Richtlinien zur interkulturellen Arbeit - mit dem Schwerpunkt "Sprachförderung in Kindertagesstätten"
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Stadt Koblenz Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales Jugendamt Richtlinien zur interkulturellen Arbeit mit dem Schwerpunkt „Sprachförderung in Kindertagesstätten“ für Kinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas Richtlinien zur interkulturellen Arbeit mit dem Schwerpunkt „Sprachförderung in Kindertagesstätten“ für Kinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse Impressum Herausgeber Stadtverwaltung Koblenz Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Schängel-Center Rathauspassage 2 56068 Koblenz Telefon (0261) 129-2329 Fax (0261) 129-2300 E-Mail jugendamt@stadt.koblenz.de Herstellung Hausdruckerei der Stadt Koblenz Auflage 250 Koblenz, im März 2011 -2-
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas Inhalt RICHTLINIEN ZUR INTERKULTURELLEN ARBEIT ....................................................................................................... 1 MIT DEM SCHWERPUNKT „SPRACHFÖRDERUNG IN KINDERTAGESSTÄTTEN“ FÜR KINDER OHNE AUSREICHENDE DEUTSCHKENNTNISSE ........................................................................................................................................... 1 I. Allgemeines ............................................................................................................................................ 6 II. Konzeptionelle Anforderungen............................................................................................................. 6 II.1. Ziele und Aufgaben interkultureller Arbeit .......................................................................................... 6 II.2. Menschen mit Migrationshintergrund – Begriffsverwendung........................................................... 8 II.3. Sprache und Sprachförderung ............................................................................................................. 8 II.3.1. Bedeutung der Anderssprachigkeit für die interkulturelle Arbeit in Kindertagesstätten............... 8 II.3.2. Die Bedeutung der Familiensprache.................................................................................................... 9 II.3.3. Die Bedeutung der deutschen Sprache für den Erziehungs- und Bildungsprozess ...................... 9 II.3.4. Sprachförderung im Alltag.................................................................................................................. 10 II.4. Landesprogramm „Zukunftschance Kinder – Bildung von Anfang an“ Rheinland-Pfalz ............ 10 II.5. Förderung der Zweitsprache Deutsch durch Sprachförderprogramme......................................... 11 II.5.1. SISMIK – Sprachverhalten und Interesse an Sprache bei Migrantenkindern in Kindergärten (Sprachstanderfassungsbogen) ......................................................................................................... 12 II.5.2. SELDAK – Sprachentwicklung und Literacy bei deutschsprachig aufwachsenden Kindern...... 12 II.5.3. Würzburger Trainingsprogramm ........................................................................................................ 12 II.5.4. Zweitspracherwerb im Kindergarten nach Roger Loos ................................................................... 13 II.5.5. Sprachförderprogramm „Wir verstehen uns gut – Spielerisch Deutsch lernen“.......................... 13 II.5.6. Landesinformationen........................................................................................................................... 14 II.6. Zusammenarbeit mit den Eltern ......................................................................................................... 14 II.7. Zusammenarbeit mit der Grundschule .............................................................................................. 14 II.8. Vernetzung............................................................................................................................................ 15 II.8.1. Vernetzung im Stadtteil ....................................................................................................................... 15 II.8.2. Kooperation und Vernetzung im Programm „Soziale Stadt“ .......................................................... 15 II.8.3. Kooperation und Vernetzung mit der Arbeitsgruppe Kindertagesstätten und dem Jugendhilfeausschuss der Stadt Koblenz......................................................................................... 15 II.8.4. Kooperation und Vernetzung mit den Migrationsdiensten der Wohlfahrtsverbände ................... 15 II.8.5. Kooperation und Vernetzung mit den Mitgliedern des Beirats für Migration und Integration..... 16 II.8.6. Kooperation mit den Bildungsträgern in der Stadt Koblenz ........................................................... 16 II.8.7. Gemeinsamer Arbeitskreis der Fachkräfte für interkulturelle Arbeit ............................................. 16 II.8.8. Kooperation und Vernetzung mit der Wissenschaft ........................................................................ 16 III. Rahmenbedingungen für die interkulturelle Arbeit .......................................................................... 16 III.1. Räume ................................................................................................................................................... 17 III.2. Arbeitsmaterial ..................................................................................................................................... 17 III.3. Rolle und Selbstverständnis der Fachkräfte für interkulturelle Arbeit........................................... 17 III.4. Rolle und Aufgaben der Leitung......................................................................................................... 19 III.5. Ausgewogene Verteilung der Migrantenkinder im Sozialraum....................................................... 19 IV. Rechtliche Grundlagen........................................................................................................................ 21 IV.1. UN-Kinderrechtskonvention ............................................................................................................... 21 -3-
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas IV.2. Bundesgesetze ..................................................................................................................................... 22 IV.3. Landesgesetz und -verordnung.......................................................................................................... 22 V. Kriterien zur Bemessung des Personalbedarfs an Fachkräften für interkulturelle Arbeit in Kindertagesstätten ............................................................................................................................... 24 VI. Finanzierung ......................................................................................................................................... 24 VI.1. Finanzierung der Zusatzkraft für interkulturelle Arbeit nach der Landesverordnung .................. 24 VI.2. Weitere Fördermöglichkeiten.............................................................................................................. 25 VI.3. Bund-Länder-Gemeinschaftsinitiative „Soziale Stadt“ .................................................................... 25 VII. Antragsverfahren.................................................................................................................................. 25 VIII. Bewilligung ........................................................................................................................................... 25 IX. Verwendungsnachweis........................................................................................................................ 26 X. Inkrafttreten........................................................................................................................................... 26 Anlagen............................................................................................................................................................ 27 KONTAKTADRESSEN ........................................................................................................................................... 35 -4-
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas -5-
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas evangelischen Träger unterstützt wurde. Die I. Allgemeines gemeinsam erarbeitete Neufassung wird hiermit vorgelegt. Am 26.05.2004 hat der Jugendhilfeausschuss die Richtlinien zur Integrationsarbeit mit Kindern ohne ausreichende Deutschkenntnisse in Kindertages- stätten mit dem Schwerpunkt der II. Konzeptionelle Sprachförderung beschlossen und damit ein Anforderungen Zeichen dafür gesetzt, dass die Integration und Förderung dieser Kinder ein besonderes II.1. Ziele und Aufgaben Augenmerk verdient. Gleichzeitig wurde die interkultureller Arbeit Anzahl der in den Koblenzer Einrichtungen be- schäftigten Fachkräfte für interkulturelle Arbeit Im Leitbild der Stadt Koblenz ist die Förderung von 4 auf 8 erhöht. Seither wurde dieses interkulturellen Lebens festgeschrieben. Dies Kontingent, zuletzt durch Beschluss des JHA vom meint einerseits die Integration in die 03.09.2008, auf 15 Personalstellen aufgestockt. Aufnahmegesellschaft und die Partizipation der Einwanderer am Leben in der Die Arbeit der Fachkräfte für interkulturelle Arbeit Aufnahmegesellschaft, andererseits das Lernen wurde im Zusammenwirken aller Träger und Ein- von Offenheit und Achtung vor anderen Kulturen richtungen und mit Unterstützung des und Religionen durch die Aufnahmegesellschaft. Jugendamtes evaluiert. Hierbei wurde deutlich, Ein Leitziel des Jugendamtes zielt darauf ab, die dass die Richtlinien, deren Beachtung bei der Integration zu verstärken, ohne die eine Chan- fachlichen und sachgerechten Ausgestaltung der cengleichheit im gesellschaftlichen Miteinander Arbeit vorausgesetzt wird, die aber auch nicht zu erreichen ist. Bewilligungs- und Bemessungsgrundlage für die Genehmigung des Zusatzpersonals sind, in Im Verständnis eines interkulturellen Lernens wird einigen Punkten überarbeitet werden sollten. Integration nicht als einseitige Anpassung oder Assimilation bestimmt, sondern als ein Am 26.02.2006 verabschiedete der wechselseitiger gegenseitiger Lernprozess, der Landesjugendhilfeausschuss seine Empfehlungen auch die dominierende Kultur verändert. „Zusätzliche Fachkräfte für interkulturelle Arbeit in Integration soll als ein offener Austausch Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz“, auf die in verstanden werden, in dem vor allem die positiven einigen Kapiteln Bezug genommen wurde. Elemente beider Kulturen erhalten bleiben. Im Zuge des Landesprogramms „Zukunftschance Auf diesem Hintergrund hat die interkulturelle Kinder – Bildung von Anfang an“ legte das Land Arbeit in Kindertageseinrichtungen eine immer ein Sprachförderprogramm vor, das sich größere Rolle. Sie richtet sich an alle Kinder, schwerpunktmäßig an Kinder im letzten deutsche und ausländische. Ein wichtiges Ziel Kindergartenjahr wendet. Die Verbindung dieses und eine wichtige Aufgabe dabei ist die Programms mit der interkulturellen Arbeit musste Entwicklung einer interkulturellen Kompetenz. daher in den Blick genommen werden. Inländer und Migranten, Kinder und Erwachsene (Eltern, pädagogische Fachkräfte, Verwandte Von daher wurde eine Überarbeitung der usw.) sind dabei wichtige Zielgruppen. Konkret Richtlinien notwendig, bei der die Verwaltung von geht es darum jedes einzelne Kind auf dem Vertreterinnen und Vertreter der katholischen und Hintergrund seiner familiären Erfahrungen und -6-
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas Möglichkeiten anzunehmen, es in seiner Sprache schafft den Zugang zu anderen Entwicklung zu unterstützen und zu fördern und Bildungsbereichen, ermöglicht die Stärkung die multikulturelle Zusammensetzung der Gruppe sozialer Kompetenz und führt zu einer größeren als Erfahrungsfeld und Lernort für einen positiven Teilhabe an Bildung. Dies hat positive respektvollen und selbstverständlichen Auswirkungen auf die Erziehungskompetenz der alltäglichen Umgang zu nutzen. Interkulturelle Kinder als zukünftige Eltern, sowie auf die Arbeit will damit zu einem produktiven beruflichen Chancen und führt zu einer höheren Miteinander verschiedener Kulturen und Ethnien Lebensqualität. anregen und bei der Wahrung und Pflege jeder eigenen kulturellen Tradition Formen einer neuen Im jüngeren Alter erlernen Kinder besonders gemeinsamen Alltagskultur entwickeln. leicht und dazu spielerisch die deutsche Sprache. Der pädagogische Alltag im Kindergarten bietet Dem Erwerb der deutschen Sprache einerseits im Besonderen Kindern aus Migrantenfamilien die und dem respektvollen, wertschätzenden Umgang Möglichkeit, im sozialen Umgang mit Kindern und mit anderen Mutter- oder Familiensprachen Erwachsenen spielerisch die deutsche Sprache andererseits kommt dabei eine große Bedeutung zu erlernen. zu. Daher sind Kindergarten (und Schule) besonders „Sprache ist das zentrale Mittel für Menschen, Be- bedeutsame Orte für den Spracherwerb. ziehungen zu ihrer Umwelt aufzubauen und diese dadurch zu verstehen. Von besonderer Deshalb fördert die Stadt Koblenz mit diesen Bedeutung ist dabei das soziale Umfeld. Über die Richtlinien und den darin festgeschriebenen Beziehung zu besonders vertrauten Personen Voraussetzungen im Integrationsprozess wird Sprache erworben, über Sprache bildet das besonders die Vermittlung der deutschen Sprache Kind seine Identität aus und entwickelt seine für Kinder in den Kindertagesstätten. Gemeint Persönlichkeit weiter. …“ 1 sind hierbei insbesondere die Kindergärten; eine Förderung in Horten und Spiel- und Lernstuben In diesem Kontext steht es außer Frage, dass der kann nur in begründeten Einzelfällen genehmigt Kenntnis der deutschen Sprache bei der werden. Integration eine herausragende Bedeutung zukommt. Sprachkenntnisse sind nicht nur die Wenn Eltern selbst oder nur unzureichend Voraussetzung für Lernen, sondern auch für Deutsch können, können sie ihre Kinder beim Kommunikation, Verständigung, für gegenseitiges Zweitsprachenerwerb nicht unterstützen. Die kennen lernen. Sprache ebnet den Weg in die Familie wird durch dieses Spannungsfeld Aufnahmegesellschaft und lässt an ihr teilhaben. zusätzlich belastet. Eine größtmögliche Teilhabe aber lässt eine soziale Benachteiligung durch Ausgrenzung und Kindertagesstätten und Schulen haben als mangelnde Partizipation erst gar nicht entstehen Kontaktstellen zu Familien mit und kann dazu beitragen, vorhandene Migrationshintergrund eine besondere Benachteiligungen abzubauen. Schlüsselposition. Sie sind die zentrale Instanz, über die der Kontakt mit der Aufnahmege- sellschaft stattfindet. Deshalb soll mit der Sprachförderung für Kinder auch eine 1 Sprachförderung der Eltern einhergehen. Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend: Bildungs- und Erziehungsempfehlungen für Kindertagesstätten in Rheinland- Geeignete Maßnahmen sollen in Zusammenarbeit Pfalz, Kap. 2.1. -7-
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas mit anderen Institutionen ortsnah durchgeführt Kinder lernen zunächst die Sprache, die in der werden. Sie sind eine sinnvolle Familie gesprochen wird und treten häufig erst in Unterstützungsmaßnahme für den den Kindertagesstätten mit der deutschen Integrationsprozess. Sprache in Kontakt, wobei das Sprachvermögen der Kinder in ihren Familiensprachen ganz Deshalb verbindet die Stadt Koblenz bei der erheblich divergiert. Selten kommen Kinder mit Sprachförderung in Kindergärten die Erwartung Bilingualität hinzu. an die Träger, auch begleitende Sprachförderangebote für Eltern zu vermitteln. Weiterhin befinden sich im überwiegenden Teil der Kindertagesstätten eine Vielzahl von Kindern Die Förderung nach diesen Richtlinien erfolgt im unterschiedlicher Nationalitäten oder Ethnien mit Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushalts- einer Vielzahl von Sprachen. mittel und setzt voraus, dass die formellen, inhaltlichen und fachlichen Vorgaben dieser Daraus ergeben sich Konsequenzen für die Arbeit Richtlinien erfüllt werden. Nähere Einzelheiten in Kindertagesstätten. sind den entsprechenden Kapiteln zu entnehmen. Wesentlicher Faktor beim Spracherwerb ist die Zeit. Ein Kind braucht sowohl beim Erst- wie auch beim Zweitspracherwerb oder auch bei II.2. Menschen mit zeitgleichem Erwerb von zwei Sprachen Zeit, um Migrationshintergrund – eine Sprache zu erlernen und durchläuft anfangs häufig eine Zeit der scheinbaren Sprachlosigkeit Begriffsverwendung bis es über Reproduktionsmöglichkeiten verfügt. Es wird auf das Kapitel 1.1., Seite 6 der Landes- Zum grundlegenden Spracherwerb hinsichtlich empfehlungen verwiesen. Die dortige Begriffsklä- der Einschulung von Kindern sind sowohl ein rung wird als Grundlage für diese Richtlinien über- mehrjähriger regelmäßiger Aufenthalt in einer nommen. Kindertagesstätte sowie eine hohe Qualität der Förderung wesentliche Erfolgsfaktoren. Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die Beziehung II.3. Sprache und Sprachförderung des Kindes zu seinem Umfeld, die Sprache und II.3.1. Bedeutung der Anderssprachig- Spracherwerb erst ermöglicht und die sowohl den Eltern, der Erzieherin/dem Erzieher wie auch den keit für die interkulturelle Arbeit in anderen Kindern der Gruppe eine enorme Bedeu- Kindertagesstätten tung zuweist. Anderssprachig zu sein bedeutet eine andere Hier zeigt sich einerseits die gegenseitige Muttersprache zu haben, als die Sprache des Akzeptanz und Wertschätzung der Landes in dem man lebt oder sich zum Anderssprachigkeit auf Seiten des Fachpersonals gegebenen Zeitpunkt aufhält. wie der Eltern als wesentlich für den Spracherwerb durch das Kind. Der Erzieherin / Bei den Kindern mit Migrationshintergrund, die die dem Erzieher kommt die Rolle zu, eine Beziehung Kindertagesstätten besuchen, handelt es sich in und Bindung zu ermöglichen die den Sprach- den meisten Fällen um Kinder mit einem so erwerb aktiv fördert. Es zeigt sich auch immer genannten zeitversetzten Spracherwerb, d.h. die -8-
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas wieder deutlich, dass Beziehungen zwischen II.3.3. Die Bedeutung der deutschen Kindern bedeutsam für das sprachliche Verhalten Sprache für den Erziehungs- und sind, und dass Kinder sowohl von Älteren als Bildungsprozess auch von Jüngeren lernen. In diesem Kontext steht es außer Frage, dass der II.3.2. Die Bedeutung der Kenntnis der deutschen Sprache bei der Familiensprache Integration eine herausragende Bedeutung zukommt. Der Erwerb der deutschen Sprache ist Die Erst- oder Familiensprache ist die Sprache, ein Garant für erfolgreiches Lernen, für die man als Kind zuerst erlernt, weil sie von den Kommunikation und Verständigung und Hauptbezugspersonen als einzige oder erste gegenseitiges kennen lernen. Der Erwerb der Sprache gesprochen wird. Es handelt sich also deutschen Sprache trägt damit vor allem im um die Sprache, mit deren Hilfe die Bereich der Bildung wesentlich zur Chancen- Persönlichkeitsentwicklung (Identität, Werte und gleichheit bei. Kultur) gesteuert wird, und zwar in Richtung einer Aneignung der Handlungsweisen, Der pädagogische Alltag in der Kindertagesstätte Handlungsnormen, Wertvorstellungen, geistigen bietet im Besonderen Kindern aus Inhalte und Strukturen, die für die Gesellschaft Migrantenfamilien die Möglichkeit, im sozialen typisch sind, die diese Sprache als Umgang mit Kindern und Erwachsenen sozialkulturelles Produkt hervorgebracht hat und spielerisch die deutsche Sprache zu erlernen. die diese Sprache als Handlungsmittel im Gezielte Förderung durch die Erzieherinnen und Rahmen ihrer spezifischen Verhältnisse benutzt. Erzieher sind begleitend im Alltag der Vom Sprachlernergebnis her gesehen ist die Kindertagesstätte verankert. Voraussetzung für Erstsprache die Sprache, die man sich eindeutig eine gelingende interkulturelle Verständigung und vollständiger und richtiger angeeignet hat als Teilhabe aller Kinder an Bildung ist die irgendeine andere Sprache. Die Erstsprache ist Wertschätzung der jeweils eigenen Muttersprache schließlich die Sprache, die man spontan am in Kindertagesstätten, ggf. deren Förderung.3 ehesten anwendet, in der man vorrangig denkt und träumt.2 Aus entwicklungs- und lernpsychologischen Grün- den ist bekannt, dass jüngere Kinder besonders Die Familiensprache gehört für fremdsprachige leicht die deutsche Sprache erlernen. Sorgfältig Kinder zu ihrer Identität, sie stellt die Verbindung ausgewählte Sprachförderprogramme, die mit der zu den Eltern und der Herkunft dar und darf jeweiligen konzeptionellen Arbeit im Kindergarten deshalb nicht vernachlässigt oder abgewertet harmonieren, unterstützen dabei das Erlernen der werden. Sprache. Hierauf wird in Kapitel II.5 gesondert eingegangen. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse spielt im Interesse einer gelingenden kulturellen Kindergärten sind deshalb besonders Verständigung die Wertschätzung, Akzeptanz, ja bedeutsame Orte für den Spracherwerb und sogar Pflege einer jeweils eigenen Muttersprache haben als Kontaktstellen zu Familien mit eine wichtige Rolle. Migrationshintergrund eine besondere Schlüsselposition. Sie sind die zentrale Instanz, 3 Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend: Bildungs- und 2 Roger Loos; Zweitspracherwerb im Kindergarten; S. 10, Pkt. Erziehungsempfehlungen für Kindertagesstätten in Rheinland- 1.41 Pfalz (Diskussionsentwurf 2003), Kap. 2.7. -9-
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas über die der Kontakt mit der Aufnahmege- II.4. Landesprogramm sellschaft stattfindet. „Zukunftschance Kinder – Bildung von Anfang an“ Rheinland-Pfalz II.3.4. Sprachförderung im Alltag Nach § 2 a Absatz 2 KitaG soll im letzten Kinder- Viele Ressourcen der Sprachförderung liegen in gartenjahr nach Maßgabe der jeweiligen der Kommunikation und Begleitung der Kinder Konzeption insbesondere der Übergang zur durch die pädagogischen Fachkräfte, in der Schule vorbereitet und über die allgemeine Begegnung der Kinder untereinander, in der Förderung nach § 2 hinaus die Sprachentwicklung Zusammenarbeit mit den Eltern, aber auch in der der Kinder beobachtet und durch gezielte Gemeinwesenorientierung und der Gestaltung Bildungsangebote gefördert werden. des Tagesablaufes. Selbst die Raumgestaltung kann zur Sprachförderung genutzt werden, indem Im Rahmen des Landesprogramms sie sprachanregend gestaltet wird. Insgesamt „Zukunftschance Kinder – Bildung von Anfang an“ geht es darum Sprachförderung in die hat das Ministerium für Bildung, Frauen und Gesamtkonzeption der interkulturellen Erziehung Jugend ein eigenes Programm zur der Kindertageseinrichtung zu integrieren. Sprachförderung und Maßnahmen des Übergangs zur Grundschule aufgelegt. Dabei handelt es sich um Förderung der Zweitsprache Deutsch Landeszuschüsse, für Individuelle Förderung Maßnahmen zur Weckung von Interesse für andere Sprachen pädagogischen Auf- bei deutschen Kindern wertung des letzten positives Einbeziehen der Familiensprache(n) Kindergartenjahres, unter in den Alltag der Einrichtung durch besonderer Be- muttersprachliche Angebote und Förderung rücksichtigung der Sprachförderung. Die Förder- maßnahmen richten sich an Kinder, die in der Als Grundsatz der Sprachförderung gilt das deutschen Sprache Förderbedarf haben, Prinzip der ganzheitlichen Förderung der Kinder, insbesondere an Kinder nicht deutscher d.h. der Schwerpunkt „Sprachförderung“ ist Herkunftssprache. eingebettet und verzahnt mit anderen Schwerpunkten, die sich gegenseitig bedingen Anträge für diese Landesförderung stellt der und stützen, wie z.B. Sprachförderung in der Träger jeweils zum 15. Januar eines jeden Jahres Musik- und Bewegungserziehung. Sprach- für das darauf folgende Kindergartenjahr und stellt förderung ist Inhalt eines jeden Lernszenariums in diesem Antrag den Bedarf an Sprachförderung im Elementarbereich und ist ein unverzichtbarer für Basis- bzw. Intensivmodule dar. Die Baustein in allen pädagogisch begleiteten Voraussetzungen für die Beantragung und Handlungen des Kindes und damit als Umsetzung sind in der Verwaltungsvorschrift des Querschnittsaufgabe zu verstehen. Ministeriums für Bildung, Frauen und Jugend vom 28. Dezember 2005 über die Förderung von Sprachfördermaßnahmen in Kindergärten sowie von Maßnahmen der Vorbereitung des - 10 -
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas Übergangs vom Kindergarten zur Grundschule Der Einsatz einer Fachkraft für interkulturelle festgelegt. Arbeit schließt den Einsatz einer Sprachförderfachkraft über das Landesprogramm Es werden verschiedene Module gefördert: nicht aus. In Kindertagesstätten, in denen beide Fachkräfte beschäftigt sind, ist eine enge Modul 1: Basiskurs Kooperation zwingend erforderlich. Die zusätzliche Sprachförderkraft ist zuständig für die 100 Förderstunden zur Förderung der Kinder in Kinder im letzten Kindergartenjahr. Dies eröffnet Kleingruppen. der Fachkraft für interkulturelle Arbeit die Möglichkeit, sich in der Sprachförderung stärker Der Basiskurs ist ein Angebot für Kinder mit gerin- auf die anderen Altersgruppen zu konzentrieren. gem Förderbedarf; die Höhe der Förderung Daraus ergibt sich, dass in der Einrichtung beträgt 2.000,- € für Personalkosten und 50,- € für verbindliche Absprachen zum Übergang in die Materialkosten. Sprachfördermaßnahmen im letzten Kindergartenjahr getroffen werden müssen. Die Modul 2: Intensivkurs Fachkräfte stimmen sich über das Gesamtkonzept der Sprachförderung und die 200 Stunden zur Förderung der Kinder jeweilige methodische Durchführung ab. Kleingruppen sowie Einzelförderung. Unabhängig von der Anstellungsträgerschaft untersteht die zusätzliche Sprachförderkraft der Den Intensivkurs besuchen Kinder mit größerem Einrichtungsleitung und bindet ihre Arbeit in das Förderbedarf; die Höhe der Förderung beträgt bestehende pädagogische Konzept ein. 4.000,- € für Personalkosten und 50,- € für Materialkosten. Die konkrete Verteilung der Module auf die einzel- nen Kindertagesstätten erfolgt jährlich in Modul 3: Maßnahmen zum Übergang vom Absprache zwischen dem Jugendamt der Stadt Kindergarten zur Grundschule. Koblenz und den Fachberatungen der Kindertagesstätten. Die Anträge müssen jährlich Diese Maßnahmen können individuell beantragt bis zum 15. Januar beim Jugendamt der Stadt und konzipiert werden. Koblenz gestellt werden. Die Auswahl eines geeigneten Instrumentes oder Programms zur gezielten Sprachförderung obliegt dem jeweiligen Träger der Kinder- II.5. Förderung der Zweitsprache tageseinrichtung. Wichtig bei der Entscheidung Deutsch durch für ein Sprachförderprogramm ist die schlüssige Sprachförderprogramme Einordnung des Programms in den pädagogischen Ansatz der Kindertagesstätte und Sprachförderprogramme bieten eine Möglichkeit das Verständnis der interkulturellen Arbeit. den Erwerb der deutschen Sprache systematisch Pädagogischen Prinzipien wie Ganzheitlichkeit, zu erlernen. Ressourcenorientierung und die Berücksichtigung individueller Entwicklungs-, Bildungs- und Ob und welches Programm ausgewählt wird, Lernprozesse werden dabei nicht aufgegeben. bleibt der Einrichtung und dem Träger überlassen. Auf jeden Fall muss das Sprachförderprogramm in die Konzeption der Kindertageseinrichtung - 11 -
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas integriert werden. Nachfolgend werden Der Bogen gibt den Mitarbeiterinnen über eine ge- verschiedene Sprachförderprogramme, die in der zielte Beobachtung von sprachrelevanten Fachöffentlichkeit zurzeit diskutiert werden, zur Situationen die Möglichkeit, Kinder in ihrem Orientierung genannt und beispielhaft erläutert. sprachlichen Verhalten kennen zu lernen, Die Aufzählung ist nicht abschließend. Einige einzuschätzen und die Stärken zu entdecken. Programme werden kurz erläutert. Der Bogen ist darauf ausgerichtet Entwicklungen SISMIK (Sprachstandserfassungsbogen): in den Blick zu nehmen und keine Sprachverhalten und Interesse an Sprache bei Momentaufnahme zu spiegeln. Migrantenkindern in Kindergärten. SELDAK: Sprachentwicklung und Literacy bei deutschsprachig aufwachsenden Kindern Würzburger Trainingsprogramm II.5.2. SELDAK – Sprachentwicklung Krefelder Sprachförderprogramm und Literacy bei deutschsprachig Sprachförderung nach Roger Loos aufwachsenden Kindern Wir verstehen uns gut – spielerisch Deutsch lernen Dieser Sprachbeobachtungsbogen wurde vom GASPER: Ganzheitliche Sprach-Erziehung, Staatsinstitut für Frühpädagogik in München für KitagGmbH Koblenz deutsche Kinder bzw. Kinder, die mit Deutsch als PES: Programm für elementare Erstsprache (Muttersprache) aufwachsen, entwi- Sprachförderung, UNI Koblenz ckelt. Er ist in seiner Struktur mit SISMIK Weitere Sprachstandserhebungsverfahren und vergleichbar und zielt auf eine langfristige, Sprachförderprogramme in: prozessorientierte Beobachtung und Begleitung K. Jampert, P. Best, A. Gaudatiello, D. Holler, der Sprachentwicklung. Im Hinblick auf die A. Zehnbauer: Schlüsselkompetenz Sprache. Zielgruppe für diesen Beobachtungsbogen, die Verlag „das netz“ nur bedingt auch Zielgruppe im Rahmen der interkulturellen Arbeit ist, wird darauf verzichtet, an dieser Stelle auf nähere Einzelheiten einzugehen. II.5.1. SISMIK – Sprachverhalten und Interesse an Sprache bei Migrantenkindern in Kindergärten (Sprachstanderfassungsbogen) II.5.3. Würzburger Trainingsprogramm Der Titel macht deutlich, dass es sich hier um „Würzburger Trainingsprogramm zur phonologi- einen Beobachtungsbogen handelt, der die schen Bewusstheit und Sprachprogramm zur sprachliche Kompetenz von Kindern mit einer Buchstaben-Laut-Verknüpfung“ nicht deutschen Familiensprache in den Blick nimmt. Der Unterschied zu vielen anderen zurzeit Die Spiele und Übungen des Würzburger eingesetzten Bögen zur Sprachstandserfassung Trainingsprogramms vermitteln den Kindern einen liegt vor allem darin, dass es hier um „die Lust an Einblick in die Struktur der gesprochenen Sprache“ geht. Kinder lernen grundsätzlich in Sprache. Sie lernen ihre Aufmerksamkeit von der Situationen, in denen sie sich ganz und gar darauf Bedeutung der Mitteilung abzuwenden und auf einlassen, sich engagieren. die formalen Eigenschaften zu lenken, also auf den Klang der Wörter beim Reimen, auf Wörter - 12 -
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas als Teile von Sätzen, auf Silben und letztendlich den Sprachlernspielen vor allem auf einzelne Laute (Phoneme). Die Bedeutung der phonologischen Bewusstheit für Das Sprachtraining erfolgt in Kleingruppen, die den Erfolg eines Kindes beim Lesen- und nach folgenden Kriterien eingeteilt werden: Schreibenlernen konnte in den letzten Jahren in einer Reihe von wissenschaftlichen Studien nach- sprachliche Kompetenz gewiesen werden. Beziehungen der Kinder untereinander (Freundschaften, Bekannte) Das Training wird bereits in vielen Kindergärten Entwicklungsstand von Erzieherinnen mit Kleingruppen durchgeführt. Voraussetzung für den Erfolg des Das Training erfolgt täglich für ca. 10 Minuten mit Gruppentrainings ist die Einhaltung der Struktur derselben Kleingruppe. Die Kinder verbleiben in des Programms, die eine Durcharbeitung aller diesen Gruppen für mindestens ein Jahr, bis Trainingseinheiten in täglichen Sitzungen von 10 wieder neue Kinder aufgenommen und die Minuten über einen Zeitraum von insgesamt 20 Gruppen bei Bedarf und Notwendigkeit neu Wochen vorsieht. zusammengesetzt werden. Dies ist z.B. abhängig vom Lerntempo des einzelnen Kindes. Die Dokumentation über den Entwicklungsverlauf eines jeden Kindes wird in Beobachtungsbögen II.5.4. Zweitspracherwerb im festgehalten und stichwortartig nach jeder Kindergarten nach Roger Loos Lernsequenz eingetragen. Leitziel des Deutschlernens mit ausländischen Kindern kann nur die möglichst umfassende, differenzierte und richtige Aneignung der II.5.5. Sprachförderprogramm „Wir deutschen Sprache sein. Denn nur auf der Basis verstehen uns gut – Spielerisch einer phonetisch, begrifflich und grammatikalisch Deutsch lernen“ möglichst vollständig und möglichst richtig angeeigneten deutschen Sprache erwerben die Dieses Sprachprogramm ist eine Antwort auf den Kinder die Fähigkeiten, Förderbedarf von Kindern, die nicht Deutsch spre- chen. Es wurde im Baustein-System entwickelt unsere gesellschaftliche Wirklichkeit und ihre und ist so angelegt, dass es in den Praxisalltag eigene Situation möglichst umfassend und der Einrichtungen eingebunden werden kann. Es möglichst objektiv zu erkennen versetzt pädagogische Fachkräfte in die Lage, kompetent im Rahmen dieser sprachliche Förderung zu integrieren. Neben dem gesellschaftlichen Wirklichkeit zu handeln Sprachprogramm bieten die didaktischen und sich aktiv an der Veränderung dieser Kapitelteile reichhaltige Informationen zum gesellschaftlichen Wirklichkeit zu beteiligen. Fachgebiet „Interkulturelle Pädagogik und (entnommen aus: Roger Loos – Seminare) Mehrspracherwerb“. Es beinhaltet viele praktische Hinweise, z. B. für die Planung und Durchführung Der unterstützende Spracherwerb besteht im We- von Elternabenden. Die umfangreiche sentlichen aus drei einander zugeordneten Teilen: Materialsammlung als Ringordner, als Arbeitsordner mit Kopiervorlagen erleichtert die den Strukturen tägliche Arbeit. dem Wortschatz - 13 -
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas II.5.6. Landesinformationen unterstützt werden, die Familiensprache auch im Alltag zu pflegen. Denn jeder Mensch ist Experte Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend für seine eigene Erstsprache und daher hierfür und Kultur der beste Sprachvermittler. Auf dem „Kita-Server“ des Landes Rheinland- Pfalz wird unter www.kita.rlp.de, Stichwort „Sprachförderung“, eine kommentierte II.7. Zusammenarbeit mit der Literaturliste für folgende Bereiche bereitgestellt: Grundschule Literatur zum Spracherwerb des Kindes Um den Übergang vom Kindergarten zur Grund- Literatur zur Sprachbildung und schule vor allem für die ausländischen Kinder flie- Sprachförderung im Kindergarten ßend zu gestalten, ist ein früher und kontinuierlich gepflegter Kontakt mit der Grundschule für einen II.6. Zusammenarbeit mit den Eltern guten Start in einen neuen Lebensabschnitt von großer Bedeutung. Insbesondere in Bezug auf Durch die Vielzahl der unterschiedlichen die Sprachförderung ist hier ein großer Herkunftsländer der Familien in den Abstimmungs- und Kooperationsbedarf von Kindertageseinrichtungen verändert sich die Bedeutung. Sowohl das Kindertagesstättengesetz Zusammenarbeit. Herkömmliche Elternabende als auch das Schulgesetz fordern eine weichen Begegnungen; zum Aufbau von Kooperation der beiden Institutionen, so dass sich Beziehungen als Basis für die gemeinsame nicht die Frage des „Ob“ sondern allenfalls die Verantwortung und Wahrnehmung der Bildungs- Frage des „Wie“ stellt. und Erziehungsarbeit z.B. durch gemeinsame Ausflüge, interkulturelle Feste etc. Dadurch öffnet Die in Koblenz eingerichtete Arbeitsgemeinschaft sich der Kindergarten zum Stadtteil und erschließt Jugendhilfe – Schule und die Arbeitsgruppe über die Einrichtung hinaus verschiedenartige Kindertagesstätten haben sich dafür Ressourcen, die insbesondere den ausländischen ausgesprochen, Empfehlungen für die Kindern und ihren Eltern nutzen können. Die Zusammenarbeit von Kindergärten und Lebenssituation der Familien ist konzeptioneller Grundschulen zu erarbeiten. Vertreter/innen der Bestandteil der Einrichtung. Deshalb werden Grundschulen und Kindergärten, die Informationen so aufbereitet, dass die Ziele und Fachberaterinnen der kirchlichen Einrichtungen Inhalte der pädagogischen Arbeit verständlich an und Mitarbeiter/innen des Jugendamtes haben in die Eltern weiter gegeben werden. 2006 eine umfangreiche Arbeitshilfe erstellt, die am 02.03.07 im Jugendhilfeausschuss und am Sprachförderkurse für Eltern von 14.03.07 vom Schulträgerausschuss beschlossen Migrantenkindern in Zusammenarbeit mit anderen wurde. An dieser Stelle wird daher nicht näher auf Institutionen, die auch in den Räumen der die Thematik eingegangen. Die Arbeitshilfe kann Kindertageseinrichtung durchgeführt werden, sind beim Jugendamt angefordert werden und ist im eine sinnvolle Unterstützungsmaßnahme für den Internet unter www.stadt.koblenz.de abrufbar. Integrationsprozess. Als Integrations- und Bildungsangebot für Eltern sind diese Kurse wichtige Lernvorbilder für die Kinder. Dennoch sollten Eltern immer wieder - 14 -
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas II.8. Vernetzung Mitbürger und Mitbürgerinnen etwas „machen“ zu wollen, sondern zusammen mit ihnen den Eine übergeordnete Vernetzung von Angeboten Lebens- und Sozialraum für alle Bewohner und zur Förderung und Integration von Migranten Bewohnerinnen im Stadtteil erfahrbar, transparent erfolgt in Abstimmung des Amts für Jugend, und dadurch interessant werden zu lassen. Die Familie, Senioren und Soziales mit dem Chancen des interkulturellen Zusammenlebens Ordnungsamt als Anstellungsträger der Leitstelle stehen dabei im Mittelpunkt. Integration. Im Interesse von Weiterentwicklung und Stärkung der interkulturellen Kompetenz der II.8.2. Kooperation und Vernetzung im Kindertagesstätten mit hohem Migrantenanteil Programm „Soziale Stadt“ vernetzen sich diese mit den verschiedenen Diensten, Institutionen und Personen. Dabei ist Auch in Gesprächen, Treffen, Runden Tischen, die pädagogische Konzeption für die Kooperationen und Aktionen, die im Rahmen des interkulturelle Arbeit mit dem Schwerpunkt der Bund/Länderprogramms „Soziale Stadt“ in den Sprachförderung auf die spezifischen Beson- ausgewiesenen Fördergebieten stattfinden, derheiten der jeweiligen Einrichtung abzustellen werden Themen des interkulturellen und obliegt der Trägerhoheit. Der individuelle Zusammenlebens eingebracht und Charakter einer Kindertageseinrichtung bleibt so angesprochen. Dabei ist eine aktive Beteiligung erhalten und berücksichtigt das originäre von Kindertagesstätten mit Fachkräften für die Gestaltungsrecht eines jeden Trägers. interkulturelle Arbeit erwünscht. Gemeinsam mit der Leitung übernimmt die Zusatzkraft für interkulturelle Arbeit die Sorge und Verantwortung für eine bedarfsgerechte II.8.3. Kooperation und Vernetzung mit Vernetzung und Kooperation. Insbesondere der Arbeitsgruppe können folgende Kooperationen und Kindertagesstätten und dem Vernetzungen von Bedeutung sein: Jugendhilfeausschuss der Stadt Koblenz Beide Gremien werden nach Bedarf über wichtige II.8.1. Vernetzung im Stadtteil Entwicklungen der interkulturellen Arbeit in Kindergärten informiert und bei Die Kindergärten im Stadtteil kooperieren in Weiterentwicklungen informiert. Fragen der interkulturellen Arbeit untereinander und mit anderen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Gruppen und Personen, deren Anliegen es ist, die Integration ausländischer II.8.4. Kooperation und Vernetzung mit Mitbürger und Mitbürgerinnen zu unterstützen und zu fördern. Es wird daher angeregt, die den Migrationsdiensten der stadtteilbezogene Zusammenarbeit vor Ort an Wohlfahrtsverbände einem „Runden Tisch“ zu organisieren und abzu- stimmen. Handlungsleitendes Prinzip der Zusam- Die freien Wohlfahrtsverbände in Koblenz bieten menarbeit ist dabei nicht, für die ausländischen mit ihren Migrationsdiensten eine umfangreiche - 15 -
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas Kompetenz zu allen Fragen, die ausländische Neben der Möglichkeit des Austauschs, werden Mitbürger und Mitbürgerinnen beschäftigen. Diese fachliche Impulse für die Weiterentwicklung der Angebote werden von den Kindergärten genutzt interkulturellen Arbeit gegeben. Der Arbeitskreis wird trägerübergreifend angeboten und trifft sich 3 x im Jahr. Die regelmäßige Teilnahme der Fachkräfte für interkulturelle Arbeit wird erwartet. II.8.5. Kooperation und Vernetzung mit den Mitgliedern des Beirats für Migration und Integration II.8.8. Kooperation und Vernetzung mit Die Mitglieder des Beirats für Migration und der Wissenschaft Integration kennen als politische Vertreter/innen der Mitbürger und Mitbürgerinnen mit Es sollte dafür geworben werden, dass Projekte Migrationshintergrund auf kommunaler Ebene an der Uni Koblenz-Landau und der deren Lebenssituationen. Sie sind auf der poli- Fachhochschule Koblenz, die sich mit der tischen Ebene Anwälte und Fürsprecher bezogen Thematik „Interkulturelles Zusammenleben“ auf Themen, Fragen und Probleme der ausländi- beschäftigen, auch die interkulturelle Arbeit in schen Kinder und Familien in Kindergärten. Damit Kindergärten im Blick haben. werden auch sie wichtige Ansprechpersonen für Kindertageseinrichtungen. Die pädagogische Konzeption für die interkulturelle Arbeit mit dem Schwerpunkt der Sprachförderung ist auf die spezifischen Besonderheiten der jeweiligen Einrichtung II.8.6. Kooperation mit den abzustellen und obliegt der Trägerhoheit. Der Bildungsträgern in der Stadt individuelle Charakter einer Kinderta- geseinrichtung bleibt so erhalten und Koblenz berücksichtigt das originäre Gestaltungsrecht eines jeden Trägers. Die kath. Familienbildungsstätte, die Volkshoch- schule und das Regionale Bildungswerk sind Bil- Es bedarf im Sinne dieser Förderrichtlinien der dungseinrichtungen, die u.a. bei der bewussten Erweiterung um integrative Aspekte. Unterstützung der ausländischen Eltern beim Die interkulturelle und integrative Pädagogik sollte Erlernen der deutschen Sprache eine wichtige fundamentaler Bestandteil der Einrichtung Rolle spielen. werden. II.8.7. Gemeinsamer Arbeitskreis der Fachkräfte für interkulturelle III. Rahmenbedingungen für die Arbeit interkulturelle Arbeit Auf Stadtebene bieten die Fachberaterinnen der Für die Umsetzung der interkulturellen Arbeit mit evangelischen und katholischen ihren zahlreichen inhaltlichen Facetten als eine Kindertagesstätten einen gemeinsamen pädagogische Dimension im pädagogischen Arbeitskreis für interkulturelles Arbeiten an. Alltag der Kindertagesstätte ist es wichtig, dass in - 16 -
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas der jeweiligen Kindertagesstätte entsprechende Material für die Zusammenarbeit mit den Rahmenbedingungen vorgehalten werden. Familien zu interkulturellen Koch- und Backtagen III.1. Räume III.3. Rolle und Selbstverständnis Für die Arbeit in Kleingruppen und mit einzelnen der Fachkräfte für Kindern sollten Nebenräume vorhanden sein, die interkulturelle Arbeit der zuständigen Fachkraft zur Verfügung stehen. Zusätzliche Fachkräfte für interkulturelle Arbeit Sind solche Nebenräume nicht vorhanden, ist das haben in erster Linie die Aufgabe, die Anliegen einrichtungsspezifische Konzept so zu gestalten, und Bedürfnisse der Migrantenkinder in der dass trotzdem Kleingruppen- und Einzelarbeiten Kindertageseinrichtung wahrzunehmen, möglich sind. Im Kontext der Bespielbarkeit und konzeptionelle Konsequenzen mit dem Team Erfahrbarkeit aller Räume im Haus für die Kinder abzuleiten und diese didaktisch/methodisch wird dies sicher möglich sein. adäquat umzusetzen. Dabei wirken sie im Integrationsprozess unterstützend, initiierend und Bietet die Kindertagesstätte diese Möglichkeit nur geben Entwicklungshilfen. Auf diesem im geringen Maße oder nicht, sollte auf Räume Hintergrund nimmt die Zusatzkraft verantwortlich zurückgegriffen werden können, die sich eventuell folgende Aufgaben wahr: in unmittelbarer Nähe zur Einrichtung befinden, wie z.B. Räume im die Koordinierung interkultureller Pfarrheim/Gemeindehaus/Rathaus. pädagogischer Angebote sie ist Ansprechpartnerin und Beraterin für die Teammitglied sie verfügt über gutes Hintergrundwissen zu III.2. Arbeitsmaterial den einzelnen im Kindergarten vorkommenden Kulturen und Religionen (dabei hat sie auch Der Träger des Kindergartens berücksichtigt in rechtliche Aspekte im Blick) seinem jährlichen Haushalt den Sachbedarf, der sie ist verantwortlich für die interkulturelle sich aus der interkulturellen Arbeit ergibt. Dazu Erziehung im Rahmen der Gesamtkonzeption gehören: der Einrichtung mit dem Schwerpunkt der Sprachförderung einschlägige Fachliteratur sie arbeitet familienunterstützend, vermittelt pädagogisches Material für die direkte Arbeit Übersetzungen, bietet Sprechstunden an mit den Kindern sie arbeitet mit Behörden, einschlägigen Bücher und CDs/Kassetten in anderen Institutionen, sozialen Diensten und Sprachen, Fachdiensten im Stadtteil zusammen Spiele zum Thema sie ist Multiplikatorin auf Trägerebene Material zum kreativen Gestalten unter sie arbeitet mit den aufnehmenden kulturspezifischen Aspekten Grundschulen zusammen und führt Rollenspielmaterial, Alltagsgegenstände aus insbesondere die Abstimmung über gelebte den verschiedenen Herkunftsländern - 17 -
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas und durchgeführte Sprachförderkonzepte Grammatik, herbei Akzentuierung sprachliche Ausdrucksvielfalt und Darüber hinaus ist sie gemeinsam mit der Leiterin Formulierung gefühlsbetonter Wahrnehmung und dem Team verantwortlich für: Darüber hinaus setzt sie sich mit den in Kap. V die interkulturellen Aktivitäten und dargestellten Sprachförderprogrammen Sprachförderung auseinander. die Zusammenarbeit mit den Familien der Migrantenkinder Die Beschäftigung und Integration zugewanderter die Vernetzung gem. Kapitel II.8 Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen in den Teams die Öffentlichkeitsarbeit zur interkulturellen der Kindergärten ist empfehlenswert, weil sie Arbeit aufgrund ihrer eigenen Migrationserfahrungen eine Art Fremdheitskompetenz mitbringen. Sie Der Einsatz der Fachkräfte für die interkulturelle können nachvollziehen, was Auswanderung aus Arbeit erfolgt in einer Kombination einer ihnen vertrauten Umgebung, die Heimat unterschiedlicher sozialpädagogischer Arbeits- war, und Neubeginn in einer ihnen fremden formen: Umgebung psychisch, sozial, sprachlich und wirtschaftlich bedeutet. Diese Erfahrungen, in der Gruppe reflektiert in die Integrationsarbeit eingebracht, gruppenübergreifend, können Kindern der unterschiedlichsten Her- in der offenen Arbeit, kunftsländer und Nationalitäten im in thematischen Kleingruppen und Integrationsprozess hilfreich sein. in der Einzelförderung von Kindern Die Kompetenzen der Fachkräfte werden durch Nach der Landesverordnung: den Besuch von Fortbildungsveranstaltungen und Arbeitsgemeinschaften kontinuierlich gepflegt und ist die Zusatzkraft eine geeignete weiterentwickelt. Erziehungskraft, ausländischer oder deutscher Nationalität Die Fachberatungen für die katholischen und sie verfügt über gute Kenntnisse der evangelischen Kindertagesstätten stellen auf Herkunftsländer und Anfrage Materialien und Arbeitshilfen zur über entsprechende interkulturellen Arbeit zur Verfügung. Darüber Fremdsprachenkenntnisse hinaus unterstützen sie die Einrichtungen bei der Erstellung des interkulturellen Konzeptes der Die Wahrnehmung dieser Aufgaben und Kindertageseinrichtung. Zuständigkeiten erfordert nachfolgendes Fachlichkeitsprofil. Es beschreibt die Merkmale Da 60 % der Personalkosten über das Land für die fachliche und persönliche Eignung einer gefördert werden, ist eine Abstimmung über die Fachkraft mit interkultureller Kompetenz. Einstellung der Fachkräfte mit dem Landesjugendamt einzuholen. An dieser Stelle Sie verfügt über gute Deutschsprachkenntnisse in wird auf die Landesempfehlungen und die Bezug auf: dortigen Ausführungen in Kapitel 5 verwiesen. Lautbildung, - 18 -
Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales - Jugendamt - Richtlinien Interkulturelle Arbeit in KiTas III.4. Rolle und Aufgaben der Die Leitung unterstützt die Fachkräfte für Leitung4 interkulturelle Arbeit mit Weiterqualifizierung und dem fachlichen Austausch in Arbeitsgemeinschaften. Die interkulturelle Arbeit ist eine gesamtkonzeptio- nelle Aufgabe. Die Erfüllung dieser Aufgabe Die Leitung vernetzt die interkulturelle Arbeit gelingt so gut, wie das gesamte Team im Stadtteil, mit den Wohlfahrtsverbänden und miteinander kooperiert und die interkulturelle den zuständigen Gremien. Arbeit als gemeinsame Aufgabe versteht. Hierbei Gemeinsam mit dem Team entwickelt die kommt der Leitung eine besondere Rolle zu: Leitung eine Konzeption, in der die interkulturelle Grundhaltung zum Ausdruck Die Leitung stärkt das Team in seiner Vielfalt kommt und die von allen getragen wird. und vertritt diese Vielfalt bewusst nach innen Die Leitung fördert einen respektvollen und außen. Umgang miteinander, gegenseitige Akzeptanz, Die Leitung erkennt und unterstützt die Empathie, Kompromissfähigkeit, Flexibilität, verschiedenen, auch multikulturellen Selbstreflexion und eine urteilsbewusste Potentiale der Kolleginnen und Kollegen. Dies Haltung. umfasst auch fachfremde berufliche Die Leitung nutzt fachliche Unterstützung und Abschlüsse, Berufserfahrung, Beratung Migrationserfahrungen und weitere besondere Kenntnisse und Interessen. Die Leitung fördert die Identifikation des III.5. Ausgewogene Verteilung der Teams mit der interkulturellen Arbeit: Migrantenkinder im Sozialraum o Wir sind ein Team. o Wir sind für die gesamte Kindertagesstätte Kulturelle Aufgeschlossenheit und kulturelles mit allen Kindern und Eltern verantwortlich. Selbstbewusstsein sind Kompetenzen, die im o Wir arbeiten intensiv zusammen und europäischen Kontext immer wichtiger werden. unterstützen uns in unseren Für Migrantenkinder gehört der Umgang mit unterschiedlichen Möglichkeiten. unterschiedlichen kulturellen Milieus zum Alltag. o Wir nutzen spezifische, sprachliche Auch deutsche Kinder müssen sich zunehmend in Fähigkeiten und kulturelle einer kulturell pluralen Gesellschaft bewegen. Sie Erfahrungshintergründe der Kolleginnen brauchen ein Umfeld, das ihnen einen und Kollegen auf der Ebene gegenseitigen selbstbewussten und selbstverständlichen Vertrauens und wechselseitiger Umgang mit fremden Sprachen und Kulturen Information. ermöglicht. Die Leitung gibt allen Teammitgliedern die Da der Anteil der Personen mit Möglichkeit, sich aktiv einzubringen. Sie Migrationshintergrund in den Koblenzer unterstützt eine Kultur des Zuhörens und Stadtteilen unterschiedlich ist und dies sich auch macht Mut zur sprachlichen in den Kindertagestätten widerspiegelt, ist im Weiterentwicklung. Sinne einer gelingenden Integration auf eine möglichst ausgewogene Verteilung der Kinder mit Migrationshintergrund zu achten. Dabei wird das 4 Vgl.: Zusätzliche Fachkräfte für interkulturelle Arbeit in Wunsch- und Wahlrecht der Eltern berücksichtigt. Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz, Beschluss des LJHA vom 20.2.2006 Die Kindertagesstätten mit einer Fachkraft für - 19 -
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