Plattform Industrie 4.0 Österreich - November 2021
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Plattform Industrie 4.0 Österreich November 2021 Gefördert aus Mitteln des Digitalisierungsfonds der AK Wien
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 4 2. Die Bedeutung von AI und der Versuch einer Definition 6 2.1 Die richtigen Daten für den richtigen Zweck 8 2.2 Gefahr der fehlerhaften Verarbeitung von Daten (Bias) 9 2.3 Vor- und Nachteile von AI-Systemen 9 2.4 AI-Auslegung der Plattform Industrie 4.0 10 3. Empfehlungen bei der Implementierung einer AI-Lösung 12 3.1 Vor der Einführungsphase 14 3.2 Während der Einführungsphase 16 3.3 Nach der Einführungsphase 17 4. Der Mensch als wichtigster Faktor 20 4.1 Positive Akzeptanzfaktoren 21 4.2 Negative Akzeptanzfaktoren 21 5. AI-Beispiele aus der Praxis 24 5.1 Effektives Zeit- und Selbstmanagement 25 5.2 Produktionsüberwachung 26 5.3 Qualitätsbestimmung Baumstamm 26 6. ANHANG 28 6.1 Frageliste bei der Einführung von Systemen mit Anwendungen „künstlicher Intelligenz (KI)“ im Personalwesen 29 6.2 Kontaktliste ausgewählter Vertretungen 30 7. Danksagung 32 3
Einleitung
Einleitung 1 K ünstliche Intelligenz (KI) oder Artificial Intelligence (AI) wird in den kommenden Jahren eine zunehmend weite Verbreitung erfahren und beschäftigt schon heute Unternehmen in strategischen und operativen Belan- gen. Neben technischen Herausforderungen und Aspekten bei der Einführung neuer Technologien gibt es eine Reihe organisatorischer Aspekte, die berücksichtigt werden soll- ten, damit eine erfolgreiche Einführung eines neuen Sys- tems gewährleistet ist. Dem folgenden Leitfaden liegt die These zu Grunde, dass die Berücksichtigung menschenzentrierter Faktoren AI-Sys- teme erfolgreicher macht, die Akzeptanz bei NutzerInnen steigt und damit die Wirksamkeit dieser Systeme deutlich erhöht wird. Dies führt in weiterer Folge dazu, dass der Wirtschaftsstandort Österreich wettbewerbsfähiger wird. Erfahrungen aus der Praxis, Erkenntnisse aus dem Projekt „AI for GOOD“ und eine Vielzahl von Projektaktivitäten sind in diesen Leitfaden eingearbeitet. Dieser richtet sich an Unternehmen und MitarbeiterInnen gleichermaßen, die erstmalig mit dieser Thematik durch den innerbetrieblichen Einsatz an fortschrittlichen Technologien in Berührung kom- men oder nach Möglichkeiten suchen, um weitere Potenti- ale auszuschöpfen. Der vorliegende Leitfaden bezieht sich auf AI hinsichtlich in- nerbetrieblicher Anwendungen. Daneben gibt es auch wei- tere Arten: im persönlichen Umfeld, etwa auf Smartphones oder andere für ganz spezielle Bereiche wie automatisiertes Fahren. 5
Die Bedeutung von AI und der Versuch einer Definition
Die Bedeutung von AI und der Versuch einer Definition 2 E ine zentrale Zielsetzung bzw. Empfehlung dieses Leit- Die Anwendungsbereiche von AI-Technologien sind äu- fadens ist den „AI“-Begriff zu entmystifizieren und ßerst breit gestreut. Viele Wertschöpfungsprozesse können Missverständnissen und Fehlannahmen vorzubeugen, grundsätzlich unterstützt werden. Abb. 1 zeigt diese vielsei- indem unternehmensintern klar und transparent definiert tige Einsetzbarkeit von AI in verschiedenen Anwendungsbe- und kommuniziert wird, welche Art von AI angestrebt wird. reichen in Betrieben. So können etwa die Kommunikation mit Kunden, innerbetriebliche Abläufe, Produktionsprozesse Als AI werden sowohl äußerst komplexe Algorithmen und oder die Logistik durch den Einsatz von AI-Technologie un- Systeme als auch recht einfache Verfahren bezeichnet. In- terstützt werden. Durch diese Vielfältigkeit ist AI für einen nerhalb dieser Bandbreite sind AI-Systeme teils nichts wei- Großteil der österreichischen Unternehmen ein Thema. In ter als schrittweise Entwicklungen im Zuge von Automatisie- vielen Bereichen werden neue Technologien in Kombinati- rung und Digitalisierung, so wie sie bereits seit Jahrzehnten on mit AI zu Veränderungen am Markt führen, sodass für voranschreiten. Daneben gibt es aber auch technologische die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit deren Einsatz Sprünge, die den Stand der Technik hinsichtlich einzelner, rechtzeitig geplant werden muss. spezifischer Problemstellungen revolutionieren. Meist kom- men dabei neue Ansätze der Daten-Analyse und des Ma- schinellen Lernens („Machine Learning“) 1 zum Einsatz. Eine Gemeinsamkeit vieler AI-Systeme ist, dass es zum ei- nen eine große Menge an gesammelten Daten gibt, und zum anderen Modelle, die (laufend) mit diesen Daten gefüttert werden. Die Modelle werden von Systemen benutzt, um kontextabhängige Antworten bereit zu stellen. Sehr oft sind das Informationen, Entscheidungen oder Entscheidungsvor- schläge, die von AnwenderInnen weiterverarbeitet werden. Als „intelligent“ werden Software-Systeme meist dann be- zeichnet, wenn sie herausfordernde Aufgaben lösen können, die bisher nur Menschen erledigen konnten, und selbständig dazulernen. Manche technische Systeme versuchen dabei, Entscheidungsstrukturen des Menschen nachzubilden. 1 Maschinelles Lernen („Machine Learning“), ist ein Teilgebiet der künstlichen Intelligenz. Durch das Erkennen von Mustern in vorliegenden Datenbeständen sind IT-Systeme in der Lage, eigenständig Lösungen für Probleme zu finden. 7
Einsatz neuerai-basiErtEr Einsatz nEuEr AI-basierter Technologien tEchnologiEn in Wertschöpfungsprozessen in WErtschöpfungsprozEssEn Der DErEinsatz Einsatzvon vonAIai verbindet zunehmend vErbinDEt komplexe zunEhmEnD und heterogene komplExE Systeme systEmE unD hEtErogEnE und sorgtunD für eine langfristig sorgt für EinE bessere langfristig Integration bEssErE entlang derintEgration Entlang DEr WErtschöpfungskEttE Wertschöpfungskette Unternehmensorganisation Und strategie • IT- und Cyber Security • Intelligente Automatisierung von • Unterstützung am Arbeitsplatz • Kognitive ExpertInnensysteme Unternehmensprozessen • Unterstützung von Strategieprozessen marketing funktionen PlanUng F&e BeschaFFUng ProdUktion logistik kUndenserVice Und VertrieB anwendungen • Bedarfs- und • Generatives • Saisonalitäts • Intelligente Pro- • Speditionsauswahl • Verkaufsplanung • Produktrück Verkaufsanalysen Produktdesign simulationen duktionsplanung • Warenlager- • Produktauswahl nahmen • Kapazitätsplanung • Kognitive • LieferantInnen- • Predictive management • Produktüber • Lagertransfers • LieferantInnen- Assistenten im auswahl Maintenance • Ende-zu-Ende wachung • Beschwerde- integration Innovationsprozess • Ausschreibungen • Flusssimulationen Track & Trace • Bedarfs- management • Markt- und • Produktplanung • Material- abstimmung Nutzeranalysen wirtschaftsplanung • Priorisierung von • Qualitätskontrolle Projekten • Selbstoptimierende Maschinen und Prozesse technologien AI, Virtual- & Augmented Reality, Robotic Process Automation (RPA), Internet of Things, Cyber Physical Systems, Digital Twin, Advanced Analytics Abbildung 1: AI-Anwendung in unternehmerischen Wertschöpfungsprozessen Quelle: Eigene Darstellung. Oft werden die Vollständigkeit und der Nutzen dieser Daten 2.1 falsch eingeschätzt und es stellt sich heraus, dass beispiels- Die richtigen Daten für weise zuerst weitere Sensoren integriert werden müssen, den richtigen Zweck um ein AI-System mit den notwendigen Daten füttern zu können. Eine schrittweise Planung und entsprechende Vor- projekte sind empfehlenswert, um die Qualität der verfügba- Viele Unternehmen haben bereits Geschäftsprozesse digi- ren Daten bereits früh zu evaluieren. Unnötige Speicherung talisiert und speichern die dabei anfallenden Daten. Übli- von Daten sollte vermieden werden, da dies zu zusätzlichen cherweise wird aber nur ein Bruchteil dieser Daten genutzt, Kosten und datenschutzrechtlichen Problemen führen kann. um etwa neue Erkenntnisse daraus zu ziehen, Trends zu verstehen, Optimierungspotenziale abzuleiten, neue Ge- schäftsmodelle zu entwickeln oder die Daten über einen Marktplatz zu verkaufen. In Datensets steckt oft außerge- wöhnlich viel Wissen und es wird eine Sammlung von Fällen und Sonderfällen abgebildet, mit denen MitarbeiterInnen im betrieblichen Alltag konfrontiert sind. Ein gemeinsamer Nenner vieler AI-Systeme ist es nun, dass aus solchen Da- tensets mit Machine Learning-Verfahren Modelle errechnet werden, die selbstständig Entscheidungen treffen können oder einem Menschen in der Zusammenarbeit mit Informa- tion und Hinweisen unterstützen können. 8 AI for GOOD – menschenzentrierter Einsatz von AI
Die Bedeutung von AI und der Versuch einer Definition 2 können die Ursache dafür aufklären: In den Trainings-Da- 2.2 Gefahr der fehler ten enthalten ist ein gewisser Anteil an Beispielen mit Zirben-Hölzern, deren Verarbeitung sich stark von den haften Verarbeitung anderen Holz-Arten unterscheidet. Die Berücksichtigung beim Trainieren des Modells hat einen Bias (Datenverzer- von Daten (Bias) rung) mit sich gebracht. Einige unbedeutende Merkmale fließen zu stark in den Vorschlag für die Verwendung des Wird ein AI-System durch fehlerhafte Daten trainiert oder Holz-Stückes ein. Durch eine entsprechende Änderung werden diese fehlerhaft verarbeitet, kann es zur Diskrimi- der Gewichtung bzw. einer Aufteilung in zwei getrennte nierung bestimmter Personengruppen oder Minderheiten Modelle kann das Bias-Problem behoben werden. Eine durch die AI-Entscheidung kommen. Diese Datenverzer- Wiederholung der Tests verläuft erfolgreich. rung nennt man Bias. Diese kann auch durch menschliche Fehlentscheidungen aus der Vergangenheit entstehen. Eine weitere Ursache für Bias ist der fehlende ethische Aspekt bei der Entwicklung von KI-Systemen. Erfolgreich ist ein KI-System erst dann, wenn es auch im Sinne des Gemein- 2.3 Vor- und Nachteile wohls funktioniert. von AI-Systemen Beispiel aus der Praxis: Umgang mit Bias-Problemen Der Einsatz von AI-Systemen kann vielfältige positive Aus- Ein holzverarbeitendes Unternehmen entwickelt in Ko- wirkungen haben. In vielen Bereichen wären Unternehmen operation mit Data Science SpezialistInnen ein AI-Sys- ohne führende Technologien nicht länger konkurrenzfähig. tem, das bei der Klassifizierung von Holzbrettern un- Viele bestehende Jobs können sich im Zuge der Einfüh- terstützen soll. Auf Basis von optischen Kamera-Daten rung von AI-Systemen auch verbessern, insbesondere dann, soll vorgeschlagen werden, für welchen Zweck sich ein wenn MitarbeiterInnen von Routine-Tätigkeiten entbunden vorliegendes Stück Holz am besten eignet. Bisher wur- werden, um sich auf herausfordernde Wissensarbeit kon- de diese Klassifizierung rein manuell durchgeführt. Das zentrieren zu können, die mit einer persönlichen Weiterent- Unternehmen hat dazu über mehrere Jahre zigtausende wicklung und besserer Entlohnung einhergeht. AI hat somit Beispieldaten gesammelt, die jeweils aus einer Kombina- nicht nur wirtschaftliches Potenzial für Betriebe, sondern tion von Bild-Daten und der manuell getroffenen Ent- auch Potenzial für Unterstützung und Entlastung der Be- scheidung bestehen. Die Beispieldaten umfassen Ent- schäftigten. Gleichzeitig gibt es Funktionalitäten/Aufgaben, scheidungen von ca. 20 MitarbeiterInnen. die von einem AI-System nicht beherrscht werden können, wie z.B. motivieren oder verhandeln. Im ersten Schritt wird aus der Gesamtheit der Beispielda- ten mittels Machine Learning-Verfahren ein Modell „trai- Auf der anderen Seite steht aber die Gefahr der Entwertung niert“, das für beliebige neue Bretter einen Vorschlag für von (menschlicher) Arbeit, Kontrolle, Überwachung, Diskri- die Eignung liefern und die MitarbeiterInnen dadurch un- minierung, Nicht-Nachvollziehbarkeit und Intransparenz der terstützen soll. Eine Vielzahl an Merkmalen spielt dabei Entscheidungen und Aktionen der AI. Daher braucht es je- eine Rolle, z.B. die Gleichmäßigkeit von Maserungen oder denfalls klare Regeln und geeignete Schutzmaßnahmen für spezifische Varianten und Größen von verwachsenen Äs- die Beschäftigten. Auf EU-Ebene bestehen im Weißbuch ten. Das Modell wird von allen MitarbeiterInnen getestet und die Qualität der Vorschläge evaluiert. Schnell wird klar, dass viele Vorschläge nicht dem Wunsch des Unter- nehmens entsprechen. Die Data Science SpezialistInnen 9
zur Künstlichen Intelligenz der Europäischen Kommission 2.4 AI-Auslegung der Ansätze, gute und vertrauenswürdige AI zu definieren2: ››Vorrang menschlichen Handelns und menschlicher Plattform Industrie 4.0 Aufsicht ››Technische Robustheit und Sicherheit ››Privatsphäre und Datenqualitätsmanagement Die Plattform Industrie 4.0 versteht unter dem Begriff AI ››Transparenz den Einsatz von Daten zur effektiveren Entscheidungsfin- ››Vielfalt, Nichtdiskriminierung und Fairness dung und autonomen Steuerung als Unterstützung für Mit- ››Gesellschaftliches und ökologisches Wohlergehen und arbeiterInnen im Produktionsbetrieb. AI-Systeme weisen ››Rechenschaftspflicht in vielen Fällen selbstlernende Funktionen auf, um daraus Entscheidungsvorschläge abzuleiten, wobei der Mensch die Letztentscheidungsmöglichkeit haben sollte. Die Abkürzung AI steht für „Artificial Intelligence“ und wird von der Plattform Industrie 4.0 als „Assistive Intelligence“ verstanden. Die AI-Systeme dienen dem Menschen als Un- terstützung und helfen diesem bei der Entscheidungsfin- dung. 2 WEISSBUCH Zur Künstlichen Intelligenz – ein europäisches Konzept für Exzellenz und Vertrauen, KOM (2020) 65 endg. 10 AI for GOOD – menschenzentrierter Einsatz von AI
Die Bedeutung von AI und der Versuch einer Definition 2 Notizen 11
Empfehlungen bei der Imple- mentierung einer AI-Lösung
Empfehlungen bei der Implementierung einer AI-Lösung 3 E ine Reihe an Faktoren ist relevant, um AI-Anwendun- gen erfolgreich in der Praxis einzuführen. Diese lassen sich grob in drei Phasen einteilen: vor, während und nach der Einführungsphase. Im Folgenden werden Empfeh- lungen anhand dieser Abschnitte dargestellt.3 Ganz wesentlich und über alle drei Phasen hinweg erfolgs- entscheidend ist die Einbindung der AnwenderInnen für das Gelingen des AI-Projektes. Werden durch AI-Anwendungen personenbezogene Daten der Beschäftigten verarbeitet, ist deren Einbindung bzw. die des Betriebsrats rechtlich not- wendig. Der Betriebsrat fungiert als Interessensvertretung und Sprachrohr der MitarbeiterInnen, ist Verhandler für Be- triebsvereinbarungen, Informationsdrehscheibe uvm. und kann dadurch eine wichtige Rolle bei der erfolgreichen Im- plementierung von AI-Lösungen spielen. Einführungsphase vor während nach Abbildung 2: Betrachtung von drei Phasen innerhalb der Einführungsphase. Quelle: Eigene Darstellung. 3 Diese Erkenntnisse basieren auf Interviews im Rahmen des Projekts „AI for GOOD“, die von April bis Juli 2020 durchgeführt wurden, finanziert durch den AK Digifonds 13
selbe Ergebnis kann mit anderen Maßnahmen einfa- 3.1 Vor der Einführungs cher, besser oder kostengünstiger erreicht werden. --Es gibt vielfältige AI-Systeme, die verschiedene Zwe- phase cke erfüllen. Die Zusammenarbeit eines AI-Systems mit AnwenderInnen kann unterschiedlich gestaltet sein. Ein AI-System kann beispielsweise Vorschlä- Mit der Einführung neuer AI-Systeme gehen viele Fragen ge liefern oder Entscheidungen autonom treffen, einher, die am besten schon früh in der Entwicklungsphase die ein/eine MitarbeiterIn gegebenenfalls abweisen geklärt werden, unter Einbeziehung aller Betroffenen, be- kann. Diese Art der Zusammenarbeit gilt es, vorab sonders den damit direkt betrauten MitarbeiterInnen. klar zu definieren. Dazu gehört die Frage, wer die Verantwortung für finale Entscheidungen trägt. --Je klarer der erwartete Nutzen beschrieben wird, Folgende Punkte sollen schon im desto einfacher ist die konkrete Umsetzung. Dabei Vorfeld abgeklärt bzw. definiert kann der Nutzen unterschiedliche Dimensionen um- werden: fassen, z.B. Reduktion der Fehlerquote, Entlastung von MitarbeiterInnen, bessere Planung der Logistik, usw.. ››Zusammensetzung des Projektteams --Grundsätzlich sollten AI-Anwendungen zweckmä- ··Hier entscheidet sich schon der Erfolg des Projektes. ßig, zielführend und datenschonend sein. Es wird empfohlen alle betroffenen Parteien im Un- ·· der Auswahl von Trainingsdaten für Algorithmen Bei ternehmen mit einzubinden, vor allem frühzeitig. Vom basierend auf Machine Learning muss sorgfältig analy- IT-SpezialistInnen bis zu der Person, die die Daten ge- siert werden, ob die Daten unerwünschte Verzerrun- neriert, sollen alle involviert werden. gen beinhalten, die zu Bias-Problemen führen würden, ··Die Etablierung einer Arbeitsgruppe für die Auswahl beispielsweise Gruppen von AnwenderInnen benach- eines AI-Systems wird empfohlen. teiligen würden. ··Auch ein frühzeitiges Einbinden des Betriebsrates ··Eine Erhebung, welche Daten im Unternehmen für (sofern vorhanden) wird empfohlen. Nur wenn das den spezifischen Use Case bereits vorhanden sind Verständnis für das Projekt breit im Unternehmen und welche zusätzlich erhoben werden müssen, ist verankert ist, kann man vorab Ängste und Bedenken notwendig. verhindern. ··Eine zumindest grobe, aber realistische Einschätzung ··Falls das AI-System zum Ziel hat, den/die Mitarbeite- des Budgetbedarfs soll durchgeführt werden. rIn zu unterstützen, ist es zweckmäßig, dass diesen erläutert wird, was im Hintergrund des Programmes ››Vermeidung von Biases und Risiko- bzw. Folgen während der Nutzung passiert und welche Daten ver- abschätzung arbeitet und gespeichert werden. ··Nach dem risikobasierten Ansatz ist eine grobe Ab- schätzung der Kosten, des Nutzens und des Risikos ››Festlegung eines konkreten Einsatzgebietes inklusive ratsam, beispielsweise welche Konsequenzen es gibt, Nutzendefinition und Budget wenn das System Fehlentscheidungen trifft. ··Die Frage, welche Zielsetzung durch den Einsatz der ··Durchführung einer Technikfolgenabschätzung: AI- AI-Anwendung erreicht werden soll, soll beantwortet Anwendungen sind immer mit Anwendungen weiterer werden. Technologien gekoppelt (z.B. Sensoren wie Kameras, --Je genauer und konkreter die Zieldefinition vor- Maschinen, die miteinander kommunizieren, etc.) Ent- genommen wird, d.h. für welche Anwendung die sprechend können bei der Analyse von Technikfolgen AI-Lösung vorgesehen wird, umso leichter wird es frühzeitig Probleme identifiziert und Fragen rund um für die kommenden Implementierungsphasen und diese Technologien und deren Zusammenwirken be- für die Wahl einer technischen Lösung. AI ist nicht antwortet werden. immer zwingend die optimale Anwendung und das- 14 AI for GOOD – menschenzentrierter Einsatz von AI
Empfehlungen bei der Implementierung einer AI-Lösung 3 ››Beachtung der gesetzlichen Rahmenbedingungen ··Nach den Datenschutzvorschriften sind auch die As- ··Bei der Implementierung eines AI-Systems sind ge- pekte der Richtigkeit und Sicherheit der personen- setzliche Vorgaben zu beachten, insbesondere dann, bezogenen Daten vor Verlust und Zugang Dritter zu wenn Rechte von Menschen berührt werden. Bei- beachten. Neben technischen kommen dafür auch spielsweise muss über bestimmte Maßnahmen/Syste- organisatorische Maßnahmen in Betracht. Die Schaf- me vorab der Betriebsrat informiert (§ 91 Abs 1 und fung eines klaren und transparenten Konzepts für Zu- 2 ArbVG) und mitunter eine Betriebsvereinbarung ab- gangsberechtigungen ist notwendig. geschlossen werden (§§ 96 Abs 1 Z 3, 96a Abs 1 Z 1 ··Löschkonzepte müssen erarbeitet werden. Wer ist ArbVG). für die Löschung faktisch verantwortlich? Wie lange ··Neben dem ArbVG ist auch die Beachtung der Da- müssen Daten für den Zweck/das Ziel unbedingt er- tenschutzvorschriften (DSGVO) wichtig. Um weitere hoben/gespeichert werden. Grundsätzlich dürfen per- Informationen zu erhalten, wird die Kontaktaufnahme sonenbezogene Daten nur so lange verarbeitet und mit der jeweiligen Interessensvertretung oder sonsti- gespeichert werden, wie dies unbedingt erforderlich gen ExpertInnen empfohlen.4 ist. ··Aktuell gibt es verschiedene Überlegungen zur Re- gulierung des AI-Einsatzes auf europäischer Ebe- ››Strukturierung der Daten, Prüfung, ob sie konsistent, ne. Während derzeit noch zahlreiche Diskussio- durchgängig, fehlerfrei etc. sind nen zum Vorschlag der Europäischen Kommission ··Der gesamte Lebenszyklus von der Erhebung bis zur (2021/0106(COD)) stattfinden und noch keine kon- Löschung von Daten soll durchdacht sein. Ist es mög- krete Verordnung existiert, gilt es beim zukünftigen lich bzw. nötig die Daten zu pseudonymisieren und Einsatz von AI-Systemen diese Entwicklungen im anonymisieren? Wurden die Daten auf Schieflagen Auge zu behalten. (Bias) geprüft? Welche Verwendungszwecke sind vor- gesehen und welche klar ausgeschlossen? Welche ››Klärung, ob personenbezogene Daten betroffen sind Daten mit Personenbezug sind zu löschen, wenn je- ··Kann ein AI-System so ausgestaltet werden, dass es mand das Unternehmen verlässt? Für alle Phasen sind keine personenbezogenen Daten verarbeitet, z.B. klare Prozessschritte und vor allem verantwortliche weil diese nicht benötigt oder ausreichend anony- Personen festzulegen. Unternehmen wären schlecht misiert/pseudonymisiert werden, entfallen Daten- beraten, die Zuständigkeiten dafür nur schwammig zu schutz-Rechtspflichten. regeln oder zuzulassen, dass Regelungen missachtet ··Zunächst sollte eine Erfassung/Beschreibung, welche werden. Daten erhoben werden (müssen) und was mit diesen ··Viele Daten sind unstrukturiert, in nur schwer oder Daten passiert, im AI-Projekt erfolgen. Kann ein Per- nicht verarbeitbaren Formatierungen vorliegend, nicht sonenbezug eliminiert werden, ist diese Variante zu konsistent, mit Fehlern behaftet, etc. Bevor das Sys- präferieren. tem startet, sollte eine Datenbereinigung, die diese ··Kann ein Personenbezug nicht zur Gänze ausge- Punkte umfasst, durchgeführt werden. schlossen werden, ist dieser auf das notwendige Min- ··Für die Datenbereinigung ist es wichtig, ausreichend destmaß zu reduzieren. Zeit und Ressourcen einzuplanen, um die adäquate ··Zugleich sollte eine Evaluierung erfolgen, welche Datenbasis für die langfristige Funktionstüchtigkeit Zwecke/Ziele mit der beabsichtigten Verarbeitung des AI-Systems sicherzustellen. personenbezogener Daten verfolgt werden. Welche Auswirkungen, Risiken etc. ergeben sich daraus für die MitarbeiterInnen? Wer benötigt Zugang zu Daten? 4 Kontaktliste ausgewählter Interessenvertretungen – siehe Anhang. 15
››Durchführung differenzierter Schulungsmaßnahmen ››Ausreichend lange Testphase, um das System validieren ··Abhängig von der Qualifikation und vom Anwen- zu können dungsgrad (Programmierer, Anwender, Projektleiter, ··Für die Einführung neuer Systeme ist dies essenziell, Führungsebene …) ist es wichtig, individuell angepass- um die Qualität der Ergebnisse bestimmen zu können. te Schulungen und Weiterbildungen zu ermöglichen. ··Eine realistische Erwartungshaltung aller Beteiligten ··Schulungen zur besseren Bedienbarkeit sind wichtig verhindert vielschichtige Probleme. und können wertvolle Rückschlüsse auf die Usability ··Referenzprojekte anderer Unternehmen/Branchen des Systems ermöglichen. können eine gute Grundlage für die Abschätzung des Potenzials von AI-Systemen sein. Unterstützung: ››Ausreichend Zeit einplanen, damit das System an Anforderungen der AnwenderInnen angepasst wer- Die Universität Helsinki hat mit einem Unternehmen eine den kann bzw. sich die AnwenderInnen an das System Plattform mit kostenlosen Onlinekursen entwickelt. Das gewöhnen können Ziel von „The Elements of AI“ ist, das Thema AI möglichst ··Die Einführung großer neuer Systeme geht mit der vielen Menschen niederschwellig und leicht verständlich Veränderung von Arbeitsprozessen, Zuständigkeiten, zugänglich zu machen. Näheres unter: Verantwortlichkeiten und letztlich Job-Profilen ein- www.elementsofai.de her. Dies muss im Sinne eines umfassenden Change Management-Prozesses durchdacht und individuell kommuniziert werden. Es empfiehlt sich eine „so- zio-technische“ Betrachtung, bei der das Zusammen- spiel zwischen Menschen und AI-System als Einheit verstanden wird und die menschlichen Bedürfnisse 3.2 Während der und Faktoren dabei nicht ausgeblendet werden. ··Thema Verantwortung: Es muss die Frage geklärt wer- Einführungsphase den, wer entscheidet, ob dieser Vorschlag/das Ergeb- nis akzeptiert wird oder nicht. ··Wenn beispielsweise Vorschläge nach Wahrschein- ››Initiierung der Zusammenarbeit zwischen IT-Spezialis- lichkeiten geordnet angeboten werden, müssen da- tInnen, die das System entwickeln, und den Personen, bei Spielregeln in Form von Untergrenzen definiert die mit dem System arbeiten werden werden. ··Entscheidend ist das Wissen, um die Algorithmen und das Domänenwissen (Fachwissen) in Einklang zu bringen. Unterstützung: ››Wenn Machine Learning eingesetzt wird, um aus Um Verantwortlichkeiten strukturiert durchzudenken, historischen Beispiel-Daten zu lernen empfiehlt sich das kostenfreie Online-Tool „VERA“. Dieses ··ausreichend Zeit einplanen, um das System lernen zu hilft dabei, Fragen der Verantwortlichkeit bei der Einfüh- lassen. Allen Beteiligten muss bewusst sein, dass es rung von AI zu beantworten und Verantwortungslücken eine „Kaltstart“-Phase gibt, in der noch zu wenige Da- zu identifizieren. Näheres unter: ten verfügbar sind, und daher die Qualität der Modelle www.vera.arbeiterkammer.at noch vermindert ist. ··Sollten Trainingsdaten extern bezogen werden, sind diese vorab auf Schieflagen (Bias) zu prüfen oder prü- fen zu lassen, um das System nicht fehlerhaft lernen zu lassen 16 AI for GOOD – menschenzentrierter Einsatz von AI
Empfehlungen bei der Implementierung einer AI-Lösung 3 Beispiel aus der Praxis: ››Berücksichtigung organisatorischer Veränderungen, die sich durch den Einsatz eines AI-Systems ergeben Mit Hilfe einer AI-Funktion in einem Kundenmanage- könnten (Verantwortung, Zusammenarbeit, Arbeits menttool wird angezeigt, dass ein bestimmter Kunde mit organisation, …) 66 % Wahrscheinlichkeit das Kundenverhältnis aufkündi- ··Der Begriff „Verantwortung“ kann in diesem Zusam- gen wird und schlägt Maßnahmen zur Vermeidung der menhang viele Bedeutungen haben, sich etwa auf Zu- Kündigung vor. Eine Wahrscheinlichkeitsrate von 66 % ständigkeit, Rechenschaft oder Haftung beziehen. Ab- kann die Entscheidung des/der MitarbeiterIn beeinflus- gesehen von Unternehmen, die AI-Systeme einsetzen, sen und zur Setzung von Maßnahmen (Z.B. Zusendung tragen auch die AnbieterInnen und EntwicklerInnen eines Angebots) verleiten. Wie sollen Mitarbeitende mit solcher Systeme Verantwortung. dieser Information umgehen? Eine einheitliche Lösung ··Um den Entscheidungsprozess der MitarbeiterInnen gibt es hier nicht. Auch die Frage, ob 66 % ausreichend (ob Maßnahmen zu treffen sind oder nicht) effizienter sind, kann nur mit viel Erfahrung in genau diesem Ar- zu unterstützen, soll das AI-System seine Vorschläge beitskontext beantwortet werden. Jedenfalls aber hilft begründen. die AI-Lösung, keine Kunden zu übersehen, die eventuell ··AI-Systeme und ihre Nutzung unterliegen Unterneh- wechseln möchten. Was man dann mit dieser Informati- menswerten wie zum Beispiel Leitlinien und „Code on tut, liegt bei dem/der MitarbeiterIn, genau wie bisher. of Conducts“, ethischen Grundwerten sowie gesell- schaftlichen Konventionen. Denn die Technologie ist nicht wertfrei. ››Interpretierbarkeit & Transparenz: ··Ein betrieblich vereinbartes Modell für agiles koope- Der/Die MitarbeiterIn soll das Ergebnis selbst ratives Change-Management stärkt sowohl ein ge- bestmöglich verstehen bzw. nachvollziehen können. meinsames Experimentieren als auch eine kooperati- ··Für die AnwenderInnen des spezifischen AI-Systems ve Führungskultur. Diese kann zum einen dem Betrieb sind sowohl die Art der Information (z.B. einzelne Kosten sparen und zum anderen Fachkräfte anziehen.5 Werte oder Zahlenbereiche) als auch die Aufbereitung dieser (z.B. über ein Dashboard) relevant. Ausführliche Überlegungen diesbezüglich werden empfohlen. ››Sicherstellung der Qualität der Daten ··Es ist immer Sorge zu tragen, dass Datenverzerrungen 3.3 Nach der Einführungs (Bias) korrigiert, oder zumindest hinreichend trans- parent kommuniziert werden. Ein Modell von Daten phase bildet immer jene Aussagen nach, die in diesen Daten stecken. Sollten diese Daten einen Schiefstand auf- ››Evaluierung des Systems, ob die gesetzten Ziele erreicht weisen, dann wird auch das Modell verzerrt sein. wurden (Effizienzsteigerung, Reduktion der Arbeits ·· der Informatik wird oft die Phrase „Garbage In, Gar- In belastung, etc.) bage Out“ (GIGO) verwendet, die auf die Notwendig- ··Erfüllt das AI-System die Anforderungen und führt so keit der qualitativ hochwertigen Datenbasis hinweist. zu einer hohen Akzeptanz der MitarbeiterInnen, wird Insbesondere bei AI-Systemen ist dieses „Prinzip“ eine effektive Nutzung des Systems wahrscheinlicher. ebenfalls zu beachten. ··Blindes Vertrauen in AI-Systeme ist ein Risiko, welches berücksichtigt werden muss. Als Gefahr sei hier z.B. das unberechtigte Vertrauen auf die aktuellen Auto- piloten autonomer Fahrzeuge genannt, welches zu 5 Zum Thema kooperatives Changemanagement siehe auch: https://www.offensive-mittelstand.de/fileadmin/user_upload/pdf/uh40_2019/2_1_4_kooperatives_changemanagement.pdf 17
Unfällen führte. Ein sanfterer Ansatz wäre es, Anwen- ››Aufzeigen von Interventionsmöglichkeiten beim System derInnen öfter die Unsicherheit der jeweiligen AI-Er- ··AnwenderInnen des Systems sollen die Möglichkeit gebnisse mitzuteilen. Ein solcher Ansatz kann mit der haben, einzugreifen. Die Endentscheidungsmacht ha- Idee der „erklärbaren AI“ verbunden werden: Unter ben die AnwenderInnen, die Grundlage dazu liefert dem Begriff „Explainable AI“ wird nach technischen das System. Möglichkeiten geforscht, den AnwenderInnen eine Erklärung für die Vorschläge und Entscheidungen von ››Weiterbildungsmaßnahmen AI-Systemen anzubieten. Wie es dazu im konkreten ··Bei Bedarf sollen laufende Weiterbildungsmaßnah- Fall kommt und welche Aspekte wie stark dabei ein- men, die im Idealfall individualisiert sind, initiiert wer- geflossen sind, ist bei hochkomplexen Machine Lear- den. ning-Modellen nicht einfach zu vermitteln. ··Regelmäßige Evaluierungen mit den AnwenderInnen ››Nutzung der generierten Daten führen zu einer nachhaltigen Akzeptanz der AI-Sys- ··Laufende Kontrolle ist unerlässlich, um auch im Be- teme. trieb Schieflagen (Bias) zu verhindern. ··Es muss sichergestellt werden, dass Daten nicht für weitere, nicht genehmigte Zwecke, verwendet werden. Beispiel aus der Praxis: Ein neues AI-unterstütztes System sollte zur Erkennung Beispiel aus der Praxis: von Qualitätsmängeln in der Produktion eingeführt wer- den. Allerdings kam die Hälfte der auftretenden Fehler Bei der Bestimmung der Qualitätsklasse von Baumstäm- nur sehr selten vor. Daher gab es nicht genügend Feh- men wird ein AI-System eingesetzt. Dieses hilft Mitarbei- lerfälle, um daraus typische Eigenheiten zu „lernen“. Für terInnen bei der Entscheidung, indem es sie bei der Ar- die andere Hälfte der Fehler gab es genügend Fälle. Das gumentation der Qualitätsbestimmung unterstützt und System wird im Einsatz folglich alle oft auftretenden Fälle so die ermüdende und monotone Arbeit erleichtert. In gut erkennen. Dennoch wird es weiterhin Fehler geben, diesem Fall kann die Arbeit nur dann erfolgreich durch- die das System nicht erkennt. Von den MitarbeiterInnen geführt werden, wenn die MitarbeiterInnen dem System darf folglich nicht erwartet werden, sämtliche restlichen vertrauen und die Ergebnisse akzeptieren. Fehler, die dem System nicht aufgefallen sind, zu finden. Vielmehr sollte man es so sehen, dass MitarbeiterInnen durch das semi-automatische Finden von öfter auftreten- den Fehlern entlastet werden und sich größtenteils auf die schwierigen Fehler und deren Lösungen fokussieren können. 18 AI for GOOD – menschenzentrierter Einsatz von AI
Empfehlungen bei der Implementierung einer AI-Lösung 3 Notizen 19
Der Mensch als wichtigster Faktor
Der Mensch als wichtigster Faktor 4 D er Einsatz von AI-Systemen dient dazu, den Men- bestmöglich und effizient mit AI-Systemen umgehen zu kön- schen in seinen Tätigkeiten zu unterstützen. Ent- nen, sind Weiterbildungsmaßnahmen nötig.6 sprechend müssen Bedingungen geschaffen wer- den, unter denen sich der Mensch im Umgang mit dem AI-System wohlfühlt und dem System vertraut. Daher gibt Vorschläge für Schulungsthemen: es eine Reihe an positiven und negativen Akzeptanzfaktoren im betrieblichen Umfeld. ››AI-Grundlagen: Für ein solches Verständnis wird oft der Begriff „AI Literacy“ verwendet. Dabei soll erklärt werden, was AI ist, wie AI-Algorithmen funktionieren, was AI-Sys- teme können und nicht können und was die Anwendung für MitarbeiterInnen bedeutet. ››Soziale Aspekte: AI hat Auswirkungen auf Arbeit und Men- 4.1 Positive schen. Damit soll bewusst umgegangen werden. Akzeptanzfaktoren ››Wirtschaftliche Implikationen des Einsatzes von AI-Tech- nologien ››Rechtliche Rahmenbedingungen und Gesetze, die etwa Viele erfolgreiche AI-Systeme arbeiten nicht völlig autonom, Arbeitsrecht und den Datenschutz betreffen sondern sind konzipiert, um den Menschen bestmöglich zu unterstützen. Die MitarbeiterInnen stehen im Mittelpunkt, können frei entscheiden und bleiben damit in der Verant- wortung. AI sollte nur Vorschläge liefern, diese im besten 4.2 Negative Fall auch mit einer Wahrscheinlichkeit oder mit einer Be- gründung untermauern. Die Entscheidung, ob der Vorschlag angenommen wird oder nicht, treffen weiterhin die Mitar- Akzeptanzfaktoren beiterInnen. Deshalb ist es wichtig, dass MitarbeiterInnen auch über die Funktionsweise und technische Grenzen von solchen AI-Systemen Bescheid wissen. Allzu oft werden den menschlichen Aspekten abseits der technischen Problemstellungen zu wenig Aufmerksamkeit Es empfiehlt sich meist nicht, AI-Systeme so zu gestalten, geschenkt. Im Folgenden sind einige Aspekte aufgezählt, die dass sie die MitarbeiterInnen ersetzen, indem sie deren Auf- von Unternehmen bedacht werden sollten. gaben möglichst vollautomatisch übernehmen. Stattdessen sollte versucht werden, die MitarbeiterInnen in ihren Tätig- ››Verfehlen der Ziele, da es seitens der MitarbeiterInnen keiten so zu unterstützen, dass sie bessere und fundiertere Bedenken und Unklarheiten gegenüber der neuen Tech- Entscheidungen treffen können. Ein Degradieren zum mo- nologie gibt, und daher die Akzeptanz nicht gegeben ist. notonen Monitoring von hochgradig automatisierten Syste- ››Bias unterschiedlicher Art, etwa aus einer ungünstigen men kann verhindert werden. Gewichtung von Eigenschaften in Datensätzen die zum Trainieren von Machine Learning-Modellen verwendet MitarbeiterInnen sollen die Chance erkennen und nützen, werden. Dies kann Auswirkungen wie Diskriminierung ihren Aufgabenbereich positiv zu verändern. Dafür braucht oder einen Mangel an Fairness bei vom System getroffe- es eine offene und transparente Kommunikation. Während nen Entscheidungen haben. die AI bei Routineaufgaben entlastet, können sich Mitarbei- ››Intransparenz von AI-Algorithmen und dadurch schlechte- terInnen auf herausfordernde Aufgaben konzentrieren. Um re Zusammenarbeit zwischen Menschen und AI. 6 Siehe dazu: www.elementsofai.de 21
››Interessen und Rechte von MitarbeiterInnen werden ver- Beispiel aus der Praxis: letzt, z.B. durch Überwachung mittels Datensammlung, Kameras etc. Vertrauen in die AI ist ein wesentlicher Akzeptanzfaktor. ››Konflikt mit gesetzlichen Rahmenbedingungen Die Funktionsweise der AI ist verständlich/einfach er- ››Ängste von MitarbeiterInnen, die durch nicht ausreichen- klärt. Fortschritte in der AI-Forschung können dazu füh- de Kommunikation hervorgerufen werden ren, dass AI-Modelle schwerer erklärbar werden, wenn ››Ängste von MitarbeiterInnen durch neue technische Sys- beispielsweise AI-Systeme durch andere AI-Systeme teme den Job zu verlieren oder sich gravierend umorien- oder Algorithmen trainiert werden. Ansätze aus dem tieren zu müssen Gebiet der erklärbaren AI (Explainable AI) wirken hier entgegen: Man versucht Systeme zu bauen, die eine Be- gründung für ihre Vorschläge und Entscheidungen liefern können. Das erlaubt MitarbeiterInnen, solche Systeme Folgende Punkte zeigen besser nachzuvollziehen und über Interventionen zu ent- negative Einflussfaktoren auf: scheiden. ››ArbeitnehmerInnen haben ein Gefühl der Über wachung. ››Umgang mit personenbezogenen Daten ist nicht klar ··direkte personenbezogene Daten (z.B. Analyse von Arbeitsgewohnheiten): Diese erfordern eine freiwillige Einverständniserklärung durch die Ar- beitnehmerInnen, wobei keine „gezwungene Frei- willigkeit“ entstehen darf. ··indirekt personenbezogene Daten (z.B. können über die Maschineninteraktion Rückschlüsse auf die MitarbeiterInnen gezogen werden): Hierbei können Betriebsvereinbarungen und Schulungen zur Vertrauensgewinnung zum Einsatz kommen. ››Verlust von Arbeitsplätzen wird angenommen. 22 AI for GOOD – menschenzentrierter Einsatz von AI
Der Mensch als wichtigster Faktor 4 Notizen 23
AI-Beispiele aus der Praxis
AI-Beispiele aus der Praxis 5 I m Folgenden veranschaulicht eine Sammlung von Anwen- Tätigkeiten parallel ausüben sollte. Es geht darum, das ei- dungsfällen die Vielfalt von AI-Technologien. Es werden gene Zeit und Selbstmanagement zu verbessern, und nicht Erfolgsfaktoren basierend auf empirischen Erfahrungen darum, die Produktivität im Vergleich zu anderen Mitarbei- angeführt. Die Anregungen können dabei helfen, weitere terInnen, Abteilungen etc. darzustellen. Potenziale für den Einsatz von AI-Technologien im eigenen Unternehmen zu entdecken. Erfolgsfaktoren des Beispiels: ››Vor der Einführungsphase: ··Beachtung der menschenzentrierten Sicht, Ziel ist 5.1 Effektives Zeit- und Unterstützung der MitarbeiterInnen Selbstmanagement ··Den MitarbeiterInnen zu vertrauen anstatt auf Überwachung zu setzen, trug zur Akzeptanz und Produktivitätssteigerung bei. Eine Applikation zur Förderung des effektiven Zeit- und ··Transparente Kommunikation wurde eingehalten, Selbstmanagements (mittels Self-Coachings) wurde im speziell bei der Verarbeitung personenbezogener Rahmen eines EU-Projektes entwickelt. Ziel war es, ef- Daten. fektives Selbst- und Zeitmanagement in Hinblick auf die ··Zweckmäßiges und datenschonendes Vorgehen Bildschirmarbeit zu erforschen und zu unterstützen. Die der Anwendung war im Fokus. große Klammer war „Reflektion am Arbeitsplatz“, also die Selbstreflektion über die eigene Arbeitssituation. Die Appli- ››Während der Einführungsphase: kation protokolliert Aktivitäten auf dem eigenen PC, bietet ··Geeignete Testumgebungen wurden zur Verfügung eine Ist-Analyse davon, welche Tätigkeiten im Arbeitsalltag gestellt, mit der die AnwenderInnen die Interaktion durchgeführt werden und hilft dabei, über vergangene Ar- mit dem System ohne reale Konsequenzen trainie- beitstage und ihre Arbeitsinhalte über längere Zeiträume ren und verstehen konnten. zu reflektieren. Das Programm zeichnet auf, welche Appli- ··Feedback der AnwenderInnen wurde eingeholt, kationen, Dokumente und Webseiten bei der Bearbeitung das System daraufhin angepasst und damit auf von Aufgaben verwendet werden. Wenn die Applikation möglichst hohe Akzeptanz der AnwenderInnen dazu verwendet wird diese Aufgaben zu erfassen, können ausgelegt. später auch alle damit verbundenen Ressourcen schnell und einfach wiedergefunden werden. Die persönlichen und auf- ››Nach der Einführungsphase: gezeichneten Aktivitätsdaten sind nur den AnwenderInnen ··Das neue AI-System wurde als laufendes Projekt selbst zugänglich und bleiben auf deren Computern. Sie verstanden, das immer wieder gewartet werden können bei Bedarf händisch bearbeitet und bereinigt wer- muss, etwa um Bias-Problemen entgegenzusteu- den. Das Programm erhebt verwendete Ressourcen und ern, die über die Zeit entstehen. Applikation auf Rechnern mit Windows-Anwendungen, d.h. ··Laufend wurden Schulungsmaßnahmen wiederholt wie oft, wie lange und wann diese verwendet wurden. Dabei und die Kommunikation zum Zweck des Systems wird den AnwenderInnen transparent kommuniziert, welche und zur Verarbeitung von Daten ausgerichtet. Daten gespeichert und verarbeitet werden. Der Vorteil der Anwendung ist eine objektive Aufzeichnung der Arbeitsweise (Ressourcen/Applikationen) während der Arbeit, um darüber für sich selbst zu reflektieren und das eigene Zeit- und Selbstmanagement gegebenenfalls zu ver- bessern. Dadurch kann effizienter gearbeitet werden bzw. auch um Hilfe angesucht werden, falls man aktuell zu viele 25
Erfolgsfaktoren des Beispiels: 5.2 Produktions ››Vor der Einführungsphase: überwachung ··Bei AI-Systemen wurde nicht nur an intelligente Algorithmen gedacht, sondern auch auf die Zusam- menarbeit und Interaktion mit den MitarbeiterIn- Die Verwendung von Metaphern aus der Natur für die Dar- nen fokussiert. Besonders erfolgreich war, unvor- stellung des Zustandes von Maschinen wurde in einer For- eingenommen mehrere Interaktionsmöglichkeiten schungseinrichtung wissenschaftlich untersucht und evalu- in Betracht zu ziehen und jene zu wählen, die Mit- iert. Durch die Visualisierung mit Hilfe von Bäumen und die arbeiterInnen am besten unterstützte. jeweilige Farbe der Pflanzenblätter werden Maschinenzu- ··Wenn Menschen die Zustände von Maschinen mo- stände abgebildet. Dadurch wird der aktuelle Zustand kom- nitoren sollen, sind menschliche Aspekte beson- plexer Maschinen oder Anlagen einfacher und menschen- ders stark zu berücksichtigen. Die Konzentration freundlicher vermittelt (z.B. vitaler grüner Baum → alles OK; von Menschen ist nicht immer gleich. In gewissen welker Baum → Probleme in der Anlage). Situationen ist eine der Situation entsprechende Intervention äußerst rasch nötig. Entsprechend Ziel dieses AI-Projekts war eine Komplexitätsreduktion wurden Tätigkeiten des stundenlangen passiven durch die Verwendung von Augmented/Virtual Reality-Tech- Monitorings vermieden. Stattdessen wurde der Fo- nologien an der Schnittstelle mit AnwenderInnen. Viele kus darauf gelegt, wie im Anlassfall MitarbeiterIn- Bedienoberflächen für professionelle Systeme sind durch nen rasch und richtig reagieren können. eine hohe Komplexität der dargestellten Informationen, der ··Unabhängige ForscherInnen wurden eingebunden, angebotenen Bedienfunktionen und der darauf bezogenen um die Akzeptanz neuer Systeme zu evaluieren. Arbeitssituationen gekennzeichnet. Daraus entstehen meist hohe Anforderungen an die kognitive Leistungsfähigkeit von Personen und die Erlernbarkeit dieser Systeme. Es wurde eingangs auch untersucht, ob EndbenutzerInnen signifikan- te Unterschiede in der Visualisierung durch „traditionelle“ Industrie 4.0-Dashboards (Charts, Zahlenreihen, Symbole 5.3 etc.) und eben Bäumen als Metapher sehen. Dabei wurde gezeigt, dass sich AnwenderInnen sogar besser über den ak- Qualitätsbestimmung tuellen/sich gerade ändernden Status von Maschinen infor- Baumstamm miert fühlen, wenn dafür diese natürlichere Repräsentation verwendet wird. Personenbezogene Daten wären durch die Schichtpläne zur Verfügung gestanden, jedoch wurden diese In einem Sägewerk werden pro Minute mehrere Baumstäm- nicht benötigt und daher nicht integriert. Lediglich Maschi- me verarbeitet. Die MitarbeiterInnen entscheiden, welcher nen- und Sensordaten wurden erhoben. Zugriff auf die vor- Qualitätsklasse der Baumstamm entspricht und bestimmen handenen Daten hatten AnwenderInnen der Produktions- damit den Preis, welchen das Unternehmen den LieferantIn- systeme und ForscherInnen. Die Anwendung unterstützt im nen zahlt. Dabei besteht ein Interessenskonflikt, Meinungs- aktuellen Prozess die Überwachung der Maschinen/Geräte verschiedenheiten können entstehen. Dies kann durch eine und soll die Komplexität reduzieren und das Treffen schnel- standardisierte und nachvollziehbare Bewertung vermie- lerer Entscheidungen fördern. den werden. Die Entscheidung, die immer wieder gefällt werden muss, ist für die MitarbeiterInnen sehr ermüdend und daher hat sich das Unternehmen für eine AI-basierte Unterstützung zur objektiven Beurteilung der Qualität der Baumstämme auf Basis automatisch erstellter Bilder ent- schieden. Die Technologie soll den MitarbeiterInnen bei der Argumentation der Qualitätsbestimmung helfen, mehr 26 AI for GOOD – menschenzentrierter Einsatz von AI
AI-Beispiele aus der Praxis 5 Transparenz der Bewertung schaffen und das Aufgabenfeld davon abgeraten, die Zusammenarbeit zwischen der MitarbeiterInnen positiv verändern. Mühsame und mo- Menschen und AI-System so zu gestalten, dass die notone Aufgaben werden durch die AI übernommen. Die AnwenderInnen für längere Zeiträume nur noch MitarbeiterInnen behalten den Überblick, können andere zum passiven Überwachen vollautomatischer Sys- Aufgaben übernehmen bzw. sollen ihre Expertise in unkla- teme herangezogen werden. Aspekte wie Angst ren Bewertungen einbringen. Diese lernt dadurch ständig vor Langeweile, das Halten von Konzentration und weiter und passt sich an Veränderungen an. Die Änderun- gegebenenfalls eine schnelle und richtige Reaktion gen der AI-Lösung können nach Bedarf von beiden Seiten sowie das Verständnis, für eine sinnvolle Aufgabe (LieferantInnen/Sägewerk) evaluiert und als neue Version zuständig zu sein, spielten für die Einführung die- produktiv geschalten werden. Die AI-basierte Lösung stellt ses Systems eine essenzielle Rolle. dabei ein unterstützendes Werkzeug für die MitarbeiterIn- ··Wenn Machine Learning eingesetzt wird, um aus nen dar. historischen Beispiel-Daten zu lernen, muss aus- reichend Zeit eingeplant werden, um das System lernen zu lassen, wie es in diesem Use Case der Fall war. Allen Beteiligten war klar, dass es eine Erfolgsfaktoren des Beispiels: „Kaltstart“-Phase gibt, in der noch zu wenige Daten verfügbar sind, und daher die Qualität der Model- ››Vor der Einführungsphase: le noch vermindert ist. Das System lernte ständig ··Interpretierbarkeit & Transparenz: Die Mitarbeite- weiter und passte sich an Veränderungen an. rInnen sollten das Ergebnis selbst bestmöglich ver- stehen bzw. nachvollziehen können. Für eine pro- ››Nach der Einführungsphase: duktive Zusammenarbeit war es wichtig, dass die ··Das System wurde evaluiert und untersucht, ob die Vorschläge und Entscheidungen des AI-Systems gesetzten Ziele erreicht wurden (Effizienzsteige- nachvollziehbar und „erklärbar“ waren („Explainable rung, Reduktion der Arbeitsbelastung etc.). Erfüllt AI“). Mit diesem System wird den MitarbeiterInnen das AI-System die Anforderungen und führt so zu geholfen, mehr Transparenz in die Bewertung zu einer hohen Akzeptanz der MitarbeiterInnen, wird bringen. eine effektive Nutzung des Systems wahrscheinli- ··Es wurde darauf geachtet, dass AI-Anwendungen cher. Die Änderungen der AI-Lösung können nach zweckmäßig, zielführend und datenschonend sind. Bedarf von beiden Seiten (LieferantInnen/Säge- werk) evaluiert und als neue Version eingesetzt ››Während der Einführungsphase: werden. ··Ausreichend Zeit wurde eingeplant, damit das Sys- tem an Anforderungen der AnwenderInnen ange- passt werden kann bzw. sich die AnwenderInnen an das System gewöhnen konnten. Die Einführung dieses neuen Systems ging mit der Veränderung von Arbeitsprozessen, Zuständigkeiten, Verant- wortlichkeiten und letztlich Job-Profilen einher. Dies wurde im Sinne eines umfassenden Change Management Prozesses durchdacht und individu- ell kommuniziert. Das System übernimmt mühsa- me und monotone Aufgaben. MitarbeiterInnen behalten den Überblick, können andere Aufgaben übernehmen bzw. sollen ihre Expertise bei unkla- ren Bewertungen durch die AI einbringen. Es wird 27
ANHANG
ANHANG 6 Wie kommt die Software zu ihren Aussagen? 6.1 Frageliste bei der Ein ››Auf welche Beschäftigtendaten hat die Software-Zugriff? führung von Systemen Welche Entscheidungen sollen aufgrund welcher Daten gefällt werden? mit Anwendungen ››Ist es schlüssig, die Aussagen der Software aus den ver- „künstlicher Intelligenz wendeten Daten abzuleiten? ››Nach welchen Kriterien entscheidet die Software? (Es (KI)“ im Personalwesen müssen Begründungen für die verwendeten Kriterien vor- liegen, die für alle Menschen verständlich sind.) Da der Begriff „KI“ für unterschiedliche Verfahren benutzt ››Werden Methoden des maschinellen Lernens (ML) ver- wird, muss man nachfragen, wie das Verfahren funktioniert. wendet? Welche Annahmen und wissenschaftlichen The- Es geht immer um Verfahren, die auf der Grundlage von Da- orien liegen dem verwendeten Verfahren zugrunde und ten zu Aussagen kommen. Viele Verfahren treffen nicht ein- warum wurde dieses Verfahren gewählt? fach wahre oder falsche Aussagen, sondern geben Hinweise ››Welche Trainingsdaten wurden für das ML-Verfahren ver- und Empfehlungen. Um solche Hinweise verantwortlich zu wendet? (Passen Trainingsdaten mit den Anwendungsfäl- verwenden, muss man wissen, wie sie entstanden sind. Im len im Betrieb zusammen?) Rahmen der betrieblichen Mitbestimmung muss daher über ››Wie wurde das ML-Verfahren gegen Diskriminierung und die Funktionsweise von KI-Verfahren, die im Personalwe- andere ungewollte Einflüsse aus den Trainingsdaten gesi- sen eingesetzt werden sollen, diskutiert werden. Folgende chert? Fragen sollten daher vor der Einführung eines solchen Soft- ››Wie wurde das ML-Verfahren getestet? waresystems mit KI-Anwendungen beantwortet werden: Wie ist die Qualität des Systems sichergestellt? Zur Software: Funktionalitäten, Zweck ››Setzt der Algorithmus die Kriterien exakt um? (Algorith- ››Welche Software soll eingeführt werden? (Systemname, mus ist ein mathematisches Verfahren, um das gewählte Komponenten, Funktionalitäten) Kriterien möglichst schnell zu berechnen; Expertise von ››In welcher Form soll die Software zum Einsatz kommen Sachverständigen nötig;) (Software-as-a-Service-Modell, On-Premises) und welche ››Wie ist die Qualität der Implementierung (des Programm- Ausbaustufen sind geplant (weitere Komponenten, Up- codes) sichergestellt? dates)? ››Wer hat die Software erstellt und welche Komponenten ››Wo sollen die Beschäftigtendaten gespeichert werden wurden von Dritten übernommen? (z.B. Amazon Web Ser- und wer hat zu welchem Zweck Zugriff darauf? vices, Microsoft Azure, IBM Watson) ››Für welchen Zweck soll das System eingesetzt werden? Welche Entscheidungen sollen damit vorbereitet oder au- tonom entschieden werden? Wie ist das System im Betrieb integriert? ››Soll die Software deskriptiv (beschreibend), prädiktiv (vor- hersagend) oder präskriptiv (vorschreibend) eingesetzt ››Wer ist verantwortlich (Abteilung, Person)? werden? ››Welche Qualifikationen braucht es auf Seiten der Anwen- ››Welche Aussagen soll die Software treffen und mit wel- derInnen (Schulungsbedarf)? chem Wahrheitsgehalt? (z.B. Austrittswahrscheinlichkeit ››Wie und von wem wird entschieden, welche Funktio- von MitarbeiterInnen) nalitäten der Software genutzt werden? (welche Daten? welche Auswertungen? Wie werden die Mitbestimmungs- rechte berücksichtigt?) ››Wer legt die Kennzahlen (Maßstab, wann etwas als „gut“, „passend“ oder „gelungen“ einzuordnen ist) fest, anhand 29
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