Regenbogenfamilien anders und doch alltäglich - TOP:Talente
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©iStock/czarny/bez Regenbogenfamilien … … anders und doch alltäglich „Familie im Film“ 11. Symposium für Autoren, Regisseure, Produzenten und Redakteure 10. bis 12. März 2016, Rom Vatikanstadt Dr. Andrea Buschner 1
Gliederung 1. Regenbogenfamilien: Der Versuch einer Begriffserklärung 2. Vielfalt an Regenbogenfamilien 2.1 Fragmentierung von Elternschaft 2.2 Regenbogenfamilien in der BMJ-Studie 2.3 Beispiele für die Vielfalt 3. Die Entwicklung der Kinder als Forschungsgegenstand 3.1 was brauchen Kinder? 3.2 Befürchtungen, Ängste Vorurteile 3.3 Kindeswohl und Gleichstellungsdebatte 4. Anders … und doch alltäglich 4.1 Was ist an Regenbogenfamilien anders? 4.2 … und doch alltäglich: Vergleich mit anderen Familienformen 5. Ausblick: Was ist das zu schützende Gut? 6. Literatur Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 2
1. Was sind Regenbogenfamilien? • Seit 2009 im Duden: „Familie mit gleichgeschlechtlichem Elternpaar“ • ABER: sehr vielfältige Familienform • Regenbogenfamilien sind seltener als andere Familienformen (MZ 2014) • Gleichgeschlechtliche Paarhaushalte: 87.000 • Davon Eingetragene Lebenspartnerschaften: 41.000 • Glg. Paarhaushalte mit minderjährigen Kindern: 8.000 • Minderjährige Kinder in glg. Paarhaushalten: 11.000 Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 3
2. Vielfalt an Regenbogenfamilien Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 4
2.1 Fragmentierung von Elternschaft Fragen, die sich ergeben: • Wann beginnt und endet rechtlich soziale Elternschaft? sozial • Wie lassen sich Widersprüche lösen? • Welcher Aspekt ist (individuell) der wichtigste? Biologisch/ genetisch Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 5
2.3 Regenbogenfamilien in der BMJ-Studie Alle Kinder (N = 852) Adoptiv- Pflege- Leibliche andere kinder kinder Kinder Konstellationen (N = 17) (N = 49) (N = 780) (N = 6) aus aus aus nicht aus aus nicht aus aktueller vorheriger aktueller der aktuellen aktueller aktueller Bez. Bez. Bez. Bez. Bez. Bez. (N = 17) (N = 0) (N = 46) (N = 3) (N = 357) (N = 423) mit außerhalb aus vorheriger außerhalb aus vorheriger früherem einer heterosex. Bez. einer homosex. Bez. Ehepart. Bez. (Ehe od. NEL) Beziehung (N = 11) Quelle: ifb-Studie (Rupp 2009) (N = 2) (N = 1) (N = 391) (N = 21) Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 6
2.2 Regenbogenfamilien in der BMJ-Studie Alle Kinder (N = 852) Adoptiv- Pflege- Leibliche andere kinder kinder Kinder Konstellationen (N = 17) (N = 49) (N = 780) (N = 6) aus aus aus nicht aus aus nicht aus aktueller vorheriger aktueller der aktuellen aktueller aktueller Bez. Bez. Bez. Bez. Bez. Bez. (N = 17) (N = 0) (N = 46) (N = 3) (N = 357) > 41,9% (N = 423) mit außerhalb aus vorheriger außerhalb aus vorheriger früherem einer heterosex. Bez. einer homosex. Bez. Ehepart. Bez. (Ehe od. NEL) Beziehung (N = 11) (N = 2) (N = 1) (N = 391) > 45,9% (N = 21) Quelle: ifb-Studie (Rupp 2009) Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 7
2.3 Beispiele für die Vielfalt Familie Mayer (Stieffamilie) Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 8
2.3 Beispiele für die Vielfalt Familie Müller (Queer-Family) Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 9
2.3 Beispiele für die Vielfalt Familie Schmidt Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 10
3. Die Entwicklung der Kinder als Forschungsgegenstand Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 11
3.1 Was brauchen Kinder? Altersgerechte Schutz Liebe Unterstützung bei der Entwicklung Sichere, Zu- stabile gehörig- Grenzen Bindung keit Konstante Bezugs- …. Struktur personen Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 12
3.2 Befürchtungen, Ängste, Vorurteile • Geschlechtsidentität • Geschlechtsrollenverhalten und • sexuelle Orientierung Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 13
3.2 Befürchtungen, Ängste, Vorurteile • Beziehung zu Gleichaltrigen • Psychische Entwicklung • Mutter-Kind-Beziehung/Familiale Beziehungen • Diskriminierung Kinder in Regenbogenfamilien entwickeln sich nicht per se besser oder schlechter mögliche Risiko- UND Schutzfaktoren müssen berücksichtigt werden Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 14
3.3 Kindeswohl und Gleichstellungsdebatte Argument der CONTRA-Seite: „In Regenbogenfamilien ist möglicherweise das Wohl der Kinder gefährdet“ (man weiß nicht genug darüber) • Grotesk: Kindeswohl hat kaum etwas mit der Gleichstellungsdebatte zu tun Regenbogenfamilien sind soziale Realität Mangelnde Gleichstellung schützt diese Kinder nicht, sondern gefährdet sie eher noch mangelnde rechtliche Absicherung Diskriminierungsrisiko Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 15
4. Regenbogenfamilien sind anders … … und doch alltäglich Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 16
4.1 Was ist an Regenbogenfamilien anders? Regenbogenfamilien … • … stellen traditionelles Verständnis von Familie in Frage • … verletzten heteronormative Annahmen • … leben oft abseits von gesetzlicher Legitimation • … nutzen eine soziale Konstruktion von Familie • … bilden komplexe Netzwerke • … müssen Familie herstellen (Doing Family) • … helfen sich selbst bei Begrifflichkeiten, stoßen aber auch an ihre Grenzen Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 17
4.2 …und doch alltäglich Auch … • Stieffamilien/ Patchworkfamilien • Ein-Eltern-Familien • Living-Apart-Together Familien/Commuter-Ehen • Pflegefamilien • Adoptivfamilien … stellen das traditionelle Verständnis von Familie in Frage Abweichung vom bürgerlichen Familienideal Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 18
4.2 …und doch alltäglich Auch andere Familienformen … • … bilden komplexe Netzwerke • … müssen Familie herstellen (Doing Family) • … vernachlässigen rechtliche Bestimmungen im Alltag • … müssen sich mit neuen/eigenen Begrifflichkeiten helfen Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 19
Art. 6, Abs. 1 GG: „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung“ 5. Ausblick: was ist das zu schützende Gut? Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 20
5.1 Das Leitbild von Ehe und Familie … • … als ein Bild/ als eine Idee von Familie • So, wie es früher Geltung besaß (1948/1949) • ABER: schon viele Aspekte dieser Idee wurden aufgegeben Wandel des Verständnisses von Ehe und Familie (Interpretationsspielraum) • Verschiedengeschlechtlichkeit als letzte Bastion des Familienbegriffs, die es zu schützen gilt? Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 21
5.2 Die Gemeinschaft von Personen … • … die füreinander da sind und Verantwortung füreinander übernehmen – sozial und finanziell (Solidargemeinschaft) • … die Funktionen übernehmen, die der Staat allein nicht ausreichend erfüllen könnte • Regeneration (der Arbeitskraft) • Altruistische Sorge für Kinder und pflegebedürftige Angehörige • Werteerziehung (Erziehung der Kinder zu solidarischen, kompetenten Bürgern) • Fortbestand der Gesellschaft durch Fortpflanzung sichern Was ist Familie? Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 22
Kontakt: andrea.buschner@ifb.uni-bamberg.de http://www.ifb.bayern.de Dr. Andrea Buschner 23
6. Literatur Becker-Stoll, F./ Beckh, K. (2009). Die Entwicklung der Kinder – Ergebnisse der entwicklungspsychologischen Teilstudie. In M. Rupp (Hg.). Die Lebenssituation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften. Köln: Bundesanzeigerverlag. S.233-280. Bergold, P./ Rupp, M. (2011): Konzepte der Elternschaft in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften. In: M. Rupp (Hg.): Partnerschaft und Elternschaft bei gleichgeschlechtlichen Paaren. Zeitschrift für Familienforschung, Sonderheft 7, S. 119-146. Bergold, P./ Buschner, A./ Beckh, K. (under review): Children and adolescents with same-sex parents in Germany: Discrimination and adjustment. (GLBT Family Studies). Bergold, P./ Buschner, A./ Haag, C. (im Erscheinen): Entscheidungsprozesse in der Familiengenese bei gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. In: B. Mayer-Lewis/ Rupp, M. (Hg.): Der unerfüllte Kinderwunsch. Interdisziplinäre Perspektiven. Budrich UniPress. Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 24
6. Literatur Bos, H./ Gartrell, N./ Van Gelderen, L. (2013). Adolescents in Lesbian Families: DSM-Oriented Scale Scores and Stigmatization. Journal of Gay & Lesbian Social Services, 25, S.121-140. Bozett, F.W. (1987): Gay and lesbian parents. New York: Praeger. Buschner, A. (2013): Die Umsetzung des Kinderwunsches bei gleichgeschlechtlichen Paaren und deren anschließende Übernahme von elterlichen Rollen. In: G. Majo/ T. Eichinger/ C. Bozarro (Hg.): Kinderwunsch und Reproduktionsmedizin. Ethische Herausforderungen der technisierten Fortpflanzung. Freiburg/München: Verlag Karl Alber, S. 426-447. Dalton, S.E./ Bielby, D.D. (2000): That‘s our kind of constellation. Lesbian mothers negotiate institutionalized understandings of gender within the family. Gender & Society, 14, S. 36-61. Donovan, C. (2000): Who needs a father? Negotiating biological fatherhood in British lesbian families using self-insemination. Sexualities, 3, S. 149-164. Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 25
6. Literatur Downing, J.B./ Goldberg, A.E. (2011): Lesbian mothers' construction of the division of paid and unpaid labor. Feminism and Psychology, 21, S. 100–120. Folgero, T. (2008): Queer nuclear families? Reproducing and transgressing heteronormativity. Journal of Homosexuality, 54, S.124-149 Gartrell, N./ Bos, H. M. W. et al. (2012). Adolescents with Lesbian Mothers Describe Their Own Lives. Journal of Homosexuality, 59, S.1211-1229. Gartrell, N./ Bos, H.M.W./ Goldberg, N.G. (2011). Adolescents of the U.S. National Longitudinal Lesbian Family Study: Sexual Orientation, Sexual Behavior, and Sexual Risk Exposure. Archives of Sexual Behavior, 40, S. 1199-1209. Golombok, S./ Spencer, A./ Rutter, M. (1983). Children in lesbian and single-parent households: Psychosexual and psychiatric appraisal. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 24, S. 551-572. Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 26
6. Literatur Golombok, S./ Badger, S. (2010). Children raised in mother-headed families from infancy: a follow-up of children of lesbian and single heterosexual mothers, at early adulthood. Human Reproduction, 25, S.150-157. Golombok, S./ Tasker, F. (1996): Do parents influence the sexual orientation of their children? Findings from a longitudinal study of lesbian families. Developmental Psychology, 32, S. 3-11. Golombok, S./ Perry, B./ Burston, A./ Murray, C./ Mooney-Somers, J./ Stevens, M./ Golding, J. (2003): Children with lesbian parents: A community study. Developmental Psychology, 39, S. 20-33. Golombok, S./ Tasker, F./ Murray, C. (1997). Children Raised in Fatherless Families from Infancy: Family Relationships and the Socioemotional Development of Children of Lesbian and Single Heterosexual Mothers. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 38, S. 783-791. Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 27
6. Literatur Green, R./ Mandel, J. B./ Hotvedt, M. E./ Gray, J./ Smith, L. (1986). Lesbian mothers and their children: A comparison with solo parent heterosexual mothers and their children. Archives of Sexual Behavior, 15, S. 167-184. Jurczyk, K. (2014): Doing Family – der Practical Turn der Familienwissenschaften. In: A. Steinbach/ M. Hennig/ O. Arránz- Becker (Hg.): Familie im Fokus der Wissenschaft. Wiesbaden: Springer VS, S. 117-138. Kirkpatrick, M./ Smith, C./ Roy, R. (1981). Lesbian mothers and their children: A comparative survey. American Journal of Orthopsychiatry, 51, S. 545-551. Rupp, M. (2009). Die Lebenssituation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften. Köln: Bundesanzeigerverlag. Švab, A. (2007): New ways of parenting: Fatherhood and parenthood in lesbian families. Revija za sociologiju, 38, S. 43-55. Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 28
6. Literatur Tasker., F./ Golombok, S. (1995): Adults raised as children in lesbian families. American Journal of Orthopsychiatry, 65, S. 203-215. Van Gelderen, L./ Gartrell, N./ Bos, H./ van Rooij, F.B./ Hermanns, J. (2012): Stigmatization associated with growing up in a lesbian- parented family: What do adolescents experience and how do they deal with it? Children and Youth Services Review, 34, S. 999-1006. Van Gelderen, L./ Gartrell, N./ Bos, H./ Hermanns, J. (2013): Stigmatization and Promotive Factors in Relation to Psychological Health and Life Satisfaction of Planned Lesbian Families. Journal of Family Issues, 34, S. 809-827. Dr. Andrea Buschner 11. März 2016 29
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