Jahres- und Wirkungsbericht 2017 - Irrsinnig Menschlich eV
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INHALT Irrsinnig Menschlich e.V. begeistert seit über 15 Jahren 1. Einleitung / 3 1.1 Vision und Mission / 4 junge Menschen mit Präventionsangeboten zur 1.2 Gegenstand des Berichts / 4 psychischen Gesundheit. 2. Das Problem und unser Lösungsansatz / 5 Wir machen psychische Krisen besprechbar. Damit 2.1 Die gesellschaftliche Herausforderung / 5 2.2 Bisherige Lösungsansätze / 7 greifen wir ein hochrelevantes Thema auf, das in Schule 2.3 Unser Lösungsansatz / 8 und Studium, Ausbildung und Beruf kaum Platz hat, 2.4 Unsere Förderer 2017 / 10 Familien oft überfordert, persönliches Leid und 3. Setting Hochschule: »Psychisch fit studieren« / 12 immense gesellschaftliche Kosten verursacht. 3.1 Umsetzung / 12 3.2 Eingesetzte Ressourcen (Input) / 13 3.3 Erbrachte Leistungen (Output) und Wirkungen (Outcome) / 14 3.4 Qualitätssicherung / 14 3.5 Evaluation / 15 3.6 Zielerreichung und Ausblick / 16 Unsere Programme ... 4. Setting Schule: »Verrückt? Na und! – Seelisch fit in der Schule« / 18 4.1 Umsetzung / 18 4.2 Eingesetzte Ressourcen (Input) / 19 4.3 Erbrachte Leistungen (Output) und Wirkungen (Outcome) / 19 4.4 Qualitätssicherung / 27 4.5 Evaluation / 29 4.6 Zielerreichung und Ausblick / 30 4.7 Schirmfrauen und Schirmherren von »Verrückt? Na und!« 2017 / 32 5. Setting Betrieb: »Psychisch fit arbeiten« / 33 5.1 Umsetzung / 33 Verrückt? Na und! Psychisch fit studieren Psychisch fit arbeiten 5.2 Ausblick / 33 Psychisch fit lernen Für Studierende Für Auszubildende und 6. Organisationsprofil Irrsinnig Menschlich e.V. / 34 Für Schülerinnen und junge Berufseinsteiger 6.1 Allgemeine Angaben / 34 Schüler ab Klasse 8 6.2 Personalprofil / 34 6.3 Handelnde Personen / 35 6.4 Governance / 37 6.5 Umwelt- und Sozialprofil / 37 ... sind besonders wirksam durch die 7. Finanzen und Rechnungslegung / 38 Begegnung mit Menschen, die psychische 7.1 Buchführung und Rechnungslegung / 38 Krisen gemeistert haben. 7.2 Einnahmen und Ausgaben / 38 7.3 Vermögensrechnung / 39 7.4 Finanzielle Situation und Planung / 39
3 1. EINLEITUNG Liebe Vereinsmitglieder, Kooperationspartner, Unterstützer und Ehrenamtliche, psychische Gesundheit zu fördern, ist eine der besten Investitionen in die Zukunft, weil es alle Bereiche der Gesellschaft betrifft und enorme Auswirkungen auf deren Stabilität hat. Unsere gesamten Aktivitäten ori- entieren sich an dieser Tatsache. Und es gibt viel Gutes zu berichten: Zwar ist Prävention auch mit dem Präventionsgesetz und dem jüngst verabschiedeten »Nationalen Aktions- plan Gesundheitskompetenz« weiterhin ein mühsames Geschäft. Doch es geht aufwärts: Irrsinnig Mensch- lich e.V. wird gehört, nachgefragt und unterstützt, mehr denn je. Im Gegensatz zu früher müssen wir heute Partnern, Unterstützern und Geldgebern seltener erklären, wieso psychische Gesundheitsprobleme und das Stigma, welches auf ihnen lastet, negative Auswirkungen auf Wohlstand, Solidarität und soziale Gerechtig- keit haben. Wichtiger ist jetzt die Frage, wie wir gemeinsam mehr Wirkung erzielen können. Psychisch fit studieren: 2017 ist das gleichnamige Forum an 16 Hochschulstandorten erfolgreich gestar- tet. Psychische Krisen kommen bei Studierenden häufig vor. Das unterstreicht nicht zuletzt der BARMER- Arztreport 2018: Danach ist jeder 6. Studierende von einer psychischen Störung betroffen. Wir bestärken Hochschulen, ein Klima zu schaffen, in dem es normal ist über psychische Schwierigkeiten zu sprechen und nach Lösungen zu suchen. Für die finanzielle Förderung danken wir der BARMER und der Deutschen Ren- tenversicherung Mitteldeutschland. 2018 wollen wir die Zahl der Hochschulstandorte verdoppeln und für eine bundesweite Skalierung weitere Finanzpartner gewinnen. Psychisch fit lernen: 2017 haben wir sieben neue Standorte von »Verrückt? Na und!« in Deutschland ge- gründet und die Präsenz in Österreich erweitert. Dadurch erleben noch mehr Schüler Schultage zur psy- chischen Gesundheit. Um an Schulen nachhaltig präsent zu sein, untersucht die Universität Leipzig jetzt die im Setting Schule relevanten Wirkungsfaktoren für die Inanspruchnahme des Programms. Wir danken den »Verrückt? Na und!« am 26.01.2018 an der Annenschule-Oberschule Chemnitz finanziellen Förderern des Programms: der BARMER, unserem bundesweiten Präventionspartner, den Deut- schen Rentenversicherungen Nord, Mitteldeutschland, Rheinland-Pfalz, Rheinland, Baden-Württemberg, Bayern Süd, Nordbayern und den Unfallkassen Rheinland-Pfalz und Thüringen. Psychisch fit arbeiten: Hier haben wir unsere Netzwerkaktivitäten mit Stakeholdern, Fachgremien und Multiplikatoren deutlich verstärkt, um Angebote für diverse Zielgruppen im Kontext Arbeit passgenau zu konzipieren. Kommunikation: 2017 haben wir unseren Auftritt im Internet neu gestaltet. Im Fundraising sind wir einen großen Schritt vorangekommen, dank personeller Verstärkung durch On Purpose. Um den wachsenden Aufgaben gerecht zu werden, haben wir unsere Vereinsstruktur verändert: Seit 2017 gibt es einen geschäftsführenden Vorstand und einen Aufsichtsrat. Die neuen Aufsichtsräte bringen pro- funde Kenntnisse aus dem Bereich Social Entrepreneurship, der Kommunalpolitik und der Bildung mit. Das gibt uns Rückenwind. Die fachlichen und persönlichen Expertinnen und Experten sind der größte Schatz von Irrsinnig Menschlich e.V. Sie vermitteln, wie man Krisen übersteht und daran wächst: 2017 für Jugendliche und junge Erwachse- ne in Schule, Ausbildung, Studium und Beruf. Darauf sind wir stolz und danken von Herzen! Vorstand Dr. Manuela Richter-Werling Norbert Göller Cora Spahn Aufsichtsrat »Psychisch fit studieren« 2017 an der Universität Leipzig Norbert Kunz Cordula Rosch Britta Zehe
4 IRRSINNIG MENSCHLICH JAHRESBERICHT 2017 Das Problem und unser Lösungsansatz 5 2. Das Problem und unser Lösungsansatz 1.1 Vision und Mission 2.1 Die gesellschaftliche Herausforderung Vision Psychische Gesundheit: Wichtig für den Einzelnen, die Gesellschaft und die Politik [ ] Seelische Gesundheit ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Jeder Mensch weiß, wie wertvoll seelische Gesundheit ist und wie er sie pflegen kann. Auf seelisches Wohlbefinden zu achten, ist für alle Suizid: Kassensturz: 90 % aller Suizide selbstverständlich und niemand wird wegen einer seelischen Krise ausgegrenzt. Psychische Erkrankungen Mission verursachen Psychische Erkrankungen beginnen oft schon im Jugendalter. Doch häufig vergehen mehrere Jahre, bis 28.700.000.000 € stehen im Zusammen- hang mit psychischen Betroffene Hilfe suchen. Die größte Hürde für sie ist die Angst, stigmatisiert zu werden. Wir verkürzen mit direkte Kosten pro Jahr – unserer Präventionsarbeit in Schule, Studium und Arbeit diese Zeitspanne. Wir helfen jungen Menschen, und das nur in Deutschland. Erkrankungen. ihre Not früher zu erkennen, sich nicht zu verstecken und Unterstützung anzunehmen. Gemeinsam mit unseren krisenerfahrenen Experten öffnen wir Herzen, geben Hoffnung und machen seelische Krisen besprechbar. Verlorenes Jahrzehnt: Folgenschwer: Menschen mit psychi- 20 % bis 30 % der individu- 1.2 Gegenstand des Berichts schen Erkrankungen ellen Krankheitslasten gehen haben eine um auf Depressionen, Angststö- Geltungsbereich Alle Aktivitäten von Irrsinnig Menschlich e.V. mit Schwerpunkt auf den 10 Jahre verrin- rungen und andere psychische Präventionsprogrammen »Verrückt? Na und!« im Setting Schule und gerte Lebenserwartung. Krankheitsbilder zurück. »Psychisch fit studieren« im Setting Hochschule Berichtszeitraum 01.01.2017 bis 31.12.2017 Besorgniserregend: Berichtszyklus jährlich Nur ¼ aller Menschen Anwendung der Umsetzung des SRS – Version 2014, mit einer schweren Depression Social Reporting Wirkungsbericht nach SRS seit 2009 Verrentung: erhalten die empfohlene 42,7 % Standards (SRS) Behandlung. Ansprechpartnerin Dr. Manuela Richter-Werling, Vorstandsvorsitzende m.richter-werling@irrsinnig-menschlich.de aller Frühberentungen gehen auf eine psychische Erkrankung Einmal Nordrhein-Westfalen: zurück. 17,8 Mio. Erwachsene erkranken in Deutschland jedes Jahr an einer psychischen Störung. Das entspricht der Einwohnerzahl von NRW. Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) Hrsg. Psyche im Fokus. 175 Jahre DGPPN, Sonderausgabe 2017.
6 IRRSINNIG MENSCHLICH JAHRESBERICHT 2017 Das Problem und unser Lösungsansatz 7 Psychische Gesundheit der Bevölkerung zu fördern und psychischen Erkrankungen vorzubeu- gen ist ein gesamtgesellschaftliches Anliegen, weil es alle Bereiche der Gesellschaft betrifft und enorme gesellschaftliche Auswirkungen auf die Stabilität von Gesellschaften hat.1 Situation: Psychische Krisen / Erkrankungen sind weiterhin ein schwerwiegendes 2.2 Bisherige Lösungsansätze gesellschaftliches Problem Das gesellschaftliche Problem hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert: Das Stigma psychischer Erkrankungen ist weiterhin ein Haupthindernis zur Verbesserung der psychischen Gesundheit und zur In Deutschland gibt es zahlreiche Programme mit dem Ziel, problematischen Verhaltensweisen von Stärkung der Gesundheitskompetenz. Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen vorzubeugen. Es liegen jedoch nur wenige verlässliche In Deutschland ist die Erhaltung und Förderung der psychischen Gesundheit und die Verhütung Evaluationsergebnisse vor, die zeigen, welche Programme tatsächlich wirksam sind.10 psychischer Erkrankungen kein nationales Gesundheitsziel. Der jüngst veröffentlichte Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz stellt fest, dass jeder Zweite in Im Bereich psychische Gesundheit gibt es vergleichsweise wenig Angebote. Dazu zählen MindMatters: Deutschland eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz aufweist, d. h. es fällt schwer, gesundheitsbezo- Mit psychischer Gesundheit gute Schule machen11, Projekte zur Prävention einzelner Krankheiten wie gene Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und auf die eigene Lebenssituation anzuwen- Depressionen12 und ein Anti-Stigma-Lernpaket für Schulen.13 den.2 Im Hinblick auf psychische Gesundheit fällt der Befund noch schlechter aus: Sowohl ältere als auch Maßgeschneiderte und evaluierte Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene zur Prävention und jüngere Menschen vulnerabler Bevölkerungsgruppen finden es im Vergleich verschiedener Gesundheits- Entstigmatisierung psychischer Gesundheitsprobleme fehlen weitgehend. probleme am schwierigsten, bei psychischen Problemen Informationen zur Unterstützung zu finden.3 Dennoch beobachten wir eine größere Bereitschaft verschiedener Akteure, sich im Bereich der Prävention Die Ursachenkette des sozialen Problems, das wir mit unseren Präventionsprogrammen angehen und Gesundheitsförderung zu engagieren. Gründe dafür sehen wir in den hohen gesellschaftlichen Belastungen (Kosten), die psychische Erkrankungen nach sich ziehen, dem hohen Handlungsdruck in Schule, Ausbildung und Arbeit, dem seit 2015 gültigen Präventionsgesetz und dem Anfang 2018 Psychische Erkrankungen kommen häufig vor: Jedes Jahr sind 33 % der Bevölkerung in Deutschland von min- verabschiedeten Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz. destens einer psychischen Störung betroffen. Psychische Erkrankungen werden zunehmend unter gesamtgesell- schaftlichen Aspekten betrachtet.4 Die Mehrzahl der psychischen Erkrankungen beginnt vor dem 20. Lebensjahr. Dennoch ist die Versorgung von Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsenen deutlich schlechter.5 Einerseits beeinträchtigen Armut und niedriger sozioökonomischer Statuts das psychische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen erheblich. Andererseits führt psychische Krankheit in der Familie oft zu Armut.6 Die Folgen psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen sind weitreichend: Sie führen zu dauerhafter seelischer Behinderung, dissozialem Verhalten und zu einer Verkürzung der Lebenszeit.7 1 Europäische Kommission (2005). Grünbuch. Die psychische Gesundheit der Bevölkerung verbessern – Entwicklung einer Strategie für die Förderung der psychischen Gesundheit in der EU. Ein Haupthindernis für die frühe Inanspruchnahme von Hilfe ist das Stigma, das auf psychischen Erkrankungen, http://ec.europa.eu/health/ph_determinants/life_style/mental/green_paper/mental_gp_de.pdf. Zugegriffen: 11.02.2018. 2 Schaeffer, d., Hurrelmann, K., Bauer, U., Kolpatzki, K. (Hrsg.): Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz. Die Gesundheitskompetenz in den davon betroffenen Menschen und ihren Angehörigen lastet. Deutschland stärken. Berlin: KomPart. 2018. 3 Quenzel, G., Schaeffer, D. (2016) Health Literacy – Gesundheitskompetenz vulnerabler Bevölkerungsgruppen. Bielefeld: Universität Bielefeld. 2016. Betroffene/Angehörige sind unzureichend aufgeklärt über psychische Gesundheitsprobleme und Hilfsangebote. 4 Robert Koch Institut: Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichtserstattung des Bundes (2015). S. 112. Dazu kommen wenig passende Hilfen und unzureichende Behandlungsangebote. http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GesInDtld/gesundheit_in_deutschland_2015.html. Zugegriffen: Die Folge: späte und niedrige Inanspruchnahme von Hilfe. 06.03.2018. 5 Lambert, M. et al. (2013). Die psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen – Teil 1: Häufigkeit, Störungspersistenz, Belas- tungsfaktoren. Versorgungssystem (Gesellschaft, Kita, Schule, Jugendhilfe, Kinderärzte, Fachärzte u. a.): Die Zusammenhänge 6 BPTK-Studie zur Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit. Psychische Erkrankungen und gesundheitsbedingte Frühverrentung (2013). http://www.bptk.de/ zwischen Belastungsfaktoren psychischer Erkrankungen und Maßnahmen zur Reduktion dieser sind kaum uploads/media/20140128_BPtK-Studie_zur_Arbeitsund_Erwerbsunfaehigkeit_2013_1.pdf, Zugriff 5.4.2016.9 bekannt und implementiert. Dazu kommen mangelndes Fachwissen, wenig Kapazitäten zur Früherkennung, https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2017/02/2017-02-20-internationales-deutschlandforum.html;jsessionid=CC76814669F623C8A lange Wartezeiten und bei Früherkennung geringe Kapazitäten zur adäquaten Behandlung.8 FF00CD5A395D2B3.s6t1?nn=2085872. 7 Siehe Lampert, M. et al. (2013). 8 Karow, A. et al. (2013). Die psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen – Teil 2: Krankheitslasten, Defizite des deutschen Alters-, diagnose- und fachübergreifende Früherkennungs- und Behandlungsnetzwerke fehlen.9 Versorgungssystems, Effektivität und Effizienz von »Early Intervention Services«. In: Fortschritte der Neurologie. Psychiatrie 81. Verlag Georg Thieme, Stuttgart, New York, 628 – 638. Neuropsychopharmacology, 21(9), 655–679. Die Verantwortung für präventive Maßnahmen teilen sich zahlreiche Akteure mit unklaren und überlappenden 9 Siehe Karow, A. et al. (2013). Verantwortlichkeiten. Überwiegend sind es freiwillige Leistungen. 10 www.gruene-liste-praevention.de/nano.cms/datenbank/information. Zugegriffen: 06.03.2018. 11 MindMatters stammt aus Australien und will mit psychischer Gesundheit Schulqualität fördern. www.mindmatters-schule.de/programm.html. Zuge- griffen: 06.03.2018. Um die Wirkungen einer konkreten Maßnahme zur Prävention psychischer Erkrankungen und zur Förderung 12 Bayerische Staatsregierung: Pressemitteilung Nr. 337/GP vom 25.12.2015. www.bayern.de/humlsagt-depressionen-den-kampf-an-bayerns-gesund- psychischer Gesundheit nach wissenschaftlichen Kriterien nachzuweisen, ist ein hoher methodischer und heitsministerin-psychische-gesundheit-istschwerpunktthema-im-neuen-jahr/ Zugegriffen: 06.03.2018. finanzieller Aufwand erforderlich. 13 BASTA – Bündnis für psychisch erkrankte Menschen. Gegen Diskriminierung psychisch Kranker. http://openthedoors.de/de/lernpaket_schule.php. Zugegriffen: 06.03.2018.
8 IRRSINNIG MENSCHLICH JAHRESBERICHT 2017 Das Problem und unser Lösungsansatz 9 trategie Der Nutzen für die Teilnehmer 2.3 Unser Lösungsansatz • Sie lernen Warnsignale psychischer Krisen kennen. Verrückt? Na und!« ist ein erprobter Schultag zur seelischen Gesundheit. Mit kleinem • Sie diskutieren typische Bewältigungsstrategien. ufwand erzielen wir Wir wirken große an der Wirkung: Schlüsselstelle EineHaupthindernis und dem lebendige,zurauthentische Verbesserung derErfahrung, durch psychischen Gesundheit. Unser Ziel besteht darin, das Stigma zu reduzieren. Im Fokus stehen dabei insbesondere das Bewusstma- • Sie hinterfragen Ängste und Vorurteile gegenüber psychischen Krisen. e Schülerinnen chen undund Schüler Beseitigen und ihreund von öffentlicher Lehrkräfte strukturellerLebenszuversicht Diskriminierung. gewinnen. • Sie erfahren, wo es Hilfe gibt. • Sie finden heraus, was sie stärkt und durch Krisen trägt (Resilienz). Die Strategie • Sie setzen sich auseinander, wie sie in ihren Einrichtungen (Schule, Hochschule, Betrieb) ein Klima schaffen, in dem es natürlich ist, über psychische Schwierigkeiten zu sprechen, niemand wegen psychischer Krisen ausgegrenzt wird und gemeinsam nach Lösungen gesucht wird. Die Wirkungsfaktoren • Wir agieren authentisch, offen und lösungsorientiert. informieren aufklären voneinander lernen • Wir setzen auf den Austausch von Lebenserfahrungen und auf das Voneinander-Lernen. • Wir orientieren uns an einem ganzheitlichen Konzept von Gesundheit. Die Kombination aus Information, Aufklärung und Kontakt mit Mitgliedern der stigmatisierten Gruppe erweist sich als vielversprechendste Anti-Stigma-Strategie.14 • Wir unterstützen die Teilnehmer, schwierige und tabuisierte Themen in einer wertschätzenden und konstruktiven Art und Weise zu besprechen. Die besondere Wirkung entsteht in einer einzigartigen Kombination aus dem klassischen Einsatz von fachlichen Experten • Wir reflektieren setting- und altersadäquate Ängste, Vorurteile und Bewältigungsstrategien. Unsere und einerArbeitsweise Interaktion mit Menschen (persönliche Experten), die seelische Krisen erfahren und gemeistert haben. • Wir tragen zusammen, wer wie im Ernstfall helfen kann. Wir arbeiten im Settingansatz / Lebensweltansatz – in Schule, Hochschule und Betrieb: • Wir ermutigen die jeweiligen Organisationen, die Förderung psychischer Gesundheit als Qualitätsmaß- Im Fokus steht hier die Veränderung der Rahmenbedingungen (Verhältnisse) genauso wie nahme zu betrachten. das Verhalten der einzelnen Menschen.15 Zentrales Handlungsprinzip ist die Vernetzung mit Partnern verschiedener Sektoren. Seite 13 von 36 Irrsinnig Menschlich e.V. Wir machen tabuisierte Themen in verschiedenen Settings leichter besprechbar. Damit wirken wir als »Türöffner« und ermutigen die Teilnehmer und Institutionen, bedürfnis- Die Anwendung und lösungsorientiert weiter zu arbeiten. Diesen Lösungsansatz praktizieren wir • seit 2001 im Setting Schule mit dem Programm »Verrückt? Na und! Seelisch fit in der Schule«. Wir arbeiten immer in Tandems aus fachlichen und persönlichen Expertinnen und Exper- ten. Die Fachexperten kommen aus der Prävention, Gesundheitsförderung und psycho- Es wird fortlaufend verbessert, an unterschiedliche Zielgruppen angepasst und national wie international verbreitet. sozialen Versorgung. Die persönlichen Experten haben selbst psychische Krisen / Krank- heiten erfahren und gemeistert. Sie studieren, befinden sich in Ausbildung oder sind • seit 2016 im Setting Unternehmen auf Kundenanfrage. berufstätig. Ein Teil von ihnen ist chronisch krank. Die persönlichen Experten wirken als • seit 2017 nach erfolgreichem Modellversuch im Setting Hochschule unter dem Namen Rollenmodell und Schlüssel zur Veränderung von Einstellungen und Verhalten. »Psychisch fit studieren« mit wachsender nationaler Verbreitung. 14 Rüsch, N., Berger, M., Finzen, A., Angermeyer, M. C. (2004). Das Stigma psychischer Erkrankungen – Ursachen, Formen und therapeutische Konsequenzen. In: Berger, M. (Hrsg.): Psychische Erkrankungen Klinik und Therapie, elektronisches Zusatzkapitel Stigma. www.berger-psychische- erkrankungen-klinikund therapie.de/ergaenzung_ruesch.pdf. Zugegriffen: 11.02.2018. 15 Leitfaden Prävention Handlungsfelder und Kriterien des GKV-Spitzenverbandes zur Umsetzung der §§20 und 20a SGB vom 21. Juni 2000 in der Fassung vom 10. Dezember 2014.
10 IRRSINNIG MENSCHLICH JAHRESBERICHT 2017 Das Problem und der Lösungsansatz 11 Weitere Finanzpartner 2.4. Unsere Förderer 2017 Unser bundesweiter Präventionspartner Viele Jahre haben wir uns mit diesem Lösungsansatz häufig »als einsamer Rufer in der Wüste« gefühlt. Heute sind wir glücklich und dankbar, die Unterstützung zahlreicher kompetenter, verlässlicher und auch langfristiger Partner und Förderer zu erhalten. Unsere Präventionsangebote überzeugen! Die BARMER fördert als gesetzliche Krankenkasse und Körperschaft des öffentlichen Rechts auf der Grundlage des § 20a SGB V nachhaltige und gesundheitsförderliche Programme und Projekte in der Lebenswelt Hochschule, die einer verhaltens- und verhältnispräventiven Zielsetzung dienen. Die BARMER unterstützt das Schulprogramm »Verrückt? Na und! Seelisch fit in der Schule« seit 2009 im Rahmen der Selbsthilfeförderung und seit 2014 nach dem Setting-Ansatz als Präventionsangebot in Schulen. Das Projekt »Psychisch fit studieren« fördert die BARMER vom ersten Pilotprojekt 2015 in Leipzig bis zur überregionalen Implementierung ab 2017. Gerade die Primärprävention von Verhaltensproblemen und die Förderung der Resilienz durch sozial- emotionale Kompetenzen bei jungen Menschen sind von hoher gesellschaftlicher Bedeutung. Das natio- nale Gesundheitsziel »Gesund aufwachsen« soll hierbei besonderes berücksichtigt werden. Deshalb setzt Die fachlichen Partner die BARMER auf die Zusammenarbeit mit externen Partnern, die Programme und Projekte zielgruppen- gerecht entwickeln und nachhaltig implementieren. Bundesweiter Präventionspartner
12 IRRSINNIG MENSCHLICH JAHRESBERICHT 2017 Setting Hochschule: »Psychisch fit studieren« 13 3. Setting Hochschule: »Psychisch fit studieren« 17 Format des Forums 3.1 Umsetzung • Niederschwellige Informationsveranstaltung; Dauer: ca. 90 min. • Richtet sich grundsätzlich an alle Studierenden, insbesondere an Studienanfänger. Wir verstehen »Psychisch fit studieren« als Weiterentwicklung von »Verrückt? Na und!«. • Findet in den sogenannten Einführungswochen zu Beginn des Studiums statt. Zu diesem Zeitpunkt »Psychisch fit studieren« will Studierende, Lehrkräfte und Beratungseinrichtungen der Hoch- können besonders viele Studierende erreicht werden. schulen ansprechen. Um Studierende für Gesundheitsförderung mit dem Schwerpunkt der • Wird in Kooperation mit Hochschulen, Studierendenwerken und Studierendenvertretungen psychischen Gesundheit zu sensibilisieren, bedarf es umfangreicher Informationen und Hilfe- organisiert und durchgeführt. stellungen für alle Beteiligten. • Die Beteiligung von Akteuren am Hochschulstandort ist ausdrücklich erwünscht: Psychosoziale Beratungsstellen der Studierendenwerke und der studentischen Selbstverwaltung, Hochschul- Ausgangssituation beauftragte für die Belange chronisch kranker und behinderter Studierender, lokale Hilfs- und Die Altersgruppe der Studierenden hat in Bezug auf Krankheiten die größte Angst vor psychischen Beratungsangebote etc. Krankheiten. Nach ihrer Selbsteinschätzung wirken sich psychische Beeinträchtigungen am stärksten auf • Wird von einem Tandem aus fachlichen und persönlichen Experten durchgeführt. Letztere kennen den Studienerfolg aus. Dazu kommt, dass nicht wenige Studierende das Studium bereits psychisch bela- psychische Krisen und ihre Bewältigung aus der eigenen Studienzeit. stet beginnen. Ihre psychische Beeinträchtigung ist für Dritte selten wahrnehmbar, sofern sie nicht selbst darauf aufmerksam machen. Beratung und Hilfe suchen sie häufig erst dann, wenn der Leidensdruck stark Ziele für die Teilnehmenden zugenommen hat.18 • Psychische Krisen und Erkrankungen im Studium besprechbar zu machen und besser zu verstehen. Zudem steigen die Depressionsdiagnosen bei Studierenden mit zunehmenden Alter an, während sie bei • Ängste und Vorurteile gegenüber psychischen Krisen hinterfragen und abbauen (Entstigmatisie- gleichaltrigen Nichtstudierenden abnehmen.19 rung). • Orientierung und Empowerment, sich bei psychischen Schwierigkeiten Hilfe zu suchen. • Hochschulen bestärken, ein Klima zu schaffen, in dem es normal ist, über psychische Schwierigkeiten Studierende: Je älter, desto häufiger depressiv zu sprechen und Lösungen dafür zu finden. Depressionen* bei Studierenden und Nichtstudierenden im Jahr 2015 in % 4,53 Studierende, weiblich 3.2 Eingesetzte Ressourcen (Input) 4,08 3,49 Nicht-Studierende, weiblich 2,76 Studierende, männlich Inputfaktoren Ressourcen 2017 2,47 2,14 2,11 Nicht-Studierende, männlich Personalkapazitäten von Irrsinnig Menschlich e.V. ca. 1 Mitarbeiterkapazität 0,93 Personalkosten von Irrsinnig Menschlich e.V. 49.120 € 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Sachkosten von Irrsinnig Menschlich e.V. 25.180 € Alter in Jahren *Ersterkrankung Quelle Barmer-Arztreport 2018 Anzahl der aktiven fachlichen und persönlichen Experten 9 17 Dieses Programm wird erstmals im Jahresbericht beschrieben und daher ausführlicher dargestellt als »Verrückt? Na und!«. 18 Deutsches Studentenwerk, Beeinträchtigt studieren, 2012. www.studentenwerke.de/sites/default/files/Beeintraechtigt_Studieren_Datenerhe- bung_01062012_0.pdf. Zugegriffen: 06.03.2018. 19 BARMER (2018). Arztreport 2018. Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse.
14 IRRSINNIG MENSCHLICH JAHRESBERICHT 2017 Setting Hochschule: »Psychisch fit studieren« 15 3.3 Erbrachte Leistungen (Output) und Wirkungen (Outcome) 3.5 Evaluation Aktuell liegen uns erste »Zufriedenheitsmessungen« der Studierenden aus dem ersten Durch- Kennziffern des Outputs Ergebnisse 2017 gang mit positiven Ergebnissen vor: Anzahl der teilnehmenden Studierenden ca. 800 Anzahl der teilnehmenden Hochschulen 16 Präsenz der lokalen Unterstützungssysteme für In ca. 90 % der Foren war mindestens eine Studierende der genannten Institutionen vertreten: 18 Psychosoziale Beratungsstellen der Studie- rendenwerke, Zentrale Studienberatung, 16 Sozialpsychiatrische Dienste, Selbsthilfe- 14 gruppen, BARMER.. 12 10 Unterstützung der Hochschulleitung bzw. Alle Foren wurden mit deren expliziter 8 der Studierendenwerke Unterstützung durchgeführt. 6 4 2 Unterstützung der Hochschulleitung bzw. der 100 % Studierendenwerke 0 gar nicht sehr Hoher Rücklauf der Feedbackbögen zur Evaluation 90 % Das mündliche Feedback der Studierenden sowie der Hochschul- und Studierendenwerkvertre- Zu Outcome zählen wir Einstellungsänderungen (z. B. Reduktion des Stigmas, operationalisiert über ter war durchweg positiv. Als besonders wichtig wurde Folgendes eingeschätzt: »Soziale Distanz«) und Verhaltensänderungen (z. B. aktives Hilfesuchverhalten). Zu Impact zählen wir Feldveränderungen im Setting, z. B. eine stärkere Kooperation der Unterstützungs- • Die Perspektive von Betroffenen (persönliche Experten). systeme am Hochschulstandort. • Die Mischung aus Information, Aufklärung, Begegnung und Beratung. Die Universität Leipzig führt im Rahmen des Projekts aktuell eine umfassende Evaluation der Pilotphase • Der offene Umgang mit dem Thema. durch, einschließlich der genannten Outcome- und Impactkriterien. Die Ergebnisse liegen Mitte 2018 vor • Die Erkenntnis, dass man nicht allein ist und dass es viele Ansprechpartner und Hilfsangebote gibt. und werden dann publiziert. 3.4 Qualitätssicherung » Studierendenwerk Darmstadt der TH Darmstadt, Universität Darmstadt, EHS Darmstadt, Ursula Lemmertz, Abteilungsleitung » Universität Paderborn, Jan Müller, Zentrale Studienberatung/Psychosoziale Beratung In dieser Pilotphase waren uns folgende Faktoren wichtig: »Sie haben einen sehr wertvollen Beitrag dazu »Von den Kollegen, die daran beteiligt waren, geleistet, dass wir das Thema Studium und kam durchweg eine sehr positive Rückmel- (psychische) Gesundheit mit einer spannenden dung zur Veranstaltung. Sie haben signalisiert, • Umsetzung der Erfahrungen aus zwei vorhergehenden Modellversuchen an der Universität Leipzig. Veranstaltung in die Wahrnehmung der Studie- wieder teilzunehmen. Auch für die Studie- renden bringen konnten. Ich freue mich, wenn renden halte ich diesen Veranstaltungsteil für • Ausbildung und Einsatz von zum Hochschulsetting passenden fachlichen und persönlichen Experten. wir so dem gemeinsamen Ziel: Aufklären, es aus enorm wichtig, da sie nach der Öffnung für • Kooperation mit den Hochschulpartnern. dem Tabubereich holen und den offenen Aus- das Thema unbedingt Ansprechpartner vor Ort tausch über Krisen und Schwierigkeiten, sowie kennenlernen müssen. Unsere psychologische • Vorbereitung und Durchführung einer Evaluation. Unterstützungen zu fördern, näher kommen. Beraterin hat direkt nach der Veranstaltung Tolle Gelegenheit sich zu vernetzten und öffent- Terminanfragen bekommen.« licher dar-/vorzustellen. Diese Chance haben wir als Beratungsstellen sonst kaum.«
16 IRRSINNIG MENSCHLICH JAHRESBERICHT 2017 Setting Hochschule: »Psychisch fit studieren« 17 3.6 Zielerreichung und Ausblick Mit der quantitativen Skalierung und qualitativen Resonanz im Jahr 2017 sind wir sehr zufrieden. Mittelfristig haben wir folgende Ziele: • Priorität hat die bundesweite Skalierung der Foren an zunehmend mehr Standorten und die Aufnah- me des Forums in die Einführungswochen. • Partizipation aller relevanten Unterstützungsangebote für Studierende. • Kooperation mit weiteren überregionalen Initiativen der Prävention und Gesundheitsförderung. • Ausbau von Prävention und Gesundheitsförderung an den Hochschulen, wie Multiplikatoren-Schulun- gen für Hochschuldozenten, Studienberater etc. • Ggf. Umsetzung adäquater Angebote für Master- und Promotionsstudierende. Die »Wiederholungs- buchung« für das Wintersemester 2018/19 liegt jetzt schon bei über 50 %. Im Sinne einer »sozialen Ansteckung« wird der Akquisitionsaufwand tendenziell abnehmen. Die Chancen für die weitere Skalierung sind u. E. groß: Die Sensibilität und Offenheit für das Thema nimmt zu, verbunden mit der Auflage für Hochschulen, sich stärker mit der Gefähr- dung durch psychosoziale Belastungen auseinanderzusetzen. Irrsinnig Menschlich e.V. ist die erste Organisation, die überregional eine niedrigschwellige Basisintervention skaliert. Die Manuela Richter-Werling eröffnet das »Psychisch fit studieren«-Forum am 2. Oktober 2017 an der Universität Leipzig. genannten Ziele sind erreichbar, sofern sich weitere Finanzpartner engagieren. Die Risiken schätzen wir als gering ein: Wir haben Erfahrung in der Skalierung eines Präventionsprogramms in dem mindestens ebenso herausfordernden Setting Schule. Die Pilotierung von »Psychisch fit studieren« war erfolgreich, das Programm findet offenkundig Resonanz bei Hochschulen. Wir haben bereits mehrere ausgebildete und praxiserprobte Teams fachlicher und persönlicher Experten für »Psychisch fit studieren«. Ausgehend von den Evaluationsergebnissen können wir unser Angebot stetig verbessern. Unsere »Psychisch fit studieren«-Tandems 2017
18 IRRSINNIG MENSCHLICH JAHRESBERICHT 2017 Setting Schule: »Verrückt? Na und!« 19 4. Setting Schule: »Verrückt? Na und! – Seelisch fit in der Schule« Verbreitung 4.1 Umsetzung »Verrückt? Na und!« wird nach einem »Social Franchise-System« verbreitet. Irrsinnig Menschlich e.V. stellt mit Unterstützung der BARMER den lokalen Umsetzungspartnern die komplette Programminfrastruktur zur Verfügung. In einer Kooperationsvereinbarung werden Rollen, Aufgaben und Kompetenzen festgehal- Psychische Erkrankungen beginnen oft im Jugendalter. Umso wichtiger sind deshalb Prävention und ten. Die Kosten für die Kooperationspartner liegen seit Jahren unverändert bei 500 E pro Jahr. Gesundheitsförderung. Die Schule ist dafür ein idealer Ort. Die »Verrückt? Na und!«-Schultage bringen das Thema psychische Gesundheit in die Schule und zeigen einfache und wirksame Wege, wie Schüler und Die Kooperationspartner besitzen fachliche Expertise auf dem Gebiet der psychischen Gesundheit, der Prä- Lehrkräfte gemeinsam Krisen meistern und seelische Gesundheit stärken können, damit alle gut die Schule vention und Gesundheitsförderung, sind vorzugsweise Organisationen, Einrichtungen oder ein Träger der schaffen. psychosozialen Versorgung und Gesundheitsförderung, sind regional bekannt und gut vernetzt. Sie schlie- ßen sich in Regionalgruppen zusammen, gewinnen die fachlichen und persönlichen Experten, werden Ziele des Schultags ausgebildet, informieren Schulen und verantworten die Umsetzung der Schultage an ihrem Standort.20 Das Format »Verrückt? Na und!« stärkt die psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern. Das bedeutet in der konkreten Umsetzung: Schüler und ihre Lehrkräfte … • lernen Warnsignale seelischer Krisen kennen. 4.2 Eingesetzte Ressourcen (Input) • sprechen über jugendtypische Bewältigungsstrategien. • hinterfragen Ängste und Vorurteile gegenüber psychischen Krisen. • erfahren, wo sie Hilfe erhalten. • finden heraus, was ihre Seele stärkt. Personalkapazitäten von Irrsinnig Menschlich e.V. ca. 5 Mitarbeiterkapazitäten • begegnen Menschen, die psychische Krisen gemeistert haben. Personalkosten von Irrsinnig Menschlich e.V. 242.198 € Zielgruppen Sachkosten von Irrsinnig Menschlich e.V. 218.861 € Schülerinnen und Schüler klassenweise ab Klasse 8 der Sekundarstufe I und II, gemeinsam mit ihren Lehrkräften. Anzahl der aktiven fachlichen und persönlichen Experten ca. 400 Inhalte »Verrückt? Na und!« verfolgt einen universellen Ansatz der Prävention und Gesundheitsförderung und will die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Schulalltag fördern und stärken. Dazu gehö- ren Schultage, Fortbildungen für Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter und Schulpsychologen, Fachveranstal- 4.3 Erbrachte Leistungen (Output) und Wirkungen (Outcome) tungen für Eltern und Träger der psychosozialen Versorgung. Im Sinne des sogenannten Setting-Ansatzes der Verhältnisprävention werden unter direkter Beteiligung der Betroffenen die jeweiligen Gesundheits- Leistungen Irrsinnig Menschlich e.V. potenziale und -risiken ermittelt und ein Prozess geplanter organisatorischer Veränderungen angestoßen. »Verrückt? Na und!« ist als niedrigschwellige Einstiegsintervention konzipiert und kann in institutionsüber- greifende »Präventionsketten« integriert werden. Neugründung Standorte / Regionalgruppen 2017 7 in Deutschland, 3 in Tschechien, 6 Teams für die Steiermark / Österreich Ausgangspunkt sind die Lebenserfahrungen der Schüler. Häufige Themen: Prüfungsstress, Mobbing, Management Standorte / Regionalgruppen Qualitätssicherung, Weiterentwicklung Schulleistungen, Belastung durch Krankheit, Suizid, psychisch- und suchtkranke Eltern, Drogen, Alkohol, des Konzepts, Kommunikation, Zukunftssorgen. Fundraising, Finanzierung Durch das Gespräch mit den persönlichen Experten bekommt das Thema seelische Gesundheit ein Gewinnung weiterer fachlicher und finanzieller Partner Publikationen in Medien, Präsentation Gesicht, ist zum Greifen nah – und dabei ganz normal. Diese unerwartete Begegnung ist der Schlüssel zur auf Konferenzen / Fachforen, Ansprache potenzieller Partner und Veränderung von Einstellungen und bestenfalls Verhalten bei Schülern und Lehrkräften. Umfangreiches Netzwerke Material ermöglicht eine nachhaltige Begleitung in der Schule. Am wirksamsten und nachhaltigsten ist es, wenn der Schultag in gesundheitsförderliche Schulentwicklung integriert wird. 20 Details siehe »Leitfaden Gründung Regionalgruppe« http://www.irrsinnig-menschlich.de/psychisch-fit-lernen/regionalgruppe-gruenden/
20 IRRSINNIG MENSCHLICH JAHRESBERICHT 2017 Setting Schule: »Verrückt? Na und!« 21 Regionale Kooperationspartner Neue regionale Kooperationspartner 2017
22 IRRSINNIG MENSCHLICH JAHRESBERICHT 2017 Setting Schule: »Verrückt? Na und!« 23 Standorte der Regionalgruppen Output Deutschland Die Zahl der Schultage hat sich gegenüber 2016 um 24 % erhöht. Reichweite Deutschland 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Deutschland: 64 aktive Regionalgruppen Anzahl der Schultage 310 325 374 449 534 663 Erreichte Schüler 10.050 9.750 11.200 12.600 15.000 18.000 Anzahl aktive Regionalgruppen 41 41 53 61 56 6421 Anzahl Schultage pro Regional- 7,5 7,9 7,1 7,4 9,5 10,4 gruppe Informationsveranstaltungen für 82 65 78 74 86 76 Lehrer, Eltern, Träger der sozialen Versorgung Tschechien: 11 Regionalgruppen 21 In dieser Übersicht werden ab 2016 ausschließlich Regionalgruppen aufgeführt, die im Berichtsjahr mindestens einen Schultag durchgeführt haben. Neugründungen, wie im Vorwort genannt, sind durch den Abschluss des Kooperationsvertrags definiert. I.d.R liegen zwischen dem Abschluss des Vertrags und der Aufnahme der operativen Tätigkeit mehrere Monate. Output International Entwicklung der Schultage 2015 2016 2017 Österreich 25 83 107 Slowakei: 3 Regionalgruppen Tschechien 39 59 63 Slowakei 13 36 15 Österreich: Bundesland Steiermark Summe 77 178 185
24 IRRSINNIG MENSCHLICH JAHRESBERICHT 2017 Setting Schule: »Verrückt? Na und!« 25 »Verrückt? Na und!« 2017 an der 56. Oberschule in Leipzig
26 IRRSINNIG MENSCHLICH JAHRESBERICHT 2017 Setting Schule: »Verrückt? Na und!« 27 Ge se lls ch af tlich tli e Wch e irk W un irk g un g Systemische Wirkungen des Schultags »Verrückt? Na und!« Gese Ge afch chlls llsse af tliche Wirkung 4.4 Qualitätssicherung »Verrückt? Na und!« löst Veränderungen bei den Zielgruppen, ihrem Lebens- Gesellschaftliche Wirkung »Verrückt? Na löst und!« löst Veränderungen bei den Zielgruppen, ihrem Lebensumfeld Das Programm erfüllt die zentralen Qualitätskriterien der gesetzlichen Krankenkassen, wie im Leitfaden »Verrückt? Na und!« umfeld und Veränderungen in der bei den Gesamtgesellschaft Zielgruppen, aus. ihrem Lebensumfeld »Verrückt? »Verrückt? Na Na und!« und!« löst löst Veränderungen Veränderungen bei bei den den Zielgruppen, Zielgruppen, ihrem ihrem Lebensumfeld Lebensumfeld Prävention definiert.22 und inund in der Gesamtgesellschaft der Gesamtgesellschaft aus. aus. und und in in der der Gesamtgesellschaft Gesamtgesellschaft aus. aus. Auf der operativen Ebene messen wir fortlaufend folgende Qualitätskriterien: »Verrückt? Na und!« löst Veränderungen Output bei den Zielgruppen, Output ihrem Outcome Lebensumfeld / Impact Outcome / Impact Output Outcome Qualitätsmerkmale Prozent und in der Gesamtgesellschaft aus. Output Outcome // Impact Impact besseres Wissen, veränderte besseres Wissen, Einstellungen verändertezu geringe Krankheitskosten, Einstellungen weil frühe zu geringe Krankheitskosten, weil frühe Anteil der Schultage, in denen Krisen-Auswegweiser eingesetzt wurden 68 % besseres seelischen Krisen und Wissen, veränderte Erkrankungen, Einstel- Zuversicht geringere Inanspruchnahme Krankheitskosten, von Hilfe Schüler Schüler Schüler besseres Wissen, besseres seelischen Krisen Wissen, veränderte und Einstellungen Erkrankungen, veränderte Output Krisen und Zuversicht Einstellungen zu zu geringe Krankheitskosten, Inanspruchnahme geringe von Krankheitskosten, Outcome / Impact Hilfe weil weil frühe frühe und Hoffnung, lungen zu psychischen verändertes Hilfesuchverhalten weil frühe Inanspruchnahme von Anteil der Schultage, in denen Info-Pocket-Guides zur psychischen Gesundheit Schüler seelischen und Hoffnung, seelischen Krisen Krisen und Erkrankungen, verändertes Zuversicht undHilfesuchverhalten und Erkrankungen, Zuversicht Inanspruchnahme von Inanspruchnahme von Hilfe Hilfe 77 % Schüler Erkrankungen, Zuversicht Hoff- Hilfen eingesetzt wurden und nung, und Hoffnung, verändertes Hoffnung, verändertes Hilfesuchverhalten Hilfesuchverhalten verändertes Hilfesuchverhalten besseres mehr Achtsamkeit, Wissen, veränderte Vertrauen und Zuversicht, Einstellungen besseres zu geringe Krankheitskosten, Klassenklima, mehr Schulerfolg weil frühe Achtsamkeit, Vertrauen und Zuversicht, Anteil der Schultage, für die ausgefüllte Evaluationsbögen von Schülern vorliegen Schüler mehr seelischen Probleme gemeinsam zu Krisen lösen und Erkrankungen, Zuversicht Inanspruchnahme von Hilfe mehr Schulerfolg besseres Klassenklima, 56 % Klasse mehr Probleme mehr Achtsamkeit, gemeinsam Achtsamkeit, Vertrauen zu lösen Vertrauen und und Zuversicht, Zuversicht, besseres besseres Klassenklima, Klassenklima, mehr Schulerfolg mehr Schulerfolg Klasse und Hoffnung, mehr Achtsamkeit,verändertes Vertrauen Hilfesuchverhalten und besseres Klassenklima, Klasse Probleme gemeinsam Probleme Probleme Zuversicht, gemeinsam zu lösen zu lösen zu gemeinsam mehr Schulerfolg Anteil der Schultage, für die ausgefüllte Evaluationsbögen von Lehrern vorliegen 55 % Klasse Klasse lösen mehr Achtsamkeit, Vertrauen und Zuversicht, besseres Klassenklima, mehr Schulerfolg Early Awareness für seelische Probleme gemeinsam Gesundheit, zu lösen Ak- Stärkung von gesundheitsförderlichen Schulent- Anteil der Schultage mit finanziellem Eigenbeitrag der Schule 53 % Klasse Early tivieren des Hilfs- undAwareness für seelische Gesundheit, Beratungssystems Ak- wicklungsprozessen, Stärkung von gesundheitsförderlichen verbesserte Schul- und Schulent- Schulen Early tivieren Awareness des Hilfs- für seelische seelische Gesundheit, Ak- Bildungsqualität Stärkung von von gesundheitsförderlichen verbesserte Schul- Schulent- und Anteil der Schultage, für deren Schulen eine langfristige Kooperation besteht Early Early Awareness Awareness fürund für Beratungssystems seelische Gesundheit, Ak- vonwicklungsprozessen, Stärkung Stärkung gesundheitsförderlichen gesundheitsförder- Schulent- 74 % Schulen Schulen tivieren tivieren des Gesundheit, Hilfs- Hilfs- und desAktivierenund desBeratungssystems wicklungsprozessen, verbesserte wicklungsprozessen, Beratungssystemslichen Schulentwicklungsprozes- Bildungsqualität verbesserte Schul- Schul- und und Schulen Schulen Hilfs- Earlyund Beratungssystems Awareness für seelische Gesundheit,sen, Ak-verbesserte Schul- und Bildungsqualität Stärkung von gesundheitsförderlichen Bildungsqualität Schulent- Anteil der Schultage, in denen mindestens eines der folgenden Elemente von 76 % Bildungsqualität Nachhaltigkeit gegeben ist: Bewusstsein tivieren für EarlydesAwareness bei Hilfs- und Beratungssystems engere Vernetzung und Koordination wicklungsprozessen, von Or- verbesserte Schul- und Schulen seelischer Gesundheit ganisationen aus Gesundheit, Bildung und Ausbil- Bildungsqualität • Nachbesprechung mit dem Lehrer Bewusstsein für Early Awareness bei engere Vernetzung und Koordination von Or- Gesundheits- und dung, Senkung der gesellschaftlichen Kosten • Fachinformation an den Lehrer Bewusstsein seelischer Bewusstsein für für Early Gesundheit Early Awareness Awareness bei bei engere engere Vernetzung ganisationen und und Koordination aus Gesundheit, Vernetzung Bildung undvon Koordination Or- Ausbil- von Or- Bildungssystem Gesundheits- Bewusstsein Zusätzlicher Nutzen für Earlymit für Menschen Awareness seelischen engere Vernetzung und Koordi- • Bestellung themenspezifischen Materials Gesundheits- und seelischer seelischer Gesundheit Gesundheit ganisationen dung, Senkung ganisationen aus Gesundheit, ausder Bildung gesellschaftlichen Gesundheit, und Bildung und Ausbil- Kosten Ausbil- Erkrankungenbei seelischer Gesundheit nation Nutzen von Organisationen Menschen aus • Lehrerfortbildung und und Gesundheits- Bildungssystem Gesundheits- und (persönliche Bewusstsein für Early Empower- Experten): Awareness bei Zusätzlicher engere fürVernetzung Senkung mit undseelischen der Koordination von Or- Kosten gesellschaftlichen Bildungssystem Zusätzlicher Nutzen für Menschen mit Gesundheit, dung, seelischen dung, Bildung Senkung und Ausbil-der gesellschaftlichen Kosten • Elternabend ment, Inklusion, Recovery, zusätzlicher seelischer mehrfür Nutzen Gesundheit Chancen Menschenauf mitErkrankungenganisationen (persönliche ausExperten): Senkung Gesundheit, Bildung und Ausbil- Bildungssystem Bildungssystem Zusätzlicher Erkrankungen Zusätzlicher Nutzen für für Menschen (persönliche Nutzen mit Experten): Menschen dung, Senkung seelischen mitEmpower- seelischen der gesellschaft- Zusätzlicher Nutzen für Menschen mit seelischen Gesundheits- und Beschäftigung seelischen und Arbeit Erkrankungen (persönliche der gesellschaftlichen Kosten • Vermittlung von Schülern an Hilfseinrichtung dung, Senkung der gesellschaftlichen Kosten lichen Kosten Erkrankungen ment, Inklusion, Erkrankungen Experten): (persönliche Recovery, (persönliche Empowerment, Experten): Empower- mehr Chancen Experten): Inklusion, Empower- Zusätzlicher Zusätzlicher Nutzen auf Erkrankungen Nutzen für für Menschen (persönliche mit Experten): Menschen Seite mit 27 von 36seelischen Senkung seelischen • Integration des Themas »seelische Gesundheit« in den Schulentwicklungsplan Bildungssystem Zusätzlicher Nutzen für Menschen mit seelischen Recovery, ment, Beschäftigungmehr Inklusion,Chancen und Arbeitauf Recovery, Beschäf- mehr zusätzlicher Chancen auf Nutzen der für Erkrankungen Men-(persönliche gesellschaftlichen ment, Inklusion, Recovery, mehr Chancen auf Erkrankungen (persönliche Experten): Senkung Irrsinnig Experten): Menschlich Kosten Senkung e.V. Erkrankungen tigung (persönliche Experten): Empower- und Arbeit schen mit Zusätzlicher psychischen Nutzen für Menschen mit seelischen Erkran- Beschäftigung Beschäftigung und Arbeit der der gesellschaftlichen gesellschaftlichen Kosten Kosten Seite 27 von 36 ment, Inklusion,und Arbeit mehr Chancen Recovery, kungen auf (persönliche Erkrankungen Experten): (persönliche Experten): Senkung Irrsinnig Seite Seite27 27von Menschlich 36 vone.V. 36 Beschäftigung und Arbeit Senkungder dergesellschaftlichen gesellschaftlichen Kosten Unsere zentralen Qualitätssicherungsmaßnahmen sind Kooperationsvereinbarungen, Trainings, Kosten Irrsinnig Irrsinnig Menschlich Menschlich e.V. e.V. Seite 27 von 36 Intervision, sowie verschiedene Austauschformate: Irrsinnig Menschlich e.V. Qualitätssicherungsmaßnahmen Art Einstiegsqualifizierung der persön- Training, Hospitation (mind. 3 Tage), Materialstudium sind lichen und fachlichen Experten verpflichtende Voraussetzung für den Einsatz Intervision Regelmäßige Intervisionsangebote im Netzwerk Netzwerktreffen 4 x pro Jahr treffen sich im Durchschnitt die Akteure der jeweiligen Regionalgruppen Strategietreffen für Regionalgruppenkoordinatoren 2 x pro Jahr Netzwerktreffen auf Landesebene 1 x pro Jahr Netzwerktreffen auf Bundesebene alle 2 Jahre 22 Leitfaden Prävention Handlungsfelder und Kriterien des GKV-Spitzenverbandes zur Umsetzung der §§ 20 und 20a SGB vom 21.06.2000 in der Fassung vom 10.12.2014. www.bdem.de/pdf/Leitfaden-Praevention.pdf. Zugegriffen: 06.03.2018.
28 IRRSINNIG MENSCHLICH JAHRESBERICHT 2017 Setting Schule: »Verrückt? Na und!« 29 »Verrückt? Na und!« wird seit 2009 in Zusammenarbeit mit der BARMER und 4.5 Evaluation gesundheitsziele.de durch die Selbsthilfeförderung und seit 2014 nach dem Setting-Ansatz nach § 20 a SGB V angeboten. Die Initiatorin des Programms, das Programm und seine Umsetzung durch regionale Reduktion des Stigmas bei Schülern Akteure des Gesundheitswesens wurden mehrfach ausgezeichnet: Die Reduktion des Stigmas ist für uns die zentrale Wirkung des Programms. Diese wurde mehrfach in Evaluationen der Universität Leipzig nachgewiesen.23 2009 Modellprojekt zur Umsetzung der nationalen Gesundheitsziele »Gesund aufwachsen« Wirkungsfaktoren im Setting Schule und »Depressive Erkrankungen verhindern« 2017 haben wir die Universität Leipzig beauftragt, die im Setting Schule relevanten Wirkungsfaktoren für 2009 Manuela Richter-Werling wird Ashoka-Fellow die Inanspruchnahme des Programms mittels quantitativer und qualitativer Methoden zu identifizieren und zu evaluieren. In die Mixed-Method-Studie einbezogen sind Beratungs-, Vertrauens-, Lehrkräfte, Schullei- 2011 2. Preis »Gesundes Land NRW« tungen, Schulsozialarbeiter und Präventionsverantwortliche. Die Evaluation wird im Rahmen des Präven- 2011 Manuela Richter-Werling wird eine der »150 Verantwortlichen« der Robert Bosch Stiftung tionsprogramms »Verrückt? Na und!« durch die BARMER gefördert. Die Ergebnisse liegen 2018 vor. 2012 »Wirkt-Siegel« von Phineo 2013 Hessischer Gesundheitspreis Hier erste Zwischenergebnisse aus der genannten Evaluation: 2013 DGPPN-Antistigma-Preis Fragestellung Zustimmungsquote 2014 1. Platz in der Kategorie »Wirkung²« im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungs- und Praxisprojekts »Soziale Innovationen in »Verrückt? Na und!« wurde vom Kollegium wiederholt als positiv bewertet 69 % Deutschland« 2014 Aufnahme in die »Grüne Liste Prävention« des Landespräventionsrats Niedersachsen 78 % Die Zusammenarbeit mit der Regionalgruppe von »Verrückt? Na und!« hat 2015 Großer Präventionspreis der Stiftung für gesundheitliche Prävention Baden-Württemberg sich als positiv herausgestellt Es ist für die Schulen besonders wichtig, mit regionalen Anbietern zusam- 50 % menzuarbeiten Buchung des »Verrückt? Na und!« Schultages aufgrund positiver Empfeh- 28 % lungen anderer Lehrer Die Lehrkräfte unserer Schule fühlen sich durch bereits vorhandene Fortbil- 9% dungsangebote ausreichend vorbereitet, um das Thema (Anm.: Seelische Gesundheit, Krisen, Erkrankung) mit den Schülern zu besprechen 23 Conrad I, Dietrich S, Heider D, Blume A. Angermeyer M. C. & Riedel-Heller St. (2009) »Crazy? So what!« A school programme to promote mental health and reduce stigma – results of a pilot study. Health Education, 109(4): 314–328 ISSN 0017-8969. Conrad, I., Heider, D., Schomerus, G., Angermeyer, M.C. & Riedel-Heller, St. (2010). Präventiv und stigmareduzierend? – Evaluation des Schulpro- jekts »Verrückt? Na und!«. ZPPP, 58 (4), 257–264.
30 IRRSINNIG MENSCHLICH JAHRESBERICHT 2017 Setting Schule: »Verrückt? Na und!« 31 Unsere Ziele für 2018 4.6 Zielerreichung und Ausblick Wir konnten die Zahl der Standorte, Regionalgruppen und insbesondere der Schultage weiter steigern. Reichweite und Qualität erhöhen: Die Reichweite und Qualität von »Verrückt? Na und!« zu erhöhen, geschieht bisher überwie- gend durch ehrenamtliches Engagement. Für eine substantielle Erhöhung der Reichweite bei hoher Qualität braucht es eine politisch initiierte Strukturveränderung, die es uns und dem Reichweite »Verrückt? Na und!« Sektor ermöglicht, sich zu professionalisieren. Deutschland und International Finanzielle Förderung und Unterstützung nachhaltig sichern: 2018 wollen wir die Zuschüsse für die Regionalgruppen möglichst weiter erhöhen. Stärkere Bündnisse bei Kooperation und Neugründungen: Bei der Gründung neuer Regionalgruppen wollen wir öffentliche Institutionen, insbesondere Gesundheitsämter und Jugendämter, von Beginn an stärker einbeziehen. Regionalgruppen werden wir in größeren regionalen Einheiten (Regierungsbezirk, Bundesland) aufbauen, um eine größere Zahl relevanter Organisationen einzubinden. International: Wir wollen den Ausbau in Österreich forcieren. Hier bestehen günstige Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges Finanzierungsmodell über den Fonds »Gesundes Österreich«. Auf dem von Ashoka Österreich organisierten »Impact Transfer Launch« in Wien 2017/18 konnten wir bereits potentielle Unterstützer, Förderer, Multiplikatoren für eine Skalierung interessieren. Ein wichtiger Qualitätsindikator ist die »Kundenbindung« zu den Schulen: 2016 und 2017 wurden 74 % der Schultage in Schulen durchgeführt, mit denen längerfristige Kooperationen bestehen. Die zentrale Stärke von »Verrückt? Na und!« besteht darin, dass es von zahlreichen inspirierten, engagierten und hoch motivierten Personen und Kooperationspartnern getragen wird. Dafür sind wir sehr dankbar! Die systemische Schwäche von »Verrückt? Na und!« besteht darin, dass die Prävention im Kinder- und Jugendbereich für die meisten beteiligten Organisationen nicht zu den Kernaufgaben gehört und deshalb nicht regelfinanziert wird. Der Versorgungsauftrag der meisten Trägerorganisa- tionen aus dem psychosozialen Bereich bezieht sich ausschließlich auf die Gruppe der Erwachsenen. Die Schultage sind deshalb für sie eine freiwillige Zusatzleistung! Manuela Richter-Werling beim »Impact Transfer Launch« von Ashoka Österreich am 18. Januar 2018 in Wien
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