Rheumatische Erkrankungen unter der Pandemie - Rheumatoide Arthritis axiale Spondyloarthritis Riesenzellarteriitis
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Rheumatische Erkrankungen unter der Pandemie Rheumatoide Arthritis axiale Spondyloarthritis Riesenzellarteriitis Dr. Edmund Edelmann
Diagnose und Therapie der Rheumatoiden Arthritis (RA) Covid-19 Infektion und Entzündlich Rheumatische Erkrankungen (ERE) Aktueller Wissenstand • zur Krankheitslast, zur Rate an schweren Covid-19 Verläufen • zur Impfantwort • zu Impfdurchbrüchen
Rheumatoide Arthritis • Prävalenz ca. 0,9 %, Frauen 3 x häufiger betroffen • Manifestationsgipfel: Frauen 55. - 64. Lebensjahr Männer 65. - 74. Lebensjahr Prof. Klaus Krüger • Aber 2/3 der RA-Patienten in der Praxis < 65 Jahre! • Partiell unbekannte Ätiologie, genetische Disposition • Bisher unheilbar, aber Remission häufig erreichbar • Inadäquat behandelt bedeutet: - hohe Krankheitslast - fortschreitend – destruktiv - invalidisierend - lebensverkürzend
Fallbeispiel Der typische Fall – R. W. 29 jährige Sekretärin • Erstvorstellung beim HA mit Gelenkschmerzen in den Finger- und Zehengelenken (v. a. nachts), anfangs intermittierend, dann konstant vorhanden, dazu seit einigen Wochen Abgeschlagenheit. Routinelabor: BSG mit 27 mm/h erhöht. Verordnung von Ibuprofen. • Nach zwei Wochen erneute Vorstellung: Jetzt tastbare Schwellung der Fingergrundgelenke 2 u. 3 beidseits sowie linkes Handgelenk – Schmerzen tendenziell zunehmend, einstündige Morgensteife in den Gelenken. Wie gehen Sie weiter vor?
Fallbeispiel Der typische Fall – R.W. 29 jährige Sekretärin • Noch beim Hausarzt wurde zusätzlich der Rheumafaktor bestimmt (mit 122 U positiv), BSG auf 44 mm/h angestiegen. Im sonstigen Labor normochrome Anämie (Hb 10,9 g/dl). • Termin beim Rheumatologen vereinbart, zur Überbrückung Verordnung von 10 mg Prednisolon*, bedarfsweise Ibuprofen 600 mg und Pantoprazol. • Noch vor dem FA-Termin zusätzliche Schwellung beide Handgelenke, der Fingermittelgelenke und linkes Sprunggelenk, Arthralgien in sämtlichen Gelenken. * Cave: Nur bei hohem Leidensdruck und Terminnot zu empfehlen, da dadurch der Ausgangsstatus möglicherweise verschleiert wird.
Fallbeispiel R. W. – wie ging es weiter? • Beim Rheumatologen weiche fluktuierende Schwellungen in folgenden Gelenken: MCP* 2 – 5 bds., PIP* 2 -5 beidseits, beide Handgelenke, MTP*-Gelenke 2 – 4 re., li. Sprunggelenk • Sonographisch Synovitis der Gelenkinnenhaut in den genannten Gelenken, noch keine Hinweise auf knöcherne Defekte.
Fallbeispiel R. W. – wie ging es weiter? • Beim Rheumatologen weiche fluktuierende Schwellungen in folgenden Gelenken: MCP* 2 – 5 bds., PIP* 2 -5 beidseits, beide Handgelenke, MTP*-Gelenke 2 – 4 re., li. Sprunggelenk • Sonographisch Synovitis der Gelenkinnenhaut in den genannten Gelenken, noch keine Hinweise auf knöcherne Defekte. • Kernspintomographie der dominanten (stärker betroffenen) rechten Hand
Kernspintomographie bei Rheumatoider Arthritis Knochenmarksödem Erosionen Synovitis
Fallbeispiel R. W. – wie ging es weiter? • Beim Rheumatologen weiche fluktuierende Schwellungen in folgenden Gelenken: MCP* 2 – 5 bds., PIP* 2 -5 beidseits, beide Handgelenke, MTP*-Gelenke 2 – 4 re., li. Sprunggelenk • Sonographisch Synovitis der Gelenkinnenhaut in den genannten Gelenken, noch keine Hinweise auf knöcherne Defekte. • Kernspintomographie der dominanten (stärker betroffenen) rechten Hand • Rö. beide Hände/ Vorfüße ? Weichteilschwellungen u. eine gelenknahe Osteopenie • Laborchemisch BSG jetzt 55 m/h, CRP 3,9 mg/dl, Anti-CCP-AK 242 IU (= deutlich positiv).
Rheumaserologie 1) ACPA* (meist Anti-CCP-AK oder auch Vimentin-Antikörper, Anti-MCV-AK): Spezifität für RA 95 % – Sensitivität ca. 70 % 2) IgM-Rheumafaktor: Spezifität viel geringer, ähnliche Sensitivität 3) ACPA + RF positiv: Wahrscheinlichkeit einer RA > 99 % * Antikörper gegen citrullinierte Peptide
Fallbeispiel R. W. – wie ging es weiter? • Diagnose einer gesicherten seropositiven RA. • Beginn Basistherapie mit Methotrexat (Mtx) 15 mg/Woche subkutan, 1 Tbl. Folat 5 mg am Tag nach Mtx-Injektion. • Zusätzlich Beginn krankengymnastische Behandlung zur Wiederherstellung der Mobilität und Kräftigung der Muskulatur. • Prednisolon wegen der hohen Aktivität zuvor auf 20 mg erhöht, nach einer Woche Reduzierung auf 15 mg, nachfolgend alle 5 Tage Reduktion um 2,5mg, Absetzen von Prednisolon innerhalb von 6 Wochen . • Im weiteren Verlauf bei Ausbleiben einer Remission nach drei Monaten: Einsatz eines TNF-alpha-Inhibitors zusätzlich zu Mtx. • Remission 5 Monate nach Symptombeginn.
Diagnose der Rheumatoiden Arthritis: Ein Mosaik aus ... • Anamnese (diagnoseweisende Symptome) • Klinischem Befund (weiche Gelenkschwellung, Gelenkbefallsmuster) • Laborbefunden (bei der frühen RA häufiger nicht diagnoseweisend, negativ) • Befunden der bildgebenden Verfahren - Gelenksonographie - ggfs. Kernspintomographie (Erosionen, Knochenmarksödeme) - Konventionelles Röntgen Hände/ Vorfüße ? (Bei der frühen RA in der Regel o. B., aber für Differentialdiagnose wichtig (z.B. Fingerpolyarthrose/Hämochromatose/ Chondrocalcinose etc.), unter Biologika kein Verlaufsparameter mehr! • Ggfs. Gelenkpunktion (z.B. Synoviaanalyse aus Kniegelenkpunktat) Cave: ein arthroskopische Diagnostik, z. B. Synovialbiopsie ist als primäre Maßnahme nicht indiziert (unspezifische Resultate!)
Wichtigste entzündlich-rheumatische Differentialdiagnosen der beginnenden Rheumatoiden Arthritis • Parainfektiöse virale Arthritis (z. B. Hepatitis, Parvovirus B19) • Kollagenosen (v. a. SLE, Sjögren-Syndrom, Mischkollagenose etc.) • Psoriasis-Arthritis (RA-ähnliche Subgruppe) • Paraneoplastische Polyarthritis • Polymyalgia rheumatica mit Polyarthritis (DD: Altersform der RA)
Von der fatalen zur gut behandelbaren Erkrankung Therapieziele 2022: • Komplette klinische Remission. • Völliges Fehlen von radiologischen Schäden und Funktionsverlust. • Erhalt der Arbeitsfähigkeit und vollen Lebensqualität. Status nach 5 Jahren Verlauf unter Biologika 2017 - 2022 Prof. Klaus Krüger
Medikamentöse Behandlung bei V. a. Rheumatoide Arthritis durch den Hausarzt • Nicht-steroidale Antirheumatika mit Protonenpumpenhemmer oder Coxibe bei erhöhter gastrointestinaler Empfindlichkeit • Ggfs. Analgetica (v. a. Metamizol) bei NSAR-Gastropathie, Niereninsufffizienz, KHK oder Z.n. apoplektischem Insult In der Regel keine Opioid-Analgetica (bei RA wenig wirksam) i. m. NSAR wenig hilfreich (identisches Nebenwirkungsspektrum wie orale Therapie) Vor Überweisung möglichst keine Cortisontherapie, Verschleierung der Symptomatik für Rheumatologen, erschwerte Diagnostik mit Ultraschall u. MRT, vielfältige Langzeitnebenwirkungen
Wie setzt man Corticoide bei RA ein ? 1) Kombinationspartner in der Starttherapie bei hoch aktiver RA a) Low-dose-Strategie mit erhöhter Startdosis (Beginn 10 mg – 30 mg, zügige Reduktion, möglichst nicht länger als 6- maximal 12 Wochen 2) Kurzzeit-Stoßtherapie in Schubsituationen z. B. Start mit z. B. 15 mg - 30 mg, Reduzierungsschritte alle 3 - 5 Tage 3) Intraartikuläre Lokaltherapie, hoch effektiv – Triamcinolon 2-5 mg kleine Gelenke, 10 mg Carpus, Sprungglk. 20mg Schulter- Ellenbogenglk., 40mg Kniegelenk 4) Wichtig: Ausschleichen der Kortisontherapie so schnell wie möglich! Cave: Erhöhte Infektionsneigung/ cardio-vaskuläre Komplikationen/ Osteoporose/Diabetes bei Dauergabe.
Medikamentöse Therapie der RA - Übersicht con Analgetisch Antiphlogistisch Krankheits - Remissions- modifizierend auslösend Analgetika + Ø Ø Ø NSAR + ++ Ø Ø Corticoide Ø ++ + Ø csDMARDs Ø Ø ++ + konventionelle synthetische Basistherapeutika (z.B. Methotrexat, Leflunomid) TNF-Blocker Rituximab, Abatacept Ø (+) ++ ++ Interleukin-6-Rezeptorantag. (+) (+) ++ ++ JAK-Inhibitoren (+) (+) ++ ++
Welche Biologika werden bei RA eingesetzt ? 1) Infliximab TNF-alpha-Inhibitor 2) Etanercept TNF-alpha-Inhibitor 3) Adalimumab TNF-alpha-Inhibitor 4) Golimumab – Simponi® TNF-alpha-Inhibitor 5) Certolizumab – Cimzia® TNF-alpha-Inhibitor 6) Rituximab (RTX) Hemmstoff der B-Lymphozyten 7) Abatacept - Orencia® Hemmstoff der Aktivierung von T-Lymphozyten 8) Tocilizumab - RoActemra® Interleukin 6-Hemmstoff 9) Sarilumab - Kevzara® Interleukin 6-Hemmstoff Einsatz zu Beginn wenn möglich in Kombination mit MTX! außer Il 6 Antagonisten
Januskinase Inhibitoren – wirkgleich mit Biologika ® Tofacitinib - Xeljanz Upadacitinib - Rinvoq ® JAK 3 > 2 > 1 JAK 1 > 2 > 3 2 x 5 mg täglich 15mg/Tag kaum renale Elimination Baricitinib - Olumiant ® Fligotinib - Jyseleca ® JAK 2 – 1 > 3 JAK 1 2 bis 4mg täglich 100mg bzw. 200 mg/Tag
Eskalationsschema bei unzureichender Wirkung Modifiziert nach S2e – Leitlinie der DGRh 2018 Fiehn C et al., Z Rheumatol 2018; 77, Suppl. 2 Alternativ bei Kontraindikation Monotherapie MTX (15 mg/Wo) (+) Prednisolon oder Unverträglichkeit von MTX : 6 Wo Leflunomid MTX + Prednisolon ggf. Dosisanpassung Sulfasalazin 6 Wo 6 Wo Biologika/ JAK auf jeden Fall bei erosivem csDMARD-Kombination ((MTX + csDMARD)) Verlauf nur bei geringer Aktivität Ziel: Ausschleichen der Kortisontherapie bDMARD oder JAK-Inhibitor (+) MTX 3 Mo Wechsel auf bDMARD oder JAK-Inhibitor
Biologika und JAK-Inhibitoren– wichtigste Vorteile • Schnelle Wirksamkeit (v.a. JAK-Inhibitoren) • hohe Remissionsrate • Gute Wirksamkeit bei synthetischem DMARD-Versagen • Radiologische Null- (bzw. Nahenull-) Progression (v.a. Biologika) • Reduktion des kardiovaskulären Risikos (Biologika) • Verringerte Mortalität (Biologika) • Moderate Sicherheitsprobleme (Biologika abgesehen von RTX bei Covid-19) (weniger als Corticoide und csDMARDs)
Biologika-Therapie: Wichtigste Sicherheitsaspekte • Risiko für schwere Infektionen vor allem in der frühen Therapiephase und bei Risikopatienten (v.a. Diab. mellitus, hohe Kortisondosis, Interstitielle Lungenerkrankung, hohe Krankheitsaktivität) • Sehr selten Pneumonitis durch TNF-Blocker • Häufig Immunstimulation durch TNF-Blocker (Anstieg von ANA und z.B. Anti- DNS-Antikörper) sehr selten medikamentöser SLE oder Vaskulitis • Cave Diverticulitis-Komplikationen unter Il-6 Blockade • Kein erhöhtes Malignom-Risiko für Biologika (Ausnahme: gering erhöht für Hauttumoren, jährliche dermatologische Kontrolle empfehlenswert). • Kontraindikation für TNF-Inhibitoren bei Herzinsuffizienz NYHA III/IV.
Biologika-Therapie: Weitere wichtige Sicherheitsaspekte • TNF-Blocker Anwendung bei anamnestisch demyelinisierenden Erkrankungen (z. B. multiple Sklerose) nicht zu empfehlen. • Kritische Nutzen-Risikoabwägung bei Malignom-Anamnese sowie bei aktuellem Kinderwunsch. • Bei florider Infektion Therapieunterbrechung!
Bisherige Therapieeinschränkungen für Tofacitinib • Die EMA, der Rote Handbrief und Beipackzettel empfehlen seit Juni 2021 • Tofacitinib nicht mehr bei - Patienten ab 65 Jahren, - ehemaligen oder fortbestehenden Rauchern, - Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren oder - Risikofaktoren für bösartige Krebserkrankungen einzusetzen, außer es steht keine andere Therapiemöglichkeit zur Verfügung.
JAK-Inhibitoren in der Rheumatologie: ab 10.02.2022 Sicherheitsüberprüfung durch European Medicines Agency (EMA) wegen hoher Sicherheitsbedenken aufgrund • Phase 3 Studie Vergleich zwischen Tofacitinib und TNF-Blocker: erhöhte Morbidität und Mortalität für Tofacitinib: - erhöhtes kardiovaskuläres Risiko für Herzinfakt, Schlaganfall und Tod - erhöhte Risiko für an einem Carcinom zu erkranken - erhöhtes Mortalitätsrisiko auch für tiefe Venenthrombosen (VTE) und Lungenembolie • Vorläufige Ergebnisse einer Beobachtungsstudie, eines Vergleichs zwischen Baricitinib und TNF-Blocker weisen auf ein analoges Risiko für kardio-vaskuläre Komplikation und VTE hin. Cave: vorläufig kein Einsatz von JAK-Inhibitoren bei VTE und KHK in der Vorgeschichte bzw. erhöhtem Risiko für eine KHK oder venöse Thrombose
RA 2015 – wichtigste Todesursache: Komorbiditäten!
Systemerkrankung RA – Assoziationen und Komorbiditäten* Depression Fatigue (bis zu 30 % der Pat.) (bis zu 93 % der Pat.) Myokard-Infarkt Kardiovaskuläre Erkrankung Schlag- RA (ca. 2-fach erhöhtes Risiko für Herzinfarkt) anfall Anämie (bis zu 60 % der Patienten) Malignome Lunge Osteoporose (bis zu 2-fach erhöhtes v.a.ILD (bis zu 22 % der Pat. Risiko für Lymphome) * Etwa 80 % der RA-Patienten weisen ≥ 1 Komorbidität auf! modifiziert nach Kleinert
Interstitielle Lungenerkrankung und rheumatoide Arthritis • Häufigkeit: bei 60% der RA-Pat. ILD-Befunde im HR-CT, bei 6% Symptome der ILD • Überwiegend UIP-Muster (= Übliche Interstitielle Pneumonie) mit Fibrose und Honigwabenmuster • Seltener NSIP (=Nicht Spezifische Interstitielle Pneumonie) • Verdachtsdiagnose über Klinik (Belastungsdyspnoe), Lungenauskultation (Knisterrasseln), Lungenfunktion (FVC, DLCO ggf. reduziert), • Röntgen Thorax (nur bei ausgeprägtem Befund eindeutig)
Interstitielle Lungenerkrankung und rheumatoide Arthritis • Diagnose über HRCT der Lunge (ohne Kontrastmittel) oder Lungenbiopsie (bei unklaren Fällen) • Therapie in Kooperation mit Pneumologen: - Nintedanib (Ofev ) = antifibrotisch wirksam - Abatacept (Orencia ) oder - Tocilizumab (RoActemra) oder - Rituximab - Low-dose Kortisontherapie
Covid-19 Infektion und entzündlich rheumatische Erkankungen (ERE) • Besteht ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19 Verlauf durch die Einnahme von Immunsuppressiva bei ERE? • Besteht grundsätzlich ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf bei ERE? • Besteht eine verringerte Wirksamkeit von Impfungen bei ERE? • Bestehen vermehrte Impfdurchbrüche bei ERE?
Wahrscheinlichkeit für schlechten COVID-19-Verlauf unter Basistherapie Daten des Deutschen Covid-19-Rheuma-Registers über ein Jahr bei 2.274 Patienten mit chronisch-entzündlich rheumatischen Erkrankungen Kein DMARD Referenz: Leflunomid MTX-Monotherapie Antimalariamittel Sulfasalazin Immunsuppressiva* * Mycophenolatmofetil * Cyclophosphamid TNFα-Inhibitoren * Cyclosporin A * Azathioprin Abatacept Rituximab IL-6-Inhibitoren IL-17-, -23, -12/23-Inhibitoren JAK-Inhibitoren** ** erhöhte Rate an Komorbidität 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Odds ratio Regierer A et al., Arthritis Rheumatol 2021; 73 (Suppl 10): Abstr. 0102
Covid-19 Infektion und entzündlich rheumatische Erkankungen (ERE) • Basistherapien und Medikation mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf - Rituximab (Odds ratio 5,4) - synthetische Immunsuppressiva: Mycophenolatmofetil, Cyphosphamid, Cylsoporin A, Tacrolimus, Azathioprin >2mg/kg/Tag (Odds ratio 2,3) - Prednisolon > 10mg/Tag - vermutlich Abatacept (Odds ratio 1,3) Regierer A et al., Arthritis Rheumatol 2021; 73 (Suppl 10): Abstr. 0102
Sonderfall Rituximab (RTX) mit deutlich erhöhtem Risiko für einen schweren Covid-19 Verlauf • In der Regel unter RTX keine oder eine deutlich verringerte Impfantwort auf B-Zell Ebene • Zumindest in ca. 60 % bestehende T-Zellimpfantwort (ausreichender Schutz???) • Impfung wenn möglich 4 Wochen vor einer RTX-Infusion bzw. frühestens 4 Monate nach der letzten RTX-Infusion mit (unsicherem Erfolg) • Keine Neueinleitung von RTX bei der Indikation Rheumatoide Arthritis • Wenn vermeidbar, keine Fortsetzung der Therapie mit Rituximab während der Pandemie Aus den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) zur Prophylaxe und Behandlung einer frühen COVID-19 Infektion bei Patienten mit ERE vom 24.02.2022
Vorgehen bei Patienten unter Rituximab/ Immunsuppression und fehlender Impfantwort Bei fehlender Impfantwort unter RTX/Immunsuppression • Präexpositionsprophylaxe mit Antikörper-Infusion gegen SARS-CoV2 mit Tixagevimab/Cilgavimab (Evusheld ) = in Studien 83%ige Reduktion schwerer Verläufe bei Pat. mit Immundefizienz (Indikationsstellung in spez. Zentren: Krankenhaus Trostberg und KH München-Schwabing) Bei Covid-19 Erkrankung unter RTX/ Immunsuppression frühzeitig (innerhalb von 5 Tagen) Therapie mit antiviralen Medikamenten • Nirmatrelvir kombiniert mit Ritonavir (Paxlovid®) 2x2 Tbl. für 5 Tage • Molnupiravir (Lagevrio®) 4x2 Tbl. für 5 Tage außerhalb des Arzneimittelbudgets
Covid-19 Infektion und entzündlich rheumatische Erkankungen (ERE) • Besteht ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19 Verlauf durch die Einnahme von Immunsuppressiva bei ERE? • Besteht grundsätzlich ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf bei ERE?
Krankheitsassoziierte Aspekte, die eine erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19 Verlauf darstellen – Hohe (inflammatorische) Aktivität der Erkrankung – primäre und sekundäre Immundefizienz – relevante Organbeteiligung (z.B. Nieren-, Lungenbeteiligung) Aus den Empfehlungen der DGRh zur Prophylaxe und Behandlung einer frühen COVID-19 Infektion bei Patienten mit ERE vom 24.02.2022
Komorbiditäten bei ERE mit erhöhtem Risiko Adipositas (BMI > 30 kg/m2) kardiovaskuläre Erkrankungen (Herzinsuffizienz, Kardiomyopathie, KHK) chronische Lungenerkrankungen (v.a. Interstitielle Lungenerkrankung) chronische Nierenerkrankungen, insbesondere Dialysepatienten chronische Lebererkrankungen chronische neurologische Erkrankungen (inkl. Demenz) psychiatrische Erkrankungen (inkl. Depression, Schizophrenie) Diabetes mellitus Typ 1 oder 2 Immundefizienz bei Malignom unter antineoplastischer Therapie aktive TBC Aus Empfehlungen der DGRh zur Prophylaxe und Behandlung einer frühen COVID-19 Infektion bei Patienten mit ERE vom 24.02.2022
Covid-19 Infektion und entzündlich rheumatische Erkankungen (ERE) • Besteht ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19 Verlauf durch die Einnahme von Immunsuppressiva bei ERE? • Besteht grundsätzlich ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf bei ERE? • Besteht eine verringerte Wirksamkeit von Impfungen bei ERE?
Verringerte Impfantwort bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen The Octave-Trial, Pamela Kearns et al. Birmingham/London https://ssrn.com/abstract=3910058 Preprint Antikörpertiter gegen SARS-CoV2 nach der 2. Impfung • Healthy Controls (HC) = 10.451 im Vergleich zu Patienten mit • ANCA-assozierter Vaskulitis (AAV) = 38 und • Inflammatorischer Arthritis (IA) = 316 rheumatoide Arthritis und Psoriasisarthritis
Verringerte Impfantwort bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen Impaired immunogenicity to COVID-19 vaccines in autoimmune systemic diseases. High prevalence of non-response in different patients’ subgroups. Clodevo Ferri et al., Univ. Modena, Italy
Covid-19 Infektion und entzündlich rheumatische Erkankungen (ERE) • Besteht ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19 Verlauf durch die Einnahme von Immunsuppressiva bei ERE? • Besteht grundsätzlich ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf bei ERE? • Besteht eine verringerte Wirksamkeit von Impfungen bei ERE? • Bestehen vermehrte Impfdurchbrüche bei ERE?
Das Risiko für einen Impfdurchbruch ist bei allen entzündlich rheumatischen Erkrankungen deutlich erhöht Odds ratios (OR; 95% KI) für Durchbruchinfektionen bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen nach COVID-19-Impfung im Vergleich zu nicht-rheumatischen Erkrankten Patienten Durch- Unadj. p- Adj. Odds p- Werte (voll brüche/ Odds ratio Werte ratio geimpft) 1.000 Personen Kontrollen 26,00 0,63
Diagnose und Therapie der axialen und peripheren Spondyloarthritiden
Krankheitsformen der Spondyloarthritiden Axiale Spondyloarthritiden: Ankylosierende Spondylitis (AS) = früher M. Bechterew Nicht-röntgenologische axiale Spondyloarthritis (nr-axSpA) Spondylitis psoriatica Spondylitis bei CED (M.Crohn/ Colitis ulcerosa) – entweder nr-axSpaA oder AS Periphere Spondyloarthritiden: Arthritis, Enthesitis, Daktylitis = häufig HLA B27 assoziiert Reaktive Arthritiden
Epidemiologie der Ankylosierenden Spondylitis (AS) ► Prävalenz: 0,1 % -1,1 % ( ca. 0,5 % in der BRD) der Bevölkerung ► Hauptmanifestationsalter: zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr ► Männer erkranken 2x häufiger als Frauen Althoff et al., Z. Rheumatol 2006; 65: 688-699 Epidemiologie der nicht radiologischen axialen Spondyloarthritis (nr-axSpa) = zum Teil Vorstadium der AS ► Prävalenz nicht hinreichend untersucht ca. 0,5 % der Bevölkerung ► Männer und Frauen 1:1
Axiale Spondyloarthritis Nicht-radiologische Spondylitis ankylosans axiale Spondyloarthritis Keine Röntgenveränderungen Sacroiliitis Syndesmophyten Sacroiliitis, Spondylitis in der MRT Spondylitis im Röntgen Zeit (Jahre) Die nr-axSpa kann im Stadium der alleinigen MRT-Veränderungen bleiben und muss nicht zwangsläufig in eine AS übergehen.
Die Diagnose der axialen Spondyloarthritis ist ein Mosaik aus … Anamnese (entzündlicher Rückenschmerz, Enthesitis) Klinischem Befund (druckempfindliche ISG, Mennell positiv, eingeschränkte Wirbelsäulenbeweglichkeit, weiche Gelenkschwellung, typisches Gelenkbefallsmuster, druckempfindliche Enthesen, Augenbeteiligung) Laborbefunden (HLA B27 pos., leichte CRP-Erhöhung) Befunden der bildgebenden Verfahren - Kernspintomographie der ISG (= Frühdiagnostik), der LWS, der Gelenke, der Enthesen - B-Mode Sonographie mit Powerdoppler der Gelenke, Enthesen - konventionelles Röntgen der ISG, der LWS, der Gelenke (bei der frühen axialen Spondyloarthritis in der Regel o. B.) - meist nicht erforderlich: Knochenszintigraphie … und bei Krankheitsbeginn nicht trivial: noch immer Verzögerung der Diagnose um im Mittel ca. 6 Jahre
Axiale Spondyloarthritis Messmethoden zur Diagnostik und Verlaufsbeurteilung für den Hausarzt und Rheumatologen Prüfung: Finger-Boden-Abstand Druckempfindlichkeit der ISG und Mennell`sches Zeichen Beweglichkeitsmessung: Finger-Boden-Abstand Lumbaler Schober-Test (normal > 3 cm) Seitneigung LWS (normal > 15 cm) Intermalleoläre Distanz (normal > 100 cm) Thorakale Atembreite 4. ICR (normal > 5 cm) HWS-Rotation (normal > 70 Grad) Abstand Hinterhaupt-Wand (HWA) Hüftgelenkbeweglichkeit (Neutral-Null-Methode) Krankheitsaktivität BASDAI Funktionsstatus BASFI (Funktionsfragebogen)
Fallbeispiel 34 jährige Patientin mit tiefsitzenden LWS-Schmerzen Labor CRP wiederholt zwischen 0,7 und 1,2 mg/dl HLA B27 pos. (Überweisungsgrund) MRT Knochenmarksödeme bds. Röntgen LWS o. B.
Hilfestellung bei der Diagnostik für Hausarzt und Rheumatologe nach Rudwaleit Chronischer Rückenschmerz (≥ 3 Monate) 5% Krankheitswahrscheinlichkeit Entzündlich? (Hauptschmerz nachts/ Ruhe, besser + 4% bei Bewegung, Morgensteifigkeit > 60 min) AS-typische Befunde (Enthesitis, positive Familien- + 30 - 70% anamnese, Uveitis, alternierender Gesäßschmerz, asymmetrische Arthritis, guter Effekt von NSAR) HLA-B27 Bildgebung (MRT, Röntgen) + 95% Prozentzahlen geben die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens Spondylitis ankylosans einer AS/axSpa in Abhängigkeit von Symptomen/Befunden an
Verdacht auf Axiale Spondyloarthritis Überweisungskriterien für den Hausarzt: Entzündlicher Rückenschmerz plus Arthritis/ Daktylitis und/ oder Enthesitis und/ oder Psoriasis vulgaris und/ oder Uveitis und/ oder pos. HLA B27 und/ oder CRP-Erhöhung Ein pos. HLA B27 ist ohne typische Klinik kein hinreichender Überweisungsgrund. (Häufigkeit ca. 7 % der Bevölkerung, allerdings bei der AS 80 % - 95 % pos., bei der nr-ax Spa 60 % – 85 % pos.) In Abgrenzung zum degenerativen LWS-Syndrom ist das CRP begrenzt nur hilfreich und nur bei etwa bei 50 % der AS-Patienten (meist nur gering) erhöht,.
Krankheitsbild der axialen Spondyloarthritiden Frühphase: Entzündung der Iliosacralgelenke (MRT) Symptome: Tiefsitzende Rückenschmerzen Ausstrahlung dorsale Oberschenkel Meist Steifigkeit der LWS Frühmorgendliche, Ruheschmerzen Besserung bei Bewegung Morgensteifigkeit > 30 min. In der Regel (oft nur mäßiges) Ansprechen auf NSAR Enthesitiden (Sehnenansatzentzündungen Ferse etc.) Arthritiden (meist große Gelenke der unteren Extremitäten)
Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index = BASDAI (Patientenfragebogen zur Krankheitsaktivität) BASDAI > 4 = aktive Erkrankung Müdigkeit Axiale Schmerzen Gelenkschmerzen v. a. Enthesitis Morgensteifigkeit: Stärke Dauer
Frühdiagnostik der Sacroiliitis über Kernspintomographie Iliosacralgelenke bds. cor. T1w T1 FS +KM Prof. Ostendorf u. Dr. Scherer Prof. Ostendorf u. Dr. Scherer Sacroiliitis in T1-Wichtung mit Kontrastmittelanreicherung (KM), Knochenmarksödem = Osteitis v. a. im Bereich des Os sacrum
Axiale Spondyloarthritis (AS) Sacroiliitis Stadium 1 Sacroiliitis Stadium 2 Sacroiliitis Stadium 3, sog. buntes Bild Diskrete Sklerosierung Deutliche Sklerosierungen mit Erosionen der ISG und Sklerose, V. a. Sacroiliitis mit weitgehend unauff. ISG Engstellung, partieller Ossifikation nicht selten nach > 5 Jahren Spätstadium > 5 Jahre
Spätdiagnostik der axialen Spondyloarthritis = Spondylitis ankylosans Röntgenbefunde der Wirbelsäule Typische Befunde Kastenwirbel Syndesmophyten Glänzendes Eck („shining corner“)
Späteres Stadium der Spondylitis ankylosans Spondylitis anterior = Romanus-Läsion & Sacroiliitis im Stadium 2- 3
Spondylitis ankylosans – Klinisches Bild im Spätstadium …soweit sollte es nicht mehr kommen Typisches Bild des Spätstadiums: Versteifung der Wirbelsäule in der charakteristischen Fehlhaltung mit: Steilstellung des Beckens Brustkyphose Ventralneigung/ Hyperlordose der HWS Fixiertem Rundrücken Trommelbauch-------
Spondylitis psoriatica Typische „stierhornförmige“ Parasyndesmophyten * Häufig HLA B27 pos. Entzündlicher Rückenschmerz ISG oft nicht betroffen Seltener Einsteifung mit BWS-Kyphose ** Häufig die Gelenksymptomatik, die Psoriasisarthritis im Vordergrund, mit z. B. Daktylitis * Nagelpsoriasis oft diagnoseweisend * * Tüpfelnägel
Enthesitis bei axialer Spondyloarthritis Entzündliche Auflockerung der distalen AS, signalreich in der Bursitis subachillea STIR-Sequenz. Entzündlich bedingte Auflockerung der distalen Achillessehne, Signalarmut in T1-Wichtung.
Enthesitis bei axialer Spondyloarthritis Enthesitis (Achillessehne) Enthesitis Plantarfascie echoarme, ödematöse Auflockerung und Osteitis Calcaneus
Enthesitis trochanterica Psoriasis vulgaris, 53 J
Kooperatives Therapiekonzept der axialen Spondyloarthritis Hausarzt /Internist Rheumatologe Krankengymnastik Bewegungstherapie Funktionstraining (Deutsche Rheumaliga) Rehabilitations-Sport NSAR und Coxibe A n a l TNF-Alpha-Blocker g e IL 17-Antagonisten t i JAK-Inhibitoren c a Ambulante und stationäre Rehabilitation
Therapie der axialen Spondyloarthritiden unter Einbindung des Patienten NSAR und Coxibe, mit vorrangig langer Halbwertszeit (Meloxicam, Piroxicam und Etoricoxib) Bei niedrig aktiven Verläufen oft hinreichend wirksam Dauermedikation allerdings wegen bekannter kardio- vaskulärer, gastro-intestinaler und renaler Nebenwirkungen wenig empfehlenswert Einsatz von Coxiben anstelle von NSAR bei chronisch- entzündlicher Darmerkrankung (CED) und axSpa ? NSAR möglichst in Kombination mit Protonenpumpenhemmern
Therapie der axialen Spondyloarthritiden und der Polyarthritis bei CED Biologika bei unzureichendem Effekt von NSAR, hoher Krankheitsaktivität, BASDAI > 4,0 TNF-Blocker: Adalimumab, Certolizumab, Etanercept, Golimumab, Infliximab IL 17 Antagonisten: Sekukinumab, Ixekinumab JAK-Inhibitoren: Tofacitinib, Upadacitinib, Fligotinib
Axiale Spondyloarthritis im MRT MRT-Verlauf einer bds. Sacroiliitis STIR-Sequenz Dr. Xenofon Baraliakos Dr. Xenofon Baraliakos Therapiebeginn 3 Monate nach anti-TNF-α Therapie
Axiale Spondyloarthritis im MRT MRT-Verlauf von Spondylitiden Dr. Xenofon Baraliakos1 Dr. Xenofon Baraliakos STIR-Sequenz Therapiebeginn 3 Monate nach anti-TNF-α Therapie
Therapie der axialen Spondyloarthritis mit Biologika u. JAK-Inhibitoren Hohe Krankheitsaktivität geht mit erhöhter radiologischer Progression bei der AS und nr-axSpa einher. Hemmung der radiologischen Progression unter TNF-Inhibitor - Hemmung bei der nr-axSpa Cantarini et al. Medicine (Baltimore) 2015 Jul;94(30) mittlere Krankheitsdauer 6,3 Jahre - langsame Progression unter Biologika bei niedriger Krankheitsaktivität Llop M. et al. Arthritis Research 2022 Jan 21;24(1):30 Biologikareduktion, Tapering von TNF-Blocker bei stabiler Remission ohne Krankheitsprogress Wetterslev et al. Rheumatology 2021 Oct 12, Online ahead of print
Diagnostik und Therapie der Riesenzellarteriitis und Takayasu-Arteriitis
Symptomatik der Riesenzellarteriitis (früher Arteriitis temporalis) = Großgefäßvaskulitis Epidemiologie: 3/ 100.000 Einwohner (im Alter > 70 J.: 45/ 100.000 Einwohner) Alter > 50 Lebensjahr Frauen/ Männer 3:1 Nicht selten assoziiert mit einer Polymyalgia rheumatica (40 % bis 60 %) Symptome die auf eine Riesenzellarteriitis aufmerksam machen können: • Bitemporaler Kopfschmerz • Lokaler temporaler Druckschmerz und weiche Schwellung • Sehstörungen bis Amaurose (cave 8% ein- beidseitige Amaurosis, 6 -37 % bleibende Visuseinschränkungen) • Kiefer-Claudicatio • Zungenschmerzen • Gewichtsabnahme • Seltener Fieber • Labor: in der Regel BKS und CRP-Erhöhung Prof. Klaus Krüger
Klinische Untersuchung bei RZA • Palpation der Temporalarterienpulse und Prüfung der Druckschmerzhaftigkeit der Temporalarterien • Prüfung der peripheren Pulse der oberen Extremitäten • Auskultation von Strömungsgeräuschen über Herz, Carotiden, Aa. subclaviae, axillares • bei Claudicatio intermittens Prüfung der Pulse u. Auskultation der unteren Extremitäten • Blutdruckmessung an beiden Armen (Prüfung einer Seitendifferenz) • Prüfung der Beweglichkeit in Schulter- und Hüftgelenken (DD zus. Polymyalgia rheumatica) Klinische Untersuchung bei TA • Prüfung der Pulse der Karotiden sowie der oberen und unteren Extremitäten • Auskultation von Strömungsgeräuschen über Herz, Carotiden, Aa. subclaviae, axillares, Aorta abdominalis, Aa. femorales • Blutdruckmessung an beiden Armen (Prüfung einer Seitendifferenz) • Knöchel-Arm-Index
Symptomatik der Takayasu-Arteriitis = Großgefäßvaskulitis Epidemiologie: < 1/ 1.000.000 Einwohner Alter < 50 Lebensjahr (überwiegend 20 - 30 J) überwiegend Frauen (80 % - 90%) Symptome der Takayasu-Arteriitis (ggfs. jahrelange Dauer): • Fieber • Vertigo • Claudicatio (v. a. Arme, Subclavian-steal-Syndrom) • Sehstörungen • Apoplektischer Insult • Labor : in der Regel BKS und CRP-Erhöhung Diagnosesicherung der Takaysu-Arteriitis • PET-CT (überwiegend Arteriitis der Aorta thoracalis und Äste, ca. 50 % Bauchaorta und Äste) • Duplexsonographie (Carotiden, A. subclavia, A. axillaris Bauchaorta, A. iliaca, A. femuralis)
Diagnosesicherung der Riesenzellarteriitis überwiegend Arteriitis der Hirn-versorgenden Gefäße u. Takayasu-Arteriitis überwiegend Arteriitis der Aorta thoracalis und Äste, ca. 50 % Bauchaorta und Äste Temporalarterienbiopsie? Bildgebende Verfahren: • Duplexsonographie (Temporalarterien/ Carotiden Axillararterien etc.) • Songraphie Schulter/ Hüftgelenke bei begleitender Polymyalgia Lokalisation der Entzündung: rheumatica (Synovitis) Temporalarterien (Intimaödem) • Thorax-CT (Ausschluss Aneurysma) Carotiden (Intimaverdickung) • PET-CT (Abklärung der größeren Subclavia/ Axillaris (Intimaverdickung) aortalen und supraaortalen Gefäße) Thorakalarterien • MRT/MRT-Angiographie mit Extremitätenarterien vorzugsweise 3 Tesla Begleitsynovitis der Schulter- und ggfs. Hüftgelenke
Powerdoppler-US bei der Riesenzellarteriitis Hauptbefunde : Intimaödem 1 Arteria temporalis 2 Frontaler Ast 3 Parietaler Ast N. W.A. Schmidt
PET-CT zur Diagnose von (Großgefäß-)Vaskulitiden Arteriitis A. subclavia Arteriitis A. thoracalis Pericarditis Arteriitis Bauchaorta Klinik: Schulterschmerzen Adynamie Balink H et al., BioMed Research International Volume 2014 (2014), Article ID 687608, 13 pages CRP 22 mg/dl http://dx.doi.org/10.1155/2014/687608
Therapie der Riesenzellarteriitis und ggf. der Takayasu-Arteriitis im Erwachsenenalter S2k Leitlinie, Management der Großgefäßvaskulitiden 2020 • Hochdosiert Prednisolon (Beginn 40 bis 60 mg /Tag) langsame Reduktion in Abhängigkeit zur Klinik, • Pulstherapie bei Visuseinschränkung/Amaurosis mit 500mg - 1.000mg Prednisolon 2 bis 5 Tage Sofortiger Therapiebeginn vordringlich (bei Verdacht Notfalltermin! beim Rheumatologen) - Frühzeitig Interleukin 6-Rezeptorantagonist Tocilizumab, RoActemra s.c. wöchentlich bei erhöhten Risiken einer hoch dosierten Kortisontherapie (Diabetes mellitus, Osteoporose, KHK etc.) Tocilizumab insbesondere auch bei unzureichendem Ansprechen auf Prednisolon (= Dauertherapie nach 2 – 3 Monaten > 10 mg Prednisolon/ Tag): • ggf. zusätzlich oder alternativ Methotrexat (oder TNF-Blocker bei Takayasu-A.) • Unter Tocilizumab Therapiekontrolle mit Duplexsonographie der Temporalarterien etc.
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