Programm Herbstsemester 2021 - Berner Forum für Kriminalwissenschaften Das BFK organisiert regelmässige öffentliche Abendveranstaltungen zu ...

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Programm Herbstsemester 2021 - Berner Forum für Kriminalwissenschaften Das BFK organisiert regelmässige öffentliche Abendveranstaltungen zu ...
Berner Forum für Kriminalwissenschaften

Programm Herbstsemester 2021
Das BFK organisiert regelmässige öffentliche Abendveranstaltungen zu aktuellen
kriminalpolitischen Themen.
Das Berner Forum für Kriminalwissenschaften ist ein Verein und wurde 1998 von
Personen des Berner Lehrkörpers der Fachgebiete Rechtswissenschaft, Medizin,
Psychologie und Theologie gegründet. Es dient der Forschung und Lehre im Be-
reich der verschiedenen kriminalwissenschaftlichen Disziplinen. Im Zentrum steht
der Blick über den Gartenzaun: Wir fördern den interdisziplinären Dialog zwi-
schen den Akteuren der Kriminalwissenschaften sowie den Austausch zwischen
Wissenschaft und Praxis. Dazu organisieren wir regelmässige öffentliche Abend-
veranstaltungen während des Semesters sowie gelegentliche Tagungen.

Vorstand:
Prof. Dr. iur. Jonas Weber (Präsident)
Prof. Dr. phil. Julia Eckert
Dr. phil. Urs Germann
Prof. Dr. med. Christian Jackowski
Prof. Dr. iur. em. Karl-Ludwig Kunz
Prof. Dr. med. Michael Liebrenz
Dr. h.c. theol. Willi Nafzger
Prof. Dr. phil. Stephan Scheuzger
Prof. Dr. iur. em. Hans Vest

Geschäftsführerin:
Nora Erlich, lic. iur., LL.M.

nora.erlich@krim.unibe.ch
Online: www.bfk.unibe.ch

2   BFK: Programm Herbstsemester 2021
Übersicht

 26.10.2021   Sexualstrafrecht als Spiegel von Modernisierung

              Prof. Dr. Thomas Fischer

 02.11.2021   Sexualität und Strafrecht – Die Geschichte des sexuel-
              len Schutzalters in der Schweiz (1890-1970)

              PD Dr. Sonja Matter

 16.11.2021   Migration und Innere Sicherheit – Eine Herausforde-
              rung für die News Making Criminology

              PD Dr. Reinhard Kreissl

 23.11.2021   Der Insektenkundler als Forensiker – Auf «madiger»
              Spurensuche

              Prof. Dr. Jens Amendt

 07.12.2021   Strafgesetzgebung als kriminologischer Forschungs-
              gegenstand

              Prof. Dr. Ralf Kölbel

 14.12.2021   Sexualstraftäter – der Umgang mit Behandlung und
              Risiko

              PD Dr. med. Andreas Hill

                                            BFK: Programm Herbstsemester 2021   3
Sexualstrafrecht als Spiegel von
    Modernisierung

    Referent:            Prof. Dr. Thomas Fischer, Vorsitzender Richter am
                         Bundesgerichtshof a.D.

    Ort + Zeit:          Universität Bern, Hauptgebäude, Hörsaal 101,
                         26. Oktober 2021, 18.30 Uhr

                         Seit Mitte der 90er Jahre haben sich in der allgemeinen
                         öffentlichen Diskussion, der medialen Darstellung und
                         Kommentierung sowie in der materiellrechtlichen Beur-
                         teilung von Sexualstraftaten sowie in ihrer Behandlung
                         durch die Strafverfolgungsbehörden gravierende Verän-
                         derungen ergeben. Diese können auch, aber nicht allein
                         als Bewegung zu erhöhter Punitivität beschrieben wer-
                         den. Die Umgrenzung des als strafwürdig angesehenen
                         und strafrechtlich verfolgten sexuell motivierten Verhal-
                         tens ist ein Kristallisationspunkt sozialer Veränderungs-
                         und Verständigungsprozesse, die über blosse Umbewer-
                         tungen von Rechtsgütern hinausgehen und grundle-
                         gende Veränderungen von Sicherheits- und Gefahr-Defi-
                         nitionen spiegeln.

                         Vor diesem Hintergrund entfalten sich öffentliche Debat-
                         ten um die materiellrechtlichen Grenzen sexuell motivier-
                         ten Verhaltens und um die Rechtsfolgen von Grenzver-
                         letzungen als teilweise hochemotionalisierte Konflikte im
                         Spannungsfeld zwischen Sicherheitsanforderungen ei-
                         nerseits, rechtsstaatlichen Begrenzungen andererseits.
                         Der Vortrag versucht, Entwicklungslinien der genannten
                         Prozesse anhand aktueller Rechtsfragen, Neuregelungen
                         und Vorschläge darzustellen und zu diskutieren.

4    BFK: Programm Herbstsemester 2021
Sexualität und Strafrecht – Die
Geschichte des sexuellen Schutz-
alters in der Schweiz (1890-1970)

Referentin:   PD Dr. Sonja Matter, Senior Researcher am Histori-
              schen Institut und am Interdisziplinären Zentrum
              für Geschlechterforschung der Universität Bern

Ort + Zeit:   Universität Bern, Hauptgebäude, Hörsaal 101,
              2. November 2021, 18.30 Uhr

              Im Laufe des 19. Jahrhunderts begannen Schweizer Kan-
              tone Bestimmungen über ein sexuelles Schutzalter zu er-
              lassen. Allerdings war zunächst umstritten, bis zu wel-
              chem Alter Kinder vor sexuellen Handlungen Erwachse-
              ner geschützt sein sollten: Die körperliche Entwicklung
              von Heranwachsenden gab keine eindeutigen Hinweise
              für eine «richtige» Grenzziehung.

              Das sexuelle Schutzalter wurde im schweizerischen Straf-
              recht in konfliktreichen Verhandlungen bestimmt, in de-
              nen verschiedene soziale und politische Gruppen um Ein-
              fluss kämpften und versuchten, über dessen Kodifizie-
              rung die geschlechts- und generationenspezifischen
              Machtverhältnisse auszugestalten. So unterschiedliche
              Gruppen wie die Akteurinnen der frühen Frauenbewe-
              gung oder Kinderrechtsorganisationen des Völkerbundes
              beeinflussten die Normierung eines sexuellen Schutzal-
              ters im schweizerischen Strafrecht. Die Analyse von Straf-
              akten erst- und zweitinstanzlicher Strafgerichte verdeut-
              licht indes auch, dass die Richtenden in der Sanktionie-
              rung von Verletzungen des sexuellen Schutzalters einen
              grossen Ermessensspielraum hatten. Die Frage, wer ein
              „schutzwürdiges“ Kind ist, blieb kontrovers und war
              durch Kategorien wie Klasse, Geschlecht und Sexualität
              geprägt.

                                                 BFK: Programm Herbstsemester 2021   5
Migration und Innere Sicherheit –
    Eine Herausforderung für die
    News Making Criminology

    Referent:            PD Dr. Reinhard Kreissl, Soziologe, Geschäftsführer
                         VICESSE – Vienna Centre for Societal Security in
                         Wien

    Ort + Zeit:          Universität Bern, Hauptgebäude, Hörsaal 101,
                         16. November 2021, 18.30 Uhr

                         Die Bedrohung durch Fremde, Ausländer, Flüchtlinge,
                         Asylbewerber gehört zum Standardrepertoire der krimi-
                         nalpolitischen Diskussion in allen europäischen Gesell-
                         schaften. Als Sozialwissenschaftler und Kriminologe wird
                         man zu diesem Thema immer wieder in verschiedenen
                         Medien und Formaten zu öffentlichen Stellungnahmen
                         aufgerufen. Die Herausforderung besteht darin, erstens
                         ein angemessenes Problematisierungsniveau zu finden,
                         d.h. eine komplexe Thematik (medial) verständlich aufzu-
                         bereiten, und zweitens, das Augenmerk auf die realen
                         politischen Herausforderungen hinter der vordergründi-
                         gen Dramatisierung der sogenannten „Ausländerkrimi-
                         nalität“ zu lenken.

                         Am Beispiel der aktuellen sicherheits- und kriminalpoliti-
                         schen Diskussion über Migration und Innere Sicherheit in
                         Österreich soll gezeigt werden, welche Optionen eine
                         Public Criminology hat und was sich daraus zugleich für
                         die kriminologisch-sozialwissenschaftliche Forschungs-
                         praxis lernen lässt.

6    BFK: Programm Herbstsemester 2021
Der Insektenkundler als Forensiker
– Auf «madiger» Spurensuche

Referent:     Prof. Dr. Jens Amendt, Forensischer Entomologe
              am Institut für Rechtsmedizin der Goethe-Univer-
              sität Frankfurt am Main

Ort + Zeit:   Universität Bern, Hauptgebäude, Hörsaal 101,
              23. November 2021, 18.30 Uhr

              Aasinsekten sind ein wichtiges Schlüsselelement für den
              Nährstoffeintrag unserer Ökosysteme. Jenseits ihrer wichti-
              gen biologischen Rolle als Recycler stellen sie aber auch eine
              wichtige forensische Spur dar, die Fragen zur Todeszeit und
              den Todesumständen eines Mordopfers beantworten sowie
              zahlreiche Hinweise zur Vernachlässigung pflegebedürftiger
              Menschen und Tiere liefern kann.

              Der Vortrag führt ein in die Biologie und Ökologie dieser
              extrem spezialisierten Organismen und zeigt an diversen
              Fallbeispielen, wie die forensische Insektenkunde bei der
              Aufklärung von Verbrechen helfen kann. Ein kleiner histori-
              scher Exkurs wird zudem zeigen, dass Insekten schon seit
              über 150 Jahren in Europa ein bedeutsames Werkzeug der
              forensischen bzw. rechtsmedizinischen Wissenschaften
              sind, das aber auch seine Grenzen hat. Am Ende wird je-
              doch allen Zuhörern klar sein: Ein bisschen (Sp)aas muss
              sein!

                                                   BFK: Programm Herbstsemester 2021   7
Strafgesetzgebung als kriminolo-
    gischer Forschungsgegenstand

    Referent:            Prof. Dr. Ralf Kölbel, Professor für Strafrecht und
                         Kriminologie an der Ludwig-Maximilians-Universität
                         München

    Ort + Zeit:          Universität Bern, Hauptgebäude, Hörsaal 101,
                         7. Dezember 2021, 18.30 Uhr

                         Strafnormen bestimmen, welche Geschehensabläufe
                         eine Gesellschaft als „kriminell“ definiert. Aus ihnen
                         ergibt sich, welche Ereignisse in Strafverfolgungsakten
                         sanktioniert und in präventiv ausgerichteten Vorgehens-
                         weisen unterbunden werden sollen. Und auch die Instru-
                         mentarien, Funktionsträger und Interaktionstypen der
                         Strafrechtsumsetzung werden in formellen Gesetzen be-
                         stimmt. Allerdings sind all diese Rechtsnormen kontin-
                         gent und durch ihre jeweils konkrete Herstellung ge-
                         prägt, weshalb der besagte Normbestand in seinem Ge-
                         macht-Sein international, kulturell und historisch variiert.
                         Dies wirft Fragen nach seinem Gemacht-Werden auf. Die
                         hierzu – das heißt zu den Akteuren, Prozessen und Zu-
                         sammenhängen der Strafgesetzgebung – vorliegenden
                         kriminologischen Erkenntnisse werden in dem Vortrag
                         präsentiert und diskutiert, um eigene Befunde in diesen
                         Forschungsstand zu integrieren und künftige For-
                         schungslinien zu skizzieren.

8    BFK: Programm Herbstsemester 2021
Sexualstraftäter – der Umgang mit
Behandlung und Risiko

Referent:     PD Dr. med. Andreas Hill, Arzt für Psychiatrie und
              Psychotherapie, Sexualmedizin und Forensische
              Psychiatrie

Ort + Zeit:   Universität Bern, Hauptgebäude, Hörsaal 101,
              14. Dezember 2021, 18.30 Uhr

              Sexualstraftäter gehören zu der Gruppe von straffällig ge-
              wordenen Menschen, deren Delikte einerseits in der allge-
              meinen wie der Fach-Öffentlichkeit starke Aufmerksamkeit
              zuteil wird und deren Rückfälligkeit oft als sehr hoch veran-
              schlagt wird, deren Behandlung andererseits auf hohe Er-
              wartungen wie auch grosse Skepsis trifft.

              Der Vortrag wird zunächst kurz die Entwicklung der Thera-
              pie von Sexualstraftätern während der letzten Jahrzehnte
              skizzieren, um dann empirische Daten zur Wirksamkeit der
              Behandlung zu erörtern. Abschliessend werden Schlussfol-
              gerungen für Praxis und Forschung und den Umgang mit
              Risiken erörtert.

                                                  BFK: Programm Herbstsemester 2021   9
Mitgliedschaft:
        Wir freuen uns sehr, wenn auch Sie Mitglied des Berner Forums für
        Kriminalwissenschaften werden. Für eine Mitgliedschaft ist eine einma-
        lige Aufnahmegebühr von CHF 80.-, bzw. CHF 20.- für Studierende,
        zu entrichten. Mitglieder erhalten das Jahresprogramm per E-Mail und
        werden laufend über die Aktivitäten und Veranstaltungen orientiert.
        Wenden Sie sich bitte per E- Mail an die Geschäftsführerin.

        Kontakt: BFK, c/o Nora Erlich, lic. iur., LL.M., Geschäftsführerin,
        Universität Bern, Institut für Strafrecht und Kriminologie, Post-
        fach, CH-3001 Bern Email: nora.erlich@krim.unibe.ch
        Tel.: 031 684 48 73

        Das BFK wird unterstützt von der SCIP (Schule für Kriminologie, Wirt-
        schafts- und Internationales Strafrecht und Kriminalpolitik) und dem
        Stämpfli Verlag.
        www.scip.unibe.ch
        www.staempfliverlag.com

Berner Forum für Kriminalwissenschaften
c/o Nora Erlich, lic. iur., LL.M.
Geschäftsführerin
Universität Bern
Institut für Straftrecht und Kriminologie
Schanzeneckstrasse 1
Postfach
CH-3001 Bern

Tel: + 41 (0)31 684 48 73
nora.erlich@krim.unibe.ch
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