Privater Hörfunk - Die Medienanstalten
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Privater Hörfunk | Allgemeine Lage 1 Allgemeine Lage des privaten Hörfunks Die Medienwelt erlebt im Zeitalter der Digi sprachigen ab 10 Jahren täglich ihr Radio talisierung den größten Umbruch seit Jahr gerät einschalten und im Durchschnitt fast zehnten. Lange Zeit erfolgreiche Geschäfts drei Stunden (178 Minuten) mit dem Medium modelle geraten ins Wanken, weil das Pu verbringen. Mit Leichtigkeit hat das Radio blikum neue Nutzungsgewohnheiten ent den Weg ins (mobile) Internet geschafft, wickelt und immer mehr Zeit im Internet wo Nutzer die Livestreams der Sender über verbringt. Für viele etablierte Medien hat das deren App oder Website bequem und ohne drastische Folgen: Zeitungen und Zeitschrif Registrierung oder Abonnement abrufen ten verlieren Auflage, dem linearen Fern können. Die vielfältigen Verbreitungsmög sehen setzen geänderte Sehgewohnheiten lichkeiten haben das weltweite Datennetz und sinkende Werbeblockreichweiten zu. Sie zur zweitwichtigsten Empfangsart des Ra alle erleben, wie global agierende Internet dios aufsteigen lassen. Laut dem Digitalisie konzerne neue Spielregeln im Medienge rungsbericht gaben 2016 fast sechs Prozent schäft einführen wollen und beträchtliche der Bevölkerung an, ihre Lieblingssender am Werbeetats auf sich ziehen. häufigsten über das Internet zu nutzen. Damit rangierte es in der Rangliste der meist Radio bleibt Massenmedium _ Inmitten genutzten Empfangsarten hinter dem Spit dieser als Disruption bezeichneten Medien zenreiter UKW mit 74,3 Prozent und noch vor revolution ist das Radio ein Hort der Stabi dem digitalen Antennenradio DAB+, das für lität. Es genießt hohes Vertrauen bei den 3,4 Prozent der bevorzugte Nutzungsweg Hörern, bietet ein vielfältiges Programman war. gebot und überzeugt Werbekunden mit hohen Reichweiten, verlässlicher Vermark Aktionsplan für Digitalradio vorgelegt _ tung und soliden Wirkungsnachweisen. Den Gleichwohl befindet sich das Digitalradio Erfolg beim Publikum und im Werbemarkt nach seinem Neustart im Jahr 2011 hierzu verdankt das älteste elektronische Medium lande weiter im Aufwind. Laut Digitalisie zwei zentrale Stärken: Es begleitet die Men rungsbericht verfügten die Deutschen Mitte schen mit Musik, Information und Unterhal 2016 über 8,2 Mio. Digitalradio-Empfänger, tung durch den Tag und ist über viele Kanäle das waren 29 Prozent mehr als im Vorjahr. empfangbar. Die Zahl der UKW-Geräte ging im gleichen Es überrascht daher nicht, dass laut Zeitraum um 2,9 Prozent auf 139 Mio. zurück. Media-Analyse über drei Viertel der Deutsch Die Rahmenbedingungen für die Weiterent 132
Allgemeine Lage | Privater Hörfunk wicklung der digitalen Radioverbreitung sind 2017 bis 2020 insgesamt 153,3 Mio. Euro zu günstig. Im März 2017 legten Bund und Län gesprochen bekommen, um den Netzausbau der gemeinsam den „Aktionsplan für die von DAB+ weiter voranzutreiben und die Transformation der Hörfunkverbreitung in Hörer mit Marketingmaßnahmen zum Um das digitale Zeitalter“ vor. Dieser sieht unter stieg von UKW auf DAB+ zu animieren. Ziel anderem vor, dass die Endgeräteindustrie ab von ARD und Deutschlandradio ist es, die 2019 nur noch Multinorm-Geräte anbietet, Simulcastphase so kurz wie möglich zu hal die analoge und digitale Signale empfangen ten, weil ein Parallelbetrieb über beide Ver können. Der Bund will im Telekommunika breitungswege nach Ansicht der KEF nicht tionsgesetz eine Bestimmung aufnehmen, wirtschaftlich ist. Die KEF will den Öffentlich- die einen Einbau mindestens einer digitalen Rechtlichen nur dann weitere Mittel für Schnittstelle in Hörfunkempfangsgeräte vor DAB+ zur Verfügung stellen, wenn bis 2019 sieht. Darüber hinaus will er darauf hin in 27 Prozent der Haushalte ein dafür benö wirken, dass eine so genannte Smartradio- tigtes Endgerät vorhanden ist, 2016 waren es Regelung EU‑weit eingeführt wird. rund 13 Prozent. Zudem sollen „bedeutende Der Aktionsplan sieht auch vor, frei wer Automobilhersteller“ bis dahin DAB+-Radio dende UKW-Frequenzen künftig nicht mehr als Serienausstattung anbieten. neu zu vergeben. Das betrifft zunächst vor Der Verband Privater Rundfunk und Tele allem den beitragsfinanzierten ARD-Hörfunk medien (VPRT) hat den Aktionsplan als „nicht und das Deutschlandradio, die in den 2020er- markttauglich“ bezeichnet und seine Mitar Jahren mit dem Umstieg auf DAB+ beginnen beit im Digitalradio-Board des Bundesminis wollen. Beide haben von der Kommission zur teriums für Verkehr und digitale Infrastruk Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunk tur (BMVI) zunächst beendet. Der Privatfun anstalten (KEF) für die Beitragsperiode von kerverband vermisst ein „marktkonformes Abb. 37 Meistgenutzte Empfangsart für Radio | in Prozent 74,3 % UKW/analog 5,9 % Internetradio 3,4 % DAB+ 8,6 % Keine meistgenutzte Empfangsmöglichkeit 4,1 % (Nutze) keine Empfangsmöglichkeit 1,2 % Satellit 2,4 % Kabel Basis: 69,241 Mio. Personen ab 14 Jahre in Deutschland Quelle: die medienanstalten: Digitalisierungsbericht 2016, Kantar TNS. 133
Privater Hörfunk | Allgemeine Lage Migrationsszenario“ und kritisiert die seiner ZDF-Onlinestudie haben Spotify und Co. ihre Meinung nach zu einseitige Förderung von wöchentliche Nutzung zwischen 2014 und DAB+ sowie den Umstand, dass frei werdende 2016 auf zwölf Prozent bei den Ab‑14‑Jähri UKW-Frequenzen der Öffentlich-Rechtlichen gen verdoppelt; in der Altersgruppe der 14- nicht an die privaten Veranstalter vergeben bis 29‑Jährigen legten die Musikstreamer werden sollen. von 18 auf 33 Prozent zu und wurden damit nahezu doppelt so stark genutzt wie die Medienanstalten schreiben zweiten bun- Livestreams der UKW- Sender (17 %). Auch desweiten Multiplex aus _ Unterdessen das Videoportal YouTube hat sich dank sei geht die Entwicklung von DAB+ weiter. Im Fe nes riesigen Musikangebots zu einer Kon bruar 2 017 haben die Medienanstalten einen kurrenz für das Radio entwickelt. Laut ARD/ zweiten bundesweiten Multiplex für den ZDF- Onlinestudie konsumierten 2016 be Plattformbetrieb ausgeschrieben. Auch aus reits 26 Prozent der Bevölkerung wöchentlich der Autoindustrie kommen positive Signale. Musikvideos auf dieser Plattform, bei den So werden in Deutschland bereits 21 Prozent unter 30‑Jährigen waren es sogar 63 Pro der Neuwagen mit einem DAB+-Empfangs zent. gerät ausgestattet. Wenn diese Quote auf Diese Zahlen zeigen, dass die etablierten 30 bis 40 Prozent steigt, werden die Auto Radioanbieter im Netz – anders als in UKW bauer über eine Serienausstattung nachden oder DAB+ – ein disruptives Umfeld vorfin ken, wie Frank Nowack, bei Ford zuständig für den. Online ist Musik an vielen Stellen (frei) die Entwicklung von Multimedia-Systemen, verfügbar, Radiosender sind also nur einer im März 2 017 verlauten ließ. Der Verband der von vielen Anbietern und stehen in Konkur Automobilindustrie (VDA) sieht in DAB+ eine renz zu anderen Akteuren, die teilweise über Technologie, die zur Basisversorgung für die deutlich mehr finanzielle Mittel verfügen Masse der Autofahrer geeignet ist und nicht und aufgrund ihrer internationalen Verbrei in Konkurrenz zu den meist individualisierten tung Skaleneffekte nutzen können. Vielen Services im mobilen Internet steht. Radiosendern fehlt es im Web auch an einem inhaltlichen Profil. Ihre klassischen Kernkom Musikstreaming und YouTube setzen Radio petenzen Musik, (regionale) Information, zu _ Genau diese Onlinedienste muss das Service (Wetter, Verkehr), Comedy und das Radio aber im Blick behalten. Denn zu ihnen Community-Building reklamieren dort auch zählen auch Musikstreaminganbieter wie andere spezialisierte Anbieter für sich. Noch Spotify, Apple Music oder Deezer, die das hat vor allem das Privatradio auf dieses Publikum zu einer personalisierten On‑ herausfordernde Umfeld keine hinreichende Demand-Nutzung erziehen. Ihr Erfolg trägt Antwort gefunden. Doch mit dem Aufbau maßgeblich zur steigenden Audionutzung des Aggregators Radioplayer ist der Branche im Web bei und setzt das klassische, linear zumindest ein erster großer Schritt gelungen. verbreitete Radio unter Druck. Laut ARD/ Das Angebot bündelt die Streams des priva 134
Allgemeine Lage | Privater Hörfunk Abb. 38 Informierende Mediennutzung gestern | in Prozent 1 Zeitschriften, Nachrichtenmagazine, Wochenzeitungen Basis: 69,563 Mio. Personen ab 14 Jahre in Deutschland, n = 3.774 Quelle: die medienanstalten: MedienGewichtungsStudie 2016-II, Kantar TNS. ten und öffentlich-rechtlichen Rundfunks und formieren – ein Minus von 2,4 Prozentpunk sorgt so dafür, dass sie leicht gefunden und ten gegenüber 2014. Im gleichen Zeitraum ist genutzt werden können. die informierende Nutzung des Internets da gegen um 5,2 Prozent angestiegen. Zudem Radio seltener als Informationskanal ge- gaben nur noch zehn Prozent an, dass Radio nutzt _ Auch publizistisch muss Radio um für sie das wichtigste Informationsmedium seine Bedeutung kämpfen, wie die Medien ist. Die Hörfunkverantwortlichen sind daher GewichtungsStudie 2016 II verdeutlicht. Dem gefordert, ihr Medium weiterzuentwickeln nach nutzten zuletzt nur noch 48,6 Prozent und es den geänderten Gewohnheiten des der Bevölkerung das Medium, um sich zu in Publikums anzupassen. 135
Privater Hörfunk | Entwicklung des Programmangebots 2 Programmliche und wirtschaftliche Entwicklung 2.1 Entwicklung des Programm den 2000er- Jahren gingen in Rheinland- angebots Pfalz, dem Saarland und Niedersachsen neue Programme dieses Angebotstyps an den Dank des Privatradios können die Menschen Start. Seit Juni 2016 verfügt auch Schles- in Deutschland ein reichhaltiges Programm wig-Holstein mit Syltfunk über sein erstes angebot nutzen und das in jedem Bundes werbefinanziertes Lokalradios, zudem hat land. Im Januar 2017 waren hierzulande ins Mecklenburg-Vorpommern einer Reihe von gesamt 268 private Radioprogramme zwi Special-Interest-Sendern aus anderen Bun schen Sylt und Garmisch-Partenkirchen über desländern örtliche UKW-Frequenzen zuge das analoge Antennenradio UKW und/oder wiesen. dessen digitales Pendant DAB auf Sendung. Hinzu kamen 20 bundesweite Privatpro Mehr Angebot im bundesweiten Hörfunk _ gramme, die über Satellit und Digitalradio Der bundesweite Hörfunk nimmt im deut empfangbar waren, zum Teil aber auch lokale schen Privatradiomarkt eine Sonderstellung UKW-Stützfrequenzen nutzten. Der zahlen ein. Das Gros seiner Programme wird nicht mäßig größte Angebotstyp blieb das Lokal – wie im landesweiten und lokalen Hör radio mit 197 Programmen über UKW und funk – über UKW ausgestrahlt, stattdessen 42 Programmen über DAB, dabei handelt es nutzen die Anbieter Satellit, Kabel und DAB+, sich jedoch teilweise um Programme, die si um ihre Angebote zu den Hörern zu bringen. mulcast über UKW und DAB senden. Der lan Der Start von Schwarzwaldradio im nationa desweite Privathörfunk strahlte 58 Angebote len Digitalradio-Multiplex ließ die Zahl der über UKW und 50 über das digitale Anten bundesweiten Anbieter binnen Jahresfrist nenradio aus und war damit der zahlenmäßig von 19 auf 20 steigen. Das Programm aus Of zweitstärkste Angebotstyp vor dem bundes fenburg ist seit September 2016 im bundes weiten Hörfunk mit 18 via Satellit und neun weiten Multiplex vertreten und will die (Ur über DAB verbreiteten Programmen. Auch laubs‑)Region Schwarzwald überregional be beim landes- und bundesweiten Privatradio kannt machen, musikalisch vertraut es auf sind die Simulcast- Programme bei dieser Classic Hits und Oldies. Zählweise doppelt erfasst. Das Lokalradio hat in den vergangenen Special Interest dominiert bundesweiten Jahren durch das Zutun der Medienanstal Hörfunk _ In der Regel wenden sich die An ten einen deutlichen Auftrieb erhalten. Seit gebote des bundesweiten Hörfunks an Hörer 136
Entwicklung des Programmangebots | Privater Hörfunk Abb. 39 Programmstatistik Hörfunk | Private und öffentlich-rechtliche Programme nach Übertragungswegen Private Programme Öffentlich-rechtliche Programme Programme UKW UKW DAB DAB Landesrund- UKW in den Ländern landes- lokal landes- lokal gesamt funkanstalten landes- DAB gesamt weit weit weit Baden-Württemberg 1 19 12 0 22 BR (Bayern) 5 10 10 Bayern 1 69 5 40 87 hr (Hessen) 6 6 6 Berlin-Brandenburg 20 7 8 0 29 MDR (SN, ST, TH) 7 9 9 Bremen 2 2 0 0 4 NDR (HH, MV, SH, NS) 8 11 11 Hamburg/Schleswig-H. 9 2 8 0 17 RB (Bremen) 4 4 4 Hessen 5 3 10 0 9 rbb (BE, BB) 6 6 6 Mecklenburg-Vorp. 2 6 0 0 6 SR (Saarland) 4 5 5 Niedersachsen 3 5 0 0 8 SWR (BW, RP) 7 8 8 Nordrhein-Westfalen 1 45 1 0 45 WDR (NRW) 5 9 9 Rheinland-Pfalz 3 16 1 0 20 Gemeinschafts 1 1 1 Saarland 1 6 1 0 7 programme 1 Sachsen 4 15 0 0 19 Sachsen-Anhalt 3 1 4 2 6 Thüringen 3 1 0 0 4 Terrestrisch in den Ländern verbreitete private Programme 268 gesamt 52 16 68 bundesweite Programme Satellit UKW DAB gesamt Satellit UKW DAB gesamt 18 – 9 20 3 2 3 3 Private gesamt 288 Ö-R gesamt 71 Landesweit oder lokal über den jeweiligen Verbreitungsweg empfangbare Programme. Summen jeweils bereinigt um Doppelungen, wie z.B. bundesweite Programme mit zusätzlicher Verbreitung in den Ländern und Simulcast ausstrahlungen über UKW und DAB. In mehreren Ländern verbreitete Programme zählen in der Summe nur einfach. 1 Das Programm Cosmo ist ein Gemeinschaftsprogramm von WDR, RB, rbb und SWR International Quelle: Landesmedienanstalten, Stand: Januar 2017. mit speziellen Wünschen. Allein sieben Pro lisch geprägten Programme ERF Plus und ERF gramme bedienen zum Beispiel religiös ori Pop sind über Satellit sowie regional über entierte Zielgruppen. Dazu gehört das dom Kabel empfangbar, wobei ERF Plus sein Pro radio der Kölner Erzdiözese, das bundesweit gramm auch im bundesweiten DAB+-Ensem via Satellit und regional über Kabel und ble ausstrahlt. Der Sender und sein Partner DAB+ sowie über UKW-Frequenzen in Köln, programm ERF Pop finanzieren sich über Pulheim und Fulda zu hören ist. Die evange Spenden. Das freikirchliche Hope Channel 137
Privater Hörfunk | Entwicklung des Programmangebots Radio können Hörer über Satellit empfangen, Die Station spielt Urban Black Music und ist während das christlich orientierte Radio über Kabel und Satellit sowie in Berlin über Horeb im bundesweiten DAB+-Multiplex ver UKW auf Sendung, während egoFM seine treten ist und zwei UKW-Stützfrequenzen in Zielgruppe mit Musik jenseits des Main Bayern nutzt. Radio HCJB Deutschland und streams anspricht und neben Satellit auch HCJB Bibel Radio sind über Satellit und Kurz UKW-Stützfrequenzen in Bayern und Baden- welle on Air. Württemberg nutzt; das Programm kann Bei zwei weiteren Sendern des bundes auch in vier lokalen DAB+-Verbreitungsgebie weiten Hörfunks ist der Name Programm: ten und vier örtlichen Kabelnetzen in Bayern Schlagerparadies kann man via DAB+ sowie empfangen werden. Energy nutzt den bun über Satellit und in Teilen Deutschlands auch desweiten DAB-Multiplex für sein Programm über Kabel nutzen. Klassik Radio hat sich stark aus Chart-Musik, einem breiten Genre-Mix auf die digitale Verbreitung ausgerichtet und und Musiknews. Nach dem Aus für Lounge ist seit 2011 im bundesweiten Digitalradio- FM können die Freunde dieser Musikrichtung Ensemble vertreten. Darüber hinaus nutzt der auf nice ausweichen, das über Satellit sowie börsennotierte Sender UKW-Stützfrequen im Kabel von Hamburg vertreten ist. Ein eher zen in mehreren Bundesländern. Für Schla breites Musikangebot finden die Hörer bei gerparadies ist DAB+ der wichtigste Verbrei Absolut relax. Der Sender setzt auf melodiöse tungsweg. Das Programm aus Kleinblitters Popsongs und sanfte Rockmusik für Hörer dorf bei Saarbrücken muss sich aber auch mittleren Alters und ist bundesweit via DAB+ gegen Radio Paloma und radio B2 behaupten, empfangbar. die ebenfalls in ganz Deutschland distribuiert sind. Radio Paloma bedient seine generatio nenübergreifende Zielgruppe ebenfalls mit 2.2 Digitalradio Schlagermusik und ist bundesweit via Kabel und Satellit sowie in Berlin über DAB+ zu Der digitale Hörfunk im Standard DAB+ hören. radio B2 spielt Schlager und Deutsch- kommt bei den Hörern in Deutschland immer Pop, hören kann man es deutschlandweit besser an und setzt sich nach seinem Neu über Satellit sowie in Berlin über DAB+, Kabel start im Jahr 2011 allmählich im Markt durch. und UKW. Diese Einschätzung lässt sich mit Zahlen aus Vier weitere bundesweite Anbieter haben mehreren aktuellen Untersuchungen bele jüngere Hörer im Visier. Zu ihnen gehört der gen. Laut dem Digitalisierungsbericht 2016 Technosender sunshine live, der 2016 von ist die Zahl der DAB-Geräte in Deutschland Mannheim nach Berlin umgezogen ist. Bun binnen Jahresfrist auf 8,24 Mio. gestiegen, desweit ist er über DAB+, Satellit und Kabel was einem Plus von 1,85 Mio. Einheiten oder sowie über UKW in Stuttgart und Rostock zu 29 Prozent entsprach; im Vergleich zu 2013 empfangen. Neben sunshine live geht auch hat sich die Verbreitung von DAB-Empfän Jam FM in ganz Deutschland auf Hörerfang. gern sogar verdreifacht. 138
Digitalradio | Privater Hörfunk Deutlich mehr DAB-E ndgeräte im Markt _ in Deutschland mit einem digitalen Radio Die wachsende Marktdurchdringung von gerät ausgestattet, 2015 lag dieser Wert noch DAB+ wird auch durch andere Zahlen ge bei 14 Prozent. Allerdings bieten die Herstel stützt. Wie die gfu Consumer & Home Elec ler DAB+-Geräte derzeit meist nur gegen Auf tronics im Februar 2017 mitteilte, verbesser preis an. ten sich die Verkaufszahlen der DAB+-Emp fänger im Jahr 2016 auf den Rekordwert von Hörer nehmen Digitalradio immer besser fast 1,2 Mio.; gegenüber 2015 bedeutete das an _ Die steigende Geräteverbreitung korre ein Plus von 25 Prozent, während der Absatz lierte mit einer höheren Nutzung von Radio rein analoger UKW-Radios um elf Prozent via DAB+. Im Jahr 2016 hörten nach dem fiel. Der Umsatz mit DAB-Empfängern schoss Digitalisierungsbericht der Medienanstalten um 27,5 Prozent auf 176 Millionen Euro nach bereits 13,8 Prozent oder 9,53 Mio. der ab oben und wuchs damit gegen den Trend im 14‑Jährigen ihre Lieblingsprogramme zumin Consumer-Electronics-Markt (minus 4,4 %). dest gelegentlich über ein DAB-Empfangs Positive Akzeptanzwerte für DAB hat auch die gerät, das waren 2,1 Mio. mehr als im Vorjahr GfK im Rahmen einer Studie für den Zentral und fast dreimal so viele wie 2013. In der verbrand Elektrotechnik- und Elektroindustrie Rangliste der meist genutzten Empfangs (ZVEI) ermittelt. Demnach besaßen Ende 2016 arten reichte das aber nur für Platz drei hin bereits 22 Prozent der Befragten ab 14 Jahren ter UKW (74,3 %) und Internet (5,9 %), aller ein Digitalradio und 12 Prozent gaben an, sich dings hat DAB+ das Radiohören über Kabel 2017 ein solches zulegen zu wollen. (2,4 %) und über Satellit (1,2 %) bereits über holt. Autoindustrie unterstützt DAB+ _ Getrie ben wurde diese Entwicklung vor allem von Nutzungsstudie für DAB+ vorgestellt _ Um den Autoherstellern, die immer öfter DAB- mehr über die Nutzer des digitalen Antennen Radios in ihre Fahrzeuge einbauen. Im Jahr radios zu erfahren, haben die Medienanstal 2016 stieg die Verbreitung dieser Endgeräte ten, ARD, Deutschlandradio, Media Broadcast in den PKW- Konsolen um 61 Prozent auf sowie die privaten Anbieter Energy, Neue 3,08 Mio. und wuchs damit deutlich stärker Welle, Regiocast und Schlagerparadies im als die in den Wohnungen (plus 15 Prozent September 2016 die Pilotstudie DAB+-Nut auf 5,16 Mio.). Die PKW-Hersteller erkennen zung 2016 vorgelegt, die auf der Befragung zunehmend die Vorteile von DAB+, schließ von 2269 Personen mit einem Digitalradio- lich können über diesen Verbreitungsweg viel Empfänger im Haushalt basiert. Dabei zeigte mehr und viel genauere Verkehrsinformatio sich, dass der Hördauer-Anteil bezogen auf nen ausgesendet werden, die vom Autoradio die Radioempfangswege bei den DAB-Besit oder dem Navigationssystem entschlüsselt zern schon bei 19 Prozent lag. Insgesamt hör werden. Laut dem DAT- Automobilreport ten sie pro Tag (Montag bis Sonntag) durch waren 2016 bereits 21 Prozent der Neuwagen schnittlich 46 Minuten von 248 Minuten über 139
Privater Hörfunk | Digitalradio Abb. 40 DAB+ und 134 bzw. 43 Minuten über UKW DAB-Programme und Internet. Der Aufwärtstrend des Digitalradios wird bundesweit afk M94.5 * von zwei Entwicklungen befördert: dem Netz Absolut relax afk max * ausbau und dem wachsenden Programm Antenne Bayern Energy angebot. Anfang 2017 konnten in 95 Prozent ERF Plus Das neue Charivari 98,6 * des Bundesgebiets Radioprogramme digital Klassik Radio Digital Classix * über Antenne empfangen werden, die Auto Radio BOB! egoFM* 1 bahnen waren sogar zu 98 Prozent versorgt. Radio Horeb ENERGY München * Das nationale DAB+-Netz umfasst inzwischen sunshine live ENERGY Nürnberg * 110 Sendestandorte, die der Netzbetreiber Schlagerparadies Radio Fantasy Lounge Schwarzwaldradio Hit Radio N1 * Media Broadcast im Lauf des Jahres 2017 auf Deutschlandfunk hitradio.rt1 augsburg * 120 steigern will. Doch auch die regionale Deutschlandradio Kultur kultradio.fm Versorgung wurde ausgebaut. Lora/Feierwerk/CRM* DRadio Wissen / DokDeb MEGA 80s * 1 Zweiter bundesweiter Multiplex ausge- Baden-Württemberg Mega Radio Bayern* 1 schrieben _ Auf der Programmebene setzte baden.fm Münchner Kirchenradio* bigFM die Ausschreibung des zweiten bundeswei Pirate Gong * DIE NEUE 107.7 PN Eins Dance * ten Multiplex im November 2 016 einen wich die neue welle PN Eins Urban * tigen Akzent für DAB+. Anders als der erste Donau3FM pure fm * 1 bundesweite Multiplex wird dieser für den egoFM Radio 2day * Plattformbetrieb vergeben. Er wird über Hitradio Ohr Radio Arabella * 16 Programmplätze verfügen und erlaubt Radio 7 Radio Augsburg * es dem Plattformbetreiber, neue nationale Radio Regenbogen Radio F * Programmmarken über sein Bouquet aufzu Radio Teddy Radio Fantasy * bauen. Bis zum Ende der Ausschreibungsfrist Radio Ton Radio Galaxy Radio VHR Radio Galaxy Ingolstadt * im Februar 2017 gingen vier Bewerbungen Schwarzwaldradio Radio Gong 96,3 * bei den Medienanstalten ein: Digital Audio DASDING Radio Gong 97.1 * Broadcasting Plattform DABP aus Leipzig, SWR1 Landeswellen Radio Ilmwelle * 1 Absolut Digital aus Nürnberg, Media Broad SWR2 Radio Ilmwelle 90s * cast Digital Radio, Köln und Radio/o digital SWR3 Radio Ilmwelle Event * aus München. Die Auswahlentscheidung und SWR4 Landeswellen Radio Ilmwelle Schlager * Zuweisung der Übertragungskapazitäten SWR Aktuell Radio IN / ND1 * wird in der ersten Jahreshälfte 2017 erfolgen. Radio München * Bayern Münchner Kirchenradio Über den ersten bundesweiten Multiplex 106.4 TOP FM * Radio Z * konnten die Hörer Anfang 2017 insgesamt 95.5 Charivari * Rock Antenne 12 Stationen nutzen, von denen neun privat Absolut HOT rt1 in the mix * und drei (Deutschlandfunk, Deutschlandradio 140
Digitalradio | Privater Hörfunk Smart Radio * SWR3 NDR Kultur SWR2 Star FM * SWRinfo NDR Plus SWR3 B5 aktuell WDR 2 NJOY SWR4 Landeswellen B5 plus SWR Aktuell Bremen Hessen Bayern 1 Regionalwellen Bremen Eins Absolut Hot Saarland Bayern 2 Bremen Next Antenne Frankfurt 95,1 Radio Salü Bayern 3 Bremen Vier Antenne Mainz Antenne Saar Bayern plus Cosmo ERF Pop SR 1 BR-Klassik KiRaKa (WDR) harmony.fm SR 2 BR Heimat Nordwestradio Hit Radio FFH SR 3 BR Verkehr interview Radio Unser Ding PULS Hamburg lulu.fm WDR KiRaKa 80s80s Mega Radio Berlin-Brandenburg Sachsen, Sachsen- Antenne Sylt planet radio 98,2 Radio Paradiso ERF Pop Anhalt, Thüringen Radio Teddy ERF Pop Mega Radio SNA R.SA** hr1 FG.chic pure fm MDR 1 Landeswellen hr2-kultur Jack FM Radio Paradiso MDR Kultur hr3 lulu.fm Hamburger Lokalradio MDR Aktuell hr4 MAXX FM lulu.fm MDR Klassik hr-info Mega Radio SNA R.SH MDR Sputnik You FM nice NDR 1 Landeswellen MDR Jump pure fm NDR 2 Nordrhein-Westfalen MDR Schlagerwelt radio B2 NDR Blue domradio radio GOLD NDR Info 1LIVE Sachsen-Anhalt Radio Paloma NDR Info Spezial 1LIVE diggi 1A Deutsche Hits Star*Sat Radio NDR Kultur Cosmo 89.0 RTL Antenne Brandenburg NDR Plus WDR 2 89.0 RTL In The Mix Bayern 2 NJOY WDR 3 Radio Brocken Bayern plus WDR 4 radio SAW BR-Klassik Mecklenb.-Vorpommern / WDR 5 Rockland S-A* Fritz Niedersachsen / WDR Event Schleswig-Holstein WDR KiRaKa Cosmo ■ privat Inforadio NDR 1 Landeswellen WDR Vera ■ öffentlich-rechtlich Kulturradio NDR 2 * Verbreitung lokal NDR Blue Rheinland-Pfalz ** nur in Sachsen MDR Jump NDR Info bigFM WorldBeats *1 Verbreitung in radio Berlin 88,8 NDR Info Spezial DasDing mehreren lokalen radioeins SWR1 Landeswellen Multiplexen Quelle: Landesmedienanstalten; Stand: Februar 2017. 141
Privater Hörfunk | Digitalradio Kultur und DRadio Wissen) über den Rund landesweiten Multiplex und den lokalen funkbeitrag finanziert waren. Im September DAB+-Bouquets empfangbar. Zwischen Fe 2016 war Schwarzwaldradio als jüngstes Pro bruar 2016 und Februar 2017 kamen vier An gramm im ersten Bundesmix aufgeschaltet gebote hinzu. In Ingolstadt senden seit März worden (s. a. Seite 128). 2016 Ilmwelle Event, Ilmwelle 90’s und Illm welle Schlager über DAB+. Ilmwelle Event ist Akzeptanz von DAB+ schwankt je nach auf Liveübertragungen von Veranstaltungen Bundesland _ Die größte Auswahl an DAB+- und Ereignissen spezialisiert, während bei Programmen haben die Hörer im Süden Ilmwelle 90’s und Ilmwelle Schlager der Deutschlands, in Berlin/Brandenburg und Name jeweils Programm ist. Im November Sachsen-Anhalt, auch Hamburg, Hessen und 2016 startete rt1 in the mix als vierter Neu Bremen verzeichneten jüngst steigende Pro ling. Das Programm für die Region Augsburg grammzahlen. Schaut man in die Bundes bedient 16- bis 29‑Jährige mit Musik im For länder, so fällt auf, dass überall dort, wo viele mat Rhythmic Contemporary Hit Radio. Dar DAB+- Endgeräte im Markt sind, auch die über hinaus änderten sich bei drei weiteren Nutzung dieses Verbreitungswegs vergleichs Programmen die Ausstrahlungsgebiete. Seit weise hoch ist. Bayern und Baden-Württem Juli 2016 senden Radio München und das berg waren in dieser Hinsicht die besten Bei Münchner Kirchenradio jeweils auf einer spiele: Laut Digitalisierungsbericht zählten eigenen 24‑Stunden-Kapazität über DAB+ in sie mit einer Gerätedurchdringung von 15 München. Das bisher landesweit über DAB+ bzw. 14,5 Prozent zu den Top 3 und wiesen sendende PN Eins Dance ist seit September auch in puncto Hördauer der DAB+-Nutzer 2016 nur noch lokal im Digitalradio-Ensemble mit 60 bzw. 56 Minuten pro Tag jeweils für Ingolstadt empfangbar. Werte auf, die über dem Bundesdurchschnitt In Berlin-Brandenburg waren im Februar (46 Min.) lagen. Die ausdauerndsten Digital 2017 insgesamt 13 private und 13 öffentlich- radio-Hörer lebten 2016 aber in Sachsen-An rechtliche Programme im DAB+-Bouquet zu halt (77 Min.). Auch Hessen lag mit 59 Minu hören. 2016 waren lulu.fm, Maxx FM und ten deutlich über dem Schnitt. DAB+ kam nice gestartet, während BHeins und Panjab aber auch in Bundesländern an, die über kein Radio ihre Digitalradioverbreitung einstell allzu üppiges Angebot verfügen. So wies ten. nice ist ein Spartenprogramm mit Kul Sachsen mit 15,6 Prozent die höchste End turinfos, Talk und junger Musik für 19- bis geräteverbreitung auf. 49‑Jährige. lulu.fm wendet sich an die Gay- Community, während Maxx FM Hörer zwi Größere Angebotsvielfalt auch in den Län- schen 14 und 29 Jahren mit Pop, Dance, Hip dern _ Bayern bot den Hörern die mit Ab Hop, RnB und Electronic Dance Music im For stand breiteste Auswahl an Programmen; im mat Urban Contemporary anspricht. Februar 2017 waren 42 private sowie zehn Veränderungen gab es darüber hinaus im Angebote des Bayerischen Rundfunks (BR) im Digitalradio-Ensemble von Baden-Württem 142
Internetradio | Privater Hörfunk berg, das nach Bayern und Berlin-Branden radio beendete hingegen seine Ausstrahlung burg die größte Angebotsfülle aufweist. Im über DAB+. Zu den neuen Stationen zählten Februar 2017 waren dort 14 private sowie das Metropolen- und Wirtschaftsradio An sechs Angebote des SWR zu hören, als jüngs tenne Frankfurt 95,1 sowie Antenne Mainz, ter Sender startete das private Kinderpro lulu.fm und die nichtkommerziellen Sender gramm Radio Teddy landesweit in DAB+. Neu RadaR, Radio Darmstadt, Radio RheinWelle dabei sind auch der Stuttgarter Lokalsender 92,5 und RadioX. Insgesamt summierte sich Die Neue 107.7 und die Bürgermedien BW, die das DAB+-Angebot in Hessen auf 14 private das Hochschulradio HORADS 88.6, das Freie und sechs Wellen des hr. In Sachsen, Sachsen- Radio Wiesental und das Freie Radio Wüste Anhalt und Thüringen brachte der MDR sein Welle umfassen. Diese Angebote sind paral neues Programm Schlagerwelt via Digital lel über UKW empfangbar und wechseln radio on air und baute sein Angebot auf sich täglich in der DAB+-Ausstrahlung ab. sieben Programme aus. Die Junge- Leute- Radio Paradiso hat sich aus dem Digitalradio- Marke bigFM sendet seit 2017 in Rheinland- Ensemble im Südwesten zurückgezogen. Pfalz und Baden-Württemberg anstelle von DAB+ kommt inzwischen auch in Ham bigFM Worldbeats im jeweiligen landeswei burg in Schwung, wo 2016/17 insgesamt vier ten DAB+-Multiplex. In Mecklenburg-Vorpom private Angebote im landesweiten Multiplex mern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, hinzukamen: lulu.fm, Radio Schleswig-Hol dem Saarland und Schleswig-Holstein blieb stein, das evangelisch geprägte ERF Pop und das DAB+-Angebot gegenüber dem Vorjahr Antenne Sylt. Sie ließen die Zahl der privaten unverändert. DAB- Programme auf zehn steigen, hinzu kamen acht Angebote des NDR. Im Februar 2017 wurde zudem bekannt, dass mit Ham 2.3 Internetradio burg Zwei und Marktführer Radio Hamburg weitere prominente Veranstalter eine DAB+- Das Radio verdankt seine Stärke in erster Verbreitung in ihrer Heimatstadt anstreben Linie der klassischen UKW-Verbreitung, die und entsprechende Verträge abgeschlossen für 74,3 Prozent der Personen ab 14 Jahre in haben. In Bremen wurde das dortige DAB+- Deutschland die meistgenutzte Empfangsart Ensemble durch die Aufnahme von acht NDR- ist. Daneben hat sich das Internet als wei Angeboten ebenfalls aufgewertet. Neben terer Distributionskanal für Hörfunkinhalte ihnen sind auch vier Angebote von Radio etabliert und ist nach den Ergebnissen des Bremen sowie das Kinderradio KiRaKa des Digitalisierungsberichts 2016 bereits für WDR digital über Antenne empfangbar. 5,9 Prozent der ab 14‑Jährigen in Deutsch Hessen ist ein weiteres Bundesland, in land der präferierte Empfangsweg. Für die dem das digitale Antennenradio mehr Pro klassischen Hörfunkveranstalter stellt das gramme aufbieten kann. Innerhalb eines Jah (Mobile) Web eine Chance dar, denn sie kön res kamen sieben Angebote hinzu, interview nen anders als über die regional oder lokal 143
Privater Hörfunk | Internetradio begrenzte UKW-Ausstrahlung Hörer aus allen ebenfalls, wie intensiv der Wettbewerb des Teilen Deutschlands und der Welt erreichen. klassischen Hörfunks mit anderen Audio Auch die rasante Verbreitung von Smart angeboten im Netz ausgefochten wird. Am phones hat für Radio positive Seiten, weil sie bivalent ist das Verhältnis vieler Radioverant neue Nutzungsmöglichkeiten schafft. Laut wortlicher insbesondere zu Spotify. Viele Sen dem Webradiomonitor 2016, den Goldmedia der erstellen unter ihrem Namen Playlists, im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale verbreiten diese über den schwedischen Mu für neue Medien (BLM), des Bundesverbands sikdienst und wollen so neue Hörer für ihre Digitale Wirtschaft (BVDW) und des Verbands Marke gewinnen bzw. bestehende fester an Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) er sich binden. Anbieter wie bigFM oder radio stellt hat, hörten zuletzt bereits 79 Prozent ffn sind sogar Kooperationen mit Spotify ein der Online-Audiohörer Radio und Musik über gegangen und haben nach ihm benannte Apps oder Mobile Websites. Chartshows in ihr lineares Programm auf genommen. Beitragsfinanzierte Anbieter wie Mehr Audionutzung im Web _ Nach den SWR, BR, Deutschlandradio oder Tagesschau Ergebnissen der ARD/ZDF-Onlinestudie ist gehen noch weiter und verbreiten einen Teil die Nutzung von Radio und sonstigen Audio ihrer Audio- und Videoinhalte über Spotify. angeboten im Netz seit Jahren kontinuierlich Anfang 2017 stammten nach Angaben des gestiegen und wird für viele Menschen zu Musikdienstes rund 60 Prozent der über nehmend zur Gewohnheit. So ist der Anteil 300 Podcasts aus dem deutschsprachigen der Onliner, die Audio bereits regelmäßig Raum von öffentlich-rechtlicher Seite. mindestens einmal pro Woche im Netz ge Doch Spotify ist auch ein Konkurrent des nutzt haben, von 2015 auf 2016 um sieben Hörfunks, denn es stellt seinen Usern die Prozentpunkte auf 40 Prozent angestiegen. jeweils passende Musik zu verschiedenen Dabei liegt die mindestens wöchentliche Beschäftigungen oder auch Stimmungen zur Nutzung der Musikstreamingdienste wie Verfügung. Zudem kann jeder Musik ent Spotify oder Apple Music mit 12 Prozent nur sprechend seiner individuellen Vorlieben noch geringfügig hinter dem Hören der klas kuratieren. Spotify stellt auch ständig neue sischen Radioangebote live oder zeitversetzt Songs oder Künstler vor und greift damit eine mit 14 Prozent. Bei den jungen Leuten zwi Kernkompetenz des Radios an. Zunehmend schen 14 und 29 Jahren rangieren Spotify und erstellt Spotify auch eigene Wortinhalte und Co. mit 33 Prozent bereits klar vor dem Live- wirbt dazu Talente beim Hörfunk ab (siehe Radiohören (17 %); in dieser Altersgruppe ist Kapitel Programmgestaltung), um so seine auch der Konsum und das Herunterladen von Nutzerbasis zu verbreitern. MP3‑Dateien (41 %) sehr beliebt. Doch auch andere Musikstreaming dienste greifen das Radio an. Deezer hat über Musikstreaming – Freund und Konkurrent 40.000 Podcasts in sein Angebot integriert des Radios _ Diese Nutzungsrealität belegt und weitere lizenziert, der Anbieter produ 144
Internetradio | Privater Hörfunk Abb. 41 Nutzung von Audioanwendungen im Internet 2015/2016 | in Prozent; mind. einmal pro Woche 40 Audio (inkl. Radio live) + 33 68 59 14 Radioprogramme live + zeitversetzt im Internet + 11 17 12 12 Musik-Streamingdienste (z. B. Spotify) + 11 33 29 5 andere Plattformen (z. B. LastFM) + 4 14 7 26 Musik über YouTube + 63 0 10 20 30 40 50 60 70 80 ◼ 2016 ◼ 2015 Basis: Deutschsprachige Onlinenutzer ab 14 Jahren (2015: n = 1.432; 2016: n = 1.264) Quelle: ARD/ZDF Onlinestudie 2015, 2016. ziert aber auch eigene Hörspiele und Hör und Musikerkennungsdienste wie Shazam bücher. Amazon wird ab der Saison 2017/18 oder Soundhound. Letztere wurden laut für vier Jahre die Spiele der ersten und zwei ARD/ZDF-Onlinestudie im Jahr 2016 bereits ten Fußball- Bundesliga via Online-Audio von sieben Prozent der ab 14‑Jährigen min übertragen und hat Sport1 im Poker um die destens einmal pro Woche genutzt. Der Netcast-Rechte ausgestochen. Musikkonsum bei YouTube erreichte sogar 26 Prozent und war damit fast doppelt so YouTube ist wichtiger Verbreitungsweg für stark wie das klassische Radio im Web (14 %). Musik _ Weitere Mitbewerber im Audio- Betrachtet man die 14- bis 29‑Jährigen, Nutzermarkt sind die Videoplattform YouTube sind die Unterschiede noch stärker: Während 145
Privater Hörfunk | Internetradio 63 Prozent von ihnen 2016 mindestens ein Weg Inhalte erhalten, die sie woanders nicht mal pro Woche Musik bei YouTube aufriefen bekommen. und 22 Prozent Shazam und Co. nutzten, hör Die Auswahl ist inzwischen riesig. Der ten nur 17 Prozent herkömmliche Radiopro Webradiomonitor erfasste 2016 über 10.000 gramme live oder zeitversetzt im Internet. Online-Audio-Angebote in Deutschland, was einem Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem Webradiomonitor verzeichnet größeres Vorjahr entsprach. Das Gros entfiel mit rund Angebot _ Die wachsende Zuwendung der 7.700 auf so genannte User-generated Radio- Nutzer zu Online-Audio hängt auch mit der Streams und redaktionell kuratierte Playlists großen Vielfalt zusammen. Sie ist für 69 Pro der Streaming-Plattformen (plus 4,6 %), wäh zent der Nutzer das wichtigste Nutzungs rend die Anzahl der reinen Webradios ohne motiv. Wie der Webradiomonitor herausfand, Anbindung an einen UKW-Sender um 1,3 Pro schätzen die Hörer aber auch den Umstand, zent zurückging. Dies legt den Schluss nahe, dass sie Online-Audio fast überall nutzen und dass User-generated Streams die herkömm unabhängig von festen Sendeabläufen kon lichen Webradios zumindest teilweise sub sumieren können und dass sie über diesen stituieren. Auf die Livestreams von UKW-Pro Abb. 42 Online-Audio-Angebote in Deutschland 2015/2016 2015 Änd. in 2016 Prozent Webradio-Streams 2.442 +0,5% 2.453 User-generated- Radio-Streams/ redaktionell kuratierte Playlists der 7.350 +4,6% 7.686 Streaming-Plattformen www Gesamt 9.762 +3,9% 10.139 Quelle: Webradiomonitor 2016, BLM, BVDW, VPRT. 146
Internetradio | Privater Hörfunk grammen (Simulcast) trifft dies weniger zu; hier Nachholbedarf, wenn man den Ergeb ihre Zahl ist um 16 Prozent auf 415 gestiegen. nissen der ARD/ZDF-Onlinestudie 2016 folgt. So gaben nur 3,4 Prozent der Onliner an, die Nutzung von Simulcast und Webradios Apps von privaten Hörfunksendern am häu vergleichsweise gering _ Bei aller Freude figsten zu nutzen, jene der öffentlich-recht über die zusätzlichen Nutzungsoptionen und lichen TV- und Radiosender schnitten mit die große Audio-Vielfalt im Web darf jedoch 7,6 Prozent etwas besser ab. Wenn man be nicht übersehen werden, dass die Livestreams denkt, dass nach den Ergebnissen des Web des UKW-Hörfunks und die reinen Webradios radiomonitors fast acht von zehn Online- im Vergleich zu den Musikstreamingdiensten Audio-Nutzer über App oder Mobile Website und User-generated Radios nicht besonders Radio bzw. Musik hören, wird klar, wie wich herausragen. Einen Beleg dafür liefert die tig ein attraktiver Mobile- Auftritt für die MA Audio 2016. In ihr erzielten die erfassten Hörfunkanbieter künftig sein wird. Bereits Simulcast-Programme der klassischen Sender 2016 erfolgten nach Angaben der befrag nur eine Tagesreichweite von etwas mehr ten Online-Audio-Anbieter 30 Prozent aller als einer Million Hörer (Montag bis Sonn Sessions über Apps und Mobile Websites, bis tag) und waren damit in etwa so stark wie 2018 soll dieser Anteil auf 41 Prozent steigen. Spotify, laut.fm und Co. Web-only-Angebote kamen nur auf 180.000 Hörer. Ähnlich sind Amazon Echo als neuer Audio- Verbrei- die Relationen, wenn man die Hörer pro tungskanal _ Die Online-Verbreitung von Tag betrachtet. Hier erzielten die Simulcast- Audioinhalten erhält aber auch durch Car- und Web-only-Angebote mit 1,14 Mio. bzw. Entertainment-Systeme und Audio-Home- 390.000 zusammen weniger Reichweite als Anlagen eine zusätzliche Dynamik. Laut Web User-generated Radio und Musikstreaming radiomonitor griffen 2016 schon 26 Prozent dienste (2,68 Mio.). Das war in erster Linie der Online-Audio-Nutzer auch im PKW auf auf das vergleichsweise starke Abschneiden Hörinhalte aus dem Web zu. Die Autoher von Spotify zurückzuführen. Der Musikdienst steller haben auf diesen Trend reagiert und war die Nummer eins unter den Online- bieten ihren Kunden Entertainmentsysteme Audio-Anbietern und schaffte es mit 2,44 Mio. wie Apple CarPlay oder Android Auto an, Hörern pro Tag auch in die Top 10 der konver die auch Audio-Streaming ermöglichen und genten Einzelangebote. damit eine Konkurrenz für das Autoradio darstellen. Radio hat Nachholbedarf im Mobile Web _ Sprachgesteuerte Lautsprecher wie Ama Spotify erreicht seine Nutzer vor allem über zon Echo dringen ebenfalls in den Markt, was seine App. Beim Radio ist die Nutzung über für die Audioanbieter ein zweischneidiges Smartphone bislang dagegen nur schwach Schwert darstellt. Einerseits entstehen so ausgeprägt (siehe Kapitel Entwicklung der neue Gatekeeper, andererseits erschließen Hörfunknutzung). Speziell das Privatradio hat sich die Sender über sie einen weiteren Ver 147
Privater Hörfunk | Internetradio Abb. 43 Leistungswerte Audio-Angebote | Hörer pro Tag Top 10 Audio-Werbeträger Hörer pro Tag in Tsd. Top 10 Online-Audio-Angebote Hörer pro Tag in Tsd. (UKW, Online-Audio) 14+ 14–49 14+ 14–49 radio NRW 6.529 3.558 Spotify 2.444 2.145 Antenne Bayern 5.213 3.314 RMS Online Audio 1.018 760 SWR 3 5.090 2.981 RMS Online Audio Männer 877 654 1LIVE 4.664 3.860 RMS Online Audio 30+ 804 575 WDR 2 4.455 2.146 SpotCom Webradio Kombi 646 484 Bayern 3 3.932 2.420 RMS Online Audio 14-29 550 436 Bayern 1 3.772 1.131 RMS Online Audio Frauen 454 334 NDR 2 3.744 1.815 RMS Online Audio Kompakt 394 298 Hit Radio FFH 2.472 1.553 Antenne Bayern Webradio Kombi 343 247 Spotify 2.444 2.145 Studio Gong Webcast 212 176 Basis: Deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahre, Hörer eines durchschnittlichen Tages, Mo.–Fr. Quelle: MA Audio 2016. breitungskanal. Seit Februar 2017 bietet Viele Finanzierungsquellen für Online- Amazon seine Sprachsteuerung über Echo Audio _ Für den Betrieb ihrer Online-Audio- und die kleinere Version Echo Dot hierzu Angebote nutzen die Anbieter mehrere Erlös lande im freien Verkauf an; über sie können modelle. Öffentlich- rechtliche Programme Nutzer zum Beispiel die Wettervorhersage finanzieren ihre Streams, Apps und Media erfragen, ein Taxi ordern oder ihre Heim theken über den Rundfunkbeitrag, viele pri elektronik steuern. Audioanbieter zeigen vate Anbieter setzen dagegen auf die Werbe ebenfalls reges Interesse an Amazon Echo. So finanzierung mithilfe von Instream- und Pre- können die 1.100 privaten und öffentlich- Roll-Spots sowie Display-Ads, während sich rechtlichen Radiokanäle des Aggregators Musikdienste wie Spotify und Deezer für Radioplayer seit Januar 2017 über die Laut eine Mischfinanzierung aus Abo- und Werbe sprecher Amazon Echo und Echo Dot gefun erlösen entschieden haben. Mitbewerber wie den und abgespielt werden. Dazu müssen Apple Music oder Amazon Prime Music sind die Hörer den Radioplayer über den Sprach komplett werbefrei und setzen auf Abo- dienst Alexa als so genannten Skill aktivie Modelle oder Mitgliedsbeiträge. Laut Web ren. Auch einzelne Hörfunkanbieter wie Hit radiomonitor konsumierten zuletzt jedoch Radio FFH, Antenne Bayern oder Radio Gong 83 Prozent der Online-Audio-Hörer (überwie 96.3 haben Skills für Alexa eingerichtet und gend) die Gratisangebote, während kosten sind auf der Echo-Plattform präsent. pflichtige Dienste nur bei einer Minderheit Anklang fanden. 148
Programmgestaltung | Privater Hörfunk Werbemarkt für Online-A udio wächst von 2.4 Programmgestaltung niedrigem Niveau _ Der Werbemarkt für Online-Audio ist nach wie vor klein, wächst Werbefinanzierte Hörfunkprogramme zeich aber zweistellig. Im Jahr 2016 nahmen die nen sich durch eine besondere Machart aus. Anbieter nach einer Prognose des Webradio Sie richten sich in der Regel an eine klar um monitors rund 21 Mio. Euro netto mit Wer rissene Zielgruppe und orientieren ihre Pro bung ein, gegenüber dem Vorjahr würde das grammbestandteile an den Wünschen und einem Plus von rund 24 Prozent entsprechen. Erwartungen der anvisierten Hörerschaft. Im Verglichen mit den 760 Mio. Euro, die für sogenannten Formatradio folgen Musikaus 2016 im klassischen UKW-Hörfunk erwartet wahl, Moderation, Wortbeiträge und die Pro wurden, ist das ein niedriger Wert. Es gibt grammpräsentation festgelegten Regeln, die mehrere Gründe für die relativ geringe Be das Publikum zum möglichst langen Verwei deutung von Online-Audio-Werbung. Viele len animieren sollen, indem sie gute Stim der webbasierten Hörangebote weisen nach mung verbreiten und Abschaltimpulse ver der neuen Konvergenzstudie MA Audio meiden. Das Bemühen um einen strukturier im Vergleich zum UKW-Radio eher geringe ten Programmablauf ist auch dem Umstand Reichweiten auf und erscheinen vielen Un geschuldet, dass sich die Privatsender über ternehmen daher als Werbeträger verzicht Werbung refinanzieren müssen und deshalb bar. Zudem ist die Erhebungsmethode der ein klares, wiedererkennbares Profil benöti MA Audio umstritten (siehe Kapitel Entwick gen, mit dem sie sich im Wettbewerb um lung der Hörfunknutzung). Ein Teil der Nach Hörer und Werbekunden von der Konkurrenz frager ist sich daher unsicher, ob die Reich unterscheiden, um so möglichst hohe Reich weitenrelationen zwischen UKW-Radio und weiten und Werbeeinnahmen zu erzielen. Online-Audio in der MA Audio valide abge bildet werden. Diese Zweifel erschweren Formatvielfalt bleibt gering _ In Deutsch auch eine klare Antwort auf die Frage, wie land hat das Privatradio allerdings keine son viele zusätzliche Audionutzer sich im Rah derlich breite Formatvielfalt hervorgebracht, men einer konvergenten UKW- und Online- was auch an den rechtlichen Rahmenbedin Audio-Kampagne wirklich erreichen lassen. gungen liegt. Da Hörfunk hierzulande Län Auf der anderen Seite eignen sich webba dersache ist, müssen die regionalen und lo sierte Audio-Angebote gut als Ergänzung zu kalen Programmanbieter des Privatradios in anderen Werbemaßnahmen, denn sie errei ihren eng umrissenen Sendegebieten mög chen vor allem die Trendgruppe der Jugend lichst viele Hörer ansprechen, um für (über lichen und jungen Erwachsenen, von denen regionale) Werbekunden attraktiv zu sein. nicht wenige gar kein klassisches Radio mehr Aus diesem Grund konzentrieren sich die hören. meisten von ihnen auf das jüngere Massen publikum unter 50 Jahren, weil es von der Werbewirtschaft am häufigsten nachgefragt 149
Privater Hörfunk | Programmgestaltung Abb. 44 Programmformate der Privatradios 184 AC-Formate (63,9 %) 007 AOR (2,4 %) 109 AC 007 AC/Euro AC 049 CHR (17,0 %) 018 AC/Hot AC 025 CHR 029 AC/Oldie-based AC 009 UC 011 AC/Rock-orientiert 014 Young CHR 010 AC/Soft AC 001 EHR 006 Klassik/Jazz (2,1 %) 005 Jazz 001 Klassik 034 Sonstige (11,8 %) 006 Oldies/Volksmusik (2,1 %) 009 Sonderformat Religion 005 Melodie 008 Sonderformat fremdsprachig 001 Oldies/Volksmusik 004 Sonderformat Kinder 013 Sonderformat sonstige 002 MOR (0,7 %) Quelle: Angaben der Landesmedienanstalten, eigene Recherche. Stand Januar 2017. wird und sich Kontakte in dieser Zielgruppe 30 Jahren und wollen sie mit trendigen Mo am besten vermarkten lassen. deratoren, Chart-Musik, Lifestylethemen und Aktionen in Social Media an sich binden. In AC und CHR dominieren die Formatland- Deutschland fanden sich 233 Programme in schaft _ Im Ergebnis führt das zu einer Do einer dieser beiden Formatgruppen wieder, minanz von nur wenigen, massenkompatib das waren sieben mehr als im Vorjahr. Allein len Formaten. Im Januar 2017 strahlten über 109 Stationen vertrauten auf das Hauptfor 80 Prozent aller werbefinanzierten Privat mat AC, weitere 75 entfielen auf Oldie-based radios in Deutschland ihr Programm in den AC, Hot AC, Euro AC, Soft AC und Rock-orien Formaten Adult Contemporary (AC) und Con tiertes AC. In der CHR-Familie dominierte das temporary Hit Radio (CHR) aus. AC‑Sender Hauptformat CHR/Young CHR mit 39 Pro bedienen die werberelevante Zielgruppe zwi grammen, auf Urban Contemporary (UC) und schen 14 und 49 Jahren mit Hits verschiede European Hit Radio (EHR) entfielen zehn An ner Musikrichtungen und Jahrzehnte sowie gebote. Alle anderen Formate waren von un Service, Information, Mitmachaktionen und tergeordneter Bedeutung. Promotions. Ihr Programm ist von lockerer Moderation und hohem Musikanteil ge Streamingdienste werben Personal bei prägt. CHR-Programme zielen auf den Musik Radio ab _ Das über mehrere Jahrzehnte geschmack der jungen Erwachsenen unter ausgereifte Formatradio ist durch die ver 150
Programmgestaltung | Privater Hörfunk änderten Hörgewohnheiten des Publikums der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga unter Druck geraten. Vor allem Musikstream erworben. Ähnlich wie Spotify warb auch ingdienste wie Spotify, Deezer, Apple Music Amazon Personal beim Radio ab. Seit 2016 oder Soundcloud sowie die Bewegtbildplatt stehen die ehemaligen Musikchefs von An form YouTube mit ihrem reichhaltigen Musik tenne Bayern und radio NRW, Axel Barton videoangebot setzen der herkömmlichen und Jens Kopel, sowie Florian Fritsche, Ex‑ Machart des linearen Radios zu und haben Manager des Fußballradios 90elf, in Diens die On‑Demand-Nutzung von Audioinhalten ten des US‑Riesen. kultiviert. In Streamingdiensten wie Spotify Um im Konkurrenzumfeld der Streaming- können sich die Nutzer ihre Lieblingsmusik Anbieter bestehen zu können, muss Radio selbst zusammenstellen und Playlists mit seinerseits in neue Inhalte und in deren Per anderen teilen. Zudem bieten diese Dienste sonalisierung und Auffindbarkeit im Netz in auch selbst kuratierte Streams, die Nutzer in vestieren. Zudem darf sich das Medium nicht allen Stimmungslagen begleiten und damit allein auf seine hohen Reichweiten in der dem Radio ähnlich werden. Neben Musik set UKW-Welt verlassen, sondern muss digitale zen die Angreifer aus dem Web zunehmend Verbreitungswege nutzen, um seine (poten auf Wortinhalte und bedienen sich dabei der ziellen) Nutzer überall dort zu erreichen, wo Talente aus dem Radio. So hat Spotify die sie sich gerade aufhalten. Dazu gehören auch Comedians Jan Böhmermann und Olli Schulz Social-Media-Plattformen und Messenger von der rbb-Welle radioeins abgeworben, wo dienste wie Facebook, WhatsApp, Instagram sie zuvor die Sendung „Sanft und Sorgfältig“ oder Snapchat. In der Praxis funktioniert das gestalteten. Seit Mai 2016 publizieren sie bereits gut. Laut dem Webradiomonitor 2016 beim schwedischen Musikdienst ihren Pod haben 44 Prozent der Online-Audio-Nutzer cast „Fest & Flauschig“, der über 30‑Jährige über Facebook und 39 Prozent über Whats ansprechen soll, die dort bisher nicht oder App schon einmal Kontakt zu einem Online- nur sporadisch auftauchten. Audio-Anbieter aufgenommen. Relevant sind Spotify-Konkurrent Deezer setzt neben die Social-Media-Kanäle aber auch für die Musik ebenfalls auf Wortbeiträge und bietet Online- Veranstalter und die Radio Audio- seinen Nutzern über 40.000 Podcasts sowie sender selbst. Sie sehen in Facebook, Twitter Hörspiele und Hörbücher von prominenten sowie der eigenen Community, der Kommen Autoren. Das Unternehmen unterhält auch tarfunktion auf der Website und Livechats Partnerschaften mit Fußballclubs wie FC Bar wichtigsten Interaktionskanäle. celona, Manchester United oder FC St. Pauli. Der Online-Versandhandel Amazon schärft Radio braucht neue crossmediale Inhalte ebenfalls sein Audioprofil mit Wortinhalten für die Social-M edia-G eneration _ Unstrit und hat für seinen Service Amazon Prime tig ist aber auch, dass das Radio neben dem Music ab der Saison 2017/18 für vier Jahre die linearen, Musik-dominierten Programm zu Netcast-Rechte für Live-Audioübertragungen sätzliche Inhalte benötigt, um den Kontakt 151
Privater Hörfunk | Entwicklung der Hörfunknutzung zur Social-Media-affinen Jugend aufrecht Nutzern einen Zugang zur Audiowelt im zuerhalten. Wie das gelingen kann, hat un (mobilen) Internet. Und Smartphones, Tab längst das konvergente Content-Netzwerk lets, PCs, Laptops, WLAN-Radios, Docking funk vorgemacht. Das im Oktober 2016 ge stations oder Smarthome-Lautsprecher lie startete Angebot des öffentlich-rechtlichen fern die dafür nötige Hardware. Rundfunks erzielte mit der Reality-Soap „I am Serfina“ eine positive Resonanz beim jungen Radionutzung steigt auf hohem Niveau _ Zielpublikum. Die Serie ist als Video auf In diesem Umfeld aus immer neuen Wett Snapchat, Instagram und YouTube zu sehen, bewerbern, Verbreitungswegen und Geräten jede Folge konnte aber auch als Podcast ge hat sich der klassische Hörfunk in Deutsch hört werden. Auch das Privatradio startet land bislang gut geschlagen. Laut Media- neue hybride Angebote. Im März hat das Analyse ist es den privaten und öffentlich- bayerische Start-up Yantzu eine Smartphone- rechtlichen Programmen im Jahr 2016 sogar App für personalisiertes Radio vorgestellt. gelungen, mehr Hörer zu erreichen. So stei Die App bringt die individuelle Musikaus gerte das Radio seine Tagesreichweite 2016 wahl diverser Radiostreams und Streaming im Vergleich zum Vorjahr in allen Altersgrup dienste mit einem ebenfalls personalisier pen, auch die Nutzung außer Haus und im ten Content-Angebot zu einem persönlichen Auto sowie die über Smartphone und Inter Radio- Mix zusammen. Die Nachrichtenin net legte zu. Insgesamt schalteten 2016 pro halte stammen von der Radioholding Regio Tag rund 55,52 Mio. Deutschsprachige ab cast, Yantsu stellt die Technologie. 10 Jahren ihr Radio auf Empfang, das waren 1,24 Mio. mehr als im Vorjahr. Beide Systeme profitierten vom Aufschwung: Die Privaten 2.5 Entwicklung der steigerten ihre Tagesreichweite um 1,9 Pro Hörfunknutzung zent auf 28,8 Mio., die Öffentlich-Rechtlichen wuchsen um 2,3 Prozent auf 55,5 Mio. Noch nie hatte das Radio mehr Konkurrenz Zwischen 2015 und 2016 stieg der Anteil durch andere Audioangebote als heute. Mu der täglichen Radiohörer bezogen auf die sikstreaming- und Videoplattformen, Social Grundgesamtheit von 75,2 auf 76,6 Prozent. Audio Networks, Music-Stores, nutzergene Im Weitesten Hörerkreis (WHK) legte der Hör rierte Musikportale oder Podcast-Anbieter – funk von 92,1 auf 92,9 Prozent zu. Die Hör sie alle kämpfen um die Gunst der Hörer und dauer blieb im Jahresvergleich mit 178 Minu knabbern am Zeitbudget der Mediennutzer. ten stabil, während die Verweildauer, also die Hinzu kommen immer neue Distributions Hördauer der Hörer, um fünf auf 232 Minu kanäle in der digitalen Welt, die der klassi ten nachgab. Dennoch: Die meisten Hörer schen Radioverbreitung über UKW Konkur halten ihren Lieblingssendern trotz des ge renz machen. Apps, Websites, Sprachassis stiegenen Audioangebots die Treue. Zwischen tenten oder Aggregatoren verschaffen den 2006 und 2016 schnellte die Zahl der Pro 152
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