Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland - Vortrag vor der Geographischen Gesellschaft München e.V. 6. November 2008 ...
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Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Vortrag vor der Geographischen Gesellschaft München e.V. 6. November 2008 Ingo Mose AG Regionalwissenschaften Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Fragestellungen: Eine Region zwischen Prosperität und Pranger? Phasen der agrarwirt- schaftlichen Entwicklung Typische Strukturmerkmale der Intensivlandwirtschaft Ökologische Problemlagen und ihre Wahrnehmung Problemlösungsstrategien: rechtliche, technische und raumplanerische Bewertung und Fazit 2
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Eine Region zwischen Prosperität und Pranger Oldenburger Münsterland als Inbegriff eines „agrarischen Intensivgebietes“ Einzigartige Konzentration der Veredlungswirtschaft Dynamik des Agrarsektors als Grundlage großer 3 Prosperität
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland National und international bekannte Unternehmen als „Aushängeschilder“ Zugleich beispiellose Akkumulation ökologischer Folgeprobleme der Intensivlandwirtschaft Zweifelhafte „Berühmtheit“: Eine Region am Pranger Dauerhafte Lösung steht nach wie vor aus 4
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Phasen der agrarwirt- „Der ganze Strich von Quakenbrück schaftlichen Entwicklung aus über Vechta, Kloppenburg, Frisoyta bis an die Soeste, von da Ausgangssituation durch über die Ems, und wieder an die extreme naturräumliche Hase hinauf, gehört nicht nur zu den Ungunst geprägt schlechtesten in Westphalen, Noch 1887 wurden 55% sondern in ganz Deutschland. Man der Region als Heideland glaubt in den Steppen von Sibirien zu klassifiziert seyn, wenn man die Haiden durch- Wie konnte es unter wandert …. Arme Münsterländer! diesen Bedingungen zur Euch hat die Natur stiefmütterlich Entwicklung der Intensiv- bedacht.“ landwirtschaft kommen? (Hoche 1800) 5
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Historische Rekonstruktion der Entwicklung des agrarischen Intensivgebietes in Form eines Phasenmodells (nach Klohn/ Windhorst 1998) Phase der Subsistenzwirtschaft (bis 1894) 1. Phase der Intensivierung (1895 – 1914) Phase der Instabilität (1914 – 1949) 6
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Geographische Lagegunst: Das Oldenburger Münsterland zwischen Weser und Ruhrgebiet 7
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland 2. Phase der Intensivierung (1950 – 1980) Phase zunehmender ökologischer Probleme (1980 – 1992) Phase der Anpassung an veränderte Rahmen- bedingungen (ab 1992) 8
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Typische Struktur- merkmale der Intensivlandwirtschaft Heutige Struktur- merkmale Ergebnis der sektoralen und regionalen Konzentration Tief greifender Wandel der Bodennutzung Industrialisierung der agrarwirtschaftlichen Produktions- und Organisationsformen 9
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Oldenburger Münsterland Zentrum der Schweinehaltung in Deutschland Bestand: ca. 1,63 Mio. Tiere, davon 0,85 Mio. Mastschweine Produktion nach wie vor primär in der Hand bäuerlicher Familienbetriebe 10
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Bäuerliche Schweinehaltung in den Bauerschaften 11 Rüschendorf, Hüde und Kemphausen bei Damme
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Ebenfalls herausragende Stellung der Region in der Hühnerhaltung Bestand: ca. 12,8 Mio. in Vechta, ca. 3,9 Mio. in Cloppenburg, je zur Hälfte Legehennen und Masthähnchen Ausbildung von Großbeständen und agrarindustriellen Unternehmen 12
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Agrarindustrielle Unternehmen der PHW-Gruppe in 13 Rechterfeld bei Visbek
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Produktionsverbund in einem vertikal integrierten 14 agrarindustriellen Unternehmen
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Ausbildung eines Clusters agrarwirtschaftlicher Unternehmen Große Bedeutung vor- und nachgelagerter Unternehmen Oldenburger Münsterland – das „Silicon Valley“ der deutschen Agrarwirtschaft? (Windhorst 2002) 15
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Große international tätige Unternehmen des Agrarsektors: Big Dutchman AG, Calveslage: Anlagenbau Grimme GmbH & CoKG, Damme: Agrartechnik Heidemark GmbH, Garrel: Lebensmittelproduktion, insbes. Geflügelfleisch PHW-Gruppe Lohmann & CoKG, Rechterfeld: Lebensmittel- produktion, insbes. Geflügelfleisch 16
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Ökologische Problemlagen und ihre Wahrnehmung Akkumulation diverser ökologischer Folgeprobleme seit den 1980er Jahren: Extreme Überschüsse an tierischen Exkrementen (v.a. Gülle): Belastungen von Böden und Grundwasser 17
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Emissionen aus der Tierhaltung (v.a Ammoniak, Methan, Lachgas) Anforderungen der Tierseuchenprophylaxe Ausräumung und Verarmung der Kulturlandschaft Veränderte gesellschaftliche Werthaltungen zum Entwicklung der Nitratbelastung Tierschutz im Wasserwerk Holdorf 18
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Thematisierung der ökologischen Probleme seit Anfang der 1980er Jahre: starke Emotionalisierung Überregionale Medienberichte: „Und ewig stinken die Felder“ (ARD 1984) Buchpublikationen: „Ein Land bekommt den Schwedentrunk“ (1981) und „Wer hat das Schwein zur Sau gemacht?“ 19 (1984)
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Selbstwahrnehmung der Sozio-kultureller Kontext: Region konträr: Katholische Enklave Intensivlandwirtschaft Marginalisierte Rolle wird primär als regionaler Kritiker: „Erfolgsstory“ gesehen: „Nestbeschmutzung“ Arbeitsplätze, Wissenschaftliche Einkommen, Wohlstand Einrichtungen in der usw. Region (z.B. ISPA, IUW, Kritik von Außen wird als NieKE, FOSVWE) haben „Angriff“ auf die ganze zur Versachlichung der Region verstanden stark emotionalisierten Diskussion beigetragen 20
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Problemlösungsstrategien: rechtliche, technische und raumplanerische Verschiedene Lösungsansätze werden in der Region diskutiert Grundsätzlich müssen Lösungen am System der Probleme ansetzen Rahmensetzung: „System Tierhaltungsanlage“ 21
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Umweltrechtliche Ansätze Luftbelastung: BimSchG: TA-Luft, VDI-Richtlinien, GIRL Definition von Abstandsradien: Art und Zahl der gehaltenen Tiere, technische Ausstattung der Gebäude Neue Stallanlagen drängen räumlich in die nicht bebauten Frei- flächen: Zersiedelung 22
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Belastung von Boden und Wasser: EU-Recht, u.a. WRRL Düngeverordnung Verpflichtung von Landwirten zum sog. Qualifizierten Flächennachweis Problem: Immenser Überschuss an Nährstoffbilanz im Landkreis Vechta Nährstoffen 23
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Fehlende Ausbringungs- Nährstofftransport kapazitäten in der Region fungiert letztlich als selbst „technisches Ventil“ eines Nährstoffexporte über überlasteten Systems Gülleverwertungsgesellsc haften und Nährstoffbörsen (seit 1988): Ostfriesland, Schleswig-Holstein, NBL usw. 24
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Technische Ansätze Emissionsreduzierung der Stallluft durch Filter, Ventilatoren etc. Boden- und Gewässer- schutz: Einsatz von „Schleppschläuchen“ bei der Ausbringung von Gülle Einsatz von rohprotein- armem Mastfutter („RAM- Futter“): Reduzierung des Eiweißgehalts um 20% 25
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Verbrennung von Kot Vergärung der Gülle zu Biogas Starke Zunahme der Nachfrage nach Biogasanlagen seit Novelle des EEG Diverse Projekte in Planung bzw. in Umsetzung 26
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Raumplanerische Ansätze Planungsrechtlicher Rahmen: Raumplanung zielt auf BauGB, insbes. § 35 vorausschauende Vorschlag: Ausweisung von Konfliktvermeidung auf „Sondergebieten“ für mehreren Ebenen: gewerbliche Regionalplanung und Tierhaltungsanlagen Bauleitplanung (Peithmann et.al. 2001) Nutzungskonflikte Erfahrung: große Vorbehalte zwischen Landwirtschaft, seitens Gemeinden und Wohnen, Tourismus, berufsständischer Naturschutz Interessenvertretungen der Fokus auf Landwirte gegenüber der Standortplanung für Planung Tierhaltungsanlagen 27
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Möglichkeiten der Ziel: Ermittlung von informellen Entwicklungsräumen für Entwicklungsplanung: die Landwirtschaft Frühzeitige Partizipation (Flächentausch, der Landwirte und Ausgleichszahlungen anderer Betroffener etc.) Beispiel: Problem: Hoher zeitlicher Landwirtschaftlicher und personeller Aufwand Fachbeitrag zur der informellen Planung informellen Entwicklungs- planung der Stadt Friesoythe 1999 28
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Versuch eines umfassenden Lösungsansatzes: Modell- vorhaben des BBR „Sanierungs- und Entwicklungsgebiet Cloppenburg/ Vechta“ (1999-2001) Konzept der Regional Governance: Beteiligung aller relevanten Akteure Ernüchternde Bilanz: unzureichende Resonanz in der Region 29
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Bewertung und Fazit Im Wettbewerb der Entwicklung des Regionen nimmt die agrarischen Intensiv- Region begünstigte gebietes im Oldenburger ökonomische Stellung Münsterland Ausdruck ein: Know-how-Vorteile, der fortgeschrittenen Internationalität, regionale Globalisierung des Einbettung Agrarsektors Ausbildung eines Räumliche Trennung von leistungsfähigen Clusters Boden, Produktion, „Ernährungswirtschaft“ Verarbeitung und Absatz („Silicon Valley“) – dieser Prozess wird sich weiter fortsetzen 30
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Große Marktvorteile des Gesamtlösung der Intensivgebietes im ökologischen Problem- Hinblick auf zunehmende lagen steht jedoch nach Qualitätsansprüche: wie vor aus „Rückverfolgung“ des Grundsatzfrage: Produktionsprozesses technische Behandlung der Symptome oder Akkumulation Beseitigung der ökologischer Probleme Ursachen? hat ihren Höhepunkt Gegenmodell: Ökologisch erreicht, womöglich sogar orientierte Landwirtschaft überschritten 31
Probleme der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Weitere Informationen unter: www.uni-oldenburg.de/raumentwicklung/ www. ispa.uni-vechta.de/ www.uni-muenster/AKLaendlicherRaum/ 32
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