RESSOURCENEFFIZIENZ SCHWERGEWICHT STOFFFLÜSSE - ENAW-FACHTAGUNG 2020 - DR. THOMAS BÜRKI THOMAS BÜRKI GMBH
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EnAW-Fachtagung 2020 Ressourceneffizienz Schwergewicht Stoffflüsse Dr. Thomas Bürki Thomas Bürki GmbH 9.11.2020
Verbesserungsprozess in der EnAW • Standardisiertes Vorgehen in den Bereichen Steigerung der Energieeffizienz und Reduktion der CO2-Emissionen • Prozessanalyse • Identifikation von Verbesserungsmassnahmen • Quantifizierung der Massnahmen Realisierungsprogramm • Festhalten in Zielvereinbarung Zielpfad für • Energieeffizienz • CO2-Intensität / CO2-Fracht
Monitoring in der EnAW • Standardisiert entsprechend Richtlinien Bund • Im Monitoringbericht sind dargestellt: • Energieverbrauch nach Energieträgern • Gewichteter Gesamtenergieverbrauch • Energieeffizienz • CO2-Fracht • CO2-Intensität
Stoffflüsse • Ziel: Reduktion des Verbrauchs von (v.a. nicht erneuerbaren) Ressourcen und der Umweltbelastung aufgrund von Stoffflüssen • Vorgehen analog zur Energieeffizienz • Prozessanalyse • Verbesserungspotentiale • Massnahmenplan • Monitoring = Erfolgskontrolle • Fernziel: Entwicklung einer Ressourcen-Effizienz- Kennzahl
Von Stoffflüssen zu Stoffkreisläufen • Ressourceneffizienz wird zunehmend zum gesellschaftlichen Thema • Ressourceneffizienz erscheint als politisches Thema am Horizont • Ressourceneffizienz wird zunehmend zu einem Wirtschaftsfaktor. Aussagen von Unternehmern: • Langlebigkeit ist gefordert • Nachhaltigkeit ist Wettbewerbsvorteil • Rohstoffe sind viel zu billig • (Produkte) Ausleihen statt verkaufen
Stoffkreisläufe schliessen, aber wie? • Handeln auf mehreren Niveaus • Optimierung der Produktion • Schliessen der Stoffkreisläufe über das Unternehmen hinaus ("Sekundär-Rohstoff-Wirtschaft") • Einführen Ecodesign
Von Stoffflüssen zu Stoffkreisläufen Minimierung von Material- Redesign verbrauch und Abfällen Level 1 Level 2 Level 3 Eco-Design Reduktion Internes Externes Modifikation durch Prozess- Recycling Recycling Produkt optimierung Material-Art Material-Menge Wiederverwend- barkeit
Wo stehen wir heute? BS HS RS 1 RS 2 Produktionsprozess RS 3 Produkt Elektrizität Foss. Brst. Wärme Abwärme Abfälle Nutzung Abfall Fernwärme Wärme KVA Stromnetz Elektrizität Abwärme Schlacke Umwelt Emissionen Deponie
Schritt 1: Prozessoptimierung Ebene Betrieb BS HS RS 1 RS 2 Produktionsprozess RS 3 Produkt Prozessoptimierung Elektrizität Foss. Brst. Wärme Abwärme Abfälle Nutzung Abfall Fernwärme Wärme KVA Stromnetz Elektrizität Abwärme Schlacke Umwelt Emissionen Deponie
Von Abfällen zu Sekundär-Rohstoffen BS HS RS 1 RS 2 Produktionsprozess RS 3 Produkt Prozessoptimierung Elektrizität Foss. Brst. Wärme Abwärme Abfälle Nutzung Wärme Abfall Abfallzerlegung z.B. Plagazi Emissionen Umwelt Elektrizität H2 CO2 Schlacke Deponie H2- CO2-Gas- Landwirt- Mobilität Wirtsch. wirtsch. schaft Syngas Sequestr.
Verbesserungen am Kernprodukt: Ecodesign BS HS RS 1 RS 2 Produktionsprozess RS 3 Produkt Prozessoptimierung Elektrizität Foss. Brst. Wärme Abwärme Abfälle Nutzung Recycling
Schritt 4: Neue Geschäftsmodelle • Nicht mehr Produkte verkaufen wie heute, sondern deren Nutzen • Textilien ( Wäscheria), Schuhe, … • UNIDO: Chemical Leasing (https://chemicalleasing.org/what- chemical-leasing) • Chemical Leasing ist ein alternativer Ansatz, der das Geschäftsmodell "auf den Kopf stellt": Rendite steigt nicht mit mehr verkauftem Volumen, sondern mit weniger • Geschäftserfolg hängt nicht vom verkauften Chemikalien- Volumen ab, sondern von der Dienstleistung den die Chemikalien erbringen
Stoffkreisläufe, Grundsätze • Wie kommt man von Stoffflüssen zu Stoffkreisläufen? • Grundsätzlich: Umdenken – Verhaltensänderung • Jüngere Generationen verlangen schonenden Umgang mit Ressourcen • Ziele • Langlebigkeit • Reparierbarkeit • Neue Geschäftsmodelle
Stoffkreisläufe, Vorgehen I • Bestandsaufnahme = Prozessanalyse • Systematische Aufnahme, welche Wege Stoffe durch das Unternehmen nehmen. Was passiert wo? • Materialbilanz erstellen • Identifizieren von Stellen, wo/warum Abfälle entstehen • Erarbeiten von Verbesserungsmassnahmen • Implementieren der Massnahmen • Monitoring/Erfolgskontrolle
Stoffkreisläufe, Vorgehen II • Kriterien bei der Stofffluss-Analyse • Grösse des Stoffflusses • Kosten des Stoffflusses • Toxizität/Umweltbelastung des Stoffflusses • Rechtliche Rahmenbedingungen für den Stofffluss
Stoffkreisläufe, Vorgehen III • Ausführen einer Materialfluss-Analyse • Analog zur Energiefluss-Analyse • Ziel definieren • Abgrenzungen (Systemgrenze festlegen) • Prozessschritte definieren • Qualitatives Stofffluss-Diagramm • Menge je Strom erfassen Stromtabelle • Interpretieren, Schlüsse ziehen • Massnahmen realisieren
Stoffkreisläufe, Systemabgrenzung Luftfilter Vorbehandlung Primer Trocknen Spritzen Dampferzeuger Reinigung Systemgrenze
Stoffkreisläufe, Vorgehen III • Ausführen einer Materialfluss-Analyse • Analog zur Energiefluss-Analyse • Ziel definieren • Abgrenzungen (Systemgrenze festlegen) • Prozessschritte definieren • Qualitatives Stofffluss-Diagramm • Menge je Strom erfassen Stromtabelle • Interpretieren, Schlüsse ziehen • Massnahmen realisieren
Stoffkreisläufe, qualitative Stoffflüsse Farbe, Verdünner, Detergenz, Filter, Luft, Abklebband, Filter, Luft Farbe Verdünner Luftfilter Luft, Farbe, Verdünner Luft, Verdünner Ölige Teile Vorbehandlung Primer Trocknen Fertige Teile Spritzen Feuchte saubere Teile Teile Werkzeuge Wasser Dampferzeuger Reinigung Abschlämmung Verdünner Abfall- Druckluft Systemgrenze Verdünner
Stoffkreisläufe, Vorgehen III • Ausführen einer Materialfluss-Analyse • Analog zur Energiefluss-Analyse • Ziel definieren • Abgrenzungen (Systemgrenze festlegen) • Prozessschritte definieren • Qualitatives Stofffluss-Diagramm • Menge je Strom erfassen Stromtabelle • Interpretieren, Schlüsse ziehen • Massnahmen realisieren
Stoffkreisläufe, Stromtabelle Input Output Strom Name Menge Einheit Strom Name Menge Einheit E1 ölige Teile 20'400 kg A1 fertige Teile 20'000 kg E2 Wasser 9'500 m3 A2 darauf Farbe 800 kg E3 Detergenz 60 l A3 Abwasser 50'000 kg E4 Farbe 4'000 kg A4 Öl, Schlamm 793 kg E5 Verdünner 2'000 A5 Staub 100 kg E6 Abklebband 450 Rolle A6 Abfallverdünner 1'400 kg E7 Filter 100 kg A7 Filter 2'700 kg E8 Verdünner 3'000 kg A8 Abdeckmaterial n.q. E9 Luft 59'000'000 m3 A9 Abluft 101'000'000 m3 E10 Druckluft 39'000 m3
Stoffkreisläufe, Vorgehen III • Ausführen einer Materialfluss-Analyse • Analog zur Energiefluss-Analyse • Ziel definieren • Abgrenzungen (Systemgrenze festlegen) • Prozessschritte definieren • Qualitatives Stofffluss-Diagramm • Menge je Strom erfassen Stromtabelle • Interpretieren, Schlüsse ziehen • Massnahmen realisieren
Stoffkreisläufe, Vorgehen IV • Erfolgskontrolle • Wirkung der realisierten Massnahmen erfassen und ausweisen
Stoffkreisläufe, Vorgehen V
Stoffkreisläufe, Vorgehen V
Ressourceneffizienz in der Zementherstellung • Beispiel Jura Cement Fabriken • Herstellung von Zementklinker • Brennen von Kalkstein und Mergel (aus dem Steinbruch) im Drehrohrofen bei 1'450°C • Grosser Brennstoffbedarf für Brennen • 630'000 MWh/a (entspr. rund 40'000 – 65'000 Wohnungen) • Grosser Strombedarf für Mahlen und Luft/Abgas- Förderung • 74'500 MWh/a (entspr. rund 16'500 Haushalten) • Daher ist Prozessoptimierung eine kontinuierliche Aufgabe
Prozessoptimierung bei Jura Cement (Wildegg) • Von 2012 bis 2019 wurden 113 Massnahmen realisiert • Dadurch • Reduktion des Brennstoffverbrauchs • Reduktion des Elektrizitätsverbrauchs • Reduktion des Rohmaterialverbrauchs • Abwärmenutzung • Intern: im Prozess • Extern: Fernwärme • Weitergehende Abwärmenutzung • Restliche Abwärme in Strom umwandeln
Steigerung der Energieeffizienz Jura Cement
Verlauf Energieverbrauch bei Jura Cement 160'000 Energieverbrauch 150'000 140'000 130'000 120'000 110'000 100'000 Steinkohle Elektrizität 90'000 80'000 70'000 60'000 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
Auswirkungen bei der Zementherstellung • Einsatz alternativer Brenn- (und Roh-)stoffe bedeutet • Reduktion des Verbrauchs fossile Energieträger • Reduktion CO2 • Reduktion Rohmaterialverbrauch aus dem Steinbruch • Steigerung der Ressourceneffizienz
Das Beispiel elis/Wäscheria • Das Unternehmen ist eine gewerbliche Wäscherei • Die ankommende Wäsche wird sortiert und dann in die Waschtrommel gegeben • Wärmezufuhr ab Gaskessel • Nach Wäsche • Pressen (= Entwässerung) • Tumbler • Mangel • Zusammenlegen
Massnahmen bei elis/Wäscheria • Das Unternehmen setzte viele Massnahmen um, um den Betrieb möglichst ökologisch zu machen • Energie • Maximale WRG aus dem heissen Wasser und der Abluft • Stoffflüsse • Schwergewicht Wasser • Mehrfachnutzung • Waschmittel • Je nach Wäsche wird das Waschmittel individuell aus Grundsubstanzen zusammengemischt
elis/Wäscheria: Geschäftsmodell • Die Wäsche ist nicht im Besitz der Nutzer, sondern im Besitz der Wäscherei ( Vermietung sauberer Wäsche) • Der Übergang von Einweg-Wäsche zu wieder- verwendbarer Wäsche ist vollbracht • Daher im Interesse der Wäscherei • Hohe Textilqualität ( lange Lebensdauer, hoher Abriebwiderstand) • Geringer Energie- und Ressourcenverbrauch • Schonende Behandlung
Was lernen wir? I • Materialeffizienz ist für Unternehmen ebenso interessant wie die Energieeffizienz – aber die Materialkosten sind um Faktoren grösser auch der Nutzen • Ressourceneffizienz ist ein Thema, das auf der politischen Agenda erscheint • PI 20.433 "Stärkung der Kreislaufwirtschaft" verlangt u.a.: • Dauerhafte Verbesserung der Ressourceneffizienz • Abfälle müssen stofflich verwertet werden, wenn dies technisch möglich und wirtschaftlich tragbar ist • Stofflich verwertet werden müssen insbesondere …
Was lernen wir? II • Wie bei der Energieeffizienz können wir durch proaktives Handeln Notwendigkeiten in Chancen verwandeln und den Handlungsbedarf "der Politik" reduzieren • Bei der Materialeffizienz stehen wir, wo die Energie- effizienz ca. Mitte der 90er-Jahre stand. Erkenntnisse: • Es sind grosse Potentiale vorhanden • Die Massnahmen zum Ausschöpfen der Potentiale sind rentabel • Das Handeln in diesem Bereich hat auch eine gesellschaftliche Dimension • Das frühzeitige Handeln reduziert zukünftige Risiken (auch) im Bereich des Ressourcenverbrauchs
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