Das Unterrichten von Regionaloder Minderheitensprachen - an Schulen in Europa Eurydice-Bericht - European Commission

Die Seite wird erstellt Noelle Conrad
 
WEITER LESEN
Das Unterrichten von Regionaloder Minderheitensprachen - an Schulen in Europa Eurydice-Bericht - European Commission
Das Unterrichten von
Regional- oder Minderheitensprachen
         an Schulen in Europa
               Eurydice-Bericht

               Allgemeine und
               berufliche
               Bildung
Das Unterrichten von Regionaloder Minderheitensprachen - an Schulen in Europa Eurydice-Bericht - European Commission
Das Unterrichten von Regionaloder Minderheitensprachen - an Schulen in Europa Eurydice-Bericht - European Commission
Das Unterrichten von
   Regional- oder
   Minderheitensprachen
          an Schulen in Europa

            Eurydice-Bericht

             Allgemeine und
             berufliche
             Bildung
Das Unterrichten von Regionaloder Minderheitensprachen - an Schulen in Europa Eurydice-Bericht - European Commission
Bezugnahme auf diese Veröffentlichung als:

  Europäische Kommission/EACEA/Eurydice, 2019. Das Unterrichten von Regional- oder
  Minderheitensprachen an Schulen in Europa. Eurydice-Bericht. Luxembourg: Amt für
  Veröffentlichungen der Europäischen Union.

Quelle: Englisch. Übersetzt vom Übersetzungszentrum für die
Einrichtungen der Europäischen Union.

ISBN 978-92-9484-012-7

doi:10.2797/38064

Luxembourg: Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, 2019

© Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur, 2019
Das Unterrichten von Regionaloder Minderheitensprachen - an Schulen in Europa Eurydice-Bericht - European Commission
VORWORT

                                       Das harmonische Miteinander zahlreicher Sprachen in
                                       Europa ist ein starkes Symbol für das Streben der
                                       Europäischen Union nach Einheit in der Vielfalt und ein
                                       Eckpfeiler des europäischen Projekts. Die EU hat
                                       24 Amtssprachen und drei Alphabete, von denen einige
                                       weltweit verbreitet sind. Rund 60 weitere Sprachen
                                       sind ebenfalls Teil unseres Erbes und werden in
                                       bestimmten Regionen oder von bestimmten Gruppen
                                       gesprochen.

                                    Sprachkompetenzen     sind   das   Kernstück    der
                                    ehrgeizigen   Vision, einen   gut  funktionierenden
                                    europäischen Bildungsraum zu schaffen. Für Studien-
oder Arbeitsaufenthalte im Ausland ist es notwendig, verschiedene Sprachen sprechen zu
können. Darüber hinaus ermöglicht das Erlernen von Sprachen, verschiedene Kulturen
kennenzulernen und die Perspektiven zu erweitern.

Im Mai 2019 nahm der Rat der Europäischen Union eine Empfehlung zu einem umfassenden
Ansatz für das Lehren und Lernen von Sprachen an. Die Europäische Union und ihre
Mitgliedstaaten verpflichten sich, beim Sprachenlernen an den Schulen ehrgeizigere
Zielvorgaben zu formulieren. Dazu zählen die Lese- und Schreibkompetenzen in der
Unterrichtssprache bzw. den Unterrichtssprachen sowie der Erwerb zweier weiterer
Sprachen. Entsprechend der Empfehlung möchten die Lernenden möglicherweise Sprachen in
ihr individuelles Sprachenportfolio aufnehmen, die seltener unterrichtet und erlernt werden.

Zahlreiche interessante pädagogische Ansätze lassen sich in zweisprachigen Regionen und
mehrsprachigen Klassen in ganz Europa finden. Die einzelnen Länder zeichnen sich durch
eine unterschiedliche sprachliche Vielfalt und verschiedene Formen des Umgangs mit dieser
Vielfalt aus. Der vorliegende Bericht von Eurydice, dem Netzwerk nationaler
Informationsstellen für Bildungsanalysen der Europäischen Union mit Sitz in allen Erasmus+
Programmländern, konzentriert sich auf von den Bildungsbehörden ergriffene Maßnahmen,
mit denen das Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen an den Schulen
unterstützt werden soll. Des Weiteren wird eine Auswahl von Projekten aufgezeigt, die von
den Programmen der Europäischen Union Erasmus+ und Kreatives Europa kofinanziert
werden und den Unterricht, das Erlernen und die Verbreitung dieser Sprachen fördern und
unterstützen sollen.

Dieser Überblick über die aktuellen nationalen politischen Strategien in Bezug auf Regional- oder
Minderheitensprachen macht deutlich, dass Maßnahmen auf nationaler, regionaler und lokaler
Ebene sowie bisweilen sogar auf Schulebene ergriffen werden. In diesem Zusammenhang ist es
die Aufgabe der Europäischen Union, die politischen Entscheidungsträger dieser
unterschiedlichen Ebenen mit Praktikern im Bildungswesen zusammenzubringen, um
Möglichkeiten zu untersuchen, wie die übergeordneten Ziele der EU für das Erlernen von
Sprachen erreicht werden können. Es gibt viel zu lernen von der Kreativität und den
Erfahrungen, die auf den verschiedenen Verwaltungsebenen vorhanden sind!

Die Sprachenlandschaft in Europa ist ein komplexes, vielschichtiges und buntes Netz von
verschiedenen Sprachen und Dialekten. Ich freue mich, dass die Europäische Union eine
Möglichkeit hat, darzustellen, wie diese kulturelle Vielfalt unterstützt und erhalten wird.

Tibor Navracsics

Zuständiger Kommissar für
Bildung, Kultur, Jugend und Sport

                                                 3
Das Unterrichten von Regionaloder Minderheitensprachen - an Schulen in Europa Eurydice-Bericht - European Commission
Das Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen an Schulen in Europa

INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort                                                                                                               3
Länderkürzel                                                                                                          5
Einleitung                                                                                                            6
Regional- oder Minderheitensprachen in Grundsatzpapieren zum Bildungsbereich                                          8
Strategien und Maßnahmen für das Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen                                13
      Rechtsvorschriften/Finanzierung                                                                                14
      Das Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen an Schulen                                            14
      Das Unterrichten in Regional- oder Minderheitensprachen an Schulen                                             15
      Förderung von Regional- oder Minderheitensprachen außerhalb von Schulen                                        16
      Unterrichtsressourcen für Regional- oder Minderheitensprachen                                                  16
      Groß angelegte Initiativen/Programme                                                                           19
Europäische Projekte und Initiativen zur Unterstützung des Unterrichtens und
Lernens von Regional- oder Minderheitensprachen                                                                      20
      Erasmus+ Schulpartnerschaften                                                                                  20
      Schulbildung – Mobilität des Personals                                                                         21
      Partnerschaftsprojekte                                                                                         23
      Mobilität von jungen Menschen                                                                                  23
      Kreatives Europa                                                                                               24
Literaturverzeichnis                                                                                                 26

LÄNDERKÜRZEL
EU/EU-28 Europäische Union                                CY   Zypern        UK            Vereinigtes Königreich
BE           Belgien                                      LV   Lettland           UK-ENG   England
     BE fr      Belgien – Französische Gemeinschaft       LT   Litauen            UK-WLS   Wales
     BE de      Belgien – Deutschsprachige Gemeinschaft   LU   Luxemburg          UK-NIR   Nordirland
     BE nl      Belgien – Flämische Gemeinschaft          HU   Ungarn             UK-SCT   Schottland
BG           Bulgarien                                    MT   Malta                       EWR- und Bewerberländer
CZ           Tschechien                                   NL   Niederlande   AL            Albanien
DK           Dänemark                                     AT   Österreich    BA            Bosnien und Herzegowina
DE           Deutschland                                  PL   Polen         CH            Schweiz
EE           Estland                                      PT   Portugal      IS            Island
IE           Irland                                       RO   Rumänien      LI            Liechtenstein
EL           Griechenland                                 SI   Slowenien     ME            Montenegro
ES           Spanien                                      SK   Slowakei      MK            Nordmazedonien
FR           Frankreich                                   FI   Finnland      NO            Norwegen
HR           Kroatien                                     SE   Schweden      RS            Serbien
IT           Italien                                                         TR            Türkei

Nähere Informationen über die ISCED-Klassifikation finden sich unter http://uis.unesco.org/
sites/default/files/documents/international-standard-classification-of-education-isced-2011-
en.pdf [aufgerufen im Juni 2019].

                                                               5
EINLEITUNG
Europa wird häufig als buntes Mosaik von Sprachen beschrieben, das Sprachen mit
unterschiedlichem Status einschließt: Amtssprachen, Regional- oder Minderheiten-
sprachen sowie die von Menschen mit Migrationshintergrund gesprochenen Sprachen.
Regional- oder Minderheitensprachen sind in der Regel mit einem bestimmten
geografischen Gebiet in einem bestimmten Staat verbunden, auch wenn einige von ihnen,
die als nicht territorial gebundene Sprachen bezeichnet werden, nicht einem bestimmten
geografischen Gebiet zugeordnet werden können. In der EU sprechen nach Schätzungen                           In der EU sprechen
etwa 40 bis 50 Millionen Menschen eine Regional- oder Minderheitensprache                                    nach Schätzungen
(Europäisches Parlament, 2016).
                                                                                                             etwa 40 bis
In zahlreichen europäischen Ländern gibt es Regional- oder Minderheitensprachen mit                          50 Millionen
dem Status einer Amtssprache. Konkret bedeutet dies, dass sie in einem bestimmten
                                                                                                             Menschen eine
Gebiet eines Staates zusammen mit der Staatssprache (die im gesamten Land
Amtssprache ist) für juristische Zwecke und in der öffentlichen Verwaltung verwendet                         Regional- oder
werden. Politische Strategien und Initiativen der Behörden, insbesondere im Bereich                          Minderheitensprache.
Bildung, sind wichtige Faktoren, die zur Vitalität von Sprachen im privaten und
öffentlichen Raum beitragen. In einem von Wissenschaftlern definierten analytischen
Rahmen werden mehrere Indikatoren für die Vitalität von Sprachen definiert
(Europäisches Parlament, 2017). Dazu gehören die Zahl der Sprecher (absolut und als
Anteil an der Gesamtbevölkerung eines bestimmten Staates), die administrativen und
institutionellen Einstellungen zu Sprachen sowie politische Strategien, einschließlich des
Status als Amtssprache und der Verwendung, sowie die Verfügbarkeit von Materialien für
Sprachunterricht und Lese- und Schreibkompetenz.

Die Bedeutung der Sprachenvielfalt ist in Artikel 22 der Charta der Grundrechte der
Europäischen Union sowie in Artikel 3 des Vertrags über die Europäische Union
festgeschrieben. Regional- oder Minderheitensprachen sind Teil der politischen Landschaft
der Europäischen Union, was das Entdecken von Vielfalt und das Erlernen von Sprachen
anbelangt. In der Empfehlung des Rates der Europäischen Union vom 22. Mai 2019 ( 1) zu
einem umfassenden Ansatz für das Lehren und Lernen von Sprachen wird der Wert des
Erlernens und des Erhalts jeder Sprache, die Teil der Lebensumstände und Interessen
einer Person ist, anerkannt. In der Empfehlung wird die enorme sprachliche Vielfalt in
Europa anerkannt und die Mitgliedstaaten werden ermutigt, beim Sprachenlernen an den
Schulen ehrgeizigere Zielvorgaben zu formulieren.

Die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen (ECRMS) des
Europarates ist ein wichtiges Rechtsinstrument zum Schutz und zur Förderung von
Regional- oder Minderheitensprachen in Europa. Diese wichtige Konvention trat am
1. März 1998 in Kraft. Bislang haben 25 Staaten die Charta ratifiziert.( 2) Mit der
Ratifizierung der Charta verpflichten sich diese Staaten nicht nur zu den Grundprinzipien
und Zielen für den Erhalt der betreffenden Sprachen, sondern auch zu konkreten
Maßnahmen in bestimmten Bereichen des öffentlichen Lebens (z. B. im Bildungswesen).

Im Zuge der Finanzierung von Programmen wie Erasmus+ oder Kreatives Europa
unterstützt die Europäische Union das Erlernen von Sprachen und die sprachliche Vielfalt
beispielsweise durch Mobilitätsprogramme, Kooperationsprojekte und die Unterstützung
der Kulturhauptstädte Europas. Dank dieser Programme werden durch zahlreiche
erfolgreiche Projekte das Erlernen und die Sichtbarkeit von Regional- oder
Minderheitensprachen in Europa gefördert.

(1) Empfehlung des Rates vom 22. Mai 2019 zu einem umfassenden Ansatz für das Lehren und Lernen von
    Sprachen (ABl. C 189 vom 5.6.2019, S. 15-22).
(2) Nähere Informationen finden sich auf der Website des Europarates: https://www.coe.int/de/web/european-
    charter-regional-or-minority-languages/signatures-and-ratifications [aufgerufen im Juni 2019].

                                                    6
Das Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen an Schulen in Europa

    Regional- oder Minderheitensprachen: Sprachen, die „herkömmlicherweise in
    einem bestimmten Gebiet eines Staates von Angehörigen dieses Staates gebraucht
    werden, die eine Gruppe bilden, deren Zahl kleiner ist als die der übrigen
    Bevölkerung des Staates“, und die sich von der bzw. den Staatssprache(n)
    unterscheiden (Europarat, 1992). In der Regel handelt es sich um Sprachen, die von
    Bevölkerungsgruppen gesprochen werden, die ihre ethnischen Wurzeln in den
    betreffenden Gebieten haben oder dort seit mehreren Generationen ansässig sind.
    Regional- oder Minderheitensprachen können den Status einer Amtssprache
    haben, dieser ist aber per Definition auf das Gebiet beschränkt, in dem sie
    gesprochen werden.
    Nicht territorial gebundene Sprachen: Nicht territorial gebundene Sprachen sind
    von Angehörigen des Staates gebrauchte Sprachen, die sich von der (den) von der
    übrigen Bevölkerung des Staates gebrauchten Sprache(n) unterscheiden, jedoch
    keinem bestimmten Gebiet innerhalb des betreffenden Staates zugeordnet werden
    können, obwohl sie herkömmlicherweise im Hoheitsgebiet dieses Staates
    gebraucht werden. (Definition auf der Grundlage der Europäischen Charta der
    Regional- oder Minderheitensprachen (Europarat, 1992)). Beispielsweise handelt es
    sich bei Romanes um eine nicht territorial gebundene Sprache.

Das vorliegende Dokument bietet einen kurzen Überblick über die politischen
Bemühungen in Europa, das Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen an
Schulen in Europa zu unterstützen. Es besteht aus drei Hauptteilen, in denen Folgendes
dargestellt wird:

•     die Erwähnungen von Regional- oder Minderheitensprachen durch die zentralen bzw.
      obersten Bildungsbehörden in amtlichen Dokumenten (nationaler Lehrplan oder
      nationale Bildungsgänge, nationale Beurteilungs- oder Prüfungsunterlagen oder
      Empfehlungen, in denen die Schulen ermutigt werden, Unterricht in diesen Sprachen
      anzubieten);

•     politische Strategien und Maßnahmen in Zusammenhang mit dem Unterrichten von
      Regional- oder Minderheitensprachen in den verschiedenen europäischen Bildungs-
      systemen; und

•     einige durch die Programme Erasmus+ und Kreatives Europa geförderte Projekte zur
      Unterstützung des Erlernens von Regional- oder Minderheitensprachen.

Die ersten beiden Teile stützen sich auf Informationen, die vom Eurydice-Netz erhoben
werden. Der Schwerpunkt liegt auf der Schulbildung (Primar- und Sekundarbildung) an
staatlichen und staatlich geförderten Privatschulen. Manche Beispiele für politische
Maßnahmen können jedoch einen allgemeineren Anwendungsbereich aufweisen, der
beispielsweise die Elementarbildung einbezieht. Diese beiden Teile decken
34 europäische Länder ab, die am EU-Programm Erasmus+ teilnehmen.( 3) Die
ausgewiesenen Daten beziehen sich auf das Bezugsjahr 2018/2019. Der letzte Teil
widmet sich EU-geförderten Projekten in den Bereichen Schulbildung, Berufsbildung und
Erwachsenenbildung sowie dem Kultur- und Kreativsektor, einschließlich des
audiovisuellen Sektors.

(3) Er umfasst somit 26 der 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union sowie Albanien, Bosnien und Herzegowina,
    die Schweiz, Island, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und die Türkei. Bulgarien, Griechenland,
    Liechtenstein und Norwegen nahmen nicht an der Datenerhebung teil.

                                                      7
REGIONAL- ODER MINDERHEITENSPRACHEN
IN GRUNDSATZPAPIEREN ZUM BILDUNGSBEREICH
Die Bildungsbehörden spielen eine wichtige Rolle beim Schutz und bei der Förderung von
Regional- oder Minderheitensprachen. Durch das Unterrichten dieser Sprachen im
Rahmen des Schullehrplans kann das Erlernen von Sprachen in unterschiedlichem Umfang
gefördert werden. Sprachenfreundliche Schulen nutzen den unterschiedlichen
sprachlichen Hintergrund der Lernenden zur kulturellen und sprachlichen Sensibilisierung
der Schüler. Sie fördern ein günstiges Klima für das Erlernen von Sprachen (Europäische
Kommission/EACEA/Eurydice, 2017). In der Empfehlung des Rates zu Sprachen aus dem
Jahr 2019 wird den Mitgliedstaaten empfohlen, „umfassende Ansätze zur Verbesserung
des Lehrens und Lernens von Sprachen auf nationaler, regionaler bzw. schulischer Ebene
anzuwenden“.( 4) Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, die in der Empfehlung des Rates
vorgeschlagen wird, besteht genau darin, die Entwicklung eines Sprachenbewusstseins zu
fördern, insbesondere indem die sprachliche Vielfalt der Lernenden wertgeschätzt und als
Ressource des Lernens genutzt wird.

Abbildung 1 ist zu entnehmen, dass in den meisten Bildungssystemen in den amtlichen
Dokumenten der zentralen bzw. obersten Bildungsbehörden Regional- oder
Minderheitensprachen erwähnt werden.

                                                                                                                     In den meisten
 Abbildung 1: Erwähnung konkreter Regional- oder Minderheitensprachen in amtlichen
 Dokumenten der zentralen bzw. obersten Bildungsbehörden, Primarbereich und                                          Bildungssystemen
 allgemeiner Sekundarbereich (ISCED 1, ISCED 24 und ISCED 34), 2018/2019                                             werden in den
                                                                                                                     amtlichen Dokumenten
                                                                                                                     der zentralen bzw.
                                                                                                                     obersten Bildungs-
                                                                                                                     behörden Regional-
                                                                                                                     oder Minderheiten-
                                                                                                                     sprachen erwähnt.
                                                                                         Erwähnung von
                                                                                         Regional- oder
                                                                                         Minderheitensprachen

                                                                                         Keine Erwähnung

                                                                                               Quelle: Eurydice.

Erläuterung
Zentrale bzw. oberste Bildungsbehörden: höchste Ebene der Behörden, die in einem bestimmten Land für das
Bildungswesen zuständig sind, üblicherweise auf nationaler Ebene/Ebene des Zentralstaats angesiedelt. In Belgien,
Deutschland, Spanien und dem Vereinigten Königreich sind jedoch die Communautés (Gemeinschaften),
Bundesländer, Comunidades Autónomas (Autonome Gemeinschaften) und dezentralen Verwaltungsstrukturen für
alle oder die meisten mit dem Bildungswesen zusammenhängende Bereiche zuständig. Deshalb gelten diese
Verwaltungseinheiten für diejenigen Bereiche, für die sie allein verantwortlich sind, als oberste Behörde, während
für jene Bereiche, für die sie gemeinsam mit der nationalen (staatlichen) Ebene zuständig sind, beide Ebenen als
oberste Behörden betrachtet werden.

(4) Empfehlung des Rates vom 22. Mai 2019 zu einem umfassenden Ansatz für das Lehren und Lernen von
    Sprachen (ABl. C 189 vom 5.6.2019, S. 17).

                                                        8
Das Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen an Schulen in Europa

                        Länderspezifischer Hinweis
                        Bulgarien, Griechenland, Liechtenstein und Norwegen: Daten aus dem Bezugsjahr 2015/2016. Siehe
                        Europäische Kommission/EACEA/Eurydice, 2017, Schlüsselzahlen zum Sprachenlernen an den Schulen in
                        Europa – Ausgabe 2017. Brüssel: EACEA Eurydice.

                        Derartige Erwähnungen finden sich im nationalen Lehrplan oder in nationalen
                        Bildungsprogrammen, in nationalen Beurteilungs- oder Prüfungsunterlagen oder in
                        Empfehlungen, in denen die Schulen ermutigt werden, Unterricht in diesen Sprachen
                        anzubieten. Sie können als kleine Maßnahmen in einer ausgewählten Zahl an Schulen
                        durchgeführt werden oder alle Schulen in einem bestimmten geografischen Gebiet
                        betreffen.

                        In manchen Fällen handelt es sich nur um einen allgemeinen Verweis auf Regional- oder
                        Minderheitensprachen, ohne bestimmte Sprachen zu nennen. In der Tschechischen
                        Republik beispielsweise haben Angehörige nationaler Minderheiten Anspruch auf
                        Unterricht in ihrer eigenen Sprache sowie Anspruch auf integriertes Lernen von Inhalt und
                        Sprache (CLIL). Auch in Kroatien haben Angehörige nationaler Minderheiten Anspruch auf
                        Bildung in ihrer eigenen Sprache. In den amtlichen Dokumenten werden aber nur
                        bestimmte Minderheitensprachen, die an Schulen unterrichtet werden, konkret erwähnt;
                        auf die übrigen Sprachen wird allgemein Bezug genommen. Lehrplandokumente sind nicht
                        für alle Minderheitensprachen verfügbar oder wurden nicht für alle Minderheitensprachen
                        entwickelt oder übernommen, die an Schulen in Kroatien unterrichtet werden.

     In den amtlichen   In den amtlichen Dokumenten der Bildungsbehörden in Europa werden insgesamt über
     Dokumenten der     60 Regional- oder Minderheitensprachen erwähnt (siehe Abbildung 2). Die Zahl der
                        Sprachen unterscheidet sich in den einzelnen Bildungssystemen jedoch erheblich. Diese
 Bildungsbehörden in
                        Unterschiede lassen sich nicht nur durch ein unterschiedliches politisches Engagement für
 Europa werden über
                        den Erhalt und die Förderung von Regional- oder Minderheitensprachen erklären, sondern
    60 Regional- oder   hängen auch mit der konkreten Sprachenlandschaft in den einzelnen Ländern zusammen.
Minderheitensprachen    Beispielsweise hat Luxemburg drei Amtssprachen (Französisch, Deutsch und
             erwähnt.   Luxemburgisch), aber keine Regional- oder Minderheitensprachen in seinem Staatsgebiet.

                        In den amtlichen Dokumenten zum Bildungswesen von sechs Ländern (Frankreich, Italien,
                        Ungarn, Polen, Rumänien und Serbien) werden mehr als zehn Sprachen erwähnt,
                        während in den amtlichen Dokumenten in Polen und Serbien auf die höchste Zahl an
                        Sprachen (15) Bezug genommen wird. In sechs weiteren Ländern (Spanien, Kroatien,
                        Litauen, Slowakei, Schweden und Nordmazedonien) schwankt die Zahl der erwähnten
                        Regional- oder Minderheitensprachen zwischen fünf und zehn.

                                                                       9
Abbildung 2: Regional- oder Minderheitensprachen, die konkret in amtlichen
Dokumenten der zentralen bzw. obersten Bildungsbehörden erwähnt werden,
Primarbereich und allgemeiner Sekundarbereich (ISCED 1, ISCED 24 und ISCED 34),
2018/2019

                                        BE BE BE
                                                 BG CZ DK DE EE   IE   EL ES FR HR     IT   CY LV LT LU HU MT NL
                                        fr de nl
Keine Erwähnung                                                                                       
Zyprisches Arabisch               acy                                                       
Weißrussisch                      bel                                                               
Bosnisch                          bos
Bretonisch                        bre                                          
Bulgarisch                        bul                                                                       
Katalanisch/Valencianisch         cat                                                
Korsisch                          cos                                          
Kaschubisch                       csb
Tschechisch                       cse                                              
Walisisch                         cym
Dänisch                           dan                      
Deutsch                           deu                                                                    
Griechisch                        ell                                                                      
Baskisch                          eus                                         
Färöisch                          fao                  
Finnisch                          fin
Meänkieli (Tornedalen-Finnisch)   fit
Kvenisch                          fkv
Französisch                       fra                                                  
Gallo                             fra                                          
Franko-Provenzalisch              frp                                                  
Friesisch                         fry                                                                              
Futunisch                         fud                                          
Friaulisch                        fur                                                  
Schottisch-Gälisch                gla
Irisch                            gle
Galicisch                         glg                                      
Hebräisch                         heb
Kroatisch                         hrv                                                                      
Ungarisch                         hun                                              
Armenisch                         hye                                                                      
Italienisch                       ita                                              
Grönländisch                      kal                  
Karaimisch                        kdr
Litauisch                         lit
Ladinisch                         lld                                                  
Mazedonisch                       mkd
Niederdeutsch                     nds                      
Okzitanisch                       oci                                                
Polnisch                          pol                                                                      
Kreolisch                         rcf                                          
Romanes                           rom                                                                      
Rumänisch                         ron                                                                       
Lemkisch                          rue
Russinisch                        rue                                                                      
Walachisch                        rup
Russisch                          rus                                                               
Schottisch                        sco
Slowakisch                        slk                                                                      
Slowenisch                        slv                                                                      
Samisch                           sme
Albanisch                         sqi                                                  
Sardisch                          srd                                                  
Serbisch                          srp                                                                      
Tahitisch                         tah                                          
Tatarisch                         tat
Melanesische Sprachen             tpi                                          
Türkisch                          tur
Ukrainisch                        ukr                                                                      
Wallisianisch                     wls                                          
Sorbisch                          wen                      
Jiddisch                          yid                                                               
Sonstige (Dialekte)                                                                                       

                                                           10
Das Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen an Schulen in Europa

Abbildung 2 (Forts.): Regional- oder Minderheitensprachen, die konkret in amtlichen
Dokumenten der zentralen bzw. obersten Bildungsbehörden erwähnt werden,
Primarbereich und allgemeiner Sekundarbereich (ISCED 1, ISCED 24 und ISCED 34),
2018/2019

                                                                          UK- UK- UK- UK-
                                        AT PL PT RO SI SK       FI   SE                   AL BA CH IS LI ME MK NO RS TR
                                                                          ENG WLS NIR SCT
Keine Erwähnung                                                                                                
Zyprisches Arabisch               acy
Weißrussisch                      bel       
Bosnisch                          bos                                                                              
Bretonisch                        bre
Bulgarisch                        bul                                                                               
Katalanisch/Valencianisch         cat
Korsisch                          cos
Kaschubisch                       csb       
Tschechisch                       cse                                                                              
Walisisch                         cym                                         
Dänisch                           dan
Deutsch                           deu                     
Griechisch                        ell                                                     
Baskisch                          eus
Färöisch                          fao
Finnisch                          fin                                                                           
Meänkieli (Tornedalen-Finnisch)   fit                                
Kvenisch                          fkv                                                                            
Französisch                       fra
Gallo                             fra
Franko-Provenzalisch              frp
Friesisch                         fry
Futunisch                         fud
Friaulisch                        fur
Schottisch-Gälisch                gla                                                 
Irisch                            gle                                             
Galicisch                         glg
Hebräisch                         heb              
Kroatisch                         hrv                                                                             
Ungarisch                         hun                                                                            
Armenisch                         hye       
Italienisch                       ita                  
Grönländisch                      kal
Karaimisch                        kdr       
Litauisch                         lit       
Ladinisch                         lld
Mazedonisch                       mkd                                                                                
Niederdeutsch                     nds
Okzitanisch                       oci
Polnisch                          pol
Kreolisch                         rcf
Romanes                           rom                                                                         
Rumänisch                         ron                                                                                
Lemkisch                          rue       
Russinisch                        rue                                                                               
Walachisch                        rup                                                                               
Russisch                          rus       
Schottisch                        sco                                                 
Slowakisch                        slk                                                                              
Slowenisch                        slv                                                                               
Samisch                           sme                                                                          
Albanisch                         sqi                                                                              
Sardisch                          srd
Serbisch                          srp                                                                    
Tahitisch                         tah
Tatarisch                         tat       
Melanesische Sprachen             tpi
Türkisch                          tur                                                                       
Ukrainisch                        ukr                                                                             
Wallisianisch                     wls
Sorbisch                          wen
Jiddisch                          yid                               
Sonstige (Dialekte)                                                                                                  

                                                                11
Erläuterung (Abbildung 2)
Zentrale bzw. oberste Bildungsbehörden: Siehe Abbildung 1.
In dieser Abbildung wird keine Unterscheidung nach Bildungsstufen, Bildungsgängen oder Schulformen getroffen.
In manchen Ländern werden die genannten Sprachen möglicherweise nur an den Schulen einiger Regionen
angeboten.
Die Sprachen sind nach ihrem ISO-Code (nach ISO-Norm 639-3) aufgeführt. Dialekte, die keinen Code haben,
werden in den länderspezifischen Hinweisen als „Sonstige“ bezeichnet.

Länderspezifische Hinweise
Bulgarien, Griechenland, Liechtenstein und Norwegen: Daten aus dem Bezugsjahr 2015/2016. Siehe
Europäische Kommission/EACEA/Eurydice, 2017, Schlüsselzahlen zum Sprachenlernen an den Schulen in
Europa – Ausgabe 2017 Brüssel: EACEA Eurydice
Spanien: Neben Spanisch als Amtssprache gibt es in einigen Autonomen Gemeinschaften noch eine
Zweitamtssprache. In diesen Fällen legen die Bildungsbehörden ihr eigenes Modell für den Unterricht ihrer
Amtssprachen fest. Sonstige: Asturianisch und Aragonesisch.
Frankreich: melanesische Sprachen: drehu, nengone, païci, aïje. Sonstige: die Regionalsprachen des Elsass und
des Moselraums (einschließlich Deutsch und seiner Dialektvarianten).
Ungarn: Sonstige: Boyash, ein Dialekt des Rumänischen.
Österreich: In zwei von zentralen bzw. obersten Bildungsbehörden herausgegebenen Dokumenten wird
ausdrücklich der Unterricht von Minderheitensprachen in den Schulen erwähnt: dem Minderheitenschulgesetz für
Burgenland, das die Bedingungen für das Unterrichten von Ungarisch, Kroatisch (Burgenland-Kroatisch) und
Romanes festlegt, und dem Minderheitenschulgesetz für Kärnten, das den Slowenischunterricht in den
Minderheitsgebieten regelt.
Serbien: Sonstige: Bunjevac.

Wie Abbildung 3 zu entnehmen ist, sind die am häufigsten genannten Sprachen in den
meisten Fällen Sprachen von Patronagestaaten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa
(Deutsch, Kroatisch, Ungarisch, Ukrainisch, Slowakisch, Serbisch, Tschechisch,
Slowenisch und Albanisch). Spezifische historische und politische Umstände haben in
dieser Region Europas zu einer von Vielfalt geprägten Sprachenlandschaft geführt.
Romanes ist eine nicht territorial gebundene Sprache, die seit dem Mittelalter in Europa
gesprochen wird. Die Romanes sprechende Bevölkerung ist auf mehrere europäische
Länder verteilt (Europäisches Parlament, 2018).

 Abbildung 3: Regional- oder Minderheitensprachen nach der Zahl der Länder, in denen
 sie in amtlichen Dokumenten zum Bildungswesen erwähnt werden, Primarbereich und
 allgemeiner Sekundarbereich (ISCED 1, ISCED 24 und ISCED 34), 2018/2019

                  Bosnisch, Bulgarisch, Katalanisch/Valencianisch, Griechisch, Armenisch,
                  Italienisch, Okzitanisch, Samisch, Jiddisch
                  Weißrussisch, Baskisch, Finnisch, Friesisch, Hebräisch,           Polnisch,
                  Rumänisch, Walachisch/Aromunisch, Russisch, Türkisch
                  Zyprisches Arabisch, Bretonisch, Korsisch, Kaschubisch, Walisisch, Dänisch,
                  Färöisch, Meänkieli (Tornedalen-Finnisch), Kvenisch, Französisch, Gallo,
                  Franko-Provenzalisch, Futunisch, Friaulisch, Schottisch-Gälisch, Irisch,
                  Galicisch, Grönländisch, Karaimisch, Litauisch, Ladinisch, Mazedonisch,
                  Niederdeutsch, Kreolisch, Lemkisch, Schottisch, Sardisch, Tahitisch,
                  Tatarisch, Melanesische Sprachen, Wallisianisch, Sorbisch
           Quelle: Eurydice.

                                                     12
Das Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen an Schulen in Europa

                           Erläuterung (Abbildung 3)
                           Der Abbildung zeigt die Regional- oder Minderheitensprachen sowie die Zahl der Länder (in ovaler Form in Rot), in
                           denen sie in den amtlichen Dokumenten zum Bildungswesen erwähnt werden. Im oberen Teil der Abbildung, in dem
                           die Sprachen dargestellt sind, die am häufigsten erwähnt werden, sind auch die betreffenden Länder angegeben
                           (anhand der Länderkürzel). Ähnliche Informationen zu den im unteren Teil der Abbildung genannten Sprachen sind
                           in Abbildung 2 zu finden.
                           Amtliche Dokumente zum Bildungswesen: amtliche Dokumente, die von den zentralen bzw. obersten
                           Bildungsbehörden herausgegeben werden.
                           Dabei wird keine Unterscheidung nach Bildungsstufen, Bildungsgängen oder Schulformen getroffen. Die genannten
                           Sprachen werden möglicherweise nur an den Schulen einiger Regionen angeboten.

                           Länderspezifische Hinweise
                           Siehe Abbildung 2.

                           Zahlreiche Regional- oder Minderheitensprachen sind jedoch einem einzigen Land in
                           Europa zuzuordnen. Dies ist beispielsweise der Fall für Sorbisch (DE), Korsisch (FR),
                           Friesisch (NL), Zyprisches Arabisch (CY), und Walisisch (UK-WLS).

                           STRATEGIEN UND MAßNAHMEN FÜR DAS UNTERRICHTEN VON
                           REGIONAL- ODER MINDERHEITENSPRACHEN
                           Nach der Betrachtung der verschiedenen in amtlichen Dokumenten der zentralen bzw.
                           obersten Bildungsbehörden in Europa erwähnten Regional- oder Minderheitensprachen
                           werden in diesem Abschnitt jetzt konkrete Strategien und Maßnahmen in Zusammenhang
                           mit dem Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen vorgestellt.( 5)

                                                                                         Die    in   Zusammenhang       mit
                            Abbildung 4: Bereiche, die in den Strategien und             diesem Bericht erfassten Strate-
                            Maßnahmen für das Unterrichten von Regional-                 gien und Maßnahmen können
                            oder Minderheitensprachen berücksichtigt werden,             nach einer Reihe von Kategorien
Für das Unterrichten        2018/2019
                                                                                         zusammengefasst werden (siehe
   von Regional- oder                                                                    Abbildung 4). Bei zahlreichen
         Minderheiten-        Rechtsvorschriften/Finanzierung                            Strategien und Maßnahmen steht
                                                Legislation / Funding                    natürlich das Unterrichten von
 sprachen an Schulen
                                                                                         Regional-    oder    Minderheiten-
ist ein politisches und                                                                  sprachen an Schulen im Mittel-
            finanzielles                                                                 punkt. In manchen Ländern
                                    Das                          Das        Förderung
          Engagement           Unterrichten              Unterrichten in       von       können Regional- oder Minder-
                            von Regional- oder           Regional- oder   Regional- oder heitensprachen zudem als Unter-
          erforderlich.       Minderheiten-              Minderheiten-    Minderheiten-  richtssprache für einige oder alle
                               sprachen an                sprachen an       sprachen
                                 Schulen                      Schulen     außerhalb von  übrigen Schulfächer verwendet
                                                                             Schulen     werden. In wenigen Fällen ist
                                                                                         auch eine über die Schulen
                                                                                         hinausgehende Förderung von
                              Ressourcen:                                                Regional-    oder    Minderheiten-
                                     •   Ausbildung und Unterstützung von Lehrkräften
                                     •   Unterrichtsmaterialien                          sprachen  festzustellen, durch die
                                     •   Zentren, Websites, Ausstellungen usw.           die Verwendung    dieser Sprachen
                                                                                         durch die Schüler und die
                           Quelle: Eurydice.
                                                                                         Gesellschaft    im    Allgemeinen
                           begünstigt werden kann. Als Voraussetzung für die Förderung von Regional- oder
                           Minderheitensprachen innerhalb und außerhalb von Schulen müssen entsprechende
                           Rechtsvorschriften und eine Finanzierung vorhanden sein. Dieses politische und finanzielle
                           Engagement ist nicht zuletzt auch für die Sicherstellung der Verfügbarkeit von Ressourcen

                           (5) Für diese Datenerhebung wurden die nationalen Eurydice-Informationsstellen gebeten, zwei Beispiele für
                               Strategien und Maßnahmen für das Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen an Schulen zu
                               nennen. In dieser Übersicht wird nur eine Auswahl dieser Beispiele vorgestellt.

                                                                                 13
für die Unterrichtung von Regional- oder Minderheitensprachen von zentraler Bedeutung.
Dazu    zählen    qualifizierte und   unterstützte  Lehrkräfte   für   Regional-  oder
Minderheitensprachen, einschlägige Unterrichtsmaterialien und sonstige Ressourcen, wie
etwa Kulturzentren, Websites, Ausstellungen usw.

Rechtsvorschriften/Finanzierung
Zur Unterstützung des Unterrichtens von Regional- oder Minderheitensprachen an
Schulen wurden in manchen europäischen Bildungssysteme Rechtsinstrumente
ausgearbeitet, um diesen Unterricht zu fördern oder zu garantieren. Dies ist etwa in
Frankreich, Litauen, der Slowakei, Schweden, dem Vereinigten Königreich (Schottland),
Bosnien und Herzegowina sowie Montenegro der Fall.

Fallstudie: Frankreich –   Gesetzliche   Änderungen      zur   Förderung   des    Unterrichts   von
Regionalsprachen
Nach Änderungen der Rechtsvorschriften wird seit September 2017 der Unterricht von
Regionalsprachen gefördert und unterstützt. Der nicht obligatorische Lehrplan wurde um neue
Wahlfächer ergänzt und die bestehenden Regelungen sind jetzt flexibler:
a) Eine zweite Fremd- oder Regionalsprache („Regionalsprachen und Kulturen“) in der
Jahrgangsstufe 6 (diese beiden Sprachen werden bis zu 6 Stunden wöchentlich unterrichtet);
b) Regionalsprachen und Kulturen in den Jahrgangsstufen 6 bis 9 bis zu 2 Stunden
wöchentlich.
Zudem wurde im Rahmen einer kürzlich durchgeführten Reform der zwei letzten Jahre der
allgemeinen und technischen Sekundarschulen sowie des derzeitigen Baccalauréat ein neuer
Kurs „Fremd- und Regionalsprachen, Literatur und Kultur“ eingeführt. Dieser intensive Unterricht
von 4 Stunden pro Woche in der Jahrgangsstufe 11 und von 6 Stunden in der
Jahrgangsstufe 12 zur Ergänzung eines Sprachkurses, den die Schüler bereits belegen, wird ab
dem Schuljahr 2019/2020 in mehreren Regionalsprachen angeboten.

In manchen Bildungssystemen stellen die zuständigen Behörden zusätzliche
Haushaltsmittel für das Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen zur
Verfügung. Dies ist beispielsweise in Italien, Polen und Finnland der Fall.

Fallstudie: Italien – Finanzierung        von    Projekten     im    Bereich     Regional-      oder
Minderheitensprachen
Das Bildungsministerium fördert und unterstützt von Schulen entwickelte Projektinitiativen.
Dadurch soll die Zusammenarbeit zwischen Schulnetzwerken zur Förderung des Unterrichtens
von Regional- oder Minderheitensprachen unterstützt werden. Zu diesem Zweck werden
jährliche Maßnahmen- und Finanzierungspläne für nationale und lokale Projekte im Bereich
des Unterrichts von Sprachen und kulturellen Traditionen sprachlicher Minderheiten
veröffentlicht. Das Ministerium stellt den Schulen Leitlinien für die Konzeption ihrer Projekte zur
Verfügung und legt Kriterien für die Evaluierung von Projekten fest.

Das Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen an Schulen
Wie bereits in den Abbildungen 1 und 2 dargestellt, wird in den amtlichen Dokumenten                   In zahlreichen
der meisten europäischen Bildungssysteme das Unterrichten von Regional- oder                           europäischen
Minderheitensprachen speziell erwähnt. Konkret bedeutet dies, dass beispielsweise ein
                                                                                                       Bildungssystemen gibt
Lehrplan oder ein Bildungsprogramm für eine oder mehrere Regional- oder
Minderheitensprachen vorhanden ist, der für Schüler, die einer Minderheit angehören oder               es einen Lehrplan oder
in bestimmten geografischen Gebieten leben, verpflichtend sein kann.                                   ein Bildungsprogramm
Fallstudie: Niederlande – Strategie für den Unterricht in friesischer Sprache                          für Regional- oder
Seit 2014 wird die friesische Sprache als Pflichtfach an Primarschulen in der Provinz Friesland
                                                                                                       Minderheitensprachen.
angeboten. Die Schulen können eine Ausnahmeregelung beantragen, wenn weniger als 5 %
der Schüler an einer Schule einen friesischen Hintergrund haben. Im Sekundarbereich ist die
friesische Sprache im ersten Jahr ein Pflichtfach. Anschließend wird sie als Wahlfach
angeboten. Sekundarschulen in Friesland müssen die friesische Sprache als Wahlfach

                                                14
Das Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen an Schulen in Europa

anbieten; sie können jedoch eine Befreiung erhalten, wenn sie nicht über ausreichende
Lehrkräfte mit den erforderlichen Qualifikationen für das Unterrichten dieses Faches verfügen.

In manchen Ländern, wie Deutschland, Polen und Nordmazedonien, beinhaltet das
Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen neben dem Sprachunterricht auch
die Vermittlung der Geschichte und Kultur einiger der Minderheiten.

Fallstudie: Polen – Kernlehrplan für Regional- oder Minderheitensprachen
Der Kernlehrplan für Regional- oder Minderheitensprachen ist ein gesondertes Dokument, das
neben dem Kernlehrplan für alle übrigen Schulfächer Teil der allgemeinen Regelungen für alle
Schularten ist. Der Kernlehrplan für Regional- oder Minderheitensprachen wird laufend
erweitert. Der derzeitige Kernlehrplan, der seit dem Schuljahr 2017/2018 angewendet wird,
deckt alle Bildungsstufen vom Elementarbereich bis zum Sekundarbereich II ab. Bei einigen
neuen Elementen wird ein stärkeres Gewicht auf die kulturelle Komponente des Unterrichtens
von Regional- oder Minderheitensprachen gelegt. Demnach zielt der Unterricht einer Sprache
einer nationalen oder ethnischen Minderheit darauf ab, den Schülern sprachliche, literarische
und kulturelle Kompetenzen zu vermitteln sowie ein Bewusstsein für ihre nationale oder
ethnische Identität zu schaffen.

Neben einem Lehrplan kann ein Rahmenplan für Regional- oder Minderheitensprachen für
nationale Prüfungen oder ein Rahmenplan für eine Baccalaureate-Prüfung in einer
Regional- oder Minderheitensprache erarbeitet werden, wie es beispielsweise in Rumänien
der Fall ist.

Das Unterrichten in Regional- oder Minderheitensprachen an Schulen
Zusätzlich zum Unterrichten einer Regional- und/oder Minderheitensprache an Schulen, in
denen der Unterricht in der Hauptunterrichtssprache stattfindet, gibt es in einer Reihe von
Bildungssystemen Schulen, an denen alle oder die meisten Schulfächer in einer Regional-
und/oder Minderheitensprache unterrichtet werden. Dies ist beispielsweise in Slowenien
der Fall, wo es Schulen mit einem Bildungsangebot in Italienisch sowie bilinguale Schulen
mit einem Bildungsangebot in Slowenisch und Ungarisch gibt, oder in Montenegro, wo an
manchen Schulen Albanisch die Unterrichtssprache ist.

Fallstudie: Deutschland – Dänische und sorbische Minderheitenschulen
Die Kinder der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein können staatlich geförderte
Privatschulen (Ersatzschulen) statt der staatlichen allgemeinbildenden Schulen besuchen,
sofern die Bildungsziele dieser Schulen im Wesentlichen denjenigen der im Bildungsgesetz von
Schleswig-Holstein vorgesehenen Schularten entsprechen. Der Unterricht in diesen
alternativen Schulen findet in Dänisch statt.
Entsprechend haben Kinder und Jugendliche sorbischer Abstammung insbesondere im
Siedlungsgebiet der Sorben in Brandenburg und Sachsen die Möglichkeit, die sorbische oder
niedersorbische Sprache an sorbischen oder anderen Schulen zu lernen, und erhalten zudem
Unterricht in bestimmten Fächern sowie auf bestimmten Jahrgangsstufen oder Bildungsstufen
in sorbischer oder niedersorbischer Sprache.

In manchen Bildungssystemen, z. B. im Vereinigten Königreich (Schottland), sind die
Bildungsbehörden dazu verpflichtet, Unterricht in Regional- oder Minderheitensprachen
anzubieten. Im Vereinigten Königreich (Nordirland) besteht die gesetzliche Pflicht, die
Entwicklung einer Schulbildung in Irisch zu fördern und zu unterstützen.

In anderen Fällen bestehen spezielle politische Strategien zur Förderung der Entwicklung
von Schulen, in denen Unterricht in den Regional- oder Minderheitensprachen angeboten
wird. Beispielsweise ist es nach den Rechtsvorschriften in Kroatien möglich, Schulen, die
Unterricht in der Sprache und Schrift einer nationalen Minderheit anbieten, für eine
kleinere Zahl von Schülern zu gründen als sie für Schulen vorgeschrieben ist, die in der
kroatischen Sprache unterrichten.

                                               15
Wie im vorstehend genannten Fall des Unterrichtens von Regional- oder                              Das Ziel von
Minderheitensprachen an Schulen, ist es das Ziel der Schulen, in denen eine Regional-              Schulen, in denen
oder Minderheitensprache Unterrichtssprache ist, das sprachliche und kulturelle Erbe von
                                                                                                   eine Regional-
Minderheiten zu erhalten.
                                                                                                   und/oder
Fallstudie: Finnland – Samisch und Samisch Sprechende
                                                                                                   Minderheitensprache
Das besondere Ziel des in samischer Sprache abgehaltenen Unterrichts ist es, die Schüler beim      Unterrichtssprache
Hineinwachsen in ihre Sprache, Kultur und Gemeinschaft zu unterstützen und ihnen die
Möglichkeit zu bieten, sich mit dem samischen kulturellen Erbe zu befassen. Da die Schüler         ist, besteht im Erhalt
lernen, die Sprache in einer für ihre Gemeinschaft charakteristischen Weise zu verwenden,          des sprachlichen und
werden ihre Zugehörigkeit und Teilnahme an der Gemeinschaft gestärkt. Durch den Unterricht         kulturellen Erbes von
entwickeln die Schüler eine Wertschätzung ihres persönlichen sprachlichen und kulturellen
Hintergrunds und ein Verständnis für seine Bedeutung für sie selbst, die Gemeinschaft, die
                                                                                                   Minderheiten.
Gesellschaft und andere ähnliche indigene Völker. Die Schüler werden zudem angeleitet,
andere Sprachen und Kulturen zu verstehen und wertzuschätzen.

Neben dem Bildungsangebot mit einer Regional- oder Minderheitensprache als
Unterrichtssprache werden standardisierte Beurteilungen unter Verwendung von Regional-
oder Minderheitensprachen entwickelt, z. B. in Rumänien und im Vereinigten Königreich
(Schottland). In zweiten Fall wurden im Dezember 2018 die nationalen standardisierten
Beurteilungen in den Schulen mit Gälisch als Unterrichtssprache eingeführt, sodass die
Schüler an diesen Schulen hinsichtlich des ihnen zur Verfügung stehenden Spektrums an
Beurteilungsmöglichkeiten Chancengleichheit mit Blick auf die in englischer Sprache
unterrichteten Schülern erhalten.

Förderung von Regional- oder Minderheitensprachen außerhalb von Schulen
In manchen Bildungssystemen beziehen sich die Anstrengungen für das Unterrichten von
Regional- oder Minderheitensprachen an Schulen auf Initiativen, die auf die Förderung
dieser Sprachen in der Gesellschaft im Allgemeinen abzielen. Dies ist beispielsweise für
die friesische Sprache in den Niederlanden oder für Gälisch und Schottisch im Vereinigten
Königreich (Schottland) der Fall.

Fallstudie: Vereinigtes   Königreich   (Schottland) –   Nationaler   Plan   für   die   gälische
Sprache (2018-2023)
Der nationale Plan für die gälische Sprache 2018-2023 ist die von der schottischen Regierung
gebilligte Arbeit von Bòrd na Gàidhlig. Der Plan stützt sich auf vorhandene Maßnahmen zur
Unterstützung der Förderung und Verwendung der gälischen Sprache in der Gesellschaft. Die
                                                                                                   Die zentralen bzw.
zentrale Zielsetzung dieses Plans ist es, mehr Menschen dazu zu ermutigen und zu befähigen,
die gälische Sprache häufiger und in einem breiteren Spektrum an Situationen zu verwenden.         obersten Bildungs-
Die zentralen Botschaften, Ziele, Prioritäten und neuen Zusagen, die in dem Plan enthalten         behörden unter-
sind, tragen alle dazu bei, eine verstärkte Verwendung der gälischen Sprache zu erreichen.
                                                                                                   stützen zudem das
Unterrichtsressourcen für Regional- oder Minderheitensprachen                                      Unterrichten von
                                                                                                   Regional- oder
Um das Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen zu fördern, bieten die
zentralen bzw. obersten Bildungsbehörden den Schulen und Lehrkräften weitere konkrete
                                                                                                   Minderheiten-
Formen der Unterstützung. Dazu zählen Initiativen in Zusammenhang mit der                          sprachen, indem sie
Lehrerausbildung, die Bereitstellung von Lehrbüchern und sonstigen Unterrichts-                    Lehrerausbildung,
materialien sowie Ressourcen wie Zentren für Regional- oder Minderheitensprachen,                  Unterrichts-
Websites und Ausstellungen.
                                                                                                   materialien und
                                                                                                   sonstige Unterrichts-
                                                                                                   und Lernressourcen
                                                                                                   anbieten.

                                             16
Das Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen an Schulen in Europa

Ausbildung und Unterstützung von Lehrkräften
In einer Reihe von Bildungssystemen, wie z. B. Zypern, Litauen, Slowenien und
Schweden, unternehmen die zentralen bzw. obersten Bildungsbehörden Anstrengungen,
um   die   Kenntnisse   und    Kompetenzen     der   Lehrkräfte  in   Regional- oder
Minderheitensprachen durch einschlägige Weiterbildungsseminare zu stärken.

Fallstudie: Zypern – Weiterbildungsseminare für Lehrkräfte für Armenisch und zyprisches
Arabisch
Das    Ministerium    für   Bildung   und      Kultur   unterstützt  die    Organisation    von
Weiterbildungsseminaren für Lehrkräfte für die armenische Sprache und zyprisches Arabisch.
Für die armenische Sprache fanden beispielsweise im Schuljahr 2017/2018 drei
Weiterbildungsprogramme für Lehrkräfte statt. Alle drei richteten sich an die 19 Lehrkräfte, die
Fächer in der armenischen Sprache an den Primarschulen in Nikosia, Larnaca und Limassol
sowie an dem Gymnasium in Nikosia unterrichten. Sie umfassten neben den
Weiterbildungsseminaren Unterrichtsbeobachtung und Mentoring. In der Abschlussphase fand
eine formelle Evaluierung aller Lehrkräfte statt. Mit Blick auf das zyprische Arabisch werden
jedes Jahr mehrere Ausbildungsseminare für die Lehrkräfte angeboten (z. B. durch die
Universität von Zypern im Juni 2016 und 2017).

In vielen Fällen ist die von den Bildungsbehörden geförderte Lehrerausbildung auf voll
qualifizierte Lehrkräfte ausgerichtet; in anderen Fällen, wie etwa im Vereinigten
Königreich (Wales), besteht ein zusätzliches Ziel darin, die Kapazitäten der Studierenden
in der Lehrerausbildung für den Unterricht in Walisisch als Unterrichtssprache in der
Lehrererstausbildung zu stärken.

In manchen Bildungssystemen unterstützen die Bildungsbehörden darüber hinaus
Einzelpersonen beim Erwerb von Qualifikationen für eine Tätigkeit als Lehrkraft für
Regional- oder Minderheitensprachen. In Ungarn beispielsweise steht Studierenden im
Hochschulbereich, die sich auf eine Tätigkeit als Erzieher für Minderheiten an
Einrichtungen des Elementarbereichs vorbereiten, ein Stipendium zur Verfügung.

Unterrichtsmaterialien
In mehreren Ländern unterstützen die zentralen bzw. obersten Bildungsbehörden Schulen
und Lehrkräfte, indem sie die Verfügbarkeit einschlägiger Lehrbücher und
Unterrichtsmaterialien für den Unterricht in Regional- oder Minderheitensprachen
sicherstellen. Dies ist beispielsweise in Slowenien, Schweden, Albanien oder Serbien der
Fall.

Fallstudie: Schweden – Unterrichtsmaterialien für Regional- oder Minderheitensprachen
Die schwedische Nationale Agentur für Bildung ist mit der Erstellung von Unterrichtsmaterialien
und der Unterstützung von Lehrkräften für Regional- oder Minderheitensprachen beauftragt.
Ein Bereich, dem Priorität eingeräumt wurde, umfasste Materialien für Schüler, die wenig
Kenntnisse in der Sprache haben. Die Unterrichtsmaterialien wurden in enger Zusammenarbeit
mit erfahrenen muttersprachlichen Lehrkräften erarbeitet. Das Södertörn University College
und die Universität Uppsala leisteten mit ihrer linguistischen Kompetenz einen Beitrag. Zudem
haben der Schulausschuss für Samisch, Vertreter von muttersprachlichen Lehrkräften in
nationalen Minderheitensprachen und Vertreter der nationalen Minderheiten wertvolle
Gesichtspunkte aufgezeigt.

                                               17
Zentren, Websites und Ausstellungen
Als weitere Initiativen, die das Unterrichten und die Entwicklung von Regional- oder
Minderheitensprachen fördern, sind staatlich geförderte Ressourcenzentren zu nennen,
die in ganz Europa zu finden sind. Beispiele sind das NeROK – das Methodologie-,
Bildungs- und Kulturzentrum für die Minderheit der Roma in Ungarn – oder das Büro für
die Unterstützung und Entwicklung von Bildung in der Sprache von Minderheiten, das im
Ministerium für Bildung und Wissenschaft in Nordmazedonien angesiedelt ist.

Fallstudie: Ungarn – das Methodologie-, Bildungs- und Kulturzentrum für die Minderheit der
Roma, NeROK
Das Methodologie-, Bildungs- und Kulturzentrum für die Minderheit der Roma umfasst ein
Netzwerk von Einrichtungen. Es wurde eingerichtet, um die Infrastruktur und Methodologie zu
unterstützen, die für die Bildung von Minderheiten im Bezirk Baranya notwendig sind; manche
Dienstleistungen werden jedoch bezirks- und landesweit angeboten.
Um die soziale Inklusion und das Verständnis für kulturelle Unterschiede zu fördern, unterstützt
das Zentrum in Zusammenarbeit mit der Universität Pécs und Miskolc die Ausbildung von
Lehrkräften und Fachkräften, die im sozialen Bereich tätig sind. Das Zentrum ist überdies ein
methodisches Unterstützungszentrum, das die Fachkräfte mit modernen Werkzeugen
ausstattet, sodass sie aktuelle Präsentationen erstellen und Lernmaterialien entwickeln können.

Weitere Unterstützung für das Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen
kann über spezielle Websites oder Ausstellungen geboten werden, wie es etwa in
Österreich der Fall ist.

Fallstudie: Österreich – Ausstellung: „Das Österreichische Minderheitenschulwesen. Sprachliche
Vielfalt mit Geschichte“
Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung hat das Demokratiezentrum Wien eine
Wanderausstellung konzipiert, um die Identität und das historische Bewusstsein der
österreichischen ethnischen Minderheiten zu stärken. Darüber hinaus sollen mit der Ausstellung
die Kenntnisse über Minderheitenpolitik und Minderheitenrechte erweitert werden. Akzeptanz,
Wertschätzung und Respekt, die Anerkennung einer zunehmend vielfältigen Gesellschaft und
die Bekämpfung von Vorurteilen gegenüber allen Gruppen in der Gesellschaft sowie eine
Stärkung der Mehrsprachigkeit sind weitere wichtige Zielsetzungen der Ausstellung. Die
Ausstellung kann kostenlos angefordert werden und wird hauptsächlich von Schulen im
Burgenland und in Kärnten genutzt.

                                              18
Das Unterrichten von Regional- oder Minderheitensprachen an Schulen in Europa

                      Groß angelegte Initiativen/Programme
                      Nicht zuletzt wird nachfolgend auf einige politische Initiativen hingewiesen, die insofern
                      besonders umfassend sind, als sie viele der vorstehend erwähnten Aspekte abdecken.
     Die walisische
                      Eine ist das operationelle Programm für nationale Minderheiten 2017-2020, das von der
Strategie Cymraeg
                      kroatischen Regierung entwickelt wurde und darauf abzielt, die bestehenden Rechte aller
  2050 zielt darauf   nationalen Minderheiten, einschließlich der nationalen Minderheiten der Serben, Italiener,
  ab, bis 2050 eine   Tschechen, Slowaken, Ungarn, Albaner und Roma, zu schützen und zu verbessern. Das
 Million Walisisch-   operationelle Programm umfasst eine große Zahl von Maßnahmen, die sich unter anderem
                      auf die Bildung von Klassen für Regional- oder Minderheitensprachen, die Zusammen-
     Sprechende zu
                      arbeit mit Vertretern von Minderheitengemeinschaften bei der Erarbeitung von
         erreichen.
                      Lehrplandokumenten, die Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien usw. beziehen.

                      Als weitere große Initiativen sind die Strategie Cymraeg 2050 und der von der walisischen
                      Regierung erarbeitete Aktionsplan 2017-2021: Walisisch in der Bildung zu nennen.

                      Fallstudie: Vereinigtes Königreich (Wales) – Strategie Cymraeg 2050 und Walisisch in der
                      Bildung: Aktionsplan 2017-2021
                      Die walisische Regierung veröffentlichte 2017 eine Strategie zur Förderung und Begünstigung
                      der Verwendung der walisischen Sprache und zur Unterstützung ihrer Vision, dass die
                      walisische Sprache in Wales aufblühen und Wales „wirklich zweisprachig“ werden solle. Die
                      Strategie „Cymraeg 2050“ zielt darauf auf, bis 2050 eine Million Walisisch-Sprechende im
                      Rahmen von drei strategischen Themen zu erreichen:

                          Erhöhung der Zahl der Walisisch Sprechenden;

                          Steigerung der Verwendung der walisischen Sprache; sowie

                          Schaffung günstiger Bedingungen für die Verwendung des Walisischen bezüglich
                          Infrastruktur und Kontext.

                      Im Aktionsplan 2017-2021 Walisisch in der Bildung legt die walisische Regierung die Richtung für
                      die Entwicklung von Pflichtunterricht mit Walisisch als Unterrichtssprache und walisischer
                      Sprachausbildung zur Unterstützung der Ziele der Strategie Cymraeg 2050 und zur
                      Unterstützung der Vision der Regierung fest, nach der allen Lernenden die Entwicklung ihrer
                      walisischen Sprachkenntnisse und die selbstbewusste Verwendung der Sprache im
                      Alltagsleben ermöglicht werden soll. Der Plan umfasst fünf Ziel und zentrale Maßnahmen, die
                      bis 2021 umgesetzt werden sollen:

                      1. Lehrplan, Beurteilung und Pädagogik: Entwicklung eines neuen Lehrplans für die walisische
                      Sprache, der die Lernenden inspiriert, die walisische Sprache zu lernen und zu verwenden.

                      2. Bereicherung und Erfahrungen in Walisisch: Möglichkeiten zur Verwendung von Walisisch in
                      einer Reihe von Zusammenhängen, im schulischen Umfeld und außerhalb des Bildungswesens.

                      3. Personalplanung, professionelles Lernen und Führung: Maßnahmen zur Unterstützung des
                      Lehrpersonals bei der Umsetzung des Lehrplans mit Walisisch als Unterrichtssprache und
                      Walisisch als Schulfach sowie Entwicklung einer Wertschätzung von Kindern und Jugendlichen
                      für die walisische Sprache, ihre Literatur und Geschichte sowie ihrer Bedeutung im
                      Alltagsleben im heutigen Wales.

                      4. Planung eines Bildungsangebots mit Walisisch als Unterrichtssprache: Plan zur Erhöhung der
                      Zahl der Lernenden in einem Umfeld mit Walisisch als Unterrichtssprache parallel zur Planung
                      für die Einführung eines neuen Lehrplans für die walisische Sprache.

                      5. Exzellenz, Chancengleichheit und Wohlbefinden: Sicherstellung, dass alle Lernenden
                      gleichen Zugang zu Bildung mit Walisisch als Unterrichtssprache haben und über die besten
                      Möglichkeiten zur Entwicklung ihrer Sprache verfügen.

                                                                     19
EUROPÄISCHE PROJEKTE UND INITIATIVEN ZUR UNTERSTÜTZUNG DES
UNTERRICHTENS UND LERNENS VON REGIONAL- ODER
MINDERHEITENSPRACHEN
Dank der Programme Erasmus+ und Kreatives Europa werden durch zahlreiche
erfolgreiche Projekte das Erlernen und die Präsenz von Regional- oder Minderheiten-
sprachen in Europa gefördert. Projekte finden sich in den Bereichen Schulbildung,
Berufsbildung und Erwachsenenbildung sowie im Kultur- und Kreativsektor, einschließlich
des audiovisuellen Sektors.

Nachfolgend werden einige Beispiele für aktuelle europäische Projekte und Initiativen im
Bereich Unterrichten und Verwendung von Regional- oder Minderheitensprachen
dargestellt. Die Projekte umfassen Erasmus+ Schulpartnerschaften, Projekte zur
Förderung der Mobilität von Personal und jungen Menschen, eTwinning-Partnerschaften
sowie im Rahmen des Programms Kreatives Europa durchgeführte Projekte.

Erasmus+ Schulpartnerschaften
Minderheitensprachen, gute Reisebegleiter (2015-2017)
Teilnehmer: Belgien (Flämische Gemeinschaft), Spanien (Comunidad Autónoma del País
Vasco) und Italien (Sardinien)
Ziele:

     Vermittlung von Wissen über andere Minderheiten- und/oder gefährdete Sprachen in
     Europa, über ihre soziolinguistische Lage und die Strategien zur Förderung ihres
     Überlebens

     Steigerung der Verwendung von Minderheitensprachen in der Schule und im
     Alltagsleben
Tätigkeiten:

     Linguistisches Quiz zu den Kenntnissen über Minderheitensprachen

     Informationen und Forschung zu Minderheitensprachen in Europa und in der Welt

     Radioprogramme über Minderheitensprachen

     Fragebogen für Gastfamilien, um mehr über die Lage der lokalen Sprache zu erfahren

     Aufzeichnung von Volksliedern in Minderheitensprachen

     Korpus von Ausdrucksformen in den drei Minderheitensprachen
Weiterführende Informationen:

https://sites.google.com/site/3minoritylanguages/

                                            20
Sie können auch lesen