Phänologie - Journal - Deutscher Wetterdienst
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Nr. 31 / Dezember 2008 Phänologie - Journal Mitteilungen für die phänologischen Beobachter des Deutschen Wetterdienstes Die Anwendung phänologischer Daten in der Forschung von Alexa Hanspach Die Verfügbarkeit externen Datenmaterials ist beson- Ein anschauliches Beispiel für die Aufbereitung dieser ders in der Klimafolgenforschung ein entscheidender Daten ist die Darstellung in Form einer phänologischen Faktor für die sinnvolle Entwicklung, Anwendung und Uhr. Beim Vergleich der Eintrittstermine der Zeiger- Interpretation von Modellszenarien. Eingebunden in pflanzen für die phänologischen Jahreszeiten (Abb.1) diese Modelle, ermöglichen es die phänologischen lässt sich eine Verfrühung der meisten phänologischen Daten, die vom DWD seit vielen Jahrzehnten gesam- Phasen und die Verlängerung der Vegetationsperiode melt werden, auf theoretischer Ebene die Wechselwir- in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten nachweisen. kungen von Klimafaktoren und biologischen Prozessen Diese Verfrühung der Frühlingsphasen ist keine regio- nachzuvollziehen und ihre Bedeutung richtig einzuord- nale Erscheinung. (Fortsetztung S. 6) nen. Phänologische Uhr für den Beobachtungspunkt Potsdam (Zahlen der Uhr geben Monate an). Die phänologischen Jahreszeiten wurden anhand der Eintrittstermine der phänologischen Phasen für die entsprechenden Zeiger- pflanzen ermittelt. Dabei wurden die Mittelwerte der Zeiträume vor 1990 und nach 1990 miteinander verglichen. Die Zeiger der Uhr verweisen auf den zeitlichen Unterschied der verglichenen Perioden im Eintreten der phänolo- gischen Phase „Vorfrühling“.
Netzverwaltung Die Aufwandsentschädigung Ein neuer phänologischer Kalender wird ab dem Beobachtungsjahr 2008 erhöht. Das ist für die Anleitung ist den Jahresunterlagen für 2009 die erfreuliche Mitteilung an die Beobachter in diesem beigelegt. Die neue Anlage bitte gegen die alte aus- Dezember 2008. tauschen. Die phänologischen Beobachterinnen und Beobachter ************************************************************** erhalten dazu mit diesem Jahresversand ein offizielles, Am Freitag, detailliertes Schreiben. dem 26. Sep- Die Aufwandsentschädigung für die Meldungen tember 2008 2008 wird wiederum in drei „Läufen“ angewiesen: Im stattete der Dezember 2008 (Verfügungsreste), im Februar 2009 phän. Beob- (Hauptlauf) und im April 2009 („Nachzügler“). achter Bernd Joachim Keller der Netzver- Das Phäno-Journal Nr. 30 waltung mit wurde zwar im August noch erstellt, aber nicht versen- seiner Ehefrau det. Durch verschiedene Sonder-Effekte in diesem einen Besuch Jahr (unter anderem siehe Umzug in der Nr 30) verzö- ab. Herr Keller ist der erste phänologische Beobachter, gerte sich der Versand immer mehr nach hinten, so der im neuen Gebäude von der Netzverwaltung emp- dass entschieden wurde, die Nr. 30 „kostenneutral“ im fangen wurde. Er reiste mit seinem tragbaren PC an Dezember mit den Jahresunterlagen zu verschicken. und demonstrierte Herrn Fleckenstein seine umfang- reichen meteorologischen Messungen und Auswer- tungen sowie eine Fülle an Wolkenaufnahmen und Die Ambrosie Pflanzenfotos. Sein Hobby ist die Meteorologie, einge- Die Erfassungsbögen für die Ambrosien-Meldung wer- schlossen die Pflanzen- und Tierphänologie. Auch der den wieder mit den Beobachtungsunterlagen ver- Umweltschutz liegt Herrn Keller sehr am Herzen, er schickt. Die Meldungen, die der DWD erhält, werden stellt gerne ehrenamtlich Daten für das Landesamt für bei den Agrarmeteorologen in Braunschweig erfasst Umweltschutz Rheinland-Pfalz zur Verfügung. und an das Julius-Kühn-Institut (JKI) (ehemalige Bio- Während seines Besuchs erfuhr Herr Keller aus erster logische Bundesanstalt) weitergeleitet. Das JKI erstellt Hand von der sofortigen Erhöhung der Aufwandsent- mit den jährlichen Meldungen unter anderem eine schädigung, was ihn – stellvertretend für alle phänolo- Deutschland-Karte des Vorkommens, die auch im gischen Beobachterinnen und Beobachter – sichtlich Internet verbreitet wird. Auf der Rückseite des „Ambro- erfreute. sia-Erfassungsblattes“ ist die Karte von 2007 wieder- Alles zusammen soll Grund genug sein, ihn als „Medi- gegeben. um“ für die Weihnachtsgrüße an die Beobachterschaft Ein Teil der Beobachterschaft hat gute Kontakte zu auszuwählen. den Medien, insbesondere zur Lokal- und Regional- presse. Diese Beobachter können jederzeit auch über Bernd Joachim Keller, die „Ambrosien-Aktivitäten “ des DWD berichten, eini- phän. Beobachter seit 2005 ge haben das auch schon getan. Informationen zum in Kirn/Lkr. Bad Kreuznach, Thema Ambrosia und der Bekämpfung der Pflanze Station: 07 136 1130 findet man auf den Internet-Seiten des JKI 221 m NN, Naturraum 228 (http://www.jki.bund.de/ambrosia). für „Unteres Naheland“ Wenn es zu einer Zusammenarbeit mit der Presse kommt, ist die Netzverwaltung auch gerne bereit, diese Stellvertretend für alle zu unterstützen. Das „Aktionsprogramm Ambrosia“ Mitarbeiterinnen und wurde im Phänologie-Journal Nr. 28 (Juli 2007) be- Mitarbeiter wünschen wir schrieben. Den Text stellt die Netzverwaltung auf An- Herrn Keller und seiner forderung in elektronischer Form als E-Mail-Anhang Familie ein zur Verfügung. frohes Weihnachtsfest Idarkopf/Hunsrück Eine Presse-Offensive ist im Juli am besten platziert, sowie Foto: Keller weil die Ambrosie dann gut zu erkennen ist, noch nicht ein glückliches neues Jahr! blüht und deshalb relativ problemlos zu beseitigen ist. Herausgeber: Referat Messnetze (Ref. TI 21) Redakteur: Ekko Bruns Auflage: 1500 Exemplare Deutscher Wetterdienst Die SOFORTmeldephase Frankfurter Straße 135 Tel.: 069 / 8062 - 2022 / 23 „Schwarzerle, Beginn des Stäubens“ wird ab dem Be- 63067 Offenbach /M. Fax: 069 / 8062 - 3809 obachtungsjahr 2009 umgestellt auf „Erle, Beginn des E-Mail: ekko.bruns@dwd.de rainer.fleckenstein@dwd.de DWD: http://www.dwd.de, Phänologie: http://www.dwd.de/phaenologie Stäubens“. Alle Erlenpollen sind gleichermaßen lästig http://www.agrowetter.de/Individuell/phaeno/phaeno_GBG/index.htm für die Pollenallergiker. Für „Hasel“ und „Birke“ wurde diese Regelung schon vor Jahren eingeführt.
Farbphänologie: Beobachtung der Grasvergilbung, Teil III Wittich, K.-P., Langhoff, H., Deutscher Wetterdienst, AMFB Braunschweig Seit Februar 2008 wird probeweise der prozentuale Sollte es sich als schwierig erweisen, geeignete Flä- Gelbanteil wildwachsender, offener Grasflächen von chen zu finden, hier ein Tipp: Erste Erfahrungen aus phänologischen Sofortmeldern der Wetterwarten Leipzig, Geisenheim und Braunschweig zeigen, dass erfasst. Hintergrund des Testbetriebes ist die Klärung sich der Beobachtungsaufwand reduzieren lässt, wenn der Frage, ob das phänologische Messnetz in das im Klimagarten jenseits der installierten Messinstru- Waldbrandwarnmanagement des DWD integrierbar ist. mente eine kleine Beobachtungsfläche von 2 - 3 m Gegenwärtig haben sich an dem Beobachtungspro- Seitenlänge angelegt wird. Dies müsste mit einem gramm ca. 30 Wetterwarten beteiligt. Für die zusätz- zeitlichen Vorlauf von mindestens einem Jahr vor Be- lich übernommene Aufgabe und das damit verbundene ginn der ersten Beobachtung geschehen (idealerweise Engagement soll hier gedankt werden. Zugleich möch- im November, spätestens im Januar). ten wir aufgrund der bisherigen Erfahrungen auf Opti- mierungen des Beobachtungsprozesses eingehen: Abb. 1 zeigt eine derartige Fläche auf dem Klimamess- feld in Braunschweig, aufgenommen im September Zeitfenster 2008. Die Parzelle wurde im Dezember 2007 auf dem Ursprünglich war geplant, die Beobachtungen zu Wo- Klimamessfeld markiert und blieb seither ungeschnit- chenbeginn (montags oder dienstags) durchzuführen, ten. Geeignet für die Beobachtung ist die Parzelle um am folgenden Mittwoch eine deutschlandweite allerdings erst nach dem Durchlaufen der zweiten Win- Vergilbungskarte zu erstellen. Das zweitägige Zeit- terruhe, d.h. ab Februar 2009, da erst dann aufgrund fenster erwies sich allerdings als zu eng, mit der Folge des fehlenden Schnitts genügend wildes Pflanzenma- eines teilweise zu späten Eingangs der Beobach- terial angefallen sein wird. tungswerte. Da am Erstellungstermin der Vergilbungs- karte festgehalten werden soll, wurde inzwischen das Da im weiteren Zeitverlauf zunehmender Unterwuchs Zeitfenster auf fünf Tage verbreitert, so dass nunmehr die Beobachtung erschweren wird, ist bereits jetzt bereits von Freitag ab (bis Dienstag) die Beobachtung geplant, an einer geeigneten benachbarten Stelle eine in die SOFORTmelde-Erfassungsmaske eingegeben weitere Parzelle anzulegen. Sie soll die erste Fläche werden kann. dann ersetzen, wenn jene der notwendigen Pflege des Klimagartens zum Opfer fallen muss. Wöchentliche Datenaktualisierung Es kam vor, dass zeitlich gleichgebliebene Vergil- bungswerte in der Erfassungsmaske nicht aktualisiert wurden, so dass rechnerseitig Abweichungen vom Meldesoll erkannt wurden. Deshalb: Hat sich ein Wert im Vergleich zur Vorwoche nicht geändert, ihn bitte wochenaktuell erneut eingeben. Aktuelle Beobachtung unmöglich Ist die Beobachtung nicht möglich, weil z.B. die Fläche wegen einer Schneeauflage nicht erkennbar ist, die Fläche geschnitten wurde und keine weitere Aus- weichfläche zur Verfügung steht, oder weil aufgrund eines akuten Personalengpasses der Besuch der mög- licherweise weiter entfernt liegenden Fläche entfallen muss, sollte unbedingt im Eingabemenü die Option „Beobachtung nicht möglich“ gewählt werden. Dies Abb. 1 Ende 2007 angelegte und seitdem ungeschnit- unterblieb teilweise, so dass die automatische Daten- tene Probefläche auf dem Klimamessfeld der AMFB kontrolle Abweichungen vom Meldesoll feststellte. Braunschweig. Datum der Aufnahme: 2. September 2008 (Vergilbungsgrad: ca. 60 %). Flächenwahl Ursprünglich wurde empfohlen, dass jeder Beobachter Weiteres Vorgehen bis zu fünf brache Grasflächen in seinem Einzugsge- In das Beobachtungsprogramm der Grasvergilbung biet auswählt und auf jener Fläche mit der Beobach- bleiben vorerst nur die Sofortmelder der Wetterwarten tung beginnt, die am stärksten vergilbt ist. Die einge- einbezogen. Beobachtungssaison 2009: 13.2.-27.10. gangenen Beobachtungen zeigten jedoch, dass einige Flächen selbst im Februar einen sehr geringen Vergil- Rückfragen zur Beobachtung sind zu richten an: bungsgrad aufwiesen. Dies mag darauf hindeuten, Heike Langhoff, Tel.: 0531-25205-35, dass im Vorjahr Pflegemaßnahmen erfolgten, die ei- Email:heike.langhoff@dwd.de nen stärkeren Wildwuchs und damit eine stärkere Ver- gilbung verhinderten.
Tierphänologie der ZAMG in Zusammenarbeit mit den DWD-Beobachtern Tier- und pflanzenphänologische Ereignisse sind leicht zugängliche Indikatoren, die uns Aufschluss über Ver- änderungen der Umwelt (u.a. des Klimasystems) ge- ben. Um Veränderungen wahrnehmen zu können, sind lange Zeitreihen notwendig, die einen Vergleich der Beobachtungen untereinander erlauben. Pflanzenphänologische Daten werden vom Deutschen Wetterdienst (DWD) seit 1951 archiviert, historische Aufzeichnungen reichen sogar bis 1530 zurück. An der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien (ZAMG) wird seit 1852 ein phänologisches Messnetz betrieben. In den ersten 100 Jahren kam es noch zu einigen Unterbrechungen, aber seit 1951 werden kontinuierlich pflanzen- und tierphänologische Beobachtungen erfasst. Tierphänologie wird vom DWD bisher nicht betrieben. Seit 2005 können aber Beobachter des DWD auf frei- williger Basis am österreichischen Tierbeobach- tungsprogramm der ZAMG teilnehmen. Um die Da- ten optimal nutzen und wissenschaftlich auswerten zu können werden die Beobachtungen seit kurzem in einer eigenen Datenbank gespeichert. Längerfristig besteht darüber auch die Möglichkeit, die Daten für die Teilnehmer und interessierte Personen direkt zugäng- lich zu machen. Datenaufnahme Die von den Beobachtern erfassten Ereignisse umfas- sen 13 im Jahresablauf periodisch wiederkehrende Erscheinungen der Tierwelt: Abb. 1: Eingabemaske für tierphänologische Daten • 1. Fuchsfalter • 1. Zitronenfalter Datenqualität • 1. Kohlweißling Aussagen über zeitliche Trends und Entwicklungen • 1. Rauchschwalbe und auch Vergleiche zwischen den Standorten sind bei • 1. Kuckucksruf einem Beobachtungszeitraum von drei Jahren noch • 1. Maikäfer nicht sonderlich aussagekräftig, um aber diesbezüglich • 1. Biene – Sammelflug Aussagen treffen zu können, ist eine hohe Qualität der • 1. Biene – Reinigungsflug Daten notwendig. • Alle Schwalben fort Ereignis: alle Schwalben fort • Almauftrieb auf die Niederalm • Almauftrieb auf die Hochalm 120 • Almabtrieb von der Hochalm 2005 Anzahl der Beobachtungen • 2006 Almabtrieb von der Niederalm 90 2007 Die „Beobachtungen an Tieren“ stießen auf deutliches 60 Interesse bei den Beobachtern des DWD. Beteiligten sich im ersten Jahr 144 Stationen, so waren es 2006 schon 196 und 2007 365 Stationen von denen Daten 30 bei der ZAMG eingingen. Zum Vergleich: aus Öster- reich liegen für das Jahr 2007 tierphänologische Beo- 0 bachtungen von 88 Stationen vor. 180 200 220 240 260 280 300 320 Tag des Jahres Die ausgefüllten Fragebögen werden von den Beob- (unterteilt in Klassen à 10 Tagen) achtern an den DWD gesendet, der sie sammelt und einmal jährlich an die ZAMG weiterleitet. Dort werden Abb. 2: Verschwinden der Schwalben in den Beobach- die Daten über ein Webformular in die Datenbank ein- tungsjahren getragen (siehe Abbildung 1). Für jeden Beobach- tungsstandort werden geographische Breite und Län- In Abbildung 2 das Ereignis „alle Schwalben fort“ für ge, sowie Seehöhe gespeichert, was auch räumliche die letzten 3 Jahre dargestellt. Zu erkennen ist zum Fragestellungen bei der Analyse ermöglicht. einen die starke Zunahme der Stationszahlen, zum
anderen wird deutlich, wie wenig Ausreißer in den Insbesondere auf die Vogelphänologie wirken sich Daten vorhanden sind. Die Beobachtungsroutine der neben der Witterung zahlreiche anderen Faktoren, wie DWD- Beobachter sorgt für eine hohe Datenqualität. die Bedingungen im Überwinterungsgebiet und Ver- hältnisse entlang der Zugstrecke, auf den Ankunfts- Zu erwarten ist, dass die Daten bereits die Witterungs- termin aus (Scheifinger et al. 2007). bedingungen der Jahre 2005 bis 2007 widerspiegeln. Eine erste räumliche Auswertung der Daten brachte Im Februar 2005 wurden Temperaturwerte 1,5°C unter deshalb noch kein befriedigendes Ergebnis. Weder in dem langjährigen Mittel verzeichnet, auch die erste der Nord-Süd Erstreckung, noch in der Höhe ist bisher Hälfte des März war noch deutlich zu kühl (Müller- ein eindeutiger Zusammenhang zu den Beobachtungs- Westermeier und Riecke 2006). Der Winter 2005/2006 terminen herzustellen. Dies entspricht den Beobach- ist vielen sicherlich noch durch die intensiven Schnee- tungsergebnissen für Österreich, wo die Korrelation fälle in Erinnerung. Obwohl das Jahr 2006 das fünft- zwischen Position bzw. Höhe und Eintrittszeitpunkt nur wärmste seit 1901 gewesen ist, fiel der Jahresbeginn schwach ausgeprägt ist (Scheifinger et al. 2007). deutlich zu kühl aus. Insbesondere die Monate Januar und März lagen mit Abweichungen von -2.1 °C bzw. - Bei einigen Ereignissen muss außerdem die Daten- 2.0°C deutlich unter der Werten der Referenzperiode qualität noch verbessert werden. Wie in Abbildung 3 (Müller-Westermeier et al. 2007) ebenfalls zu erkennen ist, sind nicht alle Beobach- Anders das Jahr 2007: Der vorangegangene Winter tungsdaten so gleichmäßig verteilt, wie die Schwal- und das Frühjahr des Jahres waren deutlich wärmer, benbeobachtung (Abbildung 2). In einem breiten Be- im Winter lag die Temperatur 4°C, im Frühjahr 3°C reich gestreut sind vor allem die Ergebnisse der Bie- über den Werten des Bezugszeitraums 1961-1990 nenbeobachtung. Der „Erste Reinigungsflug“ der Bie- (DWD 2007). nen, das erstmalige Verlassen des Bienenstocks nach dem Winter, wurde von vielen Beobachtern bereits in der ersten Januarhälfte gemeldet und erstreckt sich Ereignis: 1. Fuchsfalter von dort bis in den April hinein. Die Bienenbeobach- 0.4 tung ist grundsätzlich nicht einfach zu handhaben. 2005 Bereits ab 12°C und Sonnenschein neigen die Bienen 2006 2007 dazu ihren Stock zur Mittagszeit zu verlassen, eine 0.3 exakte Unterscheidung der Phasen ist nur für einen Imker möglich. rel. Häufigkeit Ein Gewinn für die Datenqualität und deshalb sehr 0.2 zu begrüßen wäre, wenn alle Imker im DWD-Netz die Bienendaten per ZAMG-Tiermeldebogen zur 0.1 Verfügung stellen würden, auch dann, wenn sie „nur“ diese beiden Bienendaten melden! Ereignis: 1. Biene - Reinigungsflug 0.0 50 70 90 110 130 150 Tag des Jahres 2005 Anzahl der Beobachtungen 2006 2007 Abb. 3: Auftreten des „Ersten Fuchsfalters“ (dargestellt 30 sind die relativen Häufigkeiten, beschränkt auf den Bereich 50. bis 150. Tag des Jahres) In den Beobachtungsdaten des „Ersten Fuchsfalters“ sind die Witterungsbedingungen der drei Jahre 0 deutlich zu erkennen (vgl. Abbildung 3). 2007 hatten 0 50 100 150 50 % der Stationen den ersten Fuchsfalter bis zum 14. Tag des Jahres (unterteilt in Klassen à 10 Tagen) März (73. Tag) bereits gesichtet. 2005 war dies erst am 1. April (91. Tag), 2006 sogar erst am 10. April Abb. 4: Auftreten des „Ersten Reinigungsflugs“ der (100. Tag) der Fall. Das ergibt einen Unterschied von Biene nach dem Winter in den Beobachtungsjahren. fast 4 Wochen zwischen dem warmen Frühjahr 2007 und kalten Jahresbeginn 2006. Auffällig ist das sekun- Die ZAMG hofft, dass die Zahl der Beobachter in den däre Maximum in der Häufigkeitsverteilung. Hierbei nächsten Jahren noch weiter zunehmen wird. Die Be- handelt es sich vermutlich um Beobachtungen der obachterbögen für das kommende Jahr werden im ersten geschlüpften Exemplare, während für das Ma- Dezember mit den DWD-Unterlagen verteilt, können ximum der Sichtungen die überwinterten Exemplare aber auch noch nachträglich angefordert werden. verantwortlich sind. Neue Beobachter sind immer herzlich willkommen! Probleme Die Beobachtungen der letzten drei Jahre werden auf Im Vergleich zu der Beobachtung phänologischer Er- der ZAMG Homepage in Form von interaktiven Karten scheinungen bei Pflanzen ist die Tierphänologie vor anschaulich dargestellt allem durch die Beweglichkeit der Objekte um einiges (http://zacost.zamg.ac.at/phaeno_portal/no_cache/aus komplexer. wertungen/karten.html). Quellen: Seite 6 unten
Sie wurde bereits in einer Vielzahl von Veröffentli- Naturschutz bis hin zur Gesundheit. In der Agrar- und chungen weltweit dokumentiert. Eine besonders ein- Forstwirtschaft werden beispielsweise Fragen zur zu- drucksvolle Datenreihe aus Japan wurde von Menzel künftigen Schädlingsentwicklung bearbeitet: Welchen & Dose untersucht. Hier wird der Beginn der Kirschblü- Pflanzenschädlingen wird ein verändertes Klima scha- te bereits seit 600 Jahren aufgezeichnet. Die Reihe den und welchen wird es nützlich sein? Muss man weist eine Trendwende im 20. Jahrhundert auf. Seit- zukünftig in Deutschland mit mehreren Generationen dem hat die Kirschblüte immer früher eingesetzt. des Apfelwicklers (Cydia pomonella, die „Obstmade“) Für den aktuellen IPCC-(Weltklimarat-)Bericht 2007 rechnen? Werden Massenvermehrungen von Kiefern- wurden 30jährige Datenreihen ausgewertet. 120.000 schädlingen in Zukunft häufiger auftreten? Für die Datensätze konnten dafür gesammelt werden, von Beantwortung dieser Fragen werden spezielle Modelle denen 80% ebenfalls eine Verfrühung der phänolo- zur Tierphänologie entwickelt. Die Phänologie der Insekten ist ebenfalls deutlich von der Temperatur 300 beeinflusst. Mit dem Erreichen bestimmter Tempera- tursummen schlüpfen zum Beispiel die Larven des 290 Apfelwicklers, die sich in die Früchte einbohren und 280 dort den Schaden verursachen. Der Startbeginn eines solchen Temperatursummenmodells kann an ver- Beginn des Auflaufens (Tag) 270 schiedene Bedingungen geknüpft sein: zum Beispiel an das Ende der Blüte des Apfelbaums. Auch hier sind 260 die phänologischen Datenbanken von großem Nutzen. Modelle wie das erwähnte Entwicklungsmodell zum 250 Apfelwickler sind in der Lage mittlere Trends für län- gerfristige Zeitperioden zu simulieren. Sie liefern aus- 240 drücklich keine Prognosen für bestimmte zukünftige Jahre, müssen sich aber daran messen lassen, wie 230 gut sie in der Lage sind Entwicklungen in der Vergan- genheit zu beschreiben. Abgesicherte Aussagen dazu, 220 ob für bestimmte Arten in Zukunft günstigere oder 210 weniger günstige Entwicklungsbedingungen vorliegen werden, sind erst durch die Validierung mit realen 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 Temperatursumme (T max) Felddaten möglich und sinnvoll. So ist die Forschung in der Lage aufzuzeigen, in welchen Gebieten und für Abb. 2: Korrelation zwischen der Temperatursumme welche Arten konkrete Maßnahmen nötig sind, wo der Tagesmaximaltemperaturen und dem Beginn des vermehrter Forschungsbedarf besteht und welche Auflaufens beim Winterraps (rechts). Datengrundla- Schädlinge zukünftig keine große Rolle mehr spielen ge: phänologissche Daten des DWD für die rhein- werden. land-pfälzischen Stationen Trier-Petrisberg, Worms, Miesenbach, Veitsrodt, Limburghof, Westerburg und Anmerkung der Redaktion: Frau Hanspach arbeitet am Altenkirchen, Zeitraum: 1961-1997. n = 96, R² = 0.95 Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) im Forschungsfeld Klimawirkung und Vulnerabilität (be- zeichnet die Verwundbarkeit von Natur und Gesell- logischen Phasen zeigten. Das Muster der Verfrühung schaft gegenüber den Wirkungen des Klimawandels). entsprach dem der Temperaturänderung (Interview mit Sie hat in Berlin Biologie studiert und forscht derzeit in Annett Menzel beim BR, vom 23.7.08). Dieser enge den Sektoren Agrar- und Forstwirtschaft zum Thema Zusammenhang zwischen Phänologie und Temperatur Schaderregerentwicklung in Zeiten des Klimawandels. ist für die Modellbildung von großem Nutzen. Derartige Seit Oktober 2008 ist sie auch als phänologische Be- Korrelationen können mithilfe der phänologischen Da- obachterin für den DWD in Berlin-Lichtenrade. Sie ten des DWD ermittelt werden (Abb. 2). stellt sich hiermit der Beobachterschaft vor und könnte Am PIK werden globale und regionale Modelle entwi- es beeindruckender nicht tun. Der DWD wünscht ihr – ckelt, die die Vulnerabilität (Verwundbarkeit) klimasen- und das nicht ganz uneigennützig – eine lange „Karrie- sitiver Systeme einschätzen und zukünftige Anpas- re“ als phänologische Beobachterin. sungsstrategien aufzeigen sollen. Die regionale For- Informationen rund um den Klimawandel finden Sie auf schung erstreckt sich von Hochwasserrisiken über den den Internetseiten des PIK: www.pik-potsdam.de _________________________________________________________________________________________________________________ Fortsetzung von S. 5, Quellen: DWD (2007): Witterungsbericht des DWD über das W. Riecke, K. Zimmermann (2007): Die Witterung in 1. Halbjahr 2007. Deutschland 2006, in: Klimastatusbericht 2006 G. Müller-Westermeier und W. Riecke (2006): Die Hrsg: Deutscher Wetterdienst (DWD), S. 5-28. Witterung in Deutschland in: Klimastatusbericht Scheifinger, H., Koch, E, Winkler, H. (2007): Erste 2005 Hrsg: Deutscher Wetterdienst (DWD), S. Ergebnisse einer Analyse vogelphänologischer 75-86. Beobachtungen der Zentralanstalt für Meteorolo- G. Müller-Westermeier, C. Lefebvre, H. Nitsche, gie und Geodynamik 1951-1999 in Österreich. In: promet Jahrg. 33, Nr. 1/2 S. 52-55.
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