Gruß aus Rummelsberg - Rummelsberger Diakonie
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Das Magazin der Menschen an Ihrer Seite Gruß AUSGABE 03 | 2018 aus Rummelsberg Diesmal: Gruß inklusiv! Menschen mit und ohne Behinderung schreiben über Barrieren auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt Abschied Menschlichkeit Unterstützung Pfarrer Dr. h.c. Karl Heinz Zehn Thesen zur Bringen Sie mit Ihrer Neukamm ist verstorben aktuellen Flüchtlingsdis- Spende Menschen in S. 16 kussion S. 19 Bewegung! S. 24 rummelsberger-diakonie.de
Das Rummelsberger Magazin 03/2018 Inhalt 04 Zwei Zimmer, Küche, Bad Menschen mit Behinderung in Altdorf su- 18 Wir suchen Sie als Hauswirtschaftliche Leitung chen dringend Wohnungen 19 Leitkultur der Mitmenschlichkeit 08 Das Wichernhaus in Dresden? Familie Hofmann würde sich das Zehn Thesen der Rummelsberger Diakonie zur aktuellen Flüchtlings- wünschen – aus gutem Grund diskussion 12 „Ein Buch ohne Einband“ 20 Rubriken Drei Menschen mit Behinderung Neuigkeiten | Wirksam und engagiert | Sehr geehrte Leserin, erzählen von ihrer Jobsuche Termine sehr geehrter Leser, 16 Nachruf Pfarrer Dr. h.c. Karl Heinz Neukamm 24 Spendenprojekte Bringen Sie Menschen mit Behinderung heute beginne ich mit einer traurigen Nachricht: Pfarrer Dr. h.c. Karl Heinz Neukamm starb Anfang August mit 89 Jahren in Bewegung! ist am 7. August in Nürnberg im Alter von 89 Jahren verstorben. Der ehemalige baye- rische Landesjugendpfarrer, Rummelsberger Rektor und Präsident des Diakonischen 24 Werks der Evangelischen Kirche in Deutschland hat über Jahrzehnte in verschiede- nen kirchlichen Spitzenämtern die evangelische Sozialarbeit und das Verhältnis von Kirche und Diakonie maßgeblich geprägt. Nun ist er heimgegangen und hat auf dem Rummelsberger Friedhof seine letzte Ruhestätte gefunden. Einen kurzen Nachruf sowie einige Bilder, die sein Wirken in Rummelsberg und darüber hinaus dokumen- tieren, finden Sie auf den Seiten 16 und 17 in diesem „Gruß aus Rummelsberg“. 04 08 Trauer und Freude liegen oft nahe beieinander. Grund zur Freude ist dieser Gruß aus Rummelsberg. Er ist auch ein Experiment. Menschen mit und ohne Behinde- rung haben den „Gruß“ gemeinsam geschrieben. Mitte Mai hat Ideengeberin Andrea Wismath ein inklusives Redaktionsteam zusammengestellt, das für diese Ausgabe verantwortlich zeichnet. Dabei sind Mitarbeitende der Wichernhaus-Werkstätten in Altdorf, Kolleginnen und Kollegen aus dem Berufsbildungswerk Rummelsberg, dem Datenschutz-Information: nen Sie jederzeit der Verwendung Ihrer Daten widersprechen. Wichernhaus Altdorf, aus der Abteilung Marketing und aus der Abteilung Kommuni- Wir sind daran interessiert, Sie über die Rummelsberger Dia- Senden Sie hierzu einfach Ihren Widerspruch an: kation der Rummelsberger Diakonie. Und dann ist Ihnen vielleicht schon aufgefallen, konie zu informieren und Sie für die satzungsgemäßen Zwe- Rummelsberger Diakonie e.V. dass dieser „Gruß“ auch optisch etwas Besonderes ist. cke unserer Organisation zu begeistern (Förderung der Ju- Abteilung Kommunikation gendhilfe, Förderung der Altenhilfe, Förderung der Volks- und Rummelsberg 2 Berufsbildung einschließlich der Studentenhilfe, Förderung 90592 Schwarzenbruck Die insgesamt sieben Männer und Frauen haben Einzigartiges zusammen erlebt: des Wohlfahrtswesens und Förderung der Hilfe für Zivilge- Tel.: 09128 50 - 2259 Nämlich wie aus einer bunt zusammengewürfelten Gruppe von Menschen mit unter- schädigte und behinderte Menschen). Fax: 09128 50 - 2150 schiedlichen Arbeitsfeldern, Interessen und Fähigkeiten ein eingeschworenes Team E-Mail: presse@rummelsberger.net wurde, in dem große Talente schlummern. Gemeinsam haben sie sich das Ober- Deshalb speichern wir mit Ihrer Zustimmung auf Grundlage von § 6 Abs. 2 des EKD-Datenschutzgesetzes Ihre Kontakt- Unseren Datenschutzbeauftragten erreichen Sie unter: thema „Barrieren“ ausgesucht, Geschichten dazu recherchiert, sie aufgeschrieben, daten (Vorname, Nachname, Anschrift, ggf. Telefonnummer, Rummelsberger Dienste für Menschen gGmbH passend fotografiert und über die Gestaltung diskutiert. Das Ergebnis liegt nun vor E-Mail-Adresse und Geburtsdatum) und welche Drucksachen Rummelsberg 30 Ihnen und wartet darauf, entdeckt zu werden. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim wir Ihnen bereits zugesandt haben. Wir versichern, dass wir 90592 Schwarzenbruck Lesen! Ihre Daten nicht an Dritte weitergeben. Wenn Sie keine Infor- Tel.: 09128 50 - 0 mationen der Rummelsberger Diakonie mehr wünschen, kön- E-Mail: datenschutz@rummelsberger.net Herzliche Grüße Impressum: Ihr Herausgeber: Dr. Günter Breitenbach, Vorstandsvorsitzender der Rummelsberger Diakonie e.V. Rummelsberg 2, 90592 Schwarzenbruck, Telefon 09128 500, Fax 09128 50 21 50 presse@rummelsberger.net FSC-Logo Redaktion: Falk Hofmann, Melanie Gottschalk, Ronald Kempf, Claudia Kestler, Diakonin Arnica Mühlendyck, Andrea Wismath (verantwortlich), Sabrina Wölfel Dr. Günter Breitenbach Grafik: Andrea Kewel, www.maxundmedia.de Vorstandsvorsitzender der Rummelsberger Diakonie e.V. alle nicht gekennzeichneten Fotos: Rummelsberger Diakonie und Rektor der Rummelsberger Diakoninnen und Diakone Auflage: 32.000 Climate Partner-Logo rummelsberger-diakonie.de 3
Das Rummelsberger Magazin 03/2018 Fotos Claudia Kestler Das Rummelsberger Magazin 03/2018 Zwei Zimmer, Küche, Bad und ihren Wunsch überall zu verbreiten. „Man möchte die eigene Wohnung nicht mehr mis- muss jede Unterstützung annehmen und ein- sen“, sagt der 30-Jährige, der seinen Alltag fordern, die man bekommen kann“, sagt die so weit wie möglich selbstständig erledigt. Case-Managerin. Für ein paar Dinge nimmt er aber ganz ger- Wollen Menschen mit Behinderung aus dem Wichernhaus in Altdorf ne Hilfe an, zum Beispiel beim Schriftverkehr ausziehen, müssen sie meist lange eine geeignete Wohnung suchen Ein Aushang soll helfen mit Behörden, beim Einkaufen oder um die Wäsche in den Keller zu tragen. Dafür setzt Das will Sabine Keil machen. Seit Mai dieses er Assistentinnen und Assistenten des Ambu- Jahres schaut sie alle paar Tage die Mietan- lant unterstützten Wohnens der Rummelsber- gebote in der Zeitung und in Mietbörsen im ger Diakonie ein. Sie kommen wöchentlich für Internet an. Doch bisher war noch nichts Pas- sechseinhalb Stunden zu ihm und machen sendes dabei – oder schon vermietet, bis sie das, was Marco Knorn gerade für wichtig hält. anrief. Nun will sie einen Aushang gestalten „Ich bestimme“, fasst er zusammen. Denn und an verschiedenen Stellen im Wichern- auch wenn er im Wichernhaus größtenteils haus aushängen. Sie hofft, dass sie so eine Wohnung findet. Auch Marco Knorn hat nur durch einen Tipp eine kleine Wohnung in Altdorf gefunden. Eine Mitarbeiterin des Wichernhauses er- zählte es einer Bekannten, die eine Freundin hatte, deren Sohn aus seiner Wohnung aus- ziehen wollte. Marco Knorn ergriff die Chan- ce und telefonierte gleich mit dem Vermieter, bevor die Wohnung auf den Markt kam. „Ich habe Glück gehabt, ich musste nur ein drei- viertel Jahr suchen“, erzählt der 30-Jährige. Nervenaufreibende Zeit. Die Zeit der Wohnungssuche erlebte Marco Knorn als stressig. Denn anders als bei Sabi- ne Keil, war der Auszug aus dem Wichernhaus Sabine Keil sucht eine Wohnung in Altdorf. Sie würde gerne selbstständiger leben. nicht allein sein Wunsch, sondern erfolgte auf Druck des Sozialamtes des Landkreises Marco Knorn lebt seit über vier Jahren in einer eigenen Wohnung. Oberspreewald-Lausitz, der die Kosten der Von Ronald Kempf, Claudia Kestler und tungen, seit zweieinhalb Jahren im Wichern- Unterbringung für ihn übernimmt. Er lebte in Sabrina Wölfel haus. Auch wenn es ihr dort gefällt, ist es für einer sogenannten Selbstständigkeitsgruppe, selbstständig lebte, ist es in der eigenen Woh- die junge Frau nun an der Zeit für etwas Neu- bis das Sozialamt ihm mitteilte, dass er für die nung doch etwas anderes. Im Kühlschrank ist E ine Wohnung mit zwei Zimmern, in der es. „Ich will selbstständiger sein“, sagt sie. Hilfe, die er dort bekam, nicht im Wohnheim nur das, was er selbst einkauft und er muss Innenstadt von Altdorf in einem ge- leben müsse und er selbstständig genug sei, selbst dafür sorgen, dass er rechtzeitig auf- pflegten Haus und mit kleinem Balkon Doch bis sie wirklich ausziehen kann, wird um in eine eigene Wohnung zu ziehen. Der steht, um pünktlich in der Arbeit zu sein. Es ist – das ist der Wunsch von Sabine Keil. Was so wohl noch etwas Zeit vergehen. „Man braucht Landkreis Oberspreewald-Lausitz gab ihm niemand da, der nach ihm schaut. schon schwierig genug ist, ist für die 22-Jäh- viel Glück und viel Vitamin B“, sagt Susanne eine Frist von drei Monaten, um aus dem Wi- rige noch schwieriger. Denn die Warmmiete Heckel. Die Case-Managerin unterstützt Sa- chernhaus auszuziehen. Doch in dieser kur- Wunsch: Mietobergrenze anpassen der Wohnung darf höchstens 390 Euro betra- bine Keil bei ihrem Wunsch, in eine eigene zen Zeit konnte der 30-Jährige keine Woh- gen. Das gibt der Bezirk Oberpfalz vor, der für Wohnung zu ziehen. Doch: „Der Wohnungs- nung finden. Ihm wurde eine Mietobergrenze Außerdem musste Marco Knorn erst lernen, Sabine Keil die Mietkosten trägt. markt für kleine Wohnungen in Altdorf ist so von 420 Euro warm vorgegeben und er hatte sich sein Geld einzuteilen. Als er noch im gut wie leer gefegt“, sagt Heckel. Oft gelinge eine weitere Bedingung: Die Wohnung muss- Wichernhaus lebte, erhielt er vom Sozialamt Sabine Keil wohnt derzeit im Wichernhaus in die Wohnungssuche nur über das soziale Um- te mit dem Rollstuhl befahrbar sein. Nach ei- ein sogenanntes Selbstverpflegungsgeld. Altdorf, einer Einrichtung der Rummelsberger feld. Seit Kurzem gibt es in Altdorf zudem ei- nigem Hin und Her verlängerte der Landkreis Davon überwies er einen Teil direkt auf das Diakonie für Menschen mit Behinderung, und nen Ehrenamtlichen, der Bewohnerinnen und die Frist und bewilligte schließlich sogar eine Gruppenkonto seiner Wohngruppe, mit dem möchte gerne ausziehen. „Ich habe Lust auf Bewohner des Wichernhauses bei der Woh- Wohnung zu einem höheren Mietpreis. die Lebensmittel eingekauft wurden. Für den eine Veränderung“, erzählt die 22-Jährige. nungssuche unterstützt. Susanne Heckel rät Rückblickend ist Marco Knorn froh, dass er 30-Jährigen blieb ein Taschengeld für sei- Sie lebt seit 14 Jahren in stationären Einrich- Sabine Keil, alle sozialen Kontakte zu nutzen ausgezogen ist. „Es war stressig, aber ich ne privaten Ausgaben übrig. In der eigenen 4 5
Das Rummelsberger Magazin 03/2018 Das Rummelsberger Magazin 03/2018 Wohnung erhält er neben seinem Lohn für die Arbeit im Copy-Shop der Wichernhaus-Werk- Wohnung in Altdorf gesucht stätten eine Grundsicherung. Davon muss er nun auch Strom, Wasser und alle anderen Kosten, die in der eigenen Wohnung anfallen, Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Wichernhaus bezahlen. Nach allen Abzügen bleibt ihm we- niger Geld übrig, als er im Wohnheim zur Ver- müssen oft lange nach einer Wohnung suchen, fügung hatte. Doch das ist für Marco Knorn wenn sie ausziehen wollen. nicht entscheidend. Er hat einen anderen Dieses Zeichen ist ein Güte- Wunsch an die Landkreise und Bezirke: Die siegel. Texte mit diesem Güte- Mietobergrenze sollte an den aktuellen Miet- Sabine Keil sucht gerade eine Wohnung. siegel sind leicht verständlich. spiegel angepasst werden. Leicht Lesen gibt es in drei Die 22-Jährige wohnt im Wichernhaus in Altdorf. Stufen. B1: leicht verständlich Der 30-Jährige und Sabine Keil sprechen im- A2: noch leichter verständlich mer wieder über den Wunsch nach einer eige- Das ist eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung. A1: am leichtesten verständlich nen Wohnung. Beide arbeiten im Copy-Shop Sabine Keil möchte gerne ausziehen und selbständig leben. der Wichernhaus-Werkstätten. „Es ist für alle schwierig, eine Wohnung in Altdorf zu finden, aber mit der Mietobergrenze ist es nochmal Doch es ist schwierig, eine Wohnung zu finden. schwieriger“, sagt Sabine Keil. Marco Knorn gab der 22-Jährigen deshalb den Tipp mit Die Wohnung darf höchsten 390 Euro warm kosten. dem Aushang im Wichernhaus. Er rät: „Er- zähle jedem weiter, dass du ausziehen willst.“ Das gibt der Bezirk Oberpfalz vor, Marco Knorn und Sabine Keil arbeiten im Copy-Shop der Wichernhaus-Werkstätten, im dem ein Paketshop angeglie- der die Mietkosten für Sabine Keil trägt. dert ist. In Altdorf gibt es zu wenige günstige Wohnungen. Noch schwieriger ist es, barrierefreie Wohnungen zu finden. RUMMELSBERGER DIAKONIE BAUT Viele Leute finden nur eine Wohnung durch Freunde und Bekannte. BARRIEREFREIEN WOHNRAUM Seit kurzem hilft ein Ehrenamtlicher den Bewohnerinnen und Bewohnern Die Rummelsberger Diakonie plant derzeit den Bau von barrierefreien und rollstuhlge- im Wichernhaus bei der Wohnungssuche. rechten Apartments in Altdorf. „Wir wollen damit den Bewohnerinnen und Bewohnern, die schon lange nach einer Wohnung suchen, geeigneten Wohnraum anbieten“, sagt Diakon Thomas Jacoby Leiter des Wichernhauses. Entstehen sollen rund 30 barriere- freie Ein-Zimmer-Apartments. Das Erdgeschoss soll zudem rollstuhlgerecht ausgebaut Wenn Sabine Keil in eine eigene Wohnung zieht, werden. „Im ersten Zug möchten wir den Bewohnerinnen und Bewohnern des Wichern- kann sie Unterstützung im Alltag erhalten. hauses die Möglichkeit geben, in eine eigene Wohnung zu ziehen“, sagt Jacoby. Aber das Gebäude solle allen offen stehen, zum Beispiel Senioren, Singles oder Studieren- Mitarbeitende der Rummelsberger Diakonie den, nennt Jaboby mögliche Zielgruppen. „Ich bekomme wöchentlich Anfragen“, sagt helfen zum Beispiel beim Einkaufen der Diakon. Der Bedarf sei hoch. „Abwarten müssen wir nun noch die Baugenehmigung und die Kostenrechnung“, so Jacoby. Wenn beides steht, könnten mit etwas Glück noch oder beim Briefwechsel mit Ämtern. 2019 die ersten Bagger anrollen. Die Rummelsberger Diakonie will in Altdorf barrierefreie Wohnungen bauen. Der Bau beginnt frühestens 2019. SABRINA WÖLFEL, RONALD KEMPF UND CLAUDIA KESTLER Die Behörden müssen den Bau erst noch genehmigen. Sabrina Wölfel war eine der ersten, die aus dem Wichernhaus ausgezogen sind, um in einer eigenen Wohnung zu leben. Sie hat ihre Wohnung nur durch Glück und Ronald Kempf gefunden – ohne ihr soziales Umfeld hätte es auch bei ihr nicht funktioniert. Übertragen aufs Sprachniveau A2 von Claudia Kestler 6 7
Das Rummelsberger Magazin 03/2018 Foto Andrea Wismath Das Rummelsberger Magazin 03/2018 Wenn doch das Wichernhaus Altdorf in Dresden stünde Familie Hofmann wünscht sich, dass Sohn Falk in ihrer Nähe lebt und arbeitet. Soll er doch einfach machen? Würde er gern, wenn er in sei- ner Heimat Sachsen ein entsprechendes Angebot wie hier im Land- kreis Nürnberger Land hätte. Eine Geschichte über eine Familie mit starkem Willen und einen Menschen mit Behinderung, der jahrelang durchs Raster fiel und in dieser Frage heute wieder durchs Raster fällt. Von Falk Hofmann und Andrea Wismath seinen Bedürfnissen nicht gerecht wurden. „Heute wäre das ganz anders“, sagt Sabine F alk Hofmann ist 1971 geboren, in einem Himmelseher, Case-Managerin (übersetzt Land, das es heute nicht mehr gibt. Der etwa „Fall-Beraterin“) von Falk Hofmann, im Deutschen Demokratischen Republik Wichernhaus. „Heute hättest du einfach eine (DDR). Seine Eltern, Ute und Horst Hofmann, Ausbildung im Berufsbildungswerk (BBW) haben sich von Anfang an dafür eingesetzt, gemacht“, ist sie sich sicher. Schließlich hat dass ihr Sohn mit seiner körperlichen Be- sie selbst lange im BBW Rummelsberg gear- hinderung ein selbstbestimmtes und gutes beitet. Die Bedingungen für eine gute Ausbil- Leben führen kann. Sie tun das bis heute. dung haben sich für Menschen mit Behinde- Heute ist Falk Hofmann 47 Jahre alt. Wer ihm rung im Vergleich zu früher sehr verbessert. sagt, dass er jugendlich wirkt, erntet ein brei- Generell hat sich viel verändert in den ver- tes Grinsen. „Danke“, sagt er. Falk Hofmann gangenen Jahrzehnten: Menschen mit Be- hat große Fähigkeiten im grafischen und ge- hinderung fordern ihre Eigenständigkeit und stalterischen Bereich, die er seit Jahren in Selbstbestimmung ein und die Gesellschaft die Arbeit in den Wichernhaus-Werkstätten in und mit ihr die Politik bewegen sich endlich. Die Familie hält zusammen (v. li.): Falk, Horst und Ute Hofmann in Falk Hofmanns Zimmer im Wichernhaus Altdorf. Altdorf einbringt. Seine Hände benutzt er da- Wenn auch nicht immer in dem Tempo und bei nicht, sein Werkzeug ist der Mund. Damit so, wie es beispielsweise Falk Hofmann lieb wäre. Ganz konkret spürt er das, wenn es zu finden, wie er sie in Altdorf genießt. „Ich lerdings kostet es den 47-Jährigen weit mehr gestaltet er Einladungskarten, Konzerttickets um seinen Wunsch geht, nach Dresden zu lebe gerne hier, ich kann alleine ins Zentrum Zeit, eine Mail zu tippen, als die meisten Men- und Plakate. ziehen. Beide Eltern gehen stark auf die 80 fahren, einkaufen, ich arbeite gern in der schen. Die Finger des gebürtigen Dresdners zu. Sie fahren in der Regel mindestens jedes Werkstatt. Nur dass meine Familie so weit sind nicht beweglich, er nutzt den Mund, um Der Dresdner ist humorvoll und freundlich, ein Familienmensch, der sehr an seinen El- zweite Wochenende zweimal mit dem Auto weg ist, stört mich“, sagt er. Das Problem an über einen Stab die Tasten zu bedienen. Mit tern, der Schwester und den vier Nichten und von Dresden nach Altdorf und zurück, um seinem Wunsch: Es gibt derzeit in Dresden ein Grund, warum sich bislang in erster Linie Neffen hängt. Er weiß, was er will und was er Falk übers Wochenende zu sich zu holen, mit keine Wohneinrichtung mit Werkstatt, die den Horst Hofmann um die Schreiben der Behör- nicht will. „Ich möchte gern in die Nähe mei- ihm und der Familie Zeit zu verbringen und Bedürfnissen von Falk Hofmann entspräche. den kümmert. ner Familie nach Dresden ziehen“, sagt der ihn wieder zurück ins Wichernhaus zu brin- Seit mindestens vier Jahren verhandelt Fa- 47-Jährige. Seit 1992 lebt er im Wichernhaus gen. milie Hofmann mit den Behörden, bisher ist Falk Hofmann wünscht sich Verlässlichkeit, Altdorf. Genau so lange ist er in den Wichern- keine Einigung in Sicht. So lange bleibt der Planbarkeit, Sicherheit. So fasst es Sabine haus-Werkstätten beschäftigt, die nur einige Familie verhandelt seit Jahren Umzug ein Gedankenexperiment. Himmelseher zusammen. Er nickt dazu. All Meter entfernt liegen. Trotz seiner Fähigkei- das hat er im Wichernhaus Altdorf. „Es wäre ten hat er keine abgeschlossene Ausbildung Dass das kräftezehrend ist, versteht sich. Da Falk ursprünglich aus Dresden stammt, perfekt, wenn das Wichernhaus, so wie es ist, – die Gründe sind vielfältig: Eine erste Aus- Dass das voraussichtlich in einigen Jahren sitzen die zuständigen Kostenträger in Sach- in Dresden stehen würde, mit allen Mitarbei- bildung damals in der DDR endete mit den nicht mehr in gleichem Umfang möglich sein sen. „Unser Schriftverkehr mit den Behörden tenden, dem Umfeld, der Werkstatt...“, sagt er Umbrüchen der Wende. Später startete Falk wird, ist auch klar. Falk Hofmann versucht da- füllt ganze Aktenordner. Ich zähle sie gar nicht und grinst wieder. Er will über sich und sein Hofmann erneut mehrere Versuche, eine Aus- her nicht erst seit gestern, sondern im Grunde mehr“, erzählt Horst Hofmann. Er hat begon- Leben selbst bestimmen. Das schließt auch bildung zu machen, die letztlich immer wieder seit mehr als zehn Jahren, in Dresden ähn- nen, alles Schritt für Schritt zu digitalisieren seinen Wunsch ein, in einer stationären Ein- daran scheiterten, dass die Lernumstände lich gute Lebens- und Arbeitsbedingungen für Falk. „Er ist ja total fit am Computer.“ Al- richtung für Menschen mit Behinderung zu 8 9
Das Rummelsberger Magazin 03/2018 Das Rummelsberger Magazin 03/2018 punkt bei Falk Hofmann ist bislang, dass er seiner Erfahrung nach eine „Das Wichernhaus soll in Dresden stehen“ 24-Stunden-Betreuung (Nachtbereit- schaft) benötigt. Die würde ihm bei- spielsweise etwas aufheben, was ihm Falk Hofmann lebt sehr gerne in Altdorf. Er vermisst seine heruntergefallen ist oder ihn nachts Familie in Dresden. Falk Hofmann fragt sich: Soll ich um- beim Gang auf die Toilette unterstüt- zen. Da er einen Rollstuhl nutzt, ist ziehen? dieser Wunsch nachvollziehbar. Im Dieses Zeichen ist ein Güte- Wichernhaus ist das möglich, da es eine stationäre Einrichtung mit Pfle- Falk Hofmann lebt seit 26 Jahren im Wichernhaus in Altdorf. siegel. Texte mit diesem Güte- siegel sind leicht verständlich. gepersonal vor Ort ist. Zöge Falk Er arbeitet in den Wichernhaus-Werkstätten mit dem Computer. Leicht Lesen gibt es in drei Stufen. Hofmann aber in Dresden in eine ei- B1: leicht verständlich gene Mietwohnung, müsste er diese Falk Hofmann macht Postkarten und Plakate. A2: noch leichter verständlich A1: am leichtesten verständlich 24-Stunden-Betreuung erst mit dem Seine Arbeit gefällt ihm. zuständigen Kostenträger verhan- deln. Und Falk Hofmann fühlt sich im Wichernhaus sehr wohl. Die Unterstützung bei Alltagstätig- keiten wie dem Tippen von E-Mails Er ist 47 Jahre alt. oder einem Besuch im Kino müsste Falk Hofmann ist in Dresden geboren. sich Falk Hofmann bei dieser Vari- ante mithilfe von persönlichen Assis- Seine Eltern und Schwester leben in Dresden. tentinnen und Assistenten organisie- Falk Hofmann vermisst seine Familie. ren. Sie werden – wenn die Leistung denn beantragt und schließlich be- willigt wird – ebenfalls vom Kosten- Seine Eltern holen ihn zweimal im Monat in Altdorf ab. Falk Hofmann an seinem Arbeitsplatz in der Grafikabteilung träger finanziert. Aber davor schreckt der Wichernhaus-Werkstätten Altdorf. Foto: Tilmann Grewe Falk Hofmann bislang zurück – zu Dann fahren sie mit Falk Hofmann nach Dresden. groß die Sorge vor dem bürokrati- leben, wo er einen kurzen Weg zur Werkstatt Dann hat er Zeit mit seiner Familie. sche Aufwand, zu groß die Unsicherheit dar- hat. Es ist auch nicht so, dass die Kostenträ- Falk Hofmanns Eltern sind schon fast 80 Jahre alt. über, auf was für Menschen er treffen würde, ger in Sachsen das prinzipiell nicht respektie- zu groß die Sorge, finanziell und vom Lebens- ren würden. Die Fahrten sind sehr anstrengend. standard her schlechter gestellt zu sein als bisher. Dazu kommt, dass barrierefreie und Knackpunkt ist bezahlbare Wohnungen derzeit in Dresden Falk Hofmann will nach Dresden ziehen. die Nachtbereitschaft etwa so schwer zu finden sind wie in Altdorf oder Nürnberg. Er kümmert sich schon lange um den Umzug. Das Problem ist komplexer. Case-Managerin Sabine Himmelseher erklärt es so: Prinzipiell Bleibt die vage Hoffnung darauf, dass in eini- Falk Hofmann möchte in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung gibt es mehrere Modelle, wie Menschen mit gen Jahren in Dresden eine neue Einrichtung leben. Behinderung selbstbestimmt leben können: mit barrierefreien Wohnungen errichtet wird. zum Beispiel in einer Einrichtung wie dem Wi- Dann könnte Falk Hofmann doch in die Nähe Er findet in Dresden keine passende Wohnung. chernhaus oder in einer selbst angemieteten seiner Familie ziehen. Zu seinen Bedingun- Wohnung. Was die Menschen an Pflege be- gen. nötigen, bekommen sie über die Pflegekasse Falk Hofmann vergleicht alle Angebote mit dem Wichernhaus in Altdorf. bezahlt. Im ersten Fall stehen Pflegekräfte in Ob ihm noch etwas besonders wichtig ist, Das gibt es in Dresden aber nicht. der Einrichtung zur Verfügung, im zweiten Fall hier zu erwähnen? „Dass ich mich hier im Wi- beispielsweise ein ambulanter Dienst. Knack- chernhaus wohlfühle.“ Im Wichernhaus ist Selbstbestimmung sehr wichtig. Falk Hofmann kann sich nicht entscheiden. FALK HOFMANN UND ANDREA WISMATH Er wünscht sich: „Das Wichernhaus soll in Dresden stehen.“ Zusammen haben Falk Hofmann und Andrea Wismath zwar ein ernstes Thema recherchiert, gelacht haben die beiden trotzdem viel. Das lag vor allem an Falks feinem Sinn für Humor. Übertragen aufs Sprachniveau A2 von Heike Reinhold und Andrea Wismath 10 11
Das Rummelsberger Magazin 03/2018 Foto Arnica Mühlendyck Das Rummelsberger Magazin 03/2018 „Wie ein Buch ohne Einband“ Wie berufstätige Menschen mit Behinderung mit Barrieren auf dem Arbeitsmarkt umgehen Von Melanie Gottschalk, „Nutzt das Berufsbildungswerk, die kleinen Arnica Mühlendyck und Sabrina Wölfel Klassen, den guten Service.“ Was den Über- „H gang in den Beruf angeht, ist sie realistisch. ast du deine Behinderung von „Bewirbt man sich auf dem ersten Arbeits- Geburt an oder ist sie erworben?“ markt mit einer Behinderung, dann ist es im- Sabrina Wölfel steigt mit der ersten mer gut, auf einer extra Seite den eigenen Frage gleich voll ins Gespräch über Jobbarri- Umgang mit der Behinderung zu beschreiben. eren ein. Gerichtet ist sie an Sören Ottwald, Welche Erfahrungen hast du denn mit dieser der Sabrina Wölfel und Melanie Gottschalk in ‚dritten Seite‘ gemacht, Sören?“, fragt sie. einer Altdorfer Kneipe Rede und Antwort zum Der lächelt. „Als ich damit angefangen habe, Thema „Barrieren im Berufsalltag“ steht. Er war ich erfolgreicher. Dann hat es mit den In- arbeitet bei der Bundesagentur für Arbeit in itiativbewerbungen auch besser geklappt. Im Nürnberg. Bewerbungsgespräch muss man den Leuten ja nicht unbedingt auf die Nase binden, dass Sören Ottwald hat seine Ausbildung von 2001 man eine Einschränkung hat, wenn man sie bis 2006 im Berufsbildungswerk Rummels- nicht auf den ersten Blick sieht. Aber ehrlich berg (BBW) gemacht. Eigentlich hatte er Bild- sollte man natürlich schon sein“, sagt er. hauer werden wollen. Und obwohl er reichlich Talent in die Wiege gelegt bekommen hatte, „Meine Eltern haben mich nicht wurde aus diesem Wunsch nichts. Wegen ei- versteckt, in meinem Heimatdorf ner Unterentwicklung der Netzhaut aufgrund Sören Ottwald mit seiner Tochter beim Rummelsberger Seifenkistenrennen 2018. einer Frühgeburt und infolgedessen Blindheit war meine Behinderung darum auf dem rechten Auge, kann der junge Famili- etwas völlig Normales.“ Behinderung ist es viel schwieriger, eine Ar- Sören Ottwald und Melanie Gottschalk sind envater nur sehr schlecht sehen. Vor einigen Melanie Gottschalk beitsstelle zu finden. Darum arbeite ich auch ihre Einschränkungen im Berufsalltag be- Jahren hatte sich dann auch noch die Netz- in der Werkstatt für Menschen mit Behinde- wusst. Für Erfolg im Berufsleben ist ein haut im linken Auge abzulösen begonnen, Gottschalk hat selbst Anfang der 1990er-Jah- rung. Ich bin in einer Zeit groß geworden, da hilfsbereites Umfeld wichtig, findet Melanie was Fachleute des Uniklinikums in Erlangen re im BBW ihre Ausbildung gemacht, war war das normal, ich bin halt durchs Raster Gottschalk. „Eine gute Ausstattung kann das aber verhindern konnten. Die Berufsgenos- dann zwei Jahre bei einer Firma in Nürnberg gefallen. Wäre ich heute noch mal jugendlich, Inklusionsamt finanzieren“, ergänzt sie. Sö- senschaft legte bei seinem Berufswunsch beschäftigt und wurde dann vom BBW ange- dann würde ich gerne auch einen Beruf ler- ren Ottwald zum Beispiel hat einen beson- Bildhauer dennoch ein Veto ein. fragt, ob sie als Ausbilderin zurückkommen nen.“ ders großen Computerbildschirm. „Im BBW wolle. Sie erzählt von ihrer Kindheit mit Dys- wurden mir Lernmaterialien zum Teil groß Heute arbeitet der 38-jährige gelernte Kauf- melie, mit nicht ausgeprägten Gliedmaßen. Von Sören Ottwald möchte sie wissen, wie kopiert, damit ich alles bearbeiten konnte“, mann für Bürokommunikation im IT-System- „Meine Eltern haben mich nicht versteckt, seine Kolleginnen und Kollegen mit ihm um- berichtet er. Er erzählt außerdem von sei- haus bei der Bundesagentur für Arbeit in in meinem Heimatdorf war meine Behinde- gehen, ob die Behinderung oft zwischen ih- ner Schulzeit: Nach dem Wechsel von der Nürnberg. „Es war nicht so leicht, nach der rung darum etwas völlig Normales.“ Die El- nen steht. „Die Kollegen vergessen meistens, „Sehschwachenschule“ in Weimar besuchte Ausbildung eine Stelle zu finden. Wenn man tern wollten eine gute Ausbildung für ihr Kind, dass ich eine Behinderung habe“, sagt er. er die vierte Klasse einer Regelschule. „Tal eine Behinderung hat, dann ist man wie ein schlugen ihr das BBW vor. Gottschalks ers- „Und wenn sie mir dann einen kleingedruck- der Tränen“, nennt er diese Zeit – die ande- Buch ohne Einband. Die anderen können te Reaktion: „Da geh ich nicht hin, da sind ja ten Text zur Bearbeitung vorlegen, dann muss ren Kinder hänselten ihn, er setzte sich eine manchmal nicht erkennen, was in einem lauter Behinderte!“ Sie lacht laut und herzlich, ich sie schon mal darauf hinweisen, dass das Weile mit Fäusten zur Wehr – ungewollt, steckt.“ wenn sie sich daran erinnert. leider nicht funktioniert.“ aber manchmal notwendig. Im BBW war das nicht mehr nötig. Melanie Gottschalk kennt den jungen Mann Sabrina Wölfel teilt diese Erfahrung: „Wenn Melanie Gottschalk geht es ähnlich. „Wenn noch aus seiner Ausbildungszeit im BBW. man auf dem Land aufwächst, dann wird man es was Schweres zu tragen gibt, dann sagen Dort hat er seine heutige Frau kennenge- Die 45-Jährige arbeitet als Ausbilderin in der einfach mitgeschleift, da ist die Behinderung die männlichen Kollegen eher: ,Ich mach das, lernt. Das Paar hat zwei kleine Kinder. Den Übungsfirma, begleitet junge Menschen mit egal“, erzählt sie. Die 36-Jährige hat von Ge- du bist doch eine Frau‘, als dass sie sagen: Fragen von Melanie Gottschalk und Sabrina Unterstützungsbedarf auf ihrem Weg in den burt an eine spastische Tetraparese, sie nutzt ,Ich mach das, du bist doch behindert‘“, er- Wölfel stellt er sich gerne: „Man muss jun- Job. Sie ermutigt die jungen Auszubildenden: einen Rollstuhl. „Aber mit so einer sichtbaren zählt sie. gen Menschen mit Behinderung doch Mut 12 13
Das Rummelsberger Magazin 03/2018 Das Rummelsberger Magazin 03/2018 machen. Geht nicht, gibt’s nicht. Wenn man hartnäckig ist und bereit ist, für sein Ziel zu kämpfen, dann geht auch immer eine Tür auf.“ Arbeiten mit einer Behinderung Sabrina Wölfel und Melanie Gottschalk von der Rummels- MELANIE GOTTSCHALK, ARNICA MÜHLENDYCK UND SABRINA WÖLFEL berger Diakonie sprechen darüber mit Sören Ottwald Die drei Frauen trafen sich im Altdorfer Gasthof „Zur Sonne“ mit Sören Ottwald, um mit ihm über seine Erfahrungen zu sprechen. Melanie Gottschalk und Sabrina Wölfel stellten viele Fragen, Diakonin Arnica Mühlendyck hatte ein bisschen Mühe, alles mitzuschreiben. Gemeinsam ist der Text entstanden – ein gut funktionierendes Autorinnentrio. Sabrina Wölfel und Melanie Gottschalk von der Rummelsberger Dieses Zeichen ist ein Güte- siegel. Texte mit diesem Güte- Diakonie besuchen Sören Ottwald. siegel sind leicht verständlich. Herzensprojekt Inklusiver Gruß Leicht Lesen gibt es in drei Sie fragen ihn nach seiner Erfahrung bei der Arbeits-Suche und Stufen. B1: leicht verständlich im Berufs-Leben. A2: noch leichter verständlich A1: am leichtesten verständlich Sören Ottwald sieht sehr schlecht. Sören Ottwald arbeitet im Büro bei der Bundesagentur für Arbeit. Das Büro ist in Nürnberg. Sören Ottwald gehört zum Team. Die Kolleginnen und Kollegen mögen ihn. Sie vergessen sogar oft seine Behinderung. Die Kolleginnen und Kollegen geben Sören Ottwald Texte in kleiner Schrift. Die Texte kann er nicht lesen. Sören Ottwald sagt das dann. Die Kolleginnen und Kollegen sagen dann Entschuldigung. Dann drucken sie den Text in großer Schrift aus. Dürfen wir vorstellen? Das inklusive Redaktionsteam dieser Ausgabe: v. li.: Claudia Kestler, Diakonin Arnica Mühlendyck, Ronald Kempf, Falk Hofmann, Sabrina Wölfel, Melanie Gottschalk und Andrea Wismath. Foto: Tilmann Grewe Sören Ottwald hat seine Ausbildung im Berufs-Bildungs-Werk Rummels- berg gemacht. Viel ist passiert, bis diese Ausgabe jetzt vor Ihnen liegt: In unserer ersten Redaktionssitzung im Mai lernten wir sieben uns alle erst einmal kennen und sammelten, welche Themen Menschen Nach der Ausbildung hat er Bewerbungen geschrieben. mit Behinderung gerade bewegen. Dann überlegten wir, wie wir sie konkret angehen wollten. Sören Ottwald hat eine ganze Seite über seine Behinderung geschrieben. Schnell kristallisierte sich heraus, dass wir uns näher mit (selbstbestimmtem) Leben, Wohnen und Arbeiten beschäftigen würden. Denn in diesen so scheinbar alltäglichen Bereichen stoßen Das empfiehlt er auch anderen. Menschen mit Behinderung noch immer auf viele Hürden und Barrieren. Seien sie in den Köp- fen oder auf den Straßen. Was wir als Team daraus gemacht haben, lesen Sie nun in dieser Ausgabe.Jede und jeder hat dazu das beigetragen, was er oder sie gut kann: Ob schreiben, Melanie Gottschalk und Sabrina Wölfel haben eine Behinderung. fotografieren, kritisch nachhaken oder im entscheidenden Moment alle mit einem Witz aus Melanie Gottschalk bildet junge Menschen im Berufs-Bildungs-Werk Rum- der eingefahrenen Diskussion reißen. Fotografisch begleitet hat uns bei dieser Arbeit Tilmann Grewe. Ihm und allen, die das Projekt unterstützt haben, im Namen des Teams ein herzli- melsberg aus. ches Dankeschön! Dank gilt auch den Kolleginnen und Kollegen von capito Nordbayern – Sabrina Wölfel arbeitet in den Wichernhaus-Werkstätten in Altdorf. Beide dem Kompetenzzentrum für Barrierefreiheit der Rummelsberger Diakonie. Sie haben die aufs Sprachniveau A2 übertragenen Texte für uns geprüft und mit ihrem Gütesigel ausgezeichnet. Frauen sind Expertinnen im Team vom Magazin „Gruß aus Rummelsberg“. Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung! Die Kontaktdaten finden Sie vorne im Impressum. (awi) Übertragen aufs Sprachniveau A2 von Heike Reinhold und Andrea Wismath 14 15
Das Rummelsberger Magazin 03/2018 Text Dr. Günter Breitenbach, Andrea Wismath Fotos Rummelsberger Diakonie/ Archiv Das Rummelsberger Magazin 03/2018 Nachruf auf Pfarrer Ehrendoktorwürde und Bewusstsein und ein kritischer Zeitgeist be- flügelten viele Zeitgenossen, auch den ent- Verdienstkreuz schlossen zupackenden neuen Rektor. Seine Dr. h.c. Karl Heinz Neukamm Initiativkraft und sein Kampf für bessere Le- bensverhältnisse für die anvertrauten Men- schen hatten wesentlichen Anteil an diesem 1979 erhielt er die Staatsmedaille für soziale Verdienste. 1991 wurde Neukamm die Theo- Der ehemalige Rummelsberger Rektor und Präsident des Diakonischen Umbruch. logische Ehrendoktorwürde der Ev.-Luth. Theologischen Akademie Budapest, 1995 Werks der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verstarb mit das Bundesverdienstkreuz verliehen. Nach 89 Jahren am 7. August in Nürnberg. Seine letzte Ruhestätte hat er in Neue Einrichtungen in seinem aktiven Dienst war er 1995 bis 2000 unmittelbarer Nähe der Philippuskirche Rummelsberg gefunden. Rummelsberg Beauftragter des Rates der EKD für Spätaus- siedler und Heimatvertriebene. P farrer Dr. h.c. thea 1960, Klaus 1961, Elisabeth 1963, Ulrike In der Rummelsberger Diakonie entstanden Karl Heinz Neu- 1965 und Stephan 1968. unter anderem das Rummelsberger Kranken- kamm, der ehe- haus, das Berufsbildungswerk, das Jugend- malige bayerische 1960 kam Karl Heinz Neukamm als Pfarrer hilfezentrum und die Gemeindeakademie Landesjugendpfarrer, ins evangelische Jugendwerk nach Nürn- bzw. das Tagungszentrum sowie das große Rummelsberger Rek- berg. 1962 wurde er zum Landesjugend- Zentrum für Menschen mit Behinderung am tor und Präsident des pfarrer der bayerischen Landeskirche beru- Auhof und etliche andere neue oder erneuer- Diakonischen Werks fen. 1966 wählte der Verwaltungsausschuss te Einrichtungen. Unvergessen ist Neukamms der Evangelischen Kir- der „Rummelsberger Anstalten“ den damals Einsatz für den Aufbau der Partnereinrichtun- che in Deutschland, ist 37-jährigen Landesjugendpfarrer zum neuen gen in Tansania, das Rehabilitationszentrum am 14. August auf dem Rektor. 1967 bis 1984 war Neukamm Rektor Usa River am Fuße des Mount Meru und die Rummelsberger Fried- der Rummelsberger Brüderschaft und Vor- Brüderschaft Faraja in der Region Kilimand- hof beigesetzt worden. sitzender der Rummelsberger Anstalten der scharo. Pfarrer Dr. h.c. Karl Heinz Neukamm (vorne, Mitte) wurde 1975 bayerischer Diakoniepräsident. Zum Trauergottesdienst Inneren Mission, seit 1975 auch bayerischer angereist waren zahlrei- Diakoniepräsident. Auch in der Brüderschaft gelangen in dieser che Familienmitglieder, Zeit Öffnungen, zum Teil gegen den hinhal- In Stuttgart verstarb am 31. Juli 1993 seine Pfarrer Dr. h.c. Karl Heinz Neukamm nahm auch im Ruhestand am Leben und Wegbegleiterinnen und tenden Widerstand des Rektors, der um die Frau Irmgard. Im Ruhestand lebte Neukamm Wirken der Rummelsberger Diakonie -begleiter, Freundin- traditionelle christliche Prägung der Arbeit in Nürnberg. Zunächst in Reichelsdorf und regen Anteil, ohne sich je einzumischen. nen und Freunde sowie fürchtete. Kritisch stand Neukamm zunächst dann in einer Wohnung beim Stift St. Lorenz. hochrangige Vertrete- dem Entstehen der Diakoninnengemein- Von dort nahm er regen Anteil am Gesche- rinnen und Vertreter aus Politik, Kirche und schaft Rummelsberg gegenüber, bevor er ab hen in Gesellschaft und Kirche und am Le- Diakonie. Viele Mitarbeitende der Rummels- 1980 schließlich diesen Weg akzeptierte und ben der Rummelsberger Diakonie, ohne sich berger Diakonie, ebenso wie Angehörige der der Aufnahme von Frauen in die Ausbildung je einzumischen. Durch den Brüderschaftsrat Rummelsberger Brüderschaft und der Diako- sowie der Gründung der Diakoninnengemein- wurde der ehemalige Rektor 2013 zusammen ninnengemeinschaft Rummelsberg, kamen schaft 1982 in der Brüderschaft und in der Sy- mit dem ehemaligen Brüderpfarrer Guth zum ebenfalls in die Philippuskirche, um sich von node den Weg ebnete. Rummelsberger Bruder berufen, eine ihm bis Pfarrer Neukamm zu verabschieden. zuletzt wichtige Auszeichnung. Neben seinem eigentlichen Arbeitsfeld war Karl Heinz Neukamm wurde am 19. April 1929 Neukamm als Landessynodaler und zeitwei- Pfarrer Neukamm war ein konservativer Re- im oberfränkischen Pegnitz geboren. Theolo- se auch als Vizepräsident der Landessynode former. Er wollte „Bewährtes behalten und gie studierte er 1947 bis 1951 in Erlangen und tätig. Er war als Mitglied der Generalsynode Neues gestalten“. Er stellte sich den Ausein- Göttingen. Sein Vikariat führte ihn 1951 nach Pfarrer Dr. h.c. Karl Heinz Neukamm 1967 bei seiner Einfüh- der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen andersetzungen der Zeit und tat, was an Neu- rung als Rektor der Rummelsberger Brüderschaft und Vor- Traunstein, wo er die Dekanstochter Irmgard Kirche Deutschlands (VELKD) aktiv an den em zu tun war, sein eigentliches Anliegen war sitzender der Rummelsberger Anstalten der Inneren Mission Kelber kennenlernte, die er 1956 heiratete. – heute Rummelsberger Diakonie e.V. Entwicklungen seiner Kirche auf bayerischer es aber, das Erbe der Inneren Mission, das Seine erste Pfarrstelle als Gemeindepfarrer und deutscher Ebene beteiligt. 1984 wurde biblische Christuszeugnis, das lutherische war 1956 bis 1960 im mittelfränkischen Beer- In diese Zeit der 68er- und frühen 70er-Jahre Karl Heinz Neukamm zum deutschen Dia- Bekenntnis, das brüderschaftliche Leben und bach. Irmgard Kelber folgte ihm als Pfarrfrau. fielen ein intensiver Ausbau und eine grund- koniepräsidenten nach Stuttgart berufen. Bis die bewährten Formen des Glaubens zu be- Vier Söhne und drei Töchter wurden den bei- legende Reform des Sozialstaates. Neue Me- 1994 stand er an der Spitze der Diakonie in wahren. Dabei war es ihm wichtig, dass der den im Laufe der Beerbacher und dann der thoden und wissenschaftliche Ansätze in der Deutschland. In dieser Funktion setzte er sich Glaube nicht eine reine Herzensangelegen- Nürnberger Jahre geschenkt: Martin 1957 sozialen Arbeit, bis dahin nicht gekannte wirt- mit großem persönlichem Engagement für heit blieb, sondern Gestalt annahm, Hände (heute Diakon und Leiter der Rummelsberger schaftliche Spielräume für den Sozial- und die Einführung der Pflegeversicherung ein, und Füße bekam: Verkündigung des Evange- Brüderschaft), Johannes 1958, Anna-Doro- Bildungsbereich, ein verändertes politisches die 1993 Wirklichkeit wurde. liums in Wort und Tat. 16 17
Wir Das Rummelsberger Magazin 03/2018 Text und Foto Arnica Mühlendyck Foto Andrea Wismath Das Rummelsberger Magazin 03/2018 suchen Leitkultur der Mitmenschlichkeit. Sie! Thesen zur Flüchtlingsdiskussion Dr. Günter Breitenbach und Prof. Dr. Stefan Ark Nitsche für den Vorstand und den Aufsichtsrat der Rummelsberger Diakonie e. V. HAFTLICHE LEITUNG ALS HAUSWIRTSrocChen? Dann schauen Sie in unserem Fühlen Sie sich angesp melsberger-diakonie.de/jobs Stellenportal vorbei unter www.rum „Bei uns geht es rund, von morgens bis Chefin das vorlebt. Wenn ich nur im Büro sit- abends“, erklärt Martina Bogner einen Tages- zen würde, während die anderen kochen und ablauf in ihrem Job. Dabei blitzen die Augen putzen, dann käme das nicht gut an. Also bin der energischen, gut gelaunten Frau. Die ich immer mit dabei. Die Mitarbeitenden schi- 52-Jährige arbeitet als Hauswirtschaftliche cken mich dann sogar manchmal ins Büro, Leiterin im Berufsbildungswerk in Rummels- damit ich in Ruhe meine Aufgaben machen berg. Dem 16-köpfigen Team rund um Martina kann“, lacht sie. Es ist ihr wichtig, alle gleich Bogner mangelt es nicht an Aufgaben: Täglich zu behandeln. Egal ob jemand putzt oder v. li.: Diakon Werner Pfingstgraef, Fachbereichsleiter Migration und Flüchtlinge, Prof. Dr. Stefan Ark Nitsche, Aufsichtsratsvorsit- kochen sie für rund 200 Personen, dazu kom- kocht, in der Ausbildung oder festangestellt zender, und Dr. Günter Breitenbach, Vorstandsvorsitzender der Rummelsberger Diakonie e.V. men Textilpflege und Wäsche für das ganze ist, aus Togo oder von den Philippinen kommt. Haus, Reinigungsaufgaben und zwei bis drei „Wir arbeiten im Multi-Kulti-Team. Das gefällt Veranstaltungen pro Woche, für die Bogner mir gut, so lerne ich auch immer wieder tolle und Kolleginnen neben dem Catering auch neue Rezepte kennen“, freut sich Bogner. 1 Die Rummelsberger Diakonie en- 6 Wir stehen als christlicher Träger die Dekoration und den Service übernehmen. gagiert sich seit Jahrzehnten in der für die Wahrung der Werte in unse- Unregelmäßige Arbeitszeiten, auch mal am Flüchtlingshilfe. rem Land. „Diesen Job muss man mit Leib und Seele Wochenende in der Küche stehen – das kann machen“, bekräftigt Martina Bogner. Sie ist ein Familienleben belasten. „Ich hatte da nie 2 Der christliche Auftrag „Fremde be- 7 Sicherheit und Ordnung zu schüt- auch in ihrer Freizeit erreichbar, wenn es Pro- Probleme, auch nicht, als meine Kinder noch herbergen“ ist für uns nicht verhan- zen ist Recht und Pflicht des Staates bleme gibt. „Aber mein Team nutzt das nicht klein waren. Sie haben gelernt, vernünftig und delbar. und aller Bürgerinnen und Bürger. aus. Sie rufen wirklich nur im Notfall an. Wir selbstständig zu sein und wussten trotzdem, sind immer gut im Kontakt, jede und jeder dass ich immer Zeit für sie habe. Wenn die weiß, was zu tun ist. Und durch diesen gu- Kinder verstehen, was die Eltern beruflich 3 Fragen der Wirtschaftlichkeit spie- 3 8 Von der verschärften Abschiebe- ten Informationsfluss funktioniert die Arbeit im machen und warum sie das gerne tun, dann len eine nachgeordnete Rolle. praxis sind wir in unserer Arbeit un- Team dann auch gut.“ ist das aus meiner Sicht kein Problem. Aus- mittelbar betroffen. tausch ist halt wichtig. Wir essen immer noch 4 Wir brauchen Instrumente der Zu- Als Teamleitung ist Martina Bogner für die jeden Abend gemeinsam und tauschen uns wanderungssteuerung. 9 Vorrang hat die Integration durch Dienst- und Speisepläne zuständig, für das über den Tag aus, auch wenn meine Kinder Bildung und Arbeit. korrekte Umsetzen von Diätplänen und Hy- beide schon über 20 sind.“ 5 Unsere Verantwortung endet nicht gienevorschriften, sie organisiert, koordiniert an unseren Grenzen. 10 Bei aller Bedeutung der Flüchtlings- und lernt zusätzlich noch Auszubildende im Was ihr an ihrem Beruf am besten gefällt? problematik – es gibt auch andere hauswirtschaftlichen Bereich an. „Ein Team Martina Bogner antwortet spontan und aus wichtige Themen. ist immer so motiviert, wie der Chef oder die tiefstem Herzen. „Ich mache alles am liebsten!“ Hauswirtschaftliche Fachkräfte arbeiten in allen Einrichtungen der Rummelsberger Dia- Die ausführliche Fassung der Thesen finden Sie im Internet. konie bayernweit. Ohne Reinigung, Textilpflege und Nahrungszubereitung geht es nicht: Einfach QR-Code scannen oder Link unten folgen. Durch die Arbeit der hauswirtschaftlichen Fachkräfte wird die soziale Arbeit mit Menschen Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung! überhaupt erst möglich. rummelsberger-diakonie.de/presse 18 19
Das Rummelsberger Magazin 03/2018 Das Rummelsberger Magazin 03/2018 Das tut sich bei der den. 1968 hatte der Missionsdienst für Chris- Verantwortliche der Inneren Mission mit dem tus in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Kaiser in den Krieg – als Lazarettschwes- in Bayern e.V. Stockdorf im Westflügel der tern, Soldaten und vaterländische Publizisten. Rummelsberger Diakonie Wülzburg ein „Vorseminar für soziale Frau- Nach 1918 galt es, eine von Hunger, Elend, enberufe“ und einen „Förderungslehrgang Tod und Trauer demoralisierte Gesellschaft für noch nicht berufsreife Jugendliche“ ein- wieder aufzubauen. Durch das neue „Kriegs- gerichtet. Schwestern des „Missionsdienstes siechenheim“ und das Weltkriegsdenkmal INKLUSIVER WOHNRAUM den eigenen Wünschen zu gestalten. Dazu für Christus“ haben also aufgebaut, was die wurde Rummelsberg zum zentralen bayeri- unterstützt das Bundesministerium für Arbeit Rummelsberger Diakonie seit 2001 mit der schen Weltkriegs-Erinnerungsort. Von den Rummelsberger Diakonie und Übernahme der Trägerschaft für die Berufs- Anfängen der diakonisch geprägten sozi- und Soziales ein neues Beratungsangebot, Diakonie Neuendettelsau schule erfolgreich fortsetzt: Junge Menschen alen Arbeit zeugen die Filme der Evange- die „Ergänzende unabhängige Teilhabebe- begrüßen Kabinettsbeschluss ratung“, kurz EUTB. Das besondere an dem fit zu machen für Ausbildung und Beruf. (awi) lischen Bildkammer Bayern: Sie sind nach Angebot ist, dass hier Menschen mit Behin- fast 100 Jahren erstmals wieder zu sehen. www.diakoniemuseum.de (tg) derung andere Menschen mit Behinderung CAPITO-LEHRGANG 2018/19 beraten. Sie können dabei auf ihre eigenen Leicht lesen ist Thema des Erfahrungen zurückgreifen und begegnen B2RUN den Ratsuchenden auf Augenhöhe. Die Rum- mehrtägigen Workshops in Rummelsberger Team beim melsberger Diakonie unterstützt das neue Altdorf und München Angebot. Sie ist Mitglied des Trägervereins Nürnberger Firmenlauf stammte Menschen treffen im Alltag häufig auf schwer aus ganz Bayern der EUTB Beratungsstelle Neumarkt sowie verständliche Informationen. Sei es der Steu- Mitglied im Rother Inklusionsnetzwerk, das erbescheid oder die Bankauskunft In die- im Landkreis Roth und der Kreisfreien Stadt sem Lehrgang erlernen die Teilnehmenden Schwabach berät. (clk) die Grundlagen der leicht verständlichen Die beiden Diakonien begrüßen den Be- Sprache und der barrierefreien Kommuni- schluss des bayerischen Kabinetts, ein Son- 50. JUBILÄUM kation nach dem TÜV-zertifizierten Quali- tätsstandard von capito. Dabei orientieren derinvestitionsprogramm des Freistaats zur Berufsschule zur sonderpädago- sie sich am Gemeinsamen Europäischen Förderung von inklusivem Wohnraum für gischen Förderung feiert 50 Jahre Referenzrahmen für Sprache und seinen Menschen mit Behinderung aufzulegen. So können die Einrichtungen dezentralisiert und Berufsvorbereitung verschiedenen Sprach-Niveaus. Der Lehr- weiter entwickelt werden, um auch Menschen gang bietet intensive, abwechslungsreiche mit schweren Behinderungen ein gutes Le- und praxisorientierte Unterrichtsformate für bensumfeld bieten zu können. Das Ziel sind acht bis zwölf Personen. Der Lehrgang glie- kleinere Häuser in Wohngebieten von Städten dert sich in vier Module mit jeweils zwei bis und Gemeinden mit guter Infrastruktur sowie drei Tagen in Altdorf und München. Infor- eine Öffnung der Traditionseinrichtungen. mation und Anmeldung bei capito-Nordbay- Bereits zum dritten Mal war die Rummels- „Wir werden jetzt schnell die bereits geplanten ern – das Kompetenzzentrum für Barriere- berger Diakonie als größte Arbeitgeberin im sowie weitere Projekte umsetzen und attrak- freiheit der Rummelsberger Diakonie unter Nürnberger Land beim Firmenlauf B2Run in tive Wohnangebote für Menschen mit Behin- www.capito-nordbayern.de/termine (wey) Nürnberg dabei. Insgesamt 243 Mitarbeiten- derung schaffen. Damit wird es möglich, eine de, Klientinnen und Klienten und Studieren- wesentliche Forderung der UN-Behinderten- de sorgten für brombeerfarbene Flecken in FILMREIF rechtskonvention in Bayern schneller zu erfül- dem Meer der 17.500 Läuferinnen und Läu- len“, so Dr. Günter Breitenbach, Vorstandsvor- Diakoniemuseum zeigt neue Aus- fer verschiedener Firmen aus Nürnberg und sitzender der Rummelsberger Diakonie. (sh) stellung „Feldlazarett und Wan- Umgebung. Damit hat sich die Zahl der Teil- derkino“ mit historischen Filmen nehmenden fast vervierfacht im Vergleich zu 2016. Und nicht nur aus der näheren Umge- NEUE BERATUNGSANGEBOTE Das Jahr 1918 ist ein Schlüsseljahr der deut- bung, auch aus Nördlingen, Mainleus und an- Menschen mit Behinderung Eine mittlerweile 50-jährige Tradition hat die schen Geschichte: Der Erste Weltkrieg ging deren Standorten haben sich die Rummels- beraten andere Menschen Berufsvorbereitung von jungen Menschen zu Ende, der Kaiser dankte ab. Die neue Aus- bergerinnen und Rummelsberger auf den auf der Wülzburg bei Weißenburg. Das ist stellung im Diakoniemuseum Rummelsberg Weg gemacht. Die Startgebühren wurden mit Behinderung Grund für die zur Rummelsberger Diakonie beleuchtet, was diese epochale Zeitenwende von der Rummelsberger Diakonie bezahlt, Das Bundesteilhabegesetz will die Teilha- gehörende Berufsschule zur sonderpäda- für die Arbeit der Diakonie (die damals noch die brombeerfarbigen Shirts von dkpromo- be von Menschen mit Behinderung stärken gogischen Förderung, am 10. Oktober zum „Innere Mission“ hieß) in Bayern bedeutete. tion aus Seligenporten gesponsert. (am) und jedem ermöglichen, sein Leben nach Festakt anlässlich dieses Jubiläums einzula- Vor 1918 zogen Diakonissen, Diakone und 20 21
Das Rummelsberger Magazin 03/2018 Das Rummelsberger Magazin 03/2018 Wirksam & Engagiert FOHLEN INES SUCHT TIERPATINNEN UND TIERPATEN Umgeben von Feldern und Wiesen liegt der Erlebnisbauernhof Auhof am Ortsrand von Hil- poltstein. Er bietet den großen und kleinen URLAUB FÜR KINDER Gästen unter anderem eine Gastronomie mit Biergarten und Eventhalle, einen Spielplatz und Leider kommt es immer wieder natürlich jede Menge Tiere. Die Arbeit auf dem vor, dass in Familien das Geld Hof teilen sich engagierte Jugendliche und Er- sehr knapp ist. Viele Kinder in den wachsene mit und ohne Behinderung. Da der Kindertagesstätten der Rummels- Unterhalt und die artgerechte Haltung der Tiere berger Diakonie waren deshalb sehr teuer sind, hat die Rummelsberger Diako- noch nie in ihrem Leben von zu- nie das Projekt „Tierpatenschaften“ ins Leben hause weg. Doch: Ferien, neue gerufen. Mit einer regelmäßigen Spende ab 5 Umgebungen und Auszeiten sind Euro im Monat helfen tierliebe Menschen, dass gerade für Kinder und Jugendli- Fohlen Ines und weitere tierische Bewohner des Auhofs gut versorgt sind. Machen Sie Ih- che enorm wichtig. Mit dem Pro- ren Kindern oder Enkelkindern eine Freude und übernehmen Sie eine Tierpatenschaft! (sh) jekt „Urlaub für Kinder“ wollen wir www.rummelsberger-diakonie.de/tierpatenschaft durch Spenden möglichst vielen Kindern einen kurzen Urlaub, kleinere Ausflüge und Freizeitan- gebote ermöglichen. Dank der bereits gespendeten Summe in TERMINE 2018 Höhe von rund 26.600 Euro, wer- den zum Beispiel noch in diesem MI DO Jahr Betreuerinnen und Betreuer Saisonabschluss mit CB66 am Auhof der Ambulanten Erzieherischen Dienste Nürnberg und Fürth mit den Kindern den Wildpark 03. Hilpoltstein, 12 Uhr 15. Rummelsberger FORUM, 15.30 Uhr OKT NOV Hundshaupten in der Fränkischen Schweiz besuchen, den Freizeitpark Schloss Thurn in Heroldsbach und den Waldseilpark Rummelsberg. Danke für Ihre Unterstützung! (sh) SO Erntedankfest Kirchengemeinde FR Stephanushaus feiert 50-jähriges 07. Rummelsberg, Philippuskirche Rum- 23. Bestehen mit einem Konzert in der OKT NOV melsberg Philippuskirche Rummelsberg, 19 Uhr GRUNDSCHULKINDER SPENDEN FÜR ANDERE KINDER SO DO Sie sind dafür gerannt, ge- Einsegnung Diakoninnen, Adventsmarkt im „Haus Heimweg“, sprungen, haben Bälle ge- 14. Philippuskirche Rummelsberg 29. Ansbach, 10 Uhr OKT NOV kickt und Fragen zum Thema Fußball beantwortet: Jeder SO FR Cent der 2.274,10 Euro, die Einsegnung Diakone, Winterzauber am Wurzhof, die Schülerinnen und Schü- 21. Philippuskirche Rummelsberg 30. Postbauer-Heng OKT NOV ler der Grundschule Altdorf für die Aktion Schutzbengel MI Fachtag Heilpädagogik in der Weihnachtsmarkt im Innenhof der Rummelsberger Diakonie SA-SO gespendet haben, mussten 24. Fachakademie für Heilpädagogik 01.-02. des Wichernhauses Altdorf, OKT DEZ Rummelsberg 15 bis 20 Uhr sie sich hart erarbeiten. „Ball- helden“ heißt die Aktion, bei der die mehr als 400 Grund- MI-DO SA-SO Weihnachtsmarkt im Innenhof schulkinder Ballpaten finden 07.-08. ConSozial, Messe Nürnberg 08.-09. des Wichernhauses Altdorf, OKT DEZ sollten. Die Ballpaten – Eltern, 15 bis 20 Uhr Großeltern, Nachbarn, Freun- de – spendeten dann für jeden SO Gottesdienst mit Orgelmatinée in SA-SO Weihnachtsmarkt im Innenhof verdienten Punkt einen selbst festgelegten Betrag. Gemeinsam haben die Kinder mit den 11. der Philippuskirche Rummelsberg, 15.-16. des Wichernhauses Altdorf, NOV DEZ Ballpatinnen und -paten dadurch die stattliche Summe von 2.274,10 Euro erwirtschaftet. Sie 10 Uhr 15 bis 20 Uhr gehen an das Projekt S-Löffel der Aktion Schutzbengel, das täglich 100 Grundschulkindern in der Nürnberger Südstadt ein gesundes Mittagessen ermöglicht. Herzlichen Dank dafür! (am) 22 23
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