Präparate vom Dermatikaspezialisten - Mykosen IV - Zoophile Mykosen Decoderm tri Ciclopoli - AlmirallMED
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Mykosen IV Präparate vom Dermatikaspezialisten Mykosen IV – Zoophile Mykosen In diesem Heft: ”Fälle aus der Praxis” Decoderm® tri Ciclopoli® almirallmed.de
Einleitung Infektionen des Menschen durch zoophile Erreger sind im Allgemeinen auf Regionen Prof. Dr. med. Peter A. Mayser, Biebertal beschränkt, in denen die Hauptwirte auftreten. Mensch zu Mensch-Übertragungen oder Übertragungen über unbelebte Gegenstände sind jedoch möglich. Weltweit ver- Zoophile Mykosen breitet sind M. canis, T. benhamiae, T. mentagrophytes, T. verrucosum und T. equinum. Andere wie T. quinckeanum und T. simii sind eher selten in Mitteleuropa nachzuweisen. Dermatophyten sind keratinophile Pilze, die von Mensch und Tier stammende Keratin- haltige Strukturen (Haare, Nägel, Schuppen) verwerten können (1). Dies umfasst so- Da zoophile Dermatophyten nicht an den Menschen als Hauptwirt angepasst sind, kön- wohl saprophytäre, meist im Boden lebende (geophile) Arten, die durch den Abbau nen sie bei diesem stark inflammatorische Reaktionen hervorrufen. Durch die ausge- toten Keratins eine wichtige ökologische Funktion erfüllen als auch Arten, die als My- prägte und klinisch oft eindrucksvolle Entzündungsreaktion können die Erkrankungen kose-Erreger vitales Wirtsgewebe befallen, sich in diesem ausbreiten, vermehren und zwar spontan abheilen, jedoch kann dies auch mit überschießenden Immunreaktionen Destruktionen verursachen können. Ausmaß der Entzündung und damit die klinische (3) und/oder einer Defektheilung einhergehen (z.B. Haarverlust durch Zerstörung des Präsentation zeigen eine hohe Variabilität, wobei sowohl Wirts- als auch Erregerfakto- Follikels). Zudem sind die damit einhergehenden Symptome subjektiv oft sehr be- ren eine Rolle spielen. Während anthropophile Dermatophyten an den Menschen an- lastend. Daher bedarf es besonderer Vorgehensweisen, um die starke und zum Teil gepasst sind und bei diesem zumeist nur gering entzündliche chronische Infektionen überschießende Immunreaktion bei gleichzeitiger Beseitigung des Erregers zu modi- hervorrufen, können zoophile Arten durch Kontaktinfektion zu meist stark entzündlich fizieren (4,5). verlaufenden Infektionen beim Menschen führen. Zoophile Arten werden vor allem von Die folgende Zusammenstellung möchte anhand von Fallberichten wichtige Krank- warmblütigen Tieren isoliert (2). Aufgrund spezifischer Anpassung an ihre bevorzugten heitsbilder, Erreger und Infektionsmodi vorstellen sowie die möglichen Therapieoptio- Wirte sind die Tiere oft nicht selbst erkrankt, aber asymptomatische Überträger. nen aufzeigen. Oft bedarf es kriminalistischen Spürsinns, um mögliche Erregerkontakte Dies kann beim Aufdecken von Infektionsketten mitunter erschwerend sein. und epidemiologische Zusammenhänge zu ermitteln. Zudem wird deutlich, dass neben der in vielen Fallberichten erforderlichen systemischen Zoophile Dermatophyten sind (mit Hauptwirt): antimykotischen Therapie oft auch die Lokaltherapie mit einer Kombination aus einem potenten Antimykotikum und einem entzündungshemmenden Glukokortikosteroid eine Verminderung der Pilzlast, aber auch eine rasche Linderung der subjektiven Symp- Dermatophyt Hauptwirt(e) tome Entzündung und Juckreiz erbrachte. Ferner konnten Folgeschäden durch die über- schießende Entzündungsreaktion verhindert oder minimiert werden. Das eingesetzte Microsporum (M.) canis Katzen, Hunde, Pferde Breitspektrum-Antimykotikum Miconazol ist zudem gegen Dermatophyten und pa- thogene Hefen sehr wirksam und bietet den Vorteil, dass es auch grampositive bakte- Trichophyton (T.) equinum Pferde rielle Erreger inklusive resistenter Bakterien wie Methicillin- und Fusidinsäure-resistente T. erinacei Igel Staphylococcus aureus (MRSA und FRSA) erfasst (6), die oft als Superinfektion nach- weisbar sind. T. mentagrophytes Nagetiere, Katzen, Schafe Die Fallberichte sind nach ihrem Ansteckungsmodus und den verantwortlichen T. quinckeanum Kamele, Nagetiere Erregern folgendermaßen gegliedert: Erkrankungen erworben durch T. benhamiae Meerschweinchen, Kaninchen 1. Beruflichen Kontakt T. simii Affen - Nutztiere/Tierproduktion - Tierzucht T. verrucosum Rinder 2. Freizeitkontakt T. bullosum Esel - Sport - Haustiere - „Urlaubsbekanntschaften“ 2 3
Präparate vom Dermatikaspezialisten: Inhalt 1. Erkrankung durch beruflichen Kontakt S. 6 A Nutztiere/Tierproduktion – Rinder S. 6 - Fallbeispiele schnell sicher preisgünstig B Tierzucht S. 14 - Fallbeispiele 2. Erkrankung durch Kontakt in der Freizeit S. 18 1% Lösung / 1% Creme A Sport S. 18 Das bewährte Ciclopirox-Olamin - Fallbeispiel B Haustiere S. 22 - Katze und Maus mit Fallbeispielen - Meerschweinchen mit Fallbeispiel - Diverse Tiere C „Urlaubsbekanntschaften“ S. 38 - Katze mit Fallbeispiel - Meerschweinchen mit Fallbeispiel 3. Literaturhinweise S. 42 Autor: Professor Dr. med. Peter A. Mayser Biebertal Zum Autor: Prof. Dr. Peter Mayser war von 2001-2015 Leiter der Poliklinik der Universitätshautklinik am Universitätsklinikum Gießen/Marburg, Standort Gießen und von 2005-2009 deren kommissarischer Leiter. Sein wissenschaftlicher Schwer- punkt sind erregerbedingte Hauterkrankungen, insbesondere Mykosen der Haut. 4 5
1 52-jähriger Landwirt mit einer Berufskrankheit (Bk 3102) 1 Erkrankungen durch beruflichen Kontakt Autor: Prof. Dr. med. Peter A. Mayser, Biebertal Fallbeispiel Abb. 1 und 2: 1A Nutztiere/Tierproduktion – Rinder Ausgangsbefund Unter den Mykosen durch Nutztiere ist als Erreger in Mitteleuropa insbesondere das von Rindern übertragene T. verrucosum bedeutsam (2). Die Rinderflechte befällt vor Abb. 1 Abb. 2 allem Menschen in landwirtschaftlichen Betrieben, die mit den erkrankten Tieren in di- rekten Kontakt kommen, zum Beispiel Landwirte, aber auch Tiermediziner. Sie kann Diagnose: Lokalbefund: auch nach Ferien auf einem Bauernhof auftreten. Meist handelt es sich um tiefe ab- Tinea barbae durch T. verrucosum Im Bereich der rechten Halsseite und szedierende Infektionen der Terminalhaare, die oft mit ausgeprägten entzündlichen Anamnese: Unterkieferregion findet sich ein ausge- dehnter plattenartiger Tumor mit reichlich Veränderungen und intensivem Krankheitsgefühl einhergehen. Die Diagnostik ist oft da- 52-jähriger Patient, der zunächst eine follikulär gebundenen Pusteln, auf Druck durch erschwert, dass bei pustulösen Veränderungen zunächst an eine bakteriell be- kleine Veränderung an der rechten Hals- (schmerzhaft!) entleert sich Eiter. seite bemerkte und Zugsalbe anwandte. dingte Ostiofollikulitis durch insbesondere Staph. aureus gedacht wird. Eine Schwellung der submandibulären und Die Veränderungen schritten aber rasch Untersuchung epilierter Haare sichert durch ein positives Nativpräparat zeitnah die kli- präaurikulären Lymphknoten. fort, so dass sechs Tage später eine statio- Druckschmerz und Brennen (Abb. 1 und nische Diagnose einer Mykose, während Kultur und ggf. PCR-Diagnostik die Erreger- näre Einweisung in die Mund-Kiefer- 2). Temperatur 37,8 °C. identifikation und damit ggf. eine Therapieoptimierung ermöglichen. Gesichtschirurgie erfolgte. Dort erfolgte zunächst eine Therapie mit Cefuroxim Labor: Hier zeigen die Fallberichte die Vorteile einer Kombination eines potenten Antimykoti- dreimal 1,5 g i. v. unter der Verdachts- Erhöhung des CRP (~ 30 mg/l), Leukozytose kums mit einem entzündungshemmenden Glukokortikosteroid. Denn die Lokalthe- diagnose einer bakteriellen Infektion. (Leukozyten 10,9 giga/l), übrige Routinepara- rapie sollte durch antimykotische Effekte eine Verminderung der Pilzlast, aber auch eine Eine Abstrichuntersuchung erbrachte den meter im Normbereich. rasche Linderung der subjektiven Symptome Entzündung und Juckreiz ermöglichen. Nachweis von Koagulase negativen Sta- Mikrobiologie: phylokokken, Pilze waren nicht nach- Epilierte Haare zeigen im Nativpräpa- T. verrucosum Infektionen verleihen eine bleibende Immunität, was auch bei der weisbar. Bei weiterer Verschlechterung rat (Calcofluor-white-Färbung) eine Man- Impfung von Kälbern genutzt wird. Dennoch können gerade landwirtschaftlich tätige erfolgte eine konsiliarische Vorstellung in schette aus Sporen und Hyphen, die Personen von schwerverlaufenden Erstinfektionen betroffen sein, wie Fallbericht 1 zeigt. der Klinik für Dermatologie. teilweise in Arthrosporen zerfallen Fallbericht 2 stellt dar, dass auch gerade Kinder im landwirtschaftlichen Milieu eine Der Patient ist Landwirt mit Schwerpunkt (Abb. 3). In der Kultur epilierter Haare schwere Erkrankung durch diesen Erreger entwickeln können, insbesondere dann als Rinderzucht, keine weiteren Vorerkran- auf einem Actidione-haltigem Nährboden kungen. nach ca. vier Wochen Wachstum von Tinea capitis, der häufigsten Dermatophytose des Kindesalters. Fallbericht 3 zeigt, dass Abb. 3: Calcofluor- T. verrucosum (Abb. 4). der Erreger auch über Wochen in der Umgebung überleben kann und über unbelebte Nativpräparat Therapie: Vektoren übertragbar ist. (x 400). Hinweisend auf T. verrucosum Terbinafin Tabletten 250 mg einmal täglich können neben der abends über vier Wochen; Lokalbehandlung Abb. 3 Anamnese eine mit Decoderm® tri Creme (topisches Korti- Vielzahl von Arthro- koid Klasse II und Miconazol) über 14 Tage*, sporen sein dann Übergang auf Ciclopiroxolamin-hal- Abb. 4: Langsames tige Creme (z. B. Selergo® Creme). Wachstum von T. verrucosum in der Kultur Fortbildungsreihe, Heft 45 (~ 4 Wochen) Tiefe abszedierende Mykosen – Abb. 4 Abb. 2 diagnostische und therapeutische Fallstricke, Fall 1 Erkrankungen durch 6 beruflichen Kontakt Erkrankungen durch 7 beruflichen Kontakt
Fallbeispiel Fortsetzung: 52-jähriger Landwirt mit einer Berufskrankheit (Bk 3102) Decoderm® tri Hierunter schon nach fünf Tagen deutlicher Therapie, vorzugsweise mit Terbinafin, Antientzündlich - antimykotisch - antibakteriell Rückgang der entzündlichen Komponente angezeigt. Das topisch innerhalb der und der subjektiven Beschwerden. ersten 14 Tage eingesetzte Kombi- Nach elf Tagen weitgehende Abflachung des nationspräparat Decoderm® tri Creme Herdes, kein Eiteraustritt und keine Lymph- (Flupredniden-21-acetat und Miconazol) knotenschwellungen (Abb. 5). Es resultierte je- führte mit seinem Steroidanteil zu einem doch in den zentralen Bereichen ein teilweiser raschen Rückgang der entzündlichen Wirkstoff: Flupredniden-21-acetat, Haarverlust (Abb. 6). und gewebsdestruierenden Komponente Miconazolnitrat (Abb. 1 und 2, Abb. 5 und 6). Kommentar: Bei der Tinea barbae handelt es sich um Glukokortikoide können bei entzündli- eine tiefe abszedierende Follikulitis chen tiefen Trichophytien zum schnellen Abschwellen akuter entzündlicher Läsio- Creme zur Initialtherapie von oberflächlichen entzündlichen Dermatomykosen, die durch der Barthaare insbesondere durch Dermatophyten und Hefepilze hervorgerufen sind, sowie von Ekzemen, die durch Pilze T. verrucosum (Hauptwirt Rinder) sowie nen und zu einer raschen Linderung von T. mentagrophytes (Hauptwirt Nager), die Schmerzen und oft quälendem Juckreiz und/oder durch grampositive, gegenüber Miconazol empfindliche Bakterien infiziert sind. 1 oft von Allgemeinsymptomen begleitet führen (5). Frühzeitig eingesetzt wirken sie auch dem entzündungsbedingten • Antimykotisch, antibakteriell ist. • Rasche Linderung von Entzündung und Juckreiz Haarverlust entgegen. Breitspektrum- Bei Landwirten kann die Erkrankung Antimykotika wie Miconazol sind gegen durch Kontakt mit infizierten Großtieren Dermatophyten und pathogene Hefen Anwendung: (Rinderflechte) beruflich bedingt sein und sehr wirksam und bieten den Vorteil, dass • 2 x täglich ist dann nach Nr. 3102 der Berufskrank- sie auch grampositive bakterielle Erreger heitenverordnung (vom Tier auf den wie S. aureus erfassen, die bei entzünd- Menschen übertragbare Erkrankungen) anzeigepflichtig. Die Erkrankung beginnt lichen Formen tiefer follikulärer Tricho- phytien oft im Rahmen einer Super- Decoderm® tri ist einfach, 3-fach wirksam! mit vereinzelten eitrigen Follikulitiden, infektion nachzuweisen sind. Die Kombi- wobei die Erreger auch beim Rasieren nationspräparate sind im Allgemeinen für weiterverbreitet werden. Die zunächst eine ein- bis zweiwöchige, zweimal täg- Entzündungen oberflächliche Entzündung mit Rötung, Flupredniden lindert schnell die Entzündung liche Anwendung zugelassen und damit Schuppung und Pusteln dringt rasch in für die Initialtherapie geeignet. die Tiefe der Haarfollikel vor, es entstehen Pilze weiche, infiltrierte, furunkuloide Knoten. Miconazol ist stark wirksam gegen Die Herde sind von follikulären Pusteln Dermatophyten, Hefen und Schimmelpilze übersät. Durch Einschmelzung entstehen- de, unterminierte, konfluierende Ab- Bakterien szesse großer Bartbereiche stellen die Miconazol ist stark wirksam gegen schwerste Form der Tinea barbae dar. Eine Abstrichuntersuchung ist oft nicht Abb. 5 grampositive Bakterien zielführend und zeigt meist, wie auch in vorliegendem Fall, nur eine Super- Miconazol ist auch wirksam bei humanpathogenen infektion mit Staphylokokken an. resistenten Staphylococcus aureus Stämmen2: ■ Diagnostisch entscheidend sind direkte (im „Nativpräparat“), kulturelle oder Methicillin-resistenter S. aureus (MRSA) PCR-gestützte Untersuchungen epilierter ■ Fusidinsäure-resistenter S. aureus (FRSA) betroffener Barthaare. Aufgrund der Abb. 6 tiefen abszedierenden Entzündung ist 1 Gemäß Fachinformation Decoderm® tri eine systemische antimykotische 2 Nenoff P et al., New insights on the antibacterial efficacy of miconazole in vitro. Abb. 5: Befund 11 Tage nach Therapiebeginn * Fachinformation Decoderm® tri: Decoderm® tri Mycoses. 2017 Aug; 60(8):552-557. Abb. 6: Befund 25 Tage nach Therapiebeginn sollte üblicherweise nicht länger als 1 Woche angewendet werden. Erkrankungen durch 8 beruflichen Kontakt 9
Fallbeispiel Folgen einer nicht adäquat behandelten Tinea capitis 1 bei einem 5-jährigen Jungen Autor: Prof. Dr. med. Peter A. Mayser, Biebertal Therapie: leien führt, unter denen der Junge leidet. Die Mutter verweigerte eine leitlinien- Im Nachhinein ließe sich die Frage stellen, gerechte und notwendige systemische ob eine Einschaltung des Jugendamtes antimykotische Therapie mit Griseofulvin oder gar eines Betreuers zur Durch- oder vorzugsweise Terbinafin (Heilversuch setzung der erforderlichen Therapie gemäß AMG). Zur Anwendung kamen sinnvoll gewesen wäre. Das Verhältnis des ein Heilstein (Türkis), die Isotrop-Farb- Jungen und seiner Mutter war aber therapie sowie Mercurius als interne so eng und herzlich, dass ein solches homöopathische Therapie. Auch für die Vorgehen nicht unproblematisch gewe- externe Behandlung wurde eine Kombi- sen wäre. Eine topische Kombinations- nationstherapie aus einem Breitspektrum- therapie aus einem Breitspektrum- Antimykotikum und einem Glukokorti- Antimykotikum und einem Glukokorti- Abb. 1 kosteroid von Seiten der Mutter abge- kosteroid hätte vermutlich aber zu einer lehnt. Es wurde eine Ciclopiroxolamin- raschen Besserung der subjektiv be- haltige Creme (z. B. Cicopoli® Creme) über lastenden Beschwerden wie Brennen und Diagnose: Lokalbefund: sechs Wochen eingesetzt. Den weite- Juckreiz geführt. Offen muss bleiben, ren Heilungsverlauf nach einer Woche, inwieweit die auch durch die starke Tinea capitis durch T. verrucosum Occipital elevierte, stark sezernierende 16 Wochen und nach vier Jahren zeigen Entzündung bedingte Zerstörung der Anamnese: Plaque von etwa 15 cm Durchmesser mit die Abbildungen 2, 3 bzw. 4. Haaranlagen mit der jetzt resultierenden hämorrhagischen Krusten und eitrigem 5-jähriger Junge mit einer seit drei bleibenden Alopezie durch die Kortikoid- Sekret. Die umgebenden Haare sind Kommentar: Wochen bestehenden occipital loka- komponente hätte abgemildert werden durch teils blutiges Sekret verklebt. Der Fall zeigt exemplarisch die Konse- lisierten Plaque mit deutlicher Größen- können. Die lokale Kombinationstherapie Nuchale Lymphknoten vergrößert und quenzen, wenn eine notwendige und progredienz. Keine Vorerkrankungen, mit Decoderm® tri Creme ist bei Kindern schmerzhaft, subjektiv im Bereich der leitliniengerechte systemische antimyko- keine regelmäßige Medikamentenein- ab 2 Jahren zugelassen. entzündlichen Veränderungen Brennen tische Therapie der Tinea capitis nicht nahme. Im landwirtschaftlichen Groß- und Juckreiz (Abb. 1). durchgeführt wird. Es resultierte eine betrieb der Eltern sind mehr als 100 Rinder an Rinderflechte erkrankt. Mikrobiologie: bleibende vernarbende Alopezie, die mit Epilierte Haare zeigen im Nativpräparat einer deutlich sichtbaren kahlen Stelle eine Manschette aus großen Sporen, in einhergeht und in der Schule zu Stiche- der Kultur nach drei Wochen Wachstum von T. verrucosum. Aktuelle Fortbildung und weitere Fälle unter: www.coliquio.de/hauterkrankungen_im_fokus Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Fortbildungsreihe, Heft 22 Entzündliche Mykosen im Bereich des behaarten Kopfes, Fall 1 Erkrankungen durch 10 beruflichen Kontakt Erkrankungen durch 11 beruflichen Kontakt
Fallbeispiel Tinea capitis bei einer 82-jährigen Patientin – 1 Übertragung durch Gegenstände (Weidezaun) Autor: Prof. Dr. med. Peter A. Mayser, Biebertal Therapie: 1. T. verrucosum wird oft verspätet Wegen des Nachweises von C. para- nachgewiesen, da er in der Kultur psilosis zunächst orale Therapie mit ein sehr langsames, mitunter über Itraconazol 200 mg/d, nach Nachweis Wochen protrahiertes Wachstum von T. verrucosum. Übergang auf das zeigt. Der Nachweis des wesentlich bei Dermatophyten noch wirksamere rascher wachsenden Erregers Terbinafin (250 mg Tabletten einmal täg- C. parapsilosis hat in diesem Fall die lich abends über weitere vier Wochen). Zu Diagnostik noch erschwert. Abb. 3 diesem Zeitpunkt noch Rötung im Bereich 2. Eine Übertragung von T. verrucosum des betroffenen Areals mit einzelnen auch durch Gegenstände wie Krustenauflagerungen (Abb. 5). In den Weidezäune, mit denen infizierte Abb. 1 Folgewochen wieder Wachstum von Rinder vorher Kontakt hatten, wird Haaren in dem betroffenen Areal. Eine immer wieder beschrieben. Der Lokalbehandlung mit Decoderm® tri Erreger ist in Abhängigkeit von den Creme (topisches Kortikoid Klasse II + Umgebungsbedingungen mehrere Abb. 4 Miconazol) zweimal täglich initial über Monate überlebensfähig und 14 Tage* führte zu einem deutlichen kontagiös. Rückgang der Entzündungs- und sub- 3. Gerade bei stark entzündlichen jektiven Beschwerdesymptomatik. Im Fol- Mykosen liegt der Vorteil einer genden Übergang auf eine Ciclo- Kombinationstherapie aus einem piroxolamin-haltige Creme (z.B. Selergo® Breitspektrum-Antimykotikum und Creme). einem Glukokortikosteroid nicht Kommentar: nur in der raschen positiven Abb. 2 Abb. 5 Die Tinea capitis ist zwar vornehmlich Beeinflussung der subjektiv eine Erkrankung des Kindesalters, sie wird belastenden Symptomatik wie aber zunehmend auch bei Erwachsenen Juckreiz und Brennen, sondern bei Diagnose: nuchalen und präaurikulären Lymph- beobachtet. Betroffen sind vor allem frühzeitigem Einsatz auch in der Tinea capitis durch T. verrucosum knoten. Ein randbetont schuppender und Immunsupprimierte sowie postmeno- Reduktion der starken entzündlichen infiltrierter nummulärer Entzündungs- Anamnese: pausale Frauen. T. verrucosum als Erreger Veränderungen, die zu einer herd findet sich im Bereich des linken 82-jährige Patientin mit seit mehreren der Rinderflechte verursacht beim Zerstörung des Haarfollikels und Oberlides, hier auch einzelne Pusteln Wochen bestehenden entzündlichen Menschen oft stark entzündliche tiefe damit zum Haarverlust führen (Abb. 2). Starke subjektive Beschwerden Veränderungen im Bereich des behaarten Mykosen. Der beschriebene Fall zeigt können. in Form von Brennen und Juckreiz. Kopfes. Zunehmende Ausdehnung auf verschiedene Problemfelder dieses nahezu die gesamte linke Kopfseite. Labor: Erregers auf: Systemantibiotika sowie antibiotische Leichte Erhöhung des CRP, übrige Lokaltherapien ohne Erfolg. Tierkontakt Routineparameter im Normbereich. * Fachinformation Decoderm® tri: Decoderm® tri wird verneint, vor einigen Wochen Mikrobiologie: sollte üblicherweise nicht länger als 1 Woche Verletzung im Bereich des Kopfes an angewendet werden. Aktuelle Fortbildung und weitere Fälle unter: Epilierte Haare im Nativpräparat positiv, in www.coliquio.de/hauterkrankungen_im_fokus einem Weidezaun. der Kultur (Abb. 3) auf Kimmig-Agar Lokalbefund: zunächst Wachstum von Candida Im Bereich der gesamten linken Hälfte des parapsilosis, erst nach weiteren 15 Tagen behaarten Kopfes krustige Auflage- auf Selektiv-Agar für pathogene Keime rungen mit Austritt von serösem Sekret, Wachstum von T. verrucosum (Abb. 4). Haarverlust (Abb. 1). Schwellung der Fortbildungsreihe, Heft 22 Entzündliche Mykosen im Bereich des behaarten Kopfes, Fall 3 Erkrankungen durch 12 beruflichen Kontakt Erkrankungen durch 13 beruflichen Kontakt
1 1B Tierzucht Auch in der Zucht von Säugetieren außerhalb von Großnutztieren wie Rindern und Schweinen gibt es eine Reihe von Erregern, deren Wirte z. B. für den Verkauf als Haus- tiere oder für Leistungsschauen gezüchtet werden. Wie auch in der Tierproduktion können mehrere Tiere und ganze Bestände betroffen sein. Die Fallberichte in diesem Unterkapitel umfassen eine Tinea barbae bei einem Hasenzüchter (typischer Erreger T. mentagrophytes) sowie eine bullöse Tinea manus bei einer Igelzüchterin (typischer Erreger T. erinacei). Abb. 4 Abb. 5 Tinea barbae Mikrobiologie: mit Rötung, Schuppung und Pusteln Fallbeispiel Im Abstrich Staph. aureus. Epilierte Haare dringt rasch in die Tiefe der Haarfollikel durch T. mentagrophytes (Ursprung Zuchthasen) vor, es entstehen weiche, infiltrierte, (Abb. 4) zeigen im Nativpräparat eine Manschette aus Sporen und Hyphen, in furunkuloide Knoten. Die Herde sind von Autor: Prof. Dr. med. Peter A. Mayser, Biebertal follikulären Pusteln übersät. der Kultur (Abb. 5) T. mentagrophytes. Therapie: Durch Einschmelzung entstehende unter- minierte, konfluierende Abszesse großer Terbinafin Tabletten 250 mg einmal Bartbereiche stellen die schwerste Form täglich abends über vier Wochen; der Tinea barbae dar. Eine Abstrich- Lokalbehandlung mit Decoderm® tri untersuchung ist oft nicht zielführend und Creme über zehn Tage*, dann Übergang zeigt meist nur eine Superinfektion mit auf Ciclopiroxolaminhaltige Creme (z. B. Staph. aureus an. Die betroffenen Selergo® Creme) Barthaare lassen sich schmerzlos zu Kommentar: diagnostischen oder therapeutischen Bei der Tinea barbae handelt es sich um Zwecken epilieren (Abb. 4). Lymphkno- eine tiefe abszedierende Follikulitis tenschwellung und Allgemeinerschei- Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 der Barthaare insbesondere durch nungen kommen vor. T. verrucosum (Hauptwirt Rinder) sowie Differenzialdiagnose: durch T. mentagrophytes, die oft von Diagnose: Ostiofollikulitiden, teils übergehend in Bakterielle Follikulitiden wie insbesondere Allgemeinsymptomen begleitet ist. Bei Tinea barbae derbe plattenartige Entzündungsinfil- die staphylogene und gramnegative Landwirten kann die Erkrankung durch trate. Fokal auf Druck Entleerung von Follikulitis, Candidafollikulitis, Actino- Anamnese: Kontakt mit infizierten Großtieren Eiter aus den Follikeln. Schwellung der mykose und Tuberculosis cutis colli- 44-jähriger Patient mit seit mehreren (Rinderflechte) beruflich bedingt sein und submandibulären und präaurikulären quativa. Wochen bestehenden teils abszedie- ist dann nach Nr. 3102 der Berufs- Lymphknoten. Druckschmerz und Bren- krankheitenverordnung anzeigepflichtig. renden Ostiofollikulitiden. Zunehmende nen (Abb. 1 bis 3). Temperatur bei Auf- * Fachinformation Decoderm® tri: Decoderm® tri Ausdehnung in den vorderen Hals- Die Erkrankung beginnt mit vereinzelten sollte üblicherweise nicht länger als 1 Woche nahme 37,5°C. eitrigen Follikulitiden, wobei die Erreger angewendet werden. bereich. Systemantibiotika sowie anti- biotische Lokaltherapien ohne Erfolg. Labor: beim Rasieren weiter verbreitet werden. Kontakt mit Zuchthasen. Keine weiteren Leichte Erhöhung des CRP, übrige Die zunächst oberflächliche Entzündung Vorerkrankungen. Routineparameter im Normbereich. Lokalbefund: Aktuelle Fortbildung und weitere Fälle unter: Im gesamten Bartbereich mit Aus- www.coliquio.de/hauterkrankungen_im_fokus Fortbildungsreihe, Heft 17 dehnung auf die Halsregion konfluierend Entzündliche Mykosen im Bartbereich, Fall 3 Erkrankungen durch 14 beruflichen Kontakt Erkrankungen durch 15 beruflichen Kontakt
Fallbeispiel Dyshidrosiforme Tinea manus 1 durch T. erinacei (Ursprung Zuchtigel) Autor: Prof. Dr. med. Peter A. Mayser, Biebertal Abb. 1 Abb. 2 Abb. 5 Abb. 6 Therapie: und behandelt wurden. Durch die infizierten Terbinafin oral 250 mg/d über 14 Tage, lokal Igelstacheln wurde der Erreger förmlich in die Flupredniden + Miconazol-haltige Creme zwei- Haut inokuliert, was zu dem stark entzündli- mal täglich dünn (Decoderm® tri Creme)*. chen Verlauf beigetragen haben könnte. Darunter rasche Linderung des Juckreizes und Der Diagnose lag in diesem Fall also eine echte der Entzündung. Bei der Kontrolle nach etwa „Igelleistung“ zugrunde. Erneut wurde auf- drei Wochen Befund weitgehend in Abhei- grund der Beteiligung der Leistenhaut eine sy- lung, Mykologie negativ (Abb. 5 und Abb. 6). stemische antimykotische Therapie durchge- Diskussion: führt. Insbesondere der starke Juckreiz und die ausgeprägte Entzündung ließen eine Kombi- Abb. 3 Abb. 4 Das Beispiel zeigt die stark entzündlichen, an nationstherapie aus einem Glukokortikoste- ein Kontaktekzem erinnernden Veränderun- roid und einem Antimykotikum dringend gen durch zoophile Dermatophyten. Das indiziert sein. Die rasche Besserung der Anamnese: Labor: Spektrum dieser Erreger ändert sich aber auch 37-jährige Patientin, zehn Tage vor Vor- Im Nativ- und PAS-Präparat (Abb. 3) subjektiven Symptomatik unter Decoderm® mit Verbreitung und Art der Haustiere. In der tri Creme bestätigten dieses Vorgehen. stellung kleine rötliche Papel am Mittel- reichlich Hyphen und Sporen. In der Kul- vertieften Anamnese stellte sich heraus, dass finger links, rasche Befundzunahme. Vier tur Wachstum eines weißlichen Thallus die Patientin Igel züchtet (Amerikanische * Fachinformation Decoderm® tri: Decoderm® tri Tage später unter Verdacht auf eine mit gipsig-pudriger Oberfläche und reich- Weißbauchigel – Atelerix albiventris; europäi- sollte üblicherweise nicht länger als 1 Woche angewendet werden. allergische Reaktion lokale Therapie mit lich gelbem Pigment an der Unterseite, sche Igel – Erinaceus europaeus dürfen als Hydrocortisoncreme und Betaisodona® welches teilweise in den Nährboden Wildtiere nicht gezüchtet werden) und 21 Igel Salbe. Weitere Befundzunahme, starker diffundiert. zu Hause hat, die alle tierärztlich untersucht Juckreiz und Brennen im Bereich des Die Verdachtdiagnose T. erinacei ließ sich betroffenen Fingers. Allergien nicht be- molekularbiologisch bestätigen. Der Pilz kannt, keine regelmäßige Medikamen- ließ sich auch auf haarlosen Stellen Aktuelle Fortbildung und weitere Fälle unter: teneinnahme. Haustiere: Katze, Hund mehrerer Igel nachweisen (Abb. 4). www.coliquio.de/hauterkrankungen_im_fokus und Igel. Lokalbefund: Am Digitus III der linken Hand sind End- und Mittelphalange geschwollen, es fin- den sich wasserklare teils konfluierende Fortbildungsreihe, Heft 18 Bläschen, der Nagel ist frei (Abb. 1 und Entzündliche Mykosen im Bereich Abb. 2). der Hände, Fall 3 Erkrankungen durch 16 beruflichen Kontakt Erkrankungen durch 17 beruflichen Kontakt
Vielfach punkten in der Dr. med. Urte Hammann 2 Erkrankungen durch Kontakt in der Freizeit Diagnostik der Mykosen CME – zertifizierte Online-Fortbildung 2A Sport Mykosen bei Sportlern werden vor allem durch anthropophile Dermatophyten ver- ursacht, wie die Tinea pedis durch vorangig Trichophyton rubrum und die „Tinea gladiatorum“ bei Ringern und Judosportlern durch T. tonsurans (7). Seltener werden Mykosen durch zoophile oder geophile Erreger bei Sportlern, insbesondere bei Reit- sportlern beobachtet. Die Tiere sind oft nicht selbst erkrankt. Sie sind aber asympto- matische Überträger, gelegentlich auch eines aus der Umgebung (Erdboden, Heu etc.) Grundlagen der mykologischen Diagnostik stammenden Erregers, wie des in folgendem Fallbeispiel isolierten Nannizzia praecox. Wissenschaftlicher Leiter: Prof. Dr. med. Pietro Nenoff Reviewer: Prof. Dr. med. Peter Mayser Dermatophyten und Dermatophytosen Wissenschaftlicher Leiter: Prof. Dr. med. Pietro Nenoff Reviewer: Prof. Dr. med. Peter Mayser So einfach punkten Sie: Einloggen unter: www.cme-welt.de via doccheck Anmelden: halten Sie Ihre EFN Nummer bereit* Punkten: 2 CME Punkte je CME** CME WELT ist das effiziente, kostenlose Weiterbildungsportal für Mediziner vieler Fachrichtungen. Durch übersichtliche, eindeutige Menüführung sowie kompakt aufbereitete audiovisuelle Inhalte mit hoher Informationsdichte wird Ihnen ein echter Mehrwert geboten. Mit geringem Zeitaufwand können Sie ortsunabhängig relevante Fortbildungsmodule abrufen, Ihr Wissen überprüfen und sofort CME-Punkte sammeln. Die erworbenen Punkte werden unmittelbar an die Bundesärztekammer weitergeleitet. * Die erworbenen Punkte werden unmittelbar an die Bundesärztekammer weitergeleitet. ** bei erfolgreicher Lernzielkontrolle schnell sicher preisgünstig Wir wünschen Ihnen eine kurzweilige und interessante Fortbildung! Erkrankungen durch 18 Kontakt in der Freizeit
Fallbeispiel Dyshidrosiforme Tinea manus 2 durch Nannizzia (N.) praecox Autor: Prof. Dr. med. Peter A. Mayser, Biebertal Abb. 3 Abb. 4 Abb. 3 und 4: N. praecox - Kulturober- und unterseite Abb. 1 Abb. 2 Abb. 1 und 2: Erytheme mit mittel-feinlamellärer Desquamation im Bereich der Hände und einzelnen Bläschen Anamnese: mit pudriger Oberfläche und wellen- bzw. 15-jährige Patientin – seit zwei Monaten wolkenartigem Wachstum (Abb. 3) sowie Juckreiz, Schuppung und Bläschen- dunkelgelb- bis orangefarbener Pigment- bildung im Bereich der rechten Hand. Bei bildung an der Kulturunterseite (Abb. 3 Abb. 5 initialem Verdacht auf ein allergisches bis 4). Im Lactophenol-Blau Präparat Kontaktekzem bisher systemische und zeigten sich dünne und rauwandige, Größe 65 x 9 μm (Abb. 3 bis 5). Mikro- lokale Glukokortikoidtherapie ohne Bes- 6- bis 9-zellige Makrokonidien, in der Abb. 5: Makrokonidien von N. praecox (x1000) serung. Eigenanamnese hinsichtlich Ato- pie leer. Die Patientin besitzt keine Haus- konidien waren nicht nachweisbar. Die Kommentar: Die lokale Kombinationstherapie aus dem tiere. Sie ist Hobby-Reiterin. Identifizierung konnte molekularbiolo- Nannizzia (N.) praecox (früher Microsporum Breitspektrum-Antimykotikum Miconazol und gisch durch Sequenzierung der ITS1 praecox) wurde erstmals 1954 von Rivalier be- einem entzündungshemmenden Glukokorti- Befund: schrieben. Es handelt sich um einen geophi- costeroid führte zur einer raschen Linderung bestätigt werden. Die von zehn Pferden An den Händen (Handinnenflächen und des Reitstalls angefertigten Bürstenab- len Dermatophyten, der im Erdreich und in der der Beschwerden, insbesondere des inten- Handrücken) zeigten sich Erytheme mit Umgebung von Pferden (Sättel, Stroh, Ställe, siven Juckreizes und ist daher auch bei Der- klatschkulturen waren alle negativ. Desquamation und vereinzelten dyshidro- usw.) vorhanden ist. Bisher gilt er als Rarität, ist matomykosen durch geophile Erreger indi- siformen Bläschen sowie Exkoriationen Therapie: aber vermutlich unterdiagnostiziert. Dermato- ziert. (Abb. 1 und 2). Starker Juckreiz. Ferner Aufgrund der Beteiligung der Leistenhaut mykosen, die durch geophile Dermatophyten wurde eine systemische antimykotische verursacht werden, sind meistens sehr ent- Verschlüsselt nach ICD 10 wurde bei dieser Pa- disseminiert am gesamten Integument Therapie durchgeführt (Terbinafin 250 mg/d zündlich, so dass sie ohne mykologische Un- tientin die ICD B35.2 (Tinea manuum), welche multiple 2 bis 4 cm messende Erytheme täglich über 21 Tage). Insbesondere der starke tersuchung oft mit Kortikosteroiden falsch die stark entzündliche Komponente dieses Er- mit feiner Schuppung. krankungsfalles jedoch nicht erfasst. Daher Juckreiz und die ausgeprägte Entzündung therapiert werden. Die Therapiedauer ist oft Mikrobiologie: ließen eine Kombinationstherapie aus einem länger als die Therapie von Dermatomykosen wurde zusätzlich L30.3 (infektiöse Dermatitis, Das Nativpräparat aus Hautschuppen der Glukokortikosteroid und einem Antimy- durch anthropophile Dermatophyten. Ein sy- superinfiziertes Ekzem) verwendet, welche Hände (KOH-Präparat) zeigte massenhaft kotikum dringend indiziert sein. Die rasche stemisches Antimykotikum ist normalerweise den Einsatz der hier hervorragend wirksamen Hyphen und Sporen. In der Kultur auf Besserung der subjektiven Symptomatik unter nur bei Tinea capitis, persistierenden Juckreiz lokalen Kombinationstherapie mit Decoderm® Cycloheximid-haltigem Agar bei 27 °C Decoderm® tri zweimal täglich über drei oder stark entzündlichen Läsionen notwendig. tri kenntlich macht. konnte Nannizzia (N.) praecox identifiziert Wochen* bestätigte dieses Vorgehen. Aufgrund des Befalles der Leistenhaut und des werden. Makroskopisch zeigten sich entzündlichen Verlaufes wurde Terbinafin in weißgelbliche, konzentrische Kolonien * Fachinformation Decoderm® tri: Decoderm® tri diesem Fall mit Erfolg eingesetzt. sollte üblicherweise nicht länger als 1 Woche Fortbildungsreihe, Heft 28 angewendet werden. Mykosen bei Sportlern, Fall 3 Erkrankungen durch 20 Kontakt in der Freizeit Erkrankungen durch 21 Kontakt in der Freizeit
2 Tinea faciei et corporis durch T. mentagrophytes 2B Haustiere bei Mutter, Tochter und Schmusetier Autor: Prof. Dr. med. Peter A. Mayser, Biebertal Durch Haustiere übertragene Erkrankungen stellen in Mitteleuropa den größten Anteil Fallbeispiel der zoophilen Dermatomykosen (2). Besonders Kinder sind von diesen Erkrankungen betroffen („Kuscheltiermykose“). Häufige Erreger sind M. canis (Katzen), T. mentagro- phytes (Nager, bes. Mäuse) und T. benhamiae (Nager, bes. Meerschweinchen). Da zunehmend aber auch die Haltung ausgefallener Haustiere in Mode kommt, ist auch mit dem Auftreten von N. persicolor (Ratten, Chinchillas), N. otae (Schweine) und T. erinacei (Igel) zu rechnen. Die Infektion tritt nach innigem Kontakt mit den infizierten aber klinisch meist asym- ptomatischen Haus- oder Nutztieren zumeist als Tinea manus und Tinea corporis auf. Nicht selten werden die Infektionen verkannt und zunächst mit topischen Glukokorti- Abb. 1 Abb. 2 koiden behandelt („Tinea incognita“). Übertragungen innerhalb der Familie sind auch über Gegenstände möglich. Eine wichtige Frage ist es daher auch, ob Spielgeräte/ Kuscheltiere kontaminiert sein könnten und wie diese zu behandeln sind. Hierauf wird bei dem ersten Fallbericht eingegangen. Abb. 3 Anamnese: Lokalbefund: 6-jähriges Mädchen, seit drei Wochen Bei der Tochter finden sich auf der rech- Hautveränderungen im Gesichtsbereich, ten Gesichtshälfte, bis auf den Haaran- dann Ausbreitung auf Schultern, Arme satz ziehend, sowie an der Nase, dem und Beine. Keine Vorerkrankungen. Als rechten Schulterblatt, den Armen und Haustiere werden drei Katzen gehalten. dem Bauch mehrere scharf begrenzte 1- Eine Woche vor Vorstellung Lokalthera- 8 cm messende randbetonte Erytheme pie mit einer Ciclopiroxolamin-haltigen (Abb. 1 und 2). Bei der Mutter zeigt sich Creme. Die 31-jährige Mutter hat seit drei periorbital rechts ein ca. 8 cm durchmes- Monaten ähnliche Hautveränderungen sendes teils bräunliches Erythem mit fei- im Bereich der rechten Gesichtshälfte. ner Schuppung. Subjektiv Brennen und Bisher keine Therapie. Juckreiz (Abb. 3). Fortbildungsreihe, Heft 33 Dermatomykosen bei Kindern – besondere Situationen, Fall 2 Erkrankungen durch 22 Kontakt in der Freizeit Erkrankungen durch 23 Kontakt in der Freizeit
Fallbeispiel Fortsetzung: Tinea faciei et corporis durch T. mentagrophytes 2 bei Mutter, Tochter und Schmusetier Mikrobiologie: Abheilung. Bei dem Kind: Aufgrund des Kommentar: Waschen bei > 60 °C und Zugabe eines Schuppenmaterial aus dem Randbereich von ausgedehnten Befundes Itraconazol Gerade zoophile Erreger wie das hier desinfizierenden Benzalkoniumchlorid- Läsionen bei der Mutter bzw. der Tochter: 5 mg/kg KG/d über vier Wochen (20 kg nachgewiesene T. mentagrophytes kön- haltigen Wäschehygienespülers erfolgen. Hyphen einfach positiv, Kultur: T. mentagro- KG = 100 mg = 1 Kapsel mit Mahlzeit) nen mit erheblichen entzündlichen Bei Dermatophyteninfektionen erscheint phytes. Untersuchung Kuscheltier: Innig ge- nach Einverständnis der Mutter (Heil- Veränderungen einhergehen, welche sich es sinnvoll, die kontaminierten Gegen- liebte Stoffkatze „Oskar“ (Abb. 4) wurde mit versuch gemäß AMG), lokal Therapie subjektiv als Juckreiz, Brennen und stände zuvor in einer 0,5 %igen Benzal- der Bürstenmethode (Kuscheltier wurde mit über eine Woche mit Decoderm® tri Schmerzen darstellen und beträchtlichen koniumchlorid Lösung über 30 Minuten einer Kopfmassagebürste gebürstet und die- Creme, zweimal täglich, dann Ciclo- Krankheitswert besitzen. Die topische einzuweichen und dann zu waschen. Das se direkt in den Agar inokuliert) untersucht piroxolamin-haltige Creme (z. B. Selergo® Kombinationstherapie aus einem Antimy- hat auch Oskar über sich ergehen lassen (Abb. 5): Ebenfalls Nachweis von T. mentag- Creme) zweimal täglich über weitere zwei kotikum und einem Glukokortikosteroid müssen, der Liebe hat es jedoch nicht rophytes (Abb. 6) Wochen. hat bei der Tochter zu einem raschen geschadet. Therapie: Rückgang der Beschwerdesymptomatik Ferner ließ die Nennung einer Katze als geführt. Bei der Mutter war die Ent- Haustier bei unseren Patienten vorrangig Bei der Mutter: Wegen bestehender zündung nicht ganz so ausgeprägt, so an eine Infektion mit M. canis denken, so Schwangerschaft (27. Woche) Lokalthera- dass auch wegen der bestehenden dass wir das bei M. canis sehr wirksame pie mit Clotrimazol-haltiger Creme zwei- Schwangerschaft auf einen Einsatz der Itraconazol systemisch eingesetzt haben. mal täglich über vier Wochen, darunter Kombinationstherapie verzichtet wurde. Eine aktuelle Studie1 zeigt jedoch, dass Nach der Fachinformation liegen keine dies nur auf reine Wohnungskatzen hinreichenden Daten für die Verwendung zutrifft, nicht aber, wie in unserem Fall, von Decoderm® tri Creme bei Schwan- auf Freigänger, die bei Symptomen geren vor. Es sollte im ersten Drittel der häufiger T. mentagrophytes aufweisen, Schwangerschaft nicht verwendet wer- den sie sich von Mäusen holen (8). den, in späteren Stadien der Schwanger- schaft nur nach sorgfältiger Nutzen- Risiko-Abschätzung. Eine Gefahr der Reinfektion besteht immer über kontaminierte Gegenstände, insbesondere wenn sie wie „Oskar“ in vorliegendem Fall innig kontaktiert Abb. 5 werden. Eine Desinfektion sollte durch Aktuelle Fortbildung und weitere Fälle unter: www.coliquio.de/hauterkrankungen_im_fokus Abb. 6 Abb. 4 Fortbildungsreihe, Heft 33 Dermatomykosen bei Kindern – besondere Situationen, Fall 2 Erkrankungen durch 24 Kontakt in der Freizeit Erkrankungen durch 25 Kontakt in der Freizeit
2 Fallbeispiel Mikrosporie durch Hauskatze Selergo® gegen Hautpilz Autor: Dr. med. Viktor Czaika, Facharzt für Innere Medizin, Facharzt für Dermatologie und Venerologie Wirkstoff: Ciclopirox-Olamin Abb. 1a Abb. 1b Abb. 2 Abb. 3 Abb. 2 Diagnose: Therapie: Mikrosporie: Tinea corporis Im Ergebnis der mykologischen Dia- Die sanfte gnostik konnte der Nachweis einer von Anamnese: Lösung der Katze auf den Menschen über- 17-jähriges Mädchen mit seit zwei ohne Ethanol tragenen Infektion mit Microsporum canis Das einzige verschreibungs- Wochen rasch progredienten kreisför- 4 trocknet die Haut nicht aus erbracht werden. Typisch für diese migen feinschuppenden Hautverände- freie Ciclopirox-Olamin 4 gut auch für wunde Haut zoophile Dermatophytose ist eine hohe rungen am Rumpf und an den Extre- 4 ist leicht zu verteilen Kontagiosität mit einer sich rasch über Bei allen Pilzerkrankungen der Haut1 mitäten. Die Patientin ist Besitzerin einer das gesamte Integument verstreuenden gelegentlich streunenden Hauskatze. Für Erwachsene und Schulkinder Verteilung. Daher ist bis auf wenige Lokalbefund: Ausnahmen zur kombinierten lokalen An der linken Schulter, dem linken und systemischen Therapie zu raten. In Unterarm und am rechten Unterschenkel vorliegendem Fall wurde mit Terbinafin finden sich solitäre runde erythrosqamöse über drei Wochen therapiert, wegen der verschreibungsfrei Plaques mit zentraler Atrophie und für zoophile Dermatophytosen charakte- deutlicher Randbetonung (Abb. 1a,b). Die ristischen entzündlichen Komponente zum nächsten Termin mitgebrachte Katze kam lokal Decoderm® tri Creme zur An- zeigt ein unversehrtes Fell (Abb. 2). wendung. Die antimykotische Lokalbe- handlung ist nicht nur für die Behandlung ! ! !! ! !! Mikrobiologie: ! Stand ! Januar 2017 des betroffenen Patienten sondern auch Hautspäne Schulter und Unterarm: zur Prävention vor Fremdinokulation wich- Mikroskopie KOH-Nativpräparat: Faden- tig. Die Katze wurde ebenfalls syste- pilze positiv. Kultur auf Kimmig-Agar: misch antimykotisch therapiert. Die Be- Microsporum canis (Reinkultur in Abb. 3). endigung der Therapie setzt wie bei allen Kultur Katzenhaar: Microsporum canis. zoophilen Dermatophytosen den Nach- Fortbildungsreihe, Heft 4 weis der mikrobiologischen Heilung durch Entzündliche Pilzinfektionen die negative Kontrollkultur voraus. der Haut im Kindesalter, Fall 1 Erkrankungen durch 26 Kontakt in der Freizeit Erkrankungen durch 27 Kontakt in der Freizeit
2 Fallbeispiel Katzenpilz von der Nacktkatze Autor: Dr. med. Viktor Czaika, Facharzt für Innere Medizin, Facharzt für Dermatologie und Venerologie Abb. 1 Abb. 5 Abb. 4 Darunter kam es innerhalb von zwei begegnet auch effektiv einer Strepto- Abb. 3 Abb. 2 Wochen* zur vollkommenen Rückbil- kokken- oder Staphylokkensuperinfek- dung der Hauterscheinungen. Die Katze tion, wie im vorliegenden Fall. Das Klasse- wurde nach Empfehlung veterinär- II-Steroid Flupredniden schließlich be- Diagnose: Diagnostik: medizinisch mit Griseofulvin systemisch wirkte die rasche Rückbildung der Mikrosporie Mykologie (Hautspäne Unterarm und therapiert. Die rasche Wirkung der inflammatorischen Symptomatik aus Anamnese: Stirn): Mikroskopie (KOH) positiv. Kultur Kombination aus Miconazol und Erythem, Infiltrat und Juckreiz. Nach mit Nachweis von Microsporum canis. Flupredniden erklärt sich aus der zwei Wochen war die Läsion nahezu Die 24-jährige Arzthelferin bemerkt eine Katze (Hautschuppen, Haare Kopfbe- Effektivität der einzelnen Komponenten. vollständig abgeheilt. Der Fall zeigt auch, seit etwa zwei Wochen langsam größen- reich): Nativ-Mikroskopie (KOH) positiv: Azolantimykotika gelten als Mittel der dass rechtzeitige Lokalbehandlung eine progrediente ringförmige Hautverände- Microsporum canis. Wahl bei Mikrosporie. Miconazol ist systemische antimykotische Therapie rung im Bereich ihres rechten Unterarmes. Bakteriologie (Unterarm): Staphylococcus jedoch nicht nur gegen Dermatophyten ersparen kann. Sie verspürt hier einen gelinden Juckreiz. aureus. oder Hefepilze wirksam, sondern Auf Nachfrage bestätigt die Patientin etwa vor vier Wochen eine Katze zur Therapie und Verlauf: längeren Pflege übernommen zu haben. Die ringförmige schuppende entzündliche * Fachinformation Decoderm® tri: Decoderm® tri Es handelt sich um eine Nacktkatze mit Läsion in Korrelation zur positiven sollte üblicherweise nicht länger als 1 Woche nahezu fehlender Körperbehaarung. Haustieranamnese erlaubte die rasche angewendet werden. Hautbefund: Im Bereich des rechten richtige Blickdiagnose, die dann auch in Unterarmes volarseitig eine ca. 6 cm der mykologischen Diagnostik bestätigt durchmessende entzündlich-erythema- werden konnte. Wie für die Mikrosporie töse Plaquebildung mit zentraler Atrophie charakteristisch, war das gut einsehbare und fein- bis mittellamellärer Schuppung. Integument der Nacktkatze unauffällig. Es besteht deutliche entzündliche Rand- Da lediglich zwei Regionen betroffen betonung (Abb. 1 und 2). Im Bereich der waren, wurde auf eine systemische rechten Stirn mehrere feinschuppende antimykotische Behandlung verzichtet. entzündliche Papeln (Abb. 3). Bei der nur Es wurde das Kombinationspräparat im Bereich des Kopfes und des Schwan- Decoderm® tri Creme mit zweimal täg- zes behaarten Katze fanden sich keine licher Applikation angewandt. Auffälligkeiten (Abb. 4 und 5). Fortbildungsreihe, Heft 44 Differenzialdiagnose: Solitäre ringförmige Läsionen, Fall 3 Erkrankungen durch 28 Kontakt in der Freizeit Erkrankungen durch 29 Kontakt in der Freizeit
2 Fallbeispiel Verkannter „Meerschweinchenpilz“ bei Geschwistern Autor: Dr. med. Viktor Czaika, Facharzt für Innere Medizin, Facharzt für Dermatologie und Venerologie Abb. 1a Abb. 1b Abb. 3a Abb. 4 Abb. 1a: Mädchen 13 Jahre, vor Behandlung Abb. 1b: Mädchen 11 Jahre, vor Behandlung Abb. 3a: Mädchen 13 Jahre, nach Behandlung kam bereits nach zwei Wochen zur Abheilung. Die topische Applikation von Decoderm® tri hatte in beiden Fällen zu einer raschen Rückläufigkeit des ent- zündlichen Befundes und zu baldiger subjektiver Symptomfreiheit geführt (Abb. 3a/b). Das infizierte, aber klinisch Abb. 2a Abb. 2b unauffällige Meerschweinchen (Abb. 4) Abb. 3b wurde tier- ärztlich vorgestellt und mit Abb. 2a: vergrößert Abb. 2b: vergrößert Abb. 3b: Mädchen 11 Jahre, nach Behandlung Griseofulvin p. o. saniert (in Deutschland seit Mitte 2018 nicht mehr im Handel). Diagnose: Lokalbefund: 13-jähriges Mädchen: am das Meerschweinchen übertragenen In- Der „Pflegefamilie“ einschließlich deren oberen Rücken 3 maximal 15 cm durch- fektion mit dem zoophilen Dermato- Tierbestandes wurde eine hautärztliche Verkannte zoophile Tinea corporis bei messende erythrosquamöse Plaques in phyten Trichophyton mentagrophytes Vorstellung empfohlen. Am vorliegenden Geschwistern annulärer Konfiguration (Abb. 1a,b). Eine erbracht. Entsprechend dem großflächig Fall wird zum einen die hohe Konta- Anamnese: ausgeprägten klinischen Befund bei der ähnliche ca. 5 cm große Läsion bei der giosität zoophiler Dermatophytosen deut- Seit drei Monaten progrediente entzünd- 11-jährigen Schwester (Abb. 2a,b). älteren Schwester war eine antimy- lich, die nicht nur für die Übertragung von liche, eigenartig ringförmig konfigurierte kotische Systemtherapie indiziert. Nach Tier zu Mensch sondern auch für die Hauterscheinungen am Rücken eines Mikrobiologie: Aufklärung der Eltern über die Unzu- Weitergabe der zoophilen Erreger von 13-jährigen Mädchens und in geringerer Entnahme von Hautspänen mittels länglichkeit des Zulassungsstatus und Mensch zu Mensch gilt. Andererseits zählt Ausprägung bei deren 11-jähriger scharfem Löffel aus dem Randbereich der entsprechend deren ausdrücklichen insbesondere Trichophyton metagro- Schwester. Subjektiv bestand allenfalls Läsionen bei beiden Mädchen: Einverständnisses wurde eine antimy- phytes zu den höher virulenten Spezies, milder Juckreiz. Unter dem Verdacht einer Mikroskopie (KOH-Nativpräparat): jeweils kotische Systemtherapie mit Terbinafin die eine starke Entzündungsreaktion bakteriellen Infektion (unspezifischer positiv; Kultur (Sabouraud-Agar): 250 mg/d eingeleitet. Aufgrund des stark hervorrufen und Haut und Haare irrever- Staphylokokkennachweis im Abstrich) Trichophyton mentagrophytes; Kultur entzündlichen Lokalbefundes erfolgte sibel schädigen können. Gleichzeitig wird war zunächst lokal, später auch syste- vom Nackenhaar des (klinisch die Lokaltherapie mit dem antimyko- deutlich, dass die rechtzeitige Diagnostik misch antibiotisch therapiert worden. Eine asymptomatischen) Meerschweinchens: tischsteroidalen Kombinationspräparat initialer Läsionen die Chance bietet, eine mykologische Diagnostik war bislang T. mentagrophytes Decoderm® tri. Bei der jüngeren Schwes- im Kindesalter nie unbedenkliche nicht erfolgt. Ein Meerschweinchen der Therapie und Verlauf: ter wurde die solitäre Läsion aus- Systemtherapie zu vermeiden. Familie war anlässlich einer Urlaubsreise Im Ergebnis der mykologischen Dia- schließlich lokal mit Decoderm® tri Creme Am vorliegenden Fall wird gezeigt, dass in Pflege gegeben worden. gnostik wurde der Nachweis einer durch behandelt. Die Systembehandlung der das Kombinationspräparat Decoderm® tri älteren Schwester wurde über vier Wo- ein sehr effektives Lokaltherapeutikum Kultur Mädchen 13j. Mädchen 11j. Meerschweinchen chen bis zum Erhalt eines negativen für die kleinflächige Behandlung zoo- Tag 1 T. mentagrophytes T. mentagrophytes T. mentagrophytes Kultur-Kontrollbefundes fortgeführt. philer Dermatophytosen darstellt. Unauffällige Routinelaborkontrollen er- Tag 14 T. mentagrophytes Negativ folgten vor und während der Therapie. Tag 28 Negativ Negativ Fortbildungsreihe, Heft 4 Der Hautbefund des jüngeren Kindes Entzündliche Pilzinfektionen der Haut im Kindesalter, Fall 4 Erkrankungen durch 30 Kontakt in der Freizeit Erkrankungen durch 31 Kontakt in der Freizeit
2 Fallbeispiel Stark entzündliche Tinea manuum durch Trichophyton benhamiae Autor: Prof. Dr. med. Peter A. Mayser, Biebertal Therapie und Verlauf: Diskussion: Systemische Therapie mit Terbinafin T. benhamiae ist ein zunehmend häufiger 125 mg oral über zwei Wochen nach zu beobachtender Pilz, der bei Meer- Aufklärung und Einverständnis der Er- schweinchen auftritt, die auch asympto- ziehungsberechtigen (Terbinafin syste- matisch sein können. Aufgrund seiner misch ist für Kinder in Deutschland nicht Kulturmorphologie sind Verwechslungen zugelassen, Heilversuch gemäß AMG; mit M. canis möglich, wobei die für letz- körpergewichtsangepasste Dosierung: teren typischen spindelförmigen Makro- unter 20 kg Körpergewicht (KG) ¼Tbl. = konidien fehlen. Die Veränderungen sind Abb. 1 Abb. 2 62,5 mg/d; 20 bis 40 kg KG 1/2 Tbl = 125 meist stark entzündlich und oft mit mg/d; über 40 kg KG 1 Tbl. = 250 mg/d). ausgeprägter subjektiver Symptomatik, Lokal Flupredniden + Miconazolhaltige insbesondere Juckreiz verbunden. Auf- Creme zweimal täglich dünn (Decoderm® grund der Mitbeteiligung der Leistenhaut tri Creme). Darunter rasche Linderung wurde eine systemische Therapie mit des Juckreizes und der Entzündung. Bei Terbinafin durchgeführt (Heilversuch der Kontrolle nach knapp drei Wochen gemäß AMG). Die lokale Kombinations- Befund weitgehend in Abheilung, Myko- therapie mit Decoderm® tri Creme (bei logie negativ (Abb. 3). Ferner tierärztliche Kindern mit Ausnahme von Säuglingen Behandlung der Meerschweinchen. und Kleinkindern zugelassen) führte zu (Abb. 4) einer raschen Linderung des quälenden Abb. 3 Abb. 4 Juckreizes. Anamnese: Labor: 8-jähriges Mädchen, seit etwa zwei Nativpräparat (Schuppenmaterial) reich- Wochen Hautrötung am rechten Dau- lich Hyphen, in der Kultur weiße, mengrundgelenk mit zunehmender Aus- ausstrahlende Kolonien auf Sabouraud- Aktuelle Fortbildung und weitere Fälle unter: breitung nach peripher, starker Juckreiz Glukose-Agar; Rückseite des Thallus www.coliquio.de/hauterkrankungen_im_fokus und Ausbildung von Bläschen am Rand. leuchtend gelb; Keine Makrokonidien; Bisherige antibiotische Lokaltherapie Identifikation T. benhamiae. (Abb. 2). Der ohne Erfolg. Kontakt mit Meerschwein- Erreger ließ sich auch aus Material der chen, diese hätten „Milben“. schuppenden, teils erosiven haarlosen Lokalbefund: Am rechten Daumengrund- Bezirke der Meerschweinchen anzüchten. gelenk scharf begrenzter erythematöser Herd von etwa 6 cm im Durchmesser, zentral mittel bis groblamelläre Schup- pung und seröse Krusten, Randbereich eleviert mit reichlich meist wasserklaren, aber auch eingetrübten Bläschen. (Abb. 1) Fortbildungsreihe, Heft 18 Entzündliche Mykosen im Bereich der Hände, Fall 1 Erkrankungen durch 32 Kontakt in der Freizeit Erkrankungen durch 33 Kontakt in der Freizeit
Diverse Tiere Einfach, 3-fach wirksam Kerion celsi durch T. mentagrophytes Fallbeispiel Antientzündlich Autor: Prof. Dr. med. Peter A. Mayser, Biebertal Flupredniden unterdrückt effektiv die Entzündung (Klasse-II-Kortikoid) Antimykotisch Miconazol wirkt gegen Dermatophyten, Hefen und Schimmelpilze Antibakteriell Abb. 1 Abb. 2 Miconazol wirkt gegen grampositive Bakterien inkl. MRSA und FRSA Therapie und Verlauf: Umstellung der systemischen Anti- mykotika-Gabe von Griseofulvin auf Terbinafin nach Aufklärung und entspre- chendem Einverständnis der Erziehungs- Abb. 3 berechtigten (bei 24,5 kg KG; 125 mg Terbinafin/d über zunächst vier Wochen). Anamnese: Topisch eine Miconazol- und Flu- 7-jähriger Patient, zunächst vor sechs predniden-haltige Creme (Decoderm® tri Tinea corporis Impetiginisiertes nummuläres Ekzem Wochen „kreisrundes Ekzem“ im Bereich Creme) über zehn Tage*, dann nach des Mundes, Besserung unter antimy- deutlichem Rückgang der entzündlichen MRSA: Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus FRSA: Fusidinsäure-resistenter Staphylococcus aureus kotischer Salbe sowie Mupirocin topisch. Symptomatik Umstellung auf eine (1) IQVIA NPA 09 2018 D7B2 Marktführer API Im Hautabstrich T. mentagrophytes nach- Ciclopiroxolamin-haltige Creme (z. B. gewiesen. Seit zwei bis drei Wochen auch Selergo® Creme) und während des ge- Läsionen im Bereich der Kopfhaut, bisher samten Zeitraumes ein Ciclopiroxolamin- steroidhaltige Mischsalbe mit Antibio- haltiges Shampoo (z. B. Ciclosan® Anti- 1 tika-Zusatz, seit drei Tagen Griseofulvin Tabletten (10 mg/kg KG) und eine Ciclopiroxolamin-haltige Lösung (z. B. Selergo® Lösung). Vorerkrankungen nicht bekannt, keine regelmäßige Medikamen- Schuppen-Shampoo) zur zweimal wö- chent lichen Anwendung. Über zwei Wo- chen kein Schulbesuch. Kontrolle nach vier Wochen: Der Lokal- befund war deutlich gebessert, insbe- schnell sicher preisgünstig Soforthilfe bei entzündlichen die Nr. 1 teneinnahme. Kontakt zu Meerschwein- sondere zeigte sich ein Rückgang der Mykosen und infizierten Ekzemen chen, Pferden, Dammwild, Hunden und entzündlichen Symptomatik. Nur noch Decoderm® tri. Verschreibungspflichtig. Zusammensetzung: 1 g Creme enthält: Arzneilich wirksame Bestandteile: Flupredniden-21-acetat 1 mg, Miconazolnitrat 20 mg. Son- Hühnern. einzelne Krustenauflagerungen (Abb. 3). stige Bestandteile: Gereinigtes Wasser; Propylenglycol; Stearylalkohol (Ph.Eur.); Glycerolmonostearat-Macrogolstearat 5000 (1:1); Glycerolmonostearat 40-55; mittelkettige Tri- glyceride; weißes Vaselin; Dimeticon 100. Anwendungsgebiete: Zur Initialtherapie von oberflächlichen entzündlichen Dermatomykosen, hervorgerufen durch Dermatophyten und Lokalbefund: Im Bereich des Oberkopfes Epilierte Haarstümpfe waren im Nativ- Hefepilze sowie von Ekzemen, die durch Pilze und/oder grampositive, gegenüber Miconazol empfindliche Bakterien infiziert sind. Nach Abklingen der Entzündung kann die Pilzer- krankung der Haut - wenn nötig - mit einem reinen Antimykotikum weiterbehandelt werden. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber den Wirkstoffen, anderen Imidazol- findet sich ein 6 x 5 cm großer Knoten mit präparat negativ, die Kultur nach zwei Derivaten oder einen der sonstigen Bestandteile, spezifische Hautprozesse (Lues, Tbc), Varizellen, Vakzinationsreaktionen, periorale Dermatitis, Rosazea, Akne, primäre eitrige Hautinfektionen; nicht auf Augenlidern, atrophischer Haut, auf Wunden und Ulcera anwenden. Vorsicht bei Anwendung im Gesicht. Schleimhautkontakt vermeiden. Generell sollte serös-eitrigen Krustenauflagerungen. Wochen ebenfalls. Auf eine erneute eine Langzeitanwendung, Anwendung auf mehr als 10 % der Körperoberfläche und Anwendung unter Okklusivbedingungen, besonders bei Kindern, unterbleiben. Anwendung bei Säuglingen und Kleinkindern unter 2 Jahren ist kontraindiziert. Schwangerschaft: Keine Anwendung während der ersten drei Monate einer Schwangerschaft. Später nur nach Fokal Austritt von Eiter. Subjektiv Brennen systemische Antimykotikagabe wurde sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abschätzung anwenden. Eine großflächige (mehr als 10 % der Körperoberfläche) oder langfristige Anwendung und okklusive Verbände während der und Juckreiz (Abb. 1 und 2). daher verzichtet und die topische Schwangerschaft vermeiden. Bei Anwendung zum Ende der Schwangerschaft besteht für den Fötus die Gefahr einer Atrophie der Nebennierenrinde, die eine ausschleichende Sub- stitutionstherapie beim Neugeborenen erforderlich macht. Stillzeit: Bei einer großflächigen oder langfristigen Anwendung nicht während der Stillzeit anwenden bzw. wenn die An- Therapie über zwei Wochen fortgesetzt. wendung erforderlich ist, sollte abgestillt werden. Kontakt des Säuglings mit den behandelten Hautpartien vermeiden. Warnhinweise: Propylenglycol und Stearylalkohol können Mikrobiologie: Hautreizungen (z.B. Kontaktdermatitis) hervorrufen. Nebenwirkungen: Selten: Allergische oder irritative Hauterscheinungen, Hautausschlag. Sehr selten: Hyperpigmentierung der * Fachinformation Decoderm® tri: Decoderm® tri sollte Haut. Bei großflächiger und/oder länger dauernder Anwendung und besonders unter Okklusivbedingungen sind lokale Hautveränderungen wie Atrophien, Teleangiektasien, Striae Aufgrund des Vorbefundes (T. menta- üblicherweise nicht länger als 1 Woche angewendet werden. distensae, Steroidakne, * periorale Dermatitis, Hypertrichose und Depigmentierung sowie eine Suppression der Nebennierenrindenfunktion nicht auszuschließen, besonders bei Kin- dern und Kleinkindern. Bei Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile von Decoderm tri kann es zu lokalen Reizerscheinungen (z. B. Rötung, Brennen, Juckreiz) sowie zu grophytes) und der Vorbehandlung wur- Kontaktsensibilisierung kommen. Nicht bekannt: Verschwommenes Sehen. Stand der Information: Mai 2017, Almirall Hermal GmbH • D-21462 Reinbek de auf eine erneute Probenentnahme Fortbildungsreihe, Heft 33 verzichtet. Dermatomykosen bei Kindern – besondere Situationen, Fall 1 almirallmed.de Erkrankungen durch 34 Kontakt in der Freizeit
Sie können auch lesen