K3 - Konzepte und Technologien für netzwerkbasiertes Wissensmanagement in der Hochschulausbildung
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Competitive Intelligence Kollaboration K3 – Konzepte und Technologien für netzwerkbasiertes Wissensmanagement in der Hochschulausbildung Joachim Griesbaum, Wolfgang Semar, Tao Jiang und Rainer Kuhlen, Konstanz Leistungsbewertungssystem genutzt K3 ist ein Forschungsprojekt, welches das Ziel verfolgt, die distributiven und kom- und eine Wissensmanagementsoft- munikativen Mehrwertpotenziale asynchroner Medien gewinnbringend für die ware entwickelt, die eine Vielzahl von universitäre Ausbildung zu nutzen. Hierzu werden aufsetzend auf dem von Kuh- Technologien zur Unterstützung von len vorgeschlagenen Paradigma des netzwerkbasierten Wissensmanagements kon- Wissenskommunikation und Wissens- zeptionelle didaktische Ansätze erprobt und eine kollaborative Wissensmanage- generierung zur Verfügung stellt. Auf mentsoftware entwickelt. Dieser Artikel beschreibt zunächst den grundlegenden Lernmethodenebene wird Kollaboration Ansatz und Gestaltungsfaktoren des netzwerkbasierten Wissensmanagements. konkret in Gruppenlernprozessen umge- Darauf aufbauend werden konzeptuelle und technologische Unterstützungsele- setzt, in denen die Lernenden in virtuell mente vorgestellt, die in K3 entwickelt und erprobt worden sind. Anschließend organisierten Kleingruppen gemeinsam werden Forschungsergebnisse aus verschiedenen Fallstudien zu K3-Kursen ange- zugewiesene Lernaufgaben, sogenannte führt. Abschließend wird ein Ausblick auf mögliche weitere Anwendungsfelder Arbeitsaufträge, bearbeiten [Kuhlen et des netzwerkbasierten Wissensmanagements gegeben. al. 2005]. Hypothese und Ziel ist es, dass das Ergebnis von Kommunikationspro- zessen „mehr“ ist als die Summe indi- K3 – Objectives and technologies for collaborative knowledge management in an acade- viduellen Wissens [Kuhlen 2006], indem mic learning environment etwa die in vernetzten Gruppen beste- The main objective of the K3 research project is to transfer the value-added poten- henden Wissensasymmetrien durch tials of asynchronous media (with respect to communication and the production wechselseitigen Austausch und Diskurs of knowledge) to academic training. Using the paradigm of net-based knowledge produktiv genutzt werden [Paechter management as suggested by Kuhlen, new didactic approaches and a complex 2003]. Abbildung 1 zeigt die Diskursar- collaborative knowledge management software system were developed and con- chitektur in K3. tinuously improved in real life application, mainly but not only in information sci- ence courses at the university of Konstanz. The article outlines the general ap- proach and the main features of the system for a) building knowledge collabora- 2 Ausgestaltung des netzwerkbasierten tively in an electronic asynchronous forum environment, b) navigating in existing knowledge structures and visualizing them and c) providing powerful tools for Wissensmanagements evaluation individual and group performance. Some research results from different Für die erfolgreiche Ausgestaltung kol- evaluation studies are presented. The article is completed by an overview about laborativen Wissensmanagements in other possible applications of net-based knowledge management. Hochschulkursen existieren keine allge- meingültigen Rezepte. Angesichts kom- plexer Zusammenhänge zwischen den 1 K3 – netzwerkbasiertes den Teilnehmern eines Kurses zu beför- Eigenschaften einzelner Teilnehmer, dern [Griesbaum 2007], S. 200. Das Po- der Zusammensetzung und Dynamik in Wissensmanagement tenzial des netzwerkbasierten Wissens- Lerngruppen und der Ausgestaltung der managements in der Ausbildung liegt Lernumgebung ist es unmittelbar ein- K3 steht für Kollaboration, Kommu- primär darin, Lernprozesse so auszuge- leuchtend, dass die erzielten Ergebnisse nikation und Kompetenz und ist ein stalten, dass zum einen Prozessgewinne vom Zusammenwirken multipler, interde- Forschungsprojekt an der Universität im Ablauf des Lernens realisiert werden pendenter Wirkungsflüsse abhängig sind Konstanz, das die Umsetzung und Inte- und zum anderen eine von allen nutzbare [Friedrich & Hesse 2001]. gration kollaborativen oder auch netz- Wissensbasis aufgebaut wird. werkbasierten Wissensmanagements in Als Gestaltungsfaktoren zur Sicherstel- der universitären Ausbildung, zuvorderst Das K3-Projekt ist sowohl als empirisches lung des Erfolgs des netzwerkbasierten der Informationswissenschaft, anvisiert. Feldprojekt zur Erprobung von Konzepten Wissensmanagements lassen sich primär Kollaboratives Wissensmanagement ver- des netzbasierten kooperativen Lernens die angeführten Eigenschaften bzw. In- folgt das Ziel die Potenziale netzbasierter einzuordnen als auch als technologisches putfaktoren der Lernumgebung anführen. Wissenskommunikation, Wissensgene- Entwicklungsprojekt zu sehen, in dem K3 setzt dabei auf Konzepte und Techno- rierung und Wissensnutzung für das in- zugleich eine forenbasierte kollaborative logien, die zunächst grundsätzlich auf die dividuelle und gruppenbezogene Lernen Lernumgebung entwickelt wird [Kuhlen erfolgreiche Bewältigung der Anfangs- zu nutzen, indem asynchrone Medien, 2002]. Hierzu werden traditionelle Lern- situation und die dauerhafte Aufrecht- zuvorderst Kommunikationsforen, dazu methoden aus Face-to-Face-Szenarien erhaltung der Motivation angelegt sind. verwendet werden, um wechselseitigen mit netzbasierten wissensgenerierenden Darüberhinaus wird aus didaktischer Per- Austausch und Kooperation zwischen Lernmethoden „angereichert“, ein neues spektive eine lernförderliche inhaltliche 59(2008)1, 1-72 7-11
K3 – Konzepte und Technologien Diskursarchitektur in K3 Selbstzweck, etwa im Sinne eines über- legenen lernmethodischen Ansatzes, zu substituieren. (1) Kurs Zur Beförderung. der organisatorischen und inhaltlichen Ausgestaltung der netz- (2) Kursthemen Diskursobjekte (Beiträge) basierten Lernprozesse setzt K3 sehr stark auf instruktionale Lernprozesse strukturierende und Lernprozesse steu- (3) Arbeitsaufträge Diskursobjekte ernde Hilfsmittel. Die Grundlage der (Beiträge) instruktionalen Unterstützung bilden instruierte Kooperationsskripte, die alter- native Vorgehensweisen zulassend, den Diskursobjekte (4) Spezifische Aufgaben (Beiträge) Ablauf der Interaktionsprozesse vorstruk- turieren. Kooperationsskripte werden durch den Einsatz von Beitragstypisie- rungen ergänzt, die über ein Repertoire Diskursobjekte (Beiträge) kommunikativer Akte zur n Organisation der Arbeit (organisatio- nelle Beiträge), n Initiierung der Diskurse (Neues Thema, Diskursergebnisse Frage, These), n A nreicherung der Diskurse (Ergän- zung, Kritik), Referenzobjekte n Kennzeichnung der Ergebnisse (Resul- tat). den Studierenden bereitgestellt werden. Literaturhinweise Web Links Dateien (Uploads) Zusammenfassungen Präsentationen Des Weiteren wurde ein Rollenkonzept entwickelt, das mit den Rollen Modera- Externe Wissensbestände tor, Rechercheur, Zusammenfasser und Präsentator nicht nur als Instrument der tutoriellen Selbstbetreuung bzw. perso- nenbezogenen Interaktionsprozessstruk- Abbildung 1: Diskursarchitektur in K3, aus [Griesbaum 2007], Abb. 41, S.208. turierung Anwendung findet, sondern zugleich als Unterstützungselement zur und organisatorische Ausgestaltung der tegrativen Ansatz im Sinne des Blended Beförderung der Ausbildung von Infor- kooperativen Lernprozesse anvisiert. Und Learning. Dieses Konzept zielt darauf ab, mations- und Kommunikationskompetenz nicht zuletzt soll, auf technologischer traditionelle Lernmethoden sinnvoll, d. h. verstanden wird. Der Ablauf der virtu- Ebene die Reichweite und Effektivität der primär in Abhängigkeit von den Lern- ellen Wissenskommunikation ist damit Werkzeugunterstützung durch die Bereit- zielen, mit netzbasierten kooperativen durch instruktionale Unterstützungsele- stellung direkt am Lernprozess orientier- Komponenten zu ergänzen und nicht als mente teils formal (Diskurstypen, Rollen), ter „Lerntechnologien“ erhöht werden [Griesbaum 2007], S.163-166. 3 K3-Konzepte und Technologien In K3 werden konzeptuelle und techno- logische Unterstützungselemente entwi- ckelt und kombiniert, die sich dem Ge- staltungsinstrumentarium des Computer Supported Cooperative/Collaborative Learning (CSCL) zuordnen lassen – vgl. zur Begriffsdefinition, -diskussion [Hinze 2004], S.23. Für eine erfolgreiche Bewältigung der Anfangssituation und die dauerhafte Aufrechterhaltung der Motivation nutzt K3 einführende Schulungen und setzt durch Lernverträge und eine Netiquette einen normativen Verhaltensrahmen für Lehrende und Lernende. Die virtuellen Lernformen werden durch ein materi- elles Bewertungssystem verbindlich in das Kursgeschehen eingebunden. Des Weiteren verfolgt K3 bzgl. der mediendi- daktischen Einbindung einen flexiblen in- Abbildung 2: Basisfunktionen und Navigationsarchitektur von K3. 59(2008)1, 7-11
K3 – Konzepte und technologien teils inhaltlich (Arbeitsaufträge bzw. -auf- weite auf, werden aber quasi in Echtzeit (Diskurstypen, Rollenkennzeichnung) zur gaben) vorstrukturiert. ermittelt und können auch von den Stu- Verfügung. Referenzobjekte des Typs dierenden jederzeit eingesehen werden. Literatur gestatten die strukturierte Ein- Weiterhin nutzt K3 Möglichkeiten der Damit können sie gerade auch als Analy- gabe vollständiger bibliographischer An- Feedbackgestaltung, sowohl auf Grup- seinstrument zur Unterstützung der tuto- gaben. penebene als auch auf der Ebene der riellen Betreuung herangezogen werden. einzelnen Lernenden, um positive moti- Weiterhin werden positive Effekte auf die Die Nutzung des erarbeiteten Wissens vationale und kognitive Effekte im Ab- intrinsische Motivation der Teilnehmer wird zum einen durch eine Suchfunktion lauf und Abschluss der Lernprozesse zu erhofft [Semar et al. 2006], S. 13. und zum anderen vor allem durch eine K3 – Konzepte und Technologien Harvester-Funktionalität unterstützt. CURRICULARE INTEGRATION Letztere wird dadurch möglich, dass in Bewältigung der Anfangssituation und Aufrechterhaltung der Motivation K3 systematisch zwischen den Diskurs- Initialisierende Unterstützungsmaßnahmen Kontinuierlich wirksame Rahmenbedingungen -Schulungen, Online-Tutorials und -Dokumentation -Lernmethodenmix, Blended-Learning-Ansatz objekten (also den inhaltlichen Beiträgen -Lernverträge -Netiquette -Leistungsbewertungssystem mit Koppelung individueller und gruppenbezogener Bewertungen der Studierenden) und den Referenzob- jekten (Literaturhinweise, Hyperlinks, hereingeladene Dateien) unterschie- DIDAKTISCHES DESIGN den wird. Dadurch kann der Harvester Organisatorische und inhaltliche Ausgestaltung der Lernprozesse auf jeder K3-Ebene (Arbeitsauftrag, Kooperationsskripte Rollenkonzepte Hauptthemen des Kurses und Gesamt- -Moderator -präskriptive, instruierte Skripte als „Vorschlag zur Gestaltung des Ablaufs“ -Optional: hohe Granularität durch Unterteilung in einzelne Aufgaben -Rechercheur kurs) die erarbeiteten bzw. ins System -Zusammenfasser (Summarizer) -Präsentator eingespeisten Wissensartefakte (Refe- renzobjekte) zusammenstellen und per Beitragstypisierung (eigene Typen definierbar) -Zur Organisation der Arbeit: organisationelle Beiträge Mausklick anzeigen. -Zur Initiierung der Diskurse: Neues Thema, These, Frage Feedbackgestaltung -Zur Anreicherung der Diskurse: Ergänzung, Kritik -deskriptives und evaluatives Feedback auf prozeduraler Eine vollständige Darstellung der in K3 -Zur Kennzeichnung der Ergebnisse: Resultat und ergebnisbezogener Ebene für Gruppen und Individuen -prozedural: Verhalten im Ablauf, quantitative Kennzahlen genutzten respektive entwickelten Kon- -ergebnisbezogen: Qualität der erbrachten Leistung zepte kann aus Platzgründen hier nicht geleistet werden (vgl. [Griesbaum 2007] und Kuhlen et al. 2005]). Abbildung 3 TECHNIK Bereitstellung lerntechnologischer Funktionalitäten stellt zur Veranschaulichung die in K3 ge- nutzten Unterstützungselemente zur Ge- staltung von Lernumgebungen in einer Diskursive Wissenserarbeitung -Forum & Maildienste Übersicht zusammen, strukturiert nach Basislayout & Navigationsarchitektur -Threadparadigma -Integration von Diskurs- und Referenzobjekten -Metadaten auf Objektebene den Ebenen Curriculare Integration, Di- -Einfenstertechnik -Browsing in hierarchischer Themen- und -Kennzahlensystem -K3Vis daktisches Design und Technik. Diskursstruktur (Shortcuts und Filter) -themen- und gruppenspezifische Arbeitsbereiche -Volltextsuche über alle Inhalte -Filterfunktionen Nutzung des erarbeiteten Wissens 4 Evaluation und Forschungsergebnisse -MyK3 -Volltextsuche mit umfangreichen Anfrageoptionen Lerntechnologien zur Unterstützung der -ForumAsText, Ausgabe der Diskurse als laufender Text Im Verlaufe der Entwicklung ist aus dem -Harvester-Funktionen zur Anzeige von Wissensbanken Externalisierung von Wissen primär an Forschungsinteressen ausge- -Beiträge: typisierte Diskursobjekte mit Rollenkennzeichnung Kursdurchführung seitens der Lehrenden richteten System ein robustes, für Stu- -Referenzobjekte: -Externe Wissensbestände: Literatur- -Kursstrukturdefinition -Teilnehmer & Gruppenverwaltung dierende attraktives Ausbildungssystem hinweise, Web Links, upload von Dateien -Diskursergebnisse: Zusammenfassungen, (Optional: mehrerer Hochschulen) geworden, das auch weiterhin der Über- Präsentationen -Einrichten/Anpassen Bewertungssystem: (Bewertungsakteure, -objekte,- kriterien, -gewichte) prüfung wissenschaftlicher Hypothesen dient, aber vor allem in der Lehre einge- setzt wird, verschiedentlich zusammen mit anderen Hochschulen. Die Ergeb- Abbildung 3: K3-Konzepte und Technologien, aus [Griesbaum 2007], Abb. 68 S.250. nisse verschiedener Fallstudien [Gries- baum 2007], [Griesbaum & Rittberger 2005], [Griesbaum 2004], [Kuhlen 2005] erzielen. Rückmeldungen der Dozenten Hinsichtlich der Ausprägung der techno- zeigen, dass die Ideen von K3 auch in und des Systems sind „öffentlich“, d.h. logischen Unterstützung lässt sich fest- unterschiedlichen Kursszenarien mit sind von allen Teilnehmern einsehbar halten, dass K3 eine Vielzahl innovativer sehr verschiedenen Lernzielen bzgl. des und damit transparent. Feedback wird lerntechnologischer Unterstützungskom- Aufwands durchführbar sind, Akzeptanz dabei sowohl auf Objektebene, vor allem ponenten aufweist. Die K3-Software kann finden, lernförderliche Mehrwerte – wie bzgl. der erzielten Ergebnisse, als auch als elaboriertes Forensystem begriffen den Aufbau von Wissensbasen – reali- auf Prozessebene, bzgl. des Verhaltens werden, das zur Darstellung der diskursi- sieren und von Seite der Lernenden im der Teilnehmer im Ablauf der Lernpro- ven Prozesse zwar nach wie vor auf dem Ganzen positiv eingestuft werden. Die zesse, bereitgestellt. Gütekriterien auf Thread-Paradigma beruht, aber eine Viel- Anreicherung traditioneller Face-to-Face- Objektebene sind primär qualitative zahl zusätzlicher Orientierungshilfen und Lehr-/Lernszenarien mit netzbasierten Maße wie die Validität, auf Prozesse- unterstützender Lerntechnologien bereit- wissensgenerierenden Lernformen wird bene weitgehend strukturquantitativer stellt. Abbildung 2 zeigt einen Screenshot von Seite der Studierenden sowohl als Art wie etwa der Teilnahmegrad, der die des K3-Systems. Lernerfolg steigernd als auch Motivation Zahl der Beiträge pro Teilnehmer misst fördernd eingeschätzt. Präsenzphasen (vgl. den Beitrag von Wolfgang Semar in Die Externalisierung von Wissen im Dis- werden zwar als unverzichtbar einge- diesem Heft, S. 21). Diese quantitativen kurs wird durch Diskursobjekte und Refe- stuft, aber es zeigt sich, dass netzbasierte Prozesskennzahlen weisen zwar hinsicht- renzobjekte vorgenommen. Zur Eingabe Wissenserarbeitung, sofern explizit über lich ihrer Aussagekraft bzgl. der Güte der von Diskursobjekten steht eine Vielzahl instruktionale Komponenten spezifiziert, Interaktion nur eine sehr geringe Reich- von Dialog strukturierenden Hilfsmitteln ohne Probleme umgesetzt werden kann. 59(2008)1, 7-11
K3 – Konzepte und Technologien D.h. es gelingt, die Studenten zur Teil- tet und deshalb zumindest in Teilen un- 5 Fazit und Ausblick nahme an der virtuellen Wissenskommu- brauchbar. nikation zu motivieren. Die These, dass K3 verdeutlicht und ist ein Fallbeispiel kollaboratives netzbasiertes Wissensma- Für die weitere Entwicklung von K3 sind dafür, dass sich die Potenziale kollabora- nagement „mehr“ ist als die Summe in- deshalb insbesondere folgende Maßnah- tiver netzbasierter Wissenskommunika- dividuellen Wissens, wird insbesondere men vorgesehen, um diese Problematik tion, Wissensgenerierung und Wissens- dadurch untermauert, dass beim Lernen abzumildern: nutzung in die universitäre Ausbildung in Kleingruppen nicht nur umfangreiche umsetzen lassen. K3 geht damit weit Externalisierungsprozesse sichtbar sind, n I n künftigen Kursen werden Schu- über die derzeit zumeist noch vorherr- sondern auch in hohem Ausmaß sozialer lungsmaßnahmen intensiviert und schende Nutzung computervermittelter Austausch und wechselseitiger Diskurs auch Beispiele korrekt „getypter“ Bei- Medien zur Distribution vorhandener beobachtet werden können [Griesbaum träge bereitgestellt. Lehrmaterialien hinaus [Schulmeister 2007], S.363. n D ie Diskurstypkennzeichnung soll 2003]. Damit zeigt K3 konkret Wege und vereinfacht und dabei die aufgaben- Möglichkeiten auf, das Wissen, die Kom- Das verwendete fortlaufende Leistungs- inhaltsbezogenen Typen nur nach petenzen und nicht zuletzt die Kreativi- bewertungssystem wird sowohl als ihrer Diskursfunktion unterschieden tät aller am Lernprozess Beteiligten ge- Lernerfolg als auch als Motivation stei- werden. Damit würde die Zahl aller winnbringend für die universitäre Hoch- gernd eingestuft. Es ist damit als ein Diskurstypen von derzeit 7 auf 4 ver- schulausbildung zu nutzen. Es ist zwar höchst erfolgreiches Unterstützungsele- ringert und die Zuordnung vereinfacht völlig zutreffend, dass die Realisation ment zu bewerten. Allerdings zeigt sich in des Potenzials derartiger Lernszenarien auch, dass eine transparente Bewertung a. Organisation: wie bisher organisa- nicht einfach und mit erheblichem Ent- auch Angstgefühle wecken kann, welche tionelle Beiträge wicklungs- und Durchführungsaufwand dazu führen können, dass Diskurse eher b. Diskursinitiierung: subsumiert verbunden ist [Friedrich 2001] S. 269, vor gehemmt als gefördert werden. Insofern Neues Thema, Frage und These allem auch für die Kursleiter selber (vgl. ist zu hinterfragen, ob die „Öffentlich- c. Diskursfortführung: subsumiert Er- den Beitrag von Gabi Reinmann auf Seite keit“ der Bewertungen tatsächlich lern- gänzung und Kritik 49). K3 zeigt aber deutlich, dass die Ver- förderliche bzw. motivationale Mehrwerte d. Diskursergebnis: äquivalent für Re- ankerung netzwerkbasierter Ansätze des bewirkt. Um dieses Angstproblem zu sultat kooperativen Wissensmanagements im lösen, ist es angedacht, Feedback künftig realen Lernbetrieb auch und gerade in so zu konfigurieren, dass zwar weiterhin Die Kennzeichnung der Rollenfunktion im einem Forschungskontext geleistet wer- fortlaufendes evaluatives und deskripti- Diskurs wird z.T. fehlerhaft vorgenom- den kann und dies von den Lernenden als ves Feedback angeboten wird, aber die men, teilweise wird sie auch schlicht ver- Gewinn empfunden wird. Entscheidung des „Öffentlichmachens“ gessen wird. Dabei wird deutlich, dass den Betroffenen überlassen bleibt. Damit die Teilnehmer in der Lage sind, Rollen- Mehrwerte des netzwerkbasierten Wis- kommen die Vorteile der fortlaufenden funktionen im Diskurs auch dann wahr- sensmanagements werden dabei in K3 Bewertung auf Subjektebene nach wie zunehmen, ohne Rollentypkennzeichnun- zwar bereits deutlich erkennbar, aber vor zum Tragen, zugleich werden Angst- gen zu verwenden. Insofern ist bei der doch erst in geringem Maße sichtbar. gefühle bzw. Akzeptanzprobleme gemin- weiteren Entwicklung des Systems die Denn die Potenziale kollaborativen Wis- dert. Der Preis hierfür ist, dass die Indivi- Frage der Notwendigkeit von Rollentyp- sensmanagements zeigen sich nicht duen selbst entscheiden, inwieweit das kennzeichnungen zu erörtern. nur in den lernförderlichen Mehrwerten Lernen am Feedback zu anderen noch in einzelnen lokalen oder auch vertei- möglich ist. Hinsichtlich der Einstufung der Ge- lten Kursen, sondern sind auch durch brauchstauglichkeit zeigen die genann- hochschul- bzw. kursübergreifende Die instruktionale Vorstrukturierung über ten Fallstudien einen positiven Entwick- Kollaboration sowohl auf Seite der Ler- Rollen und Skripte wird von den Ler- lungstrend, insbesondere im Kurs Infor- nenden als auch der Lehrenden in völlig nenden ebenfalls positiv eingeschätzt. Da mationsethik im Sommersemester 2005 neuen Lernszenarien antizipierbar. So es zugleich gelungen ist, in hohem Maße wird das System von fast 90 Prozent der ist etwa ein institutions- bzw. fächer- aufgabeninhaltsbezogenen Austausch Teilnehmer als geeignetes Instrument übergreifendes curriculares Netzwerk und Diskurs zwischen den Lernenden zur Beförderung kollaborativen Lernens denkbar, indem Lehrende ihr Wissen zu induzieren, ist das verfolgte Konzept eingestuft [Griesbaum 2007], S.361. austauschen, zusammenarbeiten und der instruktionalen Interaktionsprozes- kollaborativ Kurse konzipieren und sunterstützung als erfolgreich und für Auf elementarer Funktionsebene zeigt durchführen. Im Kontext des E-Lear- guten Lernerfolg wohl unverzichtbar zu sich dabei, dass einzelne Funktionen ning kann und soll K3 als ein mögliches bezeichnen. – etwa K3VIS– zwar oftmals nur von we- und bereits praxiserprobtes Konzept nigen Teilnehmern als hilfreich erachtet und Softwaresystem verstanden wer- Auf Systemebene von K3 zeigen sich werden, deswegen aber gerade für diese den, das weitergeführt und weiterent- hinsichtlich der Typkennzeichnung von Sinn machen, da aus der Gesamtper- wickelt werden sollte. Hierzu wird das Rollen und Diskursbeiträgen auf Seite spektive nur ein sehr geringer Teil der System seit Ende 2006 unter K3forum. der Lernenden z.T. erhebliche Pro- Teilnehmer die Funktionsvielfalt von K3 net allen interessierten Institutionen zur bleme: Diskurstypen werden teilweise insgesamt als überfordernd einstuft. Po- selbständigen Nutzung zur Verfügung grob falsch verwendet, Rollentypkenn- sitive Einstufungen zur Kennzeichnung gestellt (vgl. dazu den Beitrag von Tao zeichnungen häufig zu oft oder auch gar des Status der Diskursbeiträge – Dis- Jiang auf Seite 32). nicht angewandt. Diese Fehler führen kurstypen, Hervorhebung neuer Beiträge dazu, dass die durch die Typisierung – weisen auf die Bedeutung objektbezo- angedachte Erleichterung der Orien- gener Metainformationen hin und deuten Literatur tierung im diskursiven Prozess keines- an dass es lohnenswert sein kann, wei- falls immer gegeben ist. Vielmehr ist tere objektbezogene Metainformation, z. [Friedrich 2001] Friedrich, H. F.: Stimulation von Partizipation die Verwendung von typbasierten Un- B. die Zahl der lesenden Zugriffe, zu er- und Interaktion im virtuellen Seminar – die Er- terstützungselementen, vor allem von fassen und anzubieten. fahrungen aus NETZBALL. In: Friedrich, H. F.; Kennzahlen, dadurch stark fehlerbehaf- Hesse, F. W. (eds.): Partizipation und Interaktion 10 59(2008)1, 7-11
K3 – Konzepte und Technologien im virtuellen Seminar, S. 269-293. Münster; New [Semar et al. 2006] part of an educational online knowledge manage- York; München; Berlin: Waxmann, 2001. Semar, W.; Kölle, R.; Langemeier, G. : Program- ment system. In: Arabnia, H. et al. (ed.): Proceed- [Friedrich & Hesse 2001] mieren lernen in kollaborativen Lernumgebungen ings of the 2005 International Conference on In- Friedrich, H. F; Hesse, F. W.: Partizipation und – Kollaborative Leistungsevaluation beim Einsatz formation and Knowledge Engineering – IKE’05, Interaktion im virtuellen Seminar – ein Vorwort. von Wissensmanagementsystemen in der Ausbil- S. 53-59. Las Vegas: CSREA Press, 2005. www. dung. In: Mandl, T.; Womser-Hacker, C. (Hrsg.): inf-wiss.uni-konstanz.de/People/WS/ike05-cc.pdf In: Friedrich, H. F.; Hesse, F. W. (Hrsg.): Partizi- Effektive Information Retrieval Verfahren in The- [28.01.2006]. pation und Interaktion im virtuellen Seminar, S. orie und Praxis: Ausgewählte und erweiterte 7-11. Münster; New York; München; Berlin: Wax- Beiträge des Vierten Hildesheimer Evaluierungs- mann, 2001. und Retrievalworkshop (HIER 2005) Hildesheim, [Griesbaum 2007] 20.7.2005, S. 147-170. Konstanz: UVK Verlagsge- Griesbaum, J.: Mehrwerte des Kollaborativen sellschaft, 2006. www.inf-wiss.uni-konstanz.de/ K3, Projekt, Forschung, Ausbildung, Wissensmanagements in der Hochschullehre People/WS/hier-tagungsband-KoelleLangemeier- – Integration asynchroner netzwerkbasierter Hochschule, Konstanz, Software, Semar-cc.pdf [14.08.2006]. Szenarien des CSCL in der Ausbildung der In- Systemarchitektur, Wissensmanage- [Semar 2005] formationswissenschaft im Rahmen des K3-Pro- Semar, W. : Development of a benchmark system ment, Netz, Lernen jekts. Dissertation Fachbereich Informatik und for analyzing collaborative group performance as Informationswissenschaft, Universität Konstanz, Konstanz, 2007. [Griesbaum 2004] Griesbaum, J.: Curriculare Vermittlung von Infor- Die Autoren mationskompetenz: Konzepte, Ziele, Erfahrungen eines experimentellen Retrievalkurses (K3), S. 283-299. Konstanz: UVK, 2004. Dr. Joachim Griesbaum [Griesbaum & Rittberger 2005] Griesbaum, J.; Rittberger, M.: A Collaborative Joachim Griesbaum ist seit 2001 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Lecture in Information Retrieval for Students Informationswissenschaft an der Universität Konstanz. Seine For- at Universities in Germany and Switzerland. In: schungsschwerpunkte sind Web Information Retrieval, Suchma- Proceedings of the World Library and Informa- tion Congress: 71st IFLA General Conference schinenmarketing, E-Learning & kollaboratives Wissensmanage- and Council. “Libraries – A voyage of discovery”, ment. 2006 promovierte er zum Thema „Mehrwerte des Kollabora- www.ifla.org/IV/ifla71/papers/068e-Griesbaum_ tiven Wissensmanagements in der Hochschullehre – Integration Ritterberg.pdf [26.08.2006] asynchroner netzwerkbasierter Szenarien des CSCL in der Ausbil- [Hesse et al. 2002] dung der Informationswissenschaft im Rahmen des K3-Projekts“ Hesse, F. W.; Garsoffky, B.; Hron, A. : Netzbasier- joachim.griesbaum@uni-konstanz.de tes kooperatives Lernen. In: Issing, L. J; Klimsa, P. (Hrsg.): Information und Lernen mit Multime- dia und Internet: Lehrbuch für Studium und Pra- xis, S. 283-298. Weinheim: Psychologie Verlags Dr. Wolfgang Semar Union, 2002. Nach Abschluss seiner Ausbildung im Fach Wirtschaftsingenieur- [Hinze 2004] Hinze, U.: Computergestütztes kooperatives Ler- wesen an der Universität Kaiserslautern erwarb Wolfgang Semar nen. Einführung in Technik Pädagogik und Or- das Diplom im Aufbaustudium der Informationswissenschaft an der ganisation des CSCL. Münster; New York; Mün- Universität Konstanz und promovierte dort ebenfalls. Seit 2002 ist chen; Berlin: Waxmann, 2004. er Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl Informationswissen- [Konrad & Traub 2005] schaft. Er vertritt den Lehrstuhl Informationswissenschaft (Prof Konrad, K.; Traub, S.: Kooperatives Lernen. Balt- Zimmermann) an der Universität des Saarlandes, Saarbrücken; seit mannsweiler: Schneider, 2005. WS 2006/2007. [Kuhlen 2006] Kuhlen, R.: In Richtung Summarizing für Dis- kurse: In: Ilse Harms, Heinz-Dirk Luckhardt und Tao Jiang Hans W. Giessen (Hrsg.): Information und Spra- che. Beiträge zu Informationswissenschaft, Com- Nach Abschluss des Informatik-Studiums an der Fachhochschule puterlinguistik, Bibliothekswesen und verwand- ten Fächern Festschrift für Harald H. Zimmer- Konstanz übernahm Tao Jiang die Systembetreuung und Weiter- mann, S. 55-74. München: K·G·Saur, 2006. entwicklung der K3 Software. Er arbeitet an einer Promotion zur [Kuhlen 2002] Weiterentwicklung der Visualisierungskomponente von K3, vor Kuhlen, R.: Vorhabensbeschreibung K3 – Wis- allem mit Blick auf Transparenz der Leistungskontrolle. sensmanagement über kooperative verteilte Formen der Produktion und der Aneignung von Wissen zur Bildung von konzeptueller Informa- tionskompetenz durch Nutzung heterogener In- formationsressourcen, www.k3forum.net/vorha- bensbeschreibung.pdf [28.08.2006]. Prof. Dr. Rainer Kuhlen [Kuhlen et al. 2005] Kuhlen, R.; Griesbaum, J.; Jiang, T.; König, J.; Seit 1980 Lehrstuhl für Informationswissenschaft, Universität Kons- Lenich, A.; Meier, P.; Schütz, T.; Semar, W.: K3 – an e-Learning Forum with Elaborated Discourse tanz; Mitglied des Fachausschusses „Kommunikation und Informa- Functions for Collaborative Knowledge Manage- tion“ der Deutschen UNESCO-Kommission (DUK); Deutscher UN- ment. In: Proceedings of E-Learn 2005 World ESCO Chair in Communications (ORBICOM); Vorsitzender des Ver- Conference on E-Learning in Corporate, Govern- eins Nethics e.V. (Informationsethik im Netz); Mitglied im Vorstand ment, Healthcare, & Higher Education October 24-28, 2005 • Vancouver BC, Canada, 2005, S. des Hochschulverbandes für Informationswissenschaft (HI); Spre- 2981-2988. cher des Aktionsbündnis „Urheberrecht für Bildung und Wissen- [Paechter 2003] schaft“; Sachverständiger für verschiedene Bundestagsausschüsse Paechter, M.: Wissenskommunikation, Koopera- und Enquete-Kommissionen; Mitglied zahlreicher Beiräte/Kommission für BMBF, tion und Lernen in virtuellenGruppen. Lengerich DFG, EU sowie in Österreich und Schweiz. et al.: Pabst Science Publishers, 2003. rainer.kuhlen@uni-konstanz.de · www.kuhlen.name [Schulmeister 2003] Universität Konstanz, Fachbereich Informatik und Informationswissenschaft Schulmeister, R.: Lernplattformen für das virtu- Fach D 87, 78457 Konstanz, www.inf-wiss.uni-konstanz.de elle Lernen. München; Wien: Oldenbourg Verlag, 2003. 59(2008)1, 7-11 11
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