Quo vadis Sozialsysteme - Analyse und Herausforderungen für die Zukunft/Ampel
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Quo vadis Sozialsysteme – Analyse und Herausforderungen für die Zukunft/Ampel Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Stiftung Marktwirtschaft, Berlin Vortrag im Rahmen des online-Journalistenseminars der vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. am 16. Februar 2022
Neues von der Demographie?
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Neues von Covid-19? Auch nix Neues!
Die Rentenversicherung am Scheideweg: Beitrags- oder Leistungsprimat
Implizite Schulden der Sozialversicherungen, 2021 in Prozent des BIP Status quo 371,6 215,0 156,5 80,0 82,5 42,9 9,6 GRV GKV SPV Sonstige Sozial- Gebiets- Öffentlicher Sozial- versicherungen körperschaften Gesamthaushalt versicherungen* (Bund, Länder, (= Gebiets- Gemeinden) körperschaften + Sozial- versicherungen) Status quo * Die sonstigen Sozialversicherungen umfassen die Arbeitslosenversicherung, die landwirtschaftlichen Alterskassen und die Gesetzliche Unfallversicherung. Quelle: Eigene Berechnungen.
Verlauf von Rentenniveau oder Beiträgen im Status quo 50,0% 25,0% 46,0% 23,0% 42,0% Rentenniveau Beitragssatz 21,0% 38,0% 19,0% 34,0% Rentenniveauverlauf im Beitragsprimat 17,0% Beitragssatzverlauf im Leistungsprimat 30,0% 15,0% 2020 2030 2040 2050 2060 2070
Wie groß ist die Versorgungslücke - und für wen genau?
Also weniger Rente und dafür auch noch länger arbeiten, oder?
Von Faktoren, die die Zukunft bestimmen: 1. Der Nachholfaktor (bereits wieder eingef.) 2. Der Lebenserwartungsfaktor (1. Verlängerung) 3. Der Nachhaltigkeitsfaktor (ab 2025 oder früher?) 4. Der „Inflations(-unter)ausgleichsfaktor“
Zentralbankgeldmenge 2011-2022 7.000.000 6.000.000 5.000.000 Basisgeld in Mio. Euro 4.000.000 3.000.000 2.000.000 1.000.000 0 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Jahr 11
EZB, Corona und der Niedrigzins: Ein Ende in Sicht?
Kapitalerträge im Vergleich Durationsgewichtete Durchschnitte, 2019
Altersvorsorge und Niedrigzins: Ein paar Tipps von einem der nichts weiß …..
Mehr sparen (betrieblich und/oder privat)? Um ein Nettorentenniveau von 70 Prozent zu halten, muß man etwa 5-7 Prozent des Bruttoeinkommens sparen.
Wenn ich das Ausmaß der zu er- setzenden Altersvorsorge kenne, wie genau organisiere ich dann die betriebliche oder private Altersvorsorge? Kennt die Wissenschaft auch hier ein paar Faustformeln?
Ein paar Faustformeln zur privaten oder betrieblichen Altersvorsorge: 1. Lege nicht alle Eier in einen Korb ! 2. Lege nicht alle Eier in einen Korb !!!!! 3. Lege nicht alle Eier in einen Korb !!!!!!!!!!! 4. Lege nicht alle Eier in einen Korb !!!!!!!!!!!!!!!!!
Und was müsste die Ampel jetzt eigentlich wirklich tun? 1.) Dynamische Bilanzierung statt VAG und Niederstwertprinzip: Tradierte Bilanzierungsregeln bzw. Garantien zwingen LV, bAV, diverse Formen der Riester-Verträge aber auch Banken in ihren Eigenanlagen zum Kauf von („Staats“- )Anleihen. 2.) Aktienrente, Deutschlandfond oder vielleicht doch etwas „Amerikanisches“? 3.) Vorbild Generationenfond in Norwegen?
Die gesetzliche Krankenversicherung: Corona war da nicht besonders hilfreich …..
Implizite Schulden der Sozialversicherungen, 2021 in Prozent des BIP Status quo 371,6 215,0 156,5 80,0 82,5 42,9 9,6 GRV GKV SPV Sonstige Sozial- Gebiets- Öffentlicher Sozial- versicherungen körperschaften Gesamthaushalt versicherungen* (Bund, Länder, (= Gebiets- Gemeinden) körperschaften + Sozial- versicherungen) Status quo * Die sonstigen Sozialversicherungen umfassen die Arbeitslosenversicherung, die landwirtschaftlichen Alterskassen und die Gesetzliche Unfallversicherung. Quelle: Eigene Berechnungen.
Beitragssatzentwicklung der GKV im Status quo Basisjahr 2019, r = 3,0%, g = 1,5%, 14. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung 30,00 28,00 26,00 24,00 Beitragssatz in Prozent 22,00 20,00 18,00 16,00 14,00 12,00 10,00 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 2055 2060 Status quo Status quo mit Kostendruck Quelle: Eigene Darstellung.
Freiburger Agenda zur GKV Die vier Komponenten der Agenda: 1. Bürgerpauschale statt Bürgerversicherung oder Kopfpauschale 2. Vermeidung eines zusätzlichen Kostendrucks im stationären Bereich durch ordnungs- und wettbewerbspolitische Maßnahmen. 3. Einführung eines Selbstbehalts von 800-1.000 € p.a. für ambulante Leistungen und Medikamente. 4. Vollständige Ausgliederung von zahnmedizinischen Leistungen. WiSe 2021/2022
Die Pflegeversicherung vor dem Aus: Der letzte große Fehler der großen Koalition
Implizite Schulden der Sozialversicherungen, Ende 2021 in Prozent des BIP 371,6 215,0 Anfang 2021: 156,5 28,9 80,0 82,5 42,9 9,6 GRV GKV SPV Sonstige Sozial- Gebiets- Öffentlicher Sozial- versicherungen körperschaften Gesamthaushalt versicherungen* (Bund, Länder, (= Gebiets- Gemeinden) körperschaften + Sozial- Status quo versicherungen) * Die sonstigen Sozialversicherungen umfassen die Arbeitslosenversicherung, die landwirtschaftlichen Alterskassen und die Gesetzliche Unfallversicherung. Quelle: Eigene Berechnungen.
Beitragssatzentwicklung der SPV im Status quo Basisjahr 2019, r = 3,0%, g = 1,5%, 14. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung 10,00 9,00 8,00 7,00 Beitragssatz in Prozent 6,00 5,00 4,00 3,00 2,00 1,00 0,00 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 2055 2060 Status quo Status quo mit Kostendruck und Heimsog Quelle: Eigene Berechnungen.
Schematische Darstellung der Pflegereform Umwandlung der SPV in eine Vollversicherung für die stationäre Versorgung mit zeitlich und in der Höhe begrenztem Eigenanteil Status quo Vollversicherung mit zeitlich und in der Höhe begrenztem Eigenanteil pflegebedingte Kosten pflegebedingte Kosten Eigenanteil Versicherungs- leistungen Versicherung s-leistungen Eigenantei l Risiken/zusätzliche Lasten kommen Zeit Risiken/zusätzliche Lasten trägt die Zeit zum Eigenanteil hinzu Versichertengemeinschaft WiSe 21/22
Kommt ein Spahn‘scher Heimsog-Effekt? Implizite Verschuldung der Sozialen Pflegeversicherung in Prozent des BIP Basisjahr 2018 • Der Heimsog-Effekt beschreibt 89,4 die Umschichtung des Anteils 73,9 Pflegebedürftiger von der vergleichsweise „günstigen“ 58,3 ambulanten hin zur „teuren“ 60,6 43,4 45,0 stationären Versorgung. 29,5 14,6 • Da die Leistungsverbesserung 28,8 28,8 28,8 28,8 für die stationäre Pflege wesentlich größer ausfällt, als Status quo + 70:30-Szenario 60:40-Szenario 50:50-Szenario für die ambulante Pflege, Reformvorschlag Zunahme der stat. Zunahme der stat. Zunahme der stat. könnte die Reform einen 80:20-Verhältnis Versorgung Versorgung Versorgung Heimsog verursachen. von amb. und stat. um 10%-Punkte bis 2040um 20%-Punkte bis 2040um 30%-Punkte bis 2040 Versorgung (kein Heimsog) Quelle: Eigene Berechnungen. 27 WiSe 21/22 Öffentliche Ausgaben 27
Moral-Hazard-Problematik – Schlimmer geht‘s immer • pflegebedingte Eine Vollversicherung bzw. eine Moral Hazard Begrenzung des Eigenanteils schwächt das Kostenbewusstsein der Betroffenen und gibt Kosten Anreize zur Inanspruchnahme zusätzlicher und teurerer Leistungen Versicherung s-leistungen • Ungewissheit über das Ausmaß der Ausgabenerhöhungen und Veränderung der Versorgungsstruktur • Normative Begrenzung der Eige nant „bedarfsnotwendigen“ Leistungen eil erforderlich (Rationierung) Ze it Quelle: Eigene Darstellung. WiSe 21/22
Ökonomisch motivierte Reformoption: Karenzzeiten Öffentliche Ausgaben – Kapitel 4.2 WiSe 21/22 29
Das Konzept der Karenzzeit Die Karenzzeit bezeichnet den leistungsfreien Zeitraum zwischen dem Entstehen des Leistungsanspruchs und dem tatsächlichen Beginn von Vertragsleistungen: Karenzzeit Eigenanteil pflegebedingte Kosten Eigenanteil Versicherungs -leistungen Zei t Öffentliche Ausgaben – Kapitel 4.2 Quelle: Eigene Darstellung. WiSe 21/22 30
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