PRESS REVIEW Thursday, September 24, 2020 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal
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PRESS REVIEW Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal Thursday, September 24, 2020
PRESS REVIEW Thursday, September 24, 2020 Rbb Inforadio, PBS Erfahrungen mit den neuen Hygieneregeln in Kulturbetrieben. Ole Baekhoj und andere Intendanten schildern Eindrücke Al Hurra, PBS Arabic Music Days 2020 Amal Berlin, PBS Ein magischer arabischer Abend in Berlin Wotans Opernkritik, PBS „Russischer Liederabend": Olga Peretyatko und Elena Bashkirova Süddeutsche Zeitung Willkommene Üppigkeit. Der Bund will 2 Milliarden für Kultur ausgeben New York Times The Metropolitan Opera won‘t reopen for another year The Guardian Third of British musicians may quit industry amid pandemic Süddeutsche Zeitung Ausgewalzt. Der Wiener Opernball ist abgesagt – das passiert nur selten Der Tagesspiegel Eine kleine Mondmusik. Einsam, einsamer, Jazzklavier: Michael Wollny und Dominik Wania veröffentlichen neue Soloalben
Erfahrungen mit den neuen Hygienregeln in Kulturbetrieben | Inforadio https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/kultur/202009... Mi 23.09.2020 | 16:55 | Kultur Erfahrungen mit den neuen Hygieneregeln in Kulturbetrieben Vor gut zwei Wochen hat die Berliner Kulturverwaltung ein neues Hygienekonzept für Theater und Konzerthäuser vorgestellt: Ein Sitzabstand von einem Meter im "Schachbrett", eine "maschinelle Belüftung" im Saal und Maskenpflicht der Besucher. Inforadio-Reporter Hans Ackermann hat nachgefragt, wie sich das Konzept umsetzen lässt. Stand vom 23.09.2020 1 von 1 23.09.2020, 16:53
! - Amal, Berlinﺃﻣﺴﻴﺔ ﻋﺮﺑﻴﺔ ﺳﺎﺣﺮﺓ ﺗﺤﺒﺲ ﺃﻧﻔﺎﺱ ﺍﻟﺠﻤﻬﻮﺭ ﻓﻲ ﺑﺮﻟﻴﻦ /ﺃﻣﺴﻴﺔ-ﻋﺮﺑﻴﺔ-ﺳﺎﺣﺮﺓ-ﺗﺤﺒﺲ-ﺃﻧﻔﺎﺱ-ﺍﻟﺠﻤﻬﻮﺭ-ﻑhttps://amalberlin.de/2020/09/23/ اﻟﻌﺮﺑﻴﺔ ﻓﺎر ﻫﺎﻣﺒﻮر غ اﻟﻔﻴﺪﻳﻮ وﺟﻬﺔ ﻧﻈﺮ ﻧﺸﺎﻃﺎت اﻟﻤﺠﺘﻤﻊ ﺑﺎﻧﻮراﻣﺎ ﺛﻘﺎﻓﺔ وﻓﻦ اﻟﺴﻴﺎﺳﺔ ﻛﻮروﻧﺎ اﻟﺼﻔﺤﺔ اﻟﺮﺋﻴﺴﻴﺔ ﺳﺒﺘﻤﺒﺮ ﺛﻘﺎﻓﺔ وﻓﻦ أﻣﺴﻴﺔ ﻋﺮﺑﻴﺔ ﺳﺎﺣﺮة ﺗﺤﺒﺲ اﻟﻔﻴﺪﻳﻮ أﻛﺘﻮﺑﺮ أﻧﻔﺎس اﻟﺠﻤﻬﻮر ﻓﻲ ﺑﺮﻟﻴﻦ أﺳﺒﻮ ع اﻟﻤﻮﺳﻴﻘﻰ ﺳﻌﺖ ﻓﻌﺎﻟﻴﺎت ﻫﺬا اﻟﻌﺎم ﻣﻦ أﻳﺎم اﻟﻤﻮﺳﻴﻘﻰ اﻟﻌﺮﺑﻴﺔ ﺑﺒﺮﻟﻴﻦ اﻟﻌﺮﺑﻴﺔ اﻟﺜﺎﻧﻲ اﻟﺘﻲ ُأﻗﻴﻤﺖ ﻣﺆﺧﺮاً ،ﻟﺘﻘﺪﻳﻢ ﺻﻮرة ﺑﺎﻧﻮراﻣﻴﺔ ﻋﻦ اﻟﺜﻘﺎﻓﺔ اﻟﻌﺮﺑﻴﺔ ،ﻋﺒﺮ وﺣﻀﻮر ﻣﺠﻤﻮﻋﺔ ﻣﻤﻴﺰة ﻣﻦ اﻟﺤﻔ ت اﻟﻤﻮﺳﻴﻘﻴﺔ ،ﻟﻌﺪد ﻣﻦ اﻟﻌﺎزﻓﻴﻦ اﻟﻐﻨﺎء واﻟﻔﻨﺎﻧﻴﻦ اﻟﻌﺮب ﻛـ ﻧﺼﻴﺮ ﺷﻤﺔ ،ﻗﺘﻴﺒﺔ اﻟﻨﻌﻴﻤﻲ ،وﺑﺸﺎر زرﻗﺎن ،وﻗﺪ ا ﺻ ﻴﻞ ﺣﻈﻴﺖ ﺗﻠﻚ ا ﻣﺴﻴﺎت اﻟﻤﻮﺳﻴﻘﻴﺔ ﺑﺈﻗﺒﺎل ﺟﻤﺎﻫﻴﺮي ﻓﺖ رﻏﻢ ﻓﻲ ﺑﺮﻟﻴﻦ إﺟﺮاءات اﻟﻮﻗﺎﻳﺔ ﻣﻦ ﻛﻮروﻧﺎ اﻟﻤﺸﺪدة اﻟﻔﻴﺪﻳﻮ أﻛﺘﻮﺑﺮ اﻟﺼﺎﻟﺔ اﻟﻤﻮﺳﻴﻘﻴﺔ اﻟﻤﺴﺘﺪﻳﺮة ﻓﻲ اﻟﻴﻮم ا ول ،ﻛﺎن ﻳﻠﻌﻮﻫﺎ ﻣﻜﺒﺮات ﻟﻘﺎء ﺧﺎص اﻟﺼﻮت اﻟﻤﺰ ﻳﻨﺔ ﺑﺄﺿﻮاء ﻣﺘﻨﺎﺛﺮة وﻣﻮﺟﻬﺔ ﻋﻠﻰ اﻟﻌﺎزﻓﻴﻦ اﻟﺬﻳﻦ ﻣﻊ رﺷﺎ ﻗﺪﻣﻮا ﻣﻦ دول ﻣﺨﺘﻠﻔﺔ ﺑﺎﻛﺴﺘﺎن ،ﺗﺮﻛﻴﺎ ،ﻛﺮدﺳﺘﺎن اﻟﻌﺮاق ،اﻟﺒﺮاز ﻳﻞ، رزق وﻟﺒﺎﻧﺔ واﻟﻌﺮاق ﻟﻴﻨﻘﻠﻮا ﻋﺸﻘﻬﻢ ﻟﻠﻤﻮﺳﻴﻘﻰ اﻟﻌﺮﺑﻴﺔ اﻟﺘﻲ ﺗﺨﻄﺖ اﻟﺤﺪود اﻟﻘﻨﻄﺎر ﻓﻲ ﺑﺜﺮاﺋﻬﺎ ،وﻛﺎﻧﺖ ﺳﻔﻴًﺮا راﻗﻴًﺎ ﻟﻠﺜﻘﺎﻓﺔ اﻟﻌﺮﺑﻴﺔ ﺣﻤﻞ اﺳﻢ أﺳﺒﻮ ع ﻓﻴﻠﻬﺎرﻣﻮﻧﻲ اﻟﻤﻮﺳﻴﻘﻰ اﻟﻌﺮﺑﻴﺔ ﻓﻲ ﺑﺮﻟﻴﻦ ﺑﺮﻟﻴﻦ 23.09.2020, 15:50
! - Amal, Berlinﺃﻣﺴﻴﺔ ﻋﺮﺑﻴﺔ ﺳﺎﺣﺮﺓ ﺗﺤﺒﺲ ﺃﻧﻔﺎﺱ ﺍﻟﺠﻤﻬﻮﺭ ﻓﻲ ﺑﺮﻟﻴﻦ /ﺃﻣﺴﻴﺔ-ﻋﺮﺑﻴﺔ-ﺳﺎﺣﺮﺓ-ﺗﺤﺒﺲ-ﺃﻧﻔﺎﺱ-ﺍﻟﺠﻤﻬﻮﺭ-ﻑhttps://amalberlin.de/2020/09/23/ ﺷﺨﺼﻴًﺎ اﺳﺘﻤﻊ داﺋﻤﺎ ﻋﺰف ﻧﺼﻴﺮ ﻋﻠﻰ ﻳﻮﺗﻴﻮب ،وأﻧﺎ ﻣﻦ اﻟﻤﻌﺠﺒﻴﻦ ﺑﺄداﺋﻪ اﻟﻤﺮﻫﻒ ،اﻟﺬي ﻳﺨﺘﻠﻒ ﺣﻘﻴﻘﺎ ﻋﻦ ﺷﺨﺼﻪ ،ﻓﻬﻮ ﻣﺒﺪع ﺑﺎﻟﻌﺰف وﺑﻌ ﻗﺎﺗﻪ ا ﺟﺘﻤﺎﻋﻴﺔ اﻟﺘﻲ ﻳﺘﺮﺟﻤﻬﺎ ﻣﻦ ﺧ ل اﺑﺘﺴﺎﻣﺘﻪ وﺗﺤﻴﺘﻪ اﻟﺤﺎرة وري أن ﻳﻌﺮﻓﻚ ﺳﺎﺑﻘﺎ ﻟﻴﻠﻘﻲ ﻋﻠﻴﻚ اﻟﺘﺤﻴﺔ ﻟﻠﺠﻤﻬﻮر ،ﻓﻠﻴﺲ ﻣﻦ اﻟ ﻳﻦ ﺗﺘﺮاﻗﺺ ﻣﻊ ﺑﺈﺑﺘﺴﺎﻣﺔ ﻣﺘﻮاﺿﻌﺔ راﺣﺖ ﻋﻴﻮن وأﻓﺌﺪة اﻟﺤﺎ اﻟﻤﻮﺳﻴﻘﻰ اﻟﺘﻲ وز ع أدوارﻫﺎ ﻧﺼﻴﺮ ﻓﻲ اﻟﻴﻮم ا ول دﺧﻞ ق ،ﺣﻴﺚ ارﺗﺴﻤﺖ ﻳﺸﺒﻪ ﻛﺜﻴﺮا اﻟ ﻳﻦ ﻓﻲ ﻋﺎﻟﻢ آﺧﺮ اﻟﺤﺎ ﻳﻦ ا ﺑﺘﺴﺎﻣﺎت ﻋﻠﻰ وﺟﻮه ﻣﻌﻈﻢ اﻟﺤﺎ اﻋﺘﺪت داﺋﻤﺎ أن ﺗﺮاﻓﻘﻨﻲ اﻟﻜﺎﻣﻴﺮا ﻟﺘﻘﻂ ردات ﻓﻌﻞ اﻟﺠﻤﻬﻮر ﺑﻬﻜﺬا ﻧﻮ ع ﻣﻦ اﻟﻤﻨﺎﺳﺒﺎت ،ﻟﻜﻦ ﻫﺬه اﻟﻤﺮة اﺗﻴﺤﺖ ﻟﻲ اﻟﻔﺮﺻﺔ ﻟ ﺳﺘﻤﺘﺎع أﻛﺜﺮ ﺑﺎﻟﻤﻮﺳﻴﻘﻰ واﻧﻔﻌﺎ ت اﻟﺤﻀﻮر ،دون أن ﻳﺸﻐﻞ ﺑﺎﻟﻲ اﻟﺘﻘﺎط اﻟﺼﻮر وا ﺿﺎءة واﻣﺘﻌﺎض اﻟﺒﻌﺾ ﻣﻦ ﺣﺮﻛﺘﻲ اﻟﻤﺴﺘﻤﺮة ﺧﺬ اﻟﻠﻘﻄﺔ اﻟﻤﻨﺎﺳﺒﺔ ﻟﻘﺪ ﻛﺎن اﻟﻮﻗﺖ ﻛﻠﻪ ﻣﺘﺎًﺣﺎ ﻟﺘﺬوق اﻟﻤﻮﺳﻴﻘﻰ، ﻳﻦ اﻟﻄﺮﺑﻴﺔ ﻣﻊ واﻟﺘﺤﻠﻴﻖ ﻣﻊ ا ﻧﻐﺎم اﻟﻌﺬﺑﺔ ﻛﺎن ﺗﻔﺎﻋ ت اﻟﺤﺎ اﻟﺤﺪث ﻓﺘﺔ ،ﻟﻤﺤﺖ ﻓﺘﺎة ﺗﻤﻌﻦ اﻟﻨﻈﺮ ﺑﺎﻟﻌﺎزﻓﻴﻦ ،وﺗﺤﺮك أﺻﺎﺑﻌﻬﺎ ﻛﻤﺎ ﻟﻮ أﻧﻬﺎ ﺗﻌﺰف ﻋﻦ ﺑﻌﺪ ،أﺗﺒﻴﻦ ﻣﺎ إذا ﻛﺎﻧﺖ ﻓﺘﺎة ﻋﺮﺑﻴﺔ ﺗﻨﺘﻤﻲ ﻟﻬﺬا اﻟﺘﺮاث اﻟﻤﻮﺳﻴﻘﻲ اﻟﻌﻈﻴﻢ ،أم أﻟﻤﺎﻧﻴﺔ ﻣﻌﺠﺒﺔ ﺑﻤﻮﺳﻴﻘﺎﻧﺎ اﻟﺨﺎﻟﺪة أﺧﻔﻰ ﻗﻨﺎع اﻟﻮﺟﻪ ﻫﻮ ﻳﺘﻬﺎ ﻛﺴﺎﺋﺮ اﻟﺤﻀﻮر اﻟﻤﺘﺒﺎﻋﺪﻳﻦ ﻋﻦ ﺑﻌﻀﻬﻢ ﺑﺴﺒﺐ اﻟﻔﻴﺮوس ﻟﻔﺘﺖ اﻧﺘﺒﺎﻫﻲ ﺳﻴﺪة اﺧﺮى ﺗﺠﺎﻫﻠﺖ ﺗﺤﺬﻳﺮات ﻋﺪم اﻟﺘﺼﻮ ﻳﺮ ،وراﺣﺖ ﺗﺴﺠﻞ ا ﻣﺴﻴﺔ ﺑﻬﺎﺗﻔﻬﺎ اﻟﻤﺤﻤﻮل ،ﻣﺎ ﻫﻲ إ ﻟﺤﻈﺎت ﺣﺘﻰ رﺑﺖ ﻋﻠﻰ ﻛﺘﻔﻬﺎ ﺑﺸﻜﻞ ﺑﺪى ﻣﺰﻋًﺠﺎ ،ﺷﺨﺺ آﺧﺮ ﺟﻠﺲ ﺧﻠﻔﻬﺎ وﻫﻤﺲ أدري ﻣﺎذا ﺣﺼﻞ ،ﻟﻜﻦ اﻟﺴﻴﺪة ﻏﺎدرت اﻟﺘﺼﻮ ﻳﺮ ﻣﻤﻨﻮ ع ﻗﺎﺋ ً ﺑﺮﻓﻘﺔ زوﺟﻬﺎ اﻟﻤﻜﺎن ،وﺑﺪى ﻋﻠﻴﻬﺎ اﻧﺰﻋﺎج وﻏﻀﺐ أﻓﺴﺪ ا ﻣﺴﻴﺔ اﻟﺘﻲ أرادت أن ﺗﺨﻠﺪ ﻟﺤﻈﺎت ﻣﻨﻬﺎ ﺑﺼﻮرة أو ﺗﺴﺠﻴﻞ ﻓﻴﺪﻳﻮ ﻏﺎدرت اﻟﺼﺎﻟﺔ وﺑﻘﻴﺖ ﺻﺪى اﻟﻤﻮﺳﻴﻘﻰ وﺻﻮت اﻟﻔﻨﺎن ﺑﺸﺎر زرﻗﺎن ﻣﻘﺘﻄﻔﺎت ﻣﻦ ﻗﺼﺎﺋﺪ ﻳﺘﻜﺮر ﻓﻲ ﻋﻘﻠﻲ ،وأﻏﻨﻲ ﺑﻴﻨﻲ وﺑﻴﻦ ﻧﻔ اﻟﺤ ج ،وأﺷﻌﺎر أﺧﺮى ﺗﺤﺒﺲ ا ﻧﻔﺎس ﻋﻨﺪﻣﺎ ﺗﺴﻤﻌﻬﺎ ﺑﺄﺻﻮات ﺳﺎﺣﺮة 23.09.2020, 15:50
23.9.2020 „Russischer Liederabend": Olga Peretyatko - Pierre-Boulez-Saal Berlin - 12.9.2020 - Wotans Opernkritik Wotans Opernkritik 19. September 202020. September 2020 Besprechung von Markus Guggenberger „Russischer Liederabend": Olga Peretyatko + Elena Bashkirova Musik von Michail Glinka, Sergej Prokofjew, Sergej Rachmaninow und Dmitri Schostakowitsch Solistin: Olga Peretyatko Klavier: Elena Bashkirova Violine: Jiyoon Lee Violoncello: Alexander Kovalev Nachdem seit Mitte März 2020 sämtliche Konzerthäuser, Theater und Orchestervereinigungen in Deutschland gezwungen waren, ihren Konzert- bzw. Spielbetrieb auf Grund der Covid-19-Pandemie abrupt einzustellen, öffnet der Pierre-Boulez-Saal am 12. September seine Pforten für eine geringe Anzahl an Besuchern, um die anstehende Saison 2020/21 mit einem außergewöhnlichen Liederabend in hochkarätiger Besetzung zu eröffnen. Die Sopranistin Olga Peretyatko interpretiert gemeinsam mit der Pianistin Elena Bashkirova ausgewählte Lieder aus dem russischen Lied-Repertoire und gibt damit den Auftakt zu einem vom Publikum langersehnten „Russischen Liederabend-Zyklus", der in aktuellen Saison einen Schwerpunkt des Liederabend-Programms darstellen wird. https://wotansopernkritikblog.wordpress.com/2020/09/19/russischer-liederabend-olga-peretyatko-pierre-boulez-saal-berlin-12-9-2020/
23.9.2020 „Russischer Liederabend": Olga Peretyatko - Pierre-Boulez-Saal Berlin - 12.9.2020 - Wotans Opernkritik Olga Peretyatko, die als eine der renommiertesten Sopranistinnen der Gegenwart gilt, widmet sich in regelmäßigen Abständen dem russischen Lied-Gesang - sei es mit Orchester, sei es mit pianistischer Begleitung -, wobei ihr als Muttersprachlerin ebenjenes Fach, nicht nur gesanglich, sondern auch artikulatorisch besonders schmeichelt. Auf Grund dieser idealen Voraussetzungen ist es von besonders großem Interesse, auf welche Art und Weise Olga Peretyatko die Intimität und Ästhetik dieser doch recht spezifischen und komplexen Musikgattung zu interpretieren vermag. Um sich einem Liederabend in voller Konzentration widmen zu können, sollte in Vorbereitung ein allgemeiner Blick auf die Gattung „Lied" geworfen werden, die in Mitteleuropa ja vor allem mit dem deutschen Komponisten Franz Schubert identifiziert wird, der von je her als Vorreiter in diesem Genre gegolten hat. Das „Lied" per se wird zusammen mit bestimmten kammermusikalischen Ausführungen als Gipfel der musikalischen Kunstfertigkeit angesehen, wobei sich vor allem das Können, die Intimität und die Symbiose zwischen dem Interpreten und dem Liedbegleiter zeigen. Bedeutende Lied-Komponisten zeigen bei der Auswahl der zugrundeliegenden Lied-Gedichte und-Verse den Facettenreichtum dieser einzigartigen Kunstform, wobei die in Worte gefassten, seelischen Befindlichkeiten und Bedürfnisse in Musik übertragen werden. Ein sehr spezielles Pendant zum „Deutschen Kunst-Lied" stellt das russische „pesnja" dar, das recht allgemein gehalten so etwas wie „Lied" bedeutet, wobei die Tendenz eher in das russische „Volkslied" weist. Elitäre Lieder der sog. „Hochkultur" werden im Russischen als „romans" bezeichnet und meinen überwiegend anspruchsvollere Kompositionen, die häufig mit Instrumenten begleitet werden. Gemeinhin gilt Michail Glinka als der „Schubert Russlands", der die Romanzen-Komposition in Ost-Europa zweifelsohne initiiert hat und damit als Vorreiter in die Annalen der Musikgeschichte eingegangen ist. Doch die Frage ist natürlich, was verbindet die beiden grundlegend unterschiedlichen Arten der Lied-Komposition? Überraschenderweise gibt es trotz der kulturellen Unterschiede zahlreiche stilistische Ähnlichkeiten, wobei man feststellen muss, dass sich das Deutsche Liedgut Schuberts in seiner klanglichen Struktur eher als „frühromantisch" und das Russische Liedgut als „spätromantisch" offenbart. Der gemeinsame Nenner, der beide Lied-Gattungen miteinander verbindet, ist die Bipolarität aus Licht und Schatten, Liebe und Hass sowie Leben und Tod. Ein wesentlicher Unterschied besteht in der Musiksprache, die im Deutschen Lied weitaus eleganter ist als im Russischen, das sich vor allem über seine schmerzvolle Melancholie und partielle Morbidität definiert. Besonders beim Russischen Lied gelingt die Imagination durch die musikalische Suggestion von Natur- und Seelenbildern. Dabei ist zu beachten, dass viele ebenjener bedeutenden russischen Komponisten auf dem einfachen Lande groß geworden sind - die häufig anzutreffende Bodenständigkeit und naturalistisch- romantische Ausdrucksweise gründet in diesem nicht zu unterschätzenden Faktum. Der Tod, der herbe Realismus des Lebensvollzuges sowie die tiefschürfende Auseinandersetzung mit dem Ego sind zentrale Topoi der russischen Klangkolorite und -strukturen, wodurch sie oftmals depressiv wirken, es in Wirklichkeit und bei genauerem Betachten eigentlich gar nicht sind.
23.9.2020 „Russischer Liederabend": Olga Peretyatko - Pierre-Boulez-Saal Berlin - 12.9.2020 - Wotans Opernkritik Programm 1) Michail Glinka: Ausgewählte Lieder o Noch denke ich des Augenblicks o Gretchens Lied o Venezianische Nacht o Es lechzt mein Sinn o Die Lerche o Barkarole o Sag nicht, dass fremdes Leid und Sehnen 2) Sergej Prokofjew: ,,Fünf Lieder" nach Gedichten von Anna Achmatowa op. 27 1. Die Sonne füllt das Zimmer 2. Echte Zärtlichkeit 3. Erinnerung an die Sonne 4. Grüße 5. Der grauäugige König 3) Sergej Rachmaninow: Ausgewählte Lieder o Vocalise op. 34 Nr. 14 o Du Schöne, sing mir nicht op. 4 Nr. 4 o Hier ist es schön op. 21 Nr. 7 o Frühlingsfluten op. 14 Nr. 11 4) Dmitri Schostakowitsch: ,,Sieben Romanzen" nach Gedichten von Alexander Blok für Sopran (bearbeitet für Klavier, Violine und Violoncello) 1. Lied der Ophelia 2. Gamajun, der Prophetenvogel 3. Wir waren zusammen 4. Die Stadt schläft 5. Sturm 6. Geheimnisvolle Zeichen 7. Musik Erläuterungen 1) Michail Glinka: Ausgewählte Lieder Der russische Komponist Michail Glinka hat in westlichen Breiten vor allem durch seine beiden Opern „Ruslan und Ludmilla" und „Ein Leben für den Zaren" große Bekanntheit erlangt - besonders Letztere hat in Russland einen wahren „Nationalopern" -Charakter - ungefähr vergleichbar mit der Deutschen Romantik in Carl Maria von Webers „Der Freischütz". Glinka, der in der Nähe von Smolensk als Sohn einer Adelsfamilie aufwuchs, wurde in den frühen Kindesjahren von seiner strengen Großmutter in einem überhitzten Raum aufgezogen, die ihn von äußeren Einfluss abschirmen wollte. Seine ersten bewussten Wahrnehmungen waren daher Naturstimmungen, Vogelgezwitscher, Glockengeläut und diverse Lieder seines Kindermädchens. Nachdem seine Großmutter gestorben war, hatte Glinka die Möglichkeit auch andere Musik zu hören, wobei ihn vor allem die Volksmusik eines örtlichen Blasorchesters überaus begeisterte und beeinflusste. Mit 25 Jahren ging Michail Glinka auf großen Italien-Reise, erweitere in den verschiedensten Städten seine Kenntnisse über die große italienische Oper und studierte nebenbei in Neapel. Im Zuge seiner Studien lernte er in Mailand die einflussreichen Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, Vincenzo Bellini und Gaetano Donizetti kennen, die ihn in seiner kompositorischen Auffassung noch nachhaltig prägen sollten. Michail Glinka war nicht nur ein Vorreiter im Bereich der Oper - d e n n „Ein Leben für den Zaren" war die erste auf auf Russisch gesungene Oper Russlands- sondern auch ein Avantgardist im „Lied"-Fach. Selbstverständlich wurde auch schon vor Glinkas Kompositionen in den Salons des russischen Adels gesungen, doch waren diese „Werke", wenn man sie so 3/11
23.9.2020 „Russischer Liederabend": Olga Peretyatko - Pierre-Boulez-Saal Berlin - 12.9.2020 - Wotans Opernkritik nennen möchte, doch er eher gewollte, aber weniger gekonnte, amateurhaft komponierte Musik von Angehörigen der Aristokratie. Glinka gelang es jedoch, die westlichen Einflüsse, die er auf seinen Reisen nach Italien, Spanien und Deutschland gewinnen konnte, mit der russischen Wort- und Werte-Prägung zu vereinen. 2) Sergej Prokofjew: ,,Fünf Lieder" nach Gedichten von Anna Achmatowa op. 27 Sergej Prokofjew, der bereits im Alter von fünf Jahren mit beachtlichen Kompositionen auf sein musikalisches Talent aufmerksam machte, erlangte in Windeseile große Bekanntheit innerhalb der russischen Klassik-Szene. Als Jugendlicher studierte er am Konservatorium in St. Petersburg Komposition, Dirigieren, Kontrapunkt sowie Klavier und Orchestration. Als anerkannter Komponist eignete sich Prokofjew einen Kompositions-Stil an, den er selbst als „Zusammenspiel von vier Grundlinien" bezeichnete: die „Klassische", die „Modeme", die „Motorische" und die „Lyrische". Geprägt sind diese Linien durch Prokofjews eigenwillige Rhythmik, scharfe Dissonanzen, partielle Atonalität, musikalisch sarkastische Humoristik und kraftstrotzende Vitalität. Ziel Prokofjews war es diese als „gleichwertig" anzusehen und diese auch „gleichwertig" in seinen Werken anzuwenden. Das „Lied", als hochkomplexes Genre der klassischen Musik, das man im Übrigen kaum mit Sergej Prokofjew in Verbindung bringt, spielt auf diesem beschwerlichen Weg zur „musikalischen Ausgeglichenheit" eine entscheidende Rolle. Er komponierte die „Fünf Lieder" nach Gedichten von Anna Achmatowa innerhalb von nur vier Tagen im Jahre 1916- unmittelbar nach der Fertigstellung seiner Oper „Der Spieler" - als Entspannung, die ihn - nach eigenen Angaben - sehr viel Kraft und Aufopferung gekostet hatte. Für die Gedichte Anna Achmatowas hegte Prokofjew eine große Faszination, da sie für ihn eine unglaubliche Modernität vermittelten. Er interpretierte diese mit einer für Prokofjew ebenso neuartigen Tonsprache. 3) Sergej Rachmaninow: Ausgewählte Lieder Ebenso wie bei Sergej Prokofjew war auch bei Sergej Rachmaninow die 11 russische Heimat, Sprache und Kultur" die Inspirationsquelle für die 11 Lied" -Komposition. Rachmaninow, der nach der Oktoberrevolution des Jahres 1917 für immer aus Russland in die Vereinigten Staaten von Amerika immigrierte, hatte bis zu jenem Zeitpunkt bereits über 80 Lieder in seinem Gesamtopus zu verzeichnen - kurioserweise folgten nach seiner Übersiedelung keine weiteren. Rachmaninows Kompositionsstil wird besonders in seinem umfangreichen Repertoire an Liedern deutlich, nämlich die Absage an alle theoretischen Konzepte und ästhetischen Programme, wie sie bei der musikalischen Avantgarde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts populär waren. Ca. ein Jahr nach dem Abschluss seines Kompositionsstudiums am Konservatorium Moskau bot Sergej Rachmaninow seinem Verleger die 11 Sechs Lieder op. 4" an, die bereits über das kompositorische Genie Aufschluss geben. Große Bekanntheit erlangte die Vertonung eines Gedichts Puschkins, nämlich 11Du Schöne, sing mir nicht", die auch in diesem Liederabend erklingt. Unter den von Rachmaninow vertonten Texten finden sich Gedichte vieler bedeutender russischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Sie zeigen seinen Hang zur Melancholie und bezeugen zugleich die melodische Eleganz, über die er gebot, und die vom Wesen wie vom Klang der Dichtung inspiriert wurde. Die Palette der darin verhandelten Themen und Temperamente ist unabdingbar mit der 11 russischen Seele" vereint. Das Lied-Repertoire Rachmaninows erstreckt sich von den Jugendliedern ohne Opuszahl über die schwermütigen Lieder op. 14 und 21 bis hin zu den reifen, philosophisch angehauchten Stücken aus op. 38. Die vielleicht berühmteste 11 Romanze11 ist die sog. 11Vocalise op. 34 Nr. 14", die über keinen Text verfügt und vom Sopran lediglich vokal koloriert wird. 4) Dmitri Schostakowitsch: ,,Sieben Romanzen" nach Gedichten von Alexander Blok für Sopran (bearbeitet für Klavier, Violine und Violoncello) op. 127 Wohl kein anderer russischer Komponist des 20. Jahrhunderts musste derart viele Schikanen, Zensuren und Aufführungsverbote von Seiten des totalitären Regimes über sich ergehen lassen wie Dmitri Schostakowitsch. Er zählte zu den größten Kritikern der Sowjetunion und damit einhergehend zu den erbittertsten Feinden Josef Stalins. Bereits 1930 wurden die russischen Behörden auf den damals 22-jährigen Schostakowitsch aufmerksam, dessen musikalische Werke den sowjetischen Zensoren ein Dom im Auge waren. Seine Oper „Die Nase" wurde unmittelbar nach der Uraufführung von den Zensoren abgesetzt, da die Gefahr einer Verhetzung drohte und damit gegen die Volksnützlichkeit verstoß. Bereits ein Jahr später, 1931, wurde auch Schostakowitschs 4/11
23.9.2020 „Russischer Liederabend": Olga Peretyatko - Pierre-Boulez-Saal Berlin - 12.9.2020 - Wotans Opernkritik Ballettmusik zu „Der Bolzen" verboten, da die klanglichen Disharmonien nicht den Vorstellungen des „klar strukturierten", sowjetischen Staats entsprachen. 1936 besuchte Stalin selbst eine Vorstellung der Oper „Lady Macbeth von Mzensk" im Bolschoi-Theater, zeigte sich aber keineswegs begeistert und bezeichnete Schostakowitschs Kornpostion als primitives „Chaos". Die „Sieben Romanzen", die Schostakowitsch selbst als „Romanzen-Suite" bezeichnet hatte, entstanden 1967 als eines seiner einflussreichsten Spätwerke. Mit diesem Lieder-Zyklus, der ursprünglich für drei Klaviere konzipiert ist und in diesem Liederabend für Klavier, Violine und Violoncello bearbeitet erklingt, vollzog Schostakowitsch eine Besetzungs- und Gattungssynthese, indem er eine Kammerorchestrierung mit Sopranstimme kombinierte. Die Romanzen-Suite dringt in den Bereich des Bekenntniswerkes vor, da Schostakowitsch denkwürdige Gedichte des Schriftstellers Alexander Blok verwandt hat, dessen Gedankenwelt eine große Faszination auf den Komponisten ausübte. Liebestraum und traumatische Angst, Erkenntnis der eigenen Bedeutungslosigkeit und die Erwartung des Todes finden Halt nur in der Musik, die den Zyklus symbolisch krönt. Sopranistin Für den Auftakt zu dieser „Russischen Liederabend"-Reihe konnte die Koloratur-Sopranistin Olga Peretyatko gewonnen werden, die besonders als Belcanto-Sängerin große Bekanntheit erlangt hat. Neben den großen Mozart- Rollen reüssiert Olga Peretyatko hauptsächlich im Russischen Opern-Fach, wobei vor allem die Partie der Marfa in Rimski-Korsakows „Die Zarenbraut" zu nennen ist. In seiner Gesamtheit ist der Liederabend im Pierre-Boulez-Saal an gesanglicher Perfektion wohl kaum zu überbieten. Peretyatko verfügt über einen wunderbar strömenden lyrischen Sopran, der von enormer Ausdrucksstärke geprägt ist. Besonders ihre grandiosen Koloraturfähigkeiten aus dem Rossini'schen Fach kommen ihr im oberen Register zugute. Im Laufe der Jahre ist Peretyatkos vokale Mittellage deutlich an dunklem Timbre gereift, was zur Interpretation des Russischen Liedguts überaus von Vorteil ist. Olga Peretyatko verkörpert die russische Seele mit vokal schmerzerfüllter und morbider Melancholie. Die Lieder von Michail Glinka erklingen lyrisch, mild und inbrünstig, wobei immer eine gewisse geheimnisvolle Nachdenklichkeit imponiert. Die Gesangslinie erweist sich als faszinierend fluide, wodurch dennoch die düster charakterisierte Tragik der Lieder unterschwellig zu Tage tritt. Peretyatkos anschaulich und glockenrein vorgetragene Interpretation verkörpert stets eine liebliche wie native Mädchenhaftigkeit. In den „Fünf Liedern" Prokofjews begeistert die Sopranistin ob ihrer vokalen Expressivität, die sie mit juveniler und modern angehauchter Glockenreinheit kombiniert. Tristesse, Sehnsucht, Melancholie und Resignation sind ob Peretyatkos Ausdrucksstärke ebenso so präsent wie träumerische Verklärtheit. Als wahrer Höhepunkt erweist sich die „Vocalise" Rachmaninows, die ob ihrer schwelgerischen Koloraturen die perfekte Ausgewogenheit als lyrischer Dramatik aufweist und auf Grund ihrer durchdringenden Höhe imponiert. Den verklärten Abschluss dieses Liederabends bilden die „Sieben Romanzen" Schostakowitschs, die durch Peretyatkos Lamentum eine beeindruckende Morbidität und geheimnisvolle Mysteriösität vermitteln. In ihrer ausdrucksstarken, ja zum Teil bedrückenden Deklamation imponiert stets eine elegische Faszination, der man sich als Zuhörer kaum zu entziehen vermag. Die Kombination aus vokaler Disharmonie, Atonalität, expressiver Rhythmik sowie lyrisch-schmerzerfüllter Verklärtheit wird in Peretyatkos Interpretation eindrucksvoll zu Gehör gebracht. © Markus Guggenberger Titelbild: (http://www.centrestagemanagement.com ( Olga)http://www.centrestagemanagement.com (http://www.centrestagemanagement.com/) (Olga Peretyatko) / Photo-©: Dario Acosta-honorarfrei (Permission: Arina Koreniushkina) Besetzungszettel liegt im Original vor. Abb.1: http://www.boulezsaal.de (http://www.boulezsaal.de) - Pressemappe (Pierre-Boulez-Saal Berlin)/ Photo-©: Volker Kreidler - honorarfrei Abb.2: http://www.wikipedia.de (http://www.wikipedia.de) (Michail Glinka - Lithographie)/ Photo-©: N.N. -urheberrechtsfrei Abb.3:http://www.wikipedia.de(http://www.wikipedia.de/) (Sergej Prokofjew - Portrait New York 1918) / Photo-©: United States Library of Congress - urheberrechtsfrei Abb.4:http://www.wikipedia.de(http://www.wikipedia.de/) (Sergej Rachmaninow -Portrait)/ Photo-©: N.N. -urheberrechtsfrei Abb.5: http://www.wikipedia.en (http://www.wikipedia.en/) (Dmitri Schostakowitsch) - Portrait from 1925 / Photo-©: N.N. -urheberrechtsfrei Abb.6:http://www.centrestagemanagement.com(http://www.centrestagemanagement.com/) (Olga Peretyatko) / Photo-©: Daniil Rabovsky (Permission: Arina Koreniushkina) Abb.7:http://www.centrestagemanagement.com(http://www.centrestagemanagement.com/) (Olga Peretyatko) / Photo-©: Dario Acosta - honorarfrei (Permission: Arina Koreniushkina)
23.9.2020 https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/795473/9 Willkommene Üppigkeit Der Bund will knapp zwei Mil li ar den für Kul tur aus ge ben Die Co ro na-Kri se ist auch ei ne Kri se der Kul tur. Zwar ha ben Bund und Län der fast im Wo chen rhyth - mus Hilfs pro gram me vor ge stellt, doch sie reich ten sel ten aus, um die Ein nah me aus fäl le bei Künst - lern, Ki no be trei bern oder Kon zert veran stal tern aus zu gleichen. Auch bei den Co ro na-Auf la gen ging man mit der Kul tur be son ders hart um, so lau tet seit Mo na ten die Kla ge. War um darf man im Zug ne - ben ein an der sit zen, aber nicht im Ki no? Nicht zu letzt des halb be fürch ten vie le, dass die öf fent liche Hand in den nun an bre chen den ma ge ren Post-Co ro na-Zei ten bei der Kul tur kräf tig spa ren wird. Das droht auch wei ter hin – nicht je doch im Bund. Dort werden die Aus ga ben im kom men den Jahr so gar stark stei gen. Im am Mitt woch veröf fent - lich ten Re gie rungs ent wurf für den Haus halt 2021 sind 1,94 Mil li arden Eu ro für die Kul tur vor ge se - hen, das sind sat te 120 Mil lio nen oder 6,6 Pro zent mehr als im lau fen den Jahr. Da mit setzt sich die Ent wick lung der letz ten Jah re un ge min dert fort. Seit dem Amts an tritt von Kul turstaats mi nis te rin Mo ni ka Grüt ters sind die Kul turaus ga ben um 60 Pro zent ge stie gen, seit An ge la Mer kel Bun des kanz- le rin ist so gar um 85 Pro zent. Na türlich sind die se knapp zwei Mil li arden im mer noch be stür zend we nig im Ver gleich zu dem, was der Bund für Stra ßen, Waf fen oder frag würdi ge Subven tio nen aus gibt. Den noch ma chen die er neu ten Zuwäch se klar, wie viel sich ge än dert hat seit den neo li be ra len Neun zi ger- und frü hen Nul ler jah ren, als Haus halts kür zun gen für die Kul tur gang und gä be wa ren und Mu se en ge drängt wurden, sich ih re Aus stel lun gen von En er gieversor gern oder Versiche rungs kon zer nen ko fi nan zie ren zu las sen. Un ter den Pro jek ten, die vom Kul turstaats mi nis te ri um (BKM) im nächs ten Jahr be son ders be dacht werden, sind neue Daueraus stel lun gen im Deut schen His to ri schen Mu se um in Berlin und im Bon ner Haus der Ge schich te. Die Mit tel für den Ger man Mo tion Pic tu re Fund, der Se rien pro duk tio nen för- dert, werden auf 30 Mil lio nen verdop pelt. 26 Mil lio nen zu sätz lich ge hen an Kul tur vor ha ben in den Braun koh le re gio nen. Die Mit tel für „au then ti sche Or te der De mo kra tie ge schich te“ werden mit drei Mil lio nen auf das Sechs fa che er höht. Auch die Stif tung Preu ßi scher Kul tur be sitz soll mehr Geld be - kom men. Mit der üp pi gen Auf sto ckung baut das BKM sei ne seit Jah ren wach sen de Do mi nanz über die laut Grund ge setz ei gent lich fö de ra le deut sche Kul turland schaft wei ter aus. Zu mal viel darauf hin deu tet, dass die Län der und Kom mu nen die Kul tur in Zu kunft nicht ähn lich groß zü gig versor gen werden wie jetzt der Bund. Das zeich ne te sich teils schon in den letz ten Mo na ten ab. Ei ne Mil li ar de Eu ro Co ro na-Hil fen ver teilt der Bund zu sätz lich zum re gu lä ren Bud get an Kul tur schaffen de und Kul tur in sti tu tio nen. Die we nigs ten Län der kön nen da mit hal ten. So über wies das BKM, das die Ber li ner Staat li chen Mu se en zu 75 Pro zent fi nan ziert, die sen kürz lich knapp sie ben Mil lio nen Eu ro – zum Aus gleich für die neun Mil lio nen, die den Mu se en in der Co ro ‐ na-Zeit ent gan gen wa ren. Ber lin, das für die üb ri gen 25 Pro zent auf kommt, er klär te, es kön ne nicht zah len. Jörg Häntzschel https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/795473/9 1/1
The Metropolitan Opera Won’t Reopen for Another Year - The New Yo... https://www.nytimes.com/2020/09/23/arts/music/metropolitan-opera-c... 1 von 5 24.09.2020, 11:07
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23.9.2020 Third of British musicians may quit industry amid pandemic | Music | The Guardian Third of British musicians may quit industry amid pandemic Musicians’ Union, whose survey also finds one third of professional musicians can’t access emergency support, criticises DCMS and Treasury over ‘lack of understanding’ Ben Beaumont Thomas Tue 22 Sep 2020 06.01 BST One-third of professional British musicians are considering giving up their careers amid the coronavirus pandemic. A survey of 2,000 members of the Musicians’ Union found that 34% “are considering abandoning the industry completely”, because of the financial difficulties they face during the pandemic, as performance opportunities are severely curtailed. Almost half have already found work outside their industry, and 70% are unable to do more than a quarter of their usual work. Eighty-seven per cent of musicians covered by furlough and self-employment support schemes say they will face financial hardship when the schemes are due to end in October. “Musicians are working in supermarkets, being Deliveroo drivers, going back to things they trained for early in life,” Horace Trubridge, the union’s general secretary, told the Guardian. “Anything but music – that’s the problem. https://www.theguardian.com/music/2020/sep/22/one-third-british-musicians-may-quit-industry-covid-pandemic-dcms-treasury 1/4
23.9.2020 Third of British musicians may quit industry amid pandemic | Music | The Guardian “We’re going into an autumn and winter with months of no work, and no financial support from the government at all apart from universal credit – which is appalling for an industry that’s worth £5.2bn.” The survey follows another last month by musician booking service Encore, who found that 64% of 560 musicians they surveyed were thinking of leaving the profession. 41% reported having no bookings for the remainder of the year. Concert venues have been allowed to reopen with social distancing, but there are scarcely any concerts taking place compared with the start of 2020. Weddings, conferences and other live events, where professional musicians often make a portion of their income, have dropped in number, as has the amount of music teaching. Nick Cave performing a livestreamed concert in July. Photograph: Joel Ryan A third of Musicians’ Union members have not been eligible for financial relief schemes, due to various factors including individuals being set up as limited companies; having their earnings split between self-employment and non-furloughed taxed income, so they don’t quality for either scheme; or earning more than the £50,000 threshold for self-employed earners. “Which, if you’re living in central London, as the breadwinner with a family, isn’t that much money,” Trubridge says. The UK government has supported arts and culture during the crisis with a £1.57bn package that is being distributed to arts organisations such as museums and venues, but not individuals. Trubridge says that the funding has done “nothing for the workforce … You need creators to create new art. But you need extremely skilled and talented musicians to deliver that creativity, and those are the people who have been left out of the equation. Those world- leading musicians who have spent all their lives perfecting what they do, there is no lifeline for them whatsoever. There is a lack of understanding of our profession, even within the Department for Digital, Culture, Media and Sport, and no understanding within the Treasury.” A DCMS spokesperson told the Guardian in response: “We are working flat out to support our world class performing arts sector through challenging times. Our unprecedented £1.57bn Culture Recovery Fund builds on £200m in emergency public funding to stabilise organisations, protect jobs and ensure work continues to flow to freelancers. We have already provided emergency funding to support 135 grassroots music venues and are processing applications for more than £800m of additional grant funding. We are working closely with the sector to ensure this funding is distributed quickly and fairly.” The Musicians’ Union is proposing a “2-for-1” scheme similar to the government’s eat out to help out scheme, in which the government would underwrite the cost of a second seat at a https://www.theguardian.com/music/2020/sep/22/one-third-british-musicians-may-quit-industry-covid-pandemic-dcms-treasury 2/4
23.9.2020 Third of British musicians may quit industry amid pandemic | Music | The Guardian concert – effectively allowing those seats to be removed or blocked to ensure social distancing. But as the UK anticipates more stringent measures to contain the virus, Trubridge says: “It’s all looking extremely bleak again. We’d love to have a date we can move to stage five of the roadmap, where indoor music can occur without social distancing, but that seems a long way off with the current state of the pandemic.” Musicians including Nick Cave, Laura Marling, Bicep and Sleaford Mods have turned to ticketed livestreams to make money during the pandemic, but Trubridge warned that with other stars performing for free online, “it’s very difficult for a jobbing musician to compete with that”. https://www.theguardian.com/music/2020/sep/22/one-third-british-musicians-may-quit-industry-covid-pandemic-dcms-treasury 3/4
23.9.2020 https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/795473/8 Ausgewalzt Der Wie ner Opern ball ist ab ge sagt – das pas siert nur sel ten Dass nun auch das Wie ner „Aus hän ge schild“, wie der ös ter reichi sche Bun des kanz ler Se bas ti an Kurz es nann te, vom pan de mi schen Wel tenwind weg geweht wurde – es ver wun dert nicht. Nach Frank fur- ter Buch mes se, Münch ner Ok to ber fest und Köl ner Kar neval muss te nun der Wie ner Opern ball ab ge - sagt werden. Ei ne Ent schei dung, die Stamm gast Richard „Mör tel“ Lug ner „ge scheit“ fin det. Be reits in der ver gan ge nen Wo che hat te das „Ko mi tee der Wie ner No bel- und Tra di tions bäl le“ ent - schie den, dass der Ärz te ball, der Ju ris ten ball, der Ball der Of fi zie re, der Con cordia-Ball und der Ball der Phar macie an ge sichts von Ab stands ge bo ten und nicht-fa schings haf ter Mas ken pflicht flach fal len soll ten. Auch die Jä ger er ga ben sich Co ro na. Kei ne ein fa che Ent schei dung, ihr Jä ger ball wä re der hun derts te gewe sen. Doch die „Pirsch nach mensch lichen Be geg nun gen“ (Pres se mit tei lung) sei „an - ge sichts der ak tuel len Si tua tion unverant wort lich“, so teil te man mit. Am En de war’s dann kei ne Über ra schung mehr, dass auch der für den 11. Fe bru ar 2021 vor ge se he ne „Hö he punkt und Ab schluss der Wie ner Ball sai son“ weichen muss te. 7000 Gäs te, die sich auf Flu ren, Toi let ten, Lo gen sowie auf und hin ter der Büh ne der Wie ner Staats oper tum meln würden, das er- schien selbst der Kul tur na tion Ös ter reich als zu gewagt. Für die Or ga ni sa tion der Salz bur ger Fest - spie le und das ver gleichs wei se mu tig frü he Hoch fah ren des Kul tur be triebs hat te das Land – jen seits von Après-Ski – ja recht viel Lob er hal ten. Zu letzt wa ren je doch auch hier die In fek tions zah len wie der ge stie gen. Wien wurde zum „Ri si ko ge biet“. Ein recht am biva len tes Staats gewal ze, das war der Wie ner Opern ball von An fang an. Un ten das glück- liche Volk, das es dank lan ger War te lis ten und gu ter Kon tak te am En de doch noch zu ei ner Ein tritts - kar te ge schafft hat te. Auf den Rän gen: die bes tens ge sicher ten, in ih rer Abend mie te et wa mit tel klas - sewa gen teu ren Lo gen der in ter na tio na len Fi nanz- und Po li tik welt. Zwi schen Frei trep pe und Schnür- bo den traf man hier den heu ti gen deut schen Ge sund heits mi nis ter eben so wie ukrai ni sche Scho ko la - de no lig archen, Schwei zer Waf fen händ ler, bri ti sche Ade li ge, Schwa bin ger Schau spie le rin nen oder Berli ner Me dien mo gu le. Der Opern ball war (und bleibt viel leicht) ein als Fa schings fest ge tarn tes Tref fen der in ter na tio na len Ober-, Un ter- und Zwi schenwelt. Nur ein mal wurde er seit dem Zwei ten Welt krieg ab ge sagt: wäh rend des Golf kriegs 1991. Laut der im Jahr 2019 verstor be nen lang jäh ri gen Opern ball-Che fin Lot te To bisch war es zu dem der ein zi ge Abend im Jahr, an dem die Wie ner Staats oper kei ne Verlus te mach te. Und dank Bau löwe Lug - ner schau te hier ge le gent lich so gar Hol ly wood vor bei. Und sei es nur in Ge stalt von Kim Karda shi an. Lug ners größter PR-Coup dürf te im Jahr 2011 die Ver pflich tung der Berlus co ni-Ge spie lin „Ru by Ru- ba cuo ri“ als Be glei tung gewe sen sein. Lug ner, 87, der sich ge ra de von den Fol gen ei nes Stur zes er holt, er klär te nun, er freue sich schon sehr auf den Opern ball 2022, wis se aber wirk lich nicht, ob er da noch am Le ben sei. Und da tat sie ei nem schon fast wie der leid, die Wie ner Ball-Ab sa ge.Mar tin Zips https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/795473/8 1/1
23.9.2020 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/471043/20-21 Donnerstag, 24.09.2020, Tagesspiegel / Kultur Eine kleine Mondmusik Einsam, einsamer, Jazzklavier: Michael Wollny und Dominik Wania veröffentlichen neue Soloalben Von Gregor Dotzauer Etwa zur selben Zeit, als im Himalaya Alleinbezwingungen der Achttausender zur neuen Königsdisziplin von Extrembergsteigern wurden, entdeckten Jazzpianisten das Soloalbum. Wer sich Anfang der 1970er Jahre beweisen wollte, stürzte sich in die Einsamkeit der 88 Tasten - und das oft ohne die Sicherheit von Kompositionen. Noch Art Tatum und Thelonious Monk, Jaki Byard und Lennie Tristano, die schon allein auf weiter Flur bewährt hatten, verließen sich auf harmonisch https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/471043/20-21 1/5
23.9.2020 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/471043/20-21 vorgespurte Wege. Davon entfernte sich die nachfolgende Generation immer weiter. Innerhalb kürzester Zeit begründeten Chick Coreas „Solo Improvisations“, Keith Jarretts „Facing You“ und Paul Bleys „Open, to Love“ auf dem jungen Münchner Label ECM eine neue konzertante Klaviermusik, die zwischen virtuos aufschäumender Spätromantik und spröder Melancholie viele spontane Formen annahm. An anderer Stelle verknüpfte Muhal Richard Abrams afroamerikanische Traditionen mit europäischer Avantgarde, und Cecil Taylor betrieb Hochleistungssport in Free-Jazz-Höhen knapp unterhalb der Todeszone. Mit leichter Verzögerung folgten auch Frauen - allen voran Irène Schweizer, deren Kraft und Beweglichkeit manchen Mann das Fürchten lehrte. Dabei stand das Athletische nie im Mittelpunkt. Die Introspektion überwog. Auch Reinhold Messner ist mindestens so sehr Philosoph wie Sportler. Den kraftmeiernden Leichtsinn der Vielen konnte er nicht verhindern. In den Basislagern, die zum musikalischen Nanga Parbat oder dem Annapurna führen, herrscht seit Jahren massentouristisches Gedränge. Einige sind unverrichteter Dinge wieder abgezogen, andere haben sich mit zweifelhaftem Erfolg auf den Weg zum Gipfel gemacht. Er wird gesäumt von unverkäuflichen CDs, die sich auftürmen wie die leeren Sauerstoffflaschen am Mount Everest, und wer nicht aufpasst, stolpert über eine tiefgefrorene Leiche. Noch höher hinaus will jetzt nur Michael Wollny. „Mondenkind“ heißt 13 Jahre nach seinem solistischen Debüt „Hexentanz“ das Album, dessen Laufzeit exakt der Spanne von jeweils 46 Minuten und 38 Sekunden entspricht, die der Astronaut Michael Collins im Juli 1969 brauchte, um den Mond an Bord der Columbia ohne Kontakt zur Erde zu umrunden, während seine Kollegen Neil Armstrong und Buzz Aldrin den Trabanten erkundeten. Der Zufall will es, dass parallel „Lonely Shadows“, das Debüt des Polen Dominik Wania, erscheint. Vor allem im Quartett des Altsaxofonisten Maciej Obara erspielte er sich einen Namen als Pianist, der das Perlende und Kultivierte seines vollendet klassischen Anschlags im Nu stürmisch aufheizen kann. https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/471043/20-21 2/5
23.9.2020 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/471043/20-21 Die beiden verbindet vieles. Wania, 1981 in Sanok an der Grenze zur Ukraine und der Slowakei geboren, hat nach einem Studium am Bostoner Berklee College, wo ihn insbesondere Danilo Perez und Jerry Bergonzi prägten, eine Professur in Krakau. Wollny, 1978 im unterfränkischen Schweinfurt geboren, hat eine Professur in Leipzig. Beide sprechen fließend die Sprache der Jazztradition und deren aktueller Varianten, beziehen aber Wesentliches aus dem französischen Impressionismus und dessen Verlängerung in den seriellen Techniken von Olivier Messiaen. Beide bewundern Erik Satie und Alexander Skrjabin, und für beide ist harmonisches Denken in hohem Maß ein Denken in Farben. Was bei Wania im Zeichen seines Hausgottes Maurice Ravel stärker schillert, zeigt sich beim Schwarzromantiker Wollny in fahleren Valeurs. Und doch präsentieren das während des Lockdowns im April aufgenommene „Mondenkind“ und die letzten November entstandenen „Lonely Shadows“ unterschiedliche Ausprägungen ihrer Einsamkeitskunst. Die offensichtlichste Differenz liegt darin, dass Michael Wollny von vornherein mit mehr Struktur arbeitet. In bewährter Manier mischt er offenbar spontan Entstandenes wie das Trillertrümmerfeld der „Lunar Landscapes“ oder das abstrakt hingetuschte „Enter Three Witches“ mit Eigenkompositionen, etwa dem Titelstück, das mit einem gleichmäßig klirrenden Sekundmotiv im Diskant die eisige Stimmung vorgibt, während sich in den Tiefen majestätischere Schichten bilden. Dazu kommen Bearbeitungen von Popsongs wie Tori Amos' „Father Lucifer“ oder Sufjan Stevens' „Mercury“. Sie fügen sich so bruchlos ins Ganze wie die eigenwillige Aneignung eines Lieds von Alban Berg oder der zweite, satiehaft klingende Satz einer Klaviersonatine von Rudolf Hindemith, dem wegen seiner nationalsozialistischen Vergangenheit verrufenen Bruder von Paul Hindemith. Dominik Wania dagegen gibt sich ganz dem Moment hin. Selbst von elementaren Improvisationskonzepten wollte er nichts wissen. In den Weiten seiner mentalen tabula rasa wiegen sich nun Tonfelder, aus denen sich kaum jemals eine einprägsame Melodie erhebt, die aber von atemberaubenden harmonischen Überlagerungen leben: benachbarte https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/471043/20-21 3/5
23.9.2020 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/471043/20-21 Tonarten, die sich ineinander schieben, schwelgerisch orchestrierte Ganztonleitern. Jedes der elf erst im Nachhinein assoziativ benannten Stücke hat eine andere Temperatur. Zwischen dem ungebrochenen Wohlklang des Titelstücks und den wilden Zacken von „Relativity“ herrscht durchaus eine Abwechslung. Dennoch kann man nur eingeschränkt von prägnanten Charakterstücken sprechen: In der weitläufigen Leere des Luganer Auditorio Stelio Molo, wo Manfred Eicher für sein Label ECM regelmäßig aufnimmt, nivellieren sich die jeweiligen Eigenschaften: Auch das Schroffe rückt aus der Entfernung in ein allzu gütiges Licht. Michael Wollnys Ausbrüche, wie sie etwa auf „Spacecake“ zu hören sind, rücken einem sehr viel näher, und wenn er im Inneren seines Flügels Klangmeteoriten einschlagen lässt, kommen sie auch beim Hörer als Erschütterung an. Das ist keine bloße Frage des Temperaments: Tatsächlich dürften sich Wollny und Wania in dieser Beziehung wenig nehmen. Es ist eine Frage der Produktion, für deren Klangästhetik im ersten Fall der Künstler selbst, im zweiten Fall Manfred Eicher verantwortlich war. Von Wanias Bandbreite zeigt er nur einen Ausschnitt. In diesem Zusammenhang ist es irritierend, dass ihm Wania zwar für sein grenzenloses Vertrauen dankt, aber nur davon spricht, dass „die Musik auf diesem Album eine Ästhetik reflektiert, die mir nahe ist“. Craig Taborn, der mit ähnlichem Raumklang, aber basalen Improvisationskonzepten 2010 für ECM das epochale Soloalbum „Avenging Angel“ einspielte, konnte durch seinen noch viel abstrakteren Zugriff wohl entsprechende Widerstandskräfte entwickeln. In der langen Reihe der Pianosolos von ECM, die auch weniger prominente Namen wie François Couturier und Stefano Bollani umfasst, ist dieses Album von Dominik Wania dennoch ein wertvoller Zuwachs. Und Michael Wollny, das unangefochtene Zugpferd von ACT, schafft es vielleicht, dass in seinem Gefolge auch Aufnahmen mit Interpreten wie dem Nürnberger Rainer Böhm und der Dresdnerin Johanna Summer die verdiente Aufmerksamkeit bekommen. https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/471043/20-21 4/5
23.9.2020 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/471043/20-21 Derweil spielt die Musik schon wieder ganz woanders - nämlich unter anderem da, wo die Künstliche Intelligenz zu Hause ist. Der amerikanisch-französische Pianist Dan Tepfer hat im vergangenen Jahr mit „Natural Machines“ (Sunnyside Records) ein Yamaha Disklavier dafür programmiert, ihm live auf der Grundlage verschiedener Algorithmen einen Widerpart zu bieten. Mitten in dieser Welt betritt man hier gleich ein anderes Universum. Michael Wollny: Mondenkind (ACT), ab 25. September; Dominik Wania: Lonely Shadows (ECM) Näher mein Trabant zu dir. Abendstimmmung am Mount Everest. Foto: mauritius /L. Mallaun Foto: Jörg Steinmetz Michael Wollny Foto: Mariy Jarzyna D. Wania https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/471043/20-21 5/5
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