Regionale Unterschiede in der Integrationsfähigkeit des dualen Berufsausbildungssystems

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AUFSÄTZE                                                                                                  WSI MITTEILUNGEN 1/2013

                                                                                       Regionale Unterschiede in der
                                                                                       Integrationsfähigkeit des dualen
                                                                                       Berufsausbildungssystems
                                                                                       Im Unterschied zum Hochschulzugang ist der Zugang in die nichtakademische Berufs-
                                                                                       ausbildung überwiegend marktförmig organisiert und eng an den Personalbedarf der Be-
                                                                                       triebe, Praxen und Verwaltungen gekoppelt. Die regionalen Ausbildungschancen der Ju-
                                                                                       gendlichen variieren deshalb mit Umfang und Struktur der ortsansässigen Wirtschaft,
                                                                                       aber auch mit der jeweiligen Sozialstruktur und Bildungsnachfrage in der Bevölkerung.
                                                                                       Seit Mitte des letzten Jahrzehnts entspannten sich zwar die Ausbildungsmarktverhältnisse
                                                                                       in vielen Regionen. Doch sind die lokalen Versorgungsengpässe mit Ausbildungsplätzen
                                                                                       zum Teil immer noch beträchtlich. Zudem sind sie deutlich größer, als sich dies in der of-
                                                                                       fiziellen Ausbildungsmarktstatistik niederschlägt.

                                                                                       JOACHIM GERD ULRICH

                                                                                                                                                                  der offiziellen Ausbildungsmarktbilanzierung jedoch nur
                                                                                       1. Einleitung                                                              begrenzt nieder. Deshalb werden alternative Indikatoren
                                                                                                                                                                  vorgestellt, die eine validere Erfassung der Integrationsfä-
                                                                                       Dass die soziale und ethnische Herkunft die Übergangs-                     higkeit des dualen Berufsausbildungssystems ermöglichen
                                                                                       wahrscheinlichkeit ausbildungsinteressierter Jugendlicher                  (3). Sie weisen auf merklich größere regionale Disparitäten
                                                                                       in eine duale Berufsausbildung beeinflussen, ist in einer                  hin, und sie verdeutlichen, wie stark die regionale Herkunft
                                                                                       größeren Zahl von Untersuchungen belegt worden (vgl.                       im Zusammenwirken mit weiteren Faktoren die Erfolgs-
                                                                                       zusammenfassend Hillmert 2010; Fritsche/Quante-Brandt                      chancen ausbildungsplatzsuchender Jugendlicher beeinflusst
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                                                                                       2012). Dagegen wurde die regionale Herkunft als weitere                    (4). In Abschnitt 5 werden Schlussfolgerungen aus der Ana-
                                                                                       Ungleichheit erzeugende Determinante des Ausbildungs-                      lyse gezogen.
                                                                                       zugangs bislang noch recht selten untersucht (Diehl et al.
                                                                                       2009; Seibert et al. 2009; Beicht 2011; Hupka-Brunner et al.
                                                                                       2011; Solga et al. 2011). Tatsächlich ist es erläuterungsbe-
                                                                                       dürftig, weshalb die regionale Herkunft per se überhaupt
                                                                                       Ungleichheit erzeugen sollte. Das Grundgesetz (GG) drängt                 2. Ursachen regionaler Bildungs-
                                                                                       auf regional einheitliche und gleichwertige Lebensverhält-                   ungleichheit
lichung online oder offline) sind nicht gestattet.

                                                                                       nisse in Deutschland (vgl. u. a. Art. 72 GG), und es gilt als
                                                                                       selbstverständlich, dass für schulpflichtige Kinder durch die              2.1 Marktförmiger Verteilungsmechanismus
                                                                                       öffentliche Hand überall ein bedarfsgerechtes Angebot an                       der Ausbildungsplätze
                                                                                       allgemeinbildenden Schulplätzen organisiert wird.
                                                                                           Der Beitrag geht daher zunächst der Frage nach, warum                  Der überwiegende Teil der Ausbildungsplätze im Bereich
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                                                                                       mit regionalen Disparitäten zu rechnen ist. Als Gründe wer-                der nichtakademischen Berufsausbildung wird nicht vom
                                                                                       den der erwerbsarbeitszentrierte und marktförmig organi-                   Staat, sondern von Wirtschaftsunternehmen und Verwal-
                                                                                       sierte Verteilungsmechanismus betrieblicher Ausbildungs-                   tungen bereitgestellt (Statistisches Bundesamt 2012). De-
                                                                                       plätze und die unzureichende Kompensation fehlender                        ren Ausbildungsmotive orientieren sich weniger an den
                                                                                       Lehrstellen durch öffentlich finanzierte Ausbildungsplätze                 Wünschen der Jugendlichen als an eigenen Beschäfti-
                                                                                       identifiziert (Abschnitt 2). Hieraus resultierende Unterver-               gungsinteressen, sei es, dass sie mit ihrer Ausbildungsleis-
                                                                                       sorgungslagen zulasten der Jugendlichen schlagen sich in                   tung in ihren Fachkräftenachwuchs investieren oder

                                                                                                                      https://doi.org/10.5771/0342-300X-2013-1-23                                                         23
                                                                                                               Generiert durch IP '46.4.80.155', am 15.11.2021, 22:50:23.
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AUFSÄTZE

           aber Auszubildende während der Ausbildung (auch) als 2.2 Unzureichende Kompensation fehlender
           preisgünstige Arbeitskräfte einsetzen wollen (Dietrich/            betrieblicher Ausbildungsplätze
           Gerner 2008). Das Ausbildungsplatzangebot ist somit an
           den jeweiligen Beschäftigungsbedarf der Unternehmen Die Möglichkeiten und Restriktionen, auf die Jugendliche
           gekoppelt (Troltsch/Walden 2010). Mit lokal divergieren- bei ihrer Ausbildungsplatzsuche stoßen, sind somit regional
           den Wirtschaftslagen verbinden sich deshalb Differenzen sehr unterschiedlich (Seibert et al. 2009). Der Gesetzgeber
           im Umfang und in der Struktur des jeweiligen Ausbil- ist sich dieses Problems bewusst und schreibt der Bundes-
           dungsangebots (Tabelle 1).                                    regierung im Rahmen der jährlichen Berufsbildungsbe-
               Aber auch die Zahl und die Merkmale der ausbildungs- richterstattung eine kontinuierliche Beobachtung dieses
           interessierten Jugendlichen variieren regional erheblich. Phänomens vor (vgl. § 86 Berufsbildungsgesetz). Scheint
           Eine unterschiedliche Sozialstruktur (Bundesagen- „die Sicherung eines regional und sektoral ausgewogenen
           tur für Arbeit 2011b; Tamm 2011) sowie Landesunterschie- Angebots an Ausbildungsplätzen als gefährdet, sollen in den
           de in den Bildungssystemen sorgen für regionale Differen- Bericht Vorschläge für die Behebung aufgenommen werden“
           zen bei den erreichten Schulabschlüssen der Jugendlichen (Lakies/Nehls 2007, S. 320). Ein institutioneller Automatis-
           und – damit verbunden – für eine differierende Ausbildungs- mus, durch den fehlende betriebliche Lehrstellen vor Ort
           und Studierneigung. Zudem ist die demografische Entwick- durch zusätzlich bereitgestellte nichtbetriebliche Plätze
           lung uneinheitlich. In jüngerer Zeit war vor allem ein deut- kompensiert werden, existiert in Deutschland jedoch nicht
           licher Ost-West-Unterschied zu beobachten; im Osten (Busemeyer 2009).
           halbierte sich die Zahl der Schulabgänger von 2000 bis 2010       Zudem bilden die aus dem Berufsbildungsgesetz (BBiG)
           als Folge des Geburteneinbruchs nach der Wende. Durch abgeleiteten, offiziell ausgewiesenen Angebots-Nachfrage-
           regional variierende Defizite beim Ausbildungsangebot wer- Relationen (ANR) Ungleichgewichte zwischen Ausbildungs-
           den darüber hinaus unterschiedlich hohe Altbewerberbe- angebot und -nachfrage nicht vollständig ab. Denn die er-
           stände erzeugt, die die Zahl der in einem bestimmten Jahr folglosen Ausbildungsplatznachfrager werden nur zu einem
           ausbildungsinteressierten Jugendlichen vergrößern. In vie- geringen Teil erfasst. Kompensatorische Maßnahmen, die
           len Regionen fiel 2010 die jährliche Zahl der Ausbildungs- sich an diesen Indikatoren orientieren, greifen die Prob-
           interessierten größer aus als der Gesamtumfang eines ak- lemlage somit nur ansatzweise auf und entfalten dement-
           tuellen Entlassjahrgangs aus den allgemeinbildenden sprechend auch nur eine begrenzte Wirksamkeit. Vollstän-
           Schulen (Tabelle 1).                                          dig außer Acht gelassen werden erfolglos Suchende, die die
               Die regionalen Unterschiede in Umfang und Struktur Vermittlungsdienste nicht einschalten oder die als nicht
           von Angebot und Nachfrage nach dualer Ausbildung ver- ausbildungsreif deklariert werden. Es bleiben aber auch
           binden sich zu stark differierenden Ausbildungsmarktlagen. viele der als geeignet befundenen, bei der Arbeitsverwaltung
           Heineck et al. (2011) identifizierten für das Ausbildungsjahr registrierten Ausbildungsstellenbewerber unberücksichtigt.
           2008 auf clusteranalytischem Wege für die über 170 Arbeits- Dies gilt insbesondere für die traditionelle ANR-Berechnung,
           agenturbezirke zwölf verschiedene Ausbildungsmarkttypen. aber auch für die erweiterte Berechnungsformel, die in der
           Zur Typisierung wurden Merkmale herangezogen, die re- nationalen (Berufs-)Bildungsberichterstattung Verwendung
           gressionsanalytisch zur Erklärung der jeweiligen Einmün- findet (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2012,
           dungsquoten in betriebliche Berufsausbildung (s. u.) bei- S. 109; Hucker 2012, S. 64f.).
           trugen. Hierzu zählten Bevölkerungsdichte, Größenstruktur         Im Rahmen der traditionellen ANR-Berechnung zählen
           und Tertiarisierungsgrad der Ausbildungsbetriebe, Arbeits- als erfolglose Ausbildungsplatznachfrager ausschließlich
           marktlage, Ausländeranteil, Abiturientenquote und Kohor- bei der Arbeitsverwaltung registrierte Bewerber, die zum
           tenstärke der Schulabgänger (als Ausdruck einer größeren Stichtag 30. September (mehrere Wochen nach Beginn des
           Konkurrenz unter den ausbildungsinteressierten Jugendli- neuen Ausbildungsjahres) noch auf Ausbildungsplatzsuche
           chen). Eine Rolle spielten auch Großbetriebe in angrenzen- sind und sich zu diesem Zeitpunkt nicht in berufsvorberei-
           den Regionen, die ausbildungsinteressierte Jugendliche in tenden Maßnahmen, Schulen, Beschäftigungsverhältnissen
           das Umland locken und auf diese Weise die regionale Ein- o. ä. befinden. Statistisch wird eine Reduzierung erfolgloser
           mündungsquote beeinflussen. Die untersuchten Einfluss- Ausbildungsplatznachfrage somit auch durch die Bereitstel-
           faktoren vermochten 64 % der Varianz der regionalen Ein- lung zusätzlicher berufsvorbereitender Maßnahmenplätze
           mündungsquote aufzuklären. Die so herausgearbeiteten ausgelöst. Der jährlich zu beobachtende starke Abbau un-
           zwölf Ausbildungsmarkttypen verteilten sich zwischen West- versorgter Bewerber im Laufe des Monats September resul-
           und Ostdeutschland unterschiedlich – Ausdruck der im tiert überwiegend daraus, dass für die noch suchenden Be-
           Jahr 2008 noch besonders schwierigen Marktlagen in den werber Zwischenlösungen (Münk et al. 2010) gefunden
           neuen Bundesländern (Troltsch et al. 2009).                   werden; nur ein geringerer Teil mündet noch in eine Aus-
                                                                         bildungsstelle ein (Bundesagentur für Arbeit 2011a).
                                                                             Zwar sind in den Bildungs- und Berufsbildungsberich-
                                                                         ten erweiterte Angebots-Nachfrage-Relationen zu finden,
                                                                         bei denen auch die zum Stichtag noch Suchenden als Nach-

24                                       https://doi.org/10.5771/0342-300X-2013-1-23
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WSI MITTEILUNGEN 1/2013

TABELLE 1

Regionale Unterschiede in der Wirtschafts-, Sozial- und Bildungsstruktur
Angaben in Prozent

                                                                                                        Regionen in Deutschland1                              Mittelwerte
                                                                                                        Lagemaße                                               West/Ost
                                                                                                                                            Standard-
                                                                                    Minimum                Mittel          Maximum         abweichung     West          Ost

                                                                                        Sp.1                Sp.2               Sp.3           Sp.4        Sp.5          Sp.6

Wirtschaftsstruktur
    Beschäftigte im tertiären Sektor                                                    41,5                 65,3               86,6           8,7         64,8             67,7
    Beschäftigte in Großbetrieben (≥ 500 Mitarbeiter) 2008                                2,9                18,0               54,1           8,0
    Akademisierungsgrad unter den Beschäftigten                                           4,7                 9,2               22,1           3,4          9,0         10,0
    Arbeitslosenquote 30. September                                                       2,6                 7,0               14,7           2,8          6,1         10,6
    Ausbildungsquote der Wirtschaft                                                       3,9                 6,4                9,7           1,0          6,7             5,4
    Ausbildungsanteil in Dienstleistungsberufen                                         38,0                 54,6               72,6           6,8         55,9         49,4
    Ausbildungsanteil in Fertigungsberufen                                              24,9                 40,0               56,5           6,1         39,0         44,1
    Ausbildungsanteil des Handwerks                                                      17,0                28,9               42,0           5,0         29,7         25,6
Sozial- und Bildungsstruktur
    Bevölkerungsdichte (Personen/km2)                                                   44,8               416,7           3.880,4           581,4        451,8        275,3
    Anteil der Hilfsbedürftigen nach SGB II                                               2,0                 9,9               21,2           4,6          8,4         16,1
    Ausländeranteil                                                                       1,1                 7,4               19,4           4,1          8,6             2,5
    Bevölkerungsanteil der unter 25-Jährigen                                            18,4                 24,6               31,5           2,4         25,6         20,6
    Abiturientenquote                                                                    17,9                29,6               60,1           6,5         28,6         33,6
    Quote der Schulabgänger ohne Abschluss                                                3,6                 6,6               15,0           2,3          5,7         10,4
    Nichtstudienberechtigte Schulabgänger 2000–2010                                    –71,5               –14,7               +16,7          25,2         –2,7        –63,1
    Anteil Lehrstellenbewerber aus früh. Schulentlassjahren                             20,2                 45,3               66,0           8,7         43,8         51,1

    Relation zwischen der Zahl der Ausbildungsinteressierten
                                                                                        68,7               102,9               167,4          18,4         97,6        123,9
    und dem Umfang des aktuellen Schulabgängerjahrgangs

                                                                                                                     N = 176                             N = 141       N = 35

1
 Arbeitsagenturbezirke.
Alle Angaben beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf das Jahr 2010.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2011a, 2011b); Bundesinstitut für Berufsbildung (2011); Berechnungen des Autors.

frager mitgezählt werden, die sich in Zwischenlösungen                            senschaft 1977, S. 24) und auch später mehrfach kritisch
befinden. Doch werden auch hier alle erfolglosen Lehrstel-                        verwiesen (Brandes 1984; Behringer/Ulrich 1997; Ulrich
lenbewerber ignoriert, die ihre Suche wegen Aussichtslo-                          2006). Problematisch ist nicht nur, dass der Versorgungsgrad
sigkeit bereits vor dem Bilanzierungsstichtag abbrachen                           mit vollqualifizierenden Ausbildungsplätzen zu hoch ein-
(Eberhard/Ulrich 2010). Nach den Ergebnissen einer reprä-                         geschätzt wird. Es ist auch fraglich, ob die regionale Varianz
sentativen Bewerberbefragung lag ihre Zahl 2010 hochge-                           des Versorgungsgrads ausreichend valide erfasst wird. Denn
rechnet bei rd. 85.000. Sie übertraf damit sowohl die Zahl                        diese wird nicht nur durch differierende Marktlagen, son-
der offiziell Unversorgten (12.255) als auch die Zahl der                         dern auch durch unterschiedliche Verwaltungsstrategien
zum Stichtag 30. September noch Suchenden, die sich in                            im Umgang mit erfolglosen Ausbildungsstellenbewerbern
Zwischenlösungen befanden (72.342).                                               beeinflusst: Werden berufsvorbereitende Plätze eingerichtet,
                                                                                  steigt statistisch der Versorgungsgrad mit vollqualifizieren-
                                                                                  den Berufsausbildungsplätzen; bleibt dies aus, verringert er
                                                                                  sich. Zudem ist zu vermuten, dass Ausbildungsstellenbe-
                                                                                  werber ihre Suche in schwierigen Ausbildungsmarktregio-
3. Messung der regionalen Integrations-                                           nen häufiger frühzeitig abbrechen als in günstigen Regionen.
   fähigkeit                                                                          Für die Berufsbildungsforschung heißt dies, dass ihr
                                                                                  keine ausreichend validen Bezugsgrößen zur Berechnung
Auf die eingeschränkte Validität einer derart restriktiven                        des Versorgungsgrades zur Verfügung stehen. Heineck et al.
Messung erfolgloser Nachfrage wurde bereits im ersten Be-                         (2011, S. 2f.) nutzten als alternative Referenzgröße die Zahl
rufsbildungsbericht (Bundesminister für Bildung und Wis-                          der aktuellen Schulabgänger, ergänzt um standardi-

                                                                              https://doi.org/10.5771/0342-300X-2013-1-23                                                          25
                                                                       Generiert durch IP '46.4.80.155', am 15.11.2021, 22:50:23.
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AUFSÄTZE

TABELLE 2

Indikatoren zu den regionalen Ausbildungsmarktverhältnissen und zum Integrationsgrad
Angaben in Prozent

                                                                                                               Regionen in Deutschland                               Gemeinsame
                                                                                                                Lagemaße                                           Varianzanteile (r 2)
                                                                                                                                                       Standard-
                                                                                              Minimum              Mittel           Maximum           abweichung   AQI             EQI

                                                                                                 Sp.1               Sp.2               Sp.3               Sp.4     Sp.5           Sp.6

Angebots- bzw. Ausbildungsmarktverhältnisse
   Angebots-Nachfrage-Relation (ANR) – traditionelle Definition                                  90,5              101,5               120,9               3,3     27,4            15,6
   Angebots-Nachfrage-Relation (ANR) – erweiterte Definition                                     74,6               89,8               113,8               6,4     73,4            62,5
   AQI = Angebote je 100 Ausbildungsinteressierte                                                49,4               68,7                89,1               8,7       –             96,0
Integrationsgrad
   Anteil der versorgten Nachfrager – traditionelle Definition                                    87,5              98,0                99,9               2,2     16,1            18,1
   Anteil der versorgten Nachfrager – erweiterte Definition                                      72,6               86,6                 97,9              5,4     71,9            72,6
   EQI = Einmündungsquote der Ausbildungsinteressierten                                           47,5              66,3                85,6               8,0     96,0              –
Zahl der Regionen (Arbeitsagenturbezirke)                                                                                                         176

Ergebnisse für 2010. Den offiziellen Indikatoren sind die Alternativen mit Bezug auf alle institutionell erfassbaren ausbildungsinteressierten Personen
gegenübergestellt (kursiv hervorgehoben).

Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2011a); Bundesinstitut für Berufsbildung (2011); Berechnungen des Autors.

                                          sierte, gestufte Anteile der Abgänger aus den drei Vorjahren                        ren Schulabgängerkohorten in allen Regionen gleich hoch
                                          (als Näherungsgrößen für Altbewerber). Der Nachteil be-                             sind.
                                          steht jedoch darin, dass in dieser Größe auch nicht ausbil-                             Ulrich (2012a, S. 49ff.) schlägt demgegenüber vor, als
                                          dungsinteressierte Personen enthalten sind. Zudem ist nicht                         Referenzgröße die Gesamtzahl aller institutionell erfassbaren
                                          davon auszugehen, dass die Altbewerberanteile aus frühe-                            ausbildungsinteressierten Personen heranzuziehen. Den Vor-
                                                                                                                              teil, damit auch all jene erfolglosen Bewerber zu berück-
ABB. 1                                                                                                                        sichtigen, die vorzeitig resignieren, wertet er höher als den
                                                                                                                              Nachteil, dass in dieser Größe Personen enthalten sein kön-
Regionale Einmündungsquoten ausbildungsinteressierter Jugendlicher                                                            nen, die ihr Interesse im Laufe des Jahres aus freiwilligen
(EQI) in den Jahren 2005 und 2010                                                                                             Stücken fallen lassen (ebd., S. 59). Die Gesamtzahl aller
Angaben in Prozent                                                                                                            ausbildungsinteressierten Personen lässt sich berechnen,
     über 80 %           70 % bis u. 80 %            60 % bis u. 70 %                50 % bis u. 60 %       unter 50 %        indem zur Zahl der neuen Ausbildungsverträge die bei der
                                                                                                                              Arbeitsverwaltung registrierten Bewerber hinzuaddiert wer-
                                                                                                                              den, welche nach der Verbleibstatistik der Arbeitsverwal-
                     2005                                                                       2010
                                                                                                                              tung nicht in eine Berufsausbildungsstelle einmündeten.
                                                                                                                                   Die resultierende Größe kann zum einen dafür genutzt
                                                                                                                              werden, um an ihr die Zahl der (betrieblichen und/oder
                                                                                                                              außerbetrieblichen) Ausbildungsplatzangebote zu relativie-
                                                                                                                              ren. Damit entsteht ein Indikator für die Angebots- bzw.
                                                                                                                              Marktverhältnisse (AQI = Angebotsquote zugunsten der
                                                                                                                              Ausbildungsinteressierten). Zum anderen kann an ihr auch
                                                                                                                              die Zahl der erfolgreichen Ausbildungsplatzsuchenden re-
                                                                                                                              lativiert werden. Hierüber wird ein Indikator für den Ver-
                                                                                                                              sorgungs- bzw. Integrationsgrad gewonnen (EQI = Einmün-
                                                                                                                              dungsquote der Ausbildungsinteressierten).
                                                                                                                                   In Tabelle 2 werden die beiden Indikatoren (AQI und
                                                                                                                              EQI) den offiziellen Indikatoren gegenübergestellt. Die Be-
                                                                                                                              rechnungen beziehen sich auf die regionalen Ausbildungs-
                                                                                                                              marktverhältnisse und Integrationsgrade im Jahr 2010. Die
                                                                                                                              AQI- und EQI-Werte fallen niedriger aus und sind zudem
Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2011a), Bundesinstitut für Berufsbildung (2011);                            Mitteilungen
Berechnungen des Autors.                                                                                                      durch eine stärkere regionale Streuung gekennzeichnet. Die
                                                                                                                              regionalen Disparitäten wären demnach größer, als es sich

26                                                                              https://doi.org/10.5771/0342-300X-2013-1-23
                                                                         Generiert durch IP '46.4.80.155', am 15.11.2021, 22:50:23.
                                                                  Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.
WSI MITTEILUNGEN 1/2013

TABELLE 3

Korrelate (Produkt-Moment-Korrelationen) der regionalen Ausbildungsmarktverhältnisse und Einmündungsquoten in duale
Berufsausbildung im Jahr 2010

                                                                                                                              Angebote je
                                                                                                                                                                            Einmündungs-
                                                                                                                   100 Ausbildungsinteressierte (AQI)
                                                                                                                                                                            quote in duale
                                                                                                                                                darunter:                  Berufsausbildung
                                                                                                           Angebote
                                                                                                                                                                                 (EQI)
                                                                                                          insgesamt               betriebliche         außerbetriebliche

                                                                                                              Sp.1                     Sp.2                   Sp.3               Sp.4

Ausbildungsplatzangebote im dualen System
   Angebote je 100 Ausbildungsinteressierte (AQI)                                                              –                     ,806***                ,239**             ,980***
   betriebliche Angebote je 100 Ausbildungsinteressierte (AQIb)                                            ,806***                       –                  –,382***           ,784***
   außerbetriebliche Angebote je 100 Ausbildungsinteressierte (AQIa)                                       ,239**                  –,382***                    –               ,244**
Sonstige Ausbildungsformen (Landeszahlen)
   Plätze im Übergangssystem je 100 nichtstudienberechtigte Schulabgänger                                 –,296**                  –,121                    –,264**           –,253**
   Plätze in Schulberufen je 100 nichtstudienberechtigte Schulabgänger                                     ,218*                   –,281**                  ,802***            ,217*
Sonstige regionale Merkmale
   Anteil der Hilfsbedürftigen nach dem SGB II                                                            –,141                    –,482***                 ,570***           –,130
   Ausländeranteil in der Bevölkerung                                                                     –,155                      ,159*                  –,504***          –,145
   Anteil der Ausbildungsstellenbewerber mit deutscher Staatsangehörigkeit                                 ,169*                   –,133                    ,449***            ,164*
   Anteil der Ausbildungsstellenbewerber mit türkischer Staatsangehörigkeit                               –,237**                    ,046                   –,446***          –,230**
   ostdeutsche Region                                                                                      ,262**                   -,244**                  ,811***           ,241**

N = 176 Regionen (Arbeitsagenturbezirke).
Da es sich um eine Totalerhebung handelt, werden bedeutsame Zusammenhänge nicht über statistische Signifikanztests identifiziert, sondern anhand des
Umfangs gemeinsamer Varianz hervorgehoben (* = r2 > 2,5%, ** = r2 > 5%, *** = r2 > 10%).

Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2011a, 2011b); Statistisches Bundesamt (2012); Bundesinstitut für Berufsbildung (2011); Berechnungen des Autors.

in den offiziellen Indikatoren widerspiegelt. Zudem zeigt
die Berechnung der gemeinsamen Varianzanteile (ermittelt                          4. Regionale Integrationsfähigkeit im
über die quadrierten Korrelationskoeffizienten), dass AQI                            empirischen Spiegel
und EQI nur partiell mit den offiziellen Indikatoren kova-
riieren. Sie spiegeln somit Aspekte der Markt- und Versor-                        4.1 Ergebnisse auf Basis amtlicher Daten
gungslagen wider, die in den offiziellen Indikatoren zum
Teil nicht enthalten sind.                                                        In Abbildung 1 wird zunächst dargestellt, wie hoch die Ein-
    Die gemeinsame Varianz zwischen dem AQI- und EQI-                             mündungsquoten in den 176 Arbeitsagenturbezirken in
Indikator ist dagegen – wie Spalte 5 der Tabelle 2 zeigt – sehr                   den Jahren 2005 und 2010 ausfielen. Die drei Bezirke Berlins
groß (96 %). Ein solch enger Zusammenhang ist nur mög-                            sind dabei zu einer Region zusammengefasst.
lich, wenn in der überwiegenden Zahl der Regionen deut-                               Demnach hat sich die Lage in jüngerer Zeit verbessert.
liche Angebotsengpässe gegeben sind und somit die „stille                         Im Schnitt lagen die Einmündungsquoten (EQI) 2010 um
Reserve“ unter den ausbildungsinteressierten Jugendlichen                         7,9 Prozentpunkte höher als 2005. Mit der allgemeinen Ni-
hoch ist: Ein höheres Angebot zieht dann gleichsam auto-                          veauverschiebung verringerte sich jedoch nicht das Ausmaß
matisch eine höhere Besetzungsquote nach sich.                                    der regionalen Disparitäten: Die Varianz (Standardabwei-
    Unter Verwendung der AQI- und EQI-Indikatoren wol-                            chung) der Einmündungsquoten betrug 2010 8,0 Prozent-
len wir nachfolgend näher untersuchen, wie der Integrati-                         punkte und war damit größer als 2005 (7,3). Dabei fielen
onsgrad in den einzelnen Regionen ausfällt, welche Ein-                           die Einmündungsquoten im Osten Deutschlands im Schnitt
flussgrößen sich abzeichnen und wie die so gemessenen                             (70,1 %) höher aus als im Westen (65,3 %). Dort übertrafen
Ausbildungsmarktverhältnisse die Chancen einzelner aus-                           wiederum die Mittelwerte für Bayern (73,0 %), Schleswig-
bildungsplatzsuchender Jugendlicher bestimmen. Dabei                              Holstein (72,6 %) und Hamburg (80,0 %) deutlich die
nutzen wir sowohl amtliche Daten (4.1) als auch Daten aus                         Durchschnittswerte für Bremen (59,9 %), Nordrhein-West-
einer repräsentativen Befragung von jungen Erwachsenen                            falen, Niedersachsen (jeweils 60,2 %) und Hessen (60,1 %).
aus dem Jahr 2011 (4.2).                                                              Auf die entscheidende Rolle des Ausbildungsangebots
                                                                                  für die Höhe der Einmündungsquote wurde in Tabelle 2
                                                                                  bereits hingewiesen. Tabelle 3 zeigt darüber hinaus,

                                                                              https://doi.org/10.5771/0342-300X-2013-1-23                                                                27
                                                                       Generiert durch IP '46.4.80.155', am 15.11.2021, 22:50:23.
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AUFSÄTZE

           dass neben dem betrieblichen (Spalte 2) auch das außerbe-                                                 lative Bedeutung des lediglich teilqualifizierenden Über-
           triebliche Ausbildungsplatzangebot mit einer höheren Ein-                                                 gangssystems ab (r = -,264). Zum Umfang der im Schulbe-
           mündungsquote korreliert (Spalte 3). Allerdings scheint der                                               rufssystem bereitgestellten Plätze besteht dagegen eine stark
           regionale Umfang des außerbetrieblichen Angebots weniger                                                  positive Korrelation (r = ,802). Diese Effekte kommen, wie
           stark von der (defizitären) Höhe des betrieblichen Lehrstel-                                              weitere (in Tabelle 3 nicht aufgeführte) Analysen zeigen,
           lenangebots abzuhängen (r = -,382) als von der Sozialstruk-                                               durch die spezifischen Strategien der ostdeutschen Länder
           tur in der Bevölkerung, gemessen am Anteil der Hilfsbe-                                                   zustande, die ihren Landeskindern nicht nur mehr außer-
           dürftigen nach dem Sozialgesetzbuch Zweites Buch (SGB II)                                                 betriebliche, sondern im Schnitt auch mehr vollqualifizie-
           (r = ,570). Hierin spiegelt sich die institutionelle Logik des                                            rende Plätze im Schulberufssystem bereitstellten (vgl. auch
           Sozialgesetzbuchs Drittes Buch (SBB III), welche die Bereit-                                              Fritsche/Quante-Brandt 2012, S. 69).
           stellung außerbetrieblicher Plätze nicht an den Umfang des                                                    Die Zusammenhangsanalysen in Tabelle 3 deuten dar-
           betrieblichen Lehrstellenmangels, sondern an soziale Grün-                                                auf hin, dass regional differierende institutionelle Regelun-
           de knüpft (§§ 76 – 78 SGB III).                                                                           gen zugleich unterschiedliche Opportunitätsstrukturen für
               Lediglich in den ostdeutschen Regionen wurden bis                                                     verschiedene Bevölkerungsgruppen erzeugen, die in
           2010 außerbetriebliche Plätze in größerer Zahl auch für                                                   Deutschland ungleich verteilt sind. Ob sich damit aber die
           sogenannte Marktbenachteiligte bereitgestellt. Dies erklärt                                               schlechteren Chancen (z. B. von Migranten) erschöpfend
           den starken West-Ost-Effekt (r = ,811). Im Osten kompen-                                                  erklären lassen, lässt sich mit einer Analyse von Aggregat-
           sierten die außerbetrieblichen Plätze betriebliche Lehrstel-                                              daten, wie sie hier Verwendung fanden, nicht beantworten.
           lendefizite in einem Maße, dass im Schnitt höhere Einmün-                                                 Zum Abschluss soll deshalb die Bedeutung unterschiedli-
           dungsquoten in duale Berufsausbildung verzeichnet werden                                                  cher Ausbildungsmarkt- und Angebotslagen für die Inte-
           konnten als in Westdeutschland.                                                                           grationschancen ausbildungsinteressierter Jugendlicher an
               In Regionen mit hohem Ausländeranteil bzw. in Regio-                                                  einem Individualdatensatz untersucht werden. Er stammt
           nen mit hohem Lehrstellenbewerberanteil türkischer Her-                                                   aus der BIBB-Übergangsstudie 2011 (www.bibb.de/de/
           kunft gab es zwar keinen größeren betrieblichen Lehrstel-                                                 wlk61284.htm).
           lenmangel als anderswo, doch wurden hier besonders wenig
           außerbetriebliche Kompensationsangebote bereitgestellt.                                                   4.2 Ergebnisse der BIBB-Übergangsstudie 2011
           Deshalb fielen die Einmündungsquoten in duale Berufsaus-
           bildung niedriger als in anderen Regionen aus.                                                            Bei der BIBB-Übergangsstudie 2011 handelt es sich um eine
               Wie Tabelle 3 weiterhin zu entnehmen ist, nimmt mit                                                   repräsentative, über das Mobilfunknetz durchgeführte Re-
           größerem außerbetrieblichen Ausbildungsangebot die re-                                                    trospektivbefragung von rd. 5.500 18- bis 24-jährigen Per-
                                                                                                                     sonen zu ihrer Bildungs- und Berufsbiografie. Detaillierte
                                                                                                                     methodische Hinweise zum Untersuchungsansatz finden
               ABB. 2                                                                                                sich bei Eberhard et al. (2013). Die Analysen im Rahmen
                                                                                                                     der hier interessierenden Fragestellung konzentrieren sich
               Übergang in Ausbildung1 nach Angebotslage2                                                            auf jene 1.850 Probanden, die die allgemeinbildende Schu-
               Angaben in Prozent                                     Angebotsquote (AQI) bis unter 55 %             le ohne Studienberechtigung verließen und nach einer Mög-
                                                                      Angebotsquote 65 % und mehr                    lichkeit zum Beginn einer dualen Berufsausbildung suchten.
                                                                                                                     61 % dieser Probanden verfügten über einen mittleren, 39 %
                                         100                                                                         maximal über einen Hauptschulabschluss. Der Anteil der
                                          90                                                                         Frauen betrug 39 %, die Quote der Personen mit Migrati-
                                          80                                                                         onshintergrund lag bei 26 %. Das Schulabgangsjahr vari-
           Kumulierte Einmündungsquote

                                          70                                                                         ierte zwischen 2000 und 2011.
                                          60                                                                             Da von den Probanden das Bundesland bekannt war, in
                                          50                                                                         dem sie die Schule verlassen hatten, konnten auf dieser
                                          40                                                                         Ebene die AQI-Indikatoren (Ausbildungsangebote je 100
                                          30                                                                         Ausbildungsinteressierte) für das betreffende Abgangsjahr
                                          20                                                                         hinzugespielt werden. Untersucht wurde, wem ein unmit-
                                          10                                                                         telbarer Übergang in duale Berufsausbildung gelangq bzw.
                                           0                                                                         wie lange es bis zum Beginn einer Berufsausbildung dauer-
                                               1.   7.    13.   19.    25.   31.   37.    43.   49.     55.    61.
                                                                                                                     te. In Abbildung 2 werden zunächst die Ergebnisse einer
                                                     Monat nach Verlassen der allgemeinbildenden Schule
                                                                                                                     Kaplan-Meier-Schätzung dargestellt. Verglichen werden die
              1
               Entwicklung der kumulierten Einmündungsquote (1-Überleben) in duale                                   kumulieren Einmündungsdauern für zwei Gruppen: Für
              Berufsausbildung. n = 1.250 (AQI < 55:n = 540; AQI ≥ 65:n = 710).
              2
               In Abhängigkeit von der Angebotslage zu Beginn
              der Suche (Kaplan-Meier-Schätzung).
                                                                                                      Mitteilungen
              Quelle: BIBB-Übergangsstudie (2011)
              (www.bibb.de/de/wlk61284.htm).
                                                                                                                     q Das heißt innerhalb der ersten sechs Monate.

28                                                                     https://doi.org/10.5771/0342-300X-2013-1-23
                                                                Generiert durch IP '46.4.80.155', am 15.11.2021, 22:50:23.
                                                         Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.
WSI MITTEILUNGEN 1/2013

TABELLE 4

Determinanten des Übergangserfolgs nichtstudienberechtigter Schulabgänger, die beim Verlassen der allgemeinbildenden
Schule nach einem dualen Ausbildungsplatz suchten

                                                                                                    Sofortiger Übergang in Ausbildung1                         Übergangsdauer 2

                                                                                       Modell 1                     Modell 2                Modell 3               Modell 4

                                                                                       nur                            ohne
                                                                                                                                          Gesamtmodell          Gesamtmodell
                                                                                 Regionalvariablen              Regionalvariablen

                                                                                            eß                           eß                    eß                     eß

Angebote im dualen Berufsbildungssystem (Bundesland)
    betriebliches Lehrstellenangebot (AQIb)                                               1,029***                       –                    1,035***              1,014**
    außerbetriebliches Lehrstellenangebot (AQIa)                                          1,044***                       –                    1,042***              1,018**
Sonstige Regionalindikatoren (Bundesland)
    Abiturientenquote3                                                                     ,971***                       –                     ,981*                 ,996
    Angebote im Übergangssystem4                                                           ,985**                        –                     ,977***               ,990***
Schulische Vorbildung
    Hauptschulabschluss                                                                    –                            ,594***                ,512***               ,766***
    (bessere) Durchschnittsnote                                                            –                           2,049***               1,895***              1,241***
Individuelles Berufswahl- und Suchverhalten
    betriebliche Ausbildung war prioritäres Ziel                                           –                           2,276***               2,325***              1,571***
    bei Betrieben beworben                                                                 –                           2,023**                1,974**               1,378**
    alternativ auch Schulberufsausbildung gesucht                                          –                            ,592***                ,599***               ,744***
    alternativ auch Beamtenausbildung gesucht                                              –                            ,721*                  ,679*                 ,762**
Herkunftsmerkmale und Geschlecht
    Eltern verfügen beide über keinen Ausbildungsabschluss                                 –                            ,658*                  ,680*                 ,749**
    mindestens 1 Elternteil ist qualifiziert erwerbstätig                                  –                           1,342**                1,288*                1,121*
    intensive Begleitung des Jugendlichen durch die Eltern                                 –                           1,398*                 1,387*                1,237**
    Migrationshintergrund                                                                  –                            ,673***                ,668***               ,859*
    weibliches Geschlecht                                                                  –                            ,570***                ,530***               ,734***
Konstante                                                                               –1,607*                        –,822**               –2,226**                 –
Statistische Kenngrößen
    R2 (Nagelkerke)                                                                        ,041                         ,219                   ,251                   –
    p Gesamtmodell (chi2 bei df=15 )                                                       ,000                         ,000                   ,000                  ,000
    n                                                                                     1.850                        1.850                 1.850                  1.850

1
  binäre logistische Regression.
2
  Cox-Regression.
3
  Schulabgängeranteil.
4
  Plätze im schulischen Berufsvorbereitungs- und -grundbildungsjahr je 100 nichtstudienberechtigte Schulabgänger.
Ɨ p < ,100 * p < ,050 ** p < ,010 *** p < ,001 (einseitige Tests).

Quelle: BIBB-Übergangsstudie 2011 (www.bibb.de/de/wlk61284.htm).

die einen standen in ihrer Region bis zu 55 (betriebliche                        dadurch bedingt sein, dass sich beide Gruppen in erfolgs-
und außerbetriebliche) Angebote je 100 Ausbildungsinter-                         relevanten Merkmalen (z. B. Schulabschluss) unterscheiden.
essierte zur Verfügung, während es für die anderen 65 oder                       Um dies auszuschließen, wurden in einem zweiten Schritt
mehr waren.                                                                      multivariate Modelle berechnet. Neben den Regionalindi-
    Wie Abbildung 2 zeigt, gelingt in den Regionen mit                           katoren wurden Bildungsabschlüsse, ethnische und soziale
schwieriger Marktlage noch nicht einmal der Hälfte ein                           Herkunft, Geschlecht und das Bewerbungsverhalten der
unmittelbarer Übergang in Berufsbildung, während es in                           Jugendlichen berücksichtigt.
der anderen Gruppe drei Fünftel sind. Die zuerst genannte                            Zunächst wurden die Regionalindikatoren und die sons-
Gruppe benötigt über den gesamten Beobachtungszeitraum                           tigen Merkmale in zwei getrennten binären Regressions-
hinweg stets rund ein Jahr länger, um mit der Einmündungs-                       modellen auf ihre Erklärungskraft für einen unmittelbaren
quote der Jugendlichen aus besseren Marktlagen gleichzu-                         Übergang hin überprüft (Modelle 1 und 2 in Tabelle 4), an-
ziehen. Die Ergebnisse deuten somit auf einen starken Effekt                     schließend in einem dritten Modell gemeinsam aufgenom-
der regionalen Herkunft hin. Allerdings könnte er primär                         men. Ergänzend wurde in einem vierten Modell die

                                                                             https://doi.org/10.5771/0342-300X-2013-1-23                                                       29
                                                                      Generiert durch IP '46.4.80.155', am 15.11.2021, 22:50:23.
                                                               Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.
AUFSÄTZE

            ABB. 3                                                                                           der BIBB-Übergangsstudie lediglich auf der Ebene der 16
                                                                                                             Länder abbilden lässt, sodass ein nicht unerheblicher Teil
            Direkter Übergang in Ausbildung nach                                                             der regionalen Marktunterschiede nivelliert wird.w
            Angebotslage1                                                                                        Aus rein numerischer Perspektive wirken die Effektko-
            Angaben in Prozent                                                                               effizienten (eß) der beiden AQI-Variablen nicht besonders
                               Realschulabschluss, kein Migrationshintergrund                                groß, doch ist dies allein auf das zugrunde liegende Skalen-
                               Realschulabschluss, Migrationshintergrund                                     niveau zurückzuführen. Immerhin gilt nach Modell 3, dass
                               Hauptschulabschluss, kein Migrationshintergrund                               die individuellen Chancen (odds), sofort in Ausbildung ein-
                               Hauptschulabschluss, Migrationshintergrund                                    zumünden, um 3,5 % steigen, wenn das betriebliche Ange-
                                                                                                             bot vor Ort um einen Platz je 100 Ausbildungsinteressierte
                               60                                                                            höher ausfällt. Da die Chancen bzw. odds, definiert als rech-
                               55                                                                            nerisches Verhältnis von Wahrscheinlichkeit zur Gegen-
                               50
                                                                                                             wahrscheinlichkeit, in der Praxis etwas sperrig zu interpre-
           Einmündungswahr-

                               45
              scheinlichkeit

                               40                                                                            tieren sind, wird nachfolgend für vier Beispiele dargestellt,
                               35
                               30                                                                            welche Zugangswahrscheinlichkeiten (definiert in Äquiva-
                               25                                                                            lenz zur Alltagssprache) sich in Abhängigkeit vom betrieb-
                               20
                               15                                                                            lichen Ausbildungsangebot aus Modell 3 ableiten. Alle vier
                               10                                                                            Beispiele beziehen sich auf den hypothetischen Ausgangsfall
                                5
                                0                                                                            einer (weiblichen) Ausbildungsplatzsuchenden mit durch-
                                     47              51          55           59         63            67
                                          Betriebliche Angebote je 100 Ausbildungsinteressierte (AQIb)
                                                                                                             schnittlichen Schulnoten, die eine duale Berufsausbildung
                                                                                                             als prioritäres Bildungsziel verfolgt und deren Eltern selbst
            1
             Wahrscheinlichkeit des unmittelbaren Übergangs in duale Berufsausbildung in                     keiner qualifizierten Erwerbstätigkeit nachgehen. Bei der
            Abhängigkeit von der Höhe des betrieblichen Ausbildungsplatzangebots. Alle
            Varianten beziehen sich auf den Fall einer weiblichen Ausbildungsplatzsuchen-                    Berechnung der Zugangswahrscheinlichkeit werden Schul-
            den mit dualer Ausbildung als prioritärem Bildungsziel, deren Eltern selbst
            keiner qualifizierten Erwerbstätigkeit nachgehen.
                                                                                                             abschluss und Herkunft dieser Person variiert (Abbildung 3).
            Quelle: BIBB-Übergangsstudie (2011)
                                                                                                                 Der Abstand der vier Kurven vermittelt zunächst einen
                                                                                              Mitteilungen
            (www.bibb.de/de/wlk61284.htm).                                                                   plastischen Eindruck, wie sehr die Ausbildungschancen
                                                                                                             durch schulische Vorbildung und Herkunft geprägt werden.
                                                                                                             Die beträchtlichen Steigungen der vier Kurven verweisen
           Übergangsdauer mittels eines semiparametrischen Regres-                                           auf den starken Einfluss der Angebotslage vor Ort. Fast lässt
           sionsmodells (Cox-Regression) analysiert.                                                         sich eine 1:1-Parität ausmachen: Mit jedem zusätzlichen
               Modell 1 spiegelt den Effekt der Regionen ohne Kontrolle                                      Ausbildungsangebot (je 100 Ausbildungsinteressierte vor
           der individuellen Merkmale wider. Sowohl ein höheres be-                                          Ort) steigt die Erfolgschance der hier untersuchten Beispiel-
           triebliches als auch ein höheres außerbetriebliches Angebot                                       fälle um knapp 1 %.
           vor Ort steigern die Erfolgschancen der ausbildungsinteres-
           sierten Jugendlichen auf einen unmittelbaren Übergang,
           während ein höherer Abiturientenanteil (als Indikator ver-
           stärkter Konkurrenz mit schulisch Höherqualifizierten) und
           ein höheres Angebot teilqualifizierender Plätze im Über-                                          5. Diskussion
           gangssystem sie schmälern. Modell 2 belegt – einmal mehr
           und wie aus vielen Studien bereits bekannt – signifikante                                         Die hier vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass als Folge un-
           Einflüsse der schulischen Vorbildung, der Herkunft und des                                        terschiedlicher Ausbildungsmarktlagen und differierender
           Geschlechts und verweist zugleich auf die hohe Relevanz                                           Strategien der Länder bei der Kompensation fehlender be-
           des Berufswahl- und Suchverhaltens.                                                               trieblicher Lehrstellen beträchtliche Zugangsdisparitäten
               Durch ihre Vereinigung innerhalb des Modells 3 verliert                                       entlang der regionalen Herkunft und Kohortenzugehörig-
           keine der Determinanten ihre statistische Signifikanz, und                                        keit erzeugt werden. Von einer Chancengerechtigkeit beim
           die mit Modell 3 erklärte Varianz (R2 = ,251) setzt sich
           rechnerisch beinahe additiv aus den beiden R2-Werten der
           Modelle 1 (R2 = ,041) und 2 (R2 = ,251) zusammen. Dies
           verweist auf den weitgehend eigenständigen, von sozialer                                          w Nach weiteren, in Tabelle 4 nicht aufgeführten Berechnun-
           Herkunft und sonstigen Aspekten unabhängigen Einfluss,                                              gen erzielt der AQI-Indikator allein (betriebliche und außer-
                                                                                                               betriebliche Angebote zusammengefasst) eine Varianzauf-
           den die regionalen Ausbildungsmarktverhältnisse beim                                                klärung von R2 = ,020 und ist damit deutlich erklärungs-
           Übergang Schule-Berufsausbildung ausüben. Vergleichba-                                              trächtiger als die traditionelle Angebots-Nachfrage-Relation
           res gilt für die in Modell 4 untersuchte Gesamtdauer bis                                            (ANR), die zu einem R2 = ,009 führt. Dies kann als ein Beleg
                                                                                                               für die höhere (Kriteriums-)Validität des AQI-Indikators ge-
           zum erfolgreichen Beginn einer Berufsausbildung (Mo-
                                                                                                               wertet werden. Ein Vergleich mit der erweiterten ANR ist
           dell 4). Die Ergebnisse sind umso bemerkenswerter, als sich                                         mangels verfügbarer Daten nicht möglich (erweiterte ANR-
           die regionale Varianz als Folge des Untersuchungsdesigns                                            Berechnungen sind erst seit 2007 durchführbar).

30                                                            https://doi.org/10.5771/0342-300X-2013-1-23
                                                       Generiert durch IP '46.4.80.155', am 15.11.2021, 22:50:23.
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WSI MITTEILUNGEN 1/2013

 Zugang in duale Berufsausbildung kann allein schon aufgrund der regional „aber von begrenztem Ausmaß“ und weniger bedeutsam als bei den ANR-
 divergierenden Angebotsverhältnisse keine Rede sein. Die Forderung, für Indikatoren. Gleichwohl bleiben die Weiterentwicklung valider Regional-
„ausbildungsreife“, aber erfolglose betriebliche Lehrstellenbewerber ein voll- indikatoren und – darauf aufbauend – die Analyse der regionalen Herkunft
 qualifizierendes außerbetriebliches Kompensationsangebot zu institutio- als eine Ungleichheit erzeugende Determinante wichtige Forschungsdesi-
 nalisieren und überflüssige Eintritte in das Übergangssystem zu vermeiden, derate (Fritsche/Quante-Brandt 2012, S. 67).
 steht deshalb weiterhin auf der Reformagenda (Busemeyer 2012; Klemm
 2012).
     Regionaleffekte beim Ausbildungszugang wurden bislang noch zu we-
 nig untersucht. Insbesondere fehlen Ansätze, die nicht nur regionale Un-
 terschiede beim Umfang des Ausbildungsangebots, sondern auch hinsicht-
 lich seiner Struktur (entlang von Berufen, Branchen, Betriebsgrößen, LITERATUR
Ausbildungsformen) in den Blick nehmen. Strukturelle Angebotsunter- Abicht, L./Lüdigk, R./Schönfeld, P. (2010): Regionale Bildungsmärkte – Bedeu-
 schiede bilden sehr wahrscheinlich einen wesentlichen Transmissionsrie- tung in Bildungstheorie und -praxis, in: Berufsbildung in Wissenschaft und
 men für Ungleichheiten, die entlang von Merkmalen wie Geschlecht, sozi- Praxis 39 (6), S. 6 – 9
                                                                               Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2012): Bildung in Deutschland 2012,
 aler oder ethnischer Herkunft beobachtbar sind. So dürften z. B. die          Bielefeld
 Erfolgschancen junger Frauen in Regionen, in denen verarbeitendes Ge- Behringer, F./Ulrich, J. G. (1997): Die Angebotsabhängigkeit der Nachfrage
 werbe vorherrscht, geringer ausfallen als in vom Dienstleistungssektor ge- nach Ausbildungsstellen als Problem bei der Vorausschätzung der zukünftigen
                                                                               Nachfrage, in: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 30 (3),
 prägten Regionen. In Abschnitt 4.1 zeigte sich, dass Migranten wohl auch
                                                                               S. 612 – 619
 deshalb geringere Ausbildungschancen haben, weil sie in Regionen mit Beicht, U. (2011): Junge Menschen mit Migrationshintergrund: Trotz intensiver
 geringem außerbetrieblichen Ausbildungsangebot leben (Eberhard/Ulrich Ausbildungsstellensuche geringere Erfolgsaussichten, BIBB REPORT (16),
 2011; Ulrich 2012b). Ein „regionalisierender Zugang“ sollte also die Theo- Bonn
                                                                               Bogai, D./Seibert, H./Wiethölter, D. (2008): Duale Ausbildung in Deutschland:
 riebildung zur Bildungsungleichheit in vielfältiger Weise „stimulieren“, wie Die Suche nach Lehrstellen macht junge Menschen mobil, IAB-Kurzbericht (9),
 Seibert et al. (2009, S. 617) es formulierten.                                Nürnberg
     Einer der Gründe für das bisherige Forschungsdefizit resultiert aus ei- Brandes, H. (1984): Die Berufsstartprobleme der geburtenstarken Jahrgänge,
                                                                               in: Apel, H./ Brandes, H./Brandherm-Böhmker, R./Brosi, W. H./Frackmann, M./
 nem Mangel an validen Kennziffern zu den regionalen Ausbildungsmarkt-
                                                                               Heimann, K./ Luce, R./Postel, C./ Rosemann, E./Sauter, E./ Schierholz, H./ Stieg-
 verhältnissen, gerade auch in Hinblick auf die Abbildung beruflicher Teil- ler, B./ Stooß, F./Weg, M./Westhoff, G. (Hrsg.): Keine Arbeit – keine Zukunft?,
 märkte. In einigen Untersuchungen wurde bislang ersatzweise auf Frankfurt a. M., S. 61 – 76
Arbeitsmarktindikatoren zurückgegriffen (Diehl et al. 2009; Hupka-Brun- Bundesagentur für Arbeit (2011a): Arbeitsmarkt in Zahlen. Ausbildungsstellen-
                                                                               markt. Bewerber und Berufsausbildungsstellen. September, Nürnberg
 ner et al. 2011). Doch die demografischen Veränderungen entkoppeln die        Bundesagentur für Arbeit (2011b): Strukturdaten und Indikatoren, Nürnberg
 Entwicklungen zwischen beiden Märkten (Bogai et al. 2008; Abicht et al. Bundesinstitut für Berufsbildung (2011): Neu abgeschlossene Ausbildungsver-
 2010). So konstatierte der Bildungsbericht 2012 „regionale Besetzungseng- träge. Ausgewählte Ergebnisse der BIBB-Erhebung zum 30. September 2010,
 pässe für Ausbildungsplatzangebote“ nicht nur in „sehr dynamischen Be- http://www.bibb.de/de/56539.htm
                                                                               Bundesminister für Bildung und Wissenschaft (Hrsg.) (1977): Berufsbildungs-
 zirken in Westdeutschland mit guter Arbeitsmarktlage“, sondern grotes- bericht 1997, Bonn
 kerweise „am ehesten in ostdeutschen Bezirken mit starker Arbeitslosigkeit“ Busemeyer, M. (2009): Wandel trotz Reformstau, Frankfurt a. M.
 (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2012, S. 109). Betrug die ge- Busemeyer, M. (2012): Reformperspektiven der beruflichen Bildung, Berlin
                                                                               Diehl, C./Friedrich, M./Hall, A. (2009): Jugendliche ausländischer Herkunft
 meinsame Varianz zwischen Arbeitslosenquote und der Angebotsquote
                                                                               beim Übergang in die Berufsausbildung, in: Zeitschrift für Soziologie 38 (1),
 zugunsten ausbildungsinteressierter Jugendlicher (AQI) in den Arbeits- S. 48 – 67
 agenturbezirken 2006 noch 16 %, lag sie 2010 bei nur noch 3 %. Umso           Dietrich, H./Gerner, H.-D. (2008): Betriebliches Ausbildungsverhalten und Ge-
 dringlicher stellt sich die Aufgabe, die Entwicklung verlässlicher Ausbil- schäftserwartungen, in: Sozialer Fortschritt 57 (4), S. 87 – 93
                                                                               Eberhard, V./Beicht, U./Krewerth, A./Ulrich, J. G. (2013): Perspektiven beim
 dungsmarktindikatoren voranzutreiben.                                         Übergang Schule-Berufsausbildung. Methodik und erste Ergebnisse der BIBB-
     Die hier vorgestellten Angebotsquoten mit Bezug auf alle institutionell Übergangsstudie 2011, Bonn (im Erscheinen)
 erfassbaren ausbildungsinteressierten Personen stellen gegenüber traditi- Eberhard, V./Ulrich, J. G. (2010): Übergänge zwischen Schule und Berufsaus-
                                                                               bildung, in: Bosch, G./Krone, S./Langer, D. (Hrsg.): Das Berufsbildungssystem
 onellen Berechnungsformen eine Verbesserung dar. Sie vermitteln eine
                                                                               in Deutschland, Wiesbaden, S. 133 – 164
 realistischere Vorstellung vom tatsächlichen Versorgungsgrad und scheinen Eberhard, V./Ulrich, J. G. (2011): „Ausbildungsreif“ und dennoch ein Fall für
 gerade auch in Hinblick auf die Analyse individueller Ausbildungschancen das Übergangssystem?, in: Krekel, E. M./Lex, T. (Hrsg.): Neue Jugend? Neue
 von bedeutsamer Erklärungskraft zu sein (vgl. auch Beicht 2011, S. 12). Ausbildung?, S. 97 – 112
                                                                               Fritsche, M./Quante-Brandt, E. (2012): Soziale Ungleichheit in der vollqualifi-
 Gleichwohl sind auch sie mit Mängeln behaftet. Wie bei der ANR-Berech-
                                                                               zierenden beruflichen Bildung, Düsseldorf
 nung bleiben erfolglose Lehrstellenbewerber, aber auch erfolglos angebo- Heineck, G./Kleinert, C./Vosseler, A. (2011): Regionale Typisierung: Was Ausbil-
 tene Ausbildungsplätze unberücksichtigt, sofern sie bei der Bundesagentur dungsmärkte vergleichbar macht, IAB-Kurzbericht (13), Nürnberg
 für Arbeit nicht registriert waren. Zudem werden Ausbildungsangebote          Hillmert, S. (2010): Betriebliche Ausbildung und soziale Ungleichheit, in: Sozi-
                                                                               aler Fortschritt 59 (6 – 7), S. 167 – 174
 und -verträge betriebsortbezogen, die Lehrstellenbewerber dagegen wohn- Hucker, T. (2012): Regionale Entwicklung der Berufsbildung, in: Bundesinstitut
 ortbezogen gezählt, und die Verwaltungsgrenzen der Arbeitsagenturbezir- für Berufsbildung (Hrsg.): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2012, Bonn,
 ke sind nicht mit den faktischen Grenzen voneinander unterscheidbarer S. 64 – 68
                                                                               Hupka-Brunner, S./Gaupp, N./Geier, B./Lex, T./Stalder, B. E. (2011): Chancen
 Märkte identisch (Bogai et al. 2008, S. 3; Abicht et al. 2010, S. 6). Deshalb
                                                                               bildungsbenachteiligter Jugendlicher, in: Zeitschrift für Soziologie der Erzie-
 können die Indikatoren durch interregionale Mobilität verzerrt werden. hung und Sozialisation 31 (1), S. 62 – 78
 Nach Ulrich (2012a, S. 63) sind die daraus resultierenden Verzerrungen Klemm, K. (2012): Was kostet eine Ausbildungsgarantie?, Gütersloh

                                                                 https://doi.org/10.5771/0342-300X-2013-1-23                                                31
                                                          Generiert durch IP '46.4.80.155', am 15.11.2021, 22:50:23.
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AUFSÄTZE

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Münk, D./Rützel, J./Schmidt, C. (Hrsg.) (2010): Labyrinth Übergangssystem,                 Ulrich, J. G. (2012b): Institutionelle Mechanismen der (Re-)Produktion von
Bonn                                                                                       Ausbildungslosigkeit, in: Siebholz, S./Schneider, E./Busse, S./Sandring, S./
Seibert, H./Hupka-Brunner, S./Imdorf, C. (2009): Wie Ausbildungssysteme                    Schippling, A. (Hrsg.): Prozesse sozialer Ungleichheit, Bildung im Diskurs,
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Troltsch, K./Walden, G. (2010): Beschäftigungsentwicklung und Dynamik des
                                                                                           AUTOR
betrieblichen Ausbildungsangebots, in: Zeitschrift für Arbeitsmarktforschung
4 (2), S. 107 – 124
                                                                                           JOACHIM GERD ULRICH, Dr. rer. pol., Dipl.-Psych., ist wissenschaftlicher Di-
Troltsch, K./Walden, G./Zopf, S. (2009): Im Osten nichts Neues? BIBB REPORT
                                                                                           rektor im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Bonn. Arbeitsschwerpunk-
(12), Bonn
                                                                                           te: Berufswahl-, Ausbildungsmarkt- und Übergangsforschung.
Ulrich, J. G. (2006): Wie groß ist die Lehrstellenlücke wirklich? Vorschlag für ei-
nen alternativen Berechnungsmodus, in: Berufsbildung in Wissenschaft und
                                                                                                ulrich@bibb.de
Praxis 35 (3), S. 12 – 16
Ulrich, J. G. (2012a): Indikatoren zu den Verhältnissen auf dem Ausbildungs-

32                                                                 https://doi.org/10.5771/0342-300X-2013-1-23
                                                            Generiert durch IP '46.4.80.155', am 15.11.2021, 22:50:23.
                                                     Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.
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