PNEUMOLOGIE ALLERGOLOGIE - Über medizinonline.ch

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PNEUMOLOGIE ALLERGOLOGIE - Über medizinonline.ch
Ausgabe 1 · Februar 2021 · www.medizinonline.ch

PNEUMOLOGIE
ALLERGOLOGIE
    Ärztliches Magazin für interdisziplinäre Fortbildung

                           CME-FORTBILDUNG

                           Subsegmentale
                           Lungenembolien
                           Therapiebedürftig oder klinisch
                           irrelevant?

                           Thoraxchirurgische Operationen
                           Vermeidung und Behandlung von
                           respiratorischen und kardialen
                           Störungen

                           Medizin
                           Mittelschweres Asthma
                           Was den Arzt bei der Therapie­
                           entscheidung bewegt
                           Zystische Fibrose
                           Im Schweisse der CF
                           Reflux
                           Auch für den Pneumologen von
                           Interesse
                           Morbus Parkinson
                           Was tun bei respiratorischen
                           Störungen?
                           Alpha-1-Antitrypsinmangel
                           Es muss nicht immer Obstruktion
                           sein
                           COPD-Therapie
                           Je weniger eosinophil der COPDler,
                           desto unnötiger das ICS

                           Praxismanagement
                           Burnout und Depression
                           Auswirkungen der Pandemie
                           verschärfen psychische Belastung
                           der Ärzte
                           COVID-19
                           Schutz vor Ansteckung in der
                           Arztpraxis
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gemeinsam + kompetent
                       ensemble + compétent
                insieme + con competenza

                        Was ist der Wert von Palliative Care?
                      Quelle est la valeur des soins palliatifs?
                         Qual è il valore delle cure palliative?

                                                                                   24.-25.11.2021
                                                                             Kongresshaus Biel
                                                                   Palais des Congrès de Bienne
                                                                 Nationaler Palliative Care Kongress
                                                                 Congrès National des Soins Palliatifs
                                                             Congresso Nazionale delle Cure Palliative

                                                                           www.palliative-kongresse.ch

24.11.2021                                   Anmeldung, Hotelbuchung und detaillierte Informationen
Schwerpunktthema: Palliative Care            Inscription, réservation d‘hôtel et informations détaillées
und Lebensqualität – Für Alle?               www.palliative-kongresse.ch/2021
Thème principal: Soins palliatifs et
                                             Abstracts – tragen Sie inhaltlich zum Kongress bei
qualité de vie – pour tous ?
                                             Abstracts – contribuez au contenu du congrès
                                             Informationen und Einreichung/Informations et soumission:
                                             www.palliative-kongresse.ch/2021/abstracts
25.11.2021
                                             Einsendeschluss: 25. Mai 2021 / Date limite pour la soumission: 25 mai 2021
Schwerpunktthema: Palliative Care
und Lebensqualität – Wie Umsetzen?
                                             Administrative Organisation/Organisation administrative
Thème principal: Soins palliatifs et         Medworld AG, 6312 Steinhausen,
qualité de vie – comment mettre en œuvre ?   T: 041 748 23 00, E-Mail: registration@medworld.ch
PNEUMOLOGIE ALLERGOLOGIE - Über medizinonline.ch
InFo PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE 2021; Vol. 3, Nr. 1                                                                                                                    EDITORIAL

Korrelationen

Über den Tellerrand schauen
                       ■ Als Vertreter einer anderen Fachrichtung ist man                                Über diese und weitere Themen – ja, natürlich
                       mit einem Urteil schnell bei der Hand: Der gemeine                            auch Asthma und COPD – können Sie sich in dieser
                       Durchschnitts-Pneumologe hat es mit Asthma und                                Ausgabe informieren. Zudem haben Sie wie immer die
                       COPD zu tun. Oder umgekehrt. Oder mit beidem                                  Möglichkeit, Fortbildungspunkte zu sammeln:
                       gleichzeitig. Irgendwas mit Lunge halt, ist doch immer                            In unseren CME-Artikeln schreiben Dr. Matthias
                       dasselbe. Dass es natürlich alles andere als derart                           Hansen und Prof. Dr. Christian Wunder aus Stutt-
                       monoton zugeht und man stets weit über den Teller-                            gart über thoraxchirurgische Operationen und deren
                       rand hinausschauen sollte, können sich auf Pulmolo-                           postoperative Komplikationen, die neben respiratori-
                       gie Spezialisierte wie Aussenstehende gleichermassen                          schen auch Herz-Kreislauf-Probleme mit sich ziehen
                       schnell vor Augen führen, wenn sie einen Blick in die                         können. Und über die Bedeutung von subsegmenta-
                       aktuelle Ausgabe der InFo Pneumologie & Allergolo-                            len Lungenembolien können Sie in dem Beitrag von
                       gie werfen: Beispielsweise kann eine gastroösophage-                          Dr. Christine Baumgartner und Prof. Dr. Aujesky aus
                       ale Refluxkrankheit (GERD) auch für den Pneumo-                               Bern lesen. Herausforderungen bei der Diagnose und
                       logen von grossem Interesse sein, da sich Speiseröhre                         das Pro und Contra einer Antikoagulationstherapie
                       und Luftröhre in Höhe des Larynx kreuzen.                                     stehen hier im Mittelpunkt.
                           Der Morbus Parkinson ist ebenfalls eine Erkran-                               Die Redaktion der InFo ­     P neumologie &
                       kung, die man nicht automatisch mit dem Bedarf nach                          ­Allergologie wünscht Ihnen viel Vergnügen beim
                       pulmologischer Expertise in Verbindung bringt. Und                            Lesen.
                       doch können Atemwegssymptome bei diesen Patien­
                       ten direkt mit den neurologischen Dysfunktionen                              Bleiben Sie gesund!
                       korrelieren. Eine Aspirationspneumonie z.B. stellt
                       eine dramatische Komplikation dar, weswegen ein
                       angemessenes Management für die Prävention von
                       besonderer Bedeutung ist. Lungenfachärzte sollten
                       sich immer bewusst sein, dass Atemprobleme bei Par-
                       kinson-Patienten eine direkte Folge des Fortschreitens
                       der Erkrankung sein können.
                           Und nach einer hämatopoetischen Stammzell-
                       transplantation (HSZT) treten bei bis zu einem Drittel
                       der Patienten Lungenkomplikationen wie das idiopa-
                       thische Pneumonie-Syndrom (IPS), eine kryptogene
                       organisierende Lungenentzündung (COP) oder ein
                       Peri-Engraftment-Atemnotsyndrom (PERDS) auf.
                       Es lohnt also für Pneumologen, sich mit den Risiken
                       von nicht-infektiösen Lungenerkrankungen in dieser
                       Patientengruppe vertraut zu machen.                                          Jens Dehn, Redaktion

                                                       Die Fortbildungsthemen in dieser Ausgabe:

                                                          Subsegmentale Lungenembolien.......................................................................................... Seite 4
                                                          Thoraxchirurgische Operationen............................................................................................ Seite 9

                                                          CME-Fortbildungsfragen.......................................................................................................... Seite 14

                                                          Credits auf medizinonline.ch
                                                          Einloggen, Fragen beantworten und direkt CME-Zertifkat downloaden.

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INHALTSVERZEICHNIS                                                                                                     medizinonline.ch

     PNEUMOLOGIE
     ALLERGOLOGIE
     Ärztliches Magazin für interdisziplinäre Fortbildung

                EDITORIAL                                                     MEDIZIN
                1	Korrelationen                                              18	COPD-Therapie
                   Über den Tellerrand schauen                                    Je weniger eosinophil der COPDler,
                             Jens Dehn, Redaktion                                 desto unnötiger das ICS

                                                                              22           Nicht-infektiöse Komplikationen nach HSZT
                                                                                           Lunge stark gefährdet!
                CME-FORTBILDUNG
                                                                              25	Mittelschweres Asthma
                4	Subsegmentale Lungenembolien                                   Was den Arzt bei der Therapieentscheidung
                   Therapiebedürftig oder klinisch irrelevant?                    bewegt
                             PD Dr. med. Christine Baumgartner, MAS;
                             Prof. Dr. med. Drahomir Aujesky, M.Sc., Bern     26	GINA-Leitlinie 2020
                                                                                  Neue Waffe auf Stufe 5
                9	Thoraxchirurgische Operationen
                   Vermeidung und Behandlung von                              28           Morbus Parkinson
                   respiratorischen und kardialen Störungen                                Was tun bei respiratorischen Störungen?
                             Dr. med. Matthias Hansen,
                             Prof. Dr. med. Christian Wunder, Stuttgart (D)
                                                                              30	Alpha-1-Antitrypsinmangel
                                                                                  Es muss nicht immer Obstruktion sein
                14           CME-Fortbildungsfragen
                                                                              33            eflux
                                                                                           R
                15           Credits auf medizinonline.ch                                  Auch für den Pneumologen von Interesse
                             Anleitung zur Online-Fortbildung
                                                                              36	Zystische Fibrose
                                                                                  Im Schweisse der CF

                                                                              38	Nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom
                PRAXISMANAGEMENT                                                  Aktuelles Therapiemanagement des NSCLC
                                                                                  im Fokus
                17	Burnout und Depression
                    Auswirkungen der Pandemie verschärfen                     39	Lungenembolie
                    psychische Belastung der Ärzte                                Hämodynamisch Instabile schon bei
                                                                                  Verdacht antikoagulieren
                34	COVID-19
                    Schutz vor Ansteckung in der Arztpraxis

                                                                              WEITERE RUBRIKEN
                                                                              13           Impressum

                                                                              16, 32 News
                                                                              40

                                                                              Titelbild: Robert-Bosch-Krankenhaus

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PNEUMOLOGIE ALLERGOLOGIE - Über medizinonline.ch
© KKL Luzern
                                     GEGENSÄTZE

     Irrtum
    Wahrheit
  24.– 25. Juni 2021 – KKL Luzern
  23. Fortbildungstagung des Kollegiums für Hausarztmedizin (KHM)

Programm                                            Keynote Lectures
– 27 Seminare                                       Irrtum und Wahrheit in der Orthopädie
– 18 Module: Geriatrie, Gynäkologie, Psychiatrie,   Mazda Farshad, Zürich
  Pädiatrie, Strahlenschutz                         Irrtum und Wahrheit im Wandel
– 1 Standespolitisches Roundtable                   Ludwig Heuss, Zollikerberg
– 1 Award Symposium
                                                    Irrtum und Wahrheit in der Ernährung
– 12 Satelliten-Symposien                           Reinhard Imoberdorf, Winterthur
                                                    Irrtum und Wahrheit in der Kardiologie
Credits                                             Franz Eberli, Zürich
SAPPM / SFGG / SGSM / SGP / SGAIM
                                              13

                                                             Information und Registrierung
                                                             www.khm-kongress.ch
PNEUMOLOGIE ALLERGOLOGIE - Über medizinonline.ch
CME-FORTBILDUNG                                                                                                     medizinonline.ch

Subsegmentale Lungenembolien

Therapiebedürftig oder klinisch irrelevant?
Christine Baumgartner, Drahomir Aujesky, Bern

Lungenembolie | Lungenzirkulation | Antikoagulation

                     ■ Lungenembolien (LE) werden zusammen mit tie-            tektor-CTA ermöglicht die bessere Visualisierung von
                     fen Venenthrombosen als venöse Thromboembolien            kleinen Lungengefässen wie z.B. den subsegmentalen
                     zusammengefasst. Während die Diagnose vor 50              Lungenarterien, was die Sensitivität für die Diagnose
                     Jahren aufgrund der eingeschränkten diagnostischen        von LE erhöht. Mit der zunehmenden Verfügbarkeit
                     Möglichkeiten meist erst post mortem oder bei ein-        der CT-Geräte und der starken Zunahme der Multi-
                     deutigen klinischen Befunden wie Dyspnoe, Thorax-         detektor-CTA Untersuchungen kam es zu einem rele-
                     schmerzen oder obstruktivem Schock gestellt wurde,        vanten Anstieg der LE-Diagnosen: in den USA nahm
                     hat sich das Krankheitsspektrum der LE in den letzten     die Inzidenz der LE in den 8 Jahren nach Einführung
                     Jahrzehnten gewandelt. Dank der raschen Verfügbar-        der Multidetektor-CTA um 80% zu. Im Gegensatz
                     keit von sensitiven diagnostischen Tests werden auch      dazu nahm die Mortalität im gleichen Zeitraum um
                     oligosymptomatische LE bei unspezifischen Beschwer-       3% leicht ab, ohne dass sich die Prävalenz der Risi-
                     den oder asymptomatische Zufallsbefunde diagnosti-        kofaktoren verändert oder die Therapie der LE rele-
                     ziert, und nicht nur Embolien in den zentralen Antei-     vant verbessert hätte. Zeitgleich kam es jedoch auch
                     len des pulmonalen Gefässsystems können visualisiert      zu einem Anstieg der Antikoagulations-assoziierten
                     werden, sondern auch Kontrastmittelaussparungen in        Komplikationen wie gastrointestinalen und intrakrani-
                     den kleinen subsegmentalen Lungenarterien – soge-         ellen Blutungen oder sekundären Thrombozytopenien
                     nannte subsegmentale LE (Abb. 1). Die klinische Sig-      um 70%. Die weitgehend stabile Mortalität bei rele-
                     nifikanz der subsegmentalen LE wurde in den letzten       vanter Zunahme der LE-Diagnosen ist hinweisend auf
                     Jahren vermehrt hinterfragt, und demzufolge auch das      eine Überdiagnose von klinisch nicht relevanten LE.
                     gängige Paradigma infrage gestellt, dass alle LE einer    Eine Erklärung dafür ist die vermehrte Diagnose von
                     Antikoagulationstherapie bedürfen. Im Folgenden           kleinen Embolien wie beispielsweise den subsegmen-
                     erörtern wir die klinische Relevanz der subsegmenta-      talen LE durch die sensitiveren diagnostischen Verfah-
                     len LE und fassen die aktuelle Evidenz zur Therapie       ren. In einem systematischen Review wurde gezeigt,
                     zusammen.                                                 dass sich der Prozentsatz der subsegmentalen LE mit
                                                                               Multidetektor-CTA im Vergleich zur älteren Einzel-
                     Überdiagnose von klinisch nicht relevanten                detektor-CTA verdoppelt hat (9,4% im Vergleich
                     Lungenembolien?                                           zu 4,7%). Während mit den 4-Zeilen Multidetektor-
                     Mit der Einführung der Multidetektor CT-Angio-            CTA die subsegmentalen 7,1% aller LE ausmachten,
                     grafie (CTA) Ende der 1990er-Jahre wurde die Dia-         waren es mit 64-Zeilen-Multidetektor-CTA bereits
                     gnostik der LE revolutioniert und andere diagnosti-       15%. Diese Ergebnisse untermauern die Hypothese,
                     sche Verfahren nach und nach verdrängt. Die höhere        dass der technische Fortschritt bei den bildgebenden
                     Auflösung von Multidetektor-CTA im Vergleich zur          Verfahren für die höhere Anzahl an diagnostizierten
                     Ventilations-/Perfusionsszintigrafie oder zur Einzelde-   subsegmentalen LE verantwortlich ist und zur beob-
                                                                               achteten Zunahme der Inzidenz von LE beigetraten
                                                                               hat. Es ist davon auszugehen, dass die subsegmentalen
                                       PD Dr. med.                             LE mit der immer besseren Auflösung der neuen CT-
                                       Christine Baumgartner, MAS              Geräte noch häufiger werden.
                                       Leitende Ärztin
                                       Universitätsklinik für
                                                                               Herausforderungen bei der Diagnose von
                                       Allg. Innere Medizin
                                       Inselspital, Universitätsspital Bern
                                                                               subsegmentalen Lungenembolien
                                       Freiburgstrasse, 3010 Bern              Die korrekte Diagnose einer subsegmentalen LE ist
                                       christine.baumgartner@insel.ch          schwierig und die Unterscheidung zwischen einer
                                                                               echten subsegmentalen LE und einem Artefakt nicht
                                                                               immer eindeutig. Dies wurde anhand einer Studie
                                       Prof. Dr. med.                          illustriert, welche die Übereinstimmung zwischen
                                       Drahomir Aujesky, M.Sc.                 Radiologen bei der Diagnosestellung von LE in
                                       Klinikdirektor und Chefarzt             Abhängigkeit von deren Lokalisation untersucht hat.
                                       Universitätsklinik für                  Im Gegensatz zur hohen Übereinstimmung zwischen
                                       Allg. Innere Medizin
                                                                               Radiologen bei der Diagnosestellung einer proximalen
                                       Inselspital, Universitätsspital Bern
                                                                               LE (kappa=0,83) war sie bei den subsegmentalen LE
                                       drahomir.aujesky@insel.ch
                                                                               schlecht (kappa=0,23). In einer anderen Studie wur-

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PNEUMOLOGIE ALLERGOLOGIE - Über medizinonline.ch
InFo PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE 2021; Vol. 3, Nr. 1                                                                     CME-FORTBILDUNG

                                            A                                                                                     B
Abbildungen: Prof. Dr. med. Lukas Ebner *

                                            Abb. 1: Befund einer subsegmentalen Lungenembolie in der CT-Angiografie. A) Kontrastmittelaussparung in einer subsegmentalen Lungenarterie
                                            im rechten Unterlappen im Sinne einer subsegmentalen Lungenembolie (Pfeil) und Infarkt (Pfeilspitze) auf axialer Schicht; B) umflossener, akuter
                                            subsegmentaler Thrombus (Pfeil) auf coronarer Schicht.

                                            den die mittels CTA diagnostizierten subsegmentalen                       einer CTA gilt, werden weniger subsegmentale LE
                                            LE mit einem Referenzstandard aus mehreren Unter-                         diagnostiziert als mit einem Algorithmus basierend
                                            suchungsmodalitäten verglichen: der positive prädik-                      auf dem üblichen D-Dimer Cut-off von 500 µg/l. Die
                                            tive Wert der CTA zur Diagnose einer Embolie in                           Anwendung von altersadaptierten D-Dimer-Grenz-
                                            den subsegmentalen Lungenarterien betrug lediglich                        werten führt ebenso zur Reduktion der Diagnose von
                                            25%. Rund 10–15% der diagnostizierten subsegmen-                          subsegmentalen LE.
                                            talen LE werden bei einer Zweitbeurteilung als falsch
                                            positiv interpretiert. Während eine kürzlich publizierte                  Die Lungenzirkulation als physiologischer Filter?
                                            Studie gar eine falsch-positive Rate von über 50%                         Einzelne Experten haben die Hypothese geäussert,
                                            gezeigt hat, wurden bei 8% der vermeindlich negati-                       dass die Lungenzirkulation als physiologischer Filter
                                            ven CTA-Befunden eine subsegmentale LE verpasst                           die Aufgabe hat zu verhindern, dass kleine Gerinnsel
                                            (falsch-negative Befunde). Diese Erkenntnisse unter-                      in den arteriellen Kreislauf gelangen. Gemäss dieser
                                            streichen die Wichtigkeit einer guten Bildqualität zur                    Hypothese könnten kleine LE wie diejenigen in den
                                            korrekten Interpretation der CTA-Befunde, denn                            subsegmentalen Lungenarterien als Resultat dieser
                                            suboptimale Kontrastierung, Atemartefakte, Adipo-                         physiologischen Filterfunktion auch bei Gesunden
                                            sitas oder Schleimpfropfen können die Bildqualität                        auftreten. In einer Studie mit gesunden Probanden
                                            negativ beeinflussen und somit zu falschen Befunden                       hatten 16% Perfusionsdefekte in der Lungenszinti-
                                            und Überdiagnosen von subsegmentalen LE führen.                           grafie. Ältere angiographische Beobachtungen zum
                                            Eine falsch-positive LE-Diagnose hat nicht nur eine                       natürlichen Verlauf von LE zeigen, dass auch grössere
                                            unnötige, oft lebenslange, Antikoagulationstherapie                       Embolien spontan durch körpereigene fibrinolytische
                                            mit den bekannten Nebenwirkungen zur Folge, son-                          Prozesse innerhalb von Wochen resorbiert werden
                                            dern kann auch andere negative Auswirkungen haben                         können.
                                            wie emotionaler Stress oder unnötige Folgeuntersu-
                                            chungen.                                                                  Antikoagulationstherapie: Nutzen und Risiken
                                                Es gibt Hinweise darauf, dass die Sensitivität der                    Basierend auf den Hinweisen auf eine Überdiagnose
                                            D-Dimere bei subsegmentalen im Vergleich zu den                           von LE, dem Risiko von falsch positiven Befunden
                                            proximaler gelegenen LE tiefer ist. In einer diagnosti-                   und der unsicheren klinischen Relevanz von subseg-
                                            schen Studie waren bei Patienten mit tiefer klinischer                    mentalen LE ist es unklar, ob alle – auch die subseg-
                                            Vortestwahrscheinlichkeit und D-Dimeren
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CME-FORTBILDUNG                                                                                                                          medizinonline.ch

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                                                                                              mit und ohne Antikoagulation
― Mit der Zunahme der CT-Untersuchungen und dem technischen Fortschritt
                                                                                               Ob sich die Prognose bei subsegmentalen oder wei-
  nahm die Inzidenz von subsegmentalen Lungenembolien (LE) über die Jahre
                                                                                               ter proximal gelegenen LE unterscheidet, wird in der
  zu; sie machen aktuell ca. 15% aller LE aus.
                                                                                               Literatur kontrovers diskutiert. Daten aus prospekti-
― Die klinische Signifikanz von isolierten subsegmentalen LE ist unklar.                       ven Studien zeigten ein ähnliches Risiko für Throm-
― Die optimale Behandlungsstrategie von isolierten subsegmentalen LE                           boembolierezidive, Mortalität und Blutungen bei
  (ohne gleichzeitige tiefe Venenthrombose) ist aufgrund der ungenügenden                      unselektierten antikoagulierten Patienten unabhän-
  Evidenzlage umstritten.                                                                      gig von der anatomischen Lokalisation der LE. Auch
― Aktuelle Richtlinien schlagen bei Patienten mit subsegmentalen LE eine                       wenn diese Studien keine Unterschiede im klinischen
  Behandlungsstrategie ohne Antikoagulation vor, sofern eine gleichzeitige                     Verlauf bei therapierten Patienten mit subsegmenta-
  tiefe Beinvenenthrombose ausgeschlossen wird und ein tiefes Rezidiv- und                     len oder weiter proximalen LE suggerieren, liefern
  Komplikationsrisiko vorliegt.                                                                sie keine Antwort auf die Frage, ob sich die Prognose
                                                                                               bei subsegmentalen LE mit oder ohne Antikoagula-
                                                                                               tionstherapie unterscheidet. Zudem wurde in diesen
                         chen, führen zu relevanter Morbidität mit potenziell                  Studien nicht systematisch nach tiefen Beinvenen-
                         lebenslanger Behinderung. Leichtere Blutungen treten                  thrombosen gesucht; da undiagnostizierte tiefe Bein-
                         in fast der Hälfte aller Patienten unter einer Antiko-                venenthrombosen das Risiko für Thromboembolie-
                         agulationstherapie auf und sind nicht nur ursächlich                  rezidive erhöhen können, liefern sie keine robusten
                         für Stress und eine reduzierte Lebensqualität, sondern                Daten zur Prognose bei isolierten subsegmentalen LE
                         stellen durch vermehrte Arztvisiten, medizinische                     (ohne gleichzeitige Beinvenenthrombose).
                         Interventionen, und Mehrkosten auch eine Belastung                        Subsegmentale LE werden in vielen Fällen durch
                         für das Gesundheitssystems dar.                                       gewisse diagnostische Verfahren verpasst, ohne
                              Aufgrund der Auswirkungen der Blutungskompli-                    dass es (untherapiert!) zu negativen Auswirkungen
                         kationen müssen Nutzen und Risiken einer Antiko-                      kommt. In einer randomisierten Studie wurden Pati-
                         agulationstherapie stets sorgfältig abgewogen werden,                 enten mit Verdacht auf LE entweder mittels Multide-
                         was besonders für Thromboembolien von unklarer                        tektor-CTA, Einzeldetektor-CTA oder Ventilations-/
                         klinischer Relevanz gilt. Am Beispiel der isolierten                  Perfusionsszintigrafie abgeklärt. Obwohl mittels Mul-
                         distalen tiefen Beinvenenthrombosen konnte gezeigt                    tidetektor-CTA im Vergleich zu den anderen beiden
                         werden, dass nicht alle Patienten mit kleinen venösen                 Modalitäten mehr LE diagnostiziert und somit auch
                         Thromboembolien einer Antikoagulationstherapie                        therapiert wurden, zeigte sich bei den untherapier-
                         bedürfen. In >90% der isolierten distalen Beinve­                     ten Patienten kein Unterschied in den 3 Gruppen in
                         nenthrombosen kommt es ohne Behandlung weder                          Bezug auf das Risiko von Thromboembolierezidiven
                         zu einer Extension in die weiter proximal gelegenen                   nach 3 Monaten. Die zusätzlichen LE, welche mittels
                         Venenabschnitte im Sinne einer proximalen Beinve­                     Multidetektor-CTA diagnostiziert wurden, waren
                         nenthrombose noch zu anderen Komplikationen. In                       somit klinisch unbedeutend. Diese Beobachtung
                         einer randomisierten Placebo-kontrollierten Studie                    liefert indirekte Evidenz dafür, dass nicht alle klei-
                         bei Tiefrisikopatienten mit symptomatischen isolier-                  nen, subsegmentalen LE klinisch relevant sind und
                         ten distalen Beinvenenthrombosen war eine Anti-                       einer Antikoagulationstherapie bedürfen. So zieht
                         koagulationstherapie dem Placebo nicht überlegen                      die American Society of Hematology in ihren 2018
                         zur Vermeidung von venösen Thromboembolien, sie                       publizierten Richtlinien in gewissen Situationen die
                         führte jedoch zu einem signifikant erhöhten Blutungs-                 Durchführung einer planaren Ventilations-/Perfusi-
                         risiko.                                                               onsszintigrafie der CTA zur Diagnostik der LE vor,
                              Auch bei Patienten mit subsegmentalen LE wurde                   da letztere nicht nur mit einer erhöhten Strahlenbe-
                         in den letzten Jahren das Nutzen-Risiko-Verhältnis                    lastung einhergeht, sondern auch zu mehr Diagno-
                         einer Antikoagulationstherapie zunehmend infrage                      sen von subsegmentalen LE mit unklarer klinischer
                         gestellt, da in kleinen Beobachtungsstudien bei Pa­tien­             ­Signifikanz führt.
                         ten mit subsegmentalen LE auch ohne Antikoagula-                          Verschiedene kleine, meist retrospektive Beob-
                         tion unkomplizierte Verläufe beschrieben wurden.                      achtungsstudien haben bei Patienten mit subseg-

                             Tab. 1 Klinischer Verlauf von Patienten mit subsegmentalen Lungenembolien mit und ohne Antiko­
                                    agulation: Resultate einer systematischen Review mit Meta-Analyse*­(basierend auf [9])
                             Klinische Ereignisse nach 90 Tagen                                Ohne Antikoagulation                 Mit Antikoagulation
                                                                                                           (n=126)                             (n=589)

                             Rezidiv einer venösen Thromboembolie                                                3,9%                                5,3%

                             Mortalität                                                                          3,0%                                2,1%

                             Blutungen (nicht näher definiert)                                          nicht bekannt                                8,1%
                         *    aten aus 17 Beobachtungsstudien mit Daten zu klinischen Endpunkten bei Patienten mit subsegmentalen Lungenembolien mit oder
                             D
                             Antikoagulationstherapie

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PNEUMOLOGIE ALLERGOLOGIE - Über medizinonline.ch
InFo PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE 2021; Vol. 3, Nr. 1                                                     CME-FORTBILDUNG

mentalen LE den klinischen Verlauf mit und ohne           Risikoprofil des Patienten. Die European Society
Antikoagulation verglichen. Vor Kurzem wurden 14          of Cardiology (ESC) empfiehlt, die Diagnose einer
dieser Studien in einer systematischen Review und         subsegmentalen LE von einem erfahrenen Thorax-
Meta-Analyse zusammengefasst. Bei 715 Patien-             radiologen zu bestätigen. Bei ambulanten Pa­tien­ten
ten mit subsegmentalen LE unterschieden sich die          ohne Krebserkrankung und ohne gleichzeitige Bein-
Thromboembolierezidive wie auch die Mortalität mit        venenthrombose wird eine Strategie mit klinischer
oder ohne Antikoagulation nicht signifikant (Tab. 1).     Überwachung ohne Antikoagulation empfohlen,
Diese Resultate suggerieren, dass Patienten mit sub-      sofern nur eine einzelne subsegmentale LE vorliegt,
segmentalen LE auch ohne Antikoagulationsthera-           während bei allen anderen (inkl. Patienten mit meh-
pie eine ähnliche Prognose haben wie diejenigen mit       reren subsegmentalen LE) eine Antikoagulation vor-
einer Therapie. Die eingeschlossenen Studien wei-         geschlagen wird. Für diese unterschiedlichen Behand-
sen jedoch relevante methodologische Limitationen         lungsempfehlungen in Abhängigkeit von der Anzahl
auf (kleine Stichprobengrösse, meist retrospektives       der subsegmentalen LE gibt es keine Evidenz, und
Stu­dien­design), die eingeschlossenen Studienpopu-       diese Unterscheidung wird in anderen Richtlinien und
lationen waren sehr heterogen und die Kriterien für       Expertenempfehlungen nicht gemacht.
den Therapieentscheid meist unbekannt, weshalb die            Trotz diesen Richtlinienempfehlungen werden
Gruppen der Patienten mit und ohne Antikoagulation        heutzutage die meisten Patienten mit isolierten sub-
kaum vergleichbar sind. Daten aus randomisierten          segmentalen LE antikoaguliert, und die Therapie­
Studien zur Sicherheit einer Therapiestrategie ohne       dauer unterscheidet sich nicht von Patienten mit proxi-
Antikoagulation gibt es aktuell keine.                    maler lokalisierten LE. Ein möglicher Grund dafür ist
    Das Antikoagulations-assoziierte Blutungsrisiko       die limitierte Evidenz für eine Therapiestrategie ohne
verdient in Anbetracht der fraglichen Relevanz der        Antikoagulation – bis anhin fehlen Daten aus ausrei-
subsegmentalen LE besondere Beachtung. Das Risiko         chend grossen, qualitativ hochstehenden prospektiven
für relevante Blutungen ist bei antikoagulierten Pati-    oder randomisierten Studien.
enten mit subsegmentalen LE sehr variabel und wird
abhängig von Patientencharakteristika und Blutungs-       Ausblick
definition zwischen 1,7% und 34% angegeben.               Eine laufende internationale prospektive Manage-
                                                          ment-Studie untersucht eine Therapiestrategie ohne
Management von Patienten mit subsegmentalen               Antikoagulation bei Tiefrisikopatienten mit sub-
Lungenembolien: Was sagen die Richtlinien?                segmentalen LE, bei welchen mittels serieller Kom-
Basierend auf der limitierten aktuell vorhandenen         pressionssonografie eine proximale tiefe Beinve­
Evidenz haben verschiedene Fachgesellschaften und         nenthrombose ausgeschlossen wurde (ClinicalTrials.
Expertengruppen in den letzten Jahren Empfehlungen        gov NCT01455818). In der Schweiz ist vor Kurzem
zur Behandlung von Patienten mit subsegmentalen LE        die SAFE-SSPE Studie angelaufen, eine randomi-
publiziert. Die Richtlinien des American College of       sierte nicht-inferioritäts-Studie, in welcher Tiefrisi-
Chest Physicians (ACCP) schlagen bei ausgewählten         kopatienten mit isolierter subsegmentaler LE (d.h.
Tiefrisikopatienten mit subsegmentalen LE eine kli-       ohne tiefe Beinvenenthrombose) zu einer Antiko-
nische Verlaufsbeobachtung ohne Antikoagulations-         agulationstherapie oder Placebo randomisiert wer-
therapie vor, falls eine gleichzeitig vorhandene tiefe    den (­ClinicalTrials.gov NCT04263038). Die beiden
Venenthrombose ausgeschlossen ist (schwache Emp-          Behandlungsgruppen werden für 90 Tage klinisch
fehlung mit tiefer Evidenz). Falls mittels Kompres-       überwacht und in Bezug auf das Risiko für Thrombo-
sionssonografie lediglich die proximalen Beinvenen        embolierezidive, Blutungen, Mortalität sowie Lebens-
auf das Vorhandensein einer tiefen Venenthrombose         qualität und ökonomische Endpunkte verglichen. Die
evaluiert werden, sind eine oder mehrere Verlaufsso-      Studie wird Auskunft geben, ob bei ausgewählten
nografien zum Ausschluss einer sich nach proximal         Patienten mit LE unnötige Behandlungen mit Blutver-
ausbreitenden Thrombose nötig. Bei Hochrisikopati-        dünnern vermieden und so das Blutungsrisiko gesenkt
enten (definiert als diejenigen ohne reversible Risiko-   werden kann. Wenn sich eine Therapiestrategie ohne
faktoren, immobile oder hospitalisierte Patienten oder    Antikoagulation als sicher erweist, könnte die Studie
diejenigen mit einer aktiven Krebserkrankung oder         eine Abkehr vom gängigen Paradigma der Antikoagu-
ungenügenden kardiopulmonalen Reserven) soll eine         lationstherapie bei allen LE einleiten.
Antikoagulationstherapie bevorzugt werden. Es wird             Bis zum Erhalt von robusten Studienresultaten zur
darauf hingewiesen, das Blutungsrisiko in die Thera-      optimalen Therapie von Patienten mit subsegmenta-
pieentscheidung mit einzubeziehen. Ebenso empfiehlt       len LE gilt es, Überdiagnosen und Übertherapie zu
das American College of Emergency Physicians eine         vermeiden. Unnötige CTA Untersuchungen können
individualisierte Therapiestrategie basierend auf dem     vermieden werden, indem validierte diagnostische
                                                          Algorithmen mit Bestimmung der klinischen Vor-
                                                          testwahrscheinlichkeit und D-Dimer Tests angewen-
                                                          det werden. Bei den hochsensitiven D-Dimer Tests
                                                          können alters-adaptierte Cut-offs, welche sich in ran-
                                                          domisierten Studien als sicher erwiesen haben, noch
                                                          weiter zur Reduktion von CT-Untersuchungen bei-
> Fortbildungsfragen auf Seite 14                         tragen, was wiederum zur Reduktion der Prävalenz
                                                          von subsegmentalen LE führt. Das gleiche gilt für

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CME-FORTBILDUNG                                                                                                                                       medizinonline.ch

 Abb. 2 Vorschlag zum Vorgehen bei Verdacht auf eine subsegmentale Lungenembolie

                                                      Diagnose einer symptomatischen oder inzidentellen subsegmentalen Lungenembolie

                                                                  Beurteilung der CTA Bilder durch zweiten erfahrenen Radiologen

                                                                                                         Bestätigung der Diagnose

                                         nein                                                                                                            ja
                                                                          Beurteilung des Rezidiv- und Komplikationsrisikos

                   Bilaterale Kompressionssonografie der                           ungenügende kardiopulmonale                                     Antikoagulation
                  unteren Extremitäten zur Suche nach TVT                    Reserven, Hospitalisation/Krebs­erkrankung/
                                                                               Schwangerschaft/unprovozierte venöse
                                 proximale TVT                                  Thrombo­embolie in der Vorgeschichte

                        nein                              ja

                                                                                                                                                                              basierend auf [5] und [11]
      Therapiestrategie ohne Antiko­               Antikoagulation
     agulation unter Berücksichtigung
     der Patienten­präferenzen (shared
     decision making) und Planen von
       klinischen Verlaufskontrollen

Die Therapiestrategie bei Patienten mit subsegmentalen Lungenembolien soll stets unter Berücksichtigung des Blutungsrisikos sowie der Patientenpräferenzen festge­
legt werden. Zum Ausschluss einer TVT kann entweder eine einmalige beidseitige Kompressionssonografie der proximalen und distalen Beinvenen oder eine wiederholte
Sonografie der proximalen Beinvenen (z.B. im Abstand von 7 Tagen) erfolgen. Der Vorteil der Kompressionssonografie der kombiniert proximalen und distalen Beinvenen
besteht darin, dass eine einmalige Untersuchung ausreicht, sofern bei einer distalen TVT der Entscheid zur Antikoagulation gefällt wird. Gleichzeitig ist die mögliche Dia­
gnose der distalen TVT auch ein Nachteil der Modalität, da deren Signifikanz und somit Therapiebedürftigkeit unklar ist. Zur Häufigkeit der klinischen Nachkontrollen gibt
es keine klaren Empfehlungen. 
CTA = CT-Angiografie; TVT = tiefe Venenthrombose

                               den oben erwähnten YEARS-Algorithmus, welcher                           segmentalen LE zu reduzieren. Wird die subsegmen-
                               einfacher in der Anwendung ist und somit auch die                       tale LE bestätigt, kann bei ausgewählten Patienten
                               Adhärenz zum korrekten diagnostischen Vorgehen                          mit einem tiefen Rezidiv- und Komplikationsrisiko
                               bei Verdacht auf LE verbessern kann. Eine weitere                       nach Ausschluss einer tiefen Beinvenenthrombose
                               Möglichkeit zur Reduktion von einer Überdiagnose                        eine Therapiestrategie ohne Antikoagulation eva-
                               ist die Anwendung des PERC-Algorithmus basierend                        luiert werden, insbesondere unter Berücksichtigung
                               auf 8 klinischen Kriterien bei Patienten mit geringem                   der Patientenpräferenzen und des Blutungsrisikos
                               klinischen Verdacht auf eine LE. Falls keines der 8                     (Abb. 2). Dies bedingt die Durchführung einer Kom-
                               Kriterien positiv ist, kann in dieser Tiefrisikopopula-                 pressionssonografie der Beinvenen beidseits, wobei
                               tion auf weitere Diagnostik verzichtet werden, ohne                     die optimale Strategie nicht bekannt ist (einmalige
                               dass relevante LE verpasst würden, wie eine kürzlich                    Kompressionssonografie der gesamten proximalen
                               publizierte randomisierte Studie gezeigt hat. Aufgrund                  und distalen Beinvenen vs. serielle Kompressionsso-
                               der oben erläuterten Herausforderungen bei der Dia-                     nografie lediglich der proximalen Beinvenen).
                               gnosestellung von subsegmentalen LE soll vor einer                          Zusammengefasst ist die klinische Signifikanz der
                               Therapieentscheidung die Diagnose von einem zwei-                       subsegmentalen LE unklar, und aufgrund der schlech-
                               ten, erfahrenen Radiologen bestätigt werden – nicht                     ten Evidenzlage zur optimalen Therapie wird diese
                               alle vermuteten subsegmentalen LE sind echt! Der                        kontrovers diskutiert. In Anbetracht des unsicheren
                               diagnostischen Schwierigkeit von subsegmentalen                         Nutzens der Antikoagulationstherapie bei Patienten
                               LE wurde kürzlich mit der Publikation von radiolo-                      mit subsegmentalen LE und tiefem Rezidiv- und Kom-
                               gischen Kriterien Rechnung getragen, welche bei der                     plikationsrisiko werden die Resultate aus qualitativ
                               Diagnosestellung mittels CTA berücksichtigt werden                      hochstehenden prospektiven und randomisierten Stu-
                               sollten. Gemäss American Society of Hemtology soll                      dien von besonderer Wichtigkeit sein, um potenziell
                               ausserdem – lokale Verfügbarkeit und Expertise vor-                     unnötige Antikoagulations-assoziierte Blutungskom-
                               ausgesetzt – die planare Ventilations-/Perfusionsszin-                  plikationen zu vermeiden und zur Verbesserung der
                               tigrafie der CTA als diagnostische Modalität der Wahl                   Behandlungsqualität beizutragen.
                               bei Patienten mit niedriger oder moderater Vortest-
                               wahrscheinlichkeit und hoher Wahrscheinlichkeit für
                               einen konklusiven Befund vorgezogen werden, unter
                               anderem um das Risiko für die Diagnose einer sub-                       Literaturliste bei Verlag

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InFo PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE 2021; Vol. 3, Nr. 1                                                                CME-FORTBILDUNG

Thoraxchirurgische Operationen

Vermeidung und Behandlung von
respiratorischen und kardialen Störungen
Matthias Hansen, Christian Wunder, Stuttgart (D)

Thoraxchirurgie | Pneumektomie | ECMO

                       ■ Jede Operation kann postoperativ zu Problemen                        A                            B
                       mit dem Kreislauf, dem Herz oder an der Lunge füh-
                       ren. Die Vermeidung solcher Komplikationen und
                       deren Behandlung kommt eine grosse Bedeutung
                       zu, denn sonst erhöht sich das perioperative Risiko
                       deutlich. Dazu ist es erforderlich, dass ein Behand-
                       lungsteam in der Thoraxchirurgie die intra- und post-
                       operativen Risiken kennt und die Behandlung der
                       dabei auftretenden Komplikationen beherrscht.

                                                                                                                                                         Quelle: Robert-Bosch-Krankenhaus
                                                                                              C                            D
                           Selbst ein relativ kleiner Eingriff, wie die Anlage
                       eines Tracheostomas, kann nach dem Eingriff zu einer
                       vitalen Gefährdung eines Patienten führen: Bei einem
                       66 Jahre alten Patienten wurde zuerst eine dilatative
                       Tracheotomie versucht. Da dies nicht gelang, erfolgte
                       eine plastische Tracheotomie. Kurz darauf wurde der
                       Patient in ein anderes Krankenhaus verlegt. In den
                       nächsten Tagen kam es immer wieder zu Schwierig-                       Abb. 1: CT-Schnittbilder im Abstand von 3mm von ­kranial
                       keiten bei der Beatmung und einer Hyperkapnie. Als                     (A) nach kaudal (D), man sieht den Verlauf der Tracheal­
                       Ursache wurde eine Bronchospastik und eine stress-                     kanüle (TK) senkrecht zur Trachealhinterwand und dass
                       bedingte Dekompensation durch die Reduktion der                        die TK am kaudalen Rand des Tracheostomas nicht mehr
                       Sedierung zum Weaning vom Beatmungsgerät ange-                         sichtbar ist (D).
                       nommen. Es wurde mehrfach eine bildgebende Diag-
                       nostik durchgeführt. Die Ursache war eine nicht kor-
                       rekt liegende Trachealkanüle. Die Kanüle war zu kurz                   Dies führte intermittierend zu einer Obstruktion der
                       und lag deshalb nur mit der Spitze intratracheal und                   Atemwege. Im Röntgen – Thorax Bild und CT-Scan
                       mit der Öffnung direkt an der Trachealhinterwand.                      des Thorax sieht man, wenn man die Zeichen kennt,
                                                                                              diese Fehllage. Es ist auf den Bildern in Abbildung 1
                                                                                              und 2 die Lage der Trachealkanülenöffnung direkt an
                                                                                              der Trachealwand mit der nur kurzen Strecke intra-
                                                Dr. med. Matthias Hansen                      tracheal zu sehen und nach Korrektur durch eine
                                                                                              längere Trachealkanüle in Abbildung 3. Am einfachs-
                                                Oberarzt                                      ten ist dieses Problem durch eine tracheoskopische
                                                Abteilung für Anästhesie                      Kontrolle mit einem Bronchoskop zu erkennen. In so
                                                matthias.hansen@rbk.de                        einer Situation kann auch ein leicht zu korrigierendes
                                                                                              Problem zu einer gravierenden Störung mit Hypoxie
                                                                                              und Hyperkapnie führen, wenn nicht mit Sorgfalt
                                                Prof. Dr. med. Christian Wunder               auf die Details in der Diagnostik geachtet und somit
                                                                                              das eigentliche Problem der Atemwegsstörung nicht
                                                Chefarzt                                      erkannt wird.
                                                Facharzt für Anästhesie und Spezielle             Um das Risiko von postoperativen Komplikatio-
                                                Anästhesiologische Intensivmedizin,           nen zu verringern, sollten bei der Übernahme eines
                                                christian.wunder@rbk.de                       Patienten nach einer Operation auf eine Überwa-
                                                                                              chungs- oder Intensivstation immer die folgenden
                        Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart und                                Punkte kontrolliert werden: das Bewusstsein, ggf. die
                        Klinik Schillerhöhe Gerlingen                                         Tiefe der Sedierung, bei extubierten Patienten, ob
                        Auerbachstrasse 110                                                   Schutzreflexe vorhanden sind, die Spontanatmung
                        D-70376 Stuttgart                                                     oder die Beatmungsparameter, die Lage des Tubus
                                                                                              oder der Trachealkanüle, die seitengleiche Belüf-
                        Autorenfotos: Robert-Bosch-Krankenhaus, Fotograf: Christoph Schmidt
                                                                                              tung der Lungen, die Lage und die Fördermenge der

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CME-FORTBILDUNG                                                                                                                medizinonline.ch

                                                                                                                            Thoraxdrainagen, die Sogeinstellung an den Draina-
                                                                                                                            gen und die Kreislaufparameter. Ein Vorgehen nach
                                                                                                                            einem Standard ist hierbei sinnvoll, z.B. ein Ablauf
                                                                                                                            anhand des ABCDE–Schemas zur Kontrolle der Vital-
                                                                                                                            parameter. Eine Übergabe mit schriftlich dokumen-
                                                                                                                            tierten operativen Massnahmen, den intraoperativen
                                                                                                                            Besonderheiten und den aufgetretenen Problemen
                                                                                                                            ist ebenfalls zu empfehlen. Hierbei wird ein Überga-
                                                                                                                            beprotokoll mit dem SBAR-Konzept zur Fehlerver-
                                                                                                                            meidung empfohlen [1]. Der Sogeinstellung an den
                                                                                                                            Thoraxdrainagen kommt eine besondere Bedeutung
                                                                                                                            zu. Bei Luftverlusten am Lungenparenchym ist ein
                                                                                                                            negativer Druck an den Drainagen der Thoraxhöhle
                                                                                                                            zur Vermeidung eines Pneumothorax notwendig, ein
                                                                                                                            zu hoch eingestellter Sog kann jedoch die Luftver-
Quelle: Robert-Bosch-Krankenhaus

                                                                                                                            luste verstärken. Bei einer Pneumektomie ist die Ein-
                                                                                                                            stellung eines negativen Sogs (stärker als minus fünf
                                                                                                                            mbar) kontraindiziert, da dieser Unterdruck sonst zu
                                                                                                                            einer Verlagerung des Mediastinums (ähnliche Wir-
                                                                                                                            kung wie bei einem Spannungspneumothorax) und
                                                                                                                            damit zu schwerwiegenden kardiopulmonalen Kom-
                                                                                                                            plikationen führen kann. Eine postoperative Blutung
                                   Abb. 2: Röntgen-Thorax-Bild anterior/posterior: Es ist die kurze Strecke der Tracheal­   kann über die Menge der Drainageverluste, über eine
                                   kanüle intratracheal zu erkennen.                                                        Hämoglobinbestimmung im Patientenblut und ggf.
                                                                                                                            in der Drainageflüssigkeit, über eine sonografische
                                                                                                                            Darstellung des Pleuraraums und im fortgeschritte-
                                                                                                                            nen Stadium über eine Kreislaufreaktion durch den
                                                                                                                            Volumenmangel detektiert werden. Falls diese Mass-
                                                                                                                            nahmen zu keiner ausreichenden Information führen,
                                                                                                                            hilft häufig eine CT-Untersuchung des Thorax. Es
                                                                                                                            ist neben der Kontrolle der Gerinnungsparameter
                                                                                                                            und ggf. gerinnungsverbessernden Massnahmen eine
                                                                                                                            Information der operativen Abteilung /Thoraxchir-
                                                                                                                            urgie über eine möglicherweise notwenige operative
                                                                                                                            Revision sinnvoll. Andere, seltenere operativ bedingte
                                                                                                                            Komplika­tionen wie eine Bronchusstumpfinsuffizienz
                                                                                                                            (erkennbar an höheren Luftfistelvolumen über die
                                                                                                                            Thoraxdrainagen) oder eine Lappentorsion (erstes
                                                                                                                            Zeichen oft eine Atelektase im Röntgenthorax-Bild)
                                                                                                                            lassen sich oft mit einer Bronchoskopie und ggf.
                                                                                                                            zusätzlich einer CT-Untersuchung (mit Kontrastmittel
Quelle: Robert-Bosch-Krankenhaus

                                                                                                                            zur Gefässdarstellung) verifizieren und benötigen eine
                                                                                                                            operative Revision.

                                                                                                                            Pneumektomie mit höchstem Risiko perioperativ
                                                                                                                            Bei grossen thoraxchirurgischen Operationen kommt
                                                                                                                            es perioperativ häufiger zu respiratorischen und kardi-
                                                                                                                            alen Störungen. So ist zum Beispiel nach einer Pneu-
                                   Abb. 3: Mit einer längeren Trachealkanüle ist hier eine korrekte Lage mit einem län­     monektomie das Risiko für einen Myokardinfarkt
                                   geren intratrachealen Verlauf erkennbar, zusätzlich zeigt die Tracheal-Kanülen-Öff­      oder für ein kardiovaskuläres Versterben innerhalb
                                   nung nun richtigerweise nach kaudal.                                                     der ersten 30 Tage nach der Operation über 5% [2]. Es
                                                                                                                            ist deshalb sinnvoll, den Patienten vor der Operation
                                                                                                                            auf seine kardiopulmonalen Risikofaktoren abzuklä-
                                                                                                                            ren und immer eine Risikoabwägung durchzuführen.
                                                                                                                            Für die videothorakoskopisch assistierte Lobektomie
                                                                                                                            ist hierbei die ASA Klassifikation als hilfreiches Ver-
                                                                                                                            fahren beschrieben [3]. Zur allgemeinen Abschätzung
                                                                                                                            des Risikos präoperativ ist die Anamnese, eine körper-
                                                                                                                            liche Untersuchung, Laborwerte (mit Blutgasanalyse)
                                                                                                                            und eine Bildgebung (Röntgenthorax oder CT) hilf-
                                                                                                                            reich. Ein Ruhe-EKG bringt präoperativ selten neue
                                                              > Fortbildungsfragen auf Seite 14                             Erkenntnisse, kann jedoch als Vergleich bei postope-
                                                                                                                            rativen durch Herzrhythmusstörungen oder Ischämie

                                   10
InFo PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE 2021; Vol. 3, Nr. 1                                                       CME-FORTBILDUNG

bedingten Problemen sehr hilfreich sein. Funktionelle       TAKE-HOME-MESSAGES
Untersuchungen wie ein Belastungselektrokardio-
                                                            ― Eine Abschätzung des perioperativen Risikos für Mortalität
gramm, eine Spiroergometrie, ein 6-Minuten-Gehtest,
                                                              und Letalität hilft bei den grossen thoraxchirurgischen
die Abschätzung des metabolischen Äquivalents und
                                                              Operatio­nen, postoperative Komplika­tionen zu vermeiden.
die Angabe, wie viele Stockwerke beim Gehen mög-
                                                              Hierbei sind systematische Funktions­testungen hilfreich.
lich sind, haben eine deutlich bessere Aussagekraft als
gemessene sog. Ruhewerte. Die geplante Operation,           ― Respiratorische und kardiale Komplikationen treten bei diesen
videothorakoskopischer Eingriff oder Thorakotomie             Eingriffen in relevanter Häufigkeit auf.
und wie viele Segmente der Lunge reseziert werden,          ― Bei instabilen Herz-Kreislauf-Zuständen sind eine semiinvasive
sind weitere Faktoren zur Beurteilung des periopera-          oder ­invasive Kreislaufüberwachung zu empfehlen; die Werte
tiven Risikos. Die postoperative Lungenfunktion nach          des Blutdrucks und der Herzfrequenz sind allein oft nicht aus-
Resektionen kann nach der folgenden Formel abge-              reichend.
schätzt werden: präoperativer Funktionswert (z.B.           ― Mobilisation, Oberkörperhochlage, Atem- und Physiotherapie
FEV1) × Anzahl der Lungensegmente postoperativ /              sind neben der Beatmungsgeräteeinstellung Grundpfeiler der
Anzahl der Lungensegmente präoperativ [4].                    Vermeidung und Behandlung von respiratorischen Komplika­
    Vorhofflimmern tritt mit einer Häufigkeit von             tionen. Meist sind eine frühzeitige S
                                                                                                  ­ pontanatmung und rasche
13 – 46% bei grösseren thorakalen Operationen auf             Extubation für diese Patienten sinnvoll.
[5]. In Bezug auf den Eingriff besteht die höchste
                                                            ― In einzelnen Situationen kann postoperativ eine ECMO-
Inzidenz bei einer Pneumektomie. Es ist zudem ein
                                                              Therapie notwendig sein.
Faktor, der das Gesamtrisiko einer Operation erhöht.
Die Therapie hängt von der Auswirkung auf den Pati-
entenkreislauf ab. Je instabiler der Kreislauf ist, desto   einem vorhandenen Sinusrhythmus die Schlagvolu-
eher ist bei neu aufgetretenem Vorhofflimmern eine          menvarianz zur Volumenbeurteilung herangezogen
Kardioversion sinnvoll und notwendig. Medikamentös          werden [6]. Ein einfacher Laborwert zur Abschätzung
ist Amiodaron am effektivsten für eine Konversion           eines ausreichenden Sauerstoffangebots ist die Mes-
des Herzrhythmus. Ist eine reine Frequenzkontrolle          sung der zentralvenösen Sättigung, dieser Wert sollte
das Ziel, sind Betablocker und Digitalis eine Thera-        (bei einem normalen Hämoglobinwert) möglichst
pieoption. Zusätzlich ist immer eine Kontrolle der          über 70% liegen. Postoperativ ist der Volumensta-
Elektrolyte (vor allem des Kaliumspiegels), ggf. eine       tus durch eine Bilanzierung der Ein- und Ausfuhr zu
Substitution von Kalium und Magnesium sinnvoll. Es          überwachen. Zuviel Volumen beeinträchtigt vor allem
gibt verschiedene Ansätze prophylaktischer, medika-         die Lungenfunktion, zu wenig intravasales Volumen
mentöser Therapien, dabei zeigten sich Betablocker          führt zu Problemen mit dem Kreislauf und sekundär
und Amiodaron als die effektivsten Massnahmen.              zu Organdysfunktionen. Meist sind zuerst die Nieren
                                                            betroffen und in ausgeprägten Volumenmangelsitu-
Zentralvenöse Sättigung möglichst über 70%                  ationen kommt es zu einem Anstieg des Laktatwerts
Eine intra- oder postoperative Herzinsuffizienz sollte      (meist durch vermehrten anaeroben Stoffwechsel oder
rasch diagnostiziert werden. Intraoperativ kann eine        seltener durch verminderten Abbau in der Leber).
transösophageale Echokardiografie (TEE) hilfreich           Intraoperative Blutungen mit einem hämorrhagischen
sein, postoperativ sind semi-invasive Systeme, wie ein      Schock sind möglichst zu vermeiden. Eine Kenntnis
Monitoring mit dem Picco®-System oder eine trans­           der Risiken und eine Vorbereitung auf diese Prob-
thorakale Echokardiografie (TTE) und unter Umstän-          leme ist hierbei von grossem Nutzen. Bei einer Medi-
den ebenfalls ein TEE-Untersuchung sinnvoll. Durch          astinoskopie ist beispielsweise das Risiko für eine
die Echokardiografie können ein hämodynamisch               gravierende Blutung gering, unter 1% [7]. Kommt es
wirksamer Perikarderguss und eine Perikardtampo-            jedoch zu einem grösseren Blutverlust, ist die Anlage
nade ebenfalls gut erkannt werden. Die Behandlung           von 1 bis 2 grosslumigen venösen Zugängen schon vor
der schweren Herzinsuffizienz (Cardiac Index unter          dem Beginn der Operation ausgesprochen sinnvoll.
1,5 l /min / m2 KÖF) erfolgt mit Katecholaminen,            Bei Operationen mit einem höheren Blutungsrisiko
Phosphodiestherase-3-Hemmer oder Levosimedan.               sollte, abhängig vom Hämoglobinwert vor der Opera-
Eine Rechtsherzinsuffizienz ist meist schwieriger           tion, eine entsprechende Anzahl an für den Empfänger
zu behandeln als eine Linksherzinsuffizienz. Bei der        kompatiblen Erythrozytenkonzentraten bereitgestellt
Rechtsherzinsuffizienz kann ein erhöhter pulmonaler         werden. Ein Konzept für ein «Patient Blood Manage-
Gefässwiderstand das Problem sein, hilfreich kann hier      ment» ist immer empfehlenswert.
eine Therapie z.B. mit Sildenafil oder inhalativ verab-          Die Inzidenz einer akuten respiratorischen Insuf-
reichtes Epoprostenol sein. Falls der Volumenstatus         fizienz nach grösseren thoraxchirurgischen Eingriffen
des Patienten nicht eindeutig erkennbar ist, kann eine      liegt laut Literaturangaben zwischen 2 –7% [8]. Die
TTE-Untersuchung oder eine sonografische Darstel-           Mortalität bei einer schweren respiratorischen Insuf-
lung der Vena cava inferior notwendig sein. Sonogra-        fizienz in den ersten 48 Stunden nach einer Pneum-
fische Messungen, TTE- und TEE-Untersuchungen               ektomie liegt je nach Literaturangabe zwischen 26%
sind von der Erfahrung des Untersuchers abhängige           und 80%. Das Hauptproblem liegt in dem nur noch
Methoden und sollten bei erweiterten Lungenresekti-         auf eine Lunge beschränkten Gasaustausch. Ist diese
onen zur Verfügung stehen. Zusätzlich sind mit semi-        Funktion eingeschränkt, kommt der Patient sehr rasch
invasiven Kreislaufüberwachungsverfahren Aussagen           in vital gefährliche Bereiche der Hyperkapnie und
zum Volumenstatus möglich, zum Beispiel kann bei            Hypoxie. Es ist deshalb wichtig die Volumenzufuhr

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CME-FORTBILDUNG                                                                                                          medizinonline.ch

                                                                                                                       Anwendung eines Doppellumentubus ist postoperativ,
                                                                                                                       um die Reizung durch die endobronchiale Tubuslage
                                                                                                                       zu reduzieren und ein besseres Sekretmanagement
                                                                                                                       zu erreichen, der Wechsel auf einen normalen Tubus
                                                                                                                       empfehlenswert. Besteht oder bestand eine Schwierig-
                                                                                                                       keit bei der orotrachealen Intubation, ist beim Tubus-
                                                                                                                       wechsel die Benutzung eines «Cook-Stabs» (Airway
                                                                                                                       Exchange Catheter) zu empfehlen.
                                                                                                                           Die Lagerung bei intubierten Patienten mit circa
                                                                                                                       40° erhöhtem Oberkörper senkt die Häufigkeit einer
                                                                                                                       beatmungsassoziierten Pneumonie. Ebenfalls sinnvoll
Quelle: Robert-Bosch-Krankenhaus

                                                                                                                       sind eine regelmässige Mundpflege und eine regelmäs-
                                                                                                                       sige Kontrolle des Cuffdrucks. Nach dem Auftreten
                                                                                                                       einer Pneumonie sind mikrobiologische Probenbestim-
                                                                                                                       mungen (aus dem Trachealsekret oder Bronchialse-
                                                                                                                       kret, immer vor dem Beginn der Antibiotikatherapie)
                                                                                                                       und eine suffiziente Antibiotikatherapie notwendig. Es
                                                                                                                       muss mit grampositiven und gramnegativen Erregern
                                   Abb. 4: Röntgen-Thorax-Bild bei einem Patienten mit Zustand nach einer Pneum­       gerechnet werden, seltener sind Pilze oder atypische
                                   ektomie links, einer postoperativen Pneumonie der restlichen Lunge rechts und mit   Erreger die Auslöser der Pneumonie. Die Antibioti-
                                   einer ECMO-Kanüle.                                                                  katherapie muss gegebenenfalls dem krankenhaus-
                                                                                                                       spezifischen Erregerspektrum angepasst sein. Es muss
                                                                                                                       bei der Therapie auf eine adäquate Dosierung und die
                                                             genau zu bestimmen und häufig die Volumenzufuhr in        richtig gewählte Therapiedauer geachtet werden. In
                                                             der Menge zu begrenzen. Das Trauma der Operation,         den allermeisten Fällen reicht eine Therapiedauer von
                                                             die Narkose, Schmerzen usw. führen postoperativ zu        einer Woche. Vor allem immunsuppressiv oder neo-
                                                             einer eingeschränkten Lungenfunktion. Bronchokon-         adjuvant vorbehandelte Patienten haben ein erhöhtes
                                                             striktion, Sekretretention und Aspiration begünstigen     Infektionsrisiko und sind schwieriger zu behandeln.
                                                             die Bildung von Atelektasen und Pneumonien. Die           Häufig profitieren Patienten mit einer Pneumonie
                                                             intraoperative Beatmung bei der Einlungenventila-         auch von einer medikamentösen Bronchospasmolyse
                                                             tion mit reduzierten Atemzugvolumen (5 ml/kgKG)           und einer systematischen Atemtherapie.
                                                             und moderatem PEEP (5 – 8 cm H2O) verbessert                  Falls bei einem Lungenversagen alle konventio-
                                                             möglicherweise den postoperativen Gasaustausch und        nellen Massnahmen misslingen, kann die Therapie mit
                                                             reduziert die Risiken [9]. Eine frühe Mobilisation (aus   einer veno-venösen extrakorporalen Membranoxyge-
                                                             dem Bett), Atem- und Physiotherapie, sowie eine gute      nierung (ECMO) notwendig sein. Bei einem Patien-
                                                             Schmerztherapie (z.B. mit einem thorakalen Peridu-        ten mit Zustand nach einer Pneumektomie kann eine
                                                             ralkatheter) verbessern die Situation [10]. Nichtinva-    Pneumonie in der noch vorhandenen Lunge durch die
                                                             sive Beatmung, bronchoskopisches Absaugen in Spon-        operativ bedingte Reduktion der Gasaustauschfläche
                                                             tanatmung, invasive Beatmung mit gegebenenfalls           rasch lebensbedrohlich werden. Wenn die Rahmenbe-
                                                             einer Bauchlagerung und bei längerem Verlauf eine         dingungen stimmen (keine Kontraindikationen und in
                                                             Tracheotomie sind zur Behandlung bei einem deutlich       den anderen Vitalfunktionen ein ausreichend stabiler
                                                             eingeschränkten pulmonalen Gasaustausch und bei           Patient) kann die ECMO-Therapie in solch einem
                                                             Atelektasen notwendige Massnahmen.                        Verlauf deutliche Vorteile bringen. Abbildung 4 zeigt
                                                                                                                       ein Röntgenbild bei einem 44-jährigen Patienten mit
                                                             Pneumonie-Risiko steigt mit der Beatmungsdauer            Pneumonie nach Pneumektomie und einer ECMO-
                                                             Das Risiko einer Pneumonie steigt proportional zur        Kanüle, gelegt über die Vena jugularis interna rechts.
                                                             Zeitdauer einer invasiven Beatmung [11]. Für die          In diesem Fall konnte nach zehn Tagen die Therapie
                                                             meisten Patienten nach einer thoraxchirurgischen          mit der ECMO erfolgreich beendet werden. Da die-
                                                             Operation sind eine rasche Widerherstellung der           ses extrakorporale Verfahren nicht ohne Risiko ist,
                                                             Spontanatmung und eine frühe Extubation sinn-             muss eine eindeutige Indikation für diese Behandlung
                                                             voll. Ist jedoch eine pH relevante Hyperkapnie, eine      bestehen und es sollte im Behandlungsteam eine aus-
                                                             unzureichende Oxygenierung, ein instabiler Kreislauf      reichende Erfahrung mit diesem Verfahren vorhanden
                                                             oder nach einer länger bestehenden Atelektase einer       sein. Die notwendige Antikoagulation, die Verletzun-
                                                             Lunge keine ausreichende Belüftung des betroffenen        gen durch die Anlage der grosslumigen Katheter und
                                                             Lungenabschnitts zu erreichen, ist eine postoperative     eine nosokomiale Infektion sind die Hauptrisiken des
                                                             Beatmung sinnvoll. Bei Patienten mit einer ausgepräg-     Verfahrens.
                                                             ten chronisch obstruktiven Lungenerkrankung kann              Ein Re-Expansionsödem der Lunge als weitere
                                                             es manchmal notwendig sein, trotz erhöhter paCO2-         Ursache einer postoperativen Gasaustauschstörung
                                                             Werte (bei vorhanden Schutzreflexen, ausreichendem        kann nach der Entlastung eines grossen Pleuraergus-
                                                             Bewusstsein und einer vorhandenen Patientenko-            ses oder eines ausgeprägten Pneumothorax und auch
                                                             operation) zu extubieren und frühzeitig eine Unter-       nach einer Einlungenventilation (Lungenseparation
                                                             stützung der Atemmechanik mit einer nichtinvasiven        über Doppellumentubus oder Bronchusblocker) über
                                                             Beatmung durchzuführen. Bei der intraoperativen           einen langen Zeitraum auftreten. Als pathophysiologi-

                                   12
InFo PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE 2021; Vol. 3, Nr. 1                                                                                          CME-FORTBILDUNG

sche Ursache ist ein multifaktorieller Prozess anzuneh-                     Literatur:
men. Für die Entstehung der Flüssigkeitsansammlung                          1. von Dossow V, Zwißler B: Strukturierte Patientenübergabe in der
                                                                                 perioperativen Phase – Das SBAR Konzept. Anästh Intensivmed
im Interstitium und in den Alveolen durch erhöhte                                2016; 57: 88–90.
Flüssigkeitspermeabilität werden die Freisetzung von                        2. Kristensen SD, Knuuti J, Saraste A, et al.: 2014 ESC/ESA Guidelines
                                                                                 on non-cardiac surgery: cardiovascular assessment and manage­
Mediatoren, ein Surfactantverlust und Schäden an                                 ment: The Joint Task Force on non-cardiac surgery: cardiovascular
der Alveolarmembran durch Oxidasen angenommen.                                   assessment and management of the European Society of Cardiology
Pathophysiologisch ähnlich ist ein Post-Pneumekto-                               (ESC) and the European Society of Anaesthesiology (ESA). Eur J
                                                                                 Anaesthesiol 2014; 31(10): 517–573.
mie-Ödem zu werten, dieses tritt 24 –72 Stunden post-                       3. Zhang R, Kyriss T, Dippon J, et al.: G. American Society of Anes­
operativ nach einer Pneumonektomie oder selten nach                              thesiologists physical status facilitates risk stratification of elderly
einer Lobektomie auf. Die Behandlung besteht in                                  patients undergoing thoracoscopic lobectomy. Eur J Cardiothorac
                                                                                 Surg 2018; 53(5): 973–979.
einer restriktiven Flüssigkeitszufuhr, in einer nichtin-                    4. Smulders SA, Smeenk FW, Janssen-Heijnen ML, et al.: Actual and
vasiven oder invasiven Beatmung mit PEEP und einer                               predicted postoperative changes in lung function after pneumonec­
                                                                                 tomy: A retrospective analysis. Chest 2004; 125: 1735–1741.
meist notwendigen erhöhten inspiratorischen Sauer-                          5. Zhao BC, Huang TY, Deng QW, et al.: Prophylaxis against Atrial
stoffkonzentration. Es ist mit einer signifikanten Mor-                          Fibrillation after General Thoracic Surgery: Trial Sequential Analysis
talität, ähnlich einem schweren ARDS, verbunden und                              and Network Meta-Analysis. Chest 2017; 151(1): 149–159.
                                                                            6. Hansen M: Hämodynamisches Monitoring – Erweitertes Monitoring
kann leider auch bei einer perioperativ sehr reduzier-                           [Invasive and minimally invasive hemodynamic monitoring].
ten Flüssigkeitszufuhr auftreten.                                                Anasthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2016; 51(10):
     Insgesamt ist eine engmaschige Überwachung,                                 616–625.
                                                                            7. Schirren M, Sponholz S, Oguhzan S, et al.: Intraoperative Blutungen
das schnelle und richtige Erkennen und eine rasche                               in der Thoraxchirurgie: Vermeidungsstrategien und chirurgische
Behandlung bei den genannten vital bedrohlichen                                  Therapiekonzepte [Intraoperative bleeding during thoracic surgery:
                                                                                 avoidance strategies and surgical treatment concepts]. Chirurg
Störungen notwendig. Dadurch lässt sich, auch in dem                             2015; 86(5): 453–458.
mit einem erheblichen perioperativen Risiko behaf-                          8. Kösek V, Wiebe K: Postoperative respiratorische Insuffizienz und
teten Eingriffen, ein für die Patienten gutes Ergebnis                           ihre Behandlung [Postoperative respiratory insufficiency and its
                                                                                 treatment]. Chirurg 2015; 86(5): 437–443.
erzielen.                                                                   9. Marret E, Cinotti R, Berard L, et al.: Protective ventilation during
                                                                                 anaesthesia reduces major postoperative complications after lung
                                                                                 cancer surgery: A double-blind randomised controlled trial. Eur J
                                                                                 Anaesthesiol 2018; 35(10): 727–735.
                                                                            10. Rogers LJ, Bleetman D, Messenger DE, et al.: The impact of enhan­
                                                                                 ced recovery after surgery (ERAS) protocol compliance on morbidity
                                                                                 from resection for primary lung cancer. J Thorac Cardiovasc Surg
                                                                                 2018; 155(4): 1843–1852.
                                                                            11. Wunder C: Nosokomiale Infektionen in der Intensiv­medizin. Anästh
                                                                                 Intensivmed 2020; 61: 215–222.

 Impressum
 Verlag und Herausgeber                                       Autorenhinweise und Manuskripteinreichung                       Bezugspreise
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 Verleger: Stefan C. Schreiber                                Genehmigung des Verlags.                                        VVA (Schweiz) GmbH, 9016 St. Gallen
                                                                                                                              3. Jahrgang
 Redaktion                                                    Hinweis                                                         Druckauflage 6000
 Tanja Schliebe (Chefredaktorin),                             Für Preisangaben sowie Angaben zu Diagnose und
 tanja.schliebe@primemedic.ch (tsk);                          Therapie, insbesondere Dosierungsanweisungen und                ISSN: 2673-7469
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                                                              ein nicht geschütztes Produkt handelt.                          che Studien und Kongresse sowie News. Namentlich
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