CFP: INTERNATIONALE TAGUNG "EIN TELEFONAT MIT DEN TOTEN. TOTENGESPRÄCHE UND MEDIEN IM 20. UND 21. JAHRHUNDERT" UNIVERSITÄT GENT, 9-11 SEPTEMBER ...

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CfP: Internationale Tagung "Ein Telefonat mit den Toten.
Totengespräche und Medien im 20. und 21. Jahrhundert"
(Universität Gent, 9-11 September 2020)
Announcement published by Zoë Ghyselinck on Monday, November 18, 2019
Type:
Call for Papers
Date:
September 9, 2020 to September 11, 2020
Location:
Belgium
Subject Fields:
Anthropology, Cultural History / Studies, Literature, Religious Studies and Theology

*English version below*

Seit jeher ist die Kommunikation mit und zwischen den Toten durch technische und personale
Medien geprägt. Der Antike entstammt nicht nur der satirische Dialog zwischen Toten (nach dem
Muster der nekrikoì diálogoi von Lukian von Samosata), sondern auch das Gespräch der Lebenden
mit den Toten, das sowohl als Medium der Wissensvermittlung als auch der (heroischen)
Selbstwerdung in der episch-dramatischen, und späteren christlichen Katabasis-Tradition dient (vgl.
Homer, Vergil und Dante). Kulturhistorische und religiöse Jenseitsvorstellungen, Totenkulte,
Geisterglaube und Sterbelehren in europäischen und nordamerikanischen bzw. nicht-westlichen
Kulturenwirkenbis heute auf die sich verändernde Gestaltung von ‚Totengesprächen‘, deren medialen
Techniken (wie Ekstase, Traum und Meditation) und vermittelnde Personen (etwa Seher oder
Priester) ein (vgl. Hahn & Schüttpelz 2009; Zillinger 2013; Behrend, Dreschke & Zillinger 2015;
Kjaersgaard 2017). Es ist bekannt, dass die Entwicklung neuer technischer Medien im 19.
Jahrhundert, die mit veränderten Wahrnehmungsweisen einhergeht, neue Formen einer spiritistisch
geprägten Totenkommunikation ermöglicht hat (z.B. Geisterphotographie, aber auch
Telefon,Phonograph und Radio, in denen körperlose Stimmen der Toten elektroakustisch erzeugt und
gespeichert werden. Vgl. Geppert & Braidt 2003; Baßler, Gruber & Wagner-Egelhaaf 2005; Pytlik
2005). Wie sich das sich weiter entwickelnde Totengespräch im 20. und 21. Jahrhundert aber zu
neuen technischen Medien verhält, wurde bisher kaum erforscht, obgleich das Phänomen
medienübergreifend äußerst präsent ist. Zu denken ist hier an europäische und nordamerikanische
Beispiele, wie das Drama Our Town (1938) von Wilder, Brechts Hörspiel Das Verhör des
Lukullus (1939), Schmidts Dichtergespräche im Elysium (1941), Sartres Huis Clos (1944), den
Film Orphée von Cocteau (1950), das Drama Frischs Triptychon (1979), Enzensbergers Dialog Ein
Totengespräch (1999), aber auch die Fernsehserie Six feet under (2001-2005). Solche
Totengespräche sollen im Kontext von kommunikativen Erfahrungen und medialen Praktiken in
unterschiedlichen Kulturräumen verstanden werden, wie Mediumismus, Divination (Kalvig 2017),
Trance, Besessenheitsrituale, und Trauerkulte wie der „hungry month“ in China oder „el día de los
muertos“ in Mexico.

Die Tagung widmet sich Totengesprächen aus dem 20. und 21. Jahrhundert in unterschiedlichen

Citation: Zoë Ghyselinck. CfP: Internationale Tagung "Ein Telefonat mit den Toten. Totengespräche und Medien im 20. und 21.
Jahrhundert" (Universität Gent, 9-11 September 2020) . H-Announce. 11-18-2019.
https://networks.h-net.org/node/73374/announcements/5367749/cfp-internationale-tagung-ein-telefonat-mit-den-toten
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Medien (wie Literatur, Radio, Drama, Oper, Film und digitalen Medien) und aus unterschiedlichen,
europäischen wie nicht-europäischen Sprachräumen. Mithilfe dieser interdisziplinären Perspektive
sollen die Entstehung und Entwicklung von modernen Totengesprächen sowie die ihnen
zugrundeliegenden, von (technischen bzw. neuen) Medien bedingten Vorstellungen untersucht
werden. Ziel ist es, innerhalb eines breiten kulturhistorischen, anthropologischen und intermedialen
Raums zu untersuchen, aufgrund welcher soziokulturellen Zusammenhänge moderne
Totengespräche gestaltet werden und welche medientechnischen Voraussetzungen und
Zeichensysteme (post-)moderne Totengespräche generieren und modifizieren. Unter
Totengesprächen verstehen wir selbstständige oder eingebettete Dialoge oder Monologe, die sich als
(Selbst-)Gespräche mit Toten/Verstorbenen (Gespenstern bzw. Schatten) gestalten.

Die Konferenz soll Beiträge aus den verschiedenen Literaturwissenschaften, aus den
Kulturwissenschaften, sowie aus den Medienwissenschaften, den Religionswissenschaften und der
Anthropologie in einen Dialog bringen.

Mögliche Fragestellungen zum Thema sind:

_ in Bezug auf eine kulturhistorische und literarische Thematik: Erweckt das Gespräch bzw. der
Abstieg in die Unterwelt Erinnerungs- und Vergangenheitsbewältigungsdiskurse? Was ist die
Funktion von Gedächtnis und wie wird mit Sprache, bzw. dem Problem der Verständigung
umgegangen? Inwieweit gilt die existenzielle Erfahrung der ‚Heimat- und Ortlosigkeit‘ bzw. des Exils
als Anlass des Totengesprächs?

_ auf der medienwissenschaftlichen Ebene: Auf welche Art und Weise nutzen oder repräsentieren
moderne Totengespräche technische (Massen-)Medien und mediale Techniken als Kanäle, um die
Toten mit den Lebenden oder die Lebenden mit den Toten in Kontakt zu setzen? Wie verhalten sich
moderne Totengespräche zur Verwendung technischer und digitaler Kanäle, etwa das Radio, das
Telefon oder das Internet? In wieweit funktionieren die Totengespräche als Figur der
Selbstgespräche und Momente der medialen Selbstreflexion?

_ aus anthropologischer Sicht: Welche Rolle spielen religiös-mystische bzw. säkulare
Todesvorstellungen und Trauerpraktiken für die Gestaltung des Totengesprächs? Wie prägen die
Nekromantik und Thanatologie der jeweiligen Kulturen die Erstehung der Kommunikation mit den
Toten ein?

Keynote-Vortrag: Prof. Erhard Schüttpelz (Siegen)

Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Es wird eine Teilnahmegebühr von 50 Euro
gehoben. Vorbehaltlich der Mittelzusage können Reise- und Übernachtungskosten übernommen
werden. Die Beiträge sollen in einem Sammelband veröffentlicht werden. Die Tagung wird vom
Institut für deutsche Literatur der Universität Gent in Zusammenarbeit mit dem Institut für
Germanistik der Universität Regensburg organisiert von:
Dr. Zoë Ghyselinck. Postdoctoral Fellow der ‚Flanders Research Foundation‘ am Institut für deutsche
Literatur der Universität Gent (Belgien).

Citation: Zoë Ghyselinck. CfP: Internationale Tagung "Ein Telefonat mit den Toten. Totengespräche und Medien im 20. und 21.
Jahrhundert" (Universität Gent, 9-11 September 2020) . H-Announce. 11-18-2019.
https://networks.h-net.org/node/73374/announcements/5367749/cfp-internationale-tagung-ein-telefonat-mit-den-toten
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Dr. Elena Fabietti, Postdoctoral Fellow, Neuere deutsche Literatur, Institut für Germanistik der
Universität Regensburg (Deutschland).

Bitte  Abstracts    von  max.    200   Wörtern      bis   zum   1.                                                   Februar
2020 an zoe.ghyselinck@ugent.be und elena.fabietti@ur.de schicken.

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CFP: A Phone Call with the Dead. Dialogues with/of the Dead and Media in the 20th and 21st Century
(Ghent University, 9-11 September 2020)

Communication with the dead and among the dead has always been represented and shaped through
technical and personal media. In antiquity we find both the genre of the satiric dialogues of the dead
(modeled after Lucian's nekrikoi dialogoi) and that of the conversation between the living and the
dead in the tradition of katabasis (first epic and then Christian, from Homer through Virgil to Dante).
Representations of the otherworld, as they are explored by cultural history and by religious studies,
as well as different cults of the dead, the belief in ghosts, and different forms of ars moriendi, all
affect until today the forms and uses of otherworldly dialogues, and particularly their media
techniques (such as ecstasy, dream, or meditation) and their mediating agents (such as seers of
priests) (see Hahn & Schüttpelz 2009; Zillinger 2013; Behrend, Dreschke & Zillinger 2015;
Kjaersgaard 2017). It is well known how the development of new media in the 19th century,
accompanied by new modes of perception, brought about Spiritism and a new wave of communication
with the dead (i.e. through spirit photography but also telephone, phonograph, radio, where the
voices of the dead can be intercepted and recorded) (see Geppert & Braidt 2003; Baßler, Gruber &
Wagner-Egelhaaf 2005; Pytlik 2005). Despite the wide presence of the phenomenon throughout
several media, it is yet to be investigated how new technical media relate to the otherworldly
dialogues that have been developing continuously in the course of the 20th and 21st century. Just to
name a few examples: Wilder, Our Town (1938, drama); Brecht, The Trial of Lucullus (1939, radio
play); Schmidt, Dichtergespräche im Elysium (1941, dialogue); Sartre, No Exit (1944, drama);
Cocteau, Orpheus (1950, film); Frisch, Triptychon (1979, drama and radio play); Enzensberger, Ein
Totengespräch (1999, dialogue), Ball, Six feet under (2001-2005, TV seires)). These dialogues of/witht
the dead shall be understood within the context of communicative experiences and medial practices
that are active in different cultural spaces, such as mediumism, divination (Kalvig 2017), trance,
posession, and cults of the dead such as the "hungry month" in China or "el dia de los muertos" in
Mexico.

This conference focuses on dialogues with/of the dead from the 20th and 21st century in different
media (literature, radio, drama, opera, film, digital media, etc ...) and in different cultural and
linguistic spaces. From an interdisciplinary perspective we will investigate the emergence and
development of modern dialogues with/of the dead considering their underlying representational
conditions, especially those shaped by media. Our purpose is to explore, within a broad range of
cultural, historical, anthropological, and inter-medial perspectives, the socio-cultural contexts in
which (post-)modern dialogues with/of the dead are produced, and the media techniques and sign
systems that generate and shape them. By dialogues with/of the dead we understand entire dialogic

Citation: Zoë Ghyselinck. CfP: Internationale Tagung "Ein Telefonat mit den Toten. Totengespräche und Medien im 20. und 21.
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works or dialogues/monologues within larger works that are performed as (self-)conversations
among/with the dead (for example in the form of ghosts, shadows, or the "spirits" of the dead).

This conference invites contributions from different areas of literary studies, cultural history, media
studies, religious studies and anthropology.

Among the questions that we intend to investigate:

From a cultural-historical and literary perspective:
         Do these dialogues and the descent into the underworld help establishing discourses of
remembrance and the overcoming of oblivion?
        What is the function of memory and how does it intersect with language and the problem of
understanding? How far do the existential
        experiences of homelessness, placeless-ness and exile provide an occasion for otherworldly
dialogues?

From a media studies perspective:
        In which way do modern dialogues with/of the dead use or represent technical and digital
(mass-)media as well as media techniques as
       channels to establish a contact between the dead and the living? How do modern dialogues of
the dead relate to the use of "dead"
       channels, such as radio, telephone, or the Internet? In what way can the dialogues with/of the
dead be understood as a form of
       conversation with oneself and as moments of medial self-reflection?

From an anthropological perspective:
        What is the role of religious-mystical or secular representations of death and that of mourning
practices for the production of the dialogues
        with/of the dead? How do necromantic and thanatology in different cultures affect the forms
of communication with the dead?

Keynote speaker: Professor Erhard Schüttpelz (Siegen University)

The conference languages are German and English. A conference fee of 50 Euros will be required.
Travel and accomodation costs will be reimbursed, subject to funding approval. The proceedings of
the conference shall be published in an edited volume. The conference is organized by the German
Department of Ghent University (Belgium) in collaboration with the German Department of the
University of Regensburg (Germany) by:

Dr. Zoë Ghyselinck, Postdoctoral Fellow of the "Flanders Research Foundation", German Department,
Ghent University (Belgium)
Dr. Elena Fabietti, Postdoctoral Fellow, German Department, University of Regensburg (Germany)

Please send abstract of max 200 words until 1 February 2020 to:
zoe.ghyselinck@ugent.be

Citation: Zoë Ghyselinck. CfP: Internationale Tagung "Ein Telefonat mit den Toten. Totengespräche und Medien im 20. und 21.
Jahrhundert" (Universität Gent, 9-11 September 2020) . H-Announce. 11-18-2019.
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elena.fabietti@ur.de

Contact Email:
zoe.ghyselinck@ugent.be

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Jahrhundert" (Universität Gent, 9-11 September 2020) . H-Announce. 11-18-2019.
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