jahre) (5 Jahre) zielt werden können [21]. Sofern in der Erstlinientherapie kei- Kyriakou 45 48 33% 45% 53% 64% 18%* 29 [24] (3 Jahre) (3 Jahre) ne autoSZT als Konsolidierungsthera- pie durchgeführt wurde, ist die Hoch- Jacobsen 52 46 21% 40% 30% 41% 27%** 49 [25] (3 Jahre) (3 Jahre) dosischemotherapie mit autoSZT eine mögliche Therapieoption im Rezidiv. Dodero 52 47 52% 100% 40% 50% 12% 67 [26] (5 Jahre) (5 Jahre) Für Patienten mit PTZL wurde in dieser Situation in älteren vergleichenden Un- Kanakry 44 51 9% 54% 40% 43% 9%*** 47 tersuchungen ein Ansprechen berichtet, [27] (3 Jahre) (3 Jahre) das dem bei aggressiven B-NHL nicht Smith 126 38 n. d. 36% 37% 46% 34%** 49 unterlegen scheint. Allerdings unterlie- [28] (3 Jahre) (3 Jahre) gen diese Arbeiten durch ihren retro Prospektive Studien spektiven Charakter einem Bias. Ein Autor n Alter Vorherige Anteil DFS/EFS/ OS TRM/ Follow-Up prinzipiell kurativer Ansatz kann mit autoSZT RIC PFS NRM (Monate) einer alloSZT verfolgt werden. Die Corradini 17 41 47% 100% 64% 81% 6% 28 meisten retrospektiven Studien zeigen [29] (3 Jahre) (3 Jahre) ein Plateau der Überlebenskurven [23– Wulf [30] 10 45 20% 100% 60% 70% 30% 7 28]. Dieses ist möglicherweise (mit-) (7 Monate) (7 Monate) begründet durch einen für diesen Be- handlungsansatz nachgewiesenen Tab. 4: Studien zur allogenen Stammzelltransplantation bei refraktären/rezidivierten PTZL (retrospektive Studien ab 30 Patienten). Abkürzungen: AutoSZT: Autologe Stammzelltransplantation; DFS: Disease-free survival; EFS: Event-free survival; Graft-versus-Lymphoma-Effekt. Die N. d.: No data; NRM: Non-relapse mortality; OS: Overall survival; PFS: Progression-free survival; RIC: Reduced intensity größten retrospektiven Untersuchun- conditioning; TRM: Treatment-related mortality. Trillium Krebsmedizin 2015 Band 24 Heft 3 185
Schwerpunkt Brentuximab Romidepsin [32] Belinostat [33] Pralatrexat [34] ten mit CD30-positiven ALCL konnte Vedotin [31] ein Gesamtansprechen von 86% mit N 58 130 120 109 einer Komplettremissionsrate von 57% ORR 86% 25% 26% 29% und einem medianen PFS von CR / PR 57%/29% 15%/10% 11%/15% 11%/18% 13,3 Monaten erzielt werden [31]. Hauptnebenwirkungen sind eine sen- Medianes OS Nicht erreicht 11,3 7,9 14,5 (Monate) sorische Polyneuropathie und eine Myelosuppression. Seit 2012 ist Brentu- Median PFS 13,3 4,0 1,6 3,5 ximab Vedotin durch die EMA (Euro- (Monate) pean Medicines Agency) zur Behand- Bridging zu SZT 28% n. d. 8% 7% lung rezidivierter und refraktärer ALCL Toxizitäten Neutropenie, Thrombopenie, Thrombopenie, Thrombopenie, zugelassen und damit in Deutschland Grad 3/4 Thrombopenie, Neutropenie, Anämia, Mukositis, die erste und bislang einzige zugelasse- Neuropathie Infektionen Leukopenie Leukopenie, Anämie ne Substanz für PTZL. Eine weitere Klasse von Medika- Kommentar Nur CD30+ ALCL menten, die eine Wirksamkeit bei PTZL gezeigt hat, sind die Histondeacetylase- Tab. 5: Neue Substanzen bei PTZL (Phase-II-Studien). Abkürzungen: ALCL: Anaplastisches großzelliges T/NK-Zell- Inhibitoren (HDACi). Mit dem selekti- Lymphom; CR: Komplette Remission; ORR: Overall response rate; OS: Overall survival; PFS: Progression-free survival; ven Klasse-I-HDACi Romidepsin PR: Partielle Remission; SZT: Stammzelltransplantation. konnte in einer Phase-II-Studie mit 130 Patienten in der Salvage-Therapie Primärtherapie eine Gesamtansprechrate von 25% PTZL (15% CR) erreicht werden. Die mediane Dauer des Ansprechens lag bei 17 Mo- naten. Die Nebenwirkungen waren mo- übrige derat und betrafen in erster Linie ALK+ALCL ENKTL PTZL Thrombozytopenie, Neutropenie und Infektionen [32]. Mit dem pan-HDACi Belinostat konnten bei 120 Patienten Stadium I/II Stadium III/IV CHO(E)P CHO(E)P IF-Bestrahlung + L-Asparaginase- mit refraktären und rezidivierten PTZL Platin-basierte CT basierte CT ähnliche Ergebnisse erzielt werden (ORR 26%, CR 11%). Auch hier waren falls CR/PR: falls CR/PR: die Nebenwirkungen gering und betra- autoSZT autoSZT fen vor allem die Hämatopoese [33]. Beide Substanzen werden wegen ihres günstigen Nebenwirkungsprofils in ak- tuell laufenden Studien in Kombination Salvagetherapie mit einer Chemotherapie untersucht. PTZL Pralatrexat ist ein dem Methotrexat verwandter Folsäure-Antagonist, der wegen seiner stärkeren Aufnahme in die übrige Zelle und der längeren intrazellulären PTZL ENKTLZ Retention effektiver wirkt. Bei den PTZL konnte in der Salvage-Therapie in einer einarmigen Studie eine Ansprech- geeignet für geeignet für Transplantation Transplantation rate von 29% (CR 11%) bei 109 Patien- ten erreicht werden. Dabei waren die wesentlichen Nebenwirkungen Muko- Brentuximab (ALCL) L-Asparaginase- autoSZT/alloSZT BSC autoSZT/alloSZT sitis und Myelosuppression [34]. Romi- basierte CT Chemotherapie depsin, Belinostat und Pralatrexat sind für die Rezidivtherapie der PTZL bis- Abb. 2: Möglicher Therapiealgorithmus bei PTZL (ohne extranodales NK/T-Zell-Lymphom) außerhalb klinischer Stu- lang nur in den USA zugelassen. Tab. 5 dien. Abkürzungen: ALCL: Anaplastisches großzelliges T/NK-Zell-Lymphom; ALK: Anaplastische Lymphomkinase; Al- fasst die wichtigsten Studienergebnisse loSZT: Allogene Stammzelltransplantation; AutoSZT: Autologe Stammzelltransplantation; BSC: Best Supportive Care; mit den neuen Substanzen zusammen. CHO(E)P: Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, (Etoposid), Prednison; CR: Komplette Remission; CT: Chemotherapie; ENKTL: Extranodales NK-/T-Zell-Lymphom, nasaler Typ; IF: Involved Field; PR: Partielle Remission; PTZL: Periphere T-/ Zahlreiche weitere Medikamente NK-Zell-Lymphome. (Antikörper, Aurorakinase-Inhibitoren, 186 Trillium Krebsmedizin 2015 Band 24 Heft 3
Schwerpunkt 22. Mak V et al. Survival of patients with peripheral T-cell ALK-Inhibitoren etc.) werden gegen- Literatur lymphoma after first relapse or progression: Spectrum of 1. Anonymous. A clinical evaluation of the International disease and rare long-term survivors. J Clin Oncol 2013; wärtig in Studien untersucht. Lymphoma Study Group classification of non-Hodgkin's lym- 31, 1970-6. Einen möglichen Therapiealgorith- phoma. The Non-Hodgkin's Lymphoma Classification Project. 23. Le Gouill S et al. Graft-versus-lymphoma effect for Blood 1997; 89: 3909-18. mus für die Primär- und Salvage-The- 2. Nakamura S et al. Clinicopathologic study of 212 cases aggressive T-cell lymphoma in adults: A study by the Société Française de Greffe de Moëlle et de Thérapie Cellulaire. J Clin rapie der PTZL zeigt Abb. 2. of peripheral T-cell lymphoma among the Japanese. Cancer Oncol 2008; 26: 2264-71. 1993; 72: 1762-72. 24. Kyriakou C et al. Allogeneic stem cell transplantation 3. Swerdlow SH et al. 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