Regionale Filmquellen und ihre Nutzung1 - von Hans Hauptstock - LWL

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Regionale Filmquellen und ihre Nutzung

                                                                                                                                          Beiträge
Regionale Filmquellen und ihre Nutzung1
von Hans Hauptstock

Regionale Filmquellen, unabhängig ob in Kombina-               ausgestrahlt. »Hier und Heute – der Westen in Bildern,
tion Bildfilm/Tonfilm oder als Videoband, Videokas-            Berichten und Begegnungen« war über 35 Jahre fester
sette oder gar Videofile, spielen im Produktions- und          Bestandteil des ARD-Programms. Wegen Harmonisie-
Sendegeschehen des WDR als Landesrundfunkan-                   rungsnotwendigkeiten des Programmschemas – da
stalt für NRW eine zentrale Rolle. Täglich entstehen           half auch die Initiative des Grimme-Instituts, die Sen-
Fernsehsendungen aufs Neue, werden nach der Aus-               dung unter Denkmalschutz zu stellen, nicht – wurde
strahlung dokumentarisch erschlossen und archiviert            »Hier und Heute« als Magazinsendung am 25.5.1993
und später wiederverwendet. Verwendung im Fern-                eingestellt. Der Markenamen »Hier und Heute« lebt
sehprogramm finden aber auch regionale Filmquellen             aber noch als Namensgeber einer werktäglichen Re-
aus Archiven von Institutionen und aus dem Bestand             portagereihe mit einer Sendelänge montags bis frei-
von Privatpersonen. Daneben besteht ein Interesse              tags von 15 Minuten und an Samstagen von 30 Mi-
von Privatpersonen, Institutionen und Firmen durch             nuten weiter.
den WDR Fernsehsendungen und Fernsehbeiträge für
unterschiedliche Nutzungszwecke zur Verfügung ge-              »Prisma des Westens« im Zweiten Programm
stellt zu bekommen.                                            Im Zweiten Programm der ARD wurden in den Jah-
                                                               ren 1961–1963 NRW-weit das Magazin »Prisma des
Genese des WDR-Archivbestandes                                 Westens« und die Sendereihe »Expeditionen nach
Die Bestände des WDR-Film- und Videoarchivs sind               Nordrhein-Westfalen«2 mit Stadtporträts der wich-
ein Spiegelbild der Programmvielfalt des Fernsehpro-           tigsten Städte in Nordrhein-Westfalen ausgestrahlt.
gramms, das der Westdeutsche Rundfunk im West-                 »Prisma des Westens« ist nach dem Start des ZDF
deutschen Fernsehen, dem sogenannten Dritten Pro-              am 1.4.1963 kurze Zeit als Fensterprogramm inner-
gramm, ausstrahlt. Auch die Anteile des WDR am                 halb des ZDF-Programms und anschließend im ARD-
1. Programm, dem ARD-Gemeinschaftsprogramm, an                 Programm ausgestrahlt worden.
3sat und dem Vorgängerprogramm 1Plus, am euro-
päischen Kulturprogramm arte sowie dem Kinderka-               Westdeutsches Fernsehen
nal sind mit den unterschiedlichsten Inhalten und vie-         Am 17.12.1965 startete das Dritte Fernsehprogramm
len Präsentationsformen archiviert. Dazu zählen nicht          des Westdeutschen Rundfunks unter dem Namen
nur Berichterstattungen über politische Großereignis-          »Westdeutsches Fernsehen«. Regionale Informatio-
se, Sportveranstaltungen, Kundgebungen in Nord-                nen zu Politik, Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft und
rhein-Westfalen, sondern auch die Übertragung von              Sport gab es täglich auf dem Sendeplatz »Hierzulan-
Konzerten und Theateraufführungen von nordrhein-               de – Heutzutage« mit mehreren Reihen wie »Almanach
westfälischen Veranstaltungsorten und Spielstätten.            der Woche«, »Handel und Wandel«, »Grüne Optik«,
Der größte Anteil am regionalen Quellenmaterial mit            »Uni/Audimax«, »Landesforum NRW«. Das Sendevo-
NRW-Bezug stammt aus den zahlreiche Magazinrei-                lumen mit regionalen Themen betrug täglich fast eine
hen, die im Laufe von 50 Jahren WDR-Programmge-                Stunde. Mit diesem Programmangebot wurde nicht
schichte produziert und ausgestrahlt worden sind.              nur über Nordrhein-Westfalen, sondern für die Men-

Regionale Sendereihen, WDR-Projekte

»Hier und Heute« im ARD-Programm
Ab dem 1.12.1957 wurde die Sendereihe »Hier und
Heute« im ARD-Programm auf einem Vorabendplatz

                                                               1 Schriftliche Fassung eines Powerpoint-Vortrages auf dem 60. West-
                                                                 fälischen Archivtag in Iserlohn am 12.3.2008.
                                                               2 Spiegelt der Titel »Expeditionen« die Abenteuerlust der Fernsehauto-
                                                                 ren und eine Aufbruchsstimmung in neue, unbekannte Fernsehwelten
                                                                 wider? Oder ist der Titel gar ein Beleg für eine köln-zentrische Sicht
                                                                 der in Köln arbeitenden Redakteure.

Archivpflege in Westfalen-Lippe 69, 2008                                                                                                    31
Westfälischer Archivtag in Iserlohn
 Beiträge
            schen im Bundesland Nordrhein-Westfalen berichtet.        Filmmaterialien
            So auch für die ausländischen Arbeitnehmer der ers-       • 16 mm Bildfilm                                       ca. 85.000
            ten Generation mit einer speziellen Sendereihe »Ihre      • 35 mm Bildfilm                                       ca. 15.000
            Heimat – Unsere Heimat«.                                  • Magnetfilm                                           ca. 113.000

            »Aktuelle Stunde« und Fenster/Lokalzeiten                  In der WDR-Fernsehdatenbank ARCHIMEDES Video
            Stetig angewachsen, ja nahezu explodiert sind die          sind ca. 760.000 Fernsehsendungen und Fernsehbei-
            Archivbestände mit regionalen und lokalen Bezügen          träge mit Inhalten zum Land Nordrhein-Westfalen, zu
            seit der Umsetzung des Konzepts der Regionalisie-          Städten und Gemeinden, Firmen und Institutionen so-
            rung des Programmangebotes und Dezentralisierung           wie Personen in Nordrhein-Westfalen verzeichnet.
            des Westdeutschen Rundfunks in Köln. So starteten
            1983 die »Aktuelle Stunde« mit landesweiten und lan-      Archivarische Bestandspflege
            desbezogenen Informationen und 1984 vier regionale        Bis in die Mitte der 70er Jahre gab es eine modera-
            Fenster, die sich »Nahweltthemen« von den Stand-          te Kassation4 des Filmbestandes durch Archivare. Die
            orten Bielefeld, Dortmund, Münster und Düsseldorf/        wenigen systematischen Kassationen sind aber immer
            Köln widmeten. Es folgten 1996 drei weitere Fenster       erst nach einem aufwendigen Abstimmungsverfahren
            an den neu eingerichteten Fernsehstandorten Aachen,       in enger Zusammenarbeit mit der Programmplanung
            Wuppertal und Siegen. Ergänzt wurde das Fensteran-        und mit der die jeweilige Sendung verantwortenden
            gebot 1997 um das Fensterprogramm Ruhr aus dem            Redaktionen durchgeführt worden.
            Studio Essen. Seit dem Jahr 2007 werden zwei wei-            Leitlinien für die Aussonderung von Archivmateria-
            tere Lokalzeiten von den Studios Bonn und Duisburg        lien sind die Kriterien für die Feststellung der Archiv-
            ausgestrahlt.                                             würdigkeit von Fernsehsendungen.5
                                                                         Diese Leitlinien sind unterteilt in einen allgemeinen
                                                                      Teil »Rahmenbedingungen, Voraussetzungen« und in
                                                                      einen speziellen Teil »Bewertungskriterien«:

                                                                      Rahmenbedingungen, Voraussetzungen
                                                                      • Fremdbestimmte Vorgaben
                                                                      • Anstaltseigene Interessen
                                                                      • Kulturpolitische Verpflichtung

                                                                      Bewertungskriterien
                                                                      • Inhaltsbezogene Kriterien
                                                                        − Dominanzereignisse
                                                                        − Indikatoren von längerfristigen Entwicklungen
                                                                           und Tendenzen
                                                                        − Alltagsrealität
                                                                        − Illustrierendes Bildmaterial
                                                                      • Gestaltungsbezogene/ästhetische Kriterien
                                                                        − Realisation
                                                                        − Interpretation
            Kabelpilotprojekt Dortmund,                               • Medienspezifische Kriterien
            Metropolenfernsehen                                         − Programmarbeit nach Redaktionen
            Ein umfangreicher Programmbestand mit regionalem            − Produktions- und sendetechnische Gegeben-
            und lokalem Bezug resultiert aus dem Kabelpilotpro-            heiten und Innovationen
            jekt Dortmund, dessen Fernsehprogramm ab dem                − Sendeformen und Gattungen
            1.6.1985 und über das ursprüngliche Projektende am          − Rundfunkgeschichte
            31.5.1988 hinaus noch bis zum 21.12.1990 ausge-             − Wirkung des Rundfunks
            strahlt wurde sowie aus dem Betrieb des Metropolen-
            fernsehens »WDRpunktDortmund« und »WDRpunkt-
            Köln«. Das Metropolenfernsehen, auch Stadtfernse-
            hen genannt, startete am 6.11.2000 und endete am
            1.12.2006.3
                                                                       3 Erkenntnisse aus diesem Projekt Metropolenfernsehen führten zur Er-
                                                                         gänzung des Fernsehfensterprogramms an den Standorten Bonn und
            Programmüberlieferung / Umfang
                                                                         Duisburg. Seit der letzten Stufe der Ausweitung am 1.2.2007 werden
            der Archivbestände                                           täglich 11 Lokalzeiten ausgestrahlt: Lokalzeit aus Düsseldorf, Lokal-
            Der Bestand des WDR-Film- und Videoarchivs setzt             zeit aus Köln, Lokalzeit aus Dortmund, Lokalzeit Münsterland, Lokal-
            sich zur Zeit zusammen aus:                                  zeit OWL aktuell, Lokalzeit aus Aachen, Lokalzeit Bergisches Land,
                                                                         Lokalzeit Südwestfalen, Lokalzeit Ruhr, Lokalzeit aus Bonn, Lokalzeit
                                                                         aus Duisburg.
            Videomaterialien                                           4 Fernseharchivare benutzen anstelle von Kassation lieber das Wort
            • U-matic-, BETA SP-, Digital Beta-,                         »Bestandspflege«.
                                                                       5 Die Kriterien sind Bestandteil des Regelwerks Mediendokumentation –
               IMX-Kassetten                       ca. 750.000
                                                                         Fernsehen, das verbindliche Vorgabe für die Formalerfassung und In-
            • 1-Zoll-Videobänder                   ca. 40.000            haltserschließung von Fernsehsendungen und -produktionen und die
                                                                         Materialinventarisierung in den Fernseharchiven der ARD ist.

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Regionale Filmquellen und ihre Nutzung

                                                                                                                                        Beiträge
Recherche und Bestandsverwaltung mit der Fernsehdatenbank ARCHIVMEDES Video

Sende- und produktionstechnische                               chiv abgeliefert wurde, sondern für andere Aufzeich-
Rahmenbedingungen                                              nungen in den Sende- und Produktionsbereichen ge-
Lücken in der Programmüberlieferung aus den Anfän-             nutzt wurde. Auch komplette Sendemitschnitte einer
gen des Fernsehens haben vor allem sende- und pro-             Magazinsendung auf 2-Zoll-Bändern wurden nur so-
duktionstechnische Ursachen.                                   lange, wie diese für Sende- und Produktionszwecke
   Es gibt aus den frühen Fernsehjahren kaum ei-               benötigt wurden, aufbewahrt.
nen kompletten Sendemitschnitt einer Sendung, da                  Für den Bereich Film ist aber auch festzuhalten,
Sendemitschnitte nur mittels des Filmaufzeichnungs-            dass bei der Verwendung von Klammermaterial6 nicht
verfahrens (FAZ) hergestellt werden konnten und die            immer im Kopierwerk ein Duplikat hergestellt wurde,
Fernsehschaffenden bzw. Fernsehverantwortlichen                sondern »direkt« im Originalmaterial abgeklammert
FAZen nur für Zwecke der Dokumentation, als Beleg-             wurde, indem die benötigten Sequenzen aus dem Ur-
stücke also, anfertigen ließen, aber nicht für spätere         sprungsbeitrag ausgeschnitten wurden. Dieses »Di-
Wiederholungen.                                                rekte Abklammern«, also das Entfernen der benötig-
   Folglich sind aus den ersten Fernsehjahren nur we-          ten Sequenzen aus dem Ursprungsbeitrag und das
nige Magazinsendungen komplett überliefert worden.             Einfügen dieses Originalfilmmaterials in einen neu zu
Komplett bedeutet, die Sendung ist zwischen Vor-               erstellenden, durch die Redakteure oder Cutterinnen
spann und Nachspann mit allen Einspielfilmen, Live-            aus der Originalsendung gab es seltener aufgrund von
Studioauftritten und Studiointerviews und Moderatio-           Disziplinlosigkeit der Akteure, sondern war oft in der
nen erhalten geblieben.                                        Eile oder der knappen Terminvorgaben der einzige
   Auch die Einführung der 2-Zoll-Aufzeichnungstech-           Ausweg, einen Beitrag zeitgerecht bis zum Start der
nik in den Rundfunkanstalten verbesserte zunächst              Sendung, eigentlich zum Start des Beitrages innerhalb
nicht grundsätzlich die Ablieferungsgepflogenheiten            der Sendung, abliefern zu können.
von Produktions- und Sendematerialien an das Archiv
für eine Langzeitarchivierung. Denn 2-Zoll-Videobän-
der waren so teuer, dass ein Videoband mit einem vor
                                                               6 Klammerteil bezeichnet einen aus einer Sendung markierten Aus-
der Sendung aufgenommenen Studiointerview mit ei-
                                                                 schnitt, als auch das daraus entstandene, duplizierte Materialstück,
nen Politiker oder Künstler aus Nordrhein-Westfalen              welches komplett oder in verkürzter und/oder neugeschnittener Form
nach Ausstrahlung der Sendung nicht ins Fernsehar-               Eingang in eine Neuproduktion findet.

Archivpflege in Westfalen-Lippe 69, 2008                                                                                                  33
Westfälischer Archivtag in Iserlohn
 Beiträge
               Generell kann festgehalten werden, dass bei den             platz werden Dokumentarberichte mit regionalem Be-
            Programmverantwortlichen das Verständnis für eine              zug und historischen Inhalten ausgestrahlt.
            spätere Verwendung kaum ausgeprägt war und die                     Für die Lokalzeiten sind montags bis freitags zwei
            Vision, Sendungen in Spartenkanälen auszustrahlen,             Sendeplätze 18:05–18:10 Uhr sowie 19:30–20:00 Uhr
            nicht einmal in Ansätzen vorhanden war.                        reserviert.
                                                                               Die Aufgabe der Programmplaner und Verantwort-
            Ältestes NRW-Archivmaterial                                    lichen in den Redaktionen besteht nun darin, die Sen-
            Im Bestand des Film- und Videoarchivs des Westdeut-            deplätze mit Sendungen zu bestücken und Sendun-
            schen Rundfunks ist der Dokumentarbericht »Der Zeit            gen inhaltlich so zu füllen und auszugestalten, dass
            Gewinn« über die Ruhrfestspiele in Recklinghausen              Programm und Sendungen vom Fernsehpublikum an-
            die früheste Sendung mit regionalem Bezug zu Nord-             genommen werden.
            rhein-Westfalen. Der Bericht ist am 6. Juni 1955 im               Und es gibt folglich einen permanenten Bedarf an
            ARD-Programm ausgestrahlt worden. Diese Sendung                bewegten Bildern, mit denen die Inhalte der Fernseh-
            stammt also noch aus Zeiten des Nordwestdeutschen              sendungen und -beiträge illustriert werden können.
            Rundfunks mit der Zentrale in Hamburg und der De-                  Ein Fernsehangebot mit regionalen, lokalen The-
            pendance für Fernsehen und Hörfunk in Köln. Eben-              men, auch in Kombination mit einem historischen Be-
            falls aus dem Jahr 1955 sind Reste einer Sendung               zug, entspricht dem Interesse der Fernsehzuschau-
            über den Wildpferdefang in Dülmen im Filmbestand               er. So weisen die »Aktuelle Stunde« und die Lokalzei-
            des Westdeutschen Rundfunks magaziniert.7                      ten seit Jahren hohe Einschaltquoten aus, die belegen,
                                                                           dass mit Nahbereichsthemen des Regional- und Lo-
            Recherche, Bestandsverwaltung                                  kalprogramms nicht einem kurzfristigen Zeittrend ent-
            Zentrales Arbeitsinstrument für Archivare ist die kom-         sprochen wird.
            plexe Fernsehdatenbank ARCHIMEDES Video. In AR-                   Zur Realisierung einer Fernsehsendung wird nicht
            CHIMEDES Video werden die Formaldaten, inhalts-                nur neugedrehtes Material verwendet, es wird auch
            und bildbeschreibende Informationen einer Fernseh-             WDR-Archivmaterial eingesetzt und auf Fremdmateri-
            sendung sowie die Beschreibungsdaten der Film- und             al aus anderen Rundfunkanstalten bzw. von Institutio-
            Videomaterialien, auf denen sich eine Sendung kom-             nen, Firmen und Privatleuten zurückgegriffen.
            plett oder in Teilen befindet, erfasst. Auf Basis der For-         Der Anteil an Archivmaterial und Fremdmaterial in
            malbeschreibungsdaten, der detaillierten Informatio-           einer Fernsendung oder in einem Fernsehbeitrag kann
            nen der Inhaltswiedergabe und Bildbeschreibungen               je nach Präsentationsform und vor allem Inhalt un-
            sowie der Materialbeschreibungsdaten können Auto-              terschiedlich hoch sein. Sehr viel Archivmaterial und
            ren und Programmplaner, aber auch Mitarbeiter der              meist auch Fremdmaterial wird bei Realisierung von
            Produktions- und Verwaltungsbereiche, archivierte              Fernsehsendungen mit historischen Themen einge-
            Produktionen und Fernsehsendungen unter Einbezie-              setzt. Aber selbst bei tagesaktuellen Berichterstattun-
            hung vielfältigster Suchkriterien recherchieren, aus-          gen wird Archivmaterial verwendet. Es handelt sich
            wählen und die benötigten Materialien für eine aus-            dabei um sogenanntes illustrierendes Bildmaterial,
            schnittsweise Verwendung oder für eine Wiederho-               das so neutral ist, dass es dem Fernsehzuschauer im
            lungsausstrahlung bestellen und ausleihen.8                    Normalfall nicht auffallen dürfte, wenn der Fernseh-
                                                                           beitrag zu Hundert Prozent aus Archivmaterial erstellt
            Nutzung und Einsatz regionaler Filmquellen                     wäre.9
            im Fernsehen                                                       Sendereihen oder Beitragsreihen, die ausschließ-
                                                                           lich auf der Basis von WDR-Archivmaterial realisiert
            Sendetag und Programmschema                                    wurden, waren neben vielen anderen:
            Der Programmablauf eines Sendetages besteht im                 • »Verdammt lang her« in der »Aktuellen Stunde«,
            Wesentlichen aus erstausgestrahlten Sendungen,                 • »Hier und Heute – Abgestaubt« in der »Aktuellen
            Wiederholungen sowie aus Programmverbindungen/                     Stunde«,
            Programmhinweisen. Zur Kategorie der Erstausstrah-             • »Flimmerkiste« in »Klön und Klaaf« (KuK),
            lungen gehören eigenproduzierte Sendungen, Ko-                 • »so war’s« in der »Aktuellen Stunde«.
            Produktionen mit anderen Partnern, Kaufproduktio-
            nen und sogenannte Übernahmen. Unter Übernah-
            men sind Fernsehsendungen zu verstehen, die eine
            ARD-Rundfunkanstalt von einer anderen Rundfunk-                 7 Älteste überlieferte Sendung mit regionalem Bezug ist also nicht wie
            anstalt im Rahmen des Programmaustauschs für die                  vielfach kolportiert die Aufzeichnung einer Aufführung im Millowitsch-
            Ausstrahlung insbesondere in einem der Dritten Fern-              Theater, obwohl schon am 27.10.1953 das Kölsche Mundartstück
                                                                              »Der Etappenhase« aus dem Millowitsch-Theater ausgestrahlt worden
            sehprogramme übernimmt. Übernahmen kann der
                                                                              ist. »Schneider Wibbel« ist im WDR-Archiv die älteste komplett über-
            Fernsehzuschauer meist im Abspann an der Informa-                 lieferte Aufzeichnung eines am 13.6.1959 ausgestrahlten Millowitsch-
            tion »Eine Sendung von ….« und am Copyrightver-                   Stückes.
            merk erkennen.                                                  8 Ab Februar 2008 werden alle neu ausgestrahlten Sendungen des
                                                                              WDR in einem Vorschausystem für eine direkte Sichtung von Ar-
               Jeder Sendetag ist untergliedert nach Vorgaben                 chivmaterial angeboten. Der Recherchierende kann an jedem WDR-
            des Programmschemas in Programmsendeplätze. So                    Standort in NRW und unabhängig von Öffnungszeiten des Fernseh-
            ist zur Zeit für den Sendeplatz am Freitag 20.15–21:00            archivs Sendungen und Beiträge in einem Player in Vorschauqualität
                                                                              sichten, auswählen und eine Materialbestellung elektronisch initiie-
            Uhr eine Dokumentation vorgesehen. Der Sendeplatz
                                                                              ren.
            trägt den Titel: »Doku am Freitag« Auf diesem Sende-            9 Dies gilt u. U. auch für den Archivar, der den Fernsehbeitrag inhaltlich
                                                                              dokumentiert.

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Regionale Filmquellen und ihre Nutzung

                                                                                                                           Beiträge
Zu den Dokumentationen im WDR-Programm, für de-                strahlung und kurzfristige Wiederholung oder nur für
ren Herstellung sehr viel WDR-eigenes Archivmaterial           eine Verwendung in Sendungen einer Sendereihe ein-
verwendet wurde und wird, zählen die Reihen »Rück-             geräumt wird.
blende«, »NRW-Dynastien«, »Legenden« und »Die                     Vertraglich fixiert sein kann, dass vor jeder erneu-
Besten im Westen«.                                             ten Verwendung die Zustimmung des Rechteinhabers
    Ein Wiedersehen mit Archivschätzen aus den 60er            einzuholen ist oder über eine erneute Verwendung der
Jahren stellen die von Paul Hofmann erstellten drei            Rechteinhaber zu informieren und eine vertraglich ver-
Collagen »Als der Ruhrpott noch schwarz-weiß war«,             einbarte Wiederholungsgebühr zu zahlen ist. Oftmals
»Als das Rheinland noch schwarz-weiß war« und »Als             ist auch nur eine Unterrichtung über eine weitere Ver-
Westfalen noch schwarz-weiß war« dar. Für die Rea-             wendung vereinbart.
lisierung der Collagen sind Beiträge aus Regionalsen-              Die Rundfunkanstalten haben ein Interesse, den
dungen, insbesondere aus »Hier und Heute«, verwen-             Verwaltungsaufwand für die weitere Verwendung mög-
det worden.                                                    lichst gering zu halten und bevorzugen daher den Er-
                                                               werb von exklusiven Rechten auf Dauer.
Verwendung von Filmmaterial externer Lieferanten                  Auch eine kostenlose dauerhafte Übernahme und
und Anbieter                                                   Nutzung der Klammerteile, die einer Privatperson oder
Wenn eine geplante Sendung zu einem bestimmten                 Institution gehören, durch die Rundfunkanstalt oder
historischen Ereignis oder zu einem speziellen wis-            den Auftragsproduzenten ist denkbar und wird auch
senschaftlichen Sachverhalt allein auf der Basis von           angestrebt, um die Produktionskosten einer Fernseh-
neu aufgenommenem Material und WDR-eigenem Ar-                 sendung möglichst gering zu halten und mit dem Bud-
chivmaterial nicht realisiert werden kann, dann wer-           get auszukommen. So wird in einer Senderechteerklä-
den in einem ersten Schritt die Fernseharchive in der          rung festgehalten, dass eine Privatperson oder eine
ARD und des ZDF kontaktiert und um entsprechende               Institution einer Rundfunkanstalt erlaubt, die Filmaus-
Klammerteile gebeten. Oft schließen sich Recherchen            schnitte kostenfrei zu verwenden.
in Fernseharchiven der privaten und der europäischen
öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten an. Teilweise         Sendereihen, realisiert auf Basis von Fremdmaterial
laufen diese Recherchen und auch die Anfragen an Ar-           Zu den Beitragsreihen in der Regionalberichterstat-
chive von Institutionen und Firmen parallel. Natürlich         tung, die auf Basis von Originalfilmmaterial (exklusi-
werden auch Privatpersonen, die entsprechende Film-            vem Material) von Privatpersonen, Institutionen und
materialien besitzen, kontaktiert.                             Firmen komplett oder in wesentlichen Teilen produ-
   Ein wesentlicher Aspekt der Recherchen und An-              ziert worden sind, zählen 33 Folgen »Damals im Müns-
fragen sind für die Programmverantwortlichen die Ge-           terland«, ausgestrahlt in den Jahren 1991 und 1992
samtkosten, die mit dem Erwerb oder Verwendung                 im Fenster Münster, 34 Folgen »Damals an Rhein und
des Fremdmaterials verbunden sind. In der Kalkulation          Wupper«, im Düsseldorfer Fenster 1993 ausgestrahlt
des Programmvorhabens sind somit nicht nur die zu              und 93 Folgen »Damals in OWL«, 1997 und 1998 im
vereinbarende Vergütung zu berücksichtigen, sondern            Studio Bielefeld realisiert. Es waren Beiträge in den für
auch die Kosten für Umkopierungen und Überspielun-             Magazinreihen üblichen Längen von 2 Minuten 30 Se-
gen auf produktions- und sendeadäquate Formate.                kunden, maximal 3 Minuten.
   Aus den Archiven und Beständen von Institutionen,
Firmen und Privatpersonen werden meist nur Klam-
merteile, in sehr seltenen Fällen auch komplette Bei-
träge, übernommen.

Vertragsformen für den Klammerteilerwerb
Zwischen den Vertragsparteien der Rundfunkanstalt
oder dem Auftragsproduzenten, der für die Rund-
funkanstalt eine Fernsehsendung realisiert, auf der
einen Seite und auf der anderen der Rechteinhaber
des Klammerteils, das in die Fernsehproduktion ein-
geschnitten werden soll, wird ein Lizenzvertrag ge-
schlossen, der grundsätzlich nach den Regeln der
Vertragsfreiheit ausgestaltet ist. Dieser Grundsatz er-
laubt ein breites Spektrum von Vertragsvarianten mit
entsprechenden Vorteilen und Nachteilen für die Ver-
tragspartner:
   Zahlung einer Vergütung durch die Rundfunkanstalt              Zu erwähnen ist auch die 2002 gestartete Sende-
zur Abgeltung der Urheber- und Leistungsschutzrech-            reihe »Super 8 vor Mitternacht«, in der Collagen von
te. Die Vergütungsgröße wird nach marktüblichen Ge-            Super 8 Filmen der WDR-Zuschauer als Dokumente
pflogenheiten berechnet und ist abhängig vom Um-               der deutschen Alltagskultur der sechziger und siebzi-
fang der übertragenen Rechte und von der Länge der             ger Jahre ausgestrahlt werden.
verwendeten Klammerteile.
   Im Vertrag kann z. B. festgehalten werden, dass
der Rundfunkanstalt das Recht, Klammerteile in ei-
ner Fernsehsendung zu verwenden nur für eine Aus-

Archivpflege in Westfalen-Lippe 69, 2008                                                                                     35
Westfälischer Archivtag in Iserlohn
 Beiträge

            Das Internetangebot der WDR Mediathek

            Nutzung von Fernsehsendungen,                                  schauerkopien werden von den Rundfunkanstalten
            Fernsehbeiträgen außerhalb des Rundfunks                       dem Besteller unterschiedlich hohe Kosten in Rech-
                                                                           nung gestellt.
            Rechtlicher Aspekt                                                An einer Fernsehsendung mitwirkende Personen
            Grundsätzlich gilt: Alle im Fernsehen ausgestrahlten           oder Institutionen können ein Belegexemplar von der
            Fernsehbeiträge sind urheberrechtlich geschützt. Je-           Redaktion erhalten. Belegexemplare sollten zeitnah
            de Aufnahme einer Fernsehsendung auf eine Video-               zum Ausstrahlungsdatum abgefordert werden.
            Kassette ist eine Vervielfältigung. Das Abspielen ei-             Rundfunkanstalten bieten auf ihren Internetseiten
            ner solchen Aufzeichnung in der Öffentlichkeit, unab-          für den privaten Gebrauch auch Sendungen per Vod-
            hängig ob über einen Fernsehbildschirm oder andere             cast (VideoPodcast) an. Die Sendungen können auf
            technische Einrichtungen wie PC und Beamer, ist eine           den privaten PC heruntergeladen und anschließend
            öffentliche Wiedergabe. Sowohl für die Vervielfältigung        auf tragbare Abspielgeräte kopiert werden. Podcast-
            als auch für die öffentliche Wiedergabe ist die Einwilli-      Angebote können abonniert werden, wobei Podcat-
            gung der Personen oder der Unternehmen einzuholen,             cher, eine spezielle Software, für eine regelmäßige
            denen an den ausgestrahlten Werken und Leistungen              Überspielung der aktuellen Dateien auf die Festplatte
            Urheber- und Leistungsschutzrechte zustehen.                   des PC sorgt. VideoPodcast-Angebote sind mit spe-
                                                                           ziellen Podcast-Logos gekennzeichnet.
            Private Nutzung                                                   Ebenfalls für die private Nutzung bestimmt sind die
            Das Aufzeichnen einer Fernsehsendung oder eines                umfangreichen Angebote der im Internet eingestell-
            Fernsehbeitrages (Videorekorder, Festplattenrekorder           ten Mediatheken11 der einzelnen Rundfunkanstalten
            für private Zwecke (innerhalb der Familie) ist gestattet.      und auf den Internetseiten der jeweiligen Fernsehsen-
            Die Urheber- und Leistungsschutzrechte sind durch              dungen.
            die Geräte- und Leerkassettenabgabe abgegolten.
               Falls z. B. die Aufzeichnung mit dem privaten Re-
            korder nicht funktionierte oder der Zuschauer eine             10 Aus urheber- und leistungsschutzrechtlichen Gründen können von
            Fernsehsendung nicht sehen konnte, dann kann der                  Sportsendungen, Spielfilmen, Fernsehspielen, Konzerten keinen Zu-
            Fernsehzuschauer das Angebot der Rundfunkanstal-                  schauerkopien angefertigt werden.
                                                                           11 Der Westdeutsche Rundfunk bietet in seiner Mediathek regional be-
            ten nutzen und bei einem Mitschnittservice sogenann-
                                                                              reits kurzfristig nach der Ausstrahlung ein Bouquet von Fernsehbei-
            te Zuschauerkopien zum privaten Gebrauch bestel-                  trägen aus seinen Regionalsendungen »Aktuelle Stunde«und den elf
            len.10 Für die Anfertigung und den Versand von Zu-                Lokalzeiten an.

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Filmische Quellen – haltbar für die Ewigkeit?

                                                                                                                                               Beiträge
Verwendung von Fernsehsendungen durch                              Konservatorischer Aspekt /
Produzenten, Firmen, Institute                                     Zustand der Überspielvorlage
Wenn ein Unternehmen, ein Produzent Ausschnitte                    Die Zurverfügungstellung und damit auch Nutzung
aus einer Fernsehsendung z. B. aus dem WDR-Pro-                    von Fernsehbeiträgen und Ausschnitten ist nicht nur
gramm für die Erstellung eines Filmes wünscht, dann                von Urheber- und Leistungschutzrechten abhängig,
ist eine Anfrage mit Angabe zum Verwendungszweck                   sondern auch der physische Zustand der Kopiervor-
an die Abteilung »Zentrale Aufgaben Fernsehen« zu                  lage kann eine Verwendung erschweren oder gar ver-
stellen. Die Abteilung »Zentrale Aufgaben Fernsehen«               hindern. So sind, wenn z. B. der gewünschte Fernseh-
führt die Vertragsverhandlungen, holt das redaktionel-             beitrag auf Film vorliegt und der Film problematische
le Einverständnis ein und sorgt für eine Rechteklärung             Klebstellen aufweist oder aufgrund des Essigsäure-
bzw. für eine Rechteauskunft über Lizenzgeber durch                Syndroms geschrumpft ist, vor der Anfertigung einer
die Abteilung »Honorare und Lizenzen«. Der Anfragen-               DVD für Nutzer außerhalb der Rundfunkanstalt die
de hat gegebenenfalls bei den Lizenzgebern die Rech-               Bild- und Tonträgermaterialien zu sanieren. Technisch
te nachzuerwerben. Für die Einräumung des Rechts                   aufwendig und damit mit hohen Kosten verbunden ist
zur Verwendung der Ausschnitte wird bei Vertragsab-                die Nutzung von Ausschnitten aus Fernsehsendungen,
schluss die Zahlung einer Vergütung vereinbart.                    die auf 1-Zoll-Videoband archiviert sind.
    Benötigen Firmen, Institute Fernsehmaterialien für                Unter Beachtung der Urheber- und Leistungs-
eine öffentliche Vorführung für Mitarbeiterschulungen              schutzrechte sowie technischer Rahmenbedingun-
oder als Begleitmaterial zu Ausstellungen, dann ist ei-            gen können und werden Aufnahmen von Fernseh-
ne vorherige Genehmigung der Rundfunkanstalt, die                  sendungen von den Rundfunkanstalten zum gewerb-
eigene und abgeleitete Rechte innehat, und der urhe-               lichen, nicht kommerziellen und privaten Gebrauch
berrechtlichen Verwertungsgesellschaften (z. B. GEMA,              bereit gestellt.
VFF, VG Wort) einzuholen. Dies gilt auch für Doktoran-
den, Diplomanden sowie sonstige wissenschaftliche
Arbeiten. Ansprechpartner für nichtkommerzielle au-
ßerrundfunkmäßige Nutzung durch Firmen, Institute
ist in diesen Fällen im WDR ebenfalls die Abteilung
»Zentrale Aufgaben Fernsehen«.12                                   12 Dazu ein Fallbeispiel: Das Archiv der Stadt X besitzt einen selbstan-
                                                                      gefertigten, selbstaufgezeichneten Mitschnitt einer Fernsehsendung
Sonderregelung Schulfernsehen                                         über die Einweihung einer neuen Ortsumgehung aus dem Jahr 2004.
                                                                      Ein Mitglied des Stadtrats oder der Bürgermeister möchte diesen
Mitschnitte von Schulfernsehsendungen können                          Mitschnitt in einer Ratssitzung den Mitgliedern des Stadtrates vorfüh-
Schulen, Einrichtungen der Lehrerbildung, Heime der                   ren. Ist eine Vorführung des Mitschnitts möglich bzw. was ist zu tun?
Jugendhilfe sowie staatliche Landesbildungsstellen                    Laut Urhebergesetz dürfen selbstmitgeschnittene Beiträge lediglich
                                                                      für den privaten Bereich, das bedeutet in den eigenen vier Wänden
anfertigen und für den Unterricht verwenden. Die Mit-
                                                                      oder im Kreis der Familie genutzt werden. Das Archiv einer Stadt gilt
schnitte sind spätestens am Ende des darauffolgen-                    da schon als nicht kommerzielle Verwertung. Vor der Nutzung muss
den Schuljahres zu löschen.                                           folglich eine Lizenzierung durch die Rundfunkanstalt stattfinden.

Filmische Quellen – haltbar für die Ewigkeit?
von Volker Jakob und Ralf Springer

Die schlechte Nachricht vorab: Nein, filmische Quel-               geschmolzen, denn das Ausgangsmaterial Zelluloid
len sind wie alles Physische leider nicht ewig haltbar!            stellte ebenso wie das Bromsilber aus der Filmemul-
Jedoch kann diese Archivalienart durchaus eine lan-                sion einen wertvollen Rohstoff dar.
ge Zeit überdauern, sofern ein sachgerechter Umgang                   Der Informationswert auf dem Träger konnte offen-
und gegebenenfalls weitere technische Eingriffe erfol-             sichtlich nicht mit dem reinen Materialwert konkurrie-
gen. Immerhin existieren noch heute Aufnahmen aus                  ren. Das ist auf eine Vielzahl von Gründen zurückzu-
den Anfängen der Filmerei, die nun schon über 110                  führen: Die Kinderstube absolvierte der Film auf Jahr-
Jahre zurückliegt. Relativ betrachtet zur schriftlichen            märkten und in Varietés, wo Filme mit fiktionalem
Quelle nähert man sich damit der Ewigkeit also durch-              Gehalt dem sensationsheischenden Publikum ebenso
aus an.                                                            vorgeführt wurden wie Werke mit dokumentarischen
   Als die Bilder das Laufen lernten, dachte niemand               Inhalt.2 Nach einigen Vorführungen wurden die Filme
an das Archivieren dieses neuen Informationsträgers,               dann weiterverliehen oder verkauft und schließlich ver-
obgleich doch die Archivwissenschaft zu diesem Zeit-               nichtet. Dem Film als öffentliches Wirtschaftsgut stand
punkt bereits sehr ausgeprägt war. Aber der Film galt
lange Zeit nicht als Archivgut, sondern als ein Ver-               1 Karl Griep, Filmarchivierung – Aspekte einer Facette archivischer Ar-
brauchsmedium.1 Der Verbrauchsbegriff war dabei                      beit, in: Archivpflege in Westfalen und Lippe, 47 (1998), S. 12–18,
                                                                     S. 12.
wörtlich zu nehmen: Der anfangs aus Nitratzellulose
                                                                   2 Zur frühen Filmgeschichte insbesondere Uli Jung/Martin Loiperdin-
hergestellte Originalfilm wurde zusammen mit seinen                  ger (Hrsg.), Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland.
Kopien nach einer gewissen Zeit oftmals wieder ein-                  Bd. 1: Kaiserreich (1895–1918), Ditzingen 2005.

Archivpflege in Westfalen-Lippe 69, 2008                                                                                                        37
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