Personaluntergrenzen - wie wirken sich diese auf die Qualität der Pflege aus - Kathrin Leffler

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Personaluntergrenzen - wie wirken sich diese auf die Qualität der Pflege aus - Kathrin Leffler
Personaluntergrenzen – wie wirken sich
    diese auf die Qualität der Pflege aus
Kathrin Leffler
Leiterin Direktorat Pflegestrategie und Betreuungsmanagement
Personaluntergrenzen - wie wirken sich diese auf die Qualität der Pflege aus - Kathrin Leffler
Vivantes - Netzwerk für Gesundheit GmbH

             2001 gegründet, größter kommunale Krankenhauskonzern Deutschlands

             Von der Maximalversorgung zu hochgradigen Spezialisierungen

             5.773 Betten in 9 Klinikstandorten

             16.433 Beschäftige im Konzern (2018)

             583.121 Stationäre und Ambulante Fälle (2018)

             BBG - Deutschlands größte Bildungseinrichtung für Gesundheitsberufe,
             in gemeinsamer Trägerschaft mit der Charité

                                                                                    Quelle: Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH
21.01.2020                                                 Kathrin Leffler                                                          2
Personaluntergrenzen - wie wirken sich diese auf die Qualität der Pflege aus - Kathrin Leffler
Pflege im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit

                                     Kostenträger

                                                                      Bevölkerung
               Patient*innen

                                                                             Politik
             Ärzt*innen

    Eigene Berufsgruppe                                                  Verantwortliche der
                                                                         Kliniken

                               Wettbewerber                  Medien
21.01.2020                                 Kathrin Leffler                                     3
Personaluntergrenzen - wie wirken sich diese auf die Qualität der Pflege aus - Kathrin Leffler
Website des BMG

                                                             „Pflegepersonaluntergrenzen

                                     Nur mit einer guten Pflegepersonalausstattung ist eine sichere und gute
                                              Behandlung von Patienten im Krankenhaus möglich.

                                           Mit zwei Maßnahmen sorgen wir darum für ausreichend
                                                                          Pflegepersonal:

                                   Die bislang geltenden vier pflegesensitiven Krankenhausbereiche werden ab
                                      dem 1. Januar 2020 um die Krankenhausbereiche der Herzchirurgie,
                                         Neurologie, Neurologie Schlaganfalleinheit und Neurologische
                                    Frührehabilitation erweitert. Begleitet wird diese Maßnahme ebenfalls ab
                                       2020 von Vorgaben für die gesamte Pflege im Krankenhaus – dem
                                                          sogenannten „Ganzhausansatz“.“
                                                                   Quelle: www.bundesgesundheitsministerium.de/personaluntergrenzen.html, Stand 16.01.2020
             Quelle: doku-zug.ch
21.01.2020                                            Kathrin Leffler                                                                                        4
Personaluntergrenzen - wie wirken sich diese auf die Qualität der Pflege aus - Kathrin Leffler
PpUGV – Pflegepersonaluntergrenzenverordnung

       Verhältnis der Patienten zu einer Pflegekraft

                                  2019
                                 2020                                            Verhältnis Patienten zu einer Pflegekraft   Anteil Pflegehilfskräfte

                                         Tagschicht (6 – 22 Uhr)                                 2,5 : 1                               8%
                                                                                                                                      0%
             Intensivmedizin
                                         Nachtschicht (22 - 6 Uhr)                               3,5 : 1                               8%
                                                                                                                                      0%
                                          Tagschicht (6 - 22 Uhr)                                 10 : 1                              20%
                                                                                                                                      15%
                Geriatrie
                                         Nachtschicht (22 - 6 Uhr)                                20 : 1                              40%
                                                                                                                                      20%
                                          Tagschicht (6 - 22 Uhr)                                 10 : 1                              10%
             Unfallchirurgie
                                         Nachtschicht (22 - 6 Uhr)                                20 : 1                              15%
                                          Tagschicht (6 - 22 Uhr)                                 12
                                                                                                  10 : 1                              10%
              Kardiologie
                                         Nachtschicht (22 - 6 Uhr)                                24
                                                                                                  20 : 1                              10%
                                                                                                                                      15%
                                          Tagschicht (6 - 22 Uhr)                                 10 : 1                              10%
               Neurologie
                                         Nachtschicht (22 - 6 Uhr)                                20 : 1                               8%
                                          Tagschicht (6 - 22 Uhr)                                 3:1
               Stroke Unit
                                         Nachtschicht (22 - 6 Uhr)                                5:1
                                          Tagschicht (6 - 22 Uhr)                                 5:1                                 10%
    neurologische Frührehabilitation
                                         Nachtschicht (22 - 6 Uhr)                                12 : 1                               8%
                                          Tagschicht (6 - 22 Uhr)                                 7:1                                  5%
              Herzchirurgie
                                         Nachtschicht (22 - 6 Uhr)                                15 : 1

21.01.2020                                                     Kathrin Leffler                                                                          5
Personaluntergrenzen - wie wirken sich diese auf die Qualität der Pflege aus - Kathrin Leffler
Beispiele aus der Praxis

   pflegesensitive Bereiche                Intensiv                  Geriatrie   Kardiologie   Unfallchirurgie
                              Tag             2,5                      10            10              10
  Patienten : 1VK
                              Nacht           3,5                      20            20              20
  Anrechenbarer Anteil        Tag             0%                      15%           10%             10%
  Pfleghilfskräfte            Nacht          0%                          20%        10%             15%
   pflegesensitive Bereiche               Neurologie         Neurol. Frühreha    Stroke Unit   Herzchirurgie
                              Tag             10                     5                3              7
  Patienten : 1VK
                              Nacht           20                    12                5             15
  Anrechenbarer Anteil        Tag            10%                  10%                0%             5%
  Pfleghilfskräfte            Nacht          8%                          8%          0%             0%

   Pflegehilfskräfte im Sinne der Verordnung zählen erst als anrechenbar ab einjähriger Ausbildung
   (auch anrechenbar sind medizinische Fachangestellte, ATA oder Notfallsanitäter)

   Beispiel: KPH 2. Nachtdienst in der Geriatrie geht nur bis 24 Patienten

             Realitäten in unseren Kliniken  Stationsgrößen von 6 INKA-Betten bis
                                  Großstationen mit 68 Betten
21.01.2020                                             Kathrin Leffler                                           6
Personaluntergrenzen - wie wirken sich diese auf die Qualität der Pflege aus - Kathrin Leffler
Dokumentationsaufwand für PpUGV 2019 und 2020– Beispiel Vivantes

                                    196
                                 Stationen

                                                               47
              146 somatisch                              Pflegesensitiv in
                                                              2019

                                        69
                                  Pflegesensitiv in
                                       2020

21.01.2020                             Kathrin Leffler                       7
QlikView Tool

21.01.2020      Kathrin Leffler   8
Patientensicherheit und Qualität

  Ein besseres Verhältnis Patient zu Pflegekraft …

         Erhöht die Patientensicherheit
         Verbessert die Versorgung
         Schafft höhere Zufriedenheit beim Pflegepersonal
         senkt mögliche Fehlerquoten
         Erhöht die Qualität

             Zitat Herr Spahn:

              „Die Kliniken, die strukturell die geringsten Pflegebesetzungen haben,
               die müssen entweder mehr Pflegekräfte einstellen oder eben weniger
               Patienten behandeln“
             Quelle: ZDF Morgenmagazin, 01.08.2018

21.01.2020                                           Kathrin Leffler                   9
Krankenhausstrukturdaten für Berlin - 1991 im Vergleich zu heute

Krankenhausbetten                               - 53%

Krankenhäuser                                   - 27%

Betten je 1000 Einwohner                        - 54%

Beschäftigte im Pflegedienst (VK/Krankenhaus)   - 40%

Durchschnittliche Verweildauer in Tagen         - 63%

Vollstationäre Fälle im Jahr                    +37%

                                                                     Quelle: AdobeStock_192835736 Zdenek Sasek.jpg
21.01.2020                                         Kathrin Leffler                                           10
Anzahl der Krankenhausbetten je 1.000 Einwohner in Deutschland nach
Bundesländern 2015 und 2017 im Vergleich

                        Bremen                                                                                  7,4
                      Thüringen                                                                         7,3
                Sachsen-Anhalt                                                                        7,1
                       Hamburg                                                                      6,9
            Nordrhein-Westfalen                                                                   6,6
                       Saarland                                                               6,5
       Mecklenburg-Vorpommern                                                                6,4
                       Sachsen                                                               6,3
                Rheinland-Pfalz                                                           6,1
                                                                                                                         2015
                   Brandenburg                                                            6,1
                   Deutschland                                                          6
                                                                                                                         2017
                        Bayern                                                        5,9
                        Hessen                                                        5,9
                          Berlin                                                    5,7
             Schleswig-Holstein                                                   5,5
                 Niedersachsen                                                 5,3
            Baden-Württemberg                                                5,1
                                   0   1   2          3         4          5        6               7              8
                                               Krankenhausbetten je 1.000 Einwohner
                                                                                  Quellen: Statistisches Bundesamt 2020, Stand 16.01.2020
21.01.2020                                        Kathrin Leffler                                                                 11
Haben die Verantwortlichen ihren Job nicht gemacht?

Bis vor kurzem Realität in den Kliniken:

   Gedeckelte Budgets

   Einstellungsbeschränkung

   Fehlende Investitionsmittel durch Länder

   Tarifsteigerungen nicht voll gegenfinanziert

   Interne Verteilungskämpfe

   Umwidmung der Gelder für Pflegepersonal

   Leistungssteigerung und -verdichtung

                   Ab 01.01.2020 gilt das neue Pflegepersonalstärkungsgesetz –
                               alle Pflegestellen werden finanziert!
    Stellen finanzieren ist das eine – die Stellen auch zu besetzen ist etwas ganz anderes.
                                                                    Quelle: www.bundesgesundheitsministerium.de, Stand 19.01.2020
21.01.2020                                        Kathrin Leffler                                                            12
Pflegefachkräfte in Zeiten des Fachkräftemangels
gewinnen, halten und entwickeln

                                                                          Ökonomische Rahmenbedingungen
      Doppelte Demografische Belastung
                                                                          (z.B. unkalkulierbare Leasingkosten)

   steigender Wettbewerb der
   Krankenhäuser (War for Talents)                                                 zunehmende Arbeitsverdichtung

             Durchschnittsalter GKP: 42 Jahre                     Größte Altersgruppe GKP: 50-60 Jährige
             (Statistisches Bundesamt, 2018)                      (GBE-Bund; Statistisches Bundesamt, 2017)

21.01.2020                                      Kathrin Leffler                                                    13
Geburtenstatistik – Lebendgeborene in Deutschland

  1600000

  1400000
                        1357304

  1200000

  1000000

    800000
                                         782310                        765221
    600000

    400000

    200000

             0

                                  Lebendgeborene: Deutschland, Jahre      Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), Stand 16.01.2020

21.01.2020                                    Kathrin Leffler                                                                     14
Was müssen wir innerhalb der Profession besser machen?

Image der Berufsgruppe verbessern

Wir brauchen ein Personalbedarfsbemessungsinstrument
       Am Versorgungsbedarf orientiert

       Einfach, unbürokratisch, schnell umsetzbar

       Keine Einzelleistungsdokumentation für die Pflege

       Muss Bedarf gut abbilden und wenig zusätzlichen Aufwand verursachen

       Mehr Zeit für Patientenversorgung am Bett

                         Der Dokumentationsaufwand darf nicht weiter steigen!
               Wir bauchen die Pflegekräfte beim Patienten oder Bewohner – nicht
                               noch länger am PC oder an Akten!
21.01.2020                                           Kathrin Leffler               15
Was müssen wir! In den Kliniken tun?

… damit Patienten und Pflegekräfte eine spürbare Verbesserung erleben?

       Mehr Ausbilden!  Ausbildung attraktiver gestalten

       In- und ausländische Pflegefachkräfte gewinnen und halten

       Arbeitsbedingungen verbessern  Investitionen in unterstützende Maßnahmen: baulich,
       Digitalisierung, Robotik

       Karriereentwicklungsmodelle entwickeln und anbieten

       Familienphasengerechtes Arbeiten ermöglichen

       Einsatz von Leihpersonal senken

             Nur motivierte, fachlich kompetente Pflegekräfte können eine gute qualitativ
             hochwertige Pflege leisten –das spüren der Patient und seine Angehörigen genau!

21.01.2020                                           Kathrin Leffler                           16
Was sind die gesamtgesellschaftliche Aufgaben?

… damit wir uns zukunftssicher in der Versorgung der Bevölkerung aufstellen

       Transparenz und ehrliche Information der Bevölkerung

       Auswirkungen unserer Bevölkerungsentwicklung mit umfassendem Umbau unseres
       Gesundheitssystems begegnen

       Ehrlich aufzeigen was künftig noch geht und was nicht mehr gehen wird

       Schluss machen mit Schuldzuweisungen - Gemeinsames Handeln ist gefragt

             Der Anfang ist gemacht – Nachbesserungen müssen folgen – konsequenter Umbau
             muss weitergehen - nur so ist auch künftig gute Versorgungsqualität für alle, die es
                                         brauchen sicherzustellen!

                                                                                Quelle: AdobeStock_178523299©strichfiguren.de.jpg
21.01.2020                                          Kathrin Leffler                                                         17
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

21.01.2020                                  Kathrin Leffler   18
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