Pleiotrope Effekte von Vitamin D und Vitamin D-Analoga

 
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Pleiotrope Effekte von Vitamin D und Vitamin D-Analoga
Erscheinungsort: Wien; Verlagspostamt: A-8600 Bruck/Mur                                                                                          Jahrgang 11, Ausgabe 2/09

                 Pleiotrope Effekte von Vitamin D
                 und Vitamin D-Analoga
                 Für ein gesundes Leben werden Se-                         Vitamin D-Supplementierung von
                 rumkonzentrationen an 25-Hydro-                           1000 IE Ergocalciferol/Tag (oder
                 xyvitamin D3 (25(OH)D) von >32                            mehr) blieben bei 37 Patienten die
                 ng/ml (>80 nmol/l) empfohlen (Hea-                        25(OH)D-Spiegel ≤50 nmol/l (Chat-
                 ney RP, Clin J Am Soc Nephrol 3:                          field SM, Intern Med J 37:377-382,
                 1535-1541, 2008). Schätzungen ge-                         2007). Andere Empfehlungen gehen
                 hen davon aus, dass etwa 30-50% der                       von einem Vitamin D-Bedarf von
                 gesunden Erwachsenen einen Vita-                          2000-7000 IE/Tag aus, um über das
                 min D-Mangel aufweisen (Holick                            ganze Jahr Plasma-25(OH)D-Spie-
                 MF, Ann Epidemol 19:73-78, 2009).                         gel von 40-70 ng/ml sicherzustellen
                 Postmenopausale Frauen haben in                           (Canell JJ, Altern Med Rev 13:6-20,
                 etwa 2/3 der Fälle 25(OH)D-Spie-                          2008). Das obere Limit in der Vita-
                 gel 65 Jahre beträchtlich: 26% der                           2007). Von Giovannucci werden
                 Männer hatten einen Vitamin D-                            1000-2000 IE Vitamin D pro Tag
                 Spiegel
Pleiotrope Effekte von Vitamin D und Vitamin D-Analoga
Vor                                                         sprung

                                                                                                                                            einfach
FERINJECT® (Wirkstoff: Eisen(III)-hydroxid-Polymaltose-Komplex (Ferric Carboxymaltose)) Zusammensetzung:
Wirkstoff: Eisen(III)-hydroxid-Polymaltose-Komplex (Ferric Carboxymaltose), ein Eisen-Kohlehydrat-Komplex (Konzentration: 50 mg

                                                                                                                                            Eisentherapie
Eisen pro Milliliter Lösung); sonstige Bestandteile: Natriumhydroxid, Salzsäure (zur Einstellung des pH-Werts) und Wasser für Injektions-
zwecke. Injektions- / Infusionslösung in Durchstechflaschen zu 2 ml Lösung, entspricht 100 mg Eisen, und Durchstechflaschen zu
10 ml Lösung, entspricht 500 mg Eisen. Anwendungsgebiete: FERINJECT® ist ein Antianämikum und wird für die Behandlung von
Patienten mit Eisenmangel angewendet, wenn orale Eisenpräparate unwirksam sind oder nicht angewendet werden können. Ziel
ist das Wiederauffüllen der Eisenspeicher des Körpers und die Beseitigung der Anämie. Gegenanzeigen, Warnungen, Vorsichts-
massnahmen, Überdosis: FERINJECT® darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen Eisen(III)-hydroxid-Polymaltose-
Komplex (Ferric Carboxymaltose) oder einen der sonstigen Bestandteile von FERINJECT®, einer Anämie, die nicht durch Eisenmangel
                                                                                                                                                                      einfach
bedingt ist, einer Eisenüberladung oder Eisenverwertungsstörung in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten. Besondere Vorsicht
bei der Einnahme von FERINJECT® ist erforderlich bei einer Infektion, Asthma, Ekzemen, Allergien oder Leberfunktionsstörungen.
FERINJECT® darf Kindern unter 14 Jahren nicht verabreicht werden. Wenn FERINJECT® zusammen mit oralen Eisenpräparaten
verabreicht wird, ist es möglich, dass diese oralen Präparate weniger wirksam sind. Nebenwirkungen: Häufig: Kopfschmerzen,
Schwindel, Übelkeit, Bauchschmerzen, Verstopfung, Durchfall, Hautausschlag (Rash), Reaktionen am Verabreichungsort. Gelegent-
lich: Paraesthesie, Hypotension, Flushing, Geschmacksstörungen, Erbrechen, Dyspepsie, Blähungen, Juckreiz, Nesselsucht
(Urtikaria), Muskelschmerzen, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Fieber, Müdigkeit, Brustschmerzen, Muskelsteifigkeit (Rigor),
Unwohlsein, peripheres Ödem. Manche Blutparameter können vorübergehende Änderungen zeigen, was sich anhand von Laborana-
                                                                                                                                             – Bis zu 200 mg als Push-Injektion
lysen nachweisen lässt. Häufig: vorübergehende Abnahme des Phosphorspiegels im Blut und Anstieg des Leberenzyms Alaninamino-
transferase. Gelegentlich: Anstieg bestimmter Leberenzyme (Aspartataminotransferase, Gamma-Glutamyltransferase) und Anstieg
                                                                                                                                             – Bis zu 1000 mg als 15-Minuten-Kurzinfusion
des Enzyms Laktatdehydrogenase. Verschreibungspflichtig. Pharmazeutischer Unternehmer: Zulassungsinhaber Vifor France
SA, 7-13, Bd Paul Emile Victor, 92200 Neuilly-sur-Seine, Frankreich; Vertrieb durch Vifor Deutschland GmbH, Landsberger Strasse 302,
                                                                                                                                             – Frei von Dextran
80687 München, Deutschland. Stand: Januar/2009
Pleiotrope Effekte von Vitamin D und Vitamin D-Analoga
Editorial

et al. eine Vitamin D-Zufuhr von 95 µg      Anstieg des systolischen Blutdrucks          zwischen dem 25(OH)D-Spiegel im
(3800 IE) pro Tag bei einem 25(OH)D-        (Weishaar RE, J Clin Invest 79:1706-         Plasma und dem Risiko der Manifesta-
Spiegel >55 nmol/l, aber von 125 µg         1712, 1987). Umgekehrt lässt sich durch      tion einer Hypertonie herleiten (For-
(5000 IE) Vitamin D pro Tag für Per-        Supplementierung von Vitamin D3 bei          man JP, Hypertension 49:1063-1069,
sonen mit einem 25(OH)D-Spiegel 80
schritt (vorwiegend in der Niere) in        des Herzens haben Rezeptoren für Vi-         nmol/l im Vergleich zu Personen mit
1,25(OH)2D (Calcitriol) umgewandelt.        tamin D. Daraus lässt sich die poten-        25(OH)D-Spiegeln
Pleiotrope Effekte von Vitamin D und Vitamin D-Analoga
Mehr als PTH
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                                                                                                                                                   Rezeptor-Aktivierung für eine
                                                                                                                                                   gezielte Therapie1, 2

                                                                                                                                                   Effektiv – Senkt PTH ohne
                                                                                                                                                   Phosphat und Calcium klinisch
                                                                                                                                                   relevant zu beeinflussen2

                                                                                                                                                   Protektiv – Überlebensvorteil im
                                                                                                                                                   Vergleich zu Calcitriol3
                                                                                                                                           1
                                                                                                                                             Fachinformation Zemplar® 5 Mikrogramm/ml Injektionslösung,
                                                                                                                                             Stand Dezember 2006, Abbott GmbH & Co. KG Wiesbaden
                                                                                                                                           2
                                                                                                                                             Martin KJ et al., J Am Soc Nephrol 1998; 9:1427–1432
                                                                                                                                           3
                                                                                                                                             Teng M et al., New Engl J Med 2003; 349:446–456, retrospektive
                                                                                                                                             Kohortenstudie mit 67.399 Patienten

Zemplar® 5 Mikrogramm/ml Injektionslösung; Zemplar® 1 Mikrogramm, 2 Mikrogramm Weichkapseln.
Wirkstoff: Paricalcitol. Zusammensetzung: Jeweils 1 ml Injektionslösung enthält 5 Mikrogramm Paricalcitol; 1 Weichkapsel enthält 1 Mikrogramm / 2 Mikrogramm Paricalcitol. Sonstige Bestandteile: Injektionslösung: Ethanol (20 Vol.-%),
Propylenglykol, Wasser für Injektionszwecke; Weichkapseln: mittelkettige Triglyzeride, Ethanol, Butylhydroxytoluol, Gelatine, Glycerol, gereinigtes Wasser, Titandioxid (E 171), Propylenglycol, Poly(phthalsäure-co-vinylacetat), Macrogol 400,
Ammoniumhydroxid. 1 Mikrogramm zusätzlich: Eisen(II,III)oxid (E172). 2 Mikrogramm zusätzlich: Eisen(III)-oxid (E172), Eisenoxidhydrat (E172). Anwendungsgebiet: Zemplar® 5 Mikrogramm/ml Injektionslösung ist indiziert zur Prävention
und Therapie eines sekundären Hyperparathyreoidismus bei Patienten mit chronischem Nierenversagen, die hämodialysepflichtig sind. Zemplar® 1 Mikrogramm, 2 Mikrogramm Weichkapseln sind indiziert zur Prävention und Therapie eines
sekundären Hyperparathyreoidismus, assoziiert mit chronischer Niereninsuffizienz (chronische Nierenerkrankung (CKD), Stadien 3 und 4) und chronischem Nierenversagen (CKD Stadium 5) bei Patienten mit Hämodialyse oder Peritonealdialyse.
Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile, Vitamin D-Intoxikation, Hyperkalzämie. Nebenwirkungen: Zemplar® 5 Mikrogramm/ml Injektionslösung: Nebenwirkungen aus klinischen
Studien mit möglichem, wahrscheinlichem oder sicherem Kausalzusammenhang mit Paricalcitol, aufgelistet nach Organsystem und Häufigkeit: Endokrine Erkrankungen: häufig: Störung der Nebenschilddrüse. Blut und lymphatisches
System: gelegentlich: Anämie, Leukopenie, Lymphadenopathie, verlängerte Blutungszeit. Störungen des Immunsystems: häufig: Pruritus; gelegentlich: allergische Reaktionen, Exanthem. Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen: häufig:
Hyperkalzämie, Hyperphosphatämie; gelegentlich: Ödeme, periphere Ödeme, erhöhte GOT, Gewichtsverlust. Nervensystem: gelegentlich: Verwirrtheit, Delirium, Schwindel, abnormaler Gang, Agitiertheit, Depersonalisation, Hypästhesie,
Schlaflosigkeit, Myoklonus, Nervosität, Parästhesie, Stupor. Sinnesorgane: häufig: Geschmacksstörungen; gelegentlich: Konjunktivitis, Ohrenerkrankungen, Glaukom. Herz-Kreislauf-System: gelegentlich: Hypotonie, Arrhythmie, Vorhofflattern,
zerebrale Ischämie, Schlaganfall, Herzstillstand, Hypertonie, Synkope. Atemwege: gelegentlich: Asthma, verstärkter Husten, Dyspnoe, Nasenbluten, Lungenödem, Pharyngitis, Pneumonie. Verdauungstrakt: gelegentlich: Anorexie, Kolitis,
Verstopfung, Durchfall, trockener Mund, Schluckstörung, Verdauungsstörungen, Gastritis, rektale Blutungen, Durst, Übelkeit, Erbrechen, Dyspepsie. Haut und Hautanhangsgebilde: gelegentlich: Alopezie, Hirsutismus, Exanthem, Schwitzen,
Vesicula. Muskel- und Skelettsystem: gelegentlich: Arthralgie, Myalgie, Gelenkserkrankungen, Zucken. Urogenitalsystem: gelegentlich: Impotenz, Brustkrebs, Brustschmerzen, Vaginitis. Sonstige: häufig: Kopfschmerzen; gelegentlich:
Schmerzen an der Injektionsstelle, allgemeine Schmerzen, Schwäche, Rückenschmerzen, Thoraxschmerzen, Fieber, Influenza, Infektion, Unwohlsein, Sepsis. Nebenwirkungen aus Post-Marketing-Erfahrungen: Störungen des Immunsystems,
Überempfindlichkeitsreaktionen: sehr selten: angioneurotisches Ödem, Kehlkopfödem, Urtikaria. Zemplar® 1 Mikrogramm, 2 Mikrogramm Weichkapseln: Nebenwirkungen aus klinischen Studien mit möglichem Kausalzusammenhang mit
Paricalcitol, aufgelistet nach Organsystem und Häufigkeit; CKD Stadium 3 und 4: Untersuchungen: gelegentlich: abnormale Leberenzyme. Nervensystem: gelegentlich: Schwindel,
Geschmacksstörung. Gastrointestinaltrakt: häufig: Magenbeschwerden. gelegentlich: Obstipation, Mundtrockenheit. Haut und Unterhautzellgewebe: häufig: Hautausschlag. gelegentlich:
Pruritus, Urtikaria. Skelettmuskulatur, Bindegewebe und Knochen: gelegentlich: Muskelkrämpfe. Immunsystem: gelegentlich: Überempfindlichkeit. CKD-Stadium 5: Organsystem und
Häufigkeit: Nervensystem: häufig: Schwindel. Gastrointestinaltrakt: häufig: Diarrhoe, gastroösophageale Refluxkrankheit. Haut und Unterhautzellgewebe: häufig: Akne. Stoffwechsel und
Ernährung: häufig: Hyperkalzämie, Hypokalzämie, verringerter Appetit. Geschlechtsorgane und Brustdrüse: häufig: schmerzhaftes Spannungsgefühl in der Brust. Warnhinweise: Dieses
Arzneimittel enthält geringe Mengen an Ethanol (Alkohol), weniger als 100 mg/Kapsel. Stand der Information: Zemplar® 5 Mikrogramm/ml Injektionslösung Dezember 2006; Zemplar®
1 Mikrogramm, 2 Mikrogramm Weichkapseln Februar 2008. Verschreibungspflichtig. Abbott GmbH & Co. KG, Max-Planck-Ring 2, 65205 Wiesbaden.
Pleiotrope Effekte von Vitamin D und Vitamin D-Analoga
Editorial

einer japanischen Studie reduzierte eine
Therapie mit Calcitriol signifikant den
systolischen und diastolischen Blutdruck
und die Reninaktivität (Kimura Y, Intern
Med 8:31-35, 1999). Bei 34 Typ 2-Dia-
betikern mit niedrigen 25(OH)D-Spie-
geln (im Mittel 38,3 nmol/l) kam es
nach einer einzelnen Dosis von 100.000
IE Vitamin D2 zu einem Anstieg der
25(OH)D-Spiegel um 15,3 nmol/l und
zum Abfall des systolischen Blutdrucks
um 14 mmHg (Sudgen JA, Diabet Med
25: 320-325, 2008).
Die Sonnenexposition ist die wesent-
lichste Vitamin D-Quelle beim Men-
schen, zumal in Nahrungsmitteln we-
nig Vitamin D enthalten ist. Die Se-
rum-25(OH)D-Spiegel halten unter
Vitamin D-Synthese durch die Sonne
länger an als durch die orale Zufuhr von
Vitamin D (Holick MF, Clin J Am Soc
Nephrol 3:1548-1554, 2008). Patienten
mit milder Hypertonie wurden 3x/Wo-
che für 6 Wochen entweder mit UVB
(um die Vitamin D-Synthese zu indu-
zieren) oder mit UVA (ohne die Vi-
tamin D-Synthese) bestrahlt. Unter
UVB-Bestrahlung, aber nicht unter
UVA-Bestrahlung kam es zum Anstieg                                                                 Wang AY, Am J Clin Nutr 87:1631-1638, 2008
der 25(OH)D-Spiegel und zur Senkung
der systolischen und diastolischen Blut-      Abb. 2: Überlebensrate ohne kardiovaskuläre Ereignisse in Abhängigkeit vom
druckwerte (Krause R, Lancet 352:709-         Serum-25(OH)D-Spiegel und der Ejektionsfraktion (EF) (A) sowie in Abhängigkeit
710, 1998).                                   vom Serum-25(OH)D-Spiegel und der linksventrikulären Masse (LVMi) (B)
Bei drei Kohortenstudien mit 209.313
Teilnehmern ergab sich dagegen kein          Blutdruck keine primäre oder sekundä-      288:E125-E132, 2005). Eine enge in-
Zusammenhang zwischen Vitamin D3 -           re Zielgröße der WHI-Studie (Geleijnse     verse Beziehung zwischen 1,25(OH)2D-
Einnahme und dem Risiko einer indi-          JM, Hypertension 52:803-804, 2008).        Spiegel und Reninaktivität ist bei Pa-
zenten Hypertonie (Forman JP, Hyper-         Vitamin D ist ein bedeutender Regula-      tienten mit essentieller Hypertonie seit
tension 46:676-682, 2005). Bei den           tor der Renin-Angiotensin-Achse, und       langem bekannt (Resnick LM, Ann In-
36.282 postmenopausalen Frauen der           damit nicht nur involviert in die Blut-    tern Med 105:649-654, 1986).
WHI(Women´s Health Initiative)-Stu-          druckregulation, sondern auch in die       Abbildung 1 zeigt die kumulative
die ergab sich über einen Zeitraum von       Elektrolyt- und Volumenhomöostase.         Wahrscheinlichkeit kardiovaskulärer Er-
7 Jahren kein Zusammenhang zwischen          1,25(OH)2D supprimiert die Renin-          eignisse bei hypertensiven und normo-
Vitamin D- und Kalziumzufuhr und             Gen-Expression (Li YC, J Steroid Bio-      tensiven Patienten in Abhängigkeit vom
Hypertonie (Margolis KL, Hypertension        chem Mol Biol 89/90:387-392, 2004).        Serum-25(OH)D-Spiegel.
52:847-855, 2008). Eine Vitamin D3 -         Die Ausschaltung des Gens für den
Zufuhr von 400 IE/Tag (adäquat für           Vitamin D-Rezeptor führt tierexperi-       Renoprotektion durch
Kinder) ist für eine 20-30-fach höhere       mentell zur vermehrten Reninproduk-        Vitamin D und Analoga
Körpermasse unzureichend und beein-          tion, zur kardialen Hypertrophie und
flusst offensichtlich schon allein dadurch   zur Entwicklung einer Hypertonie (Xi-      Vitamin D ist offensichtlich von Be-
den Blutdruck nicht. Außerdem war der        ang W, Am J Physiol Endocrinol Metab       deutung für die Intaktheit der Podozy-

Nr. 2, 2009                                                                                                                                 5
Pleiotrope Effekte von Vitamin D und Vitamin D-Analoga
Editorial

ten, die Suppression der intrarenalen      (Faktoren, die üblicherweise die Trans-      D bei Podozytenschädigung (Matsui I,
Renin-Genexpression und intrarenalen       plantatfunktion negativ beeinflussen) zu     Nephrol Dial Transplant March 18, 2009).
Inflammation (Agarwal R, Clin J Am Soc     verursachen (Courbebaisse M, Kidney Int
Nephrol May 28, 2009). Durch eine          75:646-651, 2009; Levi R, Kidney Int         Vitamin D und Mortalität
Therapie mit Paricalcitol (0,5-2 µg/Tag)   75:576-578, 2009).                           bei chronischer Niereninsuffizienz
konnten bei Patienten mit chronischer
Nierenerkrankung und Hypertonie nach       Tierexperimentell lassen sich bei ver-       Bei 140 Patienten in den Stadien 2-5
Vorbehandlung mit einem ACE-Hem-           schiedenen Modellen der chronischen          der chronischen Nierenerkrankung fand
mer oder Angiotensin II-Blocker inner-     Nierenerkrankung sowohl glomeruläre          sich ein Vitamin-Mangel (25(OH)D
halb eines Monats Albuminurie und          als auch tubulointerstitielle Läsionen       ≤15 ng/ml) bei 42% und eine Vitamin-
erhöhte CRP-Werte dosisabhängig re-        durch die Gabe von Calcitriol oder des-      Insuffizienz (25(OH)D zwischen 16
duziert werden. Alle untersuchten Pa-      sen Analoga positiv beeinflussen. Pari-      und 30 ng/ml) bei 34% der Patienten-
tienten hatten einen Vitamin D-Man-        calcitol retardiert die Progression der      population. Über einen Zeitraum von
gel, die Werte für 25(OH)D lagen 16,7 ng/ml. In der multivaria-
kung im Stadium 3 und 4 gezeigt, dass      nephrektomierten Ratten vermindert           ten Analyse der Daten war der
unter Paricalcitoltherapie (9,5 µg pro     die Gabe von Calcitriol den Verlust und      25(OH)D-Spiegel ein unabhängiger
Woche) die Proteinurie bei 29/57 Pa-       die Hypertrophie von Podozyten (Kuhl-        Prädiktor der Gesamtmortalität (Bar-
tienten (51%) abnahm, unter Plazebo-       mann A, Am J Physiol Renal Physiol 286:      reto DV, Clin J Am Soc Nephrol 4:1128-
therapie dagegen nur bei 15/61 Patien-     F526-F533, 2004). Bei Mäusen mit obs-        1135, 2009). Die Prävalenz eines Vita-
ten (24%; P=0,004) (Agarwal R, Kidney      truktiver Nephropathie reduziert Pari-       min D-Mangels ist vor allem bei Hä-
Int 68:2823-2828, 2005). Bei Patien-       calcitol die Infiltration von T-Zellen und   modialyse (HD)- oder Peritonealdialyse
ten mit bioptisch gesicherter IgA-Ne-      Makrophagen, ebenso die renale Ex-           (PD)-Patienten außerordentlich hoch.
phropathie und persistierender Protei-     pression von RANTES und TNF-α.               In einer Studie aus Pittsburgh hatten
nurie trotz Therapie mit einem ACE-        Die Gabe von Paricalcitol reduziert in       28/29 PD-Patienten (97%) 25(OH)D-
Hemmer oder Angiotensin-II-Rezep-          diesem Tiermodell auch das interstitiel-     Spiegel < 15 ng/ml, bei 25/29 PD-Pa-
torblocker nahm unter additiver Gabe       le Volumen, die Ablagerung von Fibri-        tienten (86%) lagen die 25(OH)D-Spie-
von Calcitriol (0,5 µg 2x/Woche für 12     nogen sowie Typ I- und Typ III-Kolla-        gel unter der Nachweisgrenze. Eine ora-
Wochen) die Proteinurie signifikant von    gen. Paricalcitol supprimiert bei obs-       le Korrektur des Vitamin D-Mangels
1,98±0,74 auf 1,48±0,81 g/g Kreatinin      truktiver Nephropathie intrarenal TGF-       mit 50.000 IE Ergocalciferol (1x/Wo-
ab. Die Nierenfunktion und der Blut-       β1 und den korrespondierenden Rezep-         che für 4 Wochen) korrigierte bis auf
druck blieben unbeeinflusst. Der Rück-     tor, Zellproliferation und Apoptose und      einen Patienten (der einen zweiten Er-
gang der Proteinurie war mit einer         normalisiert die Konzentration des Vita-     gocalciferol-Behandlungszyklus erhielt)
Abnahme von TGF-β (transforming            min D-Rezeptors (Tan X, J Am Soc Neph-       nicht nur den Vitamin D-Mangel der
growth factor β) korreliert (Szeto CC,     rol 19:1741-1752, 2008).                     Patienten, sondern auch Muskelschwä-
Am J Kidney Dis 51:724-731, 2008). Bei     Am Modell der Puromycin-induzierten          che und Knochenschmerzen. Die
nierentransplantierten Patienten mit       Nephrose der Ratte konnte gezeigt wer-       1,25(OH)2D-Spiegel stiegen allerdings
chronischer Transplantatnephropathie       den, dass mit der Proteinurie eine Be-       nur gering an, Serum-Kalzium, -Phos-
verbessert eine Therapie mit Calcitriol    einträchtigung des Vitamin D-Systems         phat und -Parathormon blieben unbe-
die Transplantatfunktion und reduziert     einhergeht und dass sich durch die täg-      einflusst (Shah N, Perit Dial Int 25:362-
den Transplantatverlust (O`Herrin JK,      liche Gabe von Calcitriol oder 22-Oxa-       366, 2005).
Am J Nephrol 22:515-520, 2002). Bei        calcitriol durch Protektion der Podozy-      Bei 230 PD-Patienten ließ sich ein
nierentransplantierten Patienten kön-      ten (verminderte Expression von Des-         Überlebensvorteil bei Patienten mit ei-
nen der Vitamin D-Mangel und erhöh-        min, Hochregulierung von Nephrin und         nem 25(OH)D-Spiegel >45,7 nmol/l
te Parathormonwerte durch Cholecal-        Podocin) eine erfolgreiche Therapie des      aufzeigen im Vergleich zu PD-Patien-
ciferol (100.000 IE alle 2 Wochen für 2    nephrotischen Syndroms erzielen lässt.       ten mit einem 25(OH)D-Spiegel ≤45,7
Monate) korrigiert werden, ohne eine       Die Autoren schlossen aus ihren Daten        nmol/l, vor allem bei guter linksventri-
Hyperkalziämie und Hyperkalziurie          auf eine präventive Rolle von Vitamin        kulärer Funktion und nur wenig ausge-

 6                                                                                                                      Nr. 2, 2009
Pleiotrope Effekte von Vitamin D und Vitamin D-Analoga
Editorial

prägter linksventrikulärer Hypertrophie     Calcitriol (0,25-0,50 µg/Tag) behan-        einleitung (Wolf M, Kidney Int 72:1004-
(Abbildung 2).                              delt. Mortalität (als singulärer Endpunkt   1013, 2007). Bei 7203 Dialysepatienten
Bei PD-Patienten mit schwerer links-        der Studie) oder Dialysebeginn und          aus 6 lateinamerikanischen Ländern war
ventrikulärer Hypertrophie und links-       Mortalität (als kombinierter Endpunkt       unter Supplementierung mit aktivier-
ventrikulärer Dysfunktion war der           der Studie) waren unter Calcitriolthe-      tem Vitamin D die Sterblichkeit (glo-
25(OH)D-Spiegel ohne Einfluss auf die       rapie signifikant geringer. Diese positi-   bal, kardiovaskulär, Infekt- und Malig-
Prognose der Patienten (Wang AY, Am         ven Daten für eine Behandlung mit           nom-bedingt) um 45% niedriger ohne
J Clin Nutr 87:1631-1637, 2008). Auch       1,25(OH)2D ergaben sich trotz eines         Vitamin D-Therapie (Navez-Diaz M,
bei inzidenten HD-Patienten ist die         höheren Risikoprofils für eine ungüns-      Kidney Int 74:1070-1078, 2008). In ei-
Mortalität in den ersten Monaten nach       tige Prognose in der Calitriolgruppe:       ner Kohortenstudie mit 58.058 chroni-
Einleitung der Dialysebehandlung mit        Höheres Lebensalter, niedrigerer dias-      schen Hämodialysepatienten führte die
dem Vitamin D-Spiegel assoziiert (Wolf      tolischer Blutdruck, höhere Parathor-       Gabe von Paricalcitol zu einem verbes-
M, Kidney Int 72:1004-1013, 2007).          monwerte, niedrigere GFR und höhe-          serten Überleben der so behandelten Pa-
In der Allgemeinbevölkerung besteht         re Phosphatwerte als in der Gruppe oh-      tienten (Kalantar-Zadeh K, Kidney Int
eine enge Beziehung zwischen myokar-        ne Calcitriol (Kovesdy CP, Arch Intern      70:771-780, 2006).
dialer Dysfunktion, Sterblichkeit durch     Med 168:397-403, 2008).                     Bei 1370 Teilnehmern (394 mit einer
Herzinsuffizienz und plötzlichem Herz-      Tentori et al. verglichen 7731 HD-Pa-       berechneten GFR
Pleiotrope Effekte von Vitamin D und Vitamin D-Analoga
Editorial

Vitamin D und Statine                       in einer anderen Studie nicht nachwei-       gung des Blutdrucks unter Statinthera-
                                            sen: Unter UV-Bestrahlung stiegen die        pie (was in einzelnen Publikationen be-
Für die Reduktion der Morbidität und        Vitamin D-Spiegel vergleichbar an,           obachtet wurde) sehen (Hiemstra TF,
Mortalität durch eine Therapie mit Sta-     gleichgültig ob die Probanden eine The-      Lancet 368:1233, 2006).
tinen wird – wenigstens teilweise – der     rapie mit Pravastatin (10-40 mg 2x/Tag)      Unter Vitamin D-Supplementierung
Anstieg der Vitamin D-Spiegel im Se-        oder kein Statin hatten (Dobs AS, Me-        (800 IE/Tag für 6 Wochen) wurde ei-
rum verantwortlich gemacht. Als Se-         tabolism 40:524-528, 1991).                  ne signifikante Abnahme der Atorvas-
kundärprävention wurden Patienten mit       Es ist gegenwärtig nicht wirklich klar,      tatin-Spiegel und des aktiven Metabo-
akutem Koronarsyndrom, akutem Myo-          wie es unter Behandlung mit Statinen         liten beobachtet. Dennoch ließen sich
kardinfarkt oder instabiler Angina pec-     zu einem Anstieg der Vitamin D-Spie-         unter der Kombination von Vitamin D3
toris mit Atorvastatin behandelt. Inner-    gel kommt. Statine hemmen die Cho-           und Atorvastatin die Gesamtcholeste-
halb von 12 Monaten kam es nicht nur        lesterinsynthese aus 7-Dehydrocholes-        rin- und LDL-Cholesterin-Werte si-
zu einer signifikanten Reduktion der        terin. Dieser Metabolit ist auch die Vor-    gnifikant stärker senken als unter Ator-
Cholesterin- und Triglyzeridspiegel,        stufe von Vitamin D. Denkbar wäre            vastatin-Monotherapie (Schwarz JB,
sondern auch zu einem signifikanten         unter Hemmung der HMG-CoA-Re-                Clin Pharmacol Ther 85:198-203, 2009).
Anstieg der Vitamin D-Spiegel (Pérez-       duktase ein Anstieg von 7-Dehydrocho-        Dieser überraschende synergistische Ef-
Castrillón JL, Am J Cardiol 99:903-905,     lesterin und nachfolgend eine vermehr-       fekt von Statinen und Vitamin D3 bzw.
2007). Aloía et al. fanden ebenfalls ei-    te Synthese von 25(OH)D (Guryev O,           Vitamin D-Analoga bedarf weiterer
ne Assoziation zwischen Statinbehand-       Proc Natl Acad Sci USA 100:14754-            Untersuchungen.
lung und 25(OH)D-Spiegel. In dieser         14758, 2003).
Studie erhielten 208 Frauen entweder        Sind Statine Vitamin D-Analoga (Gri-         Zusammenfassung
eine Therapie mit Vitamin D (n=104)         mes DS, Lancet 368: 83-86, 2006)? Un-
oder Plazebo (n=104), 51 Frauen dieser      ter Verwendung von sogenannten               Eine große Zahl von Beobachtungsstu-
Studie hatten zusätzlich Statine erhal-     HEK-Zellen (mit Expression des Vita-         dien spricht für eine Schlüsselrolle von
ten. Bereits zu Studienbeginn hatten die    min D-Rezeptors und gutem Anspre-            Vitamin D, aktiviertem Vitamin D und/
Patientinnen mit Statinen signifikant       chen auf Vitamin D und Vitamin D-            oder dessen Analoga bei einem breiten
höhere 25(OH)D-Spiegel. Erhöhte             Analoga nach Inkubation über einen           Spektrum chronischer Erkrankungen.
25(OH)D-Spiegel persistierten über          Zeitraum bis zu 24 Stunden) ließ sich        Randomisierte kontrollierte Studien feh-
den Behandlungszeitraum von 3 Jahren        keine signifikante Vitamin D-Rezep-          len bislang, allerdings sind die Daten der
auch bei den mit Statinen behandelten       tor-Aktivierung durch Simvastatin, Pra-      bisherigen Beobachtungsstudien konsis-
Frauen im Vergleich zu den Frauen oh-       vastatin oder Lovastatin in vitro nach-      tent und robust. Die Möglichkeit, eine
ne Statine, sowohl unter Vitamin D- als     weisen (Wu-Wong JR, J Thromb Haemost         lange Liste Skelettsystem-assoziierter
auch unter Plazebo-Therapie (Aloía JF,      5:415-416, 2007). Andere Studien fan-        und nicht-Skelettsystem-assoziierter Pro-
Am J Cardiol 100:1329, 2007).               den, dass diese drei Statine teilweise den   bleme durch Vitamin D, aktiviertes Vita-
Bereits frühere (wenig beachtete Studi-     Vitamin D-Rezeptor aktivieren (Mar-          min D und/oder dessen Analoga verhin-
en) bei Heterozygoten mit familiärer        shall TG, Lancet 368:1234, 2006). Es         dern oder behandeln zu können, sollte
Hypercholesterinämie hatten unter           könnte sein, dass Statine in vivo erst in    die Forschungsaktivitäten auf diesem at-
Therapie mit Lovastatin (20-80 mg/          Metabolite umgewandelt werden müs-           traktiven und klinisch hoch-relevanten
Tag) oder unter Therapie mit Simvasta-      sen, die dann sekundär den Vitamin D-        Gebiet weiter stimulieren. Nur ein Teil
tin (10-20 mg/Tag) über einen Anstieg       Rezeptor aktivieren. Ähnliches kennen        dieser Topics konnte in dem vorliegen-
der 25(OH)D- und 1,25(OH)2D-Spie-           wir ja von den Vitamin D-Analoga Er-         den Artikel abgehandelt werden.
gel berichtet (Wilczek H, Cas Lek Cesk      gocalciferol, Calcidiol und Doxercalci-
128:1254-1256, 1989; Wilczek H, Cas         ferol, die erst nach Metabolisierung in       Dr. Matthias P. Hörl
Lek Cesk 133:727-729, 1994). Bei 91 hy-     vivo Vitamin D-Rezeptor-Agonisten             Klinik IV für Innere Medizin
                                                                                          Nephrologie u. All. Innere Medizin
perlipidämischen Patienten kam es un-       werden (Wu-Wong JR, J Thromb Hae-             Universitätsklinik Köln
ter Therapie mit Rosuvastatin ebenfalls     most 5:415-416, 2007). Wären Statine          matthias.hoerl@web.de
zu einem Anstieg der 25(OH)D- und           Vitamin D-Rezeptor-Agonisten, so
1,25(OH)2D-Spiegel (Yavuz B, Cardio-        sollte man eigentlich in vivo einen An-       Prof. Dr. Dr. Walter H. Hörl, FRCP
vasc Drugs Ther, June 20, 2009). Ein der-   stieg des Serum-Kalziums oder eine            Klin. Abt. f. Nephrologie und Dialyse
                                                                                          Medizinische Universität Wien
artiger Zusammenhang zwischen Sta-          Abnahme der Renin-Aktivität bzw. der
                                                                                          walter.hoerl@meduniwien.ac.at
tinen und Vitamin D ließ sich allerdings    Renin-Expression oder eine Erniedri-

 8                                                                                                                        Nr. 2, 2009
Pleiotrope Effekte von Vitamin D und Vitamin D-Analoga
Aktuelles aus der Transplantationsmedizin

Nierenfunktion nach Transplantation
nicht renaler Organe
Störungen der Eigennierenfunktion         einer Lebertransplantation an der         zung 88±7 ml/min/1.73 m2 errechnet.
treten nach einer Transplantation je      Dialyse doppelt so hoch wie bei „kon-     Die Korrelation zur tatsächlichen
nach Definition, Beobachtungsdauer        ventionellem“ Nierenversagen. Inter-      GFR war bei beiden Methoden sehr
und der Art des transplantierten Or-      essanterweise war die Prognose bei-       schwach (R= 0.52 bzw. 0.57) (Skluza-
gans bei 10 bis > 80% der Patienten       der Patientengruppen nach einer Nie-      cek PA, Am J Kidney Dis 42:1169-
auf. In einer amerikanischen Register-    rentransplantation wieder vergleichbar    1176, 2003). 44 Patienten mit Leber-
studie sank die glomeruläre Filtrati-     (Al Riyami D, Transplantation 85:         erkrankung (6 Child – Pugh Stadium
onsrate (GFR) innerhalb der ersten 3      1277-1280, 2008).                         A, 20 Stadium B und 18 Stadium C)
Jahre bei 16.5% der Empfänger soli-                                                 hatten in einer Studie von Pöge et al.
der Organe (36.849 Leber-, 24.024         Niereninsuffizienz nach                   eine Inulinclearance von 35 ml/min/
Herz-, 7643 Lungen-, 576 Herz-            Lebertransplantation                      1.73m2. Die MDRD-Formel erbrach-
Lungen- und 228 Darmtransplanta-                                                    te einen Wert von 84 (Korrelations-
tionen) unter 30 ml/min/1.73m2, bei       Bei einer signifikanten Lebererkran-      koeffizient zum Goldstandard 0,52),
3297 Patienten musste eine Dialyse-       kung ist die korrekte Beurteilung der     die Cockcroft und Gault-Berechnung
behandlung eingeleitet werden.            Nierenfunktion aus mehreren Grün-         87 ml/min/1.73 m2 (Korrelationsko-
Die Inzidenz war nach einer Darm-         den schwierig. Die Kreatininmessung       effizient 0.51) (Pöge U, Nephrol Dial
transplantationen am höchsten (> 20%),    wird bei der Jaffe-Methode durch          Transplant 21:660-664, 2006). Die
nach einer Herz-Lungentransplanta-        Chromogene, zu denen auch Biliru-         Kreatininclearance liefert wegen der,
tion am niedrigsten (6.9%). Wichti-       bin zählt, beeinflusst. Enzymatische      auch bei Leberinsuffizienz mit abneh-
ge Risikofaktoren für eine postopera-     Methoden müssen an einem Gold-            mender GFR zunehmenden tubulä-
tive Niereninsuffizienz waren ein hö-     standard (z. B. isotope dilution mass     ren Sekretion von Kreatinin, zu hohe
heres Lebensalter oder ein Diabetes       spectrometry) evaluiert werden. Krea-     Werte (Cholongitas E, Aliment Phar-
mellitus des Empfängers, eine präope-     tinin entsteht im Muskelgewebe aus        macol Ther 26:969-978, 2007).
rative GFR < 60 ml/min/ 1.73m2 und        Kreatin, welches in der Leber synthe-     Selbst Verfahren mit idealen Markern
ein postoperatives akutes Nierenver-      tisiert wird. Bei einer Leberinsuffi-     der glomerulären Filtration sind feh-
sagen. Auch Frauen waren häufiger         zienz mit muskulärer Kachexie ist da-     leranfällig. Wird z. B. nur der Abfall
betroffen. Eine eingeschränkte Nie-       her das Serumkreatinin selbst bei         der Serumkonzentration der Substanz
renfunktion nach der Transplanta-         schwerer Niereninsuffizienz oft noch      für die Berechnung der GFR heran-
tion war auch mit einer deutlich er-      im „Normalbereich“. Die massiven          gezogen, kann bei Aszites, wenn die
höhten Mortalität verbunden, vor al-      Veränderungen des Kreatininpools          Substanz auch in diesen diffundiert,
lem, wenn eine Dialysebehandlung          werden auch nicht durch Formeln, die      die GFR um mehr als 30% über-
eingeleitet werden musste. Wird bei       „übliche“, also durch Alter oder Ge-      schätzt werden (Skluzacek PA, Am J
diesen Patienten nachfolgend eine         schlecht verursachte Schwankungen         Kidney Dis 42:1169-1176, 2003). Cys-
Nierentransplantation durchgeführt,       berücksichtigen (z. B. Cockcroft und      tatin-C-basierte Berechnungen der
ist das Risiko kurzfristig erhöht, nach   Gault oder MDRD-Formel), besei-           GFR sind ebenfalls nicht sehr genau.
506 Tagen erreicht die Mortalität aber    tigt.                                     In der oben bereits zitierten Studie
wieder jene der Patienten, die an der     Skluzacek et al. ermittelten bei 19 Pa-   von Pöge et al. (tatsächliche GFR 44
Dialyse verbleiben, nach 5 Jahren ist     tienten vor einer Lebertransplantati-     ml/min/1.73m2) betrug die Cystatin-
sie um 44% niederer (Ojo AO, N Engl       on eine renale Clearance von Iothala-     C-basierte GFR nach der Larsson,
J Med 349:931-940, 2003).                 mat von 58±5 ml/min/1.73m2. Mittels       wie auch nach der Hoek-Formel 69
Auch in einer anderen Untersuchung        MDRD-Formel wurden 77±8 und               ml/min/1.73m2, der Korrelationsko-
war die Mortalität von Patienten nach     durch die Cockcroft und Gault-Schät-      effizient zur GFR lag jeweils bei 0.61

Nr. 2, 2009                                                                                                            9
Pleiotrope Effekte von Vitamin D und Vitamin D-Analoga
BEI RENALER ANÄMIE
                                                                                             1 x monatlich für alle Patienten in der Erhaltungsphase1–4

                                                                                                                                                          l                           +++ Aktuell
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                                                                                                                                                  Arzneimittelvertra
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                                                                                                    aktivierung1,5                                                                      management6

              MIRCERA®: Das Molekül zur kontinuierlichen Aktivierung der Erythropoiese1,5

1 MIRCERA® Summary of Product Characteristics. F. Hoffmann-La Roche Ltd, 2007. 2 Fishbane S, Levin NW, Mann JFE, Lewis JL, Bernardo M, Lunde NM, Dougherty FC. IV C.E.R.A. (Continuous Erythropoietin Receptor Activa-
tor) once every 2 weeks or once monthly maintains stable Hb levels after converting directly from IV epoetin 1-3 times per week in patients with CKD on dialysis. Abstract SA-PO205, presented at ASN Annual Meeting, November
14–19, 2006, San Diego, California. J Am Soc Nephrol. 2006;17:618A. 3 Sulowicz W, Locatelli F, Ryckelynck J-P, et al. Once-monthly subcutaneous C.E.R.A. maintains stable hemoglobin control in patients with chronic kidney
disease on dialysis and converted directly from epoetin one to three times weekly. Clin J Am Soc Nephrol. 2007;2:637-646. 4 Levin NW, Imbasciati C, Combe M, et al. Adequate Hb levels are maintained with IV C.E.R.A. (con-
tinuous erythropoietin receptor activator) administered up to once monthly in dialysis patients irrespective of age, gender or diabetic status. Abstract SA-PO206, presented at ASN Annual Meeting, November 14–19, 2006, San
Diego, California. 5 Jarsch M, Haselbeck A, Brandt M. Consumption of C.E.R.A. and epoetin beta in a cellular assay: UT-7 consumption model. Presented at American Society of Hematology (ASH) 48th Meeting, December 9–12,
2006, Orlando, FL. 6 Saueressig et al. Staff Time and Costs for Anaemia Management with Erythropoietic Stimulating Agents in Patients on Haemodialysis, presented at ERA-EDTA Congress, June 21–24, 2007, Barcelona.
MIRCERA® 30 Mikrogramm/0,3 ml, 50 Mikrogramm/0,3 ml, 75 Mikrogramm/0,3 ml, 100 Mikrogramm/0,3 ml, 120 Mikrogramm/0,3 ml, 150 Mikrogramm/0,3 ml, 200 Mikrogramm/0,3 ml, 250 Mikro-
gramm/0,3 ml, 360 Mikrogramm/0,6 ml Injektionslösung in einer Fertigspritze, Wirkstoff: Methoxy-Polyethylenglycol-Epoetin beta. Zusammensetzung: Wirkstoff: 1 Fertigspritze enth. 30, 50, 75, 100, 120, 150,
200, 250 od. 360 Mikrogramm Methoxy-Polyethylenglycol-Epoetin beta (Protein hergestellt durch rekombinante DNS-Technologie in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters u. kovalent gebunden an ein lineares Metho-
xy-Polyethylenglycol [PEG]) in einer Konz. v. 100, 167, 250, 333, 400, 500, 667, 883, 600. Sonstige Bestandteile: Natriumdihydrogenphosphat 1 H2O, Natriumsulfat, Mannitol (E 421), Methionin, Poloxamer 188, Wasser für
                                                              Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Behandlung der symptomatischen Anämie bei chronischen Nierenerkrankungen (CKD). Die Sicherheit und Wirk-
                                                              samkeit der MIRCERA® Therapie wurde bei anderen Indikationen nicht belegt. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gg. Wirkstoff od. einen d. sonstigen
                                                              Bestandteile, unkontrollierter Hypertonus. Nebenwirkungen: Häufig: Hypertonie, leichte Abnahme der Thrombozyten. Gelegentlich: Kopfschmerzen, Shunt-
                                                              Thrombose. Selten: Hypertone Enzephalopathie, makulopapulöses Exanthem, Hitzewallungen, Überempfindlichkeit. Verschreibungspflichtig. Stand der
                                                              Information: September 2008. Pharmazeutischer Unternehmer: Roche Registration Ltd., 6 Falcon Way, Shire Park, Welwyn Garden City, AL7 1TW, UK.
                                                              Vertreter in Deutschland: Roche Pharma AG, 79630 Grenzach-Wyhlen.
                       Roche Pharma AG                                                                                                                                                           s s s s s www.roche.de
                       79630 Grenzach-Wyhlen                                                                                                                                        www.anaemiaworld.de www.mircera.de
Aktuelles aus der Transplantationsmedizin

(Pöge U, Nephrol Dial Transplant         tion dialysepflichtig) kam es im Mit-     (Davis CL, Am J Transplant 7:1702-
21:660-664, 2006).                       tel nach 21 (4 - 110) Tagen zu einer      1709, 2007).
Zusammenfassend ist derzeit die Be-      deutlichen Verbesserung der Nieren-
stimmung der GFR mittels einer           funktion. Es gelang den Autoren aber      Chronisches Nierenversagen
Goldstandard-Clearance-Messung           nicht, bereits präoperativ jene 12 Pa-    nach einer Lebertransplantation
(vor allem bei Aszites inklusive Harn-   tienten zu identifizieren, die von ei-
sammlung) die einzige Möglichkeit,       ner sofortigen kombinierten Leber -       5 Jahre nach einer Lebertransplanta-
bei Patienten mit schwerer Leberer-      Nierentransplantation profitiert hät-     tion ist bei über 70% der Patienten die
krankung die tatsächliche exkretori-     ten. Da eine sequentielle Transplan-      GFR unter 60 ml/min/1.73m2 abge-
sche Nierenfunktion zu erfassen. Vie-    tation (also Niere nach Leber im Fall     fallen (O`Riordan AO, Nephrol Dial
le Studien haben jedoch die GFR nur      einer persistierenden schweren rena-      Transplant 21:2630-2636, 2006). Ri-
geschätzt und dabei auf Serumkrea-       len Dysfunktion) die Prognose jedoch      sikofaktoren sind neben dem Emp-
tininwerte zurückgegriffen. Da diese     verschlechtert (Simpson N, Transplan-     fängeralter und dem weiblichen Ge-
jedoch bei diesen Patienten meist        tation 82:1298-1303, 2006), wird die      schlecht eine Proteinurie vor der
durch nicht renale Faktoren ernied-      Indikation für einen kombinierten         Transplantation, eine bereits prä bzw.
rigt wird, kann davon ausgegangen        Eingriff zunehmend liberal gestellt       6 oder 12 Monate post transplanta-
werden, dass die wahre Prävalenz der     und die Zahl dieser Eingriffe nimmt       tionem reduzierte Nierenfunktion
Niereninsuffizienz vor, aber auch nach   deutlich zu (z. B. in den USA von 98      (Herlenius G, Scand J Gastroenterol
der Lebertransplantation wesentlich      im Jahr 1998 auf 399 im Jahr 2006).       43:344-349, 2008) sowie ein Diabe-
höher ist, als derzeit angenommen        Hier spielt allerdings auch eine Rol-     tes mellitus oder eine Hypertonie.
wird.                                    le, dass ein erhöhtes Serumkreatinin      Auch eine Hepatitis C-Virusinfekti-
                                         im MELD-Score, der seit einigen Jah-      on ist mit einer chronischen Nieren-
Akutes Nierenversagen in der frühen      ren die Reihung der Dringlichkeit zur     insuffizienz in der Spätphase asso-
postoperativen Phase nach einer          Transplantation beeinflusst, eine ent-    ziiert, allerdings dürfte bei vielen die-
Lebertransplantation                     scheidende Rolle einnimmt (Dube           ser Patienten bereits vor der Trans-
                                         GK, Nephrol Dial Transplant 16:547-       plantation eine Nephritis bestehen,
Ein postoperatives, akutes Nierenver-    553, 2007) und daher niereninsuffi-       auch wenn diese, weil klinisch stumm,
sagen findet sich bei 20 - 90% der Pa-   ziente Patienten auch präferentiell ein   nur bioptisch nachgewiesen werden
tienten nach einer Lebertransplanta-     Organangebot erhalten. Allerdings         kann (McGuire BM, Ann Intern Med
tion, die große Schwankungsbreite er-    hat durch diese Praxis die Mortalität     144:735-741, 2006). Darüber hinaus
klärt sich aus den unterschiedlichen     der Patienten nach kombinierter           fördert eine Hepatitis C-Infektion die
Definitionen in der Literatur. Ursa-     Transplantation deutlich zugenom-         Inzidenz eines de novo Diabetes mel-
chen bzw. Risikofaktoren sind eine       men, während jene nach isolierter Le-     litus nach der Transplantation (Kha-
Sepsis oder Hypotonie bei Volumen-       bertransplantation stabil geblieben ist   lili M, Liver Transplant 10:349-355,
mangel, die Toxizität von Medika-        (Locke JE, Transplantation 85:935-942,    2004). Während eine Polyomavirus-
menten (Wilkinson A, Liver Trans-        2008). Derzeit wird eine simultane,       infektion nach Nierentransplantation
plantation 11[S1]:S47-S51, 2005) und     kombinierte Transplantation empfoh-       die renale Prognose verschlechtert, ist
eine bereits präoperativ eingeschränk-   len, wenn vor der Lebertransplanta-       die Bedeutung bei anderen Organ-
te Nierenfunktion (Cabezuelo JB, Kid-    tion mehr als 6 - 8 Wochen eine Dia-      transplantationen noch nicht geklärt
ney Int 69:1073-1080, 2006). Marik       lysepflichtigkeit bestand oder in der     (Bloom RD, J Am Soc Nephrol 18:3031-
et al. beobachteten den postoperati-     Anamnese eine langdauernde Ver-           3041, 2007).
ven Verlauf von 28 Patienten mit ei-     schlechterung der Nierenfunktion auf      Obwohl nach einer Lebertransplan-
nem Typ I hepatorenalen Syndrom          eine GFR unter 30 ml/min/1.73m2           tation meist mit einer relativ geringen
(Abnahme der Kreatininclearance um       dokumentiert wurde. Bei Patienten         Dosis von Calcineurininhibitoren the-
mehr als 50% auf Werte unter 20          mit einer weniger stark ausgeprägten      rapiert wird, ist die Nephrotoxizität
ml/min innerhalb von weniger als 2       chronischen Niereninsuffizienz, aber      von Cyclosporin A und Tacrolimus
Wochen oder Anstieg des Serumkrea-       einem zusätzlichen akuten Nierenver-      gut beschrieben. Während frühe Stu-
tinins auf mehr als 2.5 mg%). Bei 16     sagen sollte zur Klärung der Situati-     dien keinen Unterschied zwischen
(8 davon waren vor der Transplanta-      on eine Biopsie durchgeführt werden       beiden Substanzen nachweisen konn-

Nr. 2, 2009                                                                                                             11
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Aktuelles aus der Transplantationsmedizin

ten (Fisher NC, Transplantation 66:59-    auf den systolischen und diastolischen    ml/min/1.73 m2 vor der Transplanta-
66, 1998; Platz KP, Transplantation       Blutdruck sowie die Harnsäure, aller-     tion wird derzeit empfohlen, a priori ei-
58:170-178, 1994), war in der Unter-      dings kam es auch zu 3 Abstoßungs-        ne kombinierte Herz-Nierentransplan-
suchung von Ojo et al. FK 506 weni-       reaktionen (Schlitt HJ, Lancet 357:587-   tation anzustreben (Mehra MR, J Heart
ger nephrotoxisch (Ojo AO, N Engl J       591, 2001).                               Lung Transplant 25:1024-1042, 2006).
Med 349:931-940, 2003). Derzeit geht                                                Auch nach Herz- bzw. Lungentrans-
man eher von einer besseren Verträg-      Niereninsuffizienz nach Herz-, Lungen-    plantation gibt es Berichte über eine
lichkeit von Tacrolimus aus, obwohl       und Herzlungentransplantation             geringere Nephrotoxizität von Tacro-
ein Vorteil gegenüber Cyclosporin                                                   limus im Vergleich zu Cyclosporin A
Neoral noch nicht eindeutig gezeigt       Patienten nach Herz-, Lungen- oder        sowie über den Nutzen des Wechsels
wurde.                                    Herzlungentransplantation haben ein       von Calcineurininhibitoren auf alter-
Bei Patienten mit bereits reduzierter     hohes Risiko für ein akutes postope-      native Substanzen, allerdings muss das
Nierenfunktion wird oft versucht, we-     ratives Nierenversagen. In der Studie     Risiko einer Abstoßung berücksich-
niger nephrotoxische, immunosup-          von Boyle et al. benötigten 6% der Pa-    tigt werden (Soccal PM, Transplanta-
pressive Medikamente einzusetzen.         tienten eine Dialysebehandlung, die       tion 68:164-165, 1999; Boyer O, Trans-
Bei 15 Patienten stieg nach der Kon-      Mortalität in dieser Gruppe lag bei       plantation 79:1405-1410, 2005).
version von Cyclosporin A auf Siro-       50% (Boyle JM, Am J Kidney Dis 48:
limus die GFR innerhalb von 6 Mo-         787-796, 2006).                           Niereninsuffizienz nach Pankreas-
naten von 27 auf 33 ml/min/1.73m2         Patienten mit einem postoperativen        und Inselzelltransplantation
(Bäckman L, Clin Transplant 20:336-       akuten Nierenversagen entwickeln
339, 2006). Creput et al. untersuch-      auch häufiger eine chronische Nieren-     Es gibt nur wenige Daten über die
ten 49 Patienten mit einer über 2 Jah-    insuffizienz (Bloom RD, J Am Soc Ne-      Nierenfunktion nach isolierter Pan-
re progredienten Nierenfunktionsver-      phrol 18:3031-3041, 2007). Insgesamt      kreastransplantation. Der renale Vor-
schlechterung unter Cyclosporin A         tritt diese bei 25% der Patienten auf,    teil der Normoglykämie dürfte aber
oder Tacrolimus. Nach der Konver–         wobei die GFR zunächst meist rasch        durch die Calcineurininhibitortoxizi-
sion auf Mycophenolat Mofetil stieg       abnimmt, um sich nach 2 Jahren zu         tät wieder aufgehoben werden (Fio-
die Clearance im Mittel innerhalb von     stabilisieren (Lindelow B, J Am Soc Ne-   retto P, Kidney Int 48:489-495, 1995).
3 Jahren von 43 auf 58 ml/min an. Bei     phrol 11:951-957, 2000; Ishani A, Kid-    Offen bleibt freilich, ob diese Aussa-
10 Patienten kam es zu keiner Verbes-     ney Int 61,2228-2234, 2002).              ge auch gilt, wenn die Beobachtungs-
serung. Diese wurden schon vor der        Wie nach einer Lebertransplantation       dauer lange genug (z. B > 10 Jahre)
Umstellung mit sehr geringen Dosen        ist eine bereits präoperativ einge-       gewählt wird (Fioretto P, Curr Opini-
der Calcineurininhibitoren behandelt      schränkte Nierenfunktion ein wesent-      on Nephrol Hypertens 7:489-495,
und/oder wiesen eine rapide Verschlech-   licher Risikofaktor für eine postope-     1998). Nach Inselzelltransplantation
terung der Nierenfunktion vor der         rative renale Insuffizienz. Leider ist    scheint sich die Nierenfunktion eher
Konversion auf (Creput C, Liver Trans-    bei schwerer Linksinsuffizienz die re-    günstig zu entwickeln.
plantation 13:1004-1010, 2007).           nale Differentialdiagnostik (prärena-
In einer kleinen, prospektiven, kon-      les Nierenversagen oder chronische        Niereninsuffizienz nach
trollierten Studie über 6 Monate wur-     Nierenerkrankung) relativ schwierig.      Knochenmarkstransplantation
den von Schlitt et al. 14 Patienten mit   Hier helfen Anamnese, Ultraschall-
chronischer Niereninsuffizienz nach       (inklusive Duplexsonographie mit der      Je nach der Art der Transplantation
Lebertransplantation weiter mit Cal-      Frage Nierenarterienstenose) und La-      kommt es bei 74 (myeloablativ auto-
cineurininhibitoren behandelt, wäh-       boruntersuchungen (Kreatininverlauf,      log) bzw. 40% (myeloablativ allogen)
rend 14 Patienten auf eine Mycophe-       Proteinurie) und evt. auch eine biop-     der Patienten, meist innerhalb der ers-
nolatmonotherapie umgestellt wur-         tische Abklärung, wobei manchmal          ten 10-21 Tage, zu einem akuten Nie-
den. In der zweiten Gruppe sank das       auch diese nicht immer gültige Aus-       renversagen. Bei nicht myeloablativer
Serumkreatinin um 41 umol/l, unter        sagen erlaubt (Haas M, Nephrol Dial       Therapie liegt diese Zahl bei 20%, das
persistierender Calcineurininhibitor-     Transplant 14:1014-1015, 1999).           Problem tritt meist auch erst später
therapie nur um 3.1 umol/l. Die Kon-      Bei Patienten mit einer prolongiert       auf. 2-5% der Patienten werden dia-
version hatte auch günstige Effekte       dokumentierten GFR unter 30 - 40          lysepflichtig, die Mortalität steigt auf

Nr. 2, 2009                                                                                                              13
Aktuelles aus der Transplantationsmedizin

das 2.2 bis 6.8 fache an (Parikh CR,       xische Therapie (z. B. Calcineurinin-    Hypertonie ACE-Hemmer zu verab-
Kidney Int 69:430-435, 2006; Parikh        hibitoren) als thrombotische Mikro-      reichen (Moulder JE, Int J Radiat On-
CR, Kidney Int 67:1999-2005, 2005).        angiopathie verwendet wird (Borg M,      col Biol Phys 20:333-337, 1991). Da
Neben einer Sepsis und einer medi-         Radiat Oncol Biol Phys 54:1165-1173,     Calcineurininhibitoren bei diesen Pa-
kamentösen Toxizität (Amphotericin         2002). Der Verlauf ist meist subakut     tienten meist nur zeitlich sehr be-
B, Aminoglykoside oder Acyclovir)          bis chronisch, die ersten Zeichen fin-   grenzt eingesetzt werden müssen, gibt
ist die hepatische Venenverschlusser-      den sich 20-100 Tage nach der Trans-     es kaum Berichte über eine chroni-
krankung eine häufige Ursache. Die-        plantation (Ruutu T, Br J Haematol       sche Nephrotoxizität. Eine renale
ses Krankheitsbild wird vor allem bei      118:1112-1119, 2002).                    Spätkomplikation ist das Auftreten
allogener myeloablativer Therapie be-      Präventiv sollten daher bei einer        einer minimal change Nephritis bzw.
obachtet. Nach einem Anstieg des Se-       Ganzkörperbestrahlung die Nieren         einer membranösen Glomeruloneph-
rumbilirubins kommt es vor allem           geschützt werden (Cohen EP, Semin        ritis, letztere wohl als Ausdruck einer
nach Komplikationen wie einer Sep-         Nephrol 23:486-499, 2003), obwohl        graft versus host Erkrankung (bis zu
sis zu einem akuten Nierenversagen.        auch eine hochdosierte Cyclophos-        4%, im Mittel nach 300 Tagen). Hier
Ätiologisch wird eine verringerte he-      phamidtherapie (Herbert MJ, Am J         empfiehlt sich die Gabe von Steroi-
patale Clearance von Endotoxinen           Kidney Dis 23:882-883, 1994) oder        den oder evt. Rituximab (Stevenson
vermutet, die fraktionelle Natriumex-      Aspergilus- oder CMV-Infektionen         WS, Clin Transplant 19:141-144,
kretion ist charakteristischerweise nie-   mit einer Mikroangiopathie in Ver-       2005).
der (Zager RA, Kidney Int 46:1443-         bindung gebracht wurden (Grigg A,
1458, 1994). Bei ABO inkompatibler         Bone Marrow Transplantation 15:795-       Prof. Dr. Gert Mayer
Transplantation muss auch an ein hä-       797, 1995).                               Universitätsklinik für
moglobinurisches Nierenversagen ge-        Da eine Plasmaseparation meist oh-        Innere Medizin IV
dacht werden.                              ne Erfolg bleibt (George JN, Transfu-     (Nephrologie und Hypertensiologie)
                                                                                     Medizinische Universität Innsbruck
Eine Strahlennephritis manifestiert        sion 44:294-304, 2004), wird empfoh-
                                                                                     gert.mayer@i-med.ac.at
sich vor allem, wenn eine endothelto-      len, Cyclosporin A abzusetzen und bei

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Neues aus der Hämodialyse

Neue Impfstudien bei Hämodialysepatienten
Die Hepatitis B-Virus (HBV)-Infek-
tion ist nach wie vor ein großes Pro-
blem bei Hämodialysepatienten, wo-
bei Inzidenz- und Prävalenzzahlen je
nach Land und Dialysezentrum weit
voneinander abweichen. Hämodialy-
sepatienten sind auf zellulärer Ebene
immunkompromitiert. Entsprechend
verläuft bei dieser Patientenpopulati-
on eine HBV-Infektion etwa 10 mal
häufiger chronisch als bei Patienten
mit normaler Nierenfunktion. Da-
rüber hinaus ist die Effektivität der
HBV-Impfung nach Angaben zu-
rückliegender Studien mit 50-80%
deutlich niedriger als in der Allge-
meinbevölkerung mit 90-100%.

In den letzten 20 Jahren wurden mul-      Abb. 1: Modell der Hepatitis B-Impfung:
tiple Impfprotokolle getestet, um den     Der Hepatitis B-Impstoff, bestehend aus dem rekombinantem HBsAG und dem Adjuvans (im
                                          Falle des neuen Impfstoffes aus dem AS04-Aluminiumsalz und dem hochimmunogenen MPL
Erfolg der HBV-Imfpung bei Hämo-          (monophosphorylipid A), stimuliert via dendritische Zellen und T-Zellen die Immunantwort
dialysepatienten zu steigern:             (Unger JK, Kidney Int 73:799-801, 2008)

■ Multiple Dosen oder Verdoppe-          Zielbereich angegeben wurde. Natür-             Für ein unzureichendes Ansprechen
  lung der Dosierung bei intramus-       lich wurde und wird in nephrologi-              auf eine HBV-Impfung werden in den
  kulärer (IM) Injektion                 schen Zentren und Praxen eine früh-             verschiedenen Studien eine Reihe von
■ Intradermale (ID) Injektion            zeitige Impfung der Patienten in frü-           Risikofaktoren angegeben, die in an-
■ Adjuvante Injektion von z. B.          hen Stadien der chronischen Nie-                deren Studien reproduziert werden
  - Zink                                 renerkrankung angestrebt, um die                konnten oder nicht. Negativ wird die
  - Gamma-Interferon                     Impfantwort zu verbessern, z. B. im             Impfantwort wohl durch den zellulä-
  - Levamisol                            Stadium 3 der chronischen Nierener-             ren Immundefekt bei Urämie beein-
  - Thymopentin                          krankung (Unger JK, Kidney Int 73:              flusst, ebenso negativ durch eine in-
  - Interleukin-2                        799-801, 2008). In der täglichen Pra-           adäquate (zu niedrige) Dialysedosis,
  - GM-CSF (granulocyte macro-           xis kommen jedoch nach wie vor vie-             Inflammation, Mangelernährung, ei-
    phage colony stimulating factor)     le Patienten (zu) spät zum Nephrolo-            nen bestehenden Diabetes (Ocak S,
                                         gen und bedürfen dann sehr spät ei-             Nephrology 13:487-491, 2008) oder
Dabei sollte möglichst ein Antikör-      ner HBV-Impfung. Der Impferfolg                 ein höheres Lebensalter. Kontrovers
pertiter ≥100 mIU/ml (adäquat für        ist schon alleine deswegen von großer           diskutierte Risikofaktoren sind eine
Abwehr-geschwächte Patienten) er-        Bedeutung, weil die gegenwärtigen               begleitende Hepatitis C-Virusinfek-
zielt werden, wobei in manchen Stu-      Therapiemöglichkeiten limitiert und             tion oder intravenöse Eisentherapie
dien auch ein Antikörpertiter von ≥10    nebenwirkungsreich sind (Girndt M,              (Liu JH, Clin Pract 63:387-393, 2009),
mIU/ml (Serokonversationsrate) als       Drugs Aging 25:823-840, 2008).                  wobei in anderen Impfprotokollen ein

Nr. 2, 2009                                                                                                                          15
Neues aus der Hämodialyse

hoher Ferritinwert eher positiv mit       der mit der Standard-Vaccine geimpf-        lisierungsrate auch von einer Grippe-
der Impfantwort assoziiert war (Schar-    ten Patienten, hatten nach 42 Mona-         Impfung. Einen Monat nach Impfung
pé J, Am J Kidney Dis, March 31, 2009).   ten einen Antikörpertiter ≥100 mIU/         lassen sich effektive Impftiter ≥1:40
Eine ägyptische Studie mit geringer       ml (P=0,0502).                              bei etwa 80-94,7% der Patienten oh-
Patientenzahl fand bei Hämodialyse-                                                   ne Unterschied zu den Impferfolgen
patienten keinen Zusammenhang             In einer prospektiven, randomisier-         bei der Allgemeinbevölkerung erzie-
zwischen HBV-Impfantwort und Al-          ten, kontrollierten Studie wurde bei        len. Eine Booster-Vaccination steigert
ter, systemischer Inflammation oder       Hämodialysepatienten, die Nonre-            den Impferfolg nicht (Tanzi E, J Med
Malnutrition, wohl aber mit einer ef-     sponder auf eine vorausgegangene            Virol 79:1176-1179, 2007; Scharpé J,
fektiven Dialysetherapie (Ibrahim S, J    HBV-Impfung waren, eine HBV-Re-             Am J Kidney Dis, March 31, 2009).
Natl Med Assoc 98:1953-1957, 2006).       vaccination ID (5 µg jede Woche für         Diese Daten haben allerdings auch
                                          8 Wochen) oder IM (40 µg in Woche           die Rolle der gestörten zellulären Im-
In der Studie von Kong et al. (Kong       1 und Woche 8) geprüft. Zielgröße           munität bei Urämie als Ursache für
NCT, Kidney Int 73:856-862, 2008)         war ein HBV-Antikörpertiter ≥10             eine verminderte Impfantwort bei
erhielten 165 Prädialysepatienten oder    mIU/ml innerhalb von zwei Mona-             Dialysepatienten in Frage gestellt
Hämodialysepatienten entweder ei-         ten nach Impfung. Die Serokonver-           (Scharpé J, Am J Kidney Dis, March 31,
nen HBV-Impfstoff mit einem neu-          sionsrate lag bei ID-Impfung bei 79%,       2009).
en Adjuvans (HBV-AS04) der Firma          bei IM-Impfung mit der doppelten
GlaxoSmithKline Biologicals (n=82)        der üblichen Einzel-Dosis bei 40%.          Hämodialysepatienten und nieren-
oder den Standard HBV-Impfstoff           Die Autoren schlossen aus ihrer Un-         transplantierte Patienten können er-
Engerix B der gleichen Firma (n=83).      tersuchung, dass die ID-HBV-Imp-            folgreich gegen das Risiko von Pneu-
Geimpft wurden die Patienten in bei-      fung Behandlungsstandard für Non-           mokokken-Infektionen geimpft wer-
den Gruppen jeweils zum Zeitpunkt         responder sein sollte, wobei in dieser      den. Je nach Definition einer effek-
0 sowie nach 1, 2 und 6 Monaten (mit      Studie allerdings nicht nur die Art der     tiven Impfung liegt der Impferfolg bei
jeweils 20 µg rekombinantem HBsAG).       Injektion (ID versus IM), sondern           100% (Antikörpertiter ≥0,35 µg/ml)
Folgende Serokonversionsraten wur-        auch die Frequenz der Injektion (8 x        oder bei 45,8% (Prädialysepatienten)
den ermittelt:                            versus 2 x innerhalb von 8 Wochen)          bzw. bei 37,5% (Dialysepatienten),
                                          variiert wurde (Barraclough KA, Am J        wenn als Impferfolg ein Antikörper-
■ Nach 1 Monat:                           Kidney Dis, May 27, 2009). In der           Anstieg um das Vierfache im Ver-
  92,4% versus 87,1% (P=0,2335)           Studie von Bock et al. (Bock M, Ne-         gleich zum Ausgangswert bei wenigs-
■ Nach 12 Monaten:                        phrology 14:267-272, 2009) hatte bei        tens 5 der 7 Antigene (Serotypen 4,
  87,3% versus 78,8% (P=0,1466)           IM-HBV-Impfung die Frequenz der             6B, 9V, 14, 18C, 19F, 23F) erzielt
■ Nach 24 Monaten:                        Injektionen per se allerdings keinen        wird (Vieira S, Pediatr Nephrol 24:83-
  89,6% versus 76,2% (P=0,1466)           Einfluss auf die Effektivität der HBV-      89, 2009). Der Impfschutz geht je-
■ Nach 30 Monaten:                        Impfung. Während inzwischen die             doch meist ein Jahr nach Impfung
  84,8% versus 62,5% (P=0,0255)           HBV-Impfung in den meisten ne-              wieder verloren, sodass revacciniert
■ Nach 42 Monaten:                        phrologischen Zentren fester Bestand-       werden muss (Pourfarziani V, Ann
  78,4% versus 51,4% (P=0,0238)           teil der Patientenversorgung ist, ist die   Transplant 13:43-47, 2008).
                                          Antikörper-Titerkontrolle und die
Diese Daten zeigen nicht nur eine hö-     Revaccination (Boosterung) weit we-
here Effektivität, sondern auch einen     niger standardisiert und deutlich ver-
länger anhaltenden Impfschutz mit         besserungsfähig (Beaulieu M, Am J            Prof. Dr. Dr. Walter H. Hörl, FRCP
dem neuen Impfstoff im Vergleich          Kidney Dis 52:939-946, 2008).                Klinische Abteilung für Nephrologie
zum Standard-Impfstoff. Mehr als die                                                   und Dialyse
                                                                                       Medizinische Universität Wien
Hälfte der mit HBV-AS04 geimpf-           Dialysepatienten profitieren im Hin-
                                                                                       walter.hoerl@meduniwien.ac.at
ten Patienten (54,1%), aber nur 29%       blick auf die Mortalität und Hospita-

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