PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG - Medienräume
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WWW.ESSBAY.DE INHALT VERSTÄNDNIS 01 Digitalisierung der Lehre auf einen Bick 02 Digitales Lernen und Lehren 03 Derzeitige Lage Schüler_innen und Studierenden 05 Bildung braucht eine emotionale Basis 06 Grundsätze bildungsförderlichen Unterrichts 07 Didaktische Möglichkeiten von Blended Learning VERANTWORTUNG 08 Konsequenzen für die Gestaltung optimaler digitaler Lernumgebungen 09 Aktivierende Methoden 10 Apps und Tools für das Distanzlernen KOMPETENZEN 12 Lernbegleitung in Pandemiezeiten 14 Gut vorbereitet auf Distanz- und Präsentzunterricht 15 Digital und verbunden 17 Empfehlungen der Friedrich-Ebert-Stiftung 18 Weiterführende Lektüre Ausbilck BILDNACHWEISE : Attribute Photos by on unsplash .... : Ferreira Dylan Titelseite , ( ) Dumlao Nathan S 2 , ( . ) Montgomery Chris S 8 , ( . ) Mossholder Tim S 6 , ( . ) Iven William S 9 , ( . ) Howard Bouchevereau S 18 ( . )
VORWORT Liebe Leserin, lieber Leser, die Corona-Krise hat uns herausgefordert, die Perspektive zu wechseln. Kontaktbeschränkungen berühren nicht nur Eltern, Schüler_innen und Kollegen_innen emotional, sondern stellen und auch Lehrer_innen und Dozenten_inneninnen vor besondere Herausforderungen. Familien sind oft überlastet und verunsichert, dabei können unsere evangelischen (Hoch-)Schulen als Orientierung und Sicherheit spendender Leuchturm dienen. In dieser Broschüre möchten wir Ihnen Anregungen geben, wie sie mit Ihren SuS und Studierenden im Distanzlernen Lernprozesse begleiten können, emotionale Verbundenheit herstellen und dabei eigene Sicherheit gewinnen, worauf es (nicht nur) beim digitalen Lernen ankommt. Auch im Distanzlernen stellt sich die zentrale Frage, wie sieht zeitgemäßes Lernen aus? Einen besonderen Dank an dieser Stelle an Jörg Urbschat und Corinna Fahnroth, die durch Ihre Anregungen die Broschüre in dieser Form erst möglich gemacht haben. Ich freue mich auf einen weiteren Austausch mit Ihnen. Bleiben Sie geschützt und behütet. Ramona Engl Prokjektkoordinatorin für Digitale Bildung der ESSBAY " Die UN Global Education First Initiative sagt dazu: Für Bildung ist es nicht ausreichend, Individuen hervorzubringen, die lesen, schreiben und rechnen können. Bildung muss transformativ sein und gemeinsame Werte ins Leben tragen. Sie muss eine aktive Fürsorge für die Welt und für die, mit der wir sie teilen, kultivieren. Bildung muss für die Beantwortung der großen Herausforderungen, vor denen wir stehen, Bedeutung haben. Eine Transformation des Denkens und Handels ist erforderlich. Bildung muss sich in vollem Umfang ihrer zentralen Aufgabe widmen, Menschen zu helfen, gerechte, friedliche, tolerante und inklusive Gesellschaften zu gestalten." In: Loccumer Pelikan -Religionspädagogisches Magazin für Schule und Gemeinde des Religiionspädagogischen Instituts Loccum, Heft 2/2019 S. 52ff. Margret Rasfeld
DIGITALISIERUNG DER LEHRE AUF EINEN BLICK FO RT B I LD UN GS ANGE B O TE IN DI V I DU EL L E BE RAT U NG T E C HNI S C HE A US ST ATT U NG @ NE WSL E T TE R NE TZ WE RK AR BE I T L E RNM ANAGE M ANT SYS T EM E E VA NGE L I SC H E L E I TL I NI E N B E O BAC H TU NG D ER ZE I T I GE R HI NS IC H TL I C H D I GI T AL I SI E RU NG T RE NDS Ö FF EN TL I C HK E I T SAR BE I T AUS STA TT UNG S- FORTBI L DUNGS- UNT ERRI CHTS - BED ARF PL ANUNG ENTWI C KL UNG MED I E NE NT WIC KLU NGSPLA NUNG DE R (HO CH - )SC HUL EN Anliegen und Fragen zu den jeweiligen Aspekten der Medienentwicklungsplanung können Sie gerne an die ESSBAY richten: R.Engl@essbay.de Hier bestehen schon Vernetzungen und Rahmenverträge. Aktuelle Informationen zu finden Sie auf der Webseite und werden Ihnen im Newsletter zugesendet. Darüber hinaus hat sich die praxiserfahrene Leuchtturmschule Fachakademie für Sozialpädagogik Rummelsberg dazu bereit erklärt, als innovative Schule zu den Themen "Eisatz digitaler Medien" und "Selbstorganisiertes Lernen" ein Licht zur Orientierung in dünsteren Zeiten zu bieten. Anfragen an: hilburger.christian@rummelsberger.net fahnroth.corinna@rummelsberger.net
STAND OKTOBER 2020 PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG | 02 Szenario 1 : Neben der Umsetzung des 3-Stufen-Plans des KMK, haben viele Schulen und Universitäten drei Szenarien des Lernen und Lehrens entwickelt. Präszenzunterricht als Regelfall Abhängig von " der jeweiligen Infektionstätigkeit, der Gewährleistung einer effektiven Nachverfolgung der Kontaktpersonen, Szenario 2 : sowie den vorhandenen freien Kapazitäten im kurativen Gesundheitssektor" Zentrales Ziel ist die Organisation der Mischung aus Kernaufgabe des Lehrbetriebs, Lernen so zu Präsenz und Distanzlernen - gestalten, um dem (Erziehungs- und) Bildungsauftrag nachzukommen. Szenario 3 Abhängig ist dies von zeitlichen, räumlichen : und personellen Ressourcen, technischer Ausstattung und Kompetenzen der Lehrer bzw. Dozenten und Schülern bzw. Studierenden. Distanzlernen DI GITALES LERNEN UND LEHREN 2020
STAND OKTOBER 2020 PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG | 03 DE RZ EI T GE L A GE SCH Ü LE R _I N N EN Eine von der Fakultät für Psychologie der Universität Wien durchgeführte Studie zum Z ENT RA L E FA KT OR EN "Lernen unter COVID-19", stellte einen Zusammenhang zwischen BE DI NG UN GE N G U T ER der Einschätzung der LER NO R GA NI SA T I ON F Ü R Schüler_innen zum Home- SC HÜ LE R _I NNE N S CHA F FE N Learning und folgender Faktoren fest: Empfinden von Wohlbefinden wahrgenommenen Lernerfolg der Schüler_innen Soziale Eingebundenheit "Je häufiger die Schüler_innen über eine Zunahme in ihrer Selbstorganisation berichten, desto erfolgreicher erleben sie sich auch bei der Bewältigung ihrer Aufgaben im Vergleich zur Home-Learning-Zeit. Dieser konsistente Befund (siehe auch Ergebnisse der 2. Befragung), spricht für die hohe Relevanz von Selbstorganisation für erfolgreiches Lernen. Es ist daher unbedingt zu empfehlen, die selbstständige Lernorganisation im Unterricht zu fördern und Erfahrungenaus der Home-Learning-Zeit dazu zu reflektieren. " "( Universität Wien Studie Lernen unter COVID19 , " " - Zwischenbericht Befragung 3 SchuelerInnen final pdf S 2 _ _ _ _ . , . )
STAND OKTOBER 2020 PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG | 04 D ER ZE IT GE LA GE ST U D IE RE N DE Eine von der Fakultät für Psychologie der Universität Wien durchgeführte Studie zum Z ENT RA L E FA KT OR EN "Lernen unter COVID-19", stellte einen Zusammenhang zwischen AU ST A U SCH U NT ER S TU DI E RE NDEN der Einschätzung der Studierenden zum Home-Learning & und folgender Faktoren fest: SE LBS TO R GA NI SA T I O N Empfinden von Wohlbefinden wahrgenommenen Lernerfolg der Studierenden Soziale Eingebundenheit 47,1% der Studierenden "Sollte ein Home-Learning im startenden bewerteten ein Wintersemester unvermeidbar sein, ist es daher insbesondere notwendig die ausschließliches Home- psychologischen Grundbedürfnisse nach Learning als negativ Kompetenzerleben, Autonomie und sozialer Eingebundenheit bei der Konzeption von Lernangeboten mit zu berücksichtigen und von Seiten der Hochschulen aktiv zu fördern. " "(Universität Wien, Studie "Lernen unter COVID19" - Studierende_Ergebnisse_Befragung_3_final.pdf, S.2)
STAND OKTOBER 2020 PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG | 05 BILDUNG BRAUCHT EINE EMOTIONALE BASIS Gefühl sozialer Eingebundenheit als Erfolgsfaktor Notwendige Schwerpunktsetzungen bezüglich Methodik, Inhalt und Didaktik Ressourcen- In divi dualisierung orienti erung Strukturen, Mitbesti mmung Transparen z, Sicherh ei t Gruppe abholen, wo sie steht Teamarbei t Dozen t i n d er Ri tuale Rolle des Lernbeglei ters (Anglehnt an die Prinzipien für die Arbeit mit Gruppen Erzieherinnen Erzieher Professionelles Handeln im " " + - sozialpädaogischen Berufsfeld S 228 , . )
STAND OKTOBER 2020 PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG | 06 G RU ND SÄ T ZE BI LD U NG SFÖ R DER L IC HE N U NT ERR IC H TE NS BEA C H T EN: Es muss sichergestellt sein, dass Schüler_innen qualitätsvolles Feedback zu ihren Lernprozessen und Aufgabenbearbeitungen bekommen. Die Schüler_innen sollten für das Lernen zu Hause kognitiv, sozial und affektivanregende Aufgaben („gute“ Aufgaben) erhalten, die auf unterschiedlichen Niveaus und in Teilen auch kollaborativ bearbeitet werden können. Die Selbstregulationsfähigkeit der Schüler_innen wird durch entsprechende Hilfestellungen gestärkt.Die methodisch-didaktische Gestaltung von Lehr-Lernprozessen darf nicht auf eine wenig produktive Stoffvermittlung reduziert werden. Quelle: Friedricht Ebert Striftung
STAND OKTOBER 2020 PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG | 07 DIDAKTISCHE MÖGLICHKEITEN VON BLENDED LEARNING Es gibt inzwischen viele Modelle für das integrierte Lernen (blended Learning). Der Begriff Präsenzphase kann hierbei verschieden verstanden werden: Präsenz in der Schule/ Präsenz mit einem Videotool. Diese Modelle bilden einen konzeptuellen Rahmen für Lehrpersonen, um blended learning entwickeln und C ORI NNA FA HN ROT H diskutieren zu können bzw. sich im Team zu Fragen: - Welche Bedürfnisse haben unsere Lehrenden und Lernenden? - Welche Ressourcen haben wir zur Verfügung (Raum, Technik, Medienkompetenz)? - Ist es notwendig, dass wir ein System fahren oder darf es verschiedene Modelle geben? - Welche Leitplanken braucht es für welches Modell (Stundenplan Anpassung, max. Onlinezeiten,…)?
STAND OKTOBER 2020 PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG | 08 KONSEQUENZEN FÜR DIE GESTALTUNG OPTIMALER DIGITALER LERNUMGEBUNGEN Klärung der Rahmenbedingungen Hier gilt es zunächst zu klären, welchen Rahmen Sie nutzen möchten. Welches Konferenztool, Cloud, Lernmanagementsystem verwenden Sie und wie erhalten die Lernenden einen Zugang hierzu? Wurden den Dozent_innen/Lehrer_innenn und Studierenden/Schüler_innen Nutzungskompetenzen für diese Systeme vermittelt? Hier empfiehlt es sich nicht nur schriftliche Informationen bereit zu stellen, sondern eine praktische "Room-Tour" anzubieten, in der in ca. einer Stunde alle Funktionen erklärt und ausprobiert werden können (u.a. Mikrofontest, eigenen virtuellen Hintergrund aktivieren, Break-out-Rooms). Welche Vorerfahrungen und Kompetenzen bringen die Teilnehmer_innen mit? Welche Erwartungen bringen alle Beteiligten mit? Wurden Leihgeräte für Studierende/Schüler_innen bereitgestellt, welche nicht über ausreichend technische Geräte bzw. finanzielle Mittel hierfür verfügen? Hier gilt es für die Studierende/Schüler_innen einen sicheren Raum zu ermöglichen. Eine klare Positionierung dazu, dass Fehler gemacht werden dürfen, ohne negative Konsequenzen zu fürchten (auch Seitens der Mitschüler_innen). Auch bezüglich der Privatsphäre der Teilnehmer_innen sollten klare Entscheidungen getroffen werden: Sind Aufzeichnungen oder Screenshot erlaubt oder erwünscht? Dürfen diese geteilt werden? Wie können die Teilnehmer_innen den sprichwörtlich eigenen Raum schützen? Leitplanken festlegen. Wann handelt es sich um Pflichtpräsenzzeiten? Wie ist das Vorgehen, wenn ich ein technisches Problem habe? Wie erreiche ich meinen Dozenten_innen/Lehrer _innen (Mail, Chat, Lernmanagementsystem, Telefon)? Ggf. ist es sinnvoll, feste (verpflichtende) Termine festzulegen, an denen Fragen gestellt werden können. Hier kann explizit Raum für Austausch unter den Studierenden/Schülern_innen eingeplant werden.
STAND OKTOBER 2020 PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG | 09 Aktivierende Methoden Nutzung der Funktionen des Videokonferenztools: Status setzen (Smiley, Daumen, etc.) Umfragen starten, um in einem dialogischeren Kontakt mit den Schüler_innen bzw. Studierenden zu sein und gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Diese Funktion kann zur Partizipation der Teilnehmer_innen verwendet werden. Screen: Angefangen vom Positionieren in einer Gefühlslandkarte, über Einblenden von (Youtube-)Videos, Darstellen von Ergenbissen von Studierenden-/Schüler_innengruppen, Powerpoints, geteiltem Bildschirm bis hin zum Nutzen als gemeinsames interaktives Whiteboard ist hier vieles denkbar. Break-out-Räume nutzen, um in Kleingruppen über Themen zu sprechen bzw. Übungen durchzuführen, gemeinsam Ergebnisse zu erarbeiten. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass sich die Teilnehmer_innen online leichter ablenken lassen und die Konzentration auf das Thema schwerer fällt. Hier empfiehlt sich ein stetiger Wechsel in den Methoden. Der Artikel" Videokonferenz Plattformen in Schule nutzen" beschäftigt sich mit grundsätzlichen Fragen, insbesondere zum Datenschutz . Link zum Artikel: https://datenschutz- schule.info/themen/videokonferenz-in-schule- nutzen/
STAND OKTOBER 2020 PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG | 10 APPS UND TOOLS FÜR DAS DISTANZLERNEN Es gibt eine Vielzahl an App und Browser basierten Anwendungen, welche im Rahmen von Online- Seminaren genutzt werden können, um die Teilnehmenden zu aktivieren, selbstorganisertes Lernen zu ermöglichen. Viele bieten kostenfreie Basisfunktionen an und benötigen lediglich die Angabe der Mailadresse, ohne unnötige Abfrage persönlicher Daten, IP, Browser, Betriebssystem oder Ort (Datensparsamkeit). Eine kleine Auswahl: Padlet Mit dieser digitalen Pinnwand können u.a Lernszenarios erstellt werden, Teilnehmer_innen können bei Bedarf auf dieser Seite mitwirken und Ergebnisse einstellen. Die Anwendungs- möglichkeiten sind vielfältig. Kahoot Quiztool mit Datenbank zu unterschiedlichen Themen, kann im Gruppenverbund zusammen, als auch ort- und zeitunabhängig selbstbestimmt gespielt werde. Einsatzmöglichkeiten: Lernzielabfrage, Flipped clasroom, Peer-Education oncoo Die Qualität des Lernens hängt maßgeblich von Feedback ab. Oncoo ist ein Tool, welches den Teilnehmer_innen mittels einer Zielscheibe ermöglicht rückzumelden, wie nah sich der/die Studierende bzw. Schüler_in dem (Lern-)ziel sieht. Darüber hinaus bietet oncoo Kartenabfragen, die Erstellung eines Helfersystems, ein Lerntempoduett und ein Placemat.
STAND OKTBER 2020 PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG |11 Teded Sie können Erklärvideos und Youtube-Videos maßgeschneidert in eine für Ihre Schüler_innen angelegte Lernumgebung einbetten. Cryptpad Gemeinsam und in Echtzeit an einem Dokument schreiben. Hier gibt es die Möglichkeiten der Erstellung von Tabellen, Dokumenten, Whiteboards u.a.. Vorteile hierbei sind vielfältig: Verschlüsselung des Dokuments, anonyme Teilnahme oder das Exportieren als HTML, um nur einige zu nennen. Dies ist nur ein kleiner Überblick über eine Vielzahl an Möglichkeiten. Unter folgendem QR-Code finden Sie ein Padlet, auf dem Ihnen mehr Informationen zu diesen und weiteren Apps und Tools angeboten werden. Begonnen mit einem PDF Dokument, welches Sie bei Bedarf herunterladen können, auf dem alle wesentlichen Informationen, Funktionen und Einsatzmöglichkeiten beschrieben werden. Des Weiteren finden Sie Youtube-Links zu Erklärvideos der einzelnen Software, Links und Beispiele. https://padlet.com/ ramonaengl/Distanzlernen Unter www.medienräume.de können sie und Ihre Kollegen sich orts- und zeitunabhängig eine Auswahl dieser Anwendungen in einem Online-Kurs widmen. Das Padlet ist Teil einer Forbildungsveranstaltung die auch als Online-Format angeboten werden kann.
STAND OKTBER 2020 PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG |12 LERNBEGLEITUNG IN P A NDEMIEZEITEN Sicher ist es auch Ihre Aufgabe, Lernende individuell zu fördern und zu fordern – und zwar auch in Pandemiezeiten und auch über Distanz. Aber wie kann Ihnen das gelingen? Dazu ist es notwendig, dass Sie als Lernbegleiter/in Ihre Funktion als (Fach-)Vermittler/-innen ergänzen und in eine neue Rolle schlüpfen. Sie lassen sich ganz bewusst auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden ein und erfragen gezielt zum Beispiel nach deren Lernhemmnissen, -strategien und -vorlieben. Neben der methodisch-fachlichen Unterstützung sollte dabei ein besonderer Augenmerk auch auf der Beziehungsarbeit zwischen Lernbegleitung und Lernenden liegen. Individuelle, digitale Lernbegleitung bedeutet, sich einzelnen Lernenden zuzuwenden und so deren ganz persönliche Lernbereitschaft zu stärken, gerade auch, weil Lernprozesse in Zeiten der Digitalisierung von den Schüler/-innen verstärkt eigenständig und selbstgesteuert gestaltet werden müssen. Die Lernenden in ihrer individuellen Lernkompetenz zu stärken - hier bietet das Lernen über Distanz auch eine Chance: Anstatt alle im Gleichschritt zu unterrichten, können Sie Lernende digital ganz individuell begleiten. Von zentraler Bedeutung ist dabei, dass Sie die Lernenden über die Distanz nicht »verlieren«, d. h. den Kontakt und die Beziehung zu ihnen aufrechtzuerhalten. Lernende müssen im Distanzlernen einen Rückhalt und die erforderliche Verbindlichkeit spüren, ansonsten fühlen sie sich im virtuellen Raum »lost« (Jugendwort des Jahres 2020).
STAND OKTBER 2020 PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG |13 WODURCH ZEICHNEN SICH ANALOGE UND DIGIT ALE LERNBEGLEITUNG AUS? Lernbegleitung im Allgemeinen blickt aus der systemisch-konstruktivistischen Brille auf Lehr- und Lernprozesse: Die Lernenden, das Lernen selbst und die Bildungseinrichtung werden dabei in den Blick genommen (siehe Abbildung). LERNENDE /R Lern- LERNEN z.B. Vorwissen, Interessen, Ressourcen, Persönlichkeit begleit z.B. Lerngegenstand, Lernsituation ung BILDUNGSEINRICHTUNG z.B. Organisation, Kultur, Prinzipien, Werte Dabei kann Lernbegleitung bewusst geplant in einem festen Setting oder spontan-situativ etwa am Rande des Unterrichtsgeschehens stattfinden. Sie sollten sich dazu ganz bewusst mit ihrer eigenen Haltung und Gesprächsführung auseinandersetzen. Sie begeben sich mit den Lernenden auf Augenhöhe und akzeptieren diese als Expertinnen/Experten für sich selbst. Damit der Rollen- wechsel von der Lehrperson zur Lernbegleitung gelingen kann, braucht es eine gezielte Weiterbildung von Lehr- kräften, um diese mit ausreichend Handwerkszeug für die individuelle Lernbegleitung auszustatten und zu professionalisieren.
STAND OKTOBER 2020 PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG | 14 GUT VORBEREITET AUF DISTANZ- UND PRÄSENZUNTERRICHT? A nmerkungen von Corinna Fahnroth Inzwischen gibt es einige Studien und Umfragen zu den Erfahrungen des Distanzlernens. Wir wissen, dass Schulen, die auf selbstregulierende bzw. selbstgesteuerte Konzepte ihren Unterricht stützen - erfolgreicher und zufriedener als Lernenden und Lehrenden aus der Krise gingen. Die gewonnen Kompetenzen des selbstverantwortlichen Lernens tragen gerade im Fernunterricht Früchte. Schüler_innen, die es gewohnt sind sich selbst zu strukturieren oder von vorgegebenen Materialien Informationen zu filtern, fühlten sich im Distanzlernen nicht allein gelassen. Dies bedeutet: Fernunterricht ist lernbar. Es ist nun in Zeiten der Präsenz wichtig, nicht nur an die Noten zu denken, sondern unseren Schüler_innen Werkzeuge zu geben, mit denen sie sich in möglichen Onlinephasen selbst helfen können. Haben Sie mit Ihren Schüler_innen Lernort und Lernzeit thematisiert? Bekommen Schüler_innen von Ihnen Struktur wie Wochen-/Tagespläne? Bzw. geben Sie Arbeitsaufträge mit einer durchschnittlichen Zeitangabe an? Wissen Ihre Schüler_innen wie sie aus einem Text oder Video Informationen für sich herausnehmen ? Kennen Ihre Schüler_innen digitale Plattformen um zu üben oder sich mit Ihren Mitschüler_innen zu vernetzen? Wie bekommen die Schüler_innen Feedback? Außerdem ist es notwendig sich zu fragen - wie wollen wir Präsenzzeit nützen? Wird für Ihr Schüler_innen deutlich, dass das Erarbeitete im Distanzlernen von Bedeutung ist? Oder wiederholen sie alles und es ist nicht notwendig Zuhause etwas zu machen? Wird sich Zeit für soziale Interaktion genommen? Gibt es die Möglichkeit sein Lernverhalten zu reflektieren?
STAND OKTBER 2020 PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG |15 DIGIT A L UND VERBUNDEN Im Grunde genommen geht es darum, bei digitalen Veranstaltungen oder Meetings ein digitales Wir-Gefühl entstehen zu lassen. Das passiert vor allen Dingen, indem wir unseren Teilnehmer_innen ein Gefühl für Raum und Ort geben. Grundsätzlich ist es so, dass wir in digitalen Räumen all das, was in physischen Räumen sichtbar ist, benennen müssen. Wenn bei einer physischen Veranstaltung beispielsweise der/die Dozent_in an die Tafel oder zur Flipchart geht, einen Stift nimmt und anfängt zu schreiben, sehen dies die Teilnehmer_innen und können sich beruhigt zurücklehnen und auf die nächsten Schritte warten. Dagegen ist es in digitalen Veranstaltungen so, dass die Teilnehmer_innen nicht vollständig sehen können, was der/die Referent_in gerade macht. Wenn also beispielsweise ein Bildschirm geteilt wird oder ein Breakout Room eingerichtet wird, dann können dabei schon einmal 10-15 Sekunden vergehen, in denen der/die Teilnehmer_innen nicht sehen können und nicht wissen, ob und was gerade passiert. Handelt es sich um eine eine technische Störung? Habe ich einen Link oder eine ein Anweisung verpasst? Eine der Grundregeln in der digitalen Moderation lautet daher: „Benenne alles wörtlich, was du mit deiner Maus gerade machst.“ Darüber hinaus gibt es ein paar methodische Kleinigkeiten, mit denen ein Gefühl für Raum und Ort erzeugt werden kann. Benenne das „Wir“ dieser Gruppe: bei physischen Treffen ist es klar, wer im Raum an welchem Ort und zu welchem Anlass zusammengekommen ist. Bei einem digitalen Treffen kann der/die Moderator_in dies erreichen, indem er/sie dies anfangs benennt. Frage nach dem Ort, an dem die jeweiligen Teilnehmer_innen sitzen. Das kann ein Hinweis auf den jeweiligen Hintergrund (in welchem konkreten Raum sitzt du gerade) sein oder eine Frage nach den verschiedenen Orten oder Stadtteilen. Dies hebt bei den Teilnehmer*innen das Bewusstsein, dass wir trotz unterschiedlicher Orte gerade miteinander verbunden sind. Kleine Rituale, die gleichzeitig durchgeführt werden: in meinem spirituellen Hintergrund kann das zum Beispiel dadurch geschehen, dass alle bei sich Zuhause vor dem Bildschirm eine Kerze anzünden. Es kann auch ein gemeinsames kurzes Schweigen sein. Eine Lehrerin aus meinem Seminar hatte am Anfang der ersten Coronawelle die Idee, dass jede_r Schüler_in seine/ihre Maske in den Bildschirm hält. Dies hängt sehr von der individuellen Gruppe und den Vorerfahrungen ab, der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Es geht immer um das Gleiche: Durch die gleichzeitige Aktion Verbundenheit herzustellen.
STAND OKTBER 2020 PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG |16 Redestabrunden: In meinen Onlineseminaren bitte ich die Teilnehmer_innen vorher, einen „Redegegenstand“ bereitzuhalten. Das kann ein Naturgegenstand sein oder etwas aus dem beruflichen oder schulischen Alltag, irgendetwas, was Bedeutung hat. Wenn es dann eine Rederunde gibt, zum Beispiel zu der Frage: „Wie geht es mir heute?“, dann wird dieser Rede- Gegenstand in die Kamera gehalten, der Beitrag erzählt, und der Redegegenstand danach an die nächste Person weitergegeben. Diese „nimmt“ ihren Redegegenstand von der Kamera weg zu sich hin und leistet ihren Redebeitrag. Durch die Verschiedenartigkeit der Redegegenstände und die Neugier darauf, was die andere Person als Redegegenstand einsetzt, entsteht wiederum eine Dynamik von Verbundenheit. Eine weitere Möglichkeit bei Rederunden ist, die Teilnehmer_innen aufzufordern, nach ihrem Redebeitrag die nächste Person zu benennen, die ihren Beitrag leisten soll. Dadurch steht nicht der/die Moderator_in im Mittelpunkt, sondern die Teilnehmer_innen werden aktiv und eingebunden. Kombiniert mit den bekannten digitalen Moderationsmethoden, nämlich häufiger Wechsel der Ansichten/Bildschirme und der Aktivierung der Teilnehmer_innen können diese eben genannten kleinen Methoden eine große Wirkung erzielen. Wenn das Ganze gepaart ist mit einem Thema, welches den Teilnehmer_innen am Herzen liegt, dann habe ich ganz oft erlebt, wie verblüfft und überrascht die Teilnehmer_innen waren, dass trotz einem digitalen Treffen mit Menschen so viel Nähe und Verbundenheit entstehen kann. JÖRG URBSCH A T MÄNNERFORUM DER NORDKIRCHE DIGIT A LER CO A CH UND YOUTUBER
STAND OKTOBER 2020 PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG | 17 EMPFEHLUNGEN DER FRIEDRICH-EBERT- STIFTUNG "(...)Mit steigendem Alter der Schüler_innen sollte der Präsenzunterricht ab- und der Fernunterricht zunehmen. Bei nötigen Entscheidungen, welche Klassenstufen in Präsenz unterrichtet werden, sollten jüngere vor älteren Jahrgängen Vorrang haben. Schüler_innen sollten möglichst eine feste Ansprechperson aus der Schule haben, die mindestens einmal wöchtenlich persönlichen Kontakt hält. Schüler_innen mit psychosozialen Problemen sollten niedrigschwellige Beratungsangebote vorgehalten werden. Der Fernunterricht solle auf Basis verbindlicher Stunden- bzw. Wochenpläne durchgeführt werden, die Teilnahme am Fernunterricht nachgewiesen werden. Schülerinnen ohne eigenes Equipment sollten möglichst zu Beginn des Schuljhares durch die Schule bzw. den Schulträger leihweise mit digtialen Endgeräten ausgestattet werden. Die Lernmittelfreiheit ist auch auf digitale Endgeräte für Schüler_innen anzuwenden. Es sollte keine Stundenplankürzungen ausschließlich zu Lasten der sog. "Nebenfächer" erfolgen. Stattdessen sollte am Konzept einer umfassenden Allgemeinbildung festgehalten werden. In der Grundschule sollten die basalen mathematischen und sprachlichen Kompetenzen besonders gefördert werden, in der Sekundarstufe über fachinhaltliche Begründungen.(...) Für das Schuljahr 2020/21 sollten Kürzungen in den Lehrplänen bzw. in den erwarteten Leistungszielen aller Fächer vorgenommen werden. Dies sollte nicht zu Lasten der Qualität schulischer Bildung führen, sondern den Lehrkräften die notwenidgen Freiräume für den pädagogischen-konstruktiven Umgang mit den hygienebedingten Einschränkungen der Lehr- Lernmöglichkeiten ermöglichen. Dementsprechend sollte das Spektrum der Prüfungsinhalte aller Fächer reduziert und unmittelbar in die unterrichtliche Praxis rückgespiegelt werden. Dies ist nicht gleichbedeutend mit einer Senkung des qualitativen Anspruchsniveaus, denn auch innerhalb eines quantitativ eingeschränkten Stoffspektrums können anspruchsvolle Prüfungen gestellt werden. Anzahl und Umfang von Prüfungssituationen wie Klassenarbeiten oder Tests sollten ebenfalls reduziert werden. Stattdessen sollten Situationen der Leistungsfeststellung und -bewertung stärker der Feedbackfunktion dienen, damit Schüler_innen häufiger und differenzierter als bislang Gelegenheit erhalten, ihren Lernprozess zu korrigieren und zu adjustieren. Es sollten soweit möglich alternative Prüfungsformen, alternative Formen der Leistungsfeststellung (veränderte Prüfungssettings) wie auch andere Formen der Leistungsbewertung (anstelle von Noten) eingesetzt werden. (...) Attraktive kompensatorische Angebote während und außerhalb der Unterrichtszeit (Sommer- bzw. Ferienschulen) sollten die integrative schulische Förderung ergänzen. Lernangebote sollten insbesondere unter Berücksichtigung benachteiligter Lebenssituationen senisbel an die Lebenslagen angepasst werden. (...) Schulen sollten verstärkt mit außerschulischen Bidlungsanbietern und Bildungsexpert_innen zusammenarbeiten." Quelle: Friedrich-Ebert-Stiftung, "Schule in Zeiten der Pandemie - Emfpehlungen für die Gestaltung des Schuljahres 2020/2021"
STAND OKTOBER 2020 PROJEKTKOORDINATION FÜR DIGITALE BILDUNG | 18 WEITERFÜHRENDE LEKTÜRE jeweiligen QR-Code scannen Dölf Looser : Soziale Beziehungen und Leistungs- motivation Die Bedeutung von Bezugspersonen für die längerfristige Aufrechterhaltung der Lern- und Leistungsmotivation Homepage zur Studie "Lernen unter COVID-19-Bedingungen" der Fakultät für Psychologie - Universität Wien https://www.bmbwf.gv.at/ Ministerium/Informationsp flicht/corona/corona_lerne n.html Nele Hirsch: Unterricht digital Methoden, Didaktik und Praxisbeispiele für das Lernen mit Online-Tools https://epale.ec.europa.eu/ s/default/files/nele_hirsch- unterricht_digital.pdf Stellungnahme der Expert_innenkommission der Friedrich- Ebert-Stiftung Schule in Zeiten der Pandemie Empfehlungen für die Gestaltung des https://lernencovid19.univ ie.ac.at/ Schuljahres 2020/21 Klein, Z. (2015): 150 kreative Webinar-Methoden. Bonn.
AUSBLICK Impulse für das Lernen auf Distanz von Axel Krommer, Philippe Wampfler und Wanda Klee (im Auftrag von NRW): (aus: https://mzlw.de/2020/05/05/distanzlernen-didaktische-hinweise-und-unterstuetzung-tools-und-apps-fuer-lehrkraefte/) „So vertrete ich die These, dass wir ausgerechnet als Folge der Digitalisierung vor einer »Pädagogischen Revolution« stehen, die sich durch die Renaissance von Aufklärung und Reformpädagogik auszeichnet. Denn nie war es wichtiger, für kritische Reflexionsfähigkeit zu sorgen und personalisierte Lernumgebungen zu schaffen, die der zielgenauen Potenzialentwicklung des Einzelnen dienen, zumal in einer Lebenswelt, die zunehmend durch die rasant wachsende und bislang unkontrollierte Macht der Digitalkonzerne bestimmt wird. Teil dieser Pädagogischen Revolution ist eine »Schulrevolution«, die eng gekoppelt ist mit einer »Unterrichtsrevolution« und einer »Organisationsrevolution«. Olaf Alex Burow
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