Rechnernetze WS 2020/2021 - Dr.-Ing. Elke Franz - TU Dresden

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Rechnernetze WS 2020/2021 - Dr.-Ing. Elke Franz - TU Dresden
Fakultät Informatik       Institut Systemarchitektur   Professur Datenschutz und Datensicherheit

         WS 2020/2021

         5. Rechnernetze

         Dr.-Ing. Elke Franz
         Elke.Franz@tu-dresden.de
5 Rechnernetze – Definition und Nutzen

 Rechnernetz
 Verteiltes System von mehreren unabhängigen, möglicherweise
 verschiedenen Computern, die miteinander kommunizieren können.

 Gründe für die Kopplung von Rechnern sind z.B.
 • Ressourcenverbund
      Gemeinsame Nutzung von Hard- und Softwarekomponenten sowie Daten

 • Lastverbund
      Verteilung der benötigten Rechenleistung, Behandlung von Ausfällen

 • Kommunikationsverbund
      Nachrichtenaustausch zwischen räumlich entfernten Benutzern

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5 Rechnernetze – Arten von Netzen

 Lokale und globale Netze
 Lokales Netz (Local Area Network, LAN)
 • Begrenzte Anzahl von Rechnern und begrenzte Netzausdehnung
 • Meist Broadcast (Beispiel: Ethernet)

 Stadtnetz (Metropolitan Area Network, MAN)
 • Spezielles Weitverkehrnetz, typischerweise auf (Teil-)Gebiet einer
   Stadt oder Gelände einer großen Firma beschränkt

 Weitverkehrsnetz (Wide Area Network, WAN)
 • Große geographische Ausdehnung, Verbindung von Maschinen
   (Hosts), auf denen Anwenderprogramme laufen
 • Übertragungsleitungen und Vermittlungselemente

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5 Rechnernetze – Beispielnetz: Internet

 Entwicklung des Internets
 Seit ca. …

  1969           ARPANET (Advanced Research Projetcs Agency-Net), militärisches
                 Netzwerk, gefördert durch US-Verteidigungs-ministerium
                 (Department of Defense, DoD);
                 experimentelles Netz mit Knoten an vier Universitäten
  1972           Nutzung zur Verbindung von Universitäten und
                 Forschungseinrichtungen
  1973           Beginn der Entwicklung der Protokollfamilie TCP/IP
  1989           WWW (World Wide Web)
  1992           Gründung der Internet Society
                 In den folgenden Jahren zunehmende private und kommerzielle
                 Nutzung, zunehmende Verbreitung von Multimedia,
                 Leistungserhöhung …
  1993           erster grafikfähiger Webbrowser: Mosaic

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5 Rechnernetze – Beispielnetz: Internet

 RFC (Request for Comments)

 •    Reihe von technischen oder organisatorischen Dokumenten
 •    1. RFC: April 1969
 •    Wichtigste Funktion: schrittweise Festlegung von
      Protokollen
 •    Praktisch alle Entwicklungen im Zusammenhang mit dem
      Internet sind als RFC dokumentiert
 •    Verfügbar unter: www.rfc-editor.org

 • Standardisierungsstatus (Beispiele):
       • „Proposed Standard“): offene Diskussion
       • „Draft Standard“: Analyse/Test abgeschlossen, Modifikation
         noch möglich
       • „Internet Standard“: Standard zur Nutzung freigegeben

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5 Rechnernetze – Beispielnetz: Internet

        Vergabe von Namen und Adressen
        •   Dezember 1988: Gründung der IANA (Internet Assigned
            Numbers Authority)
        •   Heute Unterabteilung der ICANN (The Internet Corporation for
            Assigned Names and Numbers)
        •   Hierarchie von Registraren:

international       IANA/ICANN

regional
                  ARIN           RIPE           ...

lokal                                                                Regionale Registrare
            ...          DENIC          AFNIC         ...

                    DENIC: Deutschland

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5 Rechnernetze – Dienste und Protokolle

  Strukturierung der Netzsoftware in                 Rechnernetzprotokolle
  übereinandergestapelte Schichten                   Regeln für den Nachrichtenaustausch zwischen
  oder Ebenen, um die Komplexität zu                 denselben Schichten auf verschiedenen Maschinen
  verringern.                                        • Nachrichtensyntax
                                                     • zulässige Nachrichtenreihenfolge
                                                     • Zeitschranken
                                                     • Fehlerreaktionen
                                   Nachrichtenaustauschprotokoll
               Rechner                                                   Rechner
                  1                                                         2

                Dienst-                 Kommunikationsnetz            Dienst-
                Schnittstelle                                         Schnittstelle

       Rechnernetzdienste
       Dienst: Gruppe von Operationen
       • Von einer Schicht der darüberliegenden Schicht angeboten
       • Dienstschnittstelle definiert, welche Dienste angeboten werden
       • Diensterbringung ist transparent

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5 Rechnernetze – Dienste und Protokolle

 Dienstarten
 Verbindungsorientierte Dienste
 • Verbindung wird aufgebaut, benutzt und wieder abgebaut
 • Reihenfolge bleibt erhalten („Rohr“)
 • Analogie: Telefon

 Verbindungslose Dienste
 • Jede Nachricht (Dateneinheit, Datengramm) trägt eine volle
   Adresse und wird unabhängig von allen anderen Nachrichten durch
   das System geschleust
 • Ankunft in geänderter Reihenfolge möglich
 • Analogie: Versenden von Briefen

 Klassifizierung nach Dienstqualität: Zuverlässigkeit
 • Zuverlässige Dienste: kein Datenverlust während Übertragung
 • Bestätigung durch Empfänger (acknowledgment)
 • Nachteil: zusätzliche Lasten und Verzögerungen
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5 Rechnernetze – Dienste und Protokolle

 Dienstarten
 Verbindungsorientierte Dienste
 • Verbindung wird aufgebaut, benutzt und wieder abgebaut
 • Reihenfolge bleibt erhalten („Rohr“)
 • Analogie: Telefon
 Verbindungslose Dienste
 • Jede Nachricht (Dateneinheit, Datengramm) trägt eine volle
   Adresse und wird unabhängig von allen anderen Nachrichten durch
   das System geschleust
 • Ankunft in geänderter Reihenfolge möglich
 • Analogie: Versenden von Briefen
 Klassifizierung nach Dienstqualität: Zuverlässigkeit
 • Zuverlässige Dienste: kein Datenverlust während Übertragung
 • Bestätigung durch Empfänger (acknowledgment)
 • Nachteil: zusätzliche Lasten und Verzögerungen
    Datagrammdienst: unzuverlässig, verbindungslos
    bestätigter Datagrammdienst: zuverlässig, verbindungslos
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5 Rechnernetze – OSI-Modell

 OSI-Modell (Open Systems Interconnection)
 • Normiertes Referenzmodell für Kommunikationsprotokolle in
   offenen Systemen
 • Entwicklung begann 1977, seit 1983 von der International
   Telecommunication Union und seit 1984 auch von der International
   Organization for Standardization als Standard (ISO 7498)
   veröffentlicht
 • Modell mit sieben Schichten (engl. layer): jede Schicht stellt
   gewisse Funktionalität für nächsthöhere Schicht bereit und nutzt
   Dienste der darunterliegenden Schicht
 • Betrachtung von Signalübertragung über den physischen Kanal bis
   hin zu komplexen Diensten der Anwendung
 • Aufgaben dieser Schichten werden beschrieben, die auf den
   Schichten zu benutzenden Dienste und Protokolle sind separat
   definiert

Informatik I (für Verkehrsingenieure)   WS 2020/2021                  10
5 Rechnernetze – OSI-Modell

   Schicht 7: Anwendung
   Application Layer (A)
                                                 Anwendersystem bzw.
   Schicht 6: Darstellung                        Transport-Service-Nutzer;
   Presentation Layer (P)
                                                 datenverarbeitungsorientierte
   Schicht 5: Sitzung                            Aufgaben
   Session Layer (S)

   Schicht 4: Transport
   Transport Layer (T)

   Schicht 3: Vermittlung
   Network Layer (N)                             Transportsystem bzw.
                                                 Transport-Service-Provider;
   Schicht 2: Sicherung                          kommunikationsorientierte
   Data Link Layer (DL)
                                                 Aufgaben
   Schicht 1: Bitübertragung
   Physical Layer (PHY)

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5 Rechnernetze – OSI-Modell

 7. Anwendungsschicht: Kommunikation zwischen Anwendungen,
 Dienste wie z.B. DNS, FTP, E-Mail, WWW
 6. Darstellungsschicht: Formatkonvertierung bei Kommunikation
 zwischen heterogenen Rechnern, Datenkompression, Verschlüsselung
 5. Sitzungsschicht (Kommunikationssteuerung): Dialogsteuerung,
 Synchronisation (Sicherungspunkte, Transaktionen)
 4. Transportschicht: Sichere Ende-zu-Ende Kommunikation zwischen
 Prozessen, Flusssteuerung zwischen Endsystemen
 3. Vermittlungsschicht: Wegewahl Sender  Empfänger (Routing),
 Kopplung heterogener Teilnetze
 2. Sicherungsschicht: Sichere Übertragung von Daten zwischen
 benachbarten Rechnern (Übertragungsfehler, Flusssteuerung)
 1. Bitübertragungsschicht: Übertragung von Bitströmen über den
 physischen Kommunikationskanal

Informatik I (für Verkehrsingenieure)   WS 2020/2021                12
5 Rechnernetze – OSI-Modell

  Endsystem (Host)                      Vermittlungssystem (Router)              Endsystem (Host)

                                                A-Protokoll
   Schicht 7: (A)                                                                 Schicht 7: (A)

                                                P-Protokoll
    Schicht 6: (P)                                                                Schicht 6: (P)

                                                S-Protokoll
   Schicht 5: (S)                                                                 Schicht 5: (S)

                                                T-Protokoll
    Schicht 4: (T)                                                                Schicht 4: (T)

                             N-Prot.                                  N-Prot.
   Schicht 3: (N)                              Schicht 3: (N)                     Schicht 3: (N)

                            DL-Prot.                                  DL-Prot.
   Schicht 2: (DL)                            Schicht 2: (DL)                    Schicht 2: (DL)

                            PHY-Prot.                             PHY-Prot.
  Schicht 1: (PHY)                           Schicht 1: (PHY)                    Schicht 1: (PHY)

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5 Rechnernetze – OSI-Modell

                                                                                 H … Header (Kopffeld)
   Schicht 7: (A)                                            AH     Daten
                                                                                 T … Trailer (Schlussfeld)

                                                                                 •   durch die Schichten
    Schicht 6: (P)                                   PH           Daten
                                                                                     den Daten
                                                                                     hinzugefügt / wieder
   Schicht 5: (S)                              SH            Daten                   entfernt
                                                                                 •   enthalten relevante
                                                                                     Informationen für die
    Schicht 4: (T)                       TH                Daten                     Bearbeitung der
                                                                                     Datenpakete, wie
                                                                                     z.B. Adressen
   Schicht 3: (N)                   NH                Daten

   Schicht 2: (DL)            DH                    Daten                   DT

  Schicht 1: (PHY)                                  Bits

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5 Rechnernetze – OSI-Modell

 Vergleich zum TCP/IP-Referenzmodell

 • TCP/IP-Modell (DoD-Modell) zugeschnitten auf Internetprotokolle
 • Ebenfalls Schichtenmodell, aber nur 4 Schichten

              OSI-Modell                                     TCP/IP-Modell
   Schicht 7: Anwendung
   Schicht 6: Darstellung                              Anwendungsschicht
   Schicht 5: Sitzung
   Schicht 4: Transport                                Transportschicht
   Schicht 3: Vermittlung                              Vermittlungsschicht
   Schicht 2: Sicherung                                Sicherungs- und
   Schicht 1: Bitübertragung                           Bitübertragungsschicht

      Hybrides Modell (Umsetzung der Schichten 5-7 meist gemeinsam)
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5 Rechnernetze – Bitübertragungsschicht

 Schicht 1: Bitübertragungsschicht
 Aufgaben
 • Physische Übertragung eines Bitstroms über den
   Kommunikationskanal
 • Transformation in elektrisches/optisches/elektromagnetisches
   Signal
 • Modulation/Demodulation; Aktivieren/Deaktivieren von
   Verbindungen

 Standards
     enthalten mechanische, elektrische, optische Festlegungen
      • Vorschriften zu Kabelarten
      • Steckerformen
      • Impulsspannungen
      • Taktraten
      • Synchronisationsmechanismen

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5 Rechnernetze – Sicherungsschicht

 Schicht 2: Sicherungsschicht
 Aufgaben
 • Gewährleistung einer sicheren Übertragung der Daten über die
   Bitübertragungsschicht zwischen Knoten, die direkt durch ein
   Übertragungsmedium verbunden sind
 • Aufteilen des Bitstroms in Dateneinheiten (Rahmen bzw. Frames)
 • Behandlung von Fehlern (Erkennung bzw. Korrektur) bei der
   Datenübertragung: Prüfsumme ( Kanalkodierung)
 • Flusssteuerung zur Überlastvermeidung
 • Verwalten von Verbindungen

 Dienste für die Vermittlungsschicht
 • Unbestätigte verbindungslose Dienste
 • Bestätigte verbindungslose Dienste
 • Verbindungsorientierte Dienste

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5 Rechnernetze – Sicherungsschicht

 Bitstopfen (bit stuffing) zur Kennzeichnung der Rahmen
 • Einfügen einer speziellen Bitfolge am Anfang sowie Ende eines
   Rahmens:
                   01111110

 • Folge darf nicht in den Daten auftreten – Sender fügt automatisch
   eine „0“ nach fünf Einsen ein
 • Sicherungsschicht des Empfängers entfernt die eingefügten Nullen
   wieder (Bitstopfen ist für Vermittlungsschicht transparent)

  Beispiel (Darstellung ohne die Bitfolge am Anfang und Ende)

 Originaldaten: 0 1 1 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0 1 1 1 1 1 0

 Übertragung: 0 1 1 0 1 1 1 1 1 0 1 1 1 1 1 0 1 1 1 0 1 1 1 1 1 0 0

 Beim Empfänger
 gespeichert: 0 1 1 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0 1 1 1 1 1 0

Informatik I (für Verkehrsingenieure)   WS 2020/2021                   18
5 Rechnernetze – Sicherungsschicht

 Sichere Übertragung der Rahmen
 • Empfänger schickt positive oder negative Bestätigungen
   (acknowledgments, ACKs) an den Sender
 • Ggf. erneute Übertragung eines Rahmens
 • Sender startet Timer, um auch bei Verlust der Bestätigungen
   reagieren zu können
  Bestätigter verbindungsloser Dienst: Duplikate möglich,
    Reihenfolge der Rahmen nicht garantiert
  Verbindungsorientierte Dienste: Rahmen erhalten Nummern, damit
    Garantie der Reihenfolge und Duplikatserkennung beim Empfänger

 Flusssteuerung (Flow Control)
 • Sender darf Rahmen nicht schneller übertragen, als der Empfänger
   sie verarbeiten kann (sonst Datenverlust)
 • Rückmeldung vom Empfänger notwendig
 • Protokoll regelt, wann der Sender übertragen darf

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5 Rechnernetze – Vermittlungsschicht

 Schicht 3: Vermittlungsschicht
 Aufgaben
 • Weiterleiten von Datenpaketen vom Quellrechner über
   Zwischenknoten zum Zielrechner
 • Wegewahl (Routing)
 • Bereitstellen einheitlicher Netzadressen
 • Transportschicht von Anzahl, Art und Topologie der Teilnetze
   abschirmen

 • Weitervermittelte Pakete gelangen nicht in höhere Schichten,
   sondern werden mit neuem Zwischenziel versehen und an den
   nächsten Knoten geschickt
 • Vermittlungsschicht ist die unterste Schicht, die mit Ende-zu-Ende-
   Übertragung zu tun hat

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5 Rechnernetze – Vermittlungsschicht

 Routing
 • Bestimmung der Routen vom Quell- zum Zielrechner
 • Verbindungslos: für jedes Datengramm neu zu bestimmen,
   verbindungsorientiert: nur beim Verbindungsaufbau
 • Algorithmen: statisch vs. adaptiv (Routingentscheidung
   berücksichtigt Messungen oder Schätzungen des momentanen
   Verkehrs und der aktuellen Topologie)

 • Beispiel aus dem Internet für Routing in autonomen Netzen:
   OSPF (Open Shortest Path First)
    • Alle Router tauschen regelmäßig Routinginformationen aus
    • Grundlage: Shortest Path First (Algorithmus von Dijkstra)
    • „Länge des Pfades“: Anzahl der Zwischenrechner, Entfernung,
      Kosten, …

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5 Rechnernetze – Vermittlungsschicht

 Internet Protocol (IP)
 •   Grundlage des Internets
 •   Verbindungsloses Protokoll – Versenden von Datengrammen
 •   IP-Pakete: 1500 Byte, bestehend aus Header und Textteil (Nutzlast)
 •   Header enthält für die Übertragung wichtige Informationen wie z.B.
       •   Adresse des Quell- und Zielrechners (IP-Adressen)
       •   Länge des Headers
       •   Lebenszeit des Pakets (Time to Live)
       •   Protokoll
       •   Prüfsumme für Header

 Paketbearbeitung
 • Fehler  Nachricht an Partner-Router
 • korrekt  Lebenszeit dekrementieren, Prüfsumme neu berechnen
 • Paket weiterleiten (Routing)

Informatik I (für Verkehrsingenieure)   WS 2020/2021                  22
5 Rechnernetze – Vermittlungsschicht

 Internetadresse (IP-Adresse)
 • Eindeutige Adresse für jeden Rechner (Vergabe: IANA/ICANN)
 • IPv4: 32 Bit (4 Byte)  232 (= 4 294 967 296) mögliche Adressen
 • Notation: byteweise dezimal, durch Punkt getrennt, z.B. 141.76.46.1

 • IP-Adresse besteht aus Netzadresse und Hostadresse
       •   Historisch: Netzklassen  unflexibel, heute nicht mehr verwendet

     Klasse

           A   0     Netz (7 Bit)                         Host (24 Bit)

           B   1 0             Netz (14 Bit)                          Host (16 Bit)

           C   1 1 0                     Netz (21 Bit)                         Host (8 Bit)

           D 1 1 1 0                           Multicast-Adresse (28 Bit)

           E   1 1 1 1 0                                 reserviert

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5 Rechnernetze – Vermittlungsschicht

 Aktuell: Classless Inter-Domain Routing (CIDR)
 • Keine Unterteilung in Netzwerkklassen
 • Optimierte Adressvergabe, flexible Anzahl von Netzwerkbits
 • Variable Length Subnet Masking (VLSM): Unterteilung in Subnetze

                     Netzadresse                       Hostadresse

 Anteil der Netzwerkbits muss explizit angegeben werden
 • Subnetzmaske:
   Bits, die mit „1“ belegt sind, gehören zu den Netzwerkbits
                                                             bitweise logische
       Netzadresse : = IP-Adresse  Subnetzmaske
                                                              UND-Verknüpfung
       Hostadresse : = IP-Adresse   Subnetzmaske           Negation

 • Kurzschreibweise mit Suffix:
   /

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5 Rechnernetze – Vermittlungsschicht

 Beispiel: IP-Adresse 141.76.46.10, Subnetzmaske 255.255.255.0

                        Dezimal:              Binär:

 IP-Adresse              141. 76. 46. 10       10001101.01001100.00101110.00001010

 Subnetzmaske           255.255.255. 0         11111111.11111111.11111111.00000000

 Netzadresse             141. 76. 46. 0        10001101.01001100.00101110.00000000

 Hostadresse                 0. 0. 0. 10       00000000.00000000.00000000.00001010

 • Verkürzte Schreibweise mit Suffix: 141.76.46.10/24

        Anzahl der Netzwerkbits = Bits, die in der Subnetzmaske „1“ sind

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5 Rechnernetze – Vermittlungsschicht

 • Broadcast (Senden an alle Rechner in einem Teilnetz):

       Alle Hostbits = „1“

 • Am vorherigen Beispiel:

                       Dezimal:                 Binär:

IP-Adresse              141. 76. 46. 10         10001101.01001100.00101110.00001010

Subnetzmaske            255.255.255.    0       11111111.11111111.11111111.00000000

Broadcast               141. 76. 46.255         10001101.01001100.00101110.11111111

        an alle Rechner im Teilnetz 141.76.46.0 senden

Informatik I (für Verkehrsingenieure)       WS 2020/2021                         26
5 Rechnernetze – Vermittlungsschicht

       VLSM (Variable Length Subnet Masks)

                                                         141.76.0.0 / 16

                                        141.76.21.0/24
                                                                           141.76.40.0/27

                                                                                        141.76.40.0/24

                                                                               141.76.40.32/27
       Internet

                                                    141.76.11.0/24

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5 Rechnernetze – Vermittlungsschicht

                                    Maske

   Base-Net                  10001101.01001100.00000000.00000000   141.76.0.0/16
      Subnet 1               10001101.01001100.00101000.00000000   141.76.40.0/24
         Subnet 1-1          10001101.01001100.00101000.00000000   141.76.40.0/27
         Subnet 1-2          10001101.01001100.00101000.00100000   141.76.40.32/27
             Host #1         10001101.01001100.00101000.00100001   141.76.40.33/27

             Host #2         10001101.01001100.00101000.00100010   141.76.40.34/27

             Host #3         10001101.01001100.00101000.00100011   141.76.40.35/27

             …                                  …                  …

             Host #30        10001101.01001100.00101000.00111110   141.76.40.62/27

             Broadcast       10001101.01001100.00101000.00111111   141.76.40.63/27

         Subnet 1-3          10001101.01001100.00101000.01000000   141.76.40.64/27
         Subnet 1-4          10001101.01001100.00101000.01100000   141.76.40.96/27
         …                                      …                  …

Informatik I (für Verkehrsingenieure)       WS 2020/2021                             28
5 Rechnernetze – Vermittlungsschicht

 IPv6
 • IPv4 bietet auf Dauer nicht genügend Adressen
 • RFC 2460: Publikation IPv6 als Nachfolger von IPv4 (1998)

 Eigenschaften (Auswahl)
 •   128 Bit lange Adressen  2128 (ca. 3,4∙1038) mögliche Adressen
 •   Notation: acht Gruppen von je vier hexadezimalen Zahlen, z.B.
     8000:0000:0000:0000:0123:4567:89AB:CDEF
 •   Optimierungen wie z.B. Weglassen führender Nullen, Ersetzen von Gruppen
     mit 16 Nullen oder mehr durch zwei Doppelpunkte:
     8000::123:4567:89AB:CDEF
 •   Vereinfachung des Headers; Prüfsumme ist weggefallen
 •   Optionen zur Verschlüsselung, Authentisierung, Prüfung der Datenintegrität
 •   Verschiedene Adresstypen, Unterstützung von Multicasting (Senden an
     mehrere Empfänger)
 •   Möglichkeit der Notation von Quality of Service (QoS) Parametern

Informatik I (für Verkehrsingenieure)   WS 2020/2021                              29
5 Rechnernetze – Transportschicht

 Schicht 4: Transportschicht
 Aufgaben
 • Kern der Protokollhierarchie
 • Zuverlässige Ende-zu-Ende Datenübertragung, auch bei
   unzuverlässiger Vermittlungsschicht
 • Aushandlung von Dienstgüte-Eigenschaften (Quality of Service)
     z.B. Durchsatz (übertragbare Bytes pro Sekunde),
     Übertragungszeitverzögerung oder Restfehlerrate
 • Flusskontrolle
 • Überlastkontrolle ( Stauvermeidung (congestion avoidance))

 • Bietet Schichten 5 bis 7 einheitlichen Zugriff
 • Niedrigste datenübertragungsorientierte Schicht (Verarbeitung von
   Nachrichten und keinen Paketen)

 • Transportprotokolle: UDP (verbindungslos) und
                        TCP (verbindungsorientiert)
Informatik I (für Verkehrsingenieure)   WS 2020/2021                   30
5 Rechnernetze – Transportschicht

 Adressierung bei Transportprotokollen
 • Kommunikation zwischen Prozessen auf Quell- und Zielrechner
 • Transportadressen TSAP (Transport Service Access Point): Ports
       Port: 16-Bit Zahl, vordefinierte Ports z.B. 80 für HTTP
 • Endpunkte auf der Vermittlungsschicht: NSAP (Network Service
   Access Point), z.B. IP-Adressen

            Host 1                                               Host 2

    Prozess                             Anwendungsschicht

    TSAP 254                            Transportschicht             TSAP 125

    NSAP                                Vermittlungsschicht               NSAP

                                        Sicherungs- und
                                        Bitübertragungsschicht

Informatik I (für Verkehrsingenieure)        WS 2020/2021                        31
5 Rechnernetze – Transportschicht

 UDP (User Datagram Protocol)
 • Protokoll der Transportschicht (RFC 786)
 • Verbindungslos, nicht zuverlässig
 • Geringer Overhead, keine Verzögerung durch Verbindungsaufbau,
   geringe Übertragungsverzögerungsschwankungen
 • Verwendung auf Anwendungen beschränkt, bei denen keine
   zuverlässige Übermittlung von Nachrichten erforderlich ist
 • UDP-Protokoll-Dateneinheiten werden als IP-Pakete versendet

Informatik I (für Verkehrsingenieure)   WS 2020/2021               32
5 Rechnernetze – Transportschicht

 UDP Datagramm

                                              IP-Datagramm

                                                        UDP-Datagramm

                        IP-Header             UDP-Header                  Payload

             Quell-Port                 Ziel-Port            Länge              Prüfsumme

                16 Bit                   16 Bit                  16 Bit             16 Bit

Informatik I (für Verkehrsingenieure)             WS 2020/2021                               33
5 Rechnernetze – Transportschicht

 TCP (Transmission Control Protocol)
 • Protokoll der Transportschicht (RFC 793)
 • Verbindungsorientiert, zuverlässig, aber hoher Overhead
 • Einteilung der zu sendenden Daten in TCP-Protokoll-Dateneinheiten,
   die sogenannten TCP-Segmente
 • TCP-Segmente werden als IP-Pakete versendet und beim
   Empfänger wieder zusammengesetzt
 • Größe der TCP-Segmente üblicherweise bis max. 1500 Byte; 20
   Byte für TCP-Header und 20 Byte für IP-Header
 • Nutzlast pro TCP-Paket: 1460 Byte

 • Aufbau des TCP-Headers:

  16 Bit   16 Bit     32 Bit     32 Bit   4 Bit       6 Bit    6 Bit     16 Bit   16 Bit   16 Bit    variabel
 Quell-    Ziel-    Sequenz-   ACK        Header-    reser-   CTRL-    Fenster-   Prüf-    URG-      Optionen
 port      port     Nr.        Nr.        Länge      viert    Flags    größe      summe    pointer

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5 Rechnernetze – Transportschicht

 • Verbindungsaufbau: 3-Wege-Handshake

                                                 • SYN: synchronize
                                                 • ACK: acknowledgement
                                                 • seq: Sequenznummer, wichtig
                                                   für die Sicherstellung einer
                                                   vollständigen Übertragung in
                                                   der richtigen Reihenfolge und
                                                   ohne Duplikate
                           DATA                  • x, y: zufällig gewählte
                                                   Sequenznummern

Informatik I (für Verkehrsingenieure)   WS 2020/2021                           35
5 Rechnernetze – Transportschicht

 • Verbindungsabbau:

                                                 • FIN: finish
                                                 • Beide Kommunikationspartner
                                                   können TCP-Verbindung
                                                   trennen
                                                 • Einseitiger Verbindungsabbau
                                                   möglich (halb geschlossene
                                                   Verbindung)

Informatik I (für Verkehrsingenieure)   WS 2020/2021                          36
5 Rechnernetze – Transportschicht

 • Erkennung von Paketverlusten
       •   Sender startet Timer für jedes Paket, bei Ablauf erneutes Senden
       •   Empfänger schickt Bestätigungen (Acknowledgments) für empfangene
           Pakete, die korrekt sind (Prüfsumme in Ordnung)

 • Flusssteuerung: Sliding Window
       •   Problem: Puffer des Empfängers voll
       •   Empfänger teilt Sender über das Feld „Fenstergröße“ mit, dass er keine
           Daten senden soll

 • Überlaststeuerung bzw. Staukontrolle: Congestion Window
       •   Problem: Stau (congestion) im Netz, Puffer eines Routers voll
       •   Algorithmen zur Überlaststeuerung:
             • Slow start / congestion avoidance
             • Fast retransmit / fast recovery

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5 Rechnernetze – Dienste: DNS

 Domain Name System (DNS)
 • Verwendung von Namen beim Zugriff auf Rechner als
   benutzerfreundliche Bezeichner (Namensvergabe durch ICANN)
 • Domain Name System (DNS): Abbildung Namen ↔ IP-Adressen

                                              root

    …          int           com        net          uk      de        nl   …

                                                          tu-dresden
    • Hierarchisches, auf Domänen
      basiertes Benennungsschema
                                                             inf
    • Implementierung: verteilte
      Datenbanken
                                                            dudpc
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5 Rechnernetze – Dienste: DNS

 DNS-Namensbereiche
                                     root

                                                                         Domänen der
…       int        com         net          uk        de        nl   …   obersten Ebene
                                                                         (Top Level Domains)
                                                   tu-dresden
                                                                         Teildomänen
                                                      inf
                                                                         (Sub Domains)
    allgemein            Länder
                                                     dudpc               Rechner (Hosts)

 • Benennung der Domänen aufwärts zur (unbenannten) Wurzel,
   Trennung der Komponenten durch Punkte:

                          dudpc.inf.tu-dresden.de

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5 Rechnernetze – Dienste: DNS

  Nameserver
  • Kein einzelner Nameserver für gesamte DNS-Datenbank
  • Aufteilung des DNS-Namensbereichs in nicht überlappende Zonen
  • Pro Zone meist ein primärer Nameserver sowie einen oder mehrere
    sekundäre (Zuverlässigkeit)
  • Anwenderrechner muss mindestens einen Nameserver kennen

  • Namensauflösung
       •   Resolver leitet Anfrage an lokalen Nameserver weiter
       •   Falls angefragte Domain zur Zone des lokalen Nameservers gehört:
           Rückgabe der IP-Adresse (autorativer Datensatz - korrekte Daten)
       •   Sonst Weiterleitung an Nameserver der obersten Ebene der angefragten
           Domäne

Beispiel: IP-Adresse des Hosts linda.cs.yale.edu
                 1                    2                   3              4
 flits.cs.vu.nl         cs.vu.nl         edu.server.net       yale.edu       cs.yale.edu
                 8                    7                   6              5

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