Spielerische Übungen zu den Fertigkeiten: Hören, Lesen, Sprechen und Schreiben
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"Spielerische Übungen zu den Fertigkeiten: Hören, Lesen, Sprechen und Schreiben" Fußballspiel, Schachspiel, Wortspiel, Gesellschaftsspiel - in vielen Wörterbüchern wird der Begriff „Spielen“ vereinfacht als eine Tätigkeit beschrieben, die zum Vergnügen, zur Entspannung, zum Zeitvertreib von einer oder auch mehreren Personen nach vorher festgelegten, stets veränderbaren Regeln ausgeübt wird. Spielen kann aber auch eine Tätigkeit sein, die zur Erlangung eines realen oder imaginären Gewinns dient (Lotto spielen). Spiele sind älter als die Menschheit und auch in der Tierwelt sind Spiele zur Aneignung lebensnotwendiger Fähigkeiten für den Nachwuchs fester Bestandteil des Tagesablaufs. So ist das Spielen auch in der menschlichen Gesellschaft ein Werkzeug zur Entwicklung unterschiedlicher Fähigkeiten. Spielen ist nicht nur Kindern vorbehalten, auch für Erwachsene ist das Spielen Vergnügen, Entspannung und nicht zuletzt ein Lernprozess. Die Spielteilnehmer müssen im Spiel mit Mitspielern und dem Spielgegenstand agieren und reagieren und das Erlernte kann eingesetzt werden. Prozessual werden auch soziale, intellektuelle und sprachliche Kompetenzen erlernt oder trainiert. Beispielsweise werden grundlegende Fertigkeiten erworben wie planen, organisieren, sich motivieren und flexibel sein, sich konzentrieren und Frustration auszuhalten. Wichtige Fähigkeiten, um in einer Fremdsprache eigenständig zu lernen und mit der Sprache handlungsfähig zu sein. Spielen im Fremdsprachenunterricht Seit Mitte der 70iger Jahre gewann der kommunikativ orientierte Fremdsprachenunterricht (FSU) mehr und mehr an Bedeutung, sowohl im Fremdsprachenunterricht an Schulen als auch besonders in der Erwachsenenbildung. Möglichst authentische kommunikative Situationen sollten im Sprachunterricht eingesetzt werden, um kommunikatives Handeln in einer Fremdsprache zu Erlernen. Wichtig war hierbei eine Vielfalt der Sozialformen, weg vom Frontalunterricht und hin zu einem Unterricht des interaktiven Lernens. Dies rief Lernspiele auf den Unterrichtsplan. In spielerischer Form sollte kommunikative Kompetenz in der Fremdsprache erworben werden. Es ist jedoch nicht der einzige Grund für den Einsatz von Spielen im Fremdsprachenunterricht, denn Spiele.... tragen zu einer angstfreien und entspannten Unterrichtsatmosphäre bei, können das Gruppenklima verbessern, da sie das Kennenlernen und das Gemeinschaftsgefühl fördern, bauen Lern- und Sprechhemmungen ab, © Heidrun Sprado (Sprachfluss ELBE), Hamburg 2009 nach gängiger Literatur zum Thema
eröffnen die Möglichkeit, dass alle Lerner intensiv und gleichzeitig am Unterrichtsgeschehen beteiligt sind, bieten die Chance binnendifferenziert zu arbeiten, geben den Kursleitern die Möglichkeit, Informationen über den Kenntnisstand der Lerner zu bekommen, indem sie das Spielgeschehen beobachten. entsprechen dem Ansatz des ganzheitlichen Lernens („mit allen Sinnen lernen“), eignen sich für Übungs- und Transferphasen, sind als Ergänzung zur Vertiefung einsetzbar, losgelöst von Lehrwerken, bieten Abwechslung im Unterricht, können motivierend sein, erhöhen den Lernerfolg durch emotionale Beteiligung und Handlungsorientierung, dienen als authentische kommunikative Situation im FSU und bieten den Lernern die Möglichkeit zum freien Sprechen, fördern das eigenverantwortliche Arbeiten der Lerner, da der Kursleiter nicht jede Lerneraktivität beim Spielen kontrollieren kann, wecken die Kreativität der Lernenden, bestenfalls, indem Spiele in der Gruppe entworfen oder verändert werden, ..., um nur einige Aspekte zu nennen. Spielerische Übung zu Ordinalzahlen (A1/2) Nach Einführung der Ordinalzahlen: der erste (1.), zweite (2.).... und anschließender Einbindung in einen Kontext: Wann hast du Geburtstag? Am zweiten Mai. – wird die Festigungsphase über eine spielerische Übung vorgenommen: Molekülbildung: alle Lerner stellen sich in die Mitte des Kursraums. Nun werden die vier Jahreszeiten ( Frühling (März, April Mai), Sommer (Juni, Juli, August), Herbst (September, Oktober, November) und Winter( Dezember, Januar, Februar)) mit einer klaren (nicht exakten!) zeitlichen Eingrenzung vorgegeben und alle Lerner gebeten, sich in Jahreszeitengruppen zusammenzustellen. Der Lehrende erinnert nochmals an den Dialog: „Wann hast du Geburtstag?“ und möglichen Antworten: „Im Mai.“ Die Lerner sollen sich nun gegenseitig nach ihrem Geburtsmonat fragen und sich entsprechend der Geburtsmonate zu einem Jahreszeitenmolekül zusammenstellen. Am Ende ergeben sich in der Regel vier unterschiedlich große Gruppen. Nun kann der Lehrende nochmals kurz und für alle Lerner hörbar nachfragen. „Wo ist die Herbst-Gruppe?“ Im zweiten Schritt sollen sich die Lerner nun in ihren Jahreszeitenmolekülen chronologisch ordnen. Wer hat zuerst Geburtstag? Wer dann?...“. Wieder formuliert der Lehrende kurz den erforderlichen Dialog „Wann hast du Geburtstag?“ „(Ich habe) am zweiten Mai (Geburtstag). Dann arbeiten die Lerner in ihren Molekülen und bilden kleine Reihen entsprechend ihrer Geburtstage. Am Ende entstehen vier Reihen, die im Plenum thematisiert werden. Spätestens in dieser Phase können Lerner exaktere zeitliche Einordnungen fordern: „ Der zwanzigste März ist noch im Winter!“, woraus sich der nächste Gesprächsanlass ergeben würde, den die Gruppe selbst geschaffen hat. Natürlich eignet sich die Phase der Reihenbildung gut, es als kleinen Wettkampf zu gestalten, allerdings nur, wenn die Moleküle ungefähr die gleiche Größe haben und wenn die Stimmung im Kurs sich dafür eignet. Durch das Spiel (Spielen) wird eine authentische Situation geschaffen, sodass der Lerner gefordert ist mit der neu erarbeiteten Struktur zu interagieren. Die neue Struktur wird sprachlich nutzbar für den Lerner gemacht. Zudem hat der Lerner nun©die Möglichkeit Heidrun Spradodie kleinen Dialoge (Sprachfluss in Hamburg ELBE), nicht von2009 der ganzen Gruppe Literatur nach gängiger beobachteten Situationen zu zum Thema üben. Der Lehrende hat durch Herumgehen die Möglichkeit, Unsicherheiten und Unklarheiten Einzelner oder auch der Gruppe wahrzunehmen und später zu thematisieren.
Spielarten Spieltypen Kompetenzen/Einzel- fertigkeiten/Sprachber eiche Begriffliche Differenzierungen Simulationsspiele (auf dem kommunikatives Markt…) Handeln Lernspiel: mit einem konkreten Bewegungsspiele Freies Sprechen Lernziel (Rallyes...) Schreiben/-techniken Sprachlernspiel: Rollenspiele (Pantomime, mit der Zielsetzung kleine Szenen..) Sprache zu lernen Lesen/-techniken Kooperationsspiele (Molekülspiel) Kennlernspiel: mit der Hören/-techniken Zielsetzung sich kennen zu lernen Ratespiele (Tabu, Quiz..) Grammatik/Satzbau Sprechspiel: mit Traditionelle Spiele dem Ziel die (Domino, Memory..) schon erlernte Sprache zu Wortschatz benutzen kommerzielle Spiele (Scrabble, Monopoly..) Landeskunde Spielerische Übung: hat zwar eine spielerische Komponente, dient aber dem Training eines Phonetik/Phonologie Phänomens ................... Interkulturelles Lernen © Heidrun Sprado (Sprachfluss ELBE), Hamburg 2009 nach gängiger Literatur zum Thema
Die Vielzahl an Sprachlern- und Sprechspielen für den Deutsch als Fremdsprachenunterricht, die in Spielebüchern und –boxen zusammengetragen wurden und im DaF-Unterricht immer noch rege Anwendung findet, ist enorm. In neueren Lehrwerken, besonders nach Festlegung des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens, sind spielerische Einheiten fester Bestandteil der Lehrwerklektionen und zudem in Form von Zusatzmaterialien erhältlich. Häufig dienen die Spiele der Festigung oder der Einbindung der neu erworbenen Strukturen in kommunikative Handlungen. Da Spiele immer auch eine Annäherung an authentische Situationen sind, werden häufig kombinatorische Fertigkeiten gefordert: Quiz zum deutschen Föderalismus Frage Antwortmöglichkeiten richtige Antworten 1. Wie viele a)230 Mio. c) 80 Mio. Landeskundequiz Einwohner hat die b)45 Mio. Bundesrepublik c)80 Mio. Aufgaben Ergebnisse Deutschland? d)123 Mio. 1 Sortieren Sie die folgenden Städte nach d) Berlin 2. Wie viele a)10 c)Ihrer 16 Größe. Beginnen Sie mit der größten b) Hamburg Bundesländer hat b)14 Stadt: c) Köln die Bundesrepublik c)16 a) Bonn a) Bonn Deutschland? d)20 b) Hamburg 3. Wie heißt die a)Bonn b) Berlin c) Köln Hauptstadt der b)Berlin d) Berlin Bundesrepublik c)Hamburg Deutschland? d)Merlin 2. Sortieren Sie die folgenden c) Bayern 4. Wie heißt die a)Berlin Bundesländer nach Ihrer Größe. Beginnen c) Düsseldorf d) Brandenburg Landeshauptstadt b)Wien Sie mit dem größten Bundesland: a)Sachsen von Nordrhein- c)Düsseldorf a) Sachsen b)Saarland Westfalen? d)Weißnicht b) Saarland 5. Wie heißt in a)der Premier d) der Bundespräsident c) Bayern Deutschland das b)der Chef d) Brandenburg Staatsoberhaupt? c)der Ministerpräsident d)der Bundespräsident 3. Bringen Sie diese Lebensabschnitte b) Säugling/Baby eines Menschenlebens in die richtige d) Kind Reihenfolge: c) Jugendlicher a) Erwachsener a) Erwachsener b) Säugling/Baby c) Jugendlicher d) Kind Quizfragen zur Jugendsprache Was heißt.... Antwortmöglichkeiten Richtige Antwort 1 Kommunikationskeule a) Spaßiger Mensch c)Telefon b) Mädchen, das viel redet c) Telefon 2 Herrenhandtäschchen a) Sixpack a)Sixpack b) Geldbörse c) Aktenkoffer 3 Erzeugerfraktion a) Industrie- und Handelskammer c) Eltern b) Kaufleute c) Eltern 4 Der Film war echt böse. a) ... langweilig b)gut b) ... gut c) ... aggressiv 5 Gedankenmanifestator a) Stift a) Stift b) Lehrer c) Buch © Heidrun Sprado (Sprachfluss ELBE), Hamburg 2009 nach gängiger Literatur zum Thema
Bei einem Quiz müssen Lerner die Fragestellung über das Hören und Lesen rezipieren, um im nächsten Schritt die Fragen in der Gruppe zu klären und zu beantworten - eine kommunikative Situation, die den Einsatz mehrerer Fertigkeiten erfordert. Bei dem Partnerspiel “Mein Haus“ wird Wortschatz in einen kleinen sprachlichen Kontext eingebunden und die Lerner können den neuen Wortschatz über die Fertigkeiten „Hören“ „Schreiben“ und „Sprechen“ üben. Das Spiel ist den Lernern schnell zu vermitteln, weil die Spielregeln einem international bekannten Spiel (battleships/Schiffe versenken) sehr ähnlich sind. Da es sich um ein kurzweiliges Partnerspiel handelt, eignet es sich als Wiederholungs- und Festigungsübung am Folgetag. Mein Haus (Partnerspiel) An der Tafel werden zum Thema Wohnung „Zimmerbezeichnungen“ wie Esszimmer, Schlafzimmer, Kinderzimmer, Toilette, Keller... gesammelt. Jeder Teilnehmer bekommt nun ein Arbeitsblatt mit zwei leeren Häusern und soll den leeren Zimmern in Haus 1 eine Funktion zuordnen, z.B. Arbeitszimmer... Sind alle fertig, werden Paare gebildet, die sich gegenüber sitzen sollten und nicht die Häuser des Partners sehen dürfen. Nun dürfen Ja/Nein Fragen gestellt werden: Ist das Schlafzimmer im Erdgeschoss rechts? Ist der Flur im 1.Stock Mitte?... Bei einem „ Ja „ , füllt der Fragende entsprechend den leeren Raum in Haus 2 mit dem Wort und fragt weiter. Bei einem „Nein“ darf der andere fragen. Wer zuerst die Hausaufteilung seines Partners herausgefunden hat, hat gewonnen. Folgende Räume können eingetragen werden: das Wohnzimmer - das Schlafzimmer - das Arbeitszimmer - das Kinderzimmer - das Esszimmer - das Bad - die Toilette - der Flur - die Küche - das Gästezimmer die Speisekammer - der Abstellraum © Heidrun Sprado, Hamburg 2004 nach I.C. Schwerdtfeger:Gruppenarbeit und innere Differenzierung, Erprobungsfassung8/98 © Heidrun Sprado (Sprachfluss ELBE), Hamburg 2009 nach gängiger Literatur zum Thema
Der Einsatz von Spielen muss den Lernern natürlich transparent vermittelt werden. So sollten sich Lehrende mit den Lerngewohnheiten der Lerner vorab vertraut machen. Lerner, besonders in der Erwachsenenbildung, sind oftmals lehrerzentrierte Unterrichtsformen ( Frontalunterricht) gewohnt und ziehen zunächst den konventionellen Unterricht einer offenen Unterrichtsform vor. Spielen erscheint vielen im ersten Moment wenig effizient und wird pauschal abgelehnt. Deshalb ist es so wichtig, dass man die Motive für die Wahl eines Spiels und dessen Funktion zunächst darlegt, bzw. anschließend in der Gruppe reflektiert. Ein Spiel wird auch von den Lernern abgelehnt, wenn die Spielregeln zu kompliziert sind, oder unpräzise oder nicht ausreichend vermittelt werden. In jedem Fall sollte auf Spiele verzichtet werden, die für eine Lernergruppe ungeeignet erscheinen, weil Lerner es beispielsweise zu kindisch empfinden oder die Lerner keinen Zugang zu Thema finden. Lehrende sollten folglich vor dem Spiel überlegen: welches Lernziel erreicht werden soll, welches Spiel am besten dafür geeignet ist, ob es den Interessen der Lerner entspricht, ob es dem sprachlichen Niveau der Lerner entspricht, ob die Spielregeln problemlos verstanden werden können, welcher Wortschatz vor dem Spiel vorbereitet werden muss (z.B. Würfel, Karten mischen, ablegen) ob alle Lerner ausreichende Sprechanteile während des Spiels haben, ob das Spiel dem Weltwissen der Lerner entspricht, welche Spielmaterialien gebraucht werden, ob die Spielvorbereitung nicht zu kompliziert ist, wie die Gruppen einzuteilen sind, wie lange das Spiel dauern soll, ob Sie die Spielleitung auch an Lerner in den Gruppen übertragen können, ob und wie Sie das Spiel nachbereiten müssen, um sprachliche Fehler aufzugreifen. Die wichtige Funktion von Spielen im DaF-Unterricht bleibt unbestritten. Spielen bietet die Möglichkeit eines interaktiv-kommunikativen und ganzheitlichen, eigenverantwortlichen Lernens. Literaturliste 1. Methodik und Didaktik zum Thema "Spiele" © Heidrun Sprado (Sprachfluss ELBE), Hamburg 2009 nach gängiger Literatur zum Thema
Dauvillier, Christa & Lévy-Hillerich, Dorothea: Spiele im Deutschunterricht. Fernstudieneinheit 28, Berlin 2004 Dauvillier, Christa: Im Sprachunterricht spielen? Aber ja! Projekt Didaktik und Methodik für den Unterricht DaF in Frankreich. VMH (Goethe Institut Inter Nationes), Ismaning 1986. Huth,Manfred (Hrsg): Deutsch als Fremdsprache. Deutsch als Zweitsprache. Das schnelle AOL-Nachschlagewerk. Hits für den Unterricht. Band 4. Baltmannsweiler und Lichtenau: AOL-Verlag/Schneider Verlag, Hohengehren 1994 Kleppin, Karin: Das Sprachlernspiel im Fremdsprachenunterricht. Untersuchungen zum Lehrer- und Lernerverhalten in Sprachlernspielen. Tübingen 1980. Kneip, Winfried: Otto mopst. Spiele mit Sprache.Mühlheim. Verlag an der Ruhr, 1992 Kreuzer, Karl(Hrsg.): Handbuch der Spielpädagogik, Bd.2. Spiel im frühpädagogischen und pädagogischen Bereich. Düsseldorf 1984. Wegener, Heide/Krumm, Hans-Jürgen: Spiele – Sprachspiele – Sprachlernspiele. Thesen zur Funktion des Spielens im Deutschunterricht für Ausländer. in: Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache 8, 1982, S. 189-203 Spielen - Denken - Handeln. Fremdsprache Deutsch. Heft 25. Klett International, Stuttgart 2001. © Heidrun Sprado (Sprachfluss ELBE), Hamburg 2009 nach gängiger Literatur zum Thema
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