PRESSEGESPRÄCH EINE VORSCHAU AUF DAS PROGRAMM DER VIENNALE 2017 19. OKTOBER-2. NOVEMBER 2017
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Wien, 25. August 2017 Sehr geehrte Damen und Herren! Wir dürfen Sie heute über den aktuellen Stand der Vorbereitungen für die Viennale 2017 informieren. Das Festival findet in diesem Jahr von 19. Oktober bis 2. November statt. In den vorliegenden Unterlagen präsentieren wir Ihnen eine erste Vorschau sowie bereits feststehende Programmpunkte der 55. Ausgabe der Viennale. Darüber hinaus stellen wir Ihnen die Plakatsujets des Festivals und der Retrospektive vor. Laufend aktualisierte Informationen finden Sie auf unserer Website www.viennale.at, Pressematerialien und Fotos zum Download unter www.viennale.at/de/presse/download. Twitter & Facebook Die Viennale Presse kommuniziert auch über Social Media. News, Nützliches, Alltägliches und die großen Geheimnisse gibt’s auch auf Twitter (@ViennalePress) und Facebook (Gruppe: viennalepress). Bei Interesse bitten wir um Anmeldung! Sichtungsmöglichkeiten Ab sofort kann eine Auswahl an Filmen des diesjährigen Festivals für Pressezwecke gesichtet werden. Auf Anfrage stellen wir DVDs oder Sichtungslinks zur Verfügung. Für Mitglieder unseres langjährigen Partners Festival Scope stehen viele Filme auch auf dessen Portal für eine Sichtung zur Verfügung: https://pro.festivalscope.com Für alle weiteren Fragen wenden Sie sich gerne an uns. Mit besten Grüßen Das Viennale-Presseteam press@viennale.at Fredi Themel 01/526 59 47-30 Birgit Ecker 01/526 59 47-33 Katharina Riedler 01/526 59 47-20 Akkreditierungen, ab 25. August: Katharina Riedler 01/526 59 47-20 akkreditierung@viennale.at (Annahme der Akkreditierungsanträge bis 29. September) www.viennale.at/de/presse/akkreditierung printed by
VIENNALE 2017 19. OKTOBER BIS 2. NOVEMBER VIENNALE 2017 Ein Festival von und für Hans Hurch HAUPTPROGRAMM VIENNALE 2017 Spielfilme Dokumentarfilme Die Sujets der Viennale 2017 HOMMAGE AN HANS HURCH 14 Freunde, 14 Filme NAPOLI! NAPOLI! Die Entstehung des Neuen Neapolitanischen Kinos DUELL IM OSTEN Valeska Grisebach – Ihre Filme und Carte Blanche CARMEN CARTELLIERI Eine österreichische Kinopionierin RETROSPEKTIVE UTOPIE UND KORREKTUR – Sowjetisches Kino 1926–1939 und 1956–1977
VIENNALE 2017 Ein Festival von und für Hans Hurch Wenn beim plötzlichen Tod des Kapitäns ein Passagier auf die Kommandobrücke geholt wird, dann stellt das ein gewisses Risiko dar, selbst wenn dieser Passagier fast drei Jahrzehnte lang am Ruder eines Schwesterschiffes stand. Wenn aber die Crew wie das von Hans Hurch in den 20 Jahren seines Wirkens geformte Team arbeitet, dann besteht kein Zweifel, dass der Kurs beibehalten, und das Schiff in den vorgesehenen Hafen einlaufen wird. Die diesjährige Viennale wird daher eine weitere Viennale von Hans Hurch sein, „ein Fest für die spannendsten, eigenständigsten, lebendigsten und unverzichtbarsten Filme des Jahres. A Festival of Films,“ wie er es im Vorjahr definiert hat. Franz Schwartz Hauptprogramm Viennale 2017 Mit unseren etwa 200 aktuellen Filmen zeigen wir einen differenzierten, weltumspannenden, aber naturgemäß nur kleinen Ausschnitt aus dem Filmschaffen dieses Jahres. Aber wie die verstreuten Blumen einer Wiese be- stimmen, wie die Wiese empfunden wird, so soll unsere Auswahl den Blick des Publikums für die Vielfalt des fil- mischen Schaffens empfänglich machen. Es ist Tradition in diesem Heft, aus der Fülle des Programmes einzelne Filme herauszugreifen. Es seien hier also ein paar Titel angeführt, die die Bandbreite der diesjährigen Auswahl verdeutlichen. Alles schöne, kluge Ar- beiten, auf die einzulassen sich lohnt: ESTIU 1993 von Carla Simón (Spanien), 3/4 von Ilian Metev (Bulgarien), ARÁBIA von Affonso Uchoa und João Dumans (Brasilien), MILLA von Valerie Massadian (Frankreich), FÉLICITÉ von Alain Gomis (Senegal), NELYUBOV von Andrey Zvyagintsev (Russland), GEU-HU von Hong Sangsoo (Südko- rea). Während die Spielfilme eher individuelle und innerfamiliäre Themen behandeln, beziehen sich die Doku- mentarfilme mehr auf kommunale und überregionale Probleme. Beispielhaft seien hier genannt A L’OUEST DU JOURDAIN von Amos Gitai, BRIMSTONE AND GLORY von Viktor Jakovleski über die Feuerwerk-Industrie des mexikanischen Tultepec, DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT von Romuald Karmakar und THE FORCE von Peter Nicks über das berühmt berüchtigte Oakland Police Department. Außerdem darf man mit der Nennung von ein paar Filmen wohl erwähnen, dass der Stellenwert der Vien- nale offenbar so groß ist, dass Filme gesichtet und gesichert werden konnten, noch bevor sie offiziell in die Aus- wahl für die Filmfestspiele Venedig aufgenommen worden waren. Es sind dies so unterschiedliche Werke wie die kurzweilige dreistündige Dokumentation von Frederick Wiseman EX LIBRIS – NEW YORK PUBLIC LIBRARY, der als Thriller getarnte SANDOME NO SATSUJIN von Koreeda Hirokazu über den staatlichen Mord Todesstrafe, der feinfühlige Film HANNAH von Andrea Pallaoro mit einer überwältigenden Charlotte Rampling, sowie THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI von Martin McDonagh mit der großartigen Frances McDormand. Das österreichische Filmschaffen ist in diesem Jahr vertreten mit Barbara Alberts LICHT, einem Werk, das auf Alissa Walsers Roman „Am Anfang war die Nacht Musik“ basiert, dem 90-Minuten-Experiment STAR des schon mehrmals bei der Viennale ausgezeichneten Johann Lurf, und mit dem sehr feinen und beim Filmfestival 3/4 ABSCHIED VON DEN ELTERN THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, Ilian Metev, BG/D 2017 Astrid Johanna Ofner, A 2017 MISSOURI Martin McDonagh, USA/GB 2017
Locarno begeistert aufgenommenen ABSCHIED VON DEN ELTERN von Astrid Johanna Ofner nach der gleichna- migen Erzählung von Peter Weiss. Und dann integrieren wir in diesen Bereich auch noch kühn HELLE NÄCHTE (Deutschland, Norwegen), dessen österreichischer Hauptdarsteller Georg Friedrich bei der diesjährigen Berli- nale mit dem Silbernen Bären als bester Darsteller ausgezeichnet wurde, sowie Ali Soozandehs TEHERAN TABU mit der Beteiligung von Coop99 und ORF und mehrerer österreichischer Förderinstitutionen. Die Sujets der Viennale 2017 Die Vorlage zum diesjährigen Sujet der Viennale findet sich als Einritzung im Inneren der romanische Kirche des Städtchens Moings in der Region Saintonge im Südwesten Frankreichs. Das Kunstwerk lässt sich nicht exakt datieren – wahrscheinlich stammt es aus dem 15. Jahrhundert. Die Figur scheint einen Harlekin, französisch: arlequin, darzustellen, auch wenn sie statt einer Hörnerkappe, die diesem traditionell zugeschrieben wird, einen Spitzhut trägt und das charakteristische Flickenkostüm bei der groben Linienführung nicht erkennbar ist. Der Harlekin, der zu einer zentralen Bühnenfigur der Commedia dell’Arte wurde, ist eine vielschichtige mythi- sche Figur, die auf irritierende Weise Widersprüchliches vereint: gleichermaßen Gauner und Heiler, Schamane und derber Possenreißer, Priester und Teufel. Mit seinem emphatisch ausgestreckten und nach oben gebogenen Arm scheint der dämonische Spaßmacher zu seinem ritualisierten Auftritt, dem Harlekinsprung, anzusetzen: „Eccomi!“ – Hier bin ich. Das Spiel kann beginnen. Das Plakat zur Retrospektive „Utopie und Korrektur“ wird bestimmt von einem Foto aus Michail Kalatozovs Film NEOTPRACLENNOE PIS’MO (Ein Brief, der nie ankam / The Unsent Letter) aus dem Jahr 1960. Viennale 2017 Retrospektive 2017 VIENNALE • FILMMUSEUM RETROSPEKTIVE UTOPIE UND KORREKTUR Sowjetisches Kino 1926–1939 und 1956–1977 13. Oktober bis 30. November 2017 Österreichisches Filmmuseum • 1010 Wien, Augustinerstraße 1, Tel. 533 70 54 19. OKTOBER BIS 2. NOVEMBER 2017 www. viennale.at • www. filmmuseum.at TICKETS AB 14. OKTOBER • WWW.VIENNALE.AT
Auswahl aus dem Spielfilm-Programm 120 BATTEMENTS PAR MINUTE Robin Campillo, F 2017 24 FRAMES Abbas Kiarostami, Iran/F 2016 3/4 Ilian Metev, BG/D 2017 ABSCHIED VON DEN ELTERN Astrid Johanna Ofner, A 2017 L’ AMANT D’UN JOUR Philippe Garrel, F 2017 ARÁBIA Affonso Uchoa, João Dumans, Brasilien 2017 BEACH RATS Eliza Hittman, USA 2016 CASTING Nicolas Wackerbarth, D 2017 ESTIU 1993 Carla Simón, E 2017 FÉLICITÉ Alain Gomis, F/Senegal/B/D/Libanon 2017 GEU-HU Hong Sangsoo, Südkorea 2017 GOLDEN EXITS Alex Ross Perry, USA 2017 HELLE NÄCHTE Thomas Arslan, D/NO 2017 I AM NOT MADAME BOVARY FENG Xiaogang, China 2016 LICHT Barbara Albert, A/D 2017 LUCKY John Carroll Lynch, USA 2017 MILLA Valerie Massadian, F/P 2017 NELYUBOV Andrey Zvyagintsev, RUS/F/B/D 2017 PERSON TO PERSON Dustin Guy Defa, USA 2017 RAMIRO Manuel Mozos, P 2017 SANDOME NO SATSUJIN Koreeda Hirokazu, Japan 2017 TEHERAN TABU Ali Soozandeh, D/A 2017 THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI Martin McDonagh, USA/GB 2017 TIERE Greg Zglinski, CH/A/PL 2017 WESTERN Valeska Grisebach, D/A/BG 2017 Auswahl aus dem Dokumentarfilm-Programm 12 JOURS Raymond Depardon, F 2017 78/52 Alexandre O. Philipp, USA 2017 A L’OUEST DU JOURDAIN Amos Gitai, F/Israel 2017 AUS EINEM JAHR DER NICHTEREIGNISSE Ann Carolin Renninger, René Frölke, D 2017 BECOMING CARY GRANT Mark Kidel, F 2017 DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT Romuald Karmakar, D 2017 DISTANT CONSTELLATION Shevaun Mizrahi, USA/Türkei 2017 EX LIBRIS – THE NEW YORK PUBLIC LIBRARY Frederick Wiseman, USA 2017 THE FORCE Peter Nicks, USA 2017 MACHINES Rahul Jain, Indien/D/FIN 2017 MAKALA Emmanuel Gras, F 2017 MAMAN COLONELLE Dieudo Hamadi, F/DR Kongo 2017 NO INTENSO AGORA João Moreira Salles, Brasilien 2017 OLANCHO Ted Griswold, Chris Valdes, Honduras/USA 2017 THE PUBLIC IMAGE IS ROTTEN Tabbert Fiiller, USA 2017 PURGE THIS LAND Lee Anne Schmitt, USA 2017 READERS James Benning, USA 2017 ROMY – PORTRAIT EINES GESICHTS Hans-Jürgen Syberberg, BRD 1966 SHAKKEI. BORROWED LANDSCAPES Hartmut Bitomsky, D 2017 TA PEAU SI LISSE Denis Côté, Kanada 2017 TINSELWOOD Marie Voignier, F/Kamerun 2017
HOMMAGE AN HANS HURCH 14 Freunde, 14 Filme Hans Hurchs Vision des Laufbildes richtete sich gegen das Kino als Illusionsmaschine, die das erkennende Be- wusstsein ausschließt und gegen die Beschleunigungsdiktate der Gegenwart. Stattdessen propagierte er die Langsamkeit und die Einfachheit einer Filmkunst, der es um Wahrheit, um politische Parteinahme und um eine visuelle Reflexion des Sozialen geht. Diese rigorose Haltung führte dazu, dass viele Entwürfe eines vornehmlich profitorientierten Gebrauchs- und Genrekinos beim Wiener Filmfestival nicht gezeigt wurden. Regisseure, Kameraleute, Schauspieler hingegen, deren Arbeit im Einklang mit den künstleri- schen Präferenzen von Hans Hurch stand, wurden oft mehrfach eingeladen und avancierten zu Freunden der Viennale und ihres Di- rektors. Das Festival hat nun 14 dieser, man könnte sagen: ästheti- schen Komplizen eingeladen, im Andenken an Hans Hurch jeweils einen Film auszuwählen, den sie ihm widmen möchten. Darunter der Dokumentarfilmer und vielfach preisgekrönte Kameramann Ed Lachmann, der sich für IN THE MOOD FOR LOVE von Wong Kar-wai entschied. Die Schauspielerin Tilda Swinton, langjährige künstlerische Partnerin von Derek Jarman schlug AU HASARD BALTHAZAR von Robert Bresson vor, der Experimentalfilmer und Gründer der Hamburger Filmmacher Cooperative Klaus Wyborny die Hölderlin-An- eigung ANTIGONE von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub. In diesem Film sagt die Hauptdarstellerin an einer Stelle: „Wer, wie ich, viel lebt mit Übeln, Bekommt doch wohl im Tod ein wenig Vorteil?“ NAPOLI! NAPOLI! Die Entstehung des Neuen Neapolitanischen Kinos Am Fuße des Vesuv findet zwischen dem Ende der 1980er- und dem Anfang der 1990er-Jahre ein erstaunlicher Kreativitätsausbruch im Filmschaffen statt. Eine neue Generation neapolitanischer FilmemacherInnen taucht schlagartig auf. Sie haben einen unterschiedlichen Back- ground an Bildung und Arbeitserfahrung, doch ihr gemein- samer Nenner ist die Stadt Neapel. Mit ihrer geschicht- strächtigen Vergangenheit, ihren Traditionen, ihrer ab- wechslungsreichen Topographie, ihrem widersprüchlichen Charakter voller Leidenschaft und Gefahr, Hoffnung und Verzweiflung, stellt Neapel, das zu den am meisten gefilm- ten Städten Italiens zählt, ein einzigartiges Universum dar. Als Reaktion auf die traditionelle Postkartendarstellung, die bis dahin Neapels volkstümliche Filme geprägt hat, ma- chen sich diese jungen RegisseurInnen daran, die Stadt und ihr Leben mit einem unbefangenen und kritischen Blick zu erforschen. Von 1991 bis 2001 entsteht eine ein- drucksvolle Anzahl an Debutfilmen. Diesen formal äußerst unterschiedlichen Filmen liegt aber eine ähnliche In- tention zu Grunde, nämlich die brisante soziopolitische Lage Neapels zu hinterfragen – von den bahnbrechenden Filmexperimenten Antonio Capuanos zu den schrillen Bildern von Pappi Corsicato, von den prägnanten Schilde- rungen Mario Martones zu den sensiblen Erzählungen von Antonietta De Lillo, von den poetisch-dokumentari- schen Chroniken von Vincenzo Marra zur einzigartigen Weltdarstellung Antonio Gaudinos. Anhand von ausgewählten Spielfilmen, die die Kritik „Neues Neapolitanisches Kino“ nennt, bietet die Vien- nale eine außergewöhnliche Neapelreise jenseits üblicher Klischees und legt einen der spannendsten Momente des neueren italienischen Filmschaffens offen, das bis heute seine ungebrochene Lebendigkeit bewahrt hat. Kuratiert von Maria Giovanna Vagenas
DUELL IM OSTEN Valeska Grisebach – ihre Filme und Carte Blanche Valeska Grisebach ist eine international gefeierte Vertreterin der „Berliner Schule“, sie nutzt das Kino als sinnliches Forschungsinstru- ment, mit dem sie untersucht, wie wir unsere Leben an Archetypen, Idealbilder, Fiktionen anschließen. Vor elf Jahren hat Grisebach mit ihrem Langdebüt SEHNSUCHT auf sich aufmerksam gemacht, einem Film aus der brandenburgischen Provinz, der abstrakte Lie- besvorstellungen und Bilder des Zerbrechens einer Ehe mit atembe- raubender Direktheit verschmolz. Nun kehrt sie mit einer Erzählung ins Kino zurück, die eine deutsche Baubrigade in flirrender Hitze zeigt, als wäre dies ein archaischer Außenposten der amerikani- schen Kavallerie. WESTERN spielt im EU-Osten unserer Gegenwart – in und um Petrelik, einer kleinen Gemeinde in der bulgarischen Pro- vinz Blagoewgrad. Nach dem Initiationsfilm MEIN STERN und der Dreiecksgeschichte SEHNSUCHT ist Grisebachs jüngster Film erneut mit nonprofessionellen Akteuren besetzt. Ihre Helden sind auch im realen Leben Handwerker und Arbeiter, auch die bulgarische Gemeinde spielt in verschobenen Rollen mit. Die Viennale begleitet die Werkschau mit einer Carte Blanche – drei Extrafilme, von der Regisseurin ausge- wählt: Maurice Pialats PASSE TON BAC D’ABORD …, Miloš Formans feierlustiger LÁSKY JEDNÉ PLAVOVLÁSKY und THE GUNFIGHTER von Henry King eröffnen Dialoge mit ihren Arbeiten, in denen auch WESTERN als Grenz- gang zwischen Abstraktion und packender Konkretion erscheint. In den Duellen ihrer Bauarbeiter wird Grund- sätzliches verhandelt – Angst vor dem Fremden, Abgrenzung und Empathie. Sehr europäische Themen, mit of- fenem Showdown. CARMEN CARTELLIERI Eine österreichische Kinopionierin Ihre steile, aber nur kurz währende Karriere könnte selbst einem Drehbuch entsprungen sein. Scheinbar aus dem Nichts taucht Carmen Cartellieri 1918 im ungarischen Film auf. Ungewöhnlich breit ist das Rollenbild der Autodidaktin wie auch die Genrevielfalt ihres Œuvres, das sich vom Kriminalfilm über das Sittenbild bis zur Komödie erstreckt. Einen Namen macht sie sich an der Seite des Re- gisseurs Cornelius Hintner bei den Budapester Filmgesell- schaften Star und Astra. 1919 übersiedeln Cartellieri und Hintner nach Wien, wo Cartellieri in einer beispiellosen Me- dienkampagne zum Star erhoben wird. Es folgen zwei viel- beachtete Eigenproduktionen, die schließlich in der Grün- dung der Cartellierifilm GmbH münden. Die Jahre des Auf- schwungs der heimischen Filmindustrie während der Infla- tionszeit von 1920 bis 1923 markieren den Höhepunkt ihrer Karriere. Cartellieri gehört zu Wiens bekanntesten Schauspielerinnen und nimmt zeitweise in der Publikums- präferenz den ersten Platz ein. Durch intensive Recherche- und Restaurierungsarbeiten konnte das Filmarchiv Austria in den letzten Jahren eine ganze Reihe von bisher verschollenen Filmen mit Carmen Cartellieri wieder- entdecken. Zur Viennale 2017 präsentiert das Filmarchiv nun eine umfassende Werkschau zu dieser beinahe vergessenen österreichischen Filmpionierin. EIN PROGRAMM VON FILMARCHIV AUSTRIA
RETROSPEKTIVE UTOPIE UND KORREKTUR Sowjetisches Kino 1926–1939 und 1956–1977 Unter dem Titel „Utopie und Korrektur“ präsentieren das Österreichische Filmmuseum und die Viennale im Ok- tober und November Filme aus zwei spezifischen Schaffensperioden im sowjetischen Kino: den 1920er und 1930er Jahren, sowie aus der Zeit während und nach der „Tauwetter“-Periode, die auf Stalins Tod folgte. Die diesjährige gemeinsame Retrospektive ist weder chronologisch noch produktionshistorisch aufgebaut. Viel- mehr geht es darum, filmische Werke aus zwei bedeutsamen Aufbruchsphasen des sowjetischen Kinos zueinan- der in Dialog zu setzen: Filme, die von den politischen und ästhetischen Hoffnungen ihrer Zeit, aber auch von den Rückschlägen und Repressalien zeugen, denen Filmschaffende und Intellektuelle ausgesetzt waren. Es gilt – gerade im Jubiläumsjahr der Oktoberrevolution –, nicht allein die Utopien, sondern auch deren „Korrekturen“ zu zeigen: Modifikation und Anpassung der gesellschaftlichen und künstlerischen Visionen an die herrschen- den Produktionsverhältnisse; aber auch die staatlich verordnete Umarbeitung und Berichtigung von Ideen, Ge- schichten, Filmen. Die Utopien der ersten Generation sowjetischer Filmschaffender, die in der Terrorherrschaft Stalins „korrigiert“ werden, treffen auf die Hoffnungen, Träume und Enttäuschungen jener Generation von Re- gisseurinnen und Regisseuren, die nach Stalins Tod 1953 das sowjetische Kino ästhetisch und inhaltlich erneu- erten. Die Retrospektive versammelt 30 Filme, entstanden zwischen 1926 und 1977, die zu fünfzehn dialogischen „Paaren“ angeordnet sind. Kuratiert wurde die Schau von zwei führenden russischen Filmhistorikern: Naum Kleiman (geboren 1937), Gründer des Sergej Eisenstein Archivs und langjähriger Leiter des Moskauer Filmmu- seums; und Artiom Sopin (geboren 1988), Lektor an der Russischen Staatlichen Geisteswissenschaftlichen Uni- versität (RGGU). Ihr intergenerationeller Dialog eröffnet uns einen von der gängigen westeuropäischen Perspek- tive abweichenden Blick auf scheinbar vertraute „Klassiker“, und stellt weniger bekannte Filme in Beziehung zu ihnen. So wird beispielsweise Dziga Vertovs panoramatische Vision der Sowjetunion von 1926 – EIN SECHSTEL DER ERDE – vierzig Jahre später in 235 000 000 (Uldis Brauns, 1967) von einer Gruppe lettischer Filmschaffen- den „reaktiviert“, die Vertovs Ideen bloß aus seinen Schriften kannten. Vertovs Filme waren, da mit der Idee des „Sozialistischen Realismus“ nicht konform, längst nicht mehr zugänglich. Ein prominentes Beispiel, stellvertre- tend für viele der „korrigierten“ Künstlerbiografien der Sowjetzeit, die zwischen künstlerischer Anerkennung und Kontinuität, Verbot und Exil, Wiederentdeckung und Rehabilitierung changieren. Etliche der gezeigten Filme waren selten oder noch nie in Österreich im Kino zu sehen und sind nur in 35mm- Archivkopien, hauptsächlich in Russland, vorhanden. Die Filme werden in Originalfassung mit Untertiteln gezeigt. Die Kuratoren Naum Kleiman und Artiom Sopin werden von 13. bis 15. Oktober in Wien zu Gast sein, Einführungen zu den Filmen geben und für Interviews zur Verfügung stehen. Das Österreichische Filmmuseum dankt dem russischen Gosfilmofond sowie dem Österreichischen Bundesmi- nisterium für Europa, Integration und Äußeres für ihre Unterstützung bei der Umsetzung der Retrospektive. EIN PROGRAMM VON VIENNALE UND ÖSTERREICHISCHEM FILMMUSEUM 13. Oktober bis 30. November 2017 Österreichisches Filmmuseum, Augustinerstraße 1, 1010 Wien Tel. 01/533 70 54 • www.filmmuseum.at
Filme der Retrospektive ŠeSTAjA čAST’ mirA (Ein Sechstel der Erde / A Sixth Part of the World) 1926, Dziga Vertov 235 000 000 1967, Uldis Brauns GenerAl’nAjA linijA / STAroe i noVoe (Die Generallinie / Das Alte und das Neue // The General Line / Old and New) 1926–29, Sergej Eisenstein & Grigorij Aleksandrov čužAjA roDnjA (Fester Knoten / Other People’s Relatives) 1956, Michail Švejcer KružeVA (Die Spitze / Lace) 1928, Sergej Jutkevič VeSnA nA ZArečnoj ulice (Frühling in der Saretschnaja-Straße / Spring on Zarechnaya Street) 1956, Marlen Chuciev & Feliks Mironer PuTeVKA V žiZn’ (Der Weg ins Leben / Road to Life) 1931, Nikolaj Ėkk VTorAjA PoPyTKA ViKTorA KrochinA (Viktor Krochins zweiter Versuch / The Second Attempt of Viktor Krokhin) 1977, Igor’ Šešukov oDnA (Allein / Alone) 1931, Grigorij Kozincev & Leonid Trauberg STrAnnye ljuDi (Seltsame Menschen / Strange People) 1969, Vasilij Šukšin DelA i ljuDi (Die Taten und die Menschen / Men and Jobs) 1932, Aleksandr Mačeret VremjA, VPereD (Zeit, voran! / Time, Forward!) 1965, Michail Švejcer & Sof ’ja Mil’kina GArmon’ (Die Ziehharmonika / Accordion) 1934, Igor’ Savčenko KArnAVAl’nAjA noč’ (Karnevalsnacht / Carnival Night) 1956, Ėl’dar Rjazanov leTčiKi (Die Flieger / The Pilots) 1935, Julij Rajzman Kry’jA (Flügel / Wings) 1966, Larisa Šepit’ko
u SAmoGo SineGo morjA (Am blauesten aller Meere / By the Bluest of Seas) 1936, Boris Barnet čeloVeK iDeT ZA Solncem (Der Sonne entgegen / Following the Sun) 1961, Michail Kalik Semero Smelych (Die sieben Kühnen / Seven Courageous) 1936, Sergej Gerasimov neoTPrAVlennoe PiS’mo (Ein Brief, der nie ankam / The Unsent Letter) 1960, Michail Kalatozov noVAjA moSKVA (Das Neue Moskau / New Moscow) 1938, Aleksandr Medvedkin & Aleksandr Olenin ijul’SKij DožD’ (Juli-Regen / July Rain) 1967, Marlen Chuciev člen PrAViTel’STVA (Mitglied der Regierung / Member of the Government) 1940, Aleksandr Zarchi & Iosif Chejfic ProŠu SloVA! (Ich bitte ums Wort / I Want the Floor) 1976, Gleb Panfilov muZyKAl’nAjA iSTorijA (Eine musikalische Geschichte / A Musical Story) 1940, Aleksandr Ivanovskij & Gerbert Rappaport BereGiS’ AVTomoBiljA (Vorsicht, Autodieb! / Beware of the Car) 1966, Ėl’dar Rjazanov Timur i eGo KomAnDA (Timur und sein Trupp / Timur and His Team) 1940, Aleksandr Razumnyj SPASiTe uToPAjuŠčeGo (Rettet den Ertrinkenden / Save the Drowning Man) 1968, Pavel Arsenov VeSennij PoToK (Frühling des Lebens / Spring of Life) 1941, Vladimir Jurenev Ključ BeZ PrAVA PereDAči (Ein Schlüssel, den man nicht weitergeben darf / The Key That Should Not Be Handed On) 1977, Dinara Asanova
PRESSEBILDER DER VIENNALE 2017 Ausgewählte Spielfilme L’ AMANT D’UN JOUR LICHT TIERE Philippe Garrel, F 2017 Barbara Albert, A/D 2017 Greg Zglinski, CH/A/PL 2017 PERSON TO PERSON TEHERAN TABU LUCKY Dustin Guy Defa, USA 2017 Ali Soozandeh, D/A 2017 John Carroll Lynch, USA 2017 Ausgewählte Dokumentarfilme A L’OUEST DU JOURDAIN 12 JOURS DISTANT CONSTELLATION Amos Gitai, F/Israel 2017 Raymond Depardon, F 2017 Shevaun Mizrahi, USA/Türkei 2017 Retrospektive ODNA GENERAL’NAJA LINIJA / STAROE I NOVOE PROŠU SLOVA! Grigorij Kozincev & Leonid Trauberg, Sergej Eisenstein & Grigorij Aleksandrov, Gleb Panfilov, UdSSR 1976 UdSSR 1931 UdSSR 1926–29 FOTONACHWEIS Produktionsfirmen; Regisseure; Verleiher; Weltvertriebe; Filmdokumentationszentrum Filmarchiv Austria; Österreichisches Filmmuseum; Filmbild Fundus FOTORECHTE Es konnten nicht alle Fotorechte vollständig geklärt werden. Wo uns dies nicht gelungen ist, bitten wir Rechteinhaber um freundliche Nachsicht.
Hommage an Hans Hurch ANTIGONE AU HASARD BALTHAZAR FAA YEUNG NIN WA Danièle Huillet, Jean-Marie Straub, D/F 1991 Robert Bresson, F 1966, 94 min (IN THE MOOD FOR LOVE) (ausgewählt von Klaus Wyborny) (ausgewählt von Tilda Swinton) Wong Kar-wai, Hongkong/China 2000 (ausgewählt von Ed Lachman) Special Valeska Grisebach WESTERN SEHNSUCHT MEIN STERN Valeska Grisebach, D/A/BG 2017 Valeska Grisebach, D 2006 Valeska Grisebach, D/A 2001 Special Napoli! Napoli! L’AMORE MOLESTO VESUVIANI, Pappi Corsicato, Antonietta de TORNANDO A CASA Mario Martone, I 1995 Lillo, Antonio Capuano, Stafano Incerti, Mario Vincenzo Marra, I 2001 Martone, I 1997 Special Carmen Cartellieri DIE WÜRGHAND WAS IST LIEBE ANJULA, DAS ZIGEUNERMÄDCHEN Cornelius Hintner, A 1920 Leopold Niernberger, A 1924 Cornelius Hintner, A 1919 Fotos zum Download finden Sie unter www.viennale.at im Bereich Presse. Kostenloser Abdruck nur im Zusammenhang mit der Viennale 2017. Rückfragen bitte an: Viennale PRESSE • press@viennale.at • Tel. 01/526 59 47-30
Anlässlich des Sommer-Pressegesprächs dankt die Viennale ihren wichtigsten Förderern und Sponsoren, ohne deren großzügige Unterstützung das Festival in dieser Form nicht realisierbar wäre. FÖRDERER UND SPONSOREN Am Gelingen des diesjährigen Festivals ist wieder eine große Anzahl von Sponsoren und Kooperationspartnern beteiligt. Zur Programm-Pressekonferenz am 10. Oktober werden alle Sponsoren der Viennale 2017 bekannt gegeben.
VIENNALE – Vienna International Film Festival Siebensterngasse 2, 1070 Wien • T +43/1/526 59 47 • F +43/1/523 41 72 office@viennale.at • www.viennale.at
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