PRESSEGESPRÄCH EINE VORSCHAU AUF DAS PROGRAMM DER VIENNALE 2017 19. OKTOBER-2. NOVEMBER 2017

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PRESSEGESPRÄCH EINE VORSCHAU AUF DAS PROGRAMM DER VIENNALE 2017 19. OKTOBER-2. NOVEMBER 2017
PRESSEGESPRÄCH
EINE VORSCHAU AUF DAS PROGRAMM DER VIENNALE 2017
          19. OKTOBER – 2. NOVEMBER 2017
PRESSEGESPRÄCH EINE VORSCHAU AUF DAS PROGRAMM DER VIENNALE 2017 19. OKTOBER-2. NOVEMBER 2017
Wien, 25. August 2017

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wir dürfen Sie heute über den aktuellen Stand der Vorbereitungen für die Viennale 2017 informieren.
Das Festival findet in diesem Jahr von 19. Oktober bis 2. November statt.

In den vorliegenden Unterlagen präsentieren wir Ihnen eine erste Vorschau sowie bereits feststehende
Programmpunkte der 55. Ausgabe der Viennale. Darüber hinaus stellen wir Ihnen die Plakatsujets
des Festivals und der Retrospektive vor.

Laufend aktualisierte Informationen finden Sie auf unserer Website www.viennale.at,
Pressematerialien und Fotos zum Download unter www.viennale.at/de/presse/download.

Twitter & Facebook
Die Viennale Presse kommuniziert auch über Social Media. News, Nützliches, Alltägliches und die großen
Geheimnisse gibt’s auch auf Twitter (@ViennalePress) und Facebook (Gruppe: viennalepress).
Bei Interesse bitten wir um Anmeldung!

Sichtungsmöglichkeiten
Ab sofort kann eine Auswahl an Filmen des diesjährigen Festivals für Pressezwecke gesichtet werden.
Auf Anfrage stellen wir DVDs oder Sichtungslinks zur Verfügung. Für Mitglieder unseres langjährigen Partners
Festival Scope stehen viele Filme auch auf dessen Portal für eine Sichtung zur Verfügung:
https://pro.festivalscope.com

Für alle weiteren Fragen wenden Sie sich gerne an uns.

Mit besten Grüßen
Das Viennale-Presseteam

press@viennale.at
Fredi Themel 01/526 59 47-30
Birgit Ecker 01/526 59 47-33
Katharina Riedler 01/526 59 47-20

Akkreditierungen, ab 25. August:
Katharina Riedler 01/526 59 47-20
akkreditierung@viennale.at
(Annahme der Akkreditierungsanträge bis 29. September)
www.viennale.at/de/presse/akkreditierung

                                                                                    printed by
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VIENNALE 2017
19. OKTOBER BIS 2. NOVEMBER

VIENNALE 2017
     Ein Festival von und für Hans Hurch

HAUPTPROGRAMM VIENNALE 2017
     Spielfilme
     Dokumentarfilme
     Die Sujets der Viennale 2017

HOMMAGE AN HANS HURCH
     14 Freunde, 14 Filme

NAPOLI! NAPOLI!
     Die Entstehung des Neuen Neapolitanischen Kinos

DUELL IM OSTEN
     Valeska Grisebach – Ihre Filme und Carte Blanche

CARMEN CARTELLIERI
     Eine österreichische Kinopionierin

RETROSPEKTIVE
     UTOPIE UND KORREKTUR – Sowjetisches Kino 1926–1939 und 1956–1977
PRESSEGESPRÄCH EINE VORSCHAU AUF DAS PROGRAMM DER VIENNALE 2017 19. OKTOBER-2. NOVEMBER 2017
VIENNALE 2017
Ein Festival von und für Hans Hurch

Wenn beim plötzlichen Tod des Kapitäns ein Passagier auf die Kommandobrücke geholt wird, dann stellt das
ein gewisses Risiko dar, selbst wenn dieser Passagier fast drei Jahrzehnte lang am Ruder eines Schwesterschiffes
stand. Wenn aber die Crew wie das von Hans Hurch in den 20 Jahren seines Wirkens geformte Team arbeitet,
dann besteht kein Zweifel, dass der Kurs beibehalten, und das Schiff in den vorgesehenen Hafen einlaufen wird.
Die diesjährige Viennale wird daher eine weitere Viennale von Hans Hurch sein, „ein Fest für die spannendsten,
eigenständigsten, lebendigsten und unverzichtbarsten Filme des Jahres. A Festival of Films,“ wie er es im Vorjahr
definiert hat.
                                                                                                 Franz Schwartz

Hauptprogramm Viennale 2017
Mit unseren etwa 200 aktuellen Filmen zeigen wir einen differenzierten, weltumspannenden, aber naturgemäß
nur kleinen Ausschnitt aus dem Filmschaffen dieses Jahres. Aber wie die verstreuten Blumen einer Wiese be-
stimmen, wie die Wiese empfunden wird, so soll unsere Auswahl den Blick des Publikums für die Vielfalt des fil-
mischen Schaffens empfänglich machen.
   Es ist Tradition in diesem Heft, aus der Fülle des Programmes einzelne Filme herauszugreifen. Es seien hier
also ein paar Titel angeführt, die die Bandbreite der diesjährigen Auswahl verdeutlichen. Alles schöne, kluge Ar-
beiten, auf die einzulassen sich lohnt: ESTIU 1993 von Carla Simón (Spanien), 3/4 von Ilian Metev (Bulgarien),
ARÁBIA von Affonso Uchoa und João Dumans (Brasilien), MILLA von Valerie Massadian (Frankreich), FÉLICITÉ
von Alain Gomis (Senegal), NELYUBOV von Andrey Zvyagintsev (Russland), GEU-HU von Hong Sangsoo (Südko-
rea). Während die Spielfilme eher individuelle und innerfamiliäre Themen behandeln, beziehen sich die Doku-
mentarfilme mehr auf kommunale und überregionale Probleme. Beispielhaft seien hier genannt A L’OUEST DU
JOURDAIN von Amos Gitai, BRIMSTONE AND GLORY von Viktor Jakovleski über die Feuerwerk-Industrie des
mexikanischen Tultepec, DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT von Romuald Karmakar und THE
FORCE von Peter Nicks über das berühmt berüchtigte Oakland Police Department.
   Außerdem darf man mit der Nennung von ein paar Filmen wohl erwähnen, dass der Stellenwert der Vien-
nale offenbar so groß ist, dass Filme gesichtet und gesichert werden konnten, noch bevor sie offiziell in die Aus-
wahl für die Filmfestspiele Venedig aufgenommen worden waren. Es sind dies so unterschiedliche Werke wie
die kurzweilige dreistündige Dokumentation von Frederick Wiseman EX LIBRIS – NEW YORK PUBLIC LIBRARY,
der als Thriller getarnte SANDOME NO SATSUJIN von Koreeda Hirokazu über den staatlichen Mord Todesstrafe,
der feinfühlige Film HANNAH von Andrea Pallaoro mit einer überwältigenden Charlotte Rampling, sowie THREE
BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI von Martin McDonagh mit der großartigen Frances McDormand.
   Das österreichische Filmschaffen ist in diesem Jahr vertreten mit Barbara Alberts LICHT, einem Werk, das auf
Alissa Walsers Roman „Am Anfang war die Nacht Musik“ basiert, dem 90-Minuten-Experiment STAR des schon
mehrmals bei der Viennale ausgezeichneten Johann Lurf, und mit dem sehr feinen und beim Filmfestival

3/4                                    ABSCHIED VON DEN ELTERN                THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING,
Ilian Metev, BG/D 2017                 Astrid Johanna Ofner, A 2017           MISSOURI
                                                                              Martin McDonagh, USA/GB 2017
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Locarno begeistert aufgenommenen ABSCHIED VON DEN ELTERN von Astrid Johanna Ofner nach der gleichna-
migen Erzählung von Peter Weiss. Und dann integrieren wir in diesen Bereich auch noch kühn HELLE NÄCHTE
(Deutschland, Norwegen), dessen österreichischer Hauptdarsteller Georg Friedrich bei der diesjährigen Berli-
nale mit dem Silbernen Bären als bester Darsteller ausgezeichnet wurde, sowie Ali Soozandehs TEHERAN TABU
mit der Beteiligung von Coop99 und ORF und mehrerer österreichischer Förderinstitutionen.

Die Sujets der Viennale 2017
Die Vorlage zum diesjährigen Sujet der Viennale findet sich als Einritzung im Inneren der romanische Kirche
des Städtchens Moings in der Region Saintonge im Südwesten Frankreichs. Das Kunstwerk lässt sich nicht exakt
datieren – wahrscheinlich stammt es aus dem 15. Jahrhundert. Die Figur scheint einen Harlekin, französisch:
arlequin, darzustellen, auch wenn sie statt einer Hörnerkappe, die diesem traditionell zugeschrieben wird,
einen Spitzhut trägt und das charakteristische Flickenkostüm bei der groben Linienführung nicht erkennbar ist.
Der Harlekin, der zu einer zentralen Bühnenfigur der Commedia dell’Arte wurde, ist eine vielschichtige mythi-
sche Figur, die auf irritierende Weise Widersprüchliches vereint: gleichermaßen Gauner und Heiler, Schamane
und derber Possenreißer, Priester und Teufel. Mit seinem emphatisch ausgestreckten und nach oben gebogenen
Arm scheint der dämonische Spaßmacher zu seinem ritualisierten Auftritt, dem Harlekinsprung, anzusetzen:
„Eccomi!“ – Hier bin ich. Das Spiel kann beginnen.
   Das Plakat zur Retrospektive „Utopie und Korrektur“ wird bestimmt von einem Foto aus Michail Kalatozovs
Film NEOTPRACLENNOE PIS’MO (Ein Brief, der nie ankam / The Unsent Letter) aus dem Jahr 1960.

Viennale 2017                                            Retrospektive 2017

                                                                        VIENNALE • FILMMUSEUM

                                                                                   RETROSPEKTIVE

                                                               UTOPIE UND KORREKTUR
                                                                Sowjetisches Kino 1926–1939 und 1956–1977

                                                                             13. Oktober bis 30. November 2017
                                                                   Österreichisches Filmmuseum • 1010 Wien, Augustinerstraße 1, Tel. 533 70 54
          19. OKTOBER BIS 2. NOVEMBER 2017                                          www. viennale.at • www. filmmuseum.at

        TICKETS AB 14. OKTOBER • WWW.VIENNALE.AT
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Auswahl aus dem Spielfilm-Programm
120 BATTEMENTS PAR MINUTE Robin Campillo, F 2017
24 FRAMES Abbas Kiarostami, Iran/F 2016
3/4 Ilian Metev, BG/D 2017
ABSCHIED VON DEN ELTERN Astrid Johanna Ofner, A 2017
L’ AMANT D’UN JOUR Philippe Garrel, F 2017
ARÁBIA Affonso Uchoa, João Dumans, Brasilien 2017
BEACH RATS Eliza Hittman, USA 2016
CASTING Nicolas Wackerbarth, D 2017
ESTIU 1993 Carla Simón, E 2017
FÉLICITÉ Alain Gomis, F/Senegal/B/D/Libanon 2017
GEU-HU Hong Sangsoo, Südkorea 2017
GOLDEN EXITS Alex Ross Perry, USA 2017
HELLE NÄCHTE Thomas Arslan, D/NO 2017
I AM NOT MADAME BOVARY FENG Xiaogang, China 2016
LICHT Barbara Albert, A/D 2017
LUCKY John Carroll Lynch, USA 2017
MILLA Valerie Massadian, F/P 2017
NELYUBOV Andrey Zvyagintsev, RUS/F/B/D 2017
PERSON TO PERSON Dustin Guy Defa, USA 2017
RAMIRO Manuel Mozos, P 2017
SANDOME NO SATSUJIN Koreeda Hirokazu, Japan 2017
TEHERAN TABU Ali Soozandeh, D/A 2017
THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI Martin McDonagh, USA/GB 2017
TIERE Greg Zglinski, CH/A/PL 2017
WESTERN Valeska Grisebach, D/A/BG 2017

Auswahl aus dem Dokumentarfilm-Programm
12 JOURS Raymond Depardon, F 2017
78/52 Alexandre O. Philipp, USA 2017
A L’OUEST DU JOURDAIN Amos Gitai, F/Israel 2017
AUS EINEM JAHR DER NICHTEREIGNISSE Ann Carolin Renninger, René Frölke, D 2017
BECOMING CARY GRANT Mark Kidel, F 2017
DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT Romuald Karmakar, D 2017
DISTANT CONSTELLATION Shevaun Mizrahi, USA/Türkei 2017
EX LIBRIS – THE NEW YORK PUBLIC LIBRARY Frederick Wiseman, USA 2017
THE FORCE Peter Nicks, USA 2017
MACHINES Rahul Jain, Indien/D/FIN 2017
MAKALA Emmanuel Gras, F 2017
MAMAN COLONELLE Dieudo Hamadi, F/DR Kongo 2017
NO INTENSO AGORA João Moreira Salles, Brasilien 2017
OLANCHO Ted Griswold, Chris Valdes, Honduras/USA 2017
THE PUBLIC IMAGE IS ROTTEN Tabbert Fiiller, USA 2017
PURGE THIS LAND Lee Anne Schmitt, USA 2017
READERS James Benning, USA 2017
ROMY – PORTRAIT EINES GESICHTS Hans-Jürgen Syberberg, BRD 1966
SHAKKEI. BORROWED LANDSCAPES Hartmut Bitomsky, D 2017
TA PEAU SI LISSE Denis Côté, Kanada 2017
TINSELWOOD Marie Voignier, F/Kamerun 2017
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HOMMAGE AN HANS HURCH
14 Freunde, 14 Filme
Hans Hurchs Vision des Laufbildes richtete sich gegen das Kino als Illusionsmaschine, die das erkennende Be-
wusstsein ausschließt und gegen die Beschleunigungsdiktate der Gegenwart. Stattdessen propagierte er die
Langsamkeit und die Einfachheit einer Filmkunst, der es um Wahrheit, um politische Parteinahme und um eine
                                                visuelle Reflexion des Sozialen geht.
                                                   Diese rigorose Haltung führte dazu, dass viele Entwürfe eines
                                                vornehmlich profitorientierten Gebrauchs- und Genrekinos beim
                                                Wiener Filmfestival nicht gezeigt wurden. Regisseure, Kameraleute,
                                                Schauspieler hingegen, deren Arbeit im Einklang mit den künstleri-
                                                schen Präferenzen von Hans Hurch stand, wurden oft mehrfach
                                                eingeladen und avancierten zu Freunden der Viennale und ihres Di-
                                                rektors. Das Festival hat nun 14 dieser, man könnte sagen: ästheti-
                                                schen Komplizen eingeladen, im Andenken an Hans Hurch jeweils
                                                einen Film auszuwählen, den sie ihm widmen möchten. Darunter
                                                der Dokumentarfilmer und vielfach preisgekrönte Kameramann Ed
Lachmann, der sich für IN THE MOOD FOR LOVE von Wong Kar-wai entschied. Die Schauspielerin Tilda Swinton,
langjährige künstlerische Partnerin von Derek Jarman schlug AU HASARD BALTHAZAR von Robert Bresson vor,
der Experimentalfilmer und Gründer der Hamburger Filmmacher Cooperative Klaus Wyborny die Hölderlin-An-
eigung ANTIGONE von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub. In diesem Film sagt die Hauptdarstellerin an
einer Stelle: „Wer, wie ich, viel lebt mit Übeln, Bekommt doch wohl im Tod ein wenig Vorteil?“

NAPOLI! NAPOLI!
Die Entstehung des Neuen Neapolitanischen Kinos
Am Fuße des Vesuv findet zwischen dem Ende der 1980er- und dem Anfang der 1990er-Jahre ein erstaunlicher
Kreativitätsausbruch im Filmschaffen statt. Eine neue Generation neapolitanischer FilmemacherInnen taucht
                                                     schlagartig auf. Sie haben einen unterschiedlichen Back-
                                                     ground an Bildung und Arbeitserfahrung, doch ihr gemein-
                                                     samer Nenner ist die Stadt Neapel. Mit ihrer geschicht-
                                                     strächtigen Vergangenheit, ihren Traditionen, ihrer ab-
                                                     wechslungsreichen Topographie, ihrem widersprüchlichen
                                                     Charakter voller Leidenschaft und Gefahr, Hoffnung und
                                                     Verzweiflung, stellt Neapel, das zu den am meisten gefilm-
                                                     ten Städten Italiens zählt, ein einzigartiges Universum dar.
                                                         Als Reaktion auf die traditionelle Postkartendarstellung,
                                                     die bis dahin Neapels volkstümliche Filme geprägt hat, ma-
                                                     chen sich diese jungen RegisseurInnen daran, die Stadt und
ihr Leben mit einem unbefangenen und kritischen Blick zu erforschen. Von 1991 bis 2001 entsteht eine ein-
drucksvolle Anzahl an Debutfilmen. Diesen formal äußerst unterschiedlichen Filmen liegt aber eine ähnliche In-
tention zu Grunde, nämlich die brisante soziopolitische Lage Neapels zu hinterfragen – von den bahnbrechenden
Filmexperimenten Antonio Capuanos zu den schrillen Bildern von Pappi Corsicato, von den prägnanten Schilde-
rungen Mario Martones zu den sensiblen Erzählungen von Antonietta De Lillo, von den poetisch-dokumentari-
schen Chroniken von Vincenzo Marra zur einzigartigen Weltdarstellung Antonio Gaudinos.
    Anhand von ausgewählten Spielfilmen, die die Kritik „Neues Neapolitanisches Kino“ nennt, bietet die Vien-
nale eine außergewöhnliche Neapelreise jenseits üblicher Klischees und legt einen der spannendsten Momente
des neueren italienischen Filmschaffens offen, das bis heute seine ungebrochene Lebendigkeit bewahrt hat.

Kuratiert von Maria Giovanna Vagenas
PRESSEGESPRÄCH EINE VORSCHAU AUF DAS PROGRAMM DER VIENNALE 2017 19. OKTOBER-2. NOVEMBER 2017
DUELL IM OSTEN
                                           Valeska Grisebach – ihre Filme und Carte Blanche
                                          Valeska Grisebach ist eine international gefeierte Vertreterin der
                                          „Berliner Schule“, sie nutzt das Kino als sinnliches Forschungsinstru-
                                          ment, mit dem sie untersucht, wie wir unsere Leben an Archetypen,
                                          Idealbilder, Fiktionen anschließen. Vor elf Jahren hat Grisebach mit
                                          ihrem Langdebüt SEHNSUCHT auf sich aufmerksam gemacht,
                                          einem Film aus der brandenburgischen Provinz, der abstrakte Lie-
                                          besvorstellungen und Bilder des Zerbrechens einer Ehe mit atembe-
                                          raubender Direktheit verschmolz. Nun kehrt sie mit einer Erzählung
                                          ins Kino zurück, die eine deutsche Baubrigade in flirrender Hitze
                                          zeigt, als wäre dies ein archaischer Außenposten der amerikani-
                                          schen Kavallerie. WESTERN spielt im EU-Osten unserer Gegenwart –
                                          in und um Petrelik, einer kleinen Gemeinde in der bulgarischen Pro-
                                          vinz Blagoewgrad. Nach dem Initiationsfilm MEIN STERN und der
                                          Dreiecksgeschichte SEHNSUCHT ist Grisebachs jüngster Film erneut
mit nonprofessionellen Akteuren besetzt. Ihre Helden sind auch im realen Leben Handwerker und Arbeiter,
auch die bulgarische Gemeinde spielt in verschobenen Rollen mit.
   Die Viennale begleitet die Werkschau mit einer Carte Blanche – drei Extrafilme, von der Regisseurin ausge-
wählt: Maurice Pialats PASSE TON BAC D’ABORD …, Miloš Formans feierlustiger LÁSKY JEDNÉ PLAVOVLÁSKY
und THE GUNFIGHTER von Henry King eröffnen Dialoge mit ihren Arbeiten, in denen auch WESTERN als Grenz-
gang zwischen Abstraktion und packender Konkretion erscheint. In den Duellen ihrer Bauarbeiter wird Grund-
sätzliches verhandelt – Angst vor dem Fremden, Abgrenzung und Empathie. Sehr europäische Themen, mit of-
fenem Showdown.

CARMEN CARTELLIERI
Eine österreichische Kinopionierin
Ihre steile, aber nur kurz währende Karriere könnte selbst einem Drehbuch entsprungen sein. Scheinbar aus
dem Nichts taucht Carmen Cartellieri 1918 im ungarischen Film auf. Ungewöhnlich breit ist das Rollenbild der
                                                   Autodidaktin wie auch die Genrevielfalt ihres Œuvres, das
                                                   sich vom Kriminalfilm über das Sittenbild bis zur Komödie
                                                   erstreckt. Einen Namen macht sie sich an der Seite des Re-
                                                   gisseurs Cornelius Hintner bei den Budapester Filmgesell-
                                                   schaften Star und Astra. 1919 übersiedeln Cartellieri und
                                                   Hintner nach Wien, wo Cartellieri in einer beispiellosen Me-
                                                   dienkampagne zum Star erhoben wird. Es folgen zwei viel-
                                                   beachtete Eigenproduktionen, die schließlich in der Grün-
                                                   dung der Cartellierifilm GmbH münden. Die Jahre des Auf-
                                                   schwungs der heimischen Filmindustrie während der Infla-
                                                   tionszeit von 1920 bis 1923 markieren den Höhepunkt
                                                   ihrer Karriere. Cartellieri gehört zu Wiens bekanntesten
                                                   Schauspielerinnen und nimmt zeitweise in der Publikums-
präferenz den ersten Platz ein. Durch intensive Recherche- und Restaurierungsarbeiten konnte das Filmarchiv
Austria in den letzten Jahren eine ganze Reihe von bisher verschollenen Filmen mit Carmen Cartellieri wieder-
entdecken. Zur Viennale 2017 präsentiert das Filmarchiv nun eine umfassende Werkschau zu dieser beinahe
vergessenen österreichischen Filmpionierin.

EIN PROGRAMM VON FILMARCHIV AUSTRIA
PRESSEGESPRÄCH EINE VORSCHAU AUF DAS PROGRAMM DER VIENNALE 2017 19. OKTOBER-2. NOVEMBER 2017
RETROSPEKTIVE
UTOPIE UND KORREKTUR
Sowjetisches Kino 1926–1939 und 1956–1977

Unter dem Titel „Utopie und Korrektur“ präsentieren das Österreichische Filmmuseum und die Viennale im Ok-
tober und November Filme aus zwei spezifischen Schaffensperioden im sowjetischen Kino: den 1920er und
1930er Jahren, sowie aus der Zeit während und nach der „Tauwetter“-Periode, die auf Stalins Tod folgte.

Die diesjährige gemeinsame Retrospektive ist weder chronologisch noch produktionshistorisch aufgebaut. Viel-
mehr geht es darum, filmische Werke aus zwei bedeutsamen Aufbruchsphasen des sowjetischen Kinos zueinan-
der in Dialog zu setzen: Filme, die von den politischen und ästhetischen Hoffnungen ihrer Zeit, aber auch von
den Rückschlägen und Repressalien zeugen, denen Filmschaffende und Intellektuelle ausgesetzt waren. Es gilt
– gerade im Jubiläumsjahr der Oktoberrevolution –, nicht allein die Utopien, sondern auch deren „Korrekturen“
zu zeigen: Modifikation und Anpassung der gesellschaftlichen und künstlerischen Visionen an die herrschen-
den Produktionsverhältnisse; aber auch die staatlich verordnete Umarbeitung und Berichtigung von Ideen, Ge-
schichten, Filmen. Die Utopien der ersten Generation sowjetischer Filmschaffender, die in der Terrorherrschaft
Stalins „korrigiert“ werden, treffen auf die Hoffnungen, Träume und Enttäuschungen jener Generation von Re-
gisseurinnen und Regisseuren, die nach Stalins Tod 1953 das sowjetische Kino ästhetisch und inhaltlich erneu-
erten.

Die Retrospektive versammelt 30 Filme, entstanden zwischen 1926 und 1977, die zu fünfzehn dialogischen
„Paaren“ angeordnet sind. Kuratiert wurde die Schau von zwei führenden russischen Filmhistorikern: Naum
Kleiman (geboren 1937), Gründer des Sergej Eisenstein Archivs und langjähriger Leiter des Moskauer Filmmu-
seums; und Artiom Sopin (geboren 1988), Lektor an der Russischen Staatlichen Geisteswissenschaftlichen Uni-
versität (RGGU). Ihr intergenerationeller Dialog eröffnet uns einen von der gängigen westeuropäischen Perspek-
tive abweichenden Blick auf scheinbar vertraute „Klassiker“, und stellt weniger bekannte Filme in Beziehung zu
ihnen. So wird beispielsweise Dziga Vertovs panoramatische Vision der Sowjetunion von 1926 – EIN SECHSTEL
DER ERDE – vierzig Jahre später in 235 000 000 (Uldis Brauns, 1967) von einer Gruppe lettischer Filmschaffen-
den „reaktiviert“, die Vertovs Ideen bloß aus seinen Schriften kannten. Vertovs Filme waren, da mit der Idee des
„Sozialistischen Realismus“ nicht konform, längst nicht mehr zugänglich. Ein prominentes Beispiel, stellvertre-
tend für viele der „korrigierten“ Künstlerbiografien der Sowjetzeit, die zwischen künstlerischer Anerkennung
und Kontinuität, Verbot und Exil, Wiederentdeckung und Rehabilitierung changieren.

Etliche der gezeigten Filme waren selten oder noch nie in Österreich im Kino zu sehen und sind nur in 35mm-
Archivkopien, hauptsächlich in Russland, vorhanden. Die Filme werden in Originalfassung mit Untertiteln
gezeigt. Die Kuratoren Naum Kleiman und Artiom Sopin werden von 13. bis 15. Oktober in Wien zu Gast sein,
Einführungen zu den Filmen geben und für Interviews zur Verfügung stehen.

Das Österreichische Filmmuseum dankt dem russischen Gosfilmofond sowie dem Österreichischen Bundesmi-
nisterium für Europa, Integration und Äußeres für ihre Unterstützung bei der Umsetzung der Retrospektive.

EIN PROGRAMM VON VIENNALE UND ÖSTERREICHISCHEM FILMMUSEUM

13. Oktober bis 30. November 2017
Österreichisches Filmmuseum, Augustinerstraße 1, 1010 Wien
Tel. 01/533 70 54 • www.filmmuseum.at
PRESSEGESPRÄCH EINE VORSCHAU AUF DAS PROGRAMM DER VIENNALE 2017 19. OKTOBER-2. NOVEMBER 2017
Filme der Retrospektive

ŠeSTAjA čAST’ mirA (Ein Sechstel der Erde / A Sixth Part of the World)
1926, Dziga Vertov
235 000 000
1967, Uldis Brauns

GenerAl’nAjA linijA / STAroe i noVoe (Die Generallinie / Das Alte und das Neue //
   The General Line / Old and New)
1926–29, Sergej Eisenstein & Grigorij Aleksandrov
čužAjA roDnjA (Fester Knoten / Other People’s Relatives)
1956, Michail Švejcer

KružeVA (Die Spitze / Lace)
1928, Sergej Jutkevič
VeSnA nA ZArečnoj ulice (Frühling in der Saretschnaja-Straße / Spring on Zarechnaya Street)
1956, Marlen Chuciev & Feliks Mironer

PuTeVKA V žiZn’ (Der Weg ins Leben / Road to Life)
1931, Nikolaj Ėkk
VTorAjA PoPyTKA ViKTorA KrochinA (Viktor Krochins zweiter Versuch /
   The Second Attempt of Viktor Krokhin)
1977, Igor’ Šešukov

oDnA (Allein / Alone)
1931, Grigorij Kozincev & Leonid Trauberg
STrAnnye ljuDi (Seltsame Menschen / Strange People)
1969, Vasilij Šukšin

DelA i ljuDi (Die Taten und die Menschen / Men and Jobs)
1932, Aleksandr Mačeret
VremjA, VPereD (Zeit, voran! / Time, Forward!)
1965, Michail Švejcer & Sof ’ja Mil’kina

GArmon’ (Die Ziehharmonika / Accordion)
1934, Igor’ Savčenko
KArnAVAl’nAjA noč’ (Karnevalsnacht / Carnival Night)
1956, Ėl’dar Rjazanov

leTčiKi (Die Flieger / The Pilots)
1935, Julij Rajzman
Kry’jA (Flügel / Wings)
1966, Larisa Šepit’ko
u SAmoGo SineGo morjA (Am blauesten aller Meere / By the Bluest of Seas)
1936, Boris Barnet
čeloVeK iDeT ZA Solncem (Der Sonne entgegen / Following the Sun)
1961, Michail Kalik

Semero Smelych (Die sieben Kühnen / Seven Courageous)
1936, Sergej Gerasimov
neoTPrAVlennoe PiS’mo (Ein Brief, der nie ankam / The Unsent Letter)
1960, Michail Kalatozov

noVAjA moSKVA (Das Neue Moskau / New Moscow)
1938, Aleksandr Medvedkin & Aleksandr Olenin
ijul’SKij DožD’ (Juli-Regen / July Rain)
1967, Marlen Chuciev

člen PrAViTel’STVA (Mitglied der Regierung / Member of the Government)
1940, Aleksandr Zarchi & Iosif Chejfic
ProŠu SloVA! (Ich bitte ums Wort / I Want the Floor)
1976, Gleb Panfilov

muZyKAl’nAjA iSTorijA (Eine musikalische Geschichte / A Musical Story)
1940, Aleksandr Ivanovskij & Gerbert Rappaport
BereGiS’ AVTomoBiljA (Vorsicht, Autodieb! / Beware of the Car)
1966, Ėl’dar Rjazanov

Timur i eGo KomAnDA (Timur und sein Trupp / Timur and His Team)
1940, Aleksandr Razumnyj
SPASiTe uToPAjuŠčeGo (Rettet den Ertrinkenden / Save the Drowning Man)
1968, Pavel Arsenov

VeSennij PoToK (Frühling des Lebens / Spring of Life)
1941, Vladimir Jurenev
Ključ BeZ PrAVA PereDAči (Ein Schlüssel, den man nicht weitergeben darf /
   The Key That Should Not Be Handed On)
1977, Dinara Asanova
PRESSEBILDER DER VIENNALE 2017

Ausgewählte Spielfilme

L’ AMANT D’UN JOUR                                   LICHT                                         TIERE
Philippe Garrel, F 2017                              Barbara Albert, A/D 2017                      Greg Zglinski, CH/A/PL 2017

PERSON TO PERSON                                     TEHERAN TABU                                  LUCKY
Dustin Guy Defa, USA 2017                            Ali Soozandeh, D/A 2017                       John Carroll Lynch, USA 2017

Ausgewählte Dokumentarfilme

A L’OUEST DU JOURDAIN                                12 JOURS                                      DISTANT CONSTELLATION
Amos Gitai, F/Israel 2017                            Raymond Depardon, F 2017                      Shevaun Mizrahi, USA/Türkei 2017

Retrospektive

ODNA                                                 GENERAL’NAJA LINIJA / STAROE I NOVOE          PROŠU SLOVA!
Grigorij Kozincev & Leonid Trauberg,                 Sergej Eisenstein & Grigorij Aleksandrov,     Gleb Panfilov, UdSSR 1976
UdSSR 1931                                           UdSSR 1926–29

FOTONACHWEIS Produktionsfirmen; Regisseure; Verleiher; Weltvertriebe; Filmdokumentationszentrum Filmarchiv Austria;
Österreichisches Filmmuseum; Filmbild Fundus
FOTORECHTE Es konnten nicht alle Fotorechte vollständig geklärt werden.
Wo uns dies nicht gelungen ist, bitten wir Rechteinhaber um freundliche Nachsicht.
Hommage an Hans Hurch

ANTIGONE                                       AU HASARD BALTHAZAR                              FAA YEUNG NIN WA
Danièle Huillet, Jean-Marie Straub, D/F 1991   Robert Bresson, F 1966, 94 min                   (IN THE MOOD FOR LOVE)
(ausgewählt von Klaus Wyborny)                 (ausgewählt von Tilda Swinton)                   Wong Kar-wai, Hongkong/China 2000
                                                                                                (ausgewählt von Ed Lachman)

Special Valeska Grisebach

WESTERN                                        SEHNSUCHT                                        MEIN STERN
Valeska Grisebach, D/A/BG 2017                 Valeska Grisebach, D 2006                        Valeska Grisebach, D/A 2001

Special Napoli! Napoli!

L’AMORE MOLESTO                                VESUVIANI, Pappi Corsicato, Antonietta de        TORNANDO A CASA
Mario Martone, I 1995                          Lillo, Antonio Capuano, Stafano Incerti, Mario   Vincenzo Marra, I 2001
                                               Martone, I 1997

Special Carmen Cartellieri

DIE WÜRGHAND                                   WAS IST LIEBE                                    ANJULA, DAS ZIGEUNERMÄDCHEN
Cornelius Hintner, A 1920                      Leopold Niernberger, A 1924                      Cornelius Hintner, A 1919

Fotos zum Download finden Sie unter www.viennale.at im Bereich Presse.
Kostenloser Abdruck nur im Zusammenhang mit der Viennale 2017.
Rückfragen bitte an: Viennale PRESSE • press@viennale.at • Tel. 01/526 59 47-30
Anlässlich des Sommer-Pressegesprächs dankt die Viennale ihren wichtigsten Förderern und Sponsoren,
        ohne deren großzügige Unterstützung das Festival in dieser Form nicht realisierbar wäre.

                      FÖRDERER UND SPONSOREN

   Am Gelingen des diesjährigen Festivals ist wieder eine große Anzahl von Sponsoren und
      Kooperationspartnern beteiligt. Zur Programm-Pressekonferenz am 10. Oktober
               werden alle Sponsoren der Viennale 2017 bekannt gegeben.
VIENNALE – Vienna International Film Festival
Siebensterngasse 2, 1070 Wien • T +43/1/526 59 47 • F +43/1/523 41 72
office@viennale.at • www.viennale.at
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