Prozesse miteinander verknüpfen - Krankenhauszukunftsgesetz und Pflege Die Pflegeprozessdokumentation in Kliniken ist neu zu denken - zudem drängt ...

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Prozesse miteinander verknüpfen - Krankenhauszukunftsgesetz und Pflege Die Pflegeprozessdokumentation in Kliniken ist neu zu denken - zudem drängt ...
SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG UND DOKUMENTATION

Krankenhauszukunftsgesetz und Pflege

Prozesse miteinander
verknüpfen                                                                                                                        Fördertatbestände
                                                                                                                                  zur digitalen
                                                                                                                                  ­Prozessdokumentation
Die Pflegeprozessdokumentation in Kliniken ist neu
                                                                                                                                  Muss-Kriterien:
zu denken – zudem drängt die Zeit! Wer bis zum
                                                                                                                                  •• den gesetzlichen Anforderungen an die
1. Januar 2025 nicht auf eine Digitale Patientenakte mit                                                                             Pflegedokumentation nach § 630f BGB

­Pflegeprozessdokumentation umgestellt hat, muss 2 Prozent                                                                          genügen,
                                                                                                                                  •• eine Umstellung auf eine rein elektro-
 Abschläge auf jeden ­Patientenfall in Kauf nehmen.                                                                                  nische Dokumentation zur Vermeidung
                                                                                                                                    paralleler Dokumentation,
                                                                                                                                  •• eine einheitliche, intern bereichsüber-
                                                                                                                                     greifende elektronische Dokumenta-
                                                                                                                                    tion für alle am Behandlungsprozess
                                                                                                                                    beteiligten Mitarbeiterinnen und
                                                                                                                                    Mitarbeiter und Leistungserbringer
                                                                                                                                    innerhalb einer Fachabteilung oder des
                                                                                                                                    Krankenhauses insgesamt ermöglichen,
                                                                                                                                    eine syntaktische, semantische und
                                                                                                                                    organisatorische Interoperabilität zu
                                                                                         © Quelle: Thieme Group/ Paavo Blåfield

                                                                                                                                    weiteren eigenständig im Krankenhaus
                                                                                                                                    in Anwendung befindlichen Systemen
                                                                                                                                    und Geräten sowie Systemen außerhalb
                                                                                                                                    der Einrichtung aufweisen, die regelhaft
                                                                                                                                    Informationen der Pflege- und Behand-
                                                                                                                                    lungsdokumentation weiterverarbeiten
                                                                                                                                    oder umgekehrt,
                                                                                                                                  •• es den berechtigten M
                                                                                                                                                         ­ itarbeiterinnen
                                                                                                                                     und Mitarbeitern ermöglichen, trans­
                                                                                                                                    parent und nach den datenschutzrecht­
                                                                                                                                    lichen Vorgaben nachvollziehen zu
                                                                                                                                    können, welche Änderungen durch wen

̅̅   Die Digitalisierung im Krankenhaus wird
durch das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG)
                                                 Standardisierte Terminologie
                                                 Neben den Muss- und Kann-Kriterien ist
                                                                                                                                    in der Dokumentation getätigt worden
                                                                                                                                    sind,
massiv gefördert. Zudem gibt es inhaltliche      darüber hinaus gefordert, dass die An-                                           •• den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
Veränderungen wie der entfallene PKMS­oder       wendungen auch semantische Interopera-                                              ermöglichen, mittels eines fachüber-
die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung. So      bilitätsstandards erfüllen müssen, um als                                          greifenden und einheitlich hinterlegten
gibt es nach dem KHZG verschiedene Anfor-        Förderprojekt anerkannt zu werden. Hierzu                                          Terminus (basierend auf internationalen
derungen an die Pflegeprozessdokumenta-          zählen beispielsweise die Semantikstan-                                            Standards) entsprechende Textbau­
tion nach Fördertatbestand 3 entsprechend        dards, welche auf der Website des Bundes­                                          steine zu verwenden,
der Förderrichtlinie nach § 21 Abs. 2 KHSFV.     instituts für Arzneimittel und Medizinpro-                                       •• es den Mitarbeiterinnen und Mit­
Nachfolgend werden die zentralen Förder-         dukte veröffentlicht sind (z. B. SNOMED-CT),                                        arbeitern ermöglichen, unmittelbare

tatbestände zur digitalen Pflegeprozessdoku-     oder Systeme, welche im nationalen Intero-                                         Meldungen im/an das hausinterne
                                                                                                                                    Fehlermeldesystem (Critical
mentation nach § 19 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 KHSFV    perabilitätsforum geprüft und als Standard
                                                                                                                                    Incident Reporting System) durch­
vorgestellt. Prinzipiell wird unterschieden in   anerkannt wurden (Bundesamt für Soziale
                                                                                                                                    zuführen,
Muss- und Kann-Kriterien (siehe Kasten).         Sicherung, 2020). Wie bereits aufgezeigt

8 CNE PFLEGEMANAGEMENT • 03 I 2021 | © 2021. Thieme. All rights reserved.
Prozesse miteinander verknüpfen - Krankenhauszukunftsgesetz und Pflege Die Pflegeprozessdokumentation in Kliniken ist neu zu denken - zudem drängt ...
SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG UND DOKUMENTATION

•• es den Mitarbeiterinnen und Mitarbei-       Kann-Kriterien:                                mentation in Frage. In der elektronischen
   tern des Krankenhauses ermöglichen,         •• die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter        Pflegeprozessdokumentation haben sich
  relevante Unterlagen, die im Rahmen             durch eine automatische frühzeitige         neben „Hauskatalogen“ bereits zahlreiche
  der Pflegedokumentation erstellt wer-           Risikoerkennung (z. B. Sturz, Dekubitus,    Terminologie-Standards etabliert. Klar ist,
  den, digital und lückenlos in der digita-       Schmerz, Fehlernährung, Inkontinenz         dass künftig entwickelte „Hauskataloge“ in
  len einrichtungsinterne Akte der Patien-        bei Pflegebedürftigkeit) auf Basis der      Softwareprodukten durch standardisierte
  tin und des Patienten zu erfassen (dies         jeweiligen Patientendaten bei einer indi-
                                                                                              Terminologien in der Pflege ersetzt werden.
  umfasst u. a.: die Patientenstammdaten,         viduelleren Pflegeplanung unterstützen
                                                                                              Basierend auf den Umfrageergebnissen von
  Pflegeanamnese, das Biografieblatt,             und einen erhöhten oder modifizierten
                                                                                              Hübner et al. 2015 wurden von Kliniken mit
  die Pflegeplanung, den Pflegebericht,           Hilfe- oder Pflegebedarf anzeigen,
                                                                                              einer elektronischen Patientenakte zur Er-
  Therapie- und Medikamentenplan, die          •• die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im
  Durchführungsnachweise, Wunddoku-                                                           fassung der Pflegeprobleme/Pflegediagno-
                                                  Rahmen des patientenübergreifenden
  mentationen, Fieberkurven, Schmerz­             Berichtswesens unterstützen, z. B. durch    sen folgende Pflegeklassifikationssysteme
  erfassungen, Trinkprotokolle, Sturzpro-         die Überwachung von Qualitätsindika-        aufgeführt: NANDA-I; ENP, ICNP, apenio und
  tokolle, Erfassung des Barthel-Index,           toren, die Bereitstellung von Informatio-   die Assessments ICF und ePA-AC. Im Bereich
  Dekubituseinschätzung, Leistungsdoku-           nen hinsichtlich Kosten-Leistungs-Struk-    der Pflegemaßnahmendokumentation wur-
  mentation komplexer Pflegeleistungen,           turen und Arbeitsprozessen oder zur         den ENP, LEP, apenio und ICNP sowie NIC ge-
  Notfallbericht),                                Erfüllung externer Vorschriften z. B. im    nannt (Hübner et al., 2015). Neben diesen
•• es den berechtigten Mitarbeiterinnen           Rahmen von Akkreditierungen (z. B.          Instrumenten sind auch jüngere Instrumen-
   und Mitarbeitern des Krankenhauses             Mindestmengen etc.).                        te interessant. Hier ist beispielsweise der
  ermöglichen, ortsunabhängig im
                                               (Quelle Bundesamt für Soziale Sicherung,       BAss, also das pflegerische Basisassessment
  ­Krankenhaus relevante Daten und
                                               2020)                                          aufzuführen. Dieses wurde zur Aufnahme
  ­Unterlagen der Patientin und des
                                                                                              beim DIMDI in den ICD-10 mehrfach bean-
  Patienten unmittelbar und vollständig
                                                                                              tragt und ist in einigen deutschen Kliniken
  einsehen zu können (hierzu zählen
                                              wurde, sind gerade die Kann-Kriterien sehr      implementiert. Da der BAss den NBA (Neu-
  ebenso Anästhesiedokumentation,
                                              wichtig, um Pflege im Krankenhaus zu-           es Begutachtungsinstrument) inkludiert,
  Intensivdokumentation, OP-Dokumen-
  tation, Medikationsdokumentation,           kunftsorientiert und nachhaltig bezüglich       ist das Instrument vor dem Hintergrund

  Labordaten etc.),                           der IT-Strategie aufzustellen. Der Aufbau       einer sektorenübergreifenden Nutzung be-

•• den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern      eines systematischen Pflegecontrollings         sonders interessant. Nachfolgend werden
   eine Übersicht über die bereits getätig-   basierend auf den Daten der Regeldoku-          zwei Terminologie-Standards exemplarisch
  ten bzw. ausstehenden Dokumentatio-         mentation ist in vielerlei Hinsicht ein zen-    vorgestellt. Das BAss und ENP wurden aus-
  nen bieten,                                 trales Ziel. Der Einsatz von standardisierter   gewählt, da das BAss und eine ausgewähl-
•• die Bereitstellung eines Pflegeberichtes   Terminologie in der Pflege ist hierbei eine     te Anzahlt von ENP-Interventionen den
   ermöglichen,                               Grundvoraussetzung. Um zeitnah mit der          Kliniken als „Nursing minimum Data Set“
•• Checklisten, Erinnerungshilfen bzw.        richtigen Lösung starten zu können, sollten     über die Fachgesellschaft Profession Pflege
   Signalfunktionen beinhalten, wenn not-     Sie bei der Auswahl der digitale Pflege- und    e. V. kostenfrei zur Einbindung in die Soft-
  wendige (Pflicht-)Eingaben fehlerhaft
                                              Behandlungsdokumentation prüfen, ob die         waremodule zur Verfügung steht. Zudem
  oder unvollständig sind,
                                              geforderten Muss- und Kann-Kriterien be-        wurde die Entwicklung beider Instrumente
•• es den Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
                                              reits „heute“ vollständig verfügbar sind!       durch die Autorin in den Arbeitsgruppen
   tern des Krankenhauses ermöglichen,
                                                                                              begleitet und die Erfüllung nachfolgend
  unmittelbar und ortsunabhängig im
  Krankenhaus relevante Daten und
                                              Nutzen von Terminologien                        dargestellter Nutzeneffekte und Möglich-
                                              Abhängig davon, welche Ziele in der Klinik      keiten der Pflegeterminologien kann be-
  Unterlagen der Patientin/des Patienten
  vollständig erstellen/dokumentieren zu      und/oder Altenpflegeeinrichtung verfolgt        urteilt werden. In der Tabelle zunächst ein
  können.                                     werden, kommen unterschiedliche Termi-          paar Eckdaten zu den beiden Instrumenten
                                              nologie-Standards zur Pflegeprozessdoku-        (siehe Tabelle 1).

                                                            CNE PFLEGEMANAGEMENT • 03 I 2021 | © 2021. Thieme. All rights reserved. 9
SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG UND DOKUMENTATION

 Tab. 1 Nutzungseffekte der Terminologie-Standards BAss und ENP.

 Terminologie     Zielsetzung              Inhalt                       Detailinformationen

 BAss             Basisassessment in der   •• Quantitative und          •• Umfang sind 84 Items gegliedert in 6 Module.
                  Pflege                      qualitative Beschrei-     •• Vier Module sind identisch mit dem NBA, daher ist das Instrument für den
                                              bung des Patientenzu-        sektorenübergreifenden Datenaustausch im Entlass-Management geeignet.
                                              standes                      Poststationärer Versorgungsbedarf kann abgeleitet werden.
                                           •• Fallschwereeinstufung     •• BAss-Index kann zur Einschätzung der Fallschwere im Rahmen des Pflege­
                                           •• BAss-Index                   controllings und Personalmanagements genutzt werden.
                                                                        •• Mappings zu Pflegediagnosen-Systeme wie NANDA-I und ENP existieren,
                                                                           ebenso zu Interventionskatalogen.
                                                                        •• Entwicklung über eine offene Arbeitsgruppe, gesteuert durch die Experten
                                                                           der Fachgesellschaft Profession Pflege e. V..
                                                                        •• Das Instrument sowie die beschriebenen Auswertungslogiken stehen
                                                                           ­kostenfrei zur Einbindung in elektronische Patientenakten zur Verfügung.
                                                                        •• SNOMED-CT Mapping ist in Vorbereitung.
 ENP              •• Pflegeprozess-­       •• Pflegediagnosen,          •• Seit 1989 entwickeltes Pflegeklassifikationssystem, welches das aktuelle
                     dokumentation            Pflegeziele und Pflege-      Pflegefachwissen auf internationalem pflegefachlichem Standard reprä-
                  •• Personalsteuerung        maßnahmen                    sentiert und durch die Praxisleitlinienstruktur als Entscheidungsunterstüt-
                  •• Wissensvermittlung    •• die Pflegemaßnahmen          zungssystem eingesetzt wird.
                  •• Unterstützung bei        sind mit Zeitwerten       •• Terminologie steht zur Einbindung in Softwareprodukten in mehreren
                     der Entscheidungs-       hinterlegt                   Sprachen zur Verfügung.
                     findung im Pflege-    •• es existieren Verknüp-    •• Teilelemente aus der Pflegeklassifikation (ca. 1000 Pflegeinterventions­
                     prozess                  fungen zu Assessments        konzepte mit Zeitwerten) stehen kostenfrei im Rahmen eines „Nursing-­
                  •• Unterstützung bei        und ICD-10 und OPS           Minimum-Dataset“ über die Fachgesellschaft zu Verfügung.
                     der Kodierung und                                  •• Kostenpflichtig als gesamtes Pflegeklassifikationssystem
                     Erlösoptimierung                                   •• Pflegeziele haben eine Skalierung der Zielerreichung hinterlegt und werden
                                                                           zur Outcome-Messung genutzt.
                                                                        •• ENP-Pflegediagnosen sind mit Assessments wie z. B. BAss usw. gemappt
                                                                           und unterstützen den pflegediagnostischen Prozess.
                                                                        •• Evidenzlevel jeder ENP-Pflegediagnose und Praxisleitlinie ist ausgewiesen.
                                                                        •• ICNP-Mapping existiert.
                                                                        •• SNOMED-CT Mapping ist in Vorbereitung.

Quelle: Eigene Zusammenstellung

Beide hier exemplarisch ausgewählten Ins-           ten Entscheidungsunterstützungen, einem            senritter, & Wieteck, 2009; Wieteck, 2015)
trumente zur Abbildung der Pflegeprozess­           verbesserten Informationsfluss und Alarm-          und erzeugen keine zusätzlichen Doku-
dokumentation erfüllen die in der För-              funktionen eine Verbesserung der pflegeri-         mentationsaufwende, da die Daten aus der
derrichtlinie vorgegebenen semantischen             schen Versorgungsqualität erwartet. Auch           ­Regeldokumentation entnommen werden.
Interoperabilitätskriterien und sind, bezogen       ökonomische Vorteile sind zu erwarten, da          In der Digitalisierung, gerade im Bereich
auf die Vollständigkeit, den sektorenüber-          Daten für ein zeitnahes Pflegecontrolling in       der Pflegeprozessdokumentation, steckt
greifenden Einsatz und die Gütekriterien, auf       Form von Dashboards zur Verfügung ste-             ein enormes Potenzial zur Entlastung des
einem sehr hohen qualitativen Niveau.               hen und die Pflegepersonal-Ressourcen als          ­Pflegepersonals. Hierzu einige Beispiele:
                                                    auch Prozessteuerungen optimiert werden
Vorteile und Nutzen                                 können (Daum, 2017; Rösler et al., 2018).          •• Bei Wiedereinweisungen von Patienten
Viele Erwartungen und Nutzeneffekte sind            Zudem zeigt sich, dass die aG-DRG-Kodie-              können einmal erhobene Stammdaten
mit der Digitalisierung der Pflegeprozess-          rung positiv durch zusätzliche Daten aus              für den aktuellen Aufenthalt übernom-
dokumentation verbunden. So wird eine               der Pflege unterstützt werden kann. Eine              men werden, ohne dass eine Pflegende
Zeitersparnis durch ein zeitnahes Erfassen          Kostenkalkulation pflegerischer Leistungen            die Daten aus einem PDF in die Software
von Pflegehandlungen und Abbau von Dop-             wie auch eine adäquate Pflegepersonalbe-              überträgt. Hier lassen sich wertvolle
peldokumentationen erwartet. Außerdem               messung sind, basierend auf den Pflegepro-            pflegerische Ressourcen im Rahmen der
werden durch den Einsatz von intelligen-            zessdaten, möglich (Bartholomeyczik, Haa-             Pflegeanamnese optimieren.

10 CNE PFLEGEMANAGEMENT • 03 I 2021 | © 2021. Thieme. All rights reserved.
SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG UND DOKUMENTATION

•• Daten aus den Voraufenthalten wie
  Gewichtsverlauf können im aktuellen
  Krankenhausaufenthalt schnell eingese-
  hen und bewertet werden.
•• Erhobene Daten aus Assessments
  ­können zum Zwecke der Auswertung
  und Optimierung der Krankenhaus­
  abrechnung automatisiert an die
  entsprechenden Abteilungen weiter-
  geleitet werden. So lässt sich z. B. aus
  den ­pflegerischen Assessments, etwa
  dem BAss, die U50.- und U51.- ohne
  zusätzlichen ­Dokumentationsaufwand
                                               © Monkey Business/stock.adobe.com - Stock photo. Posed by a model
  durch die Erhebung des Barthel-Index
  auslösen.                                       Kidd et al., 2014; Wieteck & Kraus, 2015,           wird diese ­regelmäßig aktualisiert,
•• Genutzte Pflegeklassifikations­                2016).                                              zeigt sich ein reduzierender Effekt auf
  systeme wie ENP oder NANDA-I Plus            •• Der Einsatz von Pflegeklassifikations­              das „Unterlassen von Pflegetätigkeiten“
  können zur Fallkostenkalkulation und            systemen kann zudem die Kluft                       (Köppen & Busse, 2019). Ebenso zeigen
  ­Personalbemessung genutzt werden               zwischen Theorie und Pflegepraxis                   internationale Studien, dass „unterlasse-
  (Wieteck, 2005, 2008). Dieses ist durch         schließen helfen, da im Besonderen                  ne Pflegetätigkeiten“ mit pflegerischem
  die ­pflegerischen Leistungsnachweise           Pflegeklassifikationssysteme, welche                Outcome (wie Mortalitätsrate, uner-
  mit hinterlegten Zeitwerten möglich.            präkombinatorisch in der Struktur einer             wünschte Ereignisse) und mit der Perso-
•• Nutzen der Daten aus der Pflege­               Leitlinie zu Verfügung stehen, das ak-              nalbesetzung in Zusammenhang stehen.
  prozessdokumentation für Auditpro-              tuelle pflegerische Wissen im täglichen          •• Mit Hilfe einer sinnvollen digitalen
  zesse und Qualitätsentwicklung sind             Prozess integrieren. ENP erfüllt etwa               Umsetzung der Pflegeprozessdoku-
  ebenfalls b
            ­ edeutende Möglichkeiten,            diese Kriterien der „praxisnahen Theo-              mentation lässt sich diese einfacher,
  die sich durch den Einsatz von Pfle-            rie“ oder auch pflegedignosenbezoge-                zeitsparender und auf einem höheren
  geklassifikationssystemen umsetzen              nen Behandlungspfade (Wieteck et al.,               Qualitätsniveau realisieren.
  ­lassen. Ein Großteil der Auditfrage-           2019). Aktuelles Pflegefachwissen ist so-        •• Die für den Patienten gespeicherten Da-
  stellungen der Expertenstandards der            mit leicht zugänglich und bestimmt das              ten über das Leistungsgeschehen lassen
  DNQP lassen sich z. B. automatisiert            pflegerische Arbeiten. Durch zahlreiche             sich zur automatisierten Steuerung von
  aus der Pflegeprozessdokumentation              Verknüpfungen mit Assessments, ICD-                 Verbrauchsmaterialien im Rahmen des
  ableiten (­Wieteck, 2009b) und könnten          10, OPS, Index und anderen Elementen                Bestellwesens nutzen.
  wertvolle Unterstützung bei der Quali-          steht ein Expertensystem zu Verfügung,           •• Auswertung von Fehlern im Rahmen
  tätsentwicklung in den Einrichtungen            das Entscheidungsunterstützung im                   von CIRS-Prozessen sowie der Pflege-
  geben .                                         pflegediagnostischen Prozess bietet und             forschung und Verbesserung des Pflege-
•• Eine mögliche Pflegepersonalbemes-             dieses erleichtert.                                 prozesses sind weitere Themen (Konrad,
  sung und/oder Pflegepersonalsteuerung,       •• Erste Studienergebnisse weisen                      2009).
  unter Berücksichtigung der aktuellen            darauf hin, dass eine adäquate Pflege-
  Fallschwere der Patienten, kann aus der         prozessdokumentation ein bedeutender             Zukunftsfaktor Pflege
  pflegerischen Pflegeprozessdokumen-             Einflussfaktor für das Rationierungs-            Das „moderne Weltbild“ des Krankenhaus­
  tation, basierend z. B. auf ENP, BAss oder      verhalten notwendiger pflegerischer              informationssystems stellt die elektro-
  NANDA-I plus ausgeleitet und plausibili-        Leistungen ist. Liegt eine adäquate              nische Patientenakte in das Zentrum der
  siert werden (Heitmann & Hübner, 2017;          Pflegeprozessdokumentation vor und               IT-Prozesse (Wieteck, 2009a). Patienten-

                                                           CNE PFLEGEMANAGEMENT • 03 I 2021 | © 2021. Thieme. All rights reserved. 11
SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG UND DOKUMENTATION

                                                   • Grundlage für politische Entscheidungen z. B. Entwicklung
                                                     von Pflegebedarf/-bedürftigkeit
                                                   • Verschiebungen des Leistungsspektrums
                                    Nationale      • Outcomeforschung und Förderung von EBN
                                     Ebene         • Nationalepflegerische Qualitätsindikatoren
                              n
                          tze
                       nu

                                                           • Aufwandgerechte Personalsteuerung und -bemessung über
                   ten

                                                             z. B. BAss-Index und Workflow-Index
                 da

                                  Management-              • Daten für Risiko- und Qualitätsmanagement
              ess

                                     ebene
           roz

                                                           • Daten zur Outcomebewertung und -steuerung eines
         ep

                                                             kontinuierlichen Verbesserungsprozesses
        eg

                                                           • Fallkostenkalkulation Grundlage für Pflege-Budgetverhandlungen
       Pfl

                                                                     • Einfache, ressourcenoptimierende Pflegeprozessdokumentation

                                                                                                                                                 Quelle: Eigene Darstellung
                                                                     • Entscheidungsunterstützungssystem und Wissenstransfer
                                  Pflegepersonen                     • Systematisierte Fall-Verlaufsdarstellung als Grundlage zur
                                                                       Pflegeprozess-Evaluation
                                                                     • Sektorübergreifender Datentransfer
                                                                     • Reduktion von Informationsverlusten und damit Steigerung
                                                                       der Patientensicherheit

Abb. 1 Tragweite und Nutzen digitaler Prozessdokumentation.

bezogene Daten werden von Wissens-                  erwünschte Folgen für den Patienten und         Wie im vorangegangenen Artikel (Abb. 1)
systemen wie Leitlinien, Standards und              die Bewohner zu erfahren. Ebenso kann         entnommen werden kann, hinken sowohl
Behandlungspfaden, welche patientenin-              der wertschöpfende Anteil der Pflegearbeit    die Pflege als auch die anderen Therapien
dividuell angepasst werden, gespeist. Mit           am Versorgungsprozess sichtbar werden.        mit der Umsetzung einer Digitalisierungs-
den beiden vorgestellten Instrumenten               Erst mit Daten aus der Pflegeprozessdoku-     strategie hinter den anderen Bereichen
lassen sich die aufgeführten Nutzen­effekte         mentation, die aussagekräftig den Pflege-     hinterher. Unabhängig davon ist deutlich
realisieren. Auswertungsstrategien zu BAss          bedarf von Patienten-/Bewohnergruppen         geworden, dass gerade die Umsetzung der
und ENP-Interventionen können Sie in den            aufzeigen, kann eigentlich über eine soli-    Digitalisierung in der Pflege ein bedeuten-
Ausführungen der ­Fach­gesellschaft Profes-         de und vertretbare Pflegepersonalpolitik      der Zukunftsfaktor für die Entwicklung der
sion Pflege nachlesen (www.pro-pflege.              verhandelt werden. Wie aufgezeigt wurde,      Pflege in den Kliniken sein wird. Dieses zum
eu). Bei einer flächen­deckenden Nutzung            ist darüber hinaus die Etablierung von evi-   Wohle der Patientensicherheit und des Pa-
oder Aktivierung des SNOMED-CT-Map-                 denzbasiertem Arbeiten und autonomen          tienten-Outcomes wie auch zur Förderung
pings lässt sich zudem die Datennutzung             Entscheidungen der Pflegenden bezogen         der Arbeitszufriedenheit und Steuerung der
auch auf ­nationaler und internationaler            auf den pflegediagnostischen Prozess so-      Arbeitsbelastung.
Ebene ausweiten. Allerdings sind hierzu             wie die Einbindung der pflegerischen Per-
in SNOMED-CT noch die zahlreich fehlen-             spektive in den gesamten Behandlungs-         Literatur zum Artikel über die Redaktion:
den Terme zur Ab­bildung pflege-diagnos-            und ­T herapieprozess auf Augenhöhe ein       pflege@thieme.de
tischer Konzepte und pflegerischer Proze-           ­zentraler Aspekt von Mitarbeiterzufrieden-
duren zu realisieren.                               heit und Attraktivität des Pflegeberufes.
                                                                                                                 Dr. Pia Wieteck ist Pflege­wissen­
  Gesellschaftspolitisch ist es sehr bedeu-         Zudem wird sich dadurch auch die Pflege­                     schaftlerin und ausgewiesene
tend, mehr über das tägliche „unterlassen           qualität und Patientensicherheit für vulne-                  Expertin im Bereich Pflege­
pflegerischer Leistungen“ und deren Fol-            rable Patienten-/Bewohnergruppen maß-                        personalbemessung.

gen auf die Patientensicherheit und un-             geblich verbessern.

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