Kritik der Hauptausgabe der Schweizer Tagesschau vom 17.04.09 um 19.30 Uhr, SF1
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Gesellschaft für Medienkritik Schweiz Sulgeneckstrasse 27 앫 3007 Bern Kritik der Hauptausgabe der Schweizer Tagesschau vom 17.04.09 um 19.30 Uhr, SF1 1. Einleitung Im Fazit werde ich alle Erkenntnisse zusammenfassen und Im Rahmen dieser Hausarbeit werde ich mich mit der Ana- rückblickend betrachten. lyse der Schweizer Tagesschau beschäftigen. Dabei werde ich die einzelnen Beiträge nacheinander analysie- 2. Die Schweizer Tagesschau ren. Kern der Analyse ist die Kritik von technischen- sowie Bereits 1953 wird die erste Ausgabe der Tagesschau im Wirkungsaspekten, insbesondere von der Kameraarbeit, Schweizer Fernsehen ausgestrahlt. Mit wenigen Beiträ- dem Schnitt und dem Einsatz von Licht. gen, die sprachlich angepasst sind an die drei Sprachre- In den gängigen Untersuchungen von TV-Sendungen hin- gionen, wird sie viermal in der Woche ohne Moderator sichtlich ihrer Qualität, liegt der Fokus meist auf einer in- gesendet. Ab 1965 laufen drei Ausgaben täglich bei vollen haltsanalytischen Erforschung der Präsentation und sieben Sendetagen in der Woche, damit werden 90% der Struktur von Nachrichten. Es ist bekannt, dass die meisten Bevölkerung erreicht. Erst ab 1966 ist es technisch mög- Informationen von Nachrichtenagenturen übernommen lich, die Sendung mit einem Moderator durchzuführen, da werden und kaum noch eigene Recherche betrieben wird. nun alle Regionen in ihrer eigenen Landessprache die Die Betrachtung von technischer Qualität und Professio- Sendung empfangen. Seit dem 1.Januar 1980 hat die Ta- nalität wird hierbei oft vernachlässigt. Um dem entgegen gesschau ihren festen Sendeplatz um 19.30 Uhr und eine zu wirken, wird sich meine Analyse bzw. Kritik auf die bild- Länge von ca. 25 Minuten. Weitere Ausgaben der Sen- gestalterischen Elemente beschränken. dung sind um 13 Uhr, 18 Uhr und um 23.30 Uhr. Leiter Pro- Im Bereich der Bewegtbild-Analyse gibt es bestimmte grammabteilung «Information» ist zur Zeit Ueli Haldimann, Normen und Regeln, nach denen man eine Sequenz oder Fernsehdirektorin ist Ingrid Deltenre. Urs Greding ist seit eine Einstellung bewerten kann. Beim Film werden solche 2005 Moderator der Tagesschau, seit 2007 moderiert er die unsichtbaren Vorschriften oft gebrochen, - aus ästheti- Hauptausgabe. Unterstützt wird er dabei von den Mode- schen und künstlerischen Gründen oder um sich von der ratoren Katja Stauber, Franz Fischlin und Beatrice Müller. Masse abzugrenzen. Die vorhandenen Normen haben je- In der Schweiz erfreut sich die Tagesschau über eine doch ihre Bedeutung nicht verloren, denn bestimmte Ka- große Beliebtheit bei den Zuschauern. Mit durchschnittli- meraeinstellungen, Schnittfolgen und Lichtsituationen chen Marktanteilen von ca. 35% ist das Schweizer Fern- lösen beim Publikum oft die gleichen Reaktionen und Stim- sehen Spitzenreiter der deutschsprachigen Schweiz. mungen aus. Beispielsweise wirkt eine Low-Key- Lichtstimmung geheimnisvoll, eine untersichtige 3. Analyse der Sendung vom 17.04.2009 Kameraeinstellung lässt den Protagonisten mächtig er- 3.1 Nachrichtenüberblick scheinen. Mit der Sprecherstimme und einem Musiktep- Der Nachrichtenüberblick beginnt mit einem kurzen Vor- pich kann ebenfalls eine spezielle Atmosphäre geschaffen spann inklusive Logo der Sendung. Ohne Anmoderation werden. folgt der Überblick, der durch eine Off-Sprecherin kom- Um diese Kraft der Bilder zu verstehen und zu beurteilen, mentiert wird. Die Schlagzeilen der größten Beiträge wer- wird sich die Hausarbeit hauptsächlich mit dem techni- den eingeblendet, dies ist auch das erste und letzte Mal, schen Handwerk der Beiträge und Sendung beschäftigen. dass man die Schlagzeilen in Form von Text sieht. Die Bei der Beurteilung eines Beitrages darf jedoch nicht ver- Übergänge der Nachrichten im Überblick werden durch gessen werden, unter welchem Druck die Kameraleute, eine Art «Wischer» in Form des Vorspannes getrennt. Ins- Cutter und Redakteure bei der Erstellung stehen. Bei der gesamt werden lediglich drei Beiträge der bevorstehen- deutschen Tagesschau kommen die fertigen Beiträge oft den Sendung kurz vorgestellt, was im Hinblick auf die erst während der laufenden Sendung ins Studio, teilweise Themenvielfalt der 25-minütigen Sendung als etwas kurz auch, damit die Hauptredaktion keine Änderungswünsche gehalten erscheint. Legt man bei weiterer Betrachtung mehr äußern und der verantwortliche Redakteur sich auch den Fokus auf den Einsatz verschiedener Einstellungen mit «seinem» Beitrag, identifizieren kann. und Schnitte fällt auf, dass beim Thema «Villiger» nur eine
2 Einstellung hingegen bei den vorangegangenen Themen meh- mera sieht unglücklich aus, Jean-Pierre Roth wirkt bedrängt rere Schnitte und Einstellungen verwendet wurden. Des Wei- und schaut leicht nach oben zum Redakteur, auch wenn sein teren wird dem Zuschauer eine kurze Wettervorhersage für Kopf etwas nach unten geneigt ist. Es folgen beitragfüllende die nächsten 24 Stunden geboten, die im Laufe der Sendung Bilder von der Börse, die keine zusätzliche Information ver- nicht näher präzisiert oder ergänzt wird. Ein etwas längeres mitteln. Es geht zurück zur Veranstaltung, Roth sagt ein paar animiertes und tonunterlegtes Element trennt den vergange- Worte am Pult. Diese Kameraeinstellungen sind nicht zu ver- nen Nachrichtenüberblick von der, im Anschluss daran, be- meiden, da es bei solchen Terminen meist feste Plätze für Ka- ginnenden Sendung. merateams gibt, damit die anwesenden Gäste einen freien Blick auf die Bühne haben. Es ist eine typische Schnittfolge 3.2 Anmoderation und erstes Thema (Jean-Pierre Roth, UBS, von Halbtotale auf Totale und wieder verdichtet zur Nahauf- citigroup; TC 00:00:36) nahme. Leider ist der Kopf von Roth abgeschnitten, als er sich Eine rasante Kamerafahrt bringt dem Zuschauer zunächst von seinem Blatt zum Publikum wendet. Die Nahaufnahme einen Überblick über das Studio, bevor sie sich auf den Mo- scheint von etwas größerer Entfernung gedreht worden sein, derator verdichtet und ein schneller Einstellungswechsel in da solch leicht zittrige Aufnahmen im Telebereich sich oft eine feststehende Nahaufnahme folgt. Während der Begrü- nicht vermeiden lassen, bzw. die Kamera anfälliger auf Er- ßung der Zuschauer wird der Name des Moderators einge- schütterungen ist. Es folgt ein neutraler Schwenk zum Logo blendet, die Untertitelung ist ästhetisch nicht gelungen. Sie der benannten Bank, damit auch Leute, die es noch nicht mit- erscheint ziemlich kantig, eventuell darauf begründet, dass bekommen haben sehen, um welche Bank es sich hier han- der sonst auf dem Fernseher «nicht sichtbare Bereich» im di- delt. Dieser wird durch gesprochenen Off-Text kommentiert, gitalen Format sichtbar ist. Insgesamt wirkt Urs Greding in bevor sich die missliche Interview-Situation mit Roth wieder- dem engen Hemd um den Hals recht zugeschnürt, auch sein holt. Zuerst scheint die Einstrahlung nicht ganz so stark, je- Blick ist sehr auf den Telepromter fixiert und man kann seine doch schwenkt der Kameramann weiter nach links und die Augenbewegungen sehr gut erkennen. Dem Zuschauer fällt Flecken im Bild verstärken sich. Das Schlussbild des Beitra- dies auf den ersten Blick wahrscheinlich nicht auf. Jedoch ges ist zu ähnlich mit der Einstellungsgröße des Moderators wird er irritiert sein, wenn er es erkennt. im Studio. Hier wäre ein neutrales Bild oder eine weitere Ein- Lichttechnisch ist bei der Moderation nichts zu bemängeln. stellung der Personen besser gewesen. Die Milchglasscheibe im Hintergrund in Verbindung mit den Zurück im Studio (TC 00:02:54) gibt Urs Greding eine schöne dahinter stehenden Monitoren erzeugt Tiefe, obwohl es Überleitung zum nächsten Beitrag, jedoch sortiert er seine vor ebenso einen Ablenkungsfaktor darstellt. Urs Greding wirkt sich liegenden Papiere nervös umher, sodass die anfangs sou- souverän in seiner Rolle, jedoch irritiert das Sortieren seiner veräne Moderation hektisch und unprofessionell wirkt. An die- Papiere auf der Audio-Ebene. Ein anschauliches Bild oder ser Stelle erwartet der Zuschauer ein neues Thema, weil der eine Grafik, die den besprochenen Beitrag unterstützen ist an Beitrag gelaufen ist und zurück ins Studio geschaltet wurde. dieser Stelle nicht vorhanden. In dieser Form wirkt sein ge- Doch es geht weiter mit dem Finanz-Thema, es folgen noch sprochener Text schnell einschläfernd. Dann folgen zwei wak- ein Beitrag und eine Schaltung zum Korrespondenten an der kelige Kameraeinstellungen vom Beitrag, es geht zurück ins Wall Street, Jens Korte. Studio. Man sieht nun ein Foto vom Protagonisten, dann be- Beginnend mit einer erklärenden Grafik, die durch einen be- ginnt der Beitrag endlich. wegten Hintergrund und sich wiederholenden Farben zum Die vorherigen misslungenen Schulterkameraaufnahmen wie- Corporate Design der Sendung beiträgt, folgt der nächste Bei- derholen sich. Durch die Aufnahmen vom Publikum von vorn trag. Die Grafik ist modern gestaltet und bietet einen Überblick und hinten bekommt man einen Überblick über die Räumlich- zum Verlustvergleich der amerikanischen Banken. Das näch- keiten der Veranstaltung, dann folgt ein Interview-Ausschnitt ste Bild vom Schriftzug der citigroup mit dem unscharfen Ast mit Nationalbankpräsident Jean-Pierre Roth. Diese Kamera- im Vordergrund wirkt ziemlich kitschig und stellt einen Stil- einstellung ist unprofessionell, da eine Lichtquelle im Raum bruch dar. Auch wenn hier versucht wurde, mehrere Bildebe- Einstrahlungen im Bild verursacht und Roth ein blaues Auge nen zu gestalten, ist es an dieser Stelle unangemessen. zu haben scheint (TC 00:01:32). Hier hätte man ein kleines Vielleicht wollte man damit assoziieren, dass bei der citigroup Stück mit der Kamera zur Seite gehen müssen und so diesen der Frühling ausgebrochen sei. Nun folgt eine Clipmontage groben Fehler vermieden. Auch die vertikale Position der Ka- von Zeitraffern, Schwenks, Zooms, Detailaufnahmen, Effekt-
3 geräuschen und einem Feuerwerk von Überblendungen, wel- einsam und klein wirkt, nur um den Einstieg in das richtige In- ches einem Musikvideo gleicht. Danach geht es sofort ins Stu- terview zu bekommen. Das Interview selbst ist vom Licht und dio zurück, wahrscheinlich um sich von den hektischen der Kameraeinstellung angemessen, man hat das natürliche Bildern zu erholen. Es scheint, als wollte man hier den Einsatz Licht vom Fenster richtig genutzt, leider ist der Hintergrund von beweglichen Bildern in ein paar Sekunden nachholen, nicht ganz ideal. Mit einem typischen Weißblitz/Weißblende den man in der restlichen Sendung vermisst. wird das Interview gekürzt, was völlig legitim ist. Beim näch- Um das Thema abzuschließen, schaltet man zu Jens Korte sten Bild (Schwenk über das Gebäude) fällt auf, dass auch nach New York, der vermeintlich neue Informationen preiszu- hier die Linse nicht gereinigt ist. Wenn man schon Zeit hat, geben hat. Bildgestalterisch ist die folgende Szene ziemlich sein Stativ aufzubauen und einen sauberen Schwenk zu ma- misslungen. Korte sieht sehr gedrungen und unscheinbar aus chen, müsste eine kurze Reinigung der Linse stattfinden. von dieser obersichtigen Perspektive. Im Ganzen ist das Bild Im weiteren Teil des Interviews fällt Ramu Damodaran leider sehr dunkel und schlecht komponiert, man erkennt kaum Kon- aus dem Bild. Bei einer vorherigen kurzen Probe hätte man turen, dazu gibt es noch dicke Schatten um die Augen und im vielleicht erkennen können, dass der Mann sich manchmal Gesicht. Auch scheint die Kamera weit entfernt vom Korre- bewegt und den Bildausschnitt etwas weiter wählen können. spondenten zu stehen und damit werden die Bildebenen ge- Es folgt eine induktive Schnittfolge von der Außenansicht des staucht, was Jens Korte nicht vorteilhafter erscheinen lässt Gebäudes, bevor eine Korrespondentin, Biljana Gogic, die und es baut sich eine Distanz zum Zuschauer auf. Durch die neuesten Informationen vor Ort in die Kamera spricht. Sie hält Aufnahme im Telebereich sind wiederum die Erschütterungen ihr Mikrofon sehr steif, unnatürlich und verkrampft vor ihrem an der Kamera stärker, was unschwer zu erkennen ist. Wahr- Mund. Die Sonne von der Seite macht Augen- und Nasen- scheinlich hört der Kameraassistent den Korrespondenten nur schatten. Hätte man sie ein wenig gedreht und einen Aufhel- übers Mikrofon und würde ihn durch die Entfernung ohne ler von vorn auf ihr Gesicht gegeben, sähe dies mit Sicherheit technische Hilfe gar nicht verstehen. Dazu wirkt der Korre- eleganter aus. Gerade bei solchen aufgezeichneten Aufnah- spondent etwas nervös, er schwankt stets nach vorn und hin- men, die man beliebig wiederholen kann, müsste dafür Zeit ten. Dass Korte einen unglücklichen Standpunkt für diese sein. Zuletzt schaut sie verwirrt in die Kamera und der Regis- Schaltung in die Schweiz hat, wird weiter deutlich, als auch seur schaltet zu spät ins Studio zurück. Man sieht, dass das noch ein Mann durch das Bild läuft. Es folgt die Anmodera- letzte Bild etwas Überhang hat (sog. Freeze) und ein Stand- tion für das nächste Thema, in der gleichen Nahaufnahme des bild von ihr zu sehen ist. Wenigstens hat die Redaktion ein Moderators wie in der letzten Einstellung. Aber immerhin un- Freeze an den Beitrag gehängt, sonst hätte der Zuschauer terscheidet sich dieser Bildausschnitt von dem des Korre- noch kurz ein Schwarzbild gesehen. Daraufhin folgt die näch- spondenten an der Wall Street. ste Moderation, die kameratechnisch nicht funktioniert hat. Die Kombination von Kamerafahrt und Zoom ist ziemlich miss- 3.3 Zweites Thema (Anti-Rassismus Konferenz; TC 00:05:22) lungen. Das Bild ist bis zum Endpunkt der Bewegung sehr un- Beginnend mit typischen Aufnahmen aus Krisengebieten wird stabil. Gerade als die endgültige Position der Kamera der Beitrag eingeleitet. Die Kamera ist auf der Schulter um gefunden ist, kommt der nächste Beitrag, der wiederum mit möglichst beweglich und nah am Geschehen zu sein, was zittrigen Bildern zu kämpfen hat. wiederum zu wackeligen Bildern führt. Gegenlicht und Staub auf der Linse sind dominante Fehler, die hätten vermieden 3.4 Drittes Thema (Obama; TC 00:07:56) werden können. Dann folgen wenige statische Aufnahmen Die Einstiegsaufnahmen wirken fast wie ein Paparazzi-Video, von der Konferenz, wobei diese schlecht ausgewählt wurden. da sie sehr wacklig sind. Die leichte Musik zu den Bildern ist Nach einer Reihung von neutralen Bildern vom Außengelände völlig unnötig, dadurch verliert die Situation an Ernsthaftigkeit kommt Ramu Damodaran, Sprecher Durban II, zu Wort. Mise- und Glaubwürdigkeit. Das Schweizer Fernsehen war an- rabler hätte man diesen Sprecher nicht einführen können. Die scheinend nicht direkt nach der Schießerei vor Ort in Mexiko ersten beiden Aufnahmen von ihm sind sich zu ähnlich, auch und musste deshalb auf Bilder anderer Agenturen zurück- ist die 30° Regel hier nicht eingehalten worden. Diese besagt, greifen. Diese sind von schlechter Qualität, sie gleichen fast dass man zwei (ähnliche) Einstellungen mindestens 30° von- einem Handy-/Homevideo. An dieser Stelle verzichte ich auf einander entfernt aufnehmen soll, da der Zuschauer sonst ir- eine ausführliche Analyse, da man den Schweizern keinen ritiert wird. Dann folgt eine Totale von ihm, in der er völlig Vorwurf machen kann, wenn Sie auf andere Quellen zurück-
4 greifen müssen. Die letzten zwei Bilder sind vorbildlich in der 3.6 Kurznachrichten (Erbeben, Attentat, Zugunglück; TC Bewegung geschnitten worden, wahrscheinlich hatte man bei 00:15:59) der Rede von Barack Obama zwei Kameras (oder ein anderer Wie bei Erdbeben und ähnlichen Ereignissen üblich, wird eine Sender hatte eine andere Einstellung gedreht und dem SF zur Landkarte zur besseren Orientierung im ersten Bericht ge- Verfügung gestellt), sodass diese Schnittfolge möglich war. zeigt. Die übrigen Bilder zum Thema Erdbeben sind nicht son- Nach einer kurzen Moderation mittels einer statischen Ka- derlich auffällig, wahrscheinlich sind sie von einer meraeinstellung, geht es mit dem Thema «Obama und die Alt- Nachrichtenagentur übernommen worden. Auch in den näch- lasten von George W. Bush» weiter. sten Kurzberichten scheinen die Aufnahmen nicht vom In der ersten Einstellung (TC 00:09:53) ist Obama leicht ober- Schweizer Fernsehen gedreht worden zu sein, es handelt sich sichtig im Sitzen aufgenommen, durch die neben ihm stehenden um typische Bilder von Kurznachrichten, -wackelige Schul- Personen wirkt er etwas unbeholfen. Es folgt eine Animation terkameraaufnahmen ohne konkrete Lichtsetzung. von sich bewegenden Unterlagen. Die Unterlagen sehen mit dem dunklen Hintergrund geheimnisvoll aus, bestärkt wird dies 3.7 Anmoderation und sechstes Thema (Pirate Bay; TC durch die leicht transparenten Wörter, die über den Papieren 00:17:16) «umher schweben». Durch die nachgestellten Szenen der Fol- Anscheinend hat die Studio-Crew der Tagesschau noch nicht termethoden, die auch in Slomotion zu sehen sind, wird die Si- viel Übung im Umgang mit der vorhandenen Technik, denn er- tuation weiter dramatisiert. Dazu wird nochmal ein scheinbar neut ist die Kamerafahrt/Zoom auf den Moderator hinsichtlich geheimes Dokument gezeigt, welches mit wichtigen Logos von der Kameraführung ein Desaster. Die zweite Einstellung vom vermeintlichen Behörden erneut brisanter erscheint. Es wer- Beitrag ist sehr grenzwertig zu beurteilen. Einerseits sind die den weitere Foltermethoden veranschaulicht, bevor man sich Gesichter der Menschen zu erkennen, andererseits sind die von Animations- und Archivaufnahmen löst. Zu guter Letzt, wer Fensterfronten erheblich überstrahlt. Vermutlich ließ sich hätte das gedacht, darf Korrespondent Arthur Honegger in New diese Gegenlichtsituation nicht verhindern. Es folgen insze- York seine Meinung zum Thema kund tun. Man fragt sich, nierte Schnittbilder von Bildschirmaufnahmen eines PCs und warum der Korrespondent in New York ist und nicht in Wa- eine furchtbar einstudiert wirkende Einführungseinstellung shington. Der Bildhintergrund ist für die Schaltung geeignet, es des Protagonisten am Zeitschriftenregal. Abgesehen von der gibt kaum Störfaktoren und es wird Tiefe im Bild erzeugt. Leider sprachlichen Qualität des Reto Vogt, erscheint sein Gesicht in hat auch Honegger mit der Sonne zu kämpfen und kneift des- einem leicht bläulichen Ton, eventuell durch einen falschen halb seine Augen zusammen, weiterhin hat er massive Schat- Weißabgleich verursacht. Der Strafrechtsprofessor Christian ten auf Kleidung und im Gesicht. Diese Situation hätte man, wie Schwarzenegger wird in einem angenehmen Licht abgebildet. bereits oben beschrieben, besser lösen können. Arthur Honeg- Das Licht scheint natürlich durch das Fenster zu kommen und ger selbst wirkt souverän in seiner Rolle. wird als Führungslicht genutzt, auch wenn ein Spitzlicht von hinten an seinen Kopf zur Abgrenzung vom Hintergrund die 3.5 Viertes Thema (Mitchell; TC 00:12:32) Situation verbessert hätte. Leider ist seine Haarfarbe sehr Zur Einführung bekommt der Zuschauer in der Moderation ein ähnlich mit der Farbe der Bücherregale, welches das recht Porträtfoto von George Mitchell zu sehen, endlich ist Urs Gre- ansprechende Bild etwas abwertet. Die nachgestellten Sze- ding nicht mehr allein auf dem Bildschirm zu sehen. Typische nen im Low-Key-Stil zum Ende des Beitrages sind an dieser Bilder von der Pressekonferenz folgen, die mit der Schulter- Stelle übertrieben und dramatisieren das Thema. Positiv zu kamera erneut sehr wackelig aufgenommen worden sind. Hier bemerken ist die variierende Einstellungsgröße des Inter- hätte man sicherlich auch vom Stativ drehen können. Das viewpartners beim zweiten Teil seiner Aussage. Licht ist dem Raum entsprechend schlecht, die dunklen Ge- sichter werden durch die Blitzlichter einige Male beleuchtet. 3.8 Siebtes Thema (Staudamm, Leuenberger in China; TC Die Ansprache von George Mitchell ist tontechnisch ein Un- 00:19:27) fall. Natürlich gibt es auch zum aktuellen Thema einen Korre- Nach ein paar Einführungsbildern zur Orientierung, auf denen spondenten vor Ort. Der Hintergrund ist geeignet, er erzeugt Bundesrat Leuenberger zu sehen ist, folgt ein Interview mit etwas Tiefe. Jedoch hat man bei dieser Einstellung vielleicht ihm vor dem besagten Staudamm. Im Prinzip hat das Kame- etwas viel (hartes) Licht gesetzt, sodass André Marty viele rateam Glück mit dem bedeckten Himmel, somit bleiben den leichte Schatten auf Körper und Gesicht hat. Zuschauern weitere große bildgestalterische Fehler erspart.
5 Jedoch ganz fehlerfrei ist das Interview nicht,- das leichte Ge- locker, man könnte meinen, die beiden Herren machen sich genlicht verursacht bei Moritz Leuenberger Augenschatten. über die Sendung lustig. Wenn man ganz genau hinschaut, Natürlich wollte man den Staudamm im Hintergrund behalten, kann man im Abspann sogar das Datum der Sendung erken- dies wäre sicherlich auch von der anderen Seite oder mit nen, welches bisher verborgen blieb. einem Aufheller von vorn auf sein Gesicht möglich gewesen. Weiterhin ist er nicht richtig im goldenen Schnitt positioniert. 4. Fazit Links im Bild ist zu viel freier Raum, welches den sogenannten Nach 25 Minuten Schweizer Tagesschau ist es an der Zeit, ein Talking-Room im rechten Bereich in seiner Blick- und Sprech- Resümee zu ziehen. Schaut man sich ganz unbefangen die richtung verkleinert. Danach folgt eine kurze deduktive Sendung an, so gibt es für den normalen Zuschauer wahr- Schnittfolge des heraussprudelnden Wassers des Dammes, scheinlich wenig zu bemängeln. Wenn man aber genauer hin- bevor man erneut von Archivaufnahmen Gebrauch macht. Die sieht, sind die handwerklichen Fehler beträchtlich. Gerade letzte Einstellung ist eindeutig zu lang, es ist eine lange Pause Situationen, bei denen genug Zeit gewesen wäre, saubere Bil- zwischen dem einen Bild und dem weiteren Interview. Dazu der zu produzieren, werden diese schlecht eingefangen. Wa- hört man Sprachgeräusche, die nicht zu den Aufnahmen des ckelige und zittrige Aufnahmen fallen recht häufig auf, Staudamms gehören. Auf der Interview-Kameraoptik erkennt weiterhin beherrschen die Kamerateams den Umgang mit man die ganze Zeit über einen Wasserfleck. Licht und Lichtsituationen anscheinend nicht. Auffällig sind die vielen Schatten in den Gesichtern der Protagonisten, also 3.9 Sport, letztes Thema, Abmoderation (Wawrinka TC die Missachtung der technischen Regeln bei Aufnahmen im 00:21:40, Villiger TC 00:22:23) Gegenlicht, was zu miserablen Bildern führt. Teilweise wer- Unter diesem Punkt sind der kurze Beitrag zum Sport und das den grobe Fehler gemacht, die in der deutschen Tagesschau letzte Thema zusammengefasst. Die Aufnahmen vom Tennis- in dieser Form nicht gesendet werden würden. Match sind typische Bilder von Sportveranstaltungen mit Wie bei etlichen Nachrichtensendungen werden die Bilder oft Slowmotion. Viele Informationen liefert dies nicht. von Nachrichten- und Bildagenturen bezogen, welches auf Zu Beginn des Villiger-Beitrages sieht man den Protagonisten eine generelle Bilderarmut schließen lässt. Die ist sicher auch bei der Präsentation des Buches. Es fehlt ein neutrales dadurch bedingt, dass nicht in allen Regionen der Welt ein Schnittbild zwischen den ersten beiden Einstellungen, denn Korrespondent und ein Kamerateam des Schweizer Fernse- sie sind vom Bildinhalt und von der Einstellungsgröße sehr hens vor Ort sein können. Jedoch gibt der Sender selbst auf ähnlich. Die Interviewsituation weist erneut das Gegenlicht- seiner Homepage bekannt, von welchen Agenturen er Mate- Problem auf. Das Fenster und die linke Seite vom Kopf des rial bezieht. Kaspar Villiger hat keine Zeichnung mehr, trotzdem wurde von Dem Schweizer Fernsehen ist eine Schulung beziehungs- vorn mit einer weiteren Lichtquelle gearbeitet. Das Licht ist weise eine Weiterbildung seiner Mitarbeiter bezüglich der sehr blau, welches auf einen falschen Weißabgleich schlie- technischen Handhabung der Geräte und der Gestaltungs- ßen lässt. Bevor man zur dritten Interviewsequenz schneidet, richtlinien von Fernsehbeiträgen zu empfehlen. wurde bei der vorherigen Aufnahme mit selektiver Schärfe ein harmonisches Bild mit Villiger und seinem Buch erzeugt. Lei- der wiederholen sich die Einstellungen mit den Bücherstapeln um den nächsten Teil des Interviews einzuleiten. Hier scheint Hausarbeit zum Seminar «Senderkritik und –analysen» Bilderarmut geherrscht zu haben. Als man den Protagonisten am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung, zum letzten Mal sieht, bekommt man den Eindruck von einem Hannover sympathischen und ehrlichen Alt-Bundesrat, der durch seine lockere Art sehr natürlich wirkt. Unglücklicherweise wird vom Kristin Kahmann, Sommersemester 2009 letzten Bild direkt zurück ins Studio geschaltet, obwohl sich die Einstellungsgrößen zum wiederholten Male sehr ähneln. Zum Schluss ist der Moderator der Sendung 10vor10 zu Gast im Studio und verkündet die Themen seiner Sendung. Stephan Klapproth zerstört durch seine reißerische Stimme die seriöse Stimmung im Studio. Das Schlussbild wirkt fast übertrieben
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