Pubertät im Gehirn? Neurobiologische und entwicklungspsychologische Aspekte von Risikoverhalten im Jugendalter - Corinne Joho 3D-Tagung 2019 des ...
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Pubertät im Gehirn? Neurobiologische und entwicklungspsychologische Aspekte von Risikoverhalten im Jugendalter Bildquelle: Pixabay Corinne Joho 3D-Tagung 2019 des Kantons Basel-Landschaft
Islikon TG Drei Erwachsene haben am letzten Sonntag in Islikon eine Schnur über eine Strasse ge- spannt, ... Die zwi- schen 45 und 47 Jahre alten Er- wachsenen hätten gestanden, ... PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 2
Ausgangsfrage Warum tritt Risikoverhalten im Jugendalter gehäuft auf? PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 3
Zwei Perspektiven • Neurobiologische Aspekte • Entwicklungspsychologische Aspekte PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 4
Definition Risikoverhalten «Eine Verhaltensweise, welche die Wahrscheinlichkeit einer Schädigung des eigenen oder fremden Lebens oder auch der Umwelt einkalkuliert oder wenigstens in Kauf nimmt.» Lauper & De Boni (2011) Nur Flausen im Kopf? Jugendliche verstehen, S. 117 PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 5
Bereiche von Risikoverhalten • Gesundheit Alkohol, Tabak, Drogen, Sexualität, Extremsport, Verkehrsverhalten, Ernährungsverhalten, Mutproben, exzessive Nutzung von Medien • Delinquenz Gewalt, Schlägereien, Sachbeschädigung, Sprayen, Vandalismus, Diebstahl, Einbruch, Rasen, Dealen, Konsum illegaler Drogen • Finanzen Glücksspiele, Verschuldung, Onlinekäufe im Internet, Handykosten Schädigungsperspektive auf das Risikoverhalten Zusammenstellung nach Lauper & De Boni (2011) Nur Flausen im Kopf? – Jugendliche verstehen, S. 130 PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 6
«Irgendwo zwischen dem 10. und 13. Lebensjahr (in Abhängigkeit davon, wie viele Hormone ihrem Fleisch beigesetzt waren) treten Kinder in die Adoleszenz ein, auch bekannt als „Entniedlichung“.» Jon Stewart et al. (2010) Earth (The Book) PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 7
Jugendalter als Lebensphase Pubertät 2000 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Kindheitsalter Jugendalter Erwachsenenalter Seniorenalter Quelle: Strukturierung von Lebensphasen nach Hurrelmann & Quenzel (2013) Lebensphase Jugend, S. 17 Strukturierung von Lebensphasen nach Hurrelmann & Quenzel (2013) Lebensphase Jugend, S. 17 PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 8
Entwicklungsaufgaben 1 Einen angemessen Umgang mit den körperlichen Veränderungen finden, ein gutes Körpergefühl und Zufriedenheit aufbauen 2 Einen angemessenen Umgang mit Gleichaltrigen finden, sich einen guten Freundeskreis aufbauen 3 Sich mit dem eigenen Geschlecht und der eigenen Sexualität auseinandersetzen. Eine Liebesbeziehung eingehen, den Umgang mit Sexualität lernen. 4 Sich von den Eltern ablösen, selbständig werden, Verantwortung für das eigene Leben übernehmen. 5 Eine Zukunftsperspektive entwickeln, die berufliche Zukunft planen, Aus- und Weiterbildungen absolvieren. 6 Eine eigene Persönlichkeit werden (Identität), eine eigene Meinung entwickeln, Aufbau eines ethischen und politischen Bewusstseins. 7 Einen adäquaten Umgang mit Freizeit-Angeboten, Konsum, Geld und Mediennutzung finden. Entwicklungsaufgaben nach Havighurst (1952), überarbeitet durch Dreher & Dreher (1985) und Hurrelmann (2010) PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 9
Suizidraten nach Alter und Geschlecht Suizidraten nach Alter und Geschlecht (Durchschnitt 2008-2012) Quelle: Todesursachenstatistik BFS 2014 PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 10
Umbau des Gehirns Bildquelle: Pixabay PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 11
Stärken des jugendlichen Gehirns • Kürzeste Reaktionszeit • Hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit • Besseres räumliches Vorstellungsvermögen • Höchste Merkfähigkeit (Arbeitsgedächtnis) • Hohe Kreativität, Ideenreichtum PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 12
Emotionszentrum (Limbisches System) Lust, Triebe, Befriedigung, Belohnungsorientierung à Dieses Areal ist besonders aktiv Umbau des Gehirns Kontrollinstanz (Präfrontaler Kortex) Selbstkontrolle, Risiken und Konsequenzen abschätzen, Vorausschauen, Planen, Gefühle regulieren à Dieses Areal reift langsam PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 13
Längsschnitt durch das Gehirn Zusammenstellung nach Lauper & De Boni (2011) Nur Flausen im Kopf? – Jugendliche verstehen, S. 13. PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 14
Impulskontrolle Risikophase Reifung Duckworth & Steinberg (2015) Unpacking Self-Control. In: Child Development Perspectives, 9 (1), S. 35 PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 15
Der Einfluss von Gleichaltrigen Bildquelle: Pixabay Abbildung aus Blakemore (2018) Das Teenager-Gehirn. Nach: Steinberg (2005) Cognitive and affective development in adolescence. In: Trends in Cognitive Science 9(2), S. 72 PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 16
«... es dürfte für Heranwachsende evolutionär von Vorteil sein, wenn sie sich alle Mühe geben, von der Gruppe der Gleichaltrigen akzeptiert zu werden und so die soziale Isolation zu vermeiden. Damit bin ich beim Gedanken, dass die Angst vor sozialer Ausgrenzung viele Entscheidungen von Heranwachsenden beeinflusst.» Prof. Dr. Sarah-Jayne Blakemore (2018). Das Teenagergehirn S. 56 PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 17
«The development of early adolescence may well create a situation in which one is starting an engine without yet having a skilled driver behind the wheel.» Prof. Laurence Steinberg (2005) Cognitive and affective development in adolescence. In: Trends in Cognitive Science 9(2), S. 70 PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 18
Phasen der Entwicklung Phase erhöhter Vulnerabilität für Risikoverhalten und Probleme der Emotions- und Verhaltensregulation. Abbildung aus Ayan (2010) Der Jugendversteher. In: Gehirn & Geist (3), S. 16 Nach: Steinberg (2005) Cognitive and affective development in adolescence. In: Trends in Cognitive Science 9(2), S. 69-74 PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 19
«Lehrerinnen, Lehrer und Eltern sollten in solchen Momenten eben so etwas wie ein „Ersatz-Stirnlappen“ sein, das heisst, die Dinge in weiser Voraussicht dort zu Ende denken, wo es den Jugendlichen noch nicht gelingt bzw. noch nicht gelingen kann.» Peter Gasser (2008) Neuropsychologische Grundlagen des Lehrens und Lernens, S. 173 PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 20
Entwicklungs- psychologische Aspekte Neurobiologische Aspekte PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 21
Literatur I Blakemore, Sarah-Jayne (2018) Das Teenagergehirn: Die entscheidenden Jahre unserer Entwicklung. Fischer: Frankfurt am Main. Blakemore, Sarah-Jayne (2012) Die geheimnisvolle Funktionsweise des jugendlichen Gehirns: TED-Talk. Online. Duckworth, Angela & Steinberg, Laurence (2015) Unpacking Self-Control. In: Child Development Perspectives, 9 (1), S. 32-37. Engeln, Hening (2015) Gehirnentwicklung: Was denken die sich nur? In: Geokompakt Pubertät, Nr. 45, S. 42-51. Eschenbeck, Heike & Knauf, Rhea-Katharina (2018) Entwicklungsaufgaben und ihre Bewältigung. In: Arnold Lohaus (Hrsg.), Entwicklungspsychologie des Jugendalters, Wiesbaden: Springer Verlag, S. 24-47. PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 22
Literatur II Gasser, Peter (2008) Neuropsychologische Grundlagen des Lehrens und Lernens, hep: Bern. Hurrelmann, Klaus & Quenzel, Gertrud (2013) Lebensphase Jugend: Eine Einführung in die sozialwissenschaftliche Jugendforschung. Beltz Juventa: Weinheim und Basel. Lauper, Esther & De Boni, Michael (2011) Nur Flausen im Kopf? – Jugendliche verstehen: Was Lehrpersonen, Ausbildende und Eltern wissen sollten. hep: Bern. Neiman, Susan (2014) Warum erwachsen werden: eine philosophische Ermutigung. Hanser: Berlin. Resch, Franz (2016) Identität und Ablösung – Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz. In: Swiss Archives of Neurology, Psychiatry and Psychotherapie, 167(05), S. 137-146. PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 23
Literatur III Steinberg, Laurence (2007) A social neuroscience perspective on adolescent risk- taking. In: Developmental Review 28, S. 78–106. Steinberg, Laurence (2005) Cognitive and affective development in adolescence. In: Trends in Cognitive Science 9(2), S. 69-74. Weichold, Katherine & Blumenthal, Anja (2018) Problemverhalten. In: Arnold Lohaus (Hrsg.), Entwicklungspsychologie des Jugendalters, Wiesbaden: Springer Verlag, S. 170-191. PH FHNW / Professur für Pädagogische Psychologie 13.02.2019 24
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