PRAXISLEITFADEN BLÜTENMEER 2020 - MAßNAHMENBLATT 4.3.2 - STIFTUNG NATURSCHUTZ ...
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Praxisleitfaden BlütenMeer 2020. Maßnahmenblatt 4.3.2. Gefördert durch: Ein Projekt der: Natürlich hier.
Maßnahmenblatt 4.3.2 zum Praxisleitfaden BlütenMeer 2020 Wiederansiedlung von Arnika et al 2018). Wir führen das auf fehlende Durchwurzelungs- (Arnica montana) im Stiftungsland Schäfer- tiefe und Substratdifferenzen zwischen den humuslastigen haus Nord (Kreis-Schleswig-Flensburg) Anzuchterden und den meist sandigen Böden am Ansied- Arnika ist als Art der Heiden, Borstgras- und Magerrasen lungsort zurück. Zur erfolgreichen Etablierung auf som- im Norddeutschen Tiefland durch massiven Lebensraum- mertrockenen Standorten müssten die Wurzeln in Boden- verlust vom Aussterben bedroht und daher Zielart für tiefen von über 25 cm vorgedrungen sein. Wiederansiedlungsprojekte. Wie dramatisch der Rück- gang der Arnika-Population auf der schleswig-holsteini- Arnika ist auf Fremdbestäubung angewiesen und daher schen Geest war, lässt sich aus vegetatioskundlichen werden für Wiederansiedlungen auch Populationen von Dokumentation von Raabe & Saxen (1955) ersehen. Von über 1000 Exemplaren empfohlen, da bei Kleinpopulatio- damals 67 Fundorten ist heute keiner mehr vorhanden. nen die Fruchtbarkeit der Samen rapide abnimmt (Blach- Die Tieflandpopulation der Arnika unterscheidet sich ge- nik & Saller 2015). netisch von ihren Verwandten in den Bergregionen (Duwe et al. 2017). Im Projekt BlütenMeer 2020 wurden von den In der Halboffenen Weidelandschaft Schäferhaus-Nord nordfriesischen und steinburger Restpopulationen mit wurden 2.250 Exemplare zwei Monate alter Arnika-Jung- Sammelgenehmigung Saatgut gewonnen und die Art in pflanzen aus Quickpots (4 cm-Topfplatten) auf zwei der Arche-Gärtnerei Eggebek in Mutterpflanzenkultur ge- Plaggflächen mit Pflanzhacken ausgepflanzt. Die Aus- nommen, um sowohl Saat für Aussaaten als auch für die pflanzung am 28.06.2016 erfolgte in einer nasskühlen Vermehrung von Topfpflanzen zu erhalten. Im Projekt Sommerphase auf humos sandigem Boden (pH-Wert wurden Aussaaten in Saatmischungen, Pflanzungen von 3,6 – 4,0). Die Jungpflanzen haben im ersten Jahr haupt- Jungpflanzen und Auspflanzungen aus 9er-Töpfen vorge- sächlich in Wurzelmasse investiert und im Folgejahr nommen. Der Wiederansiedlungserfolg durch Aussaaten nicht geblüht. Unter den nährstoffarmen, relativ trocke- auf Rohbodenflächen gilt gemeinhin als erfolgverspre- nen Bedingungen haben sie sich gewissermaßen hochge- chendste Variante (Blachnik & Saller 2015), da sich das hungert, haben aber nach einem Jahr eine Überlebensrate Wurzelsystem am besten mit dem Boden verbinden kann. von 90 % erreicht. Dies ist bemerkenswert, da bei ver- Im Projekt erwiesen sich jedoch bisher die Auspflanzun- gleichbaren Auspflanzungen älterer Pflanzen aus 9er- gen von Jungpflanzen aus Quickpots als am vorteilhaftes- Töpfen im ersten Jahr Überlebensraten von nur 40 bis ten, da sie noch nicht ihre volle Wurzelbildung abge- 65 % erreicht wurden, dann allerdings mit Blühraten von schlossen haben und sich daher sehr gut mit dem Boden 25 – 70%. Jene Pflanzungen waren sehr trockenheitsemp- des Auspflanzungsortes verbinden, eine Erfahrung, die findlich, was dann im auf die Blüte folgenden Hochsom- auch im Hessischen Arnika-Projekt gemacht werden mer, insbesondere im Dürresommer 2018, zu teilweisen konnte (Stanik et al 2018). Totalausfällen führte. Zu Totalausfällen kam es bei der Jungpflanzen-Auspflanzung im Schäferhaus auch im Die Auspflanzung von erwachsenen Arnika aus 9er-Töpfen Dürresommer 2018 nicht, aber auch hier sind die Pflanzen verlief in der Regel gleichfalls bis zur ersten Blüte gut, die in den trockensten Teilbereichen der Pflanzung vertrock- Pflanzen kamen wohlbehalten über den Winter und bilde- net. 2019 hatten zwischen 25 und 50 % überlebt und zeig- ten schöne Blühaspekte im Juni. Danach gab es häufig ten eine hohe Blührate. Totalausfälle durch Sommertrockenheit (vgl. auch Stanik Abb. 1 & 2: Mutterpflanzenkultur zur Arterhaltung und Saatvermehrung von schleswig-holsteinischer Arnika in der Arche-Gärtnerei Eggebek (Kreis Schleswig-Flensburg)(Fotos W. Busch). 2
Abb. 3 & 4: Arnika-Pflanzung mit der Pflanzhacke am 28. Juni 2016 (Foto W. Busch) und vitale kleine Arnika-Pflanze im Oktober 2016 (Foto C. Dolnik) im Schäferhaus-Nord bei Flensburg. Abb. 5 & 6: Arnika-Rosette nach überstandenem Winter 2017 mit vielen abgestorbenen Blättern treibt wieder neu aus (Foto W. Busch) und Arnika-Blüte im Juni 2019 im Schäferhaus-Nord (Foto M. Büttner). Literatur Blachnik, T., Saller, R. (2015): In situVermehrung von Arnica montana – Ergebnisse und Handlungsempfehlungen für die ArtenschutzPraxis. ANLiegen Natur 37(1): 31 – 41. Christiansen, W. (1953): Neue kritische Flora von Schles- wig-Holstein. Buchverlag Heinrich Möller Söhne, Rendsburg, 532 S. Duwe, V. K.; Muller, L. A. H.; Borsch, T.; Ismail, S. A. (2017): Pervasive genetic differentiation among Central Euro- pean populations of the threatened Arnica montana L. and genetic erosion at lower elevations. Perspect. Plant Ecol. Evol. Syst. 27: 45–5. Raabe, E.W. & Saxen, W. (1955): Über Arnica montana und den Nardus-Rasen. − Mitt. Arbeitsgem. Flor. Schleswig- Holstein und Hamburg 5: 185−210, Kiel. Stanik, N., Verena Hollmann, Ansgar Hoppe, Ilona Leyer, Gert Rosenthal, Winfried Türk & Jörg Weise (2018): Die Arnika (Arnica montana L.): Erfahrungen und vorläufi- ge Ergebnisse aus Praxis und Forschung zu Rückgang, Hilfsmaßnahmen und Managementperspektiven für eine Verantwortungsart unseres Berggrünlandes. – Abb. 7: Arnika in Weidelandschaft Schäferhaus aus Topfpflanzung Jahrbuch Naturschutz in Hessen 17: 99-104. (9er Töpfe) (Foto C. Dolnik). 3
Herausgeberin: Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein Eschenbrook 4 | 24113 Molfsee info@stiftungsland.de www.stiftungsland.de Elektronischer Anhang zum Praxisleitfaden BlütenMeer 2020. Blumenwiesen und Heiden entwickeln. Maßnahmenblatt 4.3.2 Wiederansiedlung von Arnika (Arnica montana) im Stif- tungsland Schäferhaus Nord (Kreis-Schleswig-Flensburg) Autor Maßnahmenblatt: Christian Dolnik (Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein) Titelfoto: Wildblumenwiese aus Regio-Saatgut im Blühaspekt mit Wie- sen-Margerite, Spitz-Wegerich, Ferkelkraut sowie mit Heide- Nelke aus Regio-Plus-Saatgut drei Jahre nach Umbruch eines Weidelgras-Ackers durch Fräsen auf humos-sandigen Böden am Schafflunder Mühlenstrom bei Schafflund, Kreis Schles- wig-Flensburg (vgl. Praxisbeispiel 4.1.5, Foto: M. Büttner) Fotos: Malte Büttner, Wiebke Busch, Christian Dolnik Herstellung: Stand: Oktober 2020 Gestaltung: AlsterWerk MedienService GmbH Das Projekt „BlütenMeer 2020“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Natur- schutz und nukleare Sicherheit gefördert. Praxisleitfaden und elektronische Maßnahmenblätter geben die Auffassung und Meinung des Zuwendungsempfängers des Bundesprogramms wieder und müssen nicht mit der Auffassung des Zuwen- dungsgebers übereinstimmen. 4
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