Sport fördert die Persönlichkeitsentwicklung! - oder? - Prof. Dr. Achim Conzelmann
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29. sportmedizinisches sportwissenschaftliches Seminar Prof. Dr. Achim Conzelmann Sport fördert die Persönlichkeitsentwicklung! – oder? Kaiserslautern, 5. November 2016 © A. Conzelmann, 2016 1
Pädagogische Postulate „Die Leibesübungen haben einen nicht geringen Einfluss auf die Seele. Sie machen die Kinder hart, herzhaft, geduldig, standhaft, kühn und prägen dem Gemüth, wenn sie in Ordnung geübt werden, etwas Edles ein“ (1741) Johann Georg Sulzer (Philosoph & Pädagoge) © A. Conzelmann, 2016 2
Ausgangslage: Pädagogische Postulate Sporttreiben kann einen Beitrag zur „Bewegungserziehung und Lebenshilfe leisten, indem es Bewegungsförderung für alle Schülerinnen „insbesondere jungen Menschen den Weg und Schüler gehören zum Bildungsauftrag der zur Selbstfindung und Schule. Sie leisten einen Beitrag zur Selbstverwirklichung“ erleichtert und Gesundheitsförderung und dienen auch der „Möglichkeiten zur Entfaltung ihrer Persönlichkeitsentwicklung.“ Persönlichkeitsentwicklung“ bietet. (EDK-Erklärung zur Bewegungserziehung 9. Sportbericht der Bundesregierung und Bewegungsförderung in der (BMI, 1999, S. 10) Schule vom 28. Oktober 2005) „Der Unterrichtsgegenstand Bewegung und Sport soll gleichrangig zur Entwicklung der Sach-, Selbst- und Sozialkompetenz beitragen: durch … Wahrnehmungsfähigkeit für den eigenen Körper … Selbstvertrauen … Durchsetzungsvermögen unter Beachtung fairen Handelns; Regelbewusstsein und interkulturelles Verständnis.“ bmukk, AHS Lehrplan S&B (2000, S.1) © A. Conzelmann, 2016 3
Empirische Evidenz? • Haben sportliche Aktivitäten keine • These der besonderen „Sportlerpersönlichkeit“ persönlichkeitsbildende Wirkung? nicht empirisch belegt • Lässt sich Vereins-, aber auch Schulsport „nur“ noch über Wirkungen im körperlich-motorischen Bereich • Keine begründen? empirische Bestätigung für das pädagogische •Postulat, WarumSport trage gelingt derzur Persönlichkeits- Nachweis nicht? bzw. zur Charakterbildung bei (Conzelmann, 2009) © A. Conzelmann, 2016 4
«Sportarten» der Fachverbände im Sportbund Pfalz Aikido American Football Badminton Base-/Softball Basketball Behinderten-Sport Billard Boxen Rettungsschwimmen Eis- und Rollsport Fußball Gewichtheben Golf Handball Hockey Jiu-Jitsu Judo Kanu Karate Kegel Kneippen Leichtathletik Luftsport Minigolf Motorbootsport Naturfreunde Pétanque Pferdesport Radfahren Rasenkraftsport Ringen Rudern Rugby Schach Schwimmen Segeln Skisport Sportfischen Schiesssport Sporttauchen Taekwondo Tanzsport Tennis Tischtennis Triathlon Turnen Volleyball Wandern / Klettern Wasserskifahren © A. Conzelmann, 2016 6
Der Begriff „Sport“ • Sport heute als vielfältiges soziales Phänomen in vielfältigen Realisierungsformen (Entsportung des Sports) • Vielfältige Bedingungen und Anforderungsstrukturen • Die entscheidende Frage: Welche sportliche Aktivität führt wie inszeniert bei wem zu welchen Persönlichkeitsveränderungen? © A. Conzelmann, 2016 7
Der Begriff „Persönlichkeit“ Alltagssprache vs. psychologische Sichtweise Situation in der Psychologie • Zahl unterschiedlicher Begriffsbestimmungen entspricht nahezu der Zahl der (prominenten) Persönlichkeitspsycholog(inn)en (Herrmann, 1991) Invarianten des Persönlichkeitsbegriffs (Pekrun, 1996) • P. ist nicht einfach das Gesamt des Verhaltens u. Erlebens, sondern „Bedingung”, „Ordnung”, „Produkt” oder „Abstraktion” des konkreten Verhaltens und Erlebens • P. ist im Zeitablauf relativ stabil • Persönlichkeit variiert interindividuell und ist etwas Einzigartiges Minimal-Definition (Herrmann, 1991) • P. ist „ein bei jedem Menschen einzigartiges, relativ stabiles und den Zeitablauf überdauerndes Verhaltenskorrelat“ (S. 29). © A. Conzelmann, 2016 8
Wichtige „Persönlichkeitsbereiche“ • Generelle Temperaments- und Persönlichkeitseigenschaften (a) Eigenschaften/Traits (z. B. Big Five) (b) Emotionen/States (z. B. Angst, Ärger, Stimmungen) • Selbst- und umweltbezogene Kognitionen (a) Selbstbezogene Kognitionen (z. B. Selbst-/Körperkonzept, Selbstwertgefühl) (b) Handlungseigenschaften (z. B. motivationale Konstrukte, Bewältigungsstile, Handlungsüberzeugungen) (c) Bewertungsdispositionen (z. B. Attributionen, Einstellungen, Werte) (vgl. Amelang & Bartussek, 2001; Asendorpf, 2004; Krampen, 2002; Schneewind, 2001) © A. Conzelmann, 2016 9
Beispiel für ein Trait-Konzept Big Five (NEO-PI, Costa & McCrae, 1992) Dimension Facetten Neurotizismus Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Depression, Soziale Befangenheit, Impulsivität, Verletzlichkeit Herzlichkeit, Geselligkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Extraversion Aktivität, Erlebnishunger, Frohsinn Vertrauen, Freimütigkeit, Altruismus, Verträglichkeit Entgegenkommen, Bescheidenheit, Gutherzigkeit Gewissenhaftigkeit Kompetenz, Ordnungsliebe, Pflichtbewusstsein, Leistungsstreben, Selbstdisziplin, Besonnenheit Offenheit für Phantasie, Ästhetik, Gefühle, Offenheit für Erfahrungen Handlungen, Ideen Offenheit des Normen- und Wertesystems © A. Conzelmann, 2016 10
Zum Zusammenhang zwischen Sport (S) und Persönlichkeit (P) Selektionshypothesen (S=f(P)-Hyp.) Sozialisationshypothesen (P=f(S)-Hyp.) 1. Bestimmte Persönlichkeits- 1. Schulsport fördert die merkmale begünstigen die Persönlichkeitsentwicklung. Aufnahme bestimmter Sportarten. 2. Freizeitsport führt zu einer Verbesser- 2. Bestimmte Persönlichkeits- ung des habituellen Wohlbefindens. merkmale begünstigen den 3. Wettkampfsport führt zu einer sportlichen Erfolg. Verbesserung des Selbstvertrauens. Grundannahme: SportlerInnen und NichtsportlerInnen unterscheiden sich Interaktionshypothese Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale begünstigen die Aufnahme einer bestimmten Sportart. Durch das Betreiben dieser Sportart verändert sich wiederum die Persönlichkeit, was zu einer Intensivierung dieser sportlichen Aktivität oder aber auch zu neuen „Wahlen“ führen kann. © A. Conzelmann, 2016 11
Erste Begründung für fehlende empirische Evidenz – Begriffswirrwarr Es macht keinen Sinn, nach den Wirkungen des Sports auf die Persönlichkeit zu suchen! Zentrale Frage: Lassen sich mit spezifischen sportlichen Interventionen Wirkungen auf spezifische Persönlichkeitsmerkmale erzielen? © A. Conzelmann, 2016 12
Zweite Begründung: Theoretisch-methodische Probleme bisheriger Studien (und Desiderate) Problem Desiderat Fehlende theoriegeleitete Hypothesengenerierung Theoriegeleitete a-priori-Hypothesen Für Kausalinterpretationen inadäquate Querschnittdesigns Quasi-experimentelle Interventionsstudien Weniger stabile Zu einseitige Orientierung an (statischen) Trait-Konzepten Persönlichkeitsmerkmale, z. B. kognitive PV Allgemeinpsychologischer Zugang Allgemeine & differentielle Sichtweise Univariate Perspektive Personorientierte Perspektive (holistische) © A. Conzelmann, 2016 13
Zwei Berner Studien zum Thema Sport und Persönlichkeitsentwicklung BISS Berner Interventionsstudie Schulsport Persönlichkeitsentwicklung durch Schulsport «Musterknaben» Selbstkonzeptentwicklung durch Vereinssport und informellen Sport © A. Conzelmann, 2016 15
Berner Interventionsstudie Schulsport (BISS) Ausgangsthese: Schulsport fördert die Persönlichkeit nicht per se. Die Förderung spezifischer Persönlichkeitsmerkmale erfordert spezifische Interventionen! +23 Primarlehrpersonen © A. Conzelmann, 2016 15
Das Studiendesign (1) Stichprobe - 23 fünfte Klassen aus Primarschulen des Kantons Bern - 17 Experimental- und 6 Vergleichsklassen (2) Quasi-experimentelle Längsschnittstudie (3) Treatments • Modul Spiel – Spielsportinszenierung • Modul Leistung – Leistungsorientierte Individualsportarten • Modul Wagnis – Wagniserziehung © A. Conzelmann, 2016 29
Skizze der drei Interventionsmodule Ziele – Inhalte – Methoden M1: Spiel M2: Wagnis M3: Leistung Makroziel Entwicklung eines positiv getönten und realitätsangemessenen Selbstkonzepts Modulziel Soziales SK Emotionales SK Physisches SK Inhalte • Kleine Spiele („Koops“) • Spannen – Vertrauen – • Fitness & • Staffetten & Akrobatik Gesundheit Gruppenwettkämpfe • Klettern – Fallen – Umgang mit • Springen und • Spielentwicklung Höhe Überlaufen • Streetball • Fliegen – Drehen • „Mutposten“ Tools der optimierten Feedbackkultur Reflexionsphasen Indiv. Feedback Sporthefteinsatz Theoretische Grundlage: Quellen der Selbstkonzeptgenese nach Filipp (1979) © A. Conzelmann, 2016 30
Selbstkonzept (Shavelson et al., 1976) © A. Conzelmann, 2016 31
Selbstkonzept (Shavelson et al., 1976) Modul Spiel © A. Conzelmann, 2016 32
Selbstkonzept (Shavelson et al., 1976) Modul Wagnis © A. Conzelmann, 2016 33
Selbstkonzept (Shavelson et al., 1976) Modul Leistung © A. Conzelmann, 2016 34
Modul Leistung Ziel • Positive Beeinflussung des physischen Selbstkonzepts Methodische Orientierungen • Lern- und Leistungsdokumentation • Individuelle Bezugsnorm • Optimierte Feedbackkultur Inhalte • Ausdauer- und Krafttraining • Hochsprung / Hürdenlauf © A. Conzelmann, 2016 35
Ergebnisse Selbstkonzeptfacette Ausdauer Ausdauerleistung (20m shuttle run) 3 420 Mittelwerte (Sekuunden) Skalenwerte (1-4-Likert) 2.9 400 2.8 Aber: was heisst EG 380 EG 2.7 2.6 „Positive Beeinflussung“? KG 360 340 KG 2.5 320 pre post Pre Post Zeit* F(1, 320) = 5.85, p = .016, η2 = .02 Zeit* F(1, 320) = 68.52, p < .0005, η2 = .16 Gruppe F(1, 320) = .202, p = .653, η2 = .00 Gruppe F(1, 320) = .37, p = .542, η2 = .00 ZxG* F(1, 320) = 11.87, p = .001, η2 = .04 ZxG F(1, 320) = .18, p = .670, η2 = .00 © A. Conzelmann, 2016 36
Welche Selbstkonzepte sind funktional? Erhöhtes Unfallrisiko (Schwebel & Plumert, 1999) Erhöhte Gewaltbereitschaft (Baumeister, 2000; 2003) Verminderte soziale Akzeptanz (Bushman & Baumeister, 1998) Selbstkonzept Reales Leistungsniveau Selbstkonzepterhöhung? Inadäquate Aufgabenwahl (Harter, 1999) Leistungshemmend (Weiss & Horn, 1990) Motivationshemmend (Weiss & Ferrer-Caja, 2002) (Schmidt & Conzelmann, 2011) © A. Conzelmann, 2016 37
Welche Selbstkonzepte sind funktional? Selbstkonzepterhöhung Reales Leistungsniveau Selbstkonzept Interventionsstudien mit dem Ziel: Selbstkonzepterhöhung (z. B. Marsh & Peart, 1988; Lloyd & Fox, 1992; Calfas & Cooper, 1996; Goni & Zulaika, 2000; Annesi, 2007) © A. Conzelmann, 2016 38
Welche Selbstkonzepte sind funktional? Erhöhung der „Veridikalität“ (Helmke, 1992) „Realistisches Selbstbild“ (Hurrelmann, 2006) „Positiv-realistisches Selbstkonzept“ (Sygusch, 2008) „The optimal margin of illusion“ Selbstkonzept (Baumeister, 1989) Ziele / Hypothesen Überschätzer Veri Realisten Veri Unterschätzer Veri (Schmidt & Conzelmann, 2011) © A. Conzelmann, 2016 39
Methode: Messinstrumente & Vorgehen Physisches Selbstkonzept Sportmotorischer Test Subskala Ausdauer der PSK-Skalen 20m-shuttle-run (Stiller, Würth & Alfermann, 2004) (Léger et al., 1987) z-Standardisierung (diff. n. Klasse) Veridikalität = PSK - shuttle-run -1SD +1SD Unterschätzer Realisten Überschätzer © A. Conzelmann, 2016 40
Ergebnisse ANOVAR – Veridikalität Überschätzer z-Wert-Differenz Zeit (A)* F(1, 48) = 18.70, p < .0005, h² = .280 Gruppe (B) F(1, 48) = 1.66, p = .204, h² = .033 A x B* F(1, 48) = 7.15, p = .005, h² = .130 *p < .05 © A. Conzelmann, 2016 41
Ergebnisse ANOVAR – Veridikalität Realisten z-Wert-Differenz Zeit (A) F(1, 265) = .005, p = .942, h² = .000 Gruppe (B) F(1, 265) = .476, p = .491, h² = .002 AxB F(1, 265) = .566, p = .452, h² = .002 © A. Conzelmann, 2016 42
Ergebnisse ANOVAR – Veridikalität Unterschätzer z-Wert-Differenz Zeit (A)* F(1, 44) = 14.33, p < .0005, h² = .246 Gruppe (B) F(1, 44) = 3.46, p = .070, h² = .073 A x B* F(1, 44) = 11.59, p = .001, h² = .209 *p < .05 © A. Conzelmann, 2016 43
Modulübergreifende Befunde Modul Spiel Modul Wagnis Modul Leistung © A. Conzelmann, 2016 45
Modulübergreifende Befunde Selbstwertgefühl Generelles Selbstkonzept 3.7 3.4 Skalenwerte (1-4-Likert) Skalenwerte (1-4-Likert) 3.6 3.3 3.5 3.2 EG EG 3.4 3.1 KG KG 3.3 3 3.2 2.9 Pre Post Pre Post Zeit F(1, 417) = .01, p = .907, η2 = .00 Zeit* F(1, 418) = 8.31, p = .004, η2 = .02 Gruppe F(1, 417) = .22, p = .641, η2 = .00 Gruppe F(1, 418) = 2.14, p = .144, η2 = .01 ZxG F(1, 417) = .22, p = .321, η2 = .00 ZxG F(1, 418) = 1.26, p = .131, η2 = .00 © A. Conzelmann, 2016 46
Fazit der BISS • Gezielte Schulsportinterventionen haben bereits nach 10 Wochen einen persönlichkeitsbildenden Effekt auf bereichsspezifische Selbstkonzepte. • Die Inszenierungsform verlangt von den Lehrkräften einen ausgeprägt individualisierten Sportunterricht. • Die punktuelle Erweiterung des Sportunterrichts mit Reflexion erweist sich als wirksames Instrument. • Dem Sportunterricht Bewegungszeit zu „entziehen“, macht aus Perspektive des ganzheitlichen Bildungsauftrags durchaus Sinn, zumal bei den Interventionen auch motorische Fähigkeiten positiv beeinflusst werden konnten. © A. Conzelmann, 2016 47
Wer es genauer wissen will… © A. Conzelmann, 2016 34
Studie „Musterknaben“ Mario Müller Marc Zibung Mirko Schmidt Achim Conzelmann Ausgangsthese: Univariate Wirkungen des Sport sind nicht zu erwarten. Sport kann aber im Konzert mit anderen Einflüssen zu einer gelingenden Persönlichkeitsentwicklung beitragen! → Holistische Perspektive & Personorientierung © A. Conzelmann, 2016 35
Vom variablenzentrierten zum personzentrierten Zugang z. B. Vereins- zugehörigkeit Sport Selbstkonzept © A. Conzelmann, 2016 36
Vom variablenzentrierten zum personzentrierten Zugang Muster/Cluster „Die sportabstinenten Aussenseiter“ Muster/Cluster „Die sozial verankerten Sportler“ Selbstkonzept Korrelationen z. B. ANOVA (ALM) © A. Conzelmann, 2016 58
Vom variablenzentrierten zum personzentrierten Zugang 1. MZP 2. MZP 2,6x - Selbstkonzept Korrelationen 8 z. B. ANOVA (ALM) 1,7 4,8x Übergangswahrscheinlichkeiten Entwicklungstyp Entwicklungsantityp p < .05 - kein Übergang © A. Conzelmann, 2016 38
Studiendesign • Längsschnitt mit drei Messzeitpunkten • 2006: n1= 121, M1= 11.28 Jahre • 2007: n2= 122, M2= 12.63 Jahre • 2008: n3= 125, M3= 13.57 Jahre • Stichprobe: Schulen in Kiel (Deutschland) • Hauptschule (1 Klasse, ca. 18%) • Realschule (2 Klassen, ca. 30%) • Gymnasium (3 Klassen, ca. 52%) • Geschlechterverteilung • : ca. 47% • : ca. 53% © A. Conzelmann, 2016 61
Instrumente Nr. Operier. Beispielitem Faktoren „Wie ist dein Verhältnis zu deinen Eltern?“ 1 Familie „Wie würdest du das Klima in deiner Familie bezeichnen?“ 2 Schule Noten in Deutsch, Englisch, Mathe 3 Schule „Wie ist dein Verhältnis zu deinen Mitschülern?“ 3 Peers „(…) wie viel Zeit verbringst du täglich mit deinen Freunden?“ 4 Sport „(…) Wie viel Sport ausserhalb der Schule bestreibst du im Sportverein?“ 5 Sport „(…) Wie viel Sport bestreibst du ausserhalb von Schule und Sportverein?“ biologische „Ich bin körperlich weiter entwickelt als die meisten Anderen in meinem 6 Reifung Alter!“ Selbstkonzept: SDQII (Brettschneider, Klimek & Marsh, 1990) PSK (Stiller, Würth & Alfermann, 2004) © A. Conzelmann, 2016 62
Cluster 31 „Die familiär belasteten schulschwachen Freizeitsportler“ Cluster 32 „Die sozial verankerten Sportler“ Cluster 36 „Die sportabstinenten Außenseiter“ © A. Conzelmann, 2016 41
Entwicklungstypen und -antitypen Entwicklungstyp Entwicklungsantityp kein Übertritt 11 – 21 – 31 12 – 22 – 13 – 23 – 14 – 24 – 15 – 25 – 16 – 26 – 32 33 34 35 36 1. MZP 6,0x 3,3x 2,6x 2,6x 4,8x 2,2x 1,8x 2. MZP 2,7x 2,3x, d25;32=0.382 3. MZP © A. Conzelmann, 2016 p < .05 42
Unterschiede im Selbstkonzept Ergebnisse der ANOVA Faktoren GENSK SCHLSK SOZSK PHYSK SPO ATT F=2.48 F=2.89 F=7.21 F=5.65 F=7.53 F=5.55 Muster p
Entwicklungsausgänge (M) zum 3. Messzeitpunkt Facetten 31 32 33 34 35 36 Gesamt SCHLSK 2.58 3.43 3.55 3.49 3.52 3.61 3.36 SOZPEER 3.54 3.99 3.60 3.51 3.89 2.68 3.58 SOZPRNT 3.22 4.17 4.22 3.62 4.35 4.57 4.00 PHYSK 3.37 4.02 3.33 3.17 3.51 2.62 3.38 SPO 3.58 4.22 3.55 3.53 3.91 2.65 3.62 ATT 3.17 3.68 3.68 3.15 3.34 2.22 3.24 (Skala: 1 – min bis 5 – max) Cluster 31 „Die familiär belasteten schulschwachen Freizeitsportler“ SCHLSK – schulisches Selbstkonzept Cluster 32 „Die sozial verankerten Sportler“ SOZPEER – soziales Selbstkonzept zu Peers Cluster 33 „Die schulstarken Sportmuffel“ SOZPRNT – soziales Selbstkonzept zu Eltern Cluster 34 „Die familiär belasteten Sportmuffel“ PHYSK – physisches Selbstkonzept Cluster 35 „Die sozial verankerten, akzelerierten Vereinssportler“ SPO – wahrgenommene Sportlichkeit Cluster 36 „Die sportabstinenten Außenseiter“ ATT – wahrgenommene Attraktivität © A. Conzelmann, 2016 44
Studie „Musterknaben“ Fazit • Studie bestätigt bisherige Befunde, nach denen univariate Effekte sportlicher Aktivität auf die Selbstkonzeptentwicklung kaum nachweisbar sind (aus theoretischer Sicht ist dieser Befund auch zu erwarten). • Ein fehlendes sportliches Engagement führt nicht zwangsläufig zu niedrigeren Ausprägungen im Selbstkonzept, sofern die Heranwachsenden in anderen relevanten Entwicklungskontexten positive Prädikatenzuweisungen erhalten. • Andererseits sind die unbefriedigenden Befunde in variablenorienten Studien zur Selbstkonzeptentwicklung durch Sport nicht ausschließlich auf fehlende persönlichkeitsbildende Effekte sportlicher Aktivitäten, sondern auf die nicht ausreichende Berücksichtigung anderer Entwicklungskontexte zurückzuführen. © A. Conzelmann, 2016 66
Fazit Der Sport fördert die Persönlichkeitsentwicklung! – oder? Irgendwie schon – oder auch nicht, zumindest nicht zwingend in die richtige Richtung! Aber, ein wenig wissen wir: • Spezifische sportliche Aktivitäten, die auf eine spezifische, persönlichkeitsfördernde Art und Weise inszeniert werden, sind in der Lage, spezifische Facetten der Persönlichkeit positiv zu beeinflussen • Im Zusammenspiel mit anderen Einflussfaktoren leistet Sport einen wertvollen Beitrag für eine positive Persönlichkeits- entwicklung im Kindes- und Jugendalter © A. Conzelmann, 2016 46
29. sportmedizinisches sportwissenschaftliches Seminar «Ich weiss, dass ich Nichts weiss und auch da bin ich mir nicht ganz sicher» (Karl R. Popper, Philosoph) «Je grösser die Insel unseres Wissens, desto länger das Ufer unseres Nichtwissens» (John A. Wheeler; Kernphysiker) Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! achim.conzelmann@ispw.unibe.ch © A. Conzelmann, 2016 47
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