2021 JAHRESMAGAZIN - Für eine Kultur der Achtsamkeit - Caritas Coesfeld

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2021 JAHRESMAGAZIN - Für eine Kultur der Achtsamkeit - Caritas Coesfeld
JAHRESMAGAZIN                                           Caritasverband

2021
                                                        für den Kreis
                                                        Coesfeld e.V.

Caritasverband
                                                 Für eine Kultur
für den Kreis Coesfeld e.V.
Osterwicker Straße 12, 48653 Coesfeld           der Achtsamkeit
Telefon 02541 7205-0, www.caritas-coesfeld.de
2021 JAHRESMAGAZIN - Für eine Kultur der Achtsamkeit - Caritas Coesfeld
JAHRESMAGAZIN 2021

       Inhaltsverzeichnis

               INHALT
       2       Inhaltsverzeichnis
       3       Vorwort

               FÜR EINE KULTUR DER ACHTSAMKEIT
       4-5     Sexualität aus dem Tabubereich holen – Grenzen thematisieren
       6-7     „Es zählen Achtsamkeit, Respekt und Zurückhaltung“
       8-9     Signale dürfen nicht unerkannt bleiben
       10-11   Damit potenzielle Täter und Täterinnen nicht erst zu Tätern werden
       12-13   Prävention beginnt schon im Bewerbungsgespräch
       11-15   „Wir müssen achtsam bleiben, ohne das Vertrauen zu verlieren“

               CARITAS-KAMPAGNE 2021
       16-17   Caritas-Kampagne 2021: #DasMachenWirGemeinsam

               RÜCKBLICK 2020
       18-21   Über das Coronavirus im Alltag des Caritasverbandes
       22-29   Meilensteine 2020

               TRANSPARENZ
       30-31   Über unsere Finanzen
       32-33   Über unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
       34-35   Organigramm

       36      Impressum

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2021 JAHRESMAGAZIN - Für eine Kultur der Achtsamkeit - Caritas Coesfeld
JAHRESMAGAZIN 2021

Vorwort
                                           Christian Germing
                                                   Vorstand

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

ein anstrengendes Jahr liegt hinter uns. Die Co-
rona-Pandemie hat uns nicht nur beruflich, son-
dern auch privat stark herausgefordert. Viele sind
durch die Doppelbelastung an ihre Grenzen ge-
kommen. Und dennoch konnte sich der Verband
zu jeder Zeit auf seine Hauptamtlichen und Ehren-
amtlichen verlassen. Sie haben alles dafür gege-
ben, für die Menschen da zu sein, die unsere Un-
terstützung benötigen. Gerade in diesen Zeiten,
in denen soziale Kontakte eingeschränkt und das
öffentliche Leben zurückgefahren wurde, war die-
se Zuverlässigkeit und Sicherheit von allergrößter     genau hinschauen, schaffen wir es, dass Täter
Bedeutung.                                             und Täterinnen nicht erst zu Tätern werden kön-
                                                       nen. Das beginnt schon im
Gleichzeitig ist dieser besondere Einsatz der Mit-     Bewerbungsgespräch. Zugleich dient das Schutz-
arbeiter und Mitarbeiterinnen des Verbandes nicht      konzept auch dazu, das Selbstbestimmungsrecht
selbstverständlich und ich möchte mich an die-         des Menschen zu stärken.
ser Stelle ausdrücklich bei jedem Einzelnen dafür
bedanken. Wir alle können froh und stolz sein, in      Das Jahr 2020 stand also ganz im Zeichen der
einem solchen Team zu arbeiten. Es wurde alles         Achtsamkeit – aus ganz unterschiedlichen Blick-
dafür getan, um die Arbeitsbedingungen so sicher       winkeln und Anlässen. Uns gegenseitig nicht aus
und angenehm wie möglich zu machen. Auch dies          den Augen verlieren, füreinander da sein, Grenzen
war eine echte Herausforderung und nicht immer         respektieren, Neues ermöglichen und Sicherheit
einfach.                                               schaffen – sowohl für Mitarbeiter und Mitarbeite-
                                                       rinnen als auch für Klienten und Klientinnen, das
Zudem hat der Caritasverband für den Kreis             war und ist uns ein ganz besonderes Anliegen.
Coesfeld Anfang des Jahres sein Institutionelles       Deshalb auch der Titel des Jahresmagazins 2021:
Schutzkonzept zum Schutz von Kindern, Jugend-          „Für eine Kultur der Achtsamkeit.“
lichen, erwachsenen schutz- und hilfebedürftigen
Personen sowie von Mitarbeitern und Mitarbeite-
rinnen des Verbandes vor sexueller Gewalt auf
den Weg gebracht. Schon seit Jahren widmen wir
uns dem Thema, jetzt ist diese Arbeit zu einem of-
fiziellen Dokument geworden. Ich möchte dieses
Jahresmagazin dazu nutzen, um unsere Präventi-
                                                       Christian Germing
onsarbeit gegen sexuelle Gewalt im Verband nä-
                                                       Vorstand
her zu erläutern – mit einem beispielhaften Blick in
die verschiedenen Ressorts und einer Vorstellung
der Fortbildungen, die im Rahmen dessen statt-
gefunden haben. Die Sexualität und auch die Ge-
walt, die mit ihr einhergehen kann, ist gewiss kein
leichtes Thema, schon gar nicht für eine kirchliche
Einrichtung. Aber es ist wichtig, die Augen nicht
zu verschließen. Im Gegenteil. Nur wenn wir ganz

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2021 JAHRESMAGAZIN - Für eine Kultur der Achtsamkeit - Caritas Coesfeld
JAHRESMAGAZIN 2021

       Sexualität aus dem
       Tabubereich holen –
       Grenzen thematisieren

       Seit 2012 gibt es sie, die Arbeits-       Dabei hat die Arbeitsgruppe vor allem ein Ziel: das
                                                 Thema Sexualität aus dem Tabubereich holen, eine
       gruppe „Sexuelle Bildung für
                                                 offene Kommunikationskultur schaffen und Men-
       Menschen mit geistiger                    schen mit Behinderung aber auch Mitarbeiter und
       Behinderung“ im Caritasverband.           Mitarbeiterinnen stärken und sensibilisieren. „Wir
       Schon vorher haben sich die               sind ein festes Team von acht Personen, tauschen
                                                 uns regelmäßig aus, bilden uns fort und besprechen
       Dienste, ob Wohnhäuser,                   bei Bedarf einzelne Fälle. Wir dienen sozusagen als
       Werkstätten oder ambulante                Multiplikatoren in unseren Einrichtungen, teilen das
       Angebote, mit diesem sensiblen            erarbeitete Fachwissen sowie Material und sind An-
                                                 sprechpartner“, erklärt Heike Hinderks, Leiterin der
       und wichtigen Thema beschäf-
                                                 Arbeitsgruppe. Außerdem stünden Bildungsangebo-
       tigt. Durch die Gruppe wurde              te auf dem Programm. „Je nach Fähigkeiten und Er-
       jedoch der Austausch und                  fahrungshorizonten sprechen wir mit den Menschen
       das Arbeiten über die                     mit Behinderung grundsätzlich erst einmal über Se-
                                                 xualität. Oft war das in den Familien überhaupt kein
       Einrichtungsgrenzen                       Thema, weil die Erkrankung beziehungsweise die Be-
       hinaus gestärkt.                          hinderung als solche im Mittelpunkt stand. Und auch
                                                 wenn manche noch ein kindliches Verhalten an den
                                                 Tag legen, sind sie aber keine Kinder mehr“, betont
                                                 Heike Hinderks. Auch gebe es oft keine großen Freun-
                                                 deskreise, so sei ein Austausch im Jugendalter eben-
                                                 falls nicht möglich. Es werde dann zunächst versucht,
                                                 das grundsätzliche Verständnis von Mann- und Frau-
                                                 sein zu wecken, eine gemeinsame Sprache und spie-
                                                 lerische Ansätze für Verhütung und Partnerschaft zu
                                                 finden. „Auch werben wir bei den Angehörigen um
                                                 Verständnis. Wir leben natürlich als Einrichtung der
                                                 katholischen Kirche die christlichen Werte, achten
                                                 aber auch auf die Selbstbestimmung der Menschen
                                                 und unterstützen sie in ihrer Entwicklung.“ Die freiwilli-
                                                 ge Basis immer vorausgesetzt.

                                                 Neben diesen grundsätzlichen Themen steht vor al-
                                                 lem aber auch der Präventionsschutz im Fokus. „Wir
                                                 besprechen, wo die Grenzen sind im Umgang mit an-
                                                 deren Menschen und was man tun kann, wenn diese
                                                 überschritten werden.“ Die Arbeitsgruppe möchte
                                                 Menschen mit Behinderung stärken, Nein zu sagen
                                                 und sie somit vor sexuellen Übergriffen bewahren. „An-
                                                 dererseits müssen wir ihnen auch deutlich machen, wo
                                                 zum Beispiel andere Bewohner und Bewohnerinnen
                                                 sowie auch Mitarbeitende ihre Grenzen haben. Natür-
                                                 lich sinkt in Wohnhäusern, wenn der Kontakt unterei-

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2021 JAHRESMAGAZIN - Für eine Kultur der Achtsamkeit - Caritas Coesfeld
JAHRESMAGAZIN 2021

                                                          Gerade wenn Menschen sich aufgrund ihrer Behin-
                                                          derung gar nicht äußern können, bekäme das Thema
                                                          der Prävention noch einmal eine andere Bedeutung.
                                                          „Wenn nicht aktiv Nein gesagt werden kann, braucht
                                                          es andere Methoden. Und vor allem geschultes Per-
                                                          sonal, das weiß, wie diese Menschen kommunizie-
                                                          ren, auch wenn sie sich verbal nicht äußern können.“
                                                          Es gelte, sich bei jedem Schritt Zustimmung zu holen
                                                          und zu erklären, was man mache. „Über die Zeit baut
                                                          sich natürlich eine Vertrauensebene auf, aber auch
                                                          die gilt es immer wieder zu hinterfragen.“ Wenn der
nander schon seit langer Zeit besteht, bei dem einen      Verdacht eines sexuellen Übergriffes erst einmal im
oder anderen das Schamgefühl. Da muss man auch            Raum stehe, gelte es, möglichst neutral zu bleiben.
schon mal betonen, dass sie hier nicht allein leben“,     Informationen einholen, wertfrei behandeln. „Wir eb-
so Heike Hinderks. Wichtig sei, sich die Grenzen des      nen den Weg, geben dann aber weiter zu unseren
anderen stets bewusst zu machen. „Nicht immer pas-        geschulten Präventionsfachkräften. Dafür haben wir
siert ein Übergriff absichtlich. Aber stets sensibel zu   auch unser Institutionelles Schutzkonzept.“
sein, ist wichtig. Das fängt schon beim Klopfen an
der Zimmertür an.“ Auch für die Mitarbeiter und Mit-
arbeiterinnen sei die Arbeitsgruppe eine Anlaufstelle,
um sich rückzuversichern und Rücksprache zu hal-
ten. „Sie haben natürlich auch manchmal die Sorge,
Grenzen zu verletzen.“

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2021 JAHRESMAGAZIN - Für eine Kultur der Achtsamkeit - Caritas Coesfeld
JAHRESMAGAZIN 2021

       „Es zählen
       Achtsamkeit,
       Respekt und
       Zurückhaltung“
       In der Pflege liegt es in der          Die Themen Sexualität, sexualisierte Gewalt und
                                              Grenzverletzungen seien feste Tagesordnungs-
       Natur der Sache, dass Fach-
                                              punkte in den Teambesprechungen, erklärt Britta
       kraft und Klient/-in nah               Wisse, die nicht nur die Tagespflege in Südkirchen
       zusammen sind. Damit einher            leitet, sondern auch eine von drei Präventionsbe-
       geht auch immer die komplexe           auftragten des Caritasverbandes für den Kreis
                                              Coesfeld ist. „Die Akzeptanz persönlicher Gren-
       Thematik der Grenzverletzung.          zen ist wichtig. Ich kann niemanden zwingen noch
       Ab wann findet diese statt? Eine       einmal auf die Toilette zu gehen, bevor er in den
       Frage, die sich für beide Seiten       Bus steigt. Andererseits kann ich erwarten, dass
                                              der Klient oder die Klientin die Tür schließt, wenn
       stellt, denn manches Mal sind es
                                              er denn auf die Toilette muss“, zeigt Britta Wisse
       auch die Pflegekräfte, die             auf, dass die nötige Akzeptanz für beide Seiten gilt.
       Grenzen ziehen und das
       gesunde Verhältnis von Nähe            Eine Präventionsmaßnahme, um Mitarbeiter und
                                              Mitarbeiterinnen nicht nur zu sensibilisieren,
       und Distanz betonen müssen.            sondern auch zu stärken mit Blick auf mögliche
       Um seine Mitarbeiter und               Grenzverletzungen, ist der Verhaltenskodex des
       Mitarbeiterinnen zu stärken,           Verbandes. „Körperliche Berührungen gehören
                                              in vielen Bereichen zu unserer professionellen
       hat der Verband nicht nur das
                                              Arbeit“, so Britta Wisse. „Dabei sollte der Kontakt
       Institutionelle Schutzkonzept          jedoch altersgerecht und dem jeweiligen Kontext
       auf den Weg gebracht.                  angemessen sein. Es zählen Achtsamkeit, Res-
       Als weitere präventive                 pekt und Zurückhaltung. Wenn eine Berührung
                                              nicht gewollt ist, darf sie nicht stattfinden, schon
       Maßnahmen gibt es                      gar nicht durch das Versprechen einer Belohnung
       zudem eine Präsenz-                    oder durch Androhung einer Strafe.“ Den persön-
       schulung und einen                     lichen Willen des Klienten oder der Klientin dürfe
                                              man nie ignorieren. Sonst sei man schnell im Be-
       Verhaltenskodex.
                                              reich der sexualisierten Gewalt. „Nur weil etwas
                                              gestern in Ordnung war, heißt es nicht, dass es
                                              heute auch ist. Dann muss die Lösung zusam-
                                              men mit der zuständigen Leitungskraft gesucht
                                              werden“, erklärt die Präventionsbeauftragte. Oder
                                              auch zusammen mit den jeweiligen Angehörigen,
                                              die gerade in der Tagespflege eine dritte Ebene
                                              bilden. Diese sind auch Teil der Lösung, wenn
                                              wiederum Mitarbeitende grenzverhaltendes Ver-
                                              halten erleben, ergänzt Veronika Reuter, Leiterin
                                              des Fachbereichs Tagespflege. „Das fängt bei an-
                                              züglichen Sprüchen an und geht weiter bis zum
                                              Griff zwischen die Beine. Dass wir solche Dinge
                                              erleben, ist zwar selten, aber es kommt vor. Wich-
                                              tig ist, sofort mit allen Beteiligten ins Gespräch zu

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2021 JAHRESMAGAZIN - Für eine Kultur der Achtsamkeit - Caritas Coesfeld
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kommen und eine Wiederholung auszuschließen.“        entstehen oder auch entstehen könnten.“ Gerade
Grenzverletzungen seien immer ernst zu nehmen        ein solches Abhängigkeitsverhältnis ermögliche
und nicht zu übergehen.                              es einem potenziellen Täter oder einer poten-
                                                     ziellen Täterin, sich langsam heranzutasten und
Auch seien sich die Mitarbeitenden zum Beispiel      Grenzen zu testen. Es brauche eine empathische,
der besonderen Bedeutung von Sprache be-             aber auch professionelle Beziehung. Ein echter
wusst. „Sexualisierte Sprache wird nicht geduldet,   Balanceakt. „Freundschaftliche Beziehungen,
außerdem siezen wir prinzipiell alle Klienten und    zum Beispiel das Mitnehmen ins eigene private
Klientinnen, Ausnahmen davon werden im Team          Umfeld, sind deshalb nicht gestattet.“
und mit den Angehörigen besprochen und ent-
sprechend dokumentiert, zum Beispiel wenn die        Insgesamt gilt, in dem ganzen Beziehungsgefü-
Ansprache durch den Vornamen bei einem an            ge der Pflege sowohl die Interessen der Klienten/
Demenz erkrankten Menschen für ihn mehr Le-          Klientinnen als auch die der Mitarbeitenden nicht
bensqualität bedeutet“, erklärt Veronika Reuter.     aus dem Blick zu verlieren, so Veronika Reuter.
Auch das Spannungsverhältnis von Nähe und Dis-       „Sollten Grenzverletzungen stattfinden oder so-
tanz hat Einzug in den Verhaltenskodex gefunden.     gar eine Straftat, verschweigen wir nichts und
„Die Beziehungsgestaltung muss dem jeweiligen        beziehen Position. Sowohl für die Klienten und
Auftrag entsprechen und stimmig sein, vor allem      Klientinnen als auch für die Mitarbeiter und Mit-
dann, wenn dadurch emotionale Abhängigkeiten         arbeiterinnen.“

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       Signale dürfen
       nicht unerkannt
       bleiben

       Wenn Kinder und                        Die Themen sexualisierte Gewalt und Grenzver-
                                              letzungen seien stets präsent in ihrer Arbeit. „Vie-
       Jugendliche in der Kita
                                              le Eltern wissen zum Beispiel nicht genau, wo die
       oder in der Schule plötzlich           Grenzen sind oder wie sie sie setzen sollen. Wir
       auffällig werden, aggressiv            informieren in Gesprächen, sondieren die Lage
       oder auch ganz leise, dann             und stellen Fragen. Wir verstehen uns prinzipiell
                                              als Begleiter und Moderatoren“, erklärt Mitarbeiter
       ist das ein erstes Warnzeichen.        Jochen Elte. So könne er sich an ein Elternpaar er-
       Dafür, dass etwas nicht stimmt.        innern, das ihn vor vielen Jahren darum bat, der
       Denn: „Bevor ein Kind Schwierig-       Tochter zu helfen sich durchzusetzen. „Sie fühlte
                                              sich plötzlich beim Musiklehrer unwohl, sie berich-
       keiten macht, hat es welche“,
                                              tete, dass er sie zu lange anschaute und immer sei-
       so ein Grundsatz. Das muss             nen Arm am Klavier um sie legte. Doch ich musste
       nicht zwingend, kann aber              nicht das Mädchen dabei unterstützen sich durch-
       etwas mit sexualisierter Gewalt        zusetzen, sondern der Lehrer verhielt sich zweifel-
                                              haft“, berichtet der Diplom-Psychologe. Er selbst
       zu tun haben. So oder so,              habe das Mädchen nie kennengelernt, sich aber
       es gilt, den Blick zu schärfen.        sehr wohl mit den Eltern, der Musikschulleitung
       Wenn Eltern oder Betreuungs-           und dem Lehrer an einen Tisch gesetzt. „Dieser
                                              zeigte aber überhaupt keine Einsicht und musste
       personen in der Ergründung
                                              am Ende gehen. Das war nicht justiziabel, aber im
       der Ursachen nicht weiter-             Graubereich. Ich habe da also nicht nur die Eltern,
       kommen oder selbst unsicher            sondern auch die Institution beraten.“
       sind, ist die Beratungsstelle
                                              Schon immer sei die Aufklärung über grenzverlet-
       für Eltern, Kinder und                 zendes Verhalten und wie präventive Maßnahmen
       Jugendliche des Caritas-               ergriffen werden können Teil ihrer Arbeit, erklärt
       verbandes für den Kreis                seine Kollegin Silke Röhrs. „Aktuell stellt Social Me-
                                              dia uns vor eine neue Herausforderung. Nehmen
       Coesfeld zur Stelle.
                                              wir das Beispiel einer Mutter, die stolz ein Bild des
                                              kleinen Nachwuchses in der Badewanne in Mes-
                                              senger-Diensten als neues Profilbild nimmt. Das
                                              sind bereits Grenzverletzungen, indem die Bilder
                                              vielleicht den Weg in pädophile Netzwerke finden.“

                                              Auch Jugendliche kommen aus eigener Motivati-
                                              on in die Beratungsstelle. „Hier gilt es, besonders
                                              behutsam mit Zeit und Geduld zu beraten. Wenn
                                              sich ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hat, gehen
                                              wir den nächsten Schritt, fragen, wer dazu kommen
                                              könnte, Eltern, Lehrer oder zum Beispiel das Ju-
                                              gendamt. Wichtig ist, dass wir das System erwei-
                                              tern, die Ressourcen innerhalb oder außerhalb der
                                              Familie nutzen, damit der Jugendliche nicht allein
                                              ist“, so die Diplom-Sozialpädagogin.

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2021 JAHRESMAGAZIN - Für eine Kultur der Achtsamkeit - Caritas Coesfeld
JAHRESMAGAZIN 2021

     Silke Röhrs und Jochen Elte von der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Caritasverbandes für den Kreis
     Coesfeld haben in ihrem Arbeitsalltag auch mit sexualisierter Gewalt zu tun.

Foto: Jessica Demmer

     Ebenso kooperiert der Fachdienst mit Familien-                  sierter Gewalt, liegt dann bei anderen Behörden.“
     zentren, Schulen sowie Vereinen und bietet dort                 Auch untereinander achten die Kollegen der Be-
     Beratungen an. „Erzieher fragen uns zum Beispiel                ratungsstelle auf sich. „Wenn wir meinen, der an-
     bis wohin die sogenannten ‚Doktorspiele‘ noch ok                dere ist zu nah dran oder der/die Klient/-in sieht
     sind und ab wann man handeln muss“, nennt Jo-                   mehr in dem Kollegen bzw. der Kollegin als nur
     chen Elte ein Beispiel. „Das entpuppt sich oft als              eine(n) Berater/-in, dann greifen wir auch ein“, so
     sexualpädagogisches Thema, aber wir sprechen                    Jochen Elte.
     natürlich drüber.“ Auch werden sie hinzugezogen,
     wenn der Verdacht einer Kindeswohlgefährdung                    Den Blick schärfen. Den eigenen, den der Eltern,
     im Raum steht. „Das wird dann mit allen Beteilig-               den von Institutionen, die mit Kindern und Ju-
     ten im Rahmen eines Fallgespräches erörtert. Den                gendlichen zu tun haben und natürlich den der
     Betroffenen oder den Fachkräften helfen wir, den                Kinder und Jugendlichen selbst. „Wir unterstüt-
     dazu richtigen nächsten Schritt zu gehen.“ Es sei               zen sie und stärken ihre Wahrnehmung. Sie sen-
     ein stetiger Balanceakt zwischen Eltern- und Kin-               den uns Erwachsenen oft Signale, von denen sie
     derrechten. „Die Kinderrechte wiegen im Zweifel                 denken, dass sie eindeutig sind, aber wir erken-
     aber mehr“, betont er. Diese Beratung geht jedoch               nen sie nicht immer gleich.“ Das dies nicht pas-
     nur bis zu einem bestimmten Punkt. „Die Auf-                    siert, ist die Aufgabe der Beratungsstelle.
     deckung einer Straftat, zum Beispiel von sexuali-

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       Damit potenzielle
       Täter und Täter-
       innen nicht erst
       zu Tätern werden
       Ob in der Arbeit mit Menschen mit       Alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Caritasver-
                                               bandes nehmen an den Schulungen teil, die bereits
       Behinderung, in der ambulanten
                                               begonnen haben und auch künftig fortgesetzt wer-
       Pflege oder in der Beratung –           den. Ein entsprechendes Schulungscurriculum hat
       alle Mitarbeitenden des Caritas-        das Bistum Münster für alle karitativen Einrichtungen
       verbandes, die zu Schutz-               im Bistum entwickelt. Mit den Schulungen soll ein
                                               anderer, ein neuer Blickwinkel geschaffen werden.
       befohlenen Kontakt haben,               „Durch diese Präventionsmaßnahme machen wir noch
       besuchen im Rahmen des                  einmal ganz klar, dass wir keine Täter/-innen suchen,
       Institutionellen Schutz-                sondern die Rahmenbedingungen so verändern,
                                               dass potenzielle Täter/-innen gar nicht erst zu Tätern
       konzeptes eine Präventions-
                                               werden können“, erklärt Gabriele Scherbening, Re-
       schulung. Je nach Intensität            ferentin für Präventionsschulungen der carecampus
       der Arbeit dauert diese                 Pflegeakademie. Was bietet zum Beispiel Gefahren-
       zwischen einem halben oder              potenzial für sexuelle Übergriffe oder Grenzverlet-
                                               zungen? „Das kann rein baulich von langen dunklen
       auch anderthalb Tagen.                  Fluren, in denen Übergriffe nicht so schnell gesehen
       Das Ziel: mögliche                      werden, bis hin zu zwischenmenschlichen Faktoren
       Gefahrenpotenziale                      reichen, wie zum Beispiel einer zu engen Beziehung
                                               in der Altenpflege“, so die Expertin. Denn wenn das
       ausloten und die
                                               passiere, werde man schnell zu gefühlten Enkeln und
       eigenen Grenzen und                     Enkelinnen. „Wir sind aber kein Kindersatz, sondern
       die des Gegenübers                      professionell Pflegende.“ Auch Überlastungen seien
       kennenlernen.                           stets ein Gefahrenpotenzial. „Mitarbeitende, die per-
                                               manent überfordert sind, haben ein höheres Risiko
                                               Macht gegenüber Schwächeren auszuüben und das
                                               wollen wir verhindern.“

                                               Die carecampus Pflegeakademie führt die Präventi-
                                               onsschulungen für den Caritasverband in den Räum-
                                               lichkeiten der Pflegeakademie in Coesfeld durch. In
                                               kurzen Übungen lernen die Mitarbeiter und Mitarbei-
                                               terinnen ihre eigenen Grenzen, aber auch die ihres
                                               Gegenübers zu erkennen. „Wir geben zudem Fallsitu-
                                               ationen an und entwickeln in Kleingruppen Strategien
                                               zum Umgang mit schwierigen Situationen“, so Gab-
                                               riele Scherbening weiter. So erarbeiten sich die Teil-
                                               nehmenden Stück für ein Stück ein Gefühl für mögli-
                                               che Gefahrenpotenziale. „Übergriffe können über alle
                                               Altersgrenzen hinweg stattfinden, Täter können auch
                                               Frauen sein“, macht sie deutlich. „Die Mitarbeitenden
                                               können auch eigene Beispiele nennen, natürlich ohne
                                               Namen. Schweigepflicht und Achtsamkeit sind hier
                                               wichtige Stichworte. Jeder kann, aber keiner muss
                                               etwas sagen.“

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JAHRESMAGAZIN 2021

Auch die eigene Sexualität steht im Fokus. Was wäre       der Umgang mit der eigenen Sexualität auch nicht
für einen selbst noch ok und wo sind die persönli-        leicht und niemand muss etwas sagen. Aber die
chen Grenzen? Wie viele Grenzverletzungen gehen           Auseinandersetzung als solche ist notwendig“, be-
in der Pflege mit der täglichen Arbeit einher? „Es gibt   tont Gabriele Scherbening. „Wir bieten hier einen
keine Verpflichtung den Klienten oder die Klientin zu     geschützten Rahmen, in dem die Teilnehmenden
waschen, man kann ihn oder sie auch anleiten, es          die Richtung und die Geschwindigkeit vorgeben.
selbst zu tun“, gibt sie ein Beispiel. Der Perspektiv-    Wir sprechen hier auf einer respekt- und vertrau-
wechsel sei da oft entscheidend und die konkreten         ensvollen Ebene im Verband. Ganz wichtig für uns
Fallbeschreibungen für die Erarbeitung passender          ist die Botschaft, die dahinter steht: Der Caritasver-
Strategien im richtigen Umgang mit schwierigen            band Coesfeld geht offen mit dem Thema um, stärkt
Situationen von großer Bedeutung. „Manchen fällt          seine Mitarbeitenden und schützt sein Klientel.“
JAHRESMAGAZIN 2021

       Prävention
       beginnt schon im
       Bewerbungsgespräch

       Um das Institutionelle Schutz-            Herr Müller, worum genau ging es in der Fort-
                                                 bildung und welches Ziel ist mir ihr verknüpft?
       konzept weiter mit Leben zu füllen,
                                                 Carsten Müller: Im Mittelpunkt stand dabei eine
       hat in 2020 eine zweitägige               noch stärkere Sensibilisierung in Bezug auf sexu-
       Fortbildung für die Leitungs-             alisierte Gewalt, das Aufzeigen von Handlungs-
       kräfte des Caritasverbandes für           möglichkeiten bei einem Verdacht und das Wei-
                                                 tergeben von Fachwissen. Gerade Leitungskräfte
       den Kreis Coesfeld zum Thema              brauchen noch einmal einen weiteren Ansatz, weil
       „Sexualität und Sexualisierte             sie anders in der Verantwortung stehen. Das ist
       Gewalt“ im Rahmen der                     zum Beispiel wichtig für Bewerbungsgespräche.
                                                 Wenn man dort das Thema anspricht, hat das be-
       Präventionsordnung der
                                                 reits eine präventive Wirkung. Es zeigt, dass Au-
       katholischen Kirche statt-                gen und Ohren stets offengehalten werden und
       gefunden. Im Interview spricht            schreckt potenzielle Täter und Täterinnen ab.
       Fortbildungsleiter Carsten
                                                 Können Sie in Auszügen über einige Inhalte be-
       Müller von der Praxis                     richten?
       Sexualität in Duisburg                    Carsten Müller: Wichtig ist vor allem, dass zu-
       über die Inhalte und                      nächst einmal das Schubladendenken über den
                                                 klassischen Täter aufhören muss. Sexualisierte
       Ziele.
                                                 Gewalt kann von allen Seiten ausgehen. Ob Mann
                                                 oder Frau, ob Bewohner/-in oder Pflegekraft. Eben-
                                                 so muss man die Grenzen zwischen Sexualität und
                                                 sexualisierter Gewalt kennen. Während Sexualität
                                                 Lebensfreude gibt und Beziehungen gestaltet,
                                                 bezeichnet die Gewalt alle Handlungen, die das
                                                 sexuelle Selbstbestimmungsrecht des Menschen
                                                 verletzen. Das muss nicht immer auch körperliche
                                                 Spuren hinterlassen. Unterschieden werden muss
                                                 außerdem zwischen sexueller Grenzverletzung
                                                 und Übergriff. Eine Grenzverletzung ist unbeab-
                                                 sichtigt, passiert im Überschwang oder im Affekt
                                                 und ist in der Regel minderschwer und vor allem
                                                 einmalig. Erst wenn Signale ignoriert werden und
                                                 keine Einsicht herrscht, zeigt sich Täterverhalten.
                                                 Ein sexueller Übergriff hingegen ist vorsätzlich,
                                                 strategisch und vorbereitet.

                                                 Gibt es Instrumente, die in der Unterscheidung
                                                 helfen können?
                                                 Carsten Müller: Ja, in der Tat. Die Beurteilung
                                                 sexueller Handlungen ist auf der Basis sexual-
                                                 pädagogischer Konzepte beziehungsweise Insti-
                                                 tutioneller Schutzkonzepte leichter möglich. Die-
                                                 se beiden Konzepte dienen einer ganzheitlichen

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JAHRESMAGAZIN 2021

Foto: Privat/Immo Fuchs

Prävention und bilden eine Grundlage, an der sich      für seine Situation und das Wirkungspotenzial
die Leitungskräfte orientieren können. Die Heraus-     dieser Grenzüberschreitung wird minimiert.
forderung ist, eine große Handlungssicherheit für
den Verband zu schaffen.                               Was muss passieren, wenn der Verdacht auf
                                                       sexualisierte Gewalt im Raum steht?
In vielen Bereichen der Caritasarbeit arbeiten         Carsten Müller: Dann geht es zunächst einmal
Menschen eng zusammen. Wie sind da Gren-               darum, die Sachebene zu erfassen und darauf-
zen zu ziehen?                                         hin individuelle Maßnahmen zu ergreifen. Dafür
Carsten Müller: Ein Aspekt der Fortbildung be-         braucht es diese Fortbildung, um überhaupt das
handelt das Spannungsfeld von Nähe und Distanz.        Repertoire an Möglichkeiten aufzuzeigen. Wie
Nähe kann zu Vertrauen, aber auch zu Einengung         wird mit einer Beschwerde umgegangen? Es gilt
führen. Distanz zu Entfaltung, aber auch zu Un-        zu prüfen, zu dokumentieren und Infos einzuho-
achtsamkeit. Es stimmt. Gerade dort, wo Men-           len. Und wer bekommt welche Infos? Wo muss
schen eng zusammenarbeiten und auf die Un-             ich was melden? Wichtig ist auch der Aspekt der
terstützung eines anderen angewiesen sind, sind        Rehabilitation. „Sowohl in Hinblick auf die betrof-
die Grenzen schwierig und bedürfen großer Sen-         fenen Personen, aber auch im Falle von fälschlich
sibilität. Es benötigt die Definition von Distanzzo-   verdächtigten Tätern und Täterinnen. Mit den zwi-
nen. Die intime Distanzzone beträgt zum Beispiel       schenmenschlichen Reaktionen der Beteiligten
40 Zentimeter und ist nur sehr vertrauten Men-         muss sensibel umgegangen werden. Es ist wich-
schen vorbehalten. Wohingegen die öffentliche          tig, schlussendlich das Vertrauen zwischen allen
Distanzzone vier Meter beträgt. Das Wissen um          wiederherzustellen.
diese Abstufungen kann bei der Sensibilisierung
für den Umgang in den einzelnen Zonen helfen.
Dabei kann es schon reichen, die pflegerischen
Handlungen und die damit verbundenen Grenz-
verletzungen zu verbalisieren. Dadurch erlebt der
Mensch, der gepflegt wird, eine Wertschätzung

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JAHRESMAGAZIN 2021

       „Wir müssen
       achtsam bleiben,
       ohne das Vertrauen
       zu verlieren“
       Seit Anfang 2020 gibt es im             Mit dem ISK hat eine jahrelange verbandsinterne
                                               Vorarbeit eine offizielle Niederschrift gefunden.
       Caritasverband für den Kreis
                                               Wie ist es dazu gekommen?
       Coesfeld das fertig ausgearbei-
       tete, neunseitige Institutionelle       Christian Germing: Schon als ich vor 12 Jahren im
       Schutzkonzept (ISK).                    Caritasverband angefangen habe, damals noch im
                                               Bereich der Behindertenhilfe, war das Thema Sexu-
       Es dient dem Schutz von                 alität und Schutz vor sexualisierter Gewalt ein Thema.
       Kindern, Jugendlichen,                  Wir haben eine kleine Arbeitsgruppe eingesetzt, die
       erwachsenen schutz- und                 sich dem Thema gewidmet hat. Dabei ging es um die
                                               besonderen Herausforderungen für Menschen mit
       hilfebedürftigen Personen
                                               Behinderung und die dafür passenden Rahmenbe-
       sowie Mitarbeitenden des                dingungen. Ein Schutzkonzept bedeutet immer auch,
       Verbandes vor sexualisierter            die Selbstbestimmung der Menschen zu stärken. Mit
       Gewalt. Dem vorausgegangen              dem ISK haben wir dann Anfang 2020 ein einheitli-
                                               ches Konzept für den ganzen Caritasverband umge-
       ist eine jahrelange Vorarbeit,          setzt.
       wie Vorstand Christian
       Germing im Interview                    Wie genau sah das aus?
       erläutert.
                                               Christian Germing: Wir sind zunächst mit einer Risi-
                                               koanalyse gestartet und haben dazu unsere Mitarbei-
                                               ter und Mitarbeiterinnen befragt. Wo gibt es bei uns
                                               Risiken für sexualisierte Gewalt? Eine komplexe An-
                                               gelegenheit, da wir in sehr unterschiedlichen Arbeits-
                                               feldern von der Jugendhilfe über die Pflege bis hin zur
                                               Behindertenhilfe tätig sind. Aber auch in den Arbeits-
                                               feldern gibt es Unterschiede, zum Beispiel zwischen
                                               einer Werkstatt und einem Wohnhaus für Menschen
                                               mit Behinderung, weil dort jeweils eine ganz andere
                                               Nähe zueinander herrscht.

                                               Was waren die ersten Erkenntnisse?

                                               Christian Germing: Dass wir zum Beispiel in der Be-
                                               hindertenhilfe durch die sexualpädagogische Arbeit
                                               eine gute Vorarbeit geleistet haben, gerade im Hinblick
                                               auf ein angemessenes Nähe- und Distanzverhältnis.
                                               Handlungsbedarf sehen wir im Verständnis von sexu-
                                               alisierter Gewalt. Wir müssen deutlich machen, dass
                                               sexualisierte Gewalt in kleineren Handlungen beginnt
                                               und vor allem in einem Kontext stattfindet, in dem man
                                               sich kennt. Dies gilt vor allem in Strukturen, in denen
                                               es ein Abhängigkeitsverhältnis gibt. Wichtig ist auch
                                               die Unterscheidung von Grenzverletzungen und ei-

                                           — 14 —
JAHRESMAGAZIN 2021

nem übergriffigen Verhalten. Grenzverletzungen kön-      Das Thema Sexualität und sexuelle Gewalt ist
nen aus dem Affekt, teilweise unbewusst, heraus pas-     ja auch sicherlich kein ganz einfaches für eine
sieren, aber es gibt auch übergriffiges Verhalten, das   kirchliche Einrichtung.
aktiv, bewusst und wiederholt geschieht und genau
das müssen wir verhindern. Dabei müssen wir acht-        Christian Germing: Das ist richtig. Als katholischer
sam bleiben, ohne das Vertrauen zu verlieren.            Wohlfahrtsverband sind wir Teil der Kirche und arbei-
                                                         ten auf der Grundlage des Evangeliums. Hier gibt es
Wie gehen Sie bei einem Verdachtsfall vor?               das Idealbild, dass Sexualität der Ehe von Mann und
                                                         Frau vorbehalten ist. Aber das Leben entspricht nun
Christian Germing: Zunächst ist das immer ein            mal nicht immer dem Ideal. Auch dazu dient das ISK.
Verdacht und jeder Verdacht wird konsequent bear-        Sich mit anderen Sichtweisen auseinanderzusetzen.
beitet. Wir haben dazu ein Handlungsleitfaden defi-      Als Caritasverband achten wir das Selbstbestim-
niert und drei Präventionsfachkräfte etabliert. Unse-    mungsrecht der Menschen auch bei der Gestaltung
re Aufgabe ist es nicht, strafrechtliche Sachverhalte    ihrer individuellen Sexualität. Dieses Recht findet erst
aufzuklären. Wenn es entsprechende Hinweise gibt,        dort ein Ende, wenn es die Grenzen anderer über-
erstatten wir Anzeige. Unsere Aufgabe ist der Schutz     schreitet.
und die Unterstützung von potenziellen Opfern und
Betroffenen. Wir müssen aber auch den potenziellen       Sehen Sie sich mit dem ISK gut aufgestellt für die
Täter bzw. die Täterin in den Blick nehmen. Inwieweit    Zukunft?
hat er oder sie den Übergriff bewusst gesteuert? Na-
türlich können wir den Betreuungsvertrag kündigen,       Christian Germing: Statistiken zeigen, dass wir
aber das löst nicht unbedingt das Problem. Manch-        damit rechnen müssen, dass es bei uns auch zu
mal kann es leichter sein, zu wissen, dass jemand        Grenzverletzungen bzw. Übergriffen kommen kann.
zu übergriffigem Verhalten neigt. Unsere Mitarbeiter     Wir werden realistischerweise nie ein Fehlverhalten
und Mitarbeiterinnen können anders damit umgehen,        gänzlich vermeiden können. Ich bin aber überzeugt,
wenn sie darauf vorbereitet sind. Es ist ein Spagat      dass wir mit unserem Konzept, den Präventionsschu-
zwischen einer Hilfeleistung und der Vermeidung ei-      lungen und der Arbeit der drei Präventionsfachkräfte
nes nächsten Übergriffs. Da gibt es keine einfachen      eine Kultur der Achtsamkeit im Caritasverband för-
Antworten. Hier haben unsere Präventionsfachkräfte       dern.
eine wichtige Beratungsfunktion. Zudem arbeiten wir
mit externen Beratungsstellen zusammen.

                                                   — 15 —
JAHRESMAGAZIN 2021

                                                            Caritas-
                                                            Kampagne
                                                            2021:
                                                                                                           #DasMachenWirGemeinsam
                                                            Die Caritas-Kampagne 2021                      In welcher Gesellschaft möchte man selbst leben?
                                                                                                           Die Corona-Pandemie wirkt wie ein Brennglas auf
                                                            rückt die Frage in den Fokus,
                                                                                                           soziale Herausforderungen, die die Gesellschaft
                                                            in welcher Gesellschaft man                    teilweise schon lange beschäftigen: etwa, wenn
                                                            leben möchte. Im Zuge der                      es um Bildungschancen, bezahlbaren Wohnraum
                                                            Corona-Pandemie braucht es                     oder die Situation von Soloselbstständigen geht.
                                                                                                           „Mehr denn je braucht es zivilgesellschaftliche
                                                            mehr denn je Institutionen wie                 Institutionen wie die Kirche und ihre Caritas, die
                                                            die Kirche und ihre Caritas,                   sich aktiv für eine solidarische Gesellschaft ein-
                                                            die sich solidarisch einsetzen.                setzen, an Lösungen mitarbeiten und dabei den
                                                                                                           Menschen in den Mittelpunkt stellen. So drän-
                                                                                                           gend die Frage scheint, in welcher Gesellschaft
                                                                                                           wir leben wollen: Sie war im Grunde auch schon
                                                                                                           im Gründungsjahr 1897 des Caritasverbandes ak-
                                                                                                           tuell!“, wirft Prälat Dr. Peter Neher, Präsident des
                                                                                                           Deutschen Caritasverbandes, einen Blick auf das
                                                                                                           125-jährige Jubiläum des Verbandes in 2022.

                                                                                                           #DasMachenWirGemeinsam ist daher das verbin-
                                                                                                           dende Motto der Kampagnen der Caritas in den
                                                                                                           Jahren 2021 und 2022.

                                                                                                           Die Botschaft ist eindeutig: Die Caritas setzt sich
                                                                                                           in ihrer täglichen Arbeit im Sozial- und Gesund-
                                                            IST DIE WÜRDE IMMER                            heitsbereich gegen die Spaltung der Gesellschaft
                                                               UNANTASTBAR –                               ein. Damit macht sie sich auch für soziale Gerech-
                                                              ODER AKZEPTIEREN                             tigkeit stark. Um etwas zu verändern, braucht es
                                                              WIR AUSNAHMEN?                               aber noch mehr Menschen und Akteure, die die-
                                                                                                           ses Anliegen unterstützen.
                 Miteinander durch die Krise:
                 #DasMachenWirGemeinsam
                                                                                                           Mit der Kampagne möchte der Verband ins Ge-
CARITAS_Gemeinsam_Plakate_420x594_PSOCoatedv3_RZ04.indd 2                             26.11.20 13:34       spräch kommen mit Mitarbeiter und Mitarbeite-
                                                                                                           rinnen der Caritas, den Klienten/Klientinnen und
                                                                                                           Patienten/Patientinnen, zivilgesellschaftlichen Ak-
                                                                                                           teuren und politisch Verantwortlichen. Immer mit
                                                                                                           dem Ziel, Ideen und Lösungen zu finden, die einer
                                                                                                           Spaltung der Gesellschaft entgegenwirken.

                                                                                                           Die erste Phase der Kampagne legt den Schwer-
                                                                                                           punkt auf die Bewältigung der Folgen der Corona-
                                                                                                           Krise. Es sollen Gespräche entstehen über:

                                                                                                           • Die Wertschätzung der Arbeit im Sozial- und
                                                                                                             Gesundheitsbereich

                                                                                                       — 16 —
JAHRESMAGAZIN 2021

                                                     ZEIGEN WIR SOLIDARITÄT MIT ALLEN –
                                                         ODER SPAREN WIR SIE UNS?
                      Miteinander durch die Krise:
                      #DasMachenWirGemeinsam

CARITAS_Gemeinsam_Plakate_594x420_PSOCoatedv3_RZ04.indd 3                                           26.11.20 13:35

                          • Die sozialen Sicherungssysteme und ihre Lücken
                          • Die individuelle soziale Absicherung und die
                            Würde jedes Einzelnen

                          Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Bundes-
                          tagswahl will der Verband dann in einem zweiten
                          Schritt sozialpolitische Akzente setzen. „Schließ-
                          lich wird die Frage, wie wir als Gesellschaft das
                          solidarische Miteinander stärken können, nicht
                          ohne politische Entscheidungen zu beantworten
                          sein“, so Peter Neher.

                          Deutscher Caritasverband e.V., Freiburg

                                                                         — 17 —
JAHRESMAGAZIN 2021

       Über das
       Coronavirus im Alltag
       des Caritasverbandes

       Die Pandemie hat in allen
       Lebensbereichen der Menschen                                                                              Flexibilität bei der Arbeit.
                                                                                                           Andere Kommunikationswege nutzen:
       ihre gewohnten Abläufe auf den                                                                              Videokonferenzen
       Kopf gestellt - so auch im                                                                     Keine Pausen mit Freunden in den Werkstätten.
                                                                                                                      Beschäftigte
       Caritasverband für den Kreis                                                                     aus der Werkstatt für behinderte Menschen
       Coesfeld. Mitwirkende aus den                                                                                 Lüdinghausen

       verschiedenen Einrichtungen
       und Diensten geben einen
       Eindruck.

                      Die Gäste und Mitarbeiter/-innen bedauern,
                         dass unsere sozialen Kontakte in einer
                „Corona-Schublade“ liegen und momentan nicht analog
           verfügbar sind. Wir hoffen und freuen uns darauf, uns bald wieder
               miteinander am „Mittagstisch Lambertiplatz“ zu treffen, um
                        „satt“ zu werden an Leib und Seele. (…)

                      Felix Schürhoff und Elisabeth Thier
               Ehrenamtliche Helfer Mittagstisch Lambertiplatz Coesfeld                              …auch davon lassen wir uns nicht
                                                                                                            verrückt machen!

                                                                                                               Mitarbeiterin
                                                                                                      der Sozialstation Lüdinghausen

                                                          Ich weiß nun, auf wen ich mich in schwierigen
                                                                     Zeiten verlassen kann!

                                                             Ein Klient aus dem Ambulant Betreuten
                                                          Wohnen (ABW), in dem die Mitarbeiter/-innen
                                                          trotz der Krise sogar häufiger im Kontakt mit
                                                           den Klienten waren, wenn diese den ABW
                                                                            brauchten.

                                                                    — 18 —
JAHRESMAGAZIN 2021

                                                                   Ein großer Spagat zwischen den Menschen, die
                                                                            dringend einer Beratung vom
                                                                        Stromspar-Check bedurften und dem
                                                                             Schutz von meinem Team.

                                                                                  Christian Kurz
                                                                           Projektleiter Stromsparcheck

                                                                                                     Keine persönlichen Fachkonferenzen
                                                                                                    und daher einige Baustellen, die sich per
                                                                                                    Videokonferenz nicht bearbeiten lassen.

                                                                                                                  Mitarbeiter
                                                                                                   aus der Werkstatt für behinderte Menschen
   Es war viel Flexibilität gefordert. Gleichzeitig mussten wir
                                                                                                                 Lüdinghausen
    auch gelassen damit umgehen, dass wir nicht mehr in
      der gewohnten Art und Weise für die Klient/-innen
                         da sein konnten.
Mittlerweile bekommen auch sonst psychisch stabile Menschen
                 Schwierigkeiten im Lockdown.

                     Mitarbeiter/-innen
               der Kontakt- und Beratungsstelle

                                                                      Wir hatten große Sorge, die Textil-Oase ab dem 08.12.2020
                                                                       wieder zu öffnen, nachdem das Ladenlokal im November
                                                                        geschlossen war. Aufgrund des Alters zählen die ehren-
                                                                        amtlichen Helferinnen und Helfer alle zur Risikogruppe,
                                                                      dennoch haben sich die meisten bereit erklärt, wieder tätig
                                                                      zu werden! Es ist schon lobenswert, die große Bereitschaft,
                                                                      bedürftigen Menschen unter die „Arme“ zu greifen in der so
                                                                      schwierigen Zeit der Corona-Pandemie - Hut ab! Sämtliche
                                                                       Hygienevorschriften werden dabei verstärkt eingehalten!

                                                                                           Ludwig Lürwer
                                                                        Ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Textil-Oase Billerbeck

                                                                  — 19 —
JAHRESMAGAZIN 2021

                                 Corona bedeutet Verzicht, Veränderung und Sorge.
                                   Ich bin sehr dankbar für die Einsatzbereitschaft,
                                   den Mut, neue Wege zu gehen und das positive
                               Denken, welches meine Mitarbeitenden und Einsatzkräfte
                                dennoch bei ihrer täglichen Arbeit und Tätigkeit zeigen.

                                                  Silas Beinhauer
                                               Teamleiter Schulassistenz

             Ich hatte mehr Arbeit: Hinweise aufhängen,
            Hinweise erklären, Angst vor Corona nehmen.
           Mein privates Umfeld machte sich Sorgen wegen
           möglicher Ansteckungen. Oft war ich die „einzige“
             Bezugsperson, die in die Unterkünfte ging,
           da ansonsten alles im Lockdown war. Ich bin an
                      meine Grenzen gestoßen.

                        Norbert Lütkenhaus
            Ehrenamtlicher der Flüchtlingsinitiative Coesfeld
                                                                                                             Wieso sollte ich aufhören zu trinken?
                                                                                                            Ach das tat gut, mit Ihnen zu sprechen.
                                                                                                             Wie schön, dass Sie zugehört haben.

                                                                                                                          Klient/-in
                                                                                                                        der Suchthilfe

                                                            Wir haben uns sicher und gut versorgt gefühlt,
                                                      es gab keine Mängel an Mund-Nasen-Schutz, Handschuhen
                                                                      oder Desinfektionsmitteln.
                                                       Die täglichen Corona-Schnelltests sind für uns Mitarbeiter
                                                                          sehr anstrengend.
                                            Die Gemeinschaft leidet sehr unter den neuen Corona-Regelungen.
                                                       Den Gästen fehlt es, gemeinsam am Tisch zu sitzen.

                                                                          Mitarbeiter/-innen
                                                                       der Tagespflege Coesfeld

                                                                    — 20 —
JAHRESMAGAZIN 2021

                     „Bleibt zu Hause“ ist derzeit die absolute Notwendigkeit zur
             Bekämpfung von Corona. Nachvollziehbar - aber was macht das mit den
               Menschen? Ohne das soziale Ehrenamt werden jetzt viele vom gesell-
             schaftlichen Leben abgeschnitten, vereinsamen womöglich. Gerade jetzt
                       ist der Grundgedanke von Caritas, also die praktizierte
                                        Nächstenliebe, aktuell.
                     Gerade jetzt werden helfende Hände dringend gesucht, um
               hilfebedürftige Menschen vor Ort in vielfältiger Weise zu unterstützen.
               (…) Wenn der physische Kontakt wegfällt, sind digitale Medien für den
              persönlichen Kontakt gefragt: Handys oder Tablets, für die gerade ältere
             Menschen aber Unterstützung und „technischen Beistand“ brauchen. Aber
              auch die können ein Betätigungsfeld für Caritas sein: Das weist unserer
                 Arbeit letztlich sogar einen Weg in die Zukunft auch nach Corona!

                                         Maria Meyering
                          Vorsitzende der Pfarrcaritas Osterwick & Höven

   Ich bin froh, dass wir wenigstens noch zur
 Arbeit kommen können und somit noch andere
     Menschen trotz Abstand treffen dürfen.
Der Arbeitsplatz ist auch ein Ort der Begegnung.

        Mitarbeiterin der Sozialstation

                                                                                          Die Pandemie bringt auch neuen Wind
                                                                                         für neue Wege mit sich, die wir jetzt alle
                                                                                                lernen müssen zu gehen.

                                                                                                      Mitarbeiterin
                                                                                                      der Suchthilfe

                                                          — 21 —
JAHRESMAGAZIN 2021

       Meilensteine
       2020

                                  JANUAR

                                  Bundesteilhabegesetz (BTHG)
                                  Durch das Bundesteilhabegesetz kommt es
                                  zum 1. Januar 2020 zur Trennung der Fach-
                                  leistungen der Eingliederungshilfe von den
                                  existenzsichernden Leistungen (Sozialhilfe).
                                  Die neuen Wohn- und Betreuungsverträge für
                                  die Bewohner/-innen der Wohnhäuser werden
                                  abgeschlossen. Ebenso erfolgt die Umstellung
                                  der Mittagsversorgung in den Werkstätten.
       1. Januar 2020
                                  Betriebsübergabe carecampus-Pflegeaka-
                                  demie im Kreis Coesfeld
                                  Zum 1. Januar 2020 findet der Betriebsüber-
                                  gang der Krankenpflegeschule von den Chris-
                                  tophorus-Kliniken auf die Schule für Pflegebe-
                                  rufe gGmbH statt.

                                  Trauer um Kreisdechant em. Hülper
                                  Der ehemalige Kreisdechant Hans-Theo Hül-
                                  per verstirbt am 13. Januar 2020 im Alter von 73
                                  Jahren. Mit der Ernennung zum Kreisdechan-
                                  ten im Jahr 2001 wurde er Mitglied im Vorstand
                                  des Caritasverbandes. Die Arbeit des Caritas-
                                  verbandes war ihm ein wichtiges Anliegen, er
                                  begleitete sie eng bis zum Eintritt in den Ruhe-
                                  stand im Jahr 2011.

       13. Januar 2020            Prävention gegen Missbrauch und Gewalt
                                  Am 17. Januar 2020 wird das Institutionelle
                                  Schutzkonzept zum Schutz von Kindern, Ju-
                                  gendlichen sowie erwachsenen schutz- und
                                  hilfebedürftigen Personen vor sexualisierter Ge-
                                  walt in Kraft gesetzt. Das Konzept baut dabei
                                  auf die vorhandenen Erfahrungen im Caritas-
                                  verband auf, insbesondere auf die langjährige
                                  Arbeit zur sexuellen Bildung von Menschen mit
                                  Behinderungen.

                                  Trauer um Valentin Kettelhake
                                  Der langjährige stellvertretende Vorsitzende
                                  des Caritasverbandes, Valentin Kettelhake, ver-
                                  stirbt am 27. Januar 2020 im Alter von 88 Jah-
                                  ren. 1971 wurde er erstmals in den Vorstand
      27. Januar 2020
                         — 22 —
JAHRESMAGAZIN 2021

des Caritasverbandes für den Landkreis Lü-
dinghausen gewählt. 1975, im Zuge der Kom-
munalreform, hat er den Zusammenschluss
der beiden Caritasverbände in Coesfeld und
Lüdinghausen maßgeblich gestaltet und wirk-
te seither als stellvertretender Vorsitzender
des Caritasverbandes. Nach der Satzungsän-
derung im Jahr 2011 mit der Einführung eines
hauptamtlichen Vorstandes wirkte er bis 2014 als
stellvertretender Vorsitzender des Caritasrates.

FEBRUAR

CariWerke gGmbH
Der Inklusionsbetrieb des Caritasverbandes
übernimmt zum 1. Februar 2020 die neu an-
gemieteten Räumlichkeiten in Senden. Die
CariWerke gGmbH bietet behinderten und
nicht behinderten Menschen dauerhaft sozial-
versicherungspflichtige Arbeit. Das Dienstleis-
tungsangebot umfasst das Maler- und Lackie-
rerhandwerk, den Garten- und Landschaftsbau
                                                              1. Februar 2020
sowie die Haustechnik. Das Angebot richtet
sich sowohl intern an die Einrichtungen des
Caritasverbandes als auch an private und ge-
werbliche Kunden.

Mitarbeiterdialoge
Im Februar und März 2020 besuchen Vorstand
und Ressortleiter alle Einrichtungen und Fach-
bereiche. Die Mitarbeiter/-innen sind eingela-
den mit dem Vorstand und der Ressortleitung
in den Dialog zu kommen. Ein neues Veranstal-
tungsformat belebt den Austausch miteinander.               Februar/März 2020

Wohnhaus Nordkirchen
In Nordkirchen ist ein Neubau mit 24 Wohnplät-
zen für Menschen mit Behinderung geplant. Für
das Bauprojekt kann ein Erbbaurechtsvertrag
für ein Grundstück im neuen Baugebiet Gro-
ße Feld III abgeschlossen werden. Im Rahmen
eines Akquisitionsverfahrens am 19. Februar
haben fünf Architekturbüros die Möglichkeit, in
einer persönlichen Präsentation ihre Ideen und
Konzepte vorzustellen
                                                             19. Februar 2020
                                                   — 23 —
JAHRESMAGAZIN 2021

       Meilensteine
       2020

                                                                                      Caritas-Werkstatt Lüdinghausen
                                                                                      Die beiden Betriebsstätten der Caritas-Werk-
                                                                                      statt Lüdinghausen ziehen im Februar und
                                                                                      März 2020 in die neuen Räumlichkeiten an der
                                                                                      Seppenrader Straße um. Die Betriebsstätten
                                                                                      für Menschen mit geistigen Behinderungen
                                                                                      sowie Menschen mit psychischen Erkrankun-
                                                                                      gen sind jetzt an einem Standort und arbeiten
       Februar/März 2020                                                              „Tür an Tür“.

                                                                                      MÄRZ

                                                                                      Tagespflege Ascheberg bezieht neue Räum-
                                                                                      lichkeiten
                                                                                      Für die Tagespflege in Ascheberg werden
                                                                                      neue Räume in einem Neubau in der Ortsmit-
                                                                                      te angemietet. Der Umzug erfolgt zum 1. März
                                                                                      2020.

                                                                                      Einweihung neuer Räumlichkeiten für ca-
       1. März 2020                                                                   recampus-Pflegeakademie im Kreis Coes-
                                                                                      feld
                                                                                      Im Rahmen einer feierlichen Einweihung wer-
                                                                                      den am 5. März 2020 die neuen Räumlichkei-
                                                                                      ten an der Kupferstraße in Coesfeld eröffnet.

                                                                                      Spende Kreis-Caritas-Sonntag für Tausch-
                                                                                      kiste
                                                                                      Die Kollekte zum jährlichen Kreis-Caritas-
                                                                                      Sonntag am 15. März 2020 fällt in diesem Jahr
                                                                                      angesichts der Absage der Gottesdienste an
       5. März 2020                                                                   dem Wochenende aufgrund der Corona-Pan-
                                                                                      demie deutlich geringer aus. Gleichwohl kom-
                                                            Caritasverband            men 2.372 € zusammen. Diese Spenden wer-
                                                            für den Kreis

        Kreis-Caritas-
                                                            Coesfeld e.V.
                                                                                      den für die Realisierung der Tauschkiste am
        sonntag                                                                       Caritas-Haus Lüdinghausen eingesetzt.
                                            15. März 2020
                                  in allen Pfarreien des Kreises Coesfeld

                                                                                      WDR Fernsehen filmt Essen auf Rädern
                                                                                      Am 18. März liest der WDR den Aufruf für eh-
                                                                                      renamtliche Unterstützung für den Dienst Es-
                                                                                      sen auf Rädern, betreibt notwendige Recher-
                                                                                      che und fragt fast im gleichen Atemzug nach,
                            Unterstützen Sie das Projekt „Tauschkiste“
                                             des Caritasverbandes mit
                                                                                      ob es möglich ist, in der Sozialstation Lüding-
                                                                                      hausen einen Beitrag zu drehen.
        Caritasverband
        für den Kreis Coesfeld e.V.
                                                          Ihrer Spende
        Osterwicker Straße 12, 48653 Coesfeld
        Fon 02541 7205-0
        info@caritas-coesfeld.de, www.caritas-coesfeld.de

      15. März 2020

                                                                             — 24 —
JAHRESMAGAZIN 2021

Kurze Zeit später hat der WDR einen Clip dazu
„im Kasten“, der am 19. März in der WDR Lo-
kalzeit ausgestrahlt wird.
                                                           18. März 2020
APRIL

Sozialstation Dülmen
Zum 1. April 2020 werden die beiden Sozialsta-
tionen Dülmen-Ost und Dülmen-West wieder
zu einer Sozialstation zusammengeführt. Die
Leitung hat Petra Große Büning, die zuvor die
Sozialstation Dülmen-Ost leitete.

Erster Ausbildungskurs der generalisti-
schen Pflegeausbildung gestartet
Trotz der Einschränkungen durch die Corona-
Pandemie beginnt der erste Ausbildungskurs                  1. April 2020
der generalistischen Pflegeausbildung mit 23
Auszubildenden wie geplant am 1. April 2020 in
der carceampus Pflegeakademie in Coesfeld.

Gründung der Genossenschaft „IT für Cari-
tas eG“
Im Dezember 2019 wurde in Münster die Ge-
nossenschaft „IT für Caritas eG“ gegründet. Mit
der IT-Genossenschaft wird die Kooperation der
Caritasverbände Geldern-Kevelaer, Kleve und
Coesfeld im Bereich der Informationstechno-
logie (IT) auf den Caritasverband für die Stadt
Münster ausgeweitet. Gegenstand der Genos-
senschaft ist die Erbringung von technischen
                                                            1. April 2020
Leistungen sowie die Beschaffung und Vermitt-
lung von Wirtschaftsgütern und Leistungen im
Bereich EDV. Die Genossenschaft nimmt zum 1.
April 2020 ihre Geschäftstätigkeit auf.

25-jähriges Jubiläum der Kontakt- & Bera-
tungsstelle
Im April 1995 startete die Kontakt- & Bera-
tungsstelle (KBSt) mit einem kleinen Angebot
in Dülmen. Die KBSt führt an sieben Tagen in
der Woche in insgesamt sechs Städten und
Gemeinden im Kreisgebiet Angebote durch.
Die KBSt wird jährlich von rund 270 Ratsuchen-
den besucht. Geleitet wird die KBSt von Ronja
Richelmann.                                                   April 2020

                                                  — 25 —
JAHRESMAGAZIN 2021

       Meilensteine
       2020

                               MAI

                               Teilhabemanagement
                               Der Caritasverband erhält vom Kreis Coesfeld
                               nach der Durchführung eines Interessenbe-
                               kundungsverfahrens den Zuschlag mit Umset-
                               zung zum 1. Mai 2020 für das Modul „Teilhabe-
                               management“ im Rahmen der Landesinitiative
                               „Durchstarten in Ausbildung und Arbeit“. Im
                               Rahmen des Teilhabemanagements soll jun-
                               gen Geflüchteten ihr Weg der Qualifizierung,
                               Ausbildung und Beschäftigung aufgezeigt
                               werden.

                               Qualitätsmanagement
                               Mit der Einführung der neuen Software Con-
                               Sense wird das Qualitätsmanagement weiter-
       1. JUNI 2020            entwickelt. Am 27. Mai 2020 erfolgt der Start
                               der Softwareeinführung mit einem Kick-Off-
                               Meeting im Rahmen einer Videokonferenz.
                               Neben dem Prozess- und dem Dokumenten-
                               management bietet die neue Software eine
                               Vielzahl weiterer Module wie das Maßnahme-
                               Management.

                               JUNI

                               Caritas-Campus Lüdinghausen
                               In direkter Nachbarschaft zum Caritas-Haus
                               an der Bahnhofstraße in Lüdinghausen plant
                               der Caritasverband ein neues Bauprojekt. Am
                               Standort des alten Pfarrhauses soll ein L-för-
                               miges, zweigeschossiges Gebäude entstehen
                               mit zehn Appartements für Menschen mit geis-
                               tigen Behinderungen, einer Tagespflege-Ein-
                               richtung mit 14 Plätzen und weiteren Büro- und
                               Beratungsräumen. Das Bauvorhaben wird am
                               25. Juni 2020 im Hauptausschuss der Stadt
                               Lüdinghausen vorgestellt.

                               Online-Seminare mit der Wirtschaftsförde-
                               rung Coesfeld
                               In Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförde-
                               rung für den Kreis Coesfeld entwickelt der
       JUNI 2020

                      — 26 —
JAHRESMAGAZIN 2021

Caritasverband eine Reihe von Online-Semina-
ren unter dem Titel „Hilfe@Work“. Das Angebot
richtet sich an Unternehmen im Kreis Coes-
feld und deren Mitarbeiter/-innen. Die Online-
Seminare nehmen verschiedene Herausfor-
derungen in der Vereinbarkeit von Beruf und
Familie sowie in der Gesundheitsprävention in
den Blick.

Juli

Sozialintegrative Begegnungsstätte
Der Caritasverband hat von der Stadt Lüding-
hausen den Zuschlag für die Trägerschaft ei-
ner sozialintegrativen Begegnungsstätte im
Schulzentrum Lüdinghausen erhalten. Diese
Stätte, umbenannt in „Come-in Corner“, soll
eine Anlaufstelle für Schüler, Jugendliche, Mig-                    JULI 2020
ranten, Flüchtlinge und sozial Schwache sein.
Der Come-in Corner nimmt im Juli 2020 seine
Arbeit auf.

August
Grundsteinlegung Schedelichstraße in Dül-
men
Am 17. August 2020 wird der Grundstein für
einen Neubau an der Schedelichstraße in Dül-
men gelegt. In dem dreigeschossigen Gebäu-
de entstehen Räume für die Tagesstätte sowie
die Kontakt- und Beratungsstelle für psychisch
Kranke.                                                       17. AUGUST 2020

September
Quartiersmanagement Dülmen
Der Caritasverband hat von der Stiftung Deut-
sches Hilfswerk eine Förderzusage für die Ein-
richtung eines Sozialraumbüros im Intergene-
rativen Zentrum „einsA“ in Dülmen erhalten.
Die Projektleitung übernimmt zum 01.09.2020
Leah König, die bislang als Stabsstelle der
Ressortleitung Pflege & Begleitung tätig war.

                                                            1. SEPTEMBER 2020

                                                   — 27 —
JAHRESMAGAZIN 2021

       Meilensteine
       2020

                                      OKTOBER

                                      Delegiertenversammlung und Wahl des Ca-
                                      ritasrates
                                      Am 7. Oktober findet im Rahmen der Delegier-
                                      tenversammlung in der Aula des St. Pius-Gym-
                                      nasiums Coesfeld die Neuwahl des Caritasra-
                                      tes im Caritasverband statt. Mit Georg Schoofs
                                      (Dülmen), Norbert Hypki (Dülmen), Christoph
       Ausgeschieden                  Klapper (Münster), Paul Döpper (Lüdinghau-
       7. OKTOBER 2020                sen) und Maria Schumacher (Ascheberg) wer-
       Neu gewählt                    den in der Versammlung fünf neue Gesichter
                                      in das Aufsichtsgremium gewählt. Veronika
                                      Wessling (Coesfeld) und Andreas Beermann
                                      (Lüdinghausen) werden wiedergewählt. Den
                                      ausscheidenden Mitgliedern des Caritasrates
                                      Andreas Potthoff, Hubert Deipenbrock, Kurt
                                      Averesch, Alwin Brüse und Andreas Tinnefeld
                                      dankt Vorstand Christian Germing für ihre Ver-
                                      dienste um den Caritasverband.

                                      Tauschkiste in Lüdinghausen
                                      Heute schon getauscht? Am 7. Oktober 2020
                                      wird am Caritas-Haus in der Bahnhofstraße in
                                      Lüdinghausen nach dem ersten Standort in
                                      Coesfeld eine zweite Tauschkiste aufgestellt.
                                      In dem rund um die Uhr zugänglichen Geräte-
                                      häuschen können funktionsfähige kleine Haus-
                                      haltsgegenstände, gewaschene Kleidung, De-
       7. OKTOBER 2020                koartikel, Bücher, DVDs und mehr abgegeben
                                      oder mitgenommen werden.

                                      Ambulante Psychiatrische Pflege
                                      Die Ambulante Psychiatrische Pflege des Cari-
                                      tasverbandes wird zum 31. Oktober 2020 ein-
                                      gestellt. Die Christophorus-Trägergesellschaft
                                      hält das Angebot seit dem 1. November 2020
                                      in der VICA GmbH in enger Kooperation mit
                                      der Klinik am Schlossgarten vor.

                                      NOVEMBER

       31. OKTOBER 2020               App in die Zukunft
                                      „App in die Zukunft“ ist ein integriertes Bil-
                                      dungskonzept für Menschen bis 35 Jahre.
        Foto: muro/Fotolia

                             — 28 —
JAHRESMAGAZIN 2021

Das Angebot startet am 1. November zunächst                                                                                                                                                         Caritasverband
                                                                                                                                                                                                    für den Kreis
                                                                                                                                                                                                    Coesfeld e.V.

für einen befristeten Zeitraum von zehn Mona-
                                                            Projekt-
ten in den Räumlichkeiten in der Mühlenstraße               leitung
                                                            Ansprechpartnerin
                                                                                                                                                        App in die Zukunft
                                                                                                                                                               ein integriertes Bildungskonzept

in Lüdinghausen.
                                                            Susanne Gehring                                                                                         für Menschen bis 35 Jahre
                                                            Fon 02591 235-4451
                                                            Mobil 0151 40705279
                                                            gehring@caritas-coesfeld.de

Förderzusage für „Entwicklung neuer
Wohnformen“
Ersten Planungen zufolge soll ein Neubau von
Wohnhäusern in Nordkirchen und Ascheberg
als Ersatz für das heutige Wohnhaus in Asch-
                                                                                                                                                       Caritasverband
                                                                                          Impressum                                                    für den Kreis Coesfeld e.V.
                                                                                          Herausgeber: Caritasverband für den Kreis Coesfeld e.V.      Osterwicker Straße 12, 48653 Coesfeld
                                                                                          Verantwortlich: Christian Germing
                                                                                          Redaktionelle Bearbeitung: Katja Kopperschläger
                                                                                                                                                       Fon 02541 7205-0
                                                                                          Stand 2020 / Oktober / 68                                    info@caritas-coesfeld.de, www.caritas-coesfeld.de

eberg, ein Neubau in Olfen als Ersatz für die
                                                                                                                                               1. NOVEMBER 2020
drei bestehenden Außenwohngruppen und ein
Aufbau von zwei Apartmenthäusern für das In-
tensiv Ambulant Betreute Wohnen erfolgen. Die
Förderung der Aktion Mensch für die „Entwick-
lung neuer Wohnformen“ wird bewilligt.

Quartiersmanagement Coesfeld
Der Caritasverband erhält am 16. November
2020 die Förderzusage für die Einrichtung ei-
nes Sozialraumbüros in Coesfeld. Eine Umset-
zung ist für das erste Quartal 2021 geplant.

Kurberatung für Pflegende Angehörige
Pflegenden Angehörigen den Zugang zu einer
Kur zu erleichtern und die Versorgung von Pfle-
gebedürftigen daheim oder am Kurort sicherzu-
stellen, das ist das Ziel eines Landesprogramms,
für das auch die Kurberatungsstelle des Caritas-
verbandes in Dülmen qualifiziert wird.

Förderzusage für Projekt TEA
Der Projektantrag der Stiftung Wohlfahrtspfle-
ge „TEA Technik einfach anwenden“ wird po-                                                                                                          NOVEMBER 2020
sitiv beschieden. Das Projekt soll im Januar
2021 starten.

Dezember
Abschluss Mietvertrag Schlossstraße in
Nordkirchen
Am 3. Dezember 2020 wird der Mietvertrag für
eine Pflegewohngemeinschaft und eine Wohn-
gemeinschaft für Menschen mit Behinderun-
gen im „Haus Mühlenstraße“ in Nordkirchen                                                                                                           DEZEMBER 2020
unterschrieben. Die Fertigstellung des Wohn-
hausneubaus ist für Juni 2022 geplant.
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