Wie Sie mit Spielen die Entwicklung Ihrer Kinder fördern können
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Inhalt S. 4 1. Wie Sie mit Spielen die Entwicklung Ihrer Kinder fördern können S. 5 2. Was ist Spielen überhaupt? S. 5 2.1 Spielen, spielen oder spielen - eine Klassifikation S. 7 2.2 Interview mit Frau Sabine Hirler S. 8 2.3 Warum Rituale so wichtig sind S. 10 2.4 Langeweile darf auch mal sein S. 10 3. Wie funktioniert Lernen? S. 10 3.1 D ie Prozesse im Gehirn S. 11 3.2 Die Sinnesorgane als Tor zur Welt S. 11 3.3 Die Bedeutung von Ruhe und Entspannung für das Lernen S. 12 4. Wie Spielen die Entwicklung von Kindern fördern kann S. 12 4.1 Spielen und die Rolle der Eltern S. 15 4.2 Spielen mit einem Baby S. 17 4.3 S pielen mit kleinen Kindern und Kindergartenkindern/ Vorschulkindern S. 18 4.4 Spielen mit Grundschulkindern S. 19 4.5 Wir fragen die Experten
1. W ie Sie mit Spielen die Entwicklung Ihrer Kinder fördern können Marie spielt am liebsten mit ihren Puppen Lotta und Entwicklung Ihres Kindes unterstützen, indem Sie Pauline. Stundenlang zieht sie ihnen schöne Kleider diese Rahmenbedingungen schaffen, Anteilnahme an, gibt ihnen das Fläschchen oder wickelt sie. Ihre zeigen und das jeweils zu den individuellen Entwick- Eltern freuen sich, wenn sie ihre Tochter so in das Spiel lungsschritten Ihres Kindes passende, sinnvolle und versunken betrachten. Doch sie machen sich auch anregende Spielzeug auswählen. Dabei geht Qualität Gedanken. Gerade vor einigen Tagen haben sie wieder oft vor Quantität! einen Artikel über die hohe Bedeutung der kindlichen Frühförderung gelesen. Wäre es also nicht ebenso Gleiches gilt für die organisierten Freizeitaktivitäten: wichtig, Maries Entwicklung gezielt zu fördern? Und Heute Musikgruppe, morgen „English for Kids“, am welches Spielzeug könnte dafür geeignet sein? Freitag Hockey-Training und am Wochenende noch der Entdecker-Workshop - sollte so der Terminka- Die gute Nachricht: Bleiben Sie entspannt! Ihr Kind lender eines Kindes aussehen? Das Angebot der Kurse entdeckt spielend die Welt und lernt dabei aus für Kinder nimmt immer weiter zu, gleichzeitig steigt eigenem innerem Antrieb - gleichzeitig hat es großen mit den gut gemeinten Aktivitäten jedoch auch das Spaß dabei! Was es dafür braucht, sind vor allem Risiko der Überforderung bzw. Überförderung. Verhal- ausreichend Ruhe, Zeit und Raum. Als Eltern können tensprobleme, Konzentrationsmangel oder Essstö- Sie die gesunde seelische, geistige und körperliche rungen können beispielsweise die Folge sein. Deshalb lautet die Botschaft dieser Broschüre: Ihr Kind ist Spezialist für gutes Spielen und Lernen - mit Ihnen als Eltern an seiner Seite wird es den Weg seiner ganzheitlichen Entwicklung finden und dabei alle Fähigkeiten ausbilden, die es in der heutigen Welt braucht. Sorgen Sie für die altersgerechten Rahmenbe- dingungen und Spielmöglichkeiten und vertrauen Sie ansonsten einfach auf das ganz persönliche Tempo und die individuellen Kompetenzen Ihres Kindes! 4 1. Wie Sie mit Spielen die Entwicklung Ihrer Kinder fördern können
2. Was ist Spielen überhaupt? Wie vielfältig der Begriff „Spielen“ ist, zeigt schon ein Blick in den Duden - gleich 14 unterschied- liche Bedeutungen sind hier aufgeführt! Das Spektrum reicht dabei unter anderem von sportlichen Aktionen über ‚ein Instrument oder Theater spielen‘ bis hin zu Kartenspielen (z.B. Quartette für Kinder). Der Brockhaus grenzt den Begriff folgendermaßen ein: „Spiel ... jede Tätigkeit, die lediglich aus Freude an ihr selbst geschieht und keine praktischen Zielsetzungen hat ...“. Auch für Kinder trifft diese Beschreibung zu. Ein Kind Spielen und Lernen gehören für Kinder also untrennbar baut einen Becherstapel, weil es Freude daran hat, nicht zusammen wie die beiden Seiten einer Medaille. Und weil es das Ziel hat, wissenschaftliche Erkenntnisse während Erwachsene das Spielen eher als reines zu gewinnen. Dennoch macht es dabei fortwährend Vergnügen und Zeitvertreib betrachten, ist es für Kinder lebenswichtige praktische Erfahrungen! Gleiches eine wichtige und sinnstiftende Tätigkeit. Beobachten passiert bei Maries Spiel mit den Puppen. Hier werden Sie doch einmal, wie konzentriert Ihr Kind beim Spielen beispielsweise jenseits der Realität imaginäre Rollen, voller Hingabe in „seine Arbeit“ vertieft ist. Gefühle, Lebenssituationen und Regeln erprobt. 2.1 Spielen, spielen oder spielen - eine Klassifikation Das Ergebnis der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem kindlichen Spiel sind Spieltheorien, die die unterschiedlichen Aspekte des spielerischen Erwerbs von Fähigkeiten beschreiben. Bekannte Vertreter dieser Lehren sind zum Beispiel Piaget, Bühler und Fröbel. Der folgende Abschnitt gibt in Form einer Klassifikation der Spielformen einen Überblick über wesentliche Ansätze. Übungs- / Funktionsspiele des Prinzips von Ursache und Wirkung. Typisch 1 – 3 Jahre für diese Spielform, die insbesondere bei Kindern bis zu etwa 3 Jahren zum Tragen kommt, sind Einfach mal etwas ausprobieren und schauen, deshalb Wiederholungen. Das Kind vergewissert was passiert. Klappt das auch noch mal? Immer sich auf diese Weise, dass es eine bestimmte wieder lässt Paul den aus Bauklötzen gebauten Handlung zuverlässig ausführen kann, und erhält Turm einstürzen und freut sich über das laute so auch eine wertvolle Selbstbestätigung. Krachen. Umso enttäuschter ist sein Gesichts- ausdruck, als er auf die Idee kommt, nun auch noch die kunstvoll gestapelte Stofftier-Pyramide umzustoßen: Das scheppert ja gar nicht so schön laut! Kennzeichnend für Übungsspiele ist, Konstruktionsspiele dass sie nicht zielgesteuert stattfinden. Vielmehr 3 – 6 Jahre geht es dabei um wesentliche Sinneserfah- rungen durch Wahrnehmungen, zum Beispiel Eine Gemeinsamkeit der Konstruktionsspiele ist, über das Hören und das Fühlen. Beim Experi- dass sie zweckgerichtet sind: Es geht darum, mentieren mit unterschiedlichen Materialien etwas zu bauen, herzustellen oder zu basteln. lernt das Kind deren jeweilige Eigenschaften Dazu gehört der planvolle Einsatz von Materi- kennen, unter anderem: Was fühlt sich hart an alien. Entsprechend ist bei der Ausführung die und was weich? Wie schmecken die einzelnen volle Aufmerksamkeit und Konzentration der Teile? Darüber hinaus geht es bei den Übungs- spielenden Kinder gefordert. Eine gute Übung spielen beispielsweise auch um das Entdecken insbesondere für Kinder ab dem Vorschulalter! 2. Was ist Spielen überhaupt? 5
Bewegungsspiele Regelspiele für jedes Alter geeignet ab 4 Jahren Raus an die frische Luft - toben, klettern Haben Sie schon manchmal beobachtet, wie oder in wildem Tempo um die Wette rennen! Ihr Kind den Gehweg entlangschreitet, ohne Kinder brauchen für ihre gesunde motorische dabei die Fugen der Platten zu betreten? Dann Entwicklung ausreichend Bewegung im Freien. hat es sich gerade ein eigenes Regelspiel Dabei gilt es, den eigenen Körper zu spüren und ausgedacht und achtet auch eigenständig auf das individuelle Körpergefühl zu schulen. die Einhaltung der Bestimmungen. Ein wich- tiger Lernprozess im Hinblick auf die Selbstbe- stimmung und die Selbstbeherrschung Ihrer Tochter oder Ihres Sohnes! Noch einen Schritt weiter gehen die mit komplexeren Regelspielen Musikspiele verbundenen Lerneffekte - gerade dann, wenn für jedes Alter geeignet noch weitere Mitspieler dabei sind. Hier geht es dann um die Einhaltung von Vereinbarungen, um Schon die Kleinsten wippen mit, wenn sie gemeinsame Absprachen und die Ausbildung einer Melodie lauschen. Tanzen, Singen oder des kindlichen Sozialverhaltens. mit Instrumenten vielfältige Töne erzeugen - Musik regt Menschen zur Bewegung an und verschafft tiefe emotionale Erlebnisse. Das trifft insbesondere auf die selbst erzeugten Töne zu! Wettkampfspiele Gleichzeitig kann Musik auch spielerisch für ab 4 Jahren Entspannung sorgen. Wettkampfspiele sind häufig mit sportlichen Aktivitäten verbunden. Bereits ab einem Alter von rund 4 Jahren beginnen Kinder, ein Wett- bewerbsverhalten untereinander zu entwickeln. Damit gekoppelt ist eine Bewertung der eigenen Symbol- / Rollenspiele Leistung. Ebenfalls geschult wird der Umgang ab 2 Jahren mit Misserfolgen, was ab einem Alter von etwa Wenn Max im Garten spielt, wird ein einfacher 5 Jahren deutlich besser gelingt. Erst ab ca. Stein im Handumdrehen zum Auto. Und Pia 6 Jahren haben die Kinder dann die Fähigkeit macht es riesigen Spaß, in ganz verschiedene entwickelt, durch gesteigertes Engagement einen Rollen zu schlüpfen. Bereits ab dem Alter von ca. Ausgleich von Misserfolgen zu erzielen. Deshalb 2 Jahren beginnen Kinder damit, Gegenständen ist es besonders wichtig, in diesem Bereich sehr kreativ eine andere Funktion zu geben oder auf altersgerechte Spielaktivitäten zu achten. Lebenssituationen auf fantasievolle Art und Ansonsten droht eine Überforderung des Kindes Weise nachzuspielen. Besonders beliebt sind mit der Konsequenz, dass es die Freude am Spiel beispielsweise das Vater-Mutter-Kind-Spiel oder verliert und vermutlich zu schnell aufgibt. auch das spielerische Eintauchen in die erlebnis- reiche Welt der Piraten, Ritter, Elfen oder Hexen. So können Kinder ihren Gefühlen Ausdruck verleihen und häufig auch Erlebnisse oder bestimmte Lebenssituationen verarbeiten, zum Beispiel indem sie Verhaltensweisen anderer Menschen nachahmen. Wenn die Komplexität der Rollenspiele steigt, kommt es auf die Koope- rationsbereitschaft der Kinder untereinander an, unter anderem, wenn es darum geht, die Rollen zu verteilen oder den Ablauf des Spiels zu gestalten. 6 2. Was ist Spielen überhaupt?
2.2 Interview mit Frau Sabine Hirler Rhythmik in Pädagogik und Therapie www.sabinehirler.de Sie sind Expertin, wenn es um musikalische Je älter die Kinder sind, desto mehr steht die Kreati- Förderung von Kindern geht. Inwiefern lässt vitäts- und Persönlichkeitsentwicklung im Mittelpunkt, sich so die Entwicklung der Kinder fördern? da Kinder schon ab einem Alter von 4 – 5 Jahren eigene Ideen entwickeln, sie artikulieren und mit anderen gemeinsam umsetzen können. Musik ist uns sozusagen in die Wiege gelegt. Das Gehirn verarbeitet im ersten Lebensjahr zum Beispiel sprachliche Eindrücke der Eltern über Musikzentren Welche Übungen lassen sich auch zu Hause im Gehirn. Laut-leise, hoch-tief, schnell-langsam vonseiten der Eltern vertiefen? wird vom Baby und Kleinkind in besonders intensiver Weise wahrgenommen und im Gehirn gespeichert. Der Begriff „Übungen“ ist kein aktueller Fachbegriff aus Aus diesem Grund bieten Krabbelreime, Kniereiter, der Pädagogik. Eine „Übung“ impliziert den genauen Spiellieder den Allerkleinsten eine ausgesprochen Ablauf, und wehe es klappt nicht so, dann ist das Kind kindgerechte Möglichkeit die Sprache, die Bewe- nicht o.k. Musik wird dann automatisch vom Kind gungskoordination, das Körpergefühl, die emotionale negativ besetzt. (Vielleicht erinnern sich Erwachsene Bindung zu fördern. Ältere Kinder im Kindergarten- hier an entsprechende Situationen in der Schulzeit.) und Grundschulalter lernen durch Lieder sich eine Ich möchte in diesem Falle in der Alterstufe bis zum gewisse Textmenge zu merken, sie wiederzugeben Schuleintritt vom gemeinsamen Spielen sprechen, und sie mit Bewegungshandlungen zu verknüpfen. denn Kinder lernen besonders effektiv während spie- Aus diesem Grund sind Reimendungen beliebt und lerisch erfahrener Prozesse. Das Spiel ist freudvoll wichtig, da sich Texte mit Reimendungen besonders und oft ergebnisoffen. Die Eltern müssen dazu nicht gut merken lassen. besonders gut singen können. Für Kinder ist es schon prinzipiell eine reine Freude, wenn sie Menschen in Können Sie ein paar konkrete Beispiele ihrem sozialen Umfeld haben, die ihr körpereigenes von Ihrer alltäglichen Arbeit mit Kindern Instrument - die Singstimme - einsetzen. Das hat meistens etwas mit guter Laune zu tun. Ich empfehle nennen? Eltern mit ihren Kindern zu singen. Ob es beim Fahr- radfahren ist, in der Badewanne, ob es improvisierte Ich biete unter anderem Gruppenunterricht für Kinder Lieder, abgewandelte Lieder oder vorgegebene Lieder ab 2 Jahren, Kindergartenkinder und ältere Kinder an. sind. Singen entkrampft auch Situationen, das merken 2. Was ist Spielen überhaupt? 7
Beschäftigung mit Musik und Bewegung besonders wir bei Babys und Kleinkinder. Wird während einer günstige Voraussetzung für alle späteren Lernprozesse Heulattacke ein Lied gesungen, lassen sich die Kleinen legt. Zum Beispiel die Konzentrationsfähigkeit, die in der Regel gut beruhigen. Koordination von Fern- und Nahsinnen, soziale und emotionale Prozesse erleben und in ihnen handeln, Der Instrumentalunterricht sollte die Kinder dazu Sprachförderung durch Lieder und dem Erleben von anleiten, einerseits auf spielerische Weise das Musikin- Rhythmen. strument zu erfahren, aber andererseits kann sich nur durch das Spielen zu Hause ein Spielerfolg entwickeln. Haben Sie noch einen allgemeinen Rat für Diese Kausalität sollte vom Kind akzeptiert werden, unsere Leser? da sonst der Instrumentalunterricht von vorne herein zum Scheitern verurteilt ist. Aus diesem Grund kann Unsere Kinder werden in Zukunft viele Probleme bei Kindern ab dem 6. Lebensjahr vom spielerischen in unserer sich rasant verändernden Gesellschaft Üben gesprochen werden. anpacken müssen. Dazu brauchen sie ein gutes Rüstzeug. Bildung heißt nicht das Wiedergeben von Wie früh kann mit musikalischer Pädagogik Auswendiggelerntem, sondern emotional Erlebtes und begonnen werden? in Handlung Erfahrenes bildet für das jüngere Kind den Humus für eine gute Bildung und eine gesunde Mittlerweile gibt es in allen kleineren Städten und in Persönlichkeitsentwicklung. Musikalische Erfahrungen allen Großstädten frühmusikalische Angebote für bieten hier durch die sogenannten Transfereffekte Babys und Kleinkinder. Kleine Kinder entwickeln durch ausgezeichnete Möglichkeiten, Kindern das entspre- die Lieder schon früh eine ausgeprägte handlungsori- chende Rüstzeug in allen Altersstufen zu vermitteln entierte Merkfähigkeit, die positive Entwicklungsim- und sich dies altersgemäß anzueignen. pulse bei ihrer weiteren kognitiven Entwicklung geben. Beispiele: Das Abwarten können - wann bin ich an der Gibt es bei Ihrer Arbeit unterschiedliche Reihe, um mit meinem Instrument zu spielen. Oder vor Ansätze zwischen gesunden und körperlich anderen auf einem Musikinstrument spielen oder zu oder geistig beeinträchtigen Kindern? singen. Sich komplexe Abläufe zu merken oder durch den gleichzeitigen Einsatz vieler Sinneskanäle das Kinder mit körperlichen und geistigen Beeinträchti- Zusammenspiel der Sinne „trainieren“. gungen benötigen auf sie zugeschnittene Angebote. Eine gewisse Langsamkeit in der Ausführung, Liedvari- Musik an sich besitzt einen in sich liegenden anten, die die taktilkinästhetische Wahrnehmung akti- „Mehrwert“. Jeder Mensch reagiert auf Töne, Klänge vieren, stehen hier im Mittelpunkt. ob er will oder nicht, da das vegetative Nervensystem besonders darauf anspricht (z.B. unbewusstes Mitwa- Mit welchen Fragen kommen Eltern am ckeln im Takt der Musik, Unwohlsein bei Musik, die häufigsten auf Sie zu? nicht zur aktuellen Stimmung passt). Musik spricht unsere Seele an, sie kann uns zur Ruhe bringen oder Lohnt sich musikalische Früherziehung überhaupt? Es animiert zum Tanzen. Diese Erfahrungen sollten jedem lernt doch noch kein richtiges Instrument!? Hier kann Kind als Bildungserfahrung ermöglicht werden. ich nur sagen, dass die freudvolle und spielerische 2.3 Warum Rituale so wichtig sind Mama und Luisa haben ein ganz persönliches Schema Auch Sie kennen sicher solche Rituale. Häufig für die Begrüßung am Morgen. Und wenn der Opa begleiten sie unser Leben von Anfang an, weil sie zu Besuch kommt, bringt er Paul immer eine bunte schon Familientradition sind und von Generation zu Murmel mit. In vielen Familien gibt es das Ritual der Generation weitergegeben werden. Gutenacht-Geschichte zum Einschlafen. Bei den Bergers ist es ‚ungeschriebenes Gesetz‘, dass am Wichtig dabei ist jedoch, dass sie wirklich mit Über- ersten Ferientag immer das Lieblingsessen der Kinder zeugung gelebt werden und nicht nur noch aus gemeinsam gekocht wird. reiner Gewohnheit durchgeführt werden. Ist dies 8 2. Was ist Spielen überhaupt?
Damit dies gelingt, ist es wichtig, dass Sie sich im Vorfeld ganz genau überlegen, was sie mit der Einführung eines Rituals erreichen möchten und Was Rituale ausmacht, ist, dass sie bestimmten welche Ausnahmen es geben soll. Vermitteln Sie Ihrem Regeln folgen, an gewisse Situationen gebunden Kind altersgerecht den Nutzen und die Vorteile und sind und sich zuverlässig wiederholen. Deshalb achten Sie dann auf eine konsequente Einhaltung. Das vermitteln sie Kindern Werte, Sicherheit, Konti- erübrigt sich bei älteren Kindern erfahrungsgemäß nuität und Geborgenheit. Abgesehen davon größtenteils, wenn diese zuvor bei der Gestaltung der geben Rituale Halt, weil sie Ordnung schaffen, Rituale mit eingebunden waren. auch mal Trost spenden und über Krankheiten oder kleine Krisen hinweg helfen können. Feste feiern mit Ritualen Vielfach tragen in unserem Leben auch Rituale dazu der Fall, werden sie zu ungeliebten Zwangsritualen bei, dass Feste wie Geburtstag, Weihnachten, Ostern und können auch wichtige Entwicklungsschritte oder Karneval zu besonderen Höhepunkten im Jahr blockieren. Prüfen Sie also immer wieder, ob die und unvergesslichen Ereignissen werden. So freut sich Rituale noch zu ihrer Lebenssituation passen. Wenn Nina schon lange im Voraus auf den gemeinsamen nicht, können Sie die vorhandenen bedarfsgerecht Ausflug der ganzen Familie, um den Tannenbaum umwandeln oder sich gemeinsam mit den Kindern aus dem Wald zu holen. Und Nico kann es kaum ganz einfach neue Rituale ausdenken. erwarten, an seinem Geburtstag aufzustehen, denn dann singen alle für ihn „Happy Birthday“ und auf dem Stressfreier Alltag mit Ritualen Tisch steht ein Geburtstagskuchen mit brennenden Kerzen. Feste bilden einen idealen Rahmen für Rituale, denn meistens kommt die ganze Familie zusammen Händewaschen, Naschen, Fernsehen: In fast jeder und auch die besten Freunde dürfen nicht fehlen. Familie gibt es einige dieser beispielhaft genannten Rituale können Sie beispielsweise für den Beginn eines typischen Reibungspunkte zwischen Eltern und Festes ebenso festlegen, wie für den Abschluss bzw. Kindern. Mit Hilfe von Ritualen gelingt es Ihnen die Verabschiedung der Gäste. Werden Rituale derart leichter, Regeln und Grenzen im Alltag zu etablieren ‚zelebriert‘, tragen sie dazu bei, das Zusammengehö- - ohne zeitraubende und nervenaufreibende tägliche rigkeitsgefühl zu stärken. Diskussionen. Inspiration, Rezepte, Spielideen Zu den Kinderpartytipps 2. Was ist Spielen überhaupt? 9
2.4 Langeweile darf auch mal sein „Papa, mir ist langweilig! Mama, ich weiß gerade gar ihm also Zeit, selbst herauszufinden, was es gerne nicht, was ich spielen soll. „ Aussagen wie diese haben tun möchte. So können Ihr Sohn oder Ihre Tochter Sie vielleicht auch schon von Ihren Kindern gehört. den innersten Gefühlen und Gedanken folgen, um Kein Grund, gleich selbst aktiv zu werden, denn Ihr neue Ideen zu entwickeln. Selbstverständlich können Kind durchlebt gerade einen wichtigen Prozess: Seine Sie Ihr Kind im Blick behalten und notfalls eine kleine eigene Initiative und Kreativität ist gefragt. Lassen Sie Anregung geben. 3. Wie funktioniert Lernen? Insbesondere in den ersten Entwicklungsjahren eines Kindes entstehen im Gehirn wichtige Nerven- verbindungen, beispielsweise um über Ohren und Augen aufgenommene Informationen zu verar- beiten. Vielschichtige Spielerfahrungen sind eine bedeutende Quelle für das Lernen des Kindes, das bis zum fünften Lebensjahr rund 80 Prozent seiner Intelligenz aufbaut. Um sich gesund und optimal zu entwickeln, sind insbesondere kleinere Kinder deshalb auf erwachsene Bezugspersonen mit ausreichenden sozialen, emotionalen und intellektuellen Fähigkeiten zur Begleitung dieser Lernphasen angewiesen. Eltern sind Experten für ihre Kinder. Durch die Beobachtung und Begleitung des Nachwuchses nehmen sie Signale auf und lernen die einzelnen Stärken und Schwächen genau kennen. Dabei sollten sie sich immer bewusst sein, dass jedes Kind sein eigenes Lern- und Entwicklungstempo verfolgt. Lassen Sie sich also nicht permanent durch Vergleiche verunsichern! 3.1 Die Prozesse im Gehirn Kinder sind von Natur aus offen und neugierig. Diese Immer, wenn über die Sinnesorgane neue Reize ursprüngliche Freude am Lernen gilt es zu erhalten! aufgenommen werden, erfolgt im menschlichen Eltern können die hierfür passenden Rahmenbedin- Gehirn ein Abgleich mit den vorhandenen Schemata. gungen leichter gestalten, wenn sie über grundlegende Sofern zumindest teilweise passende innere Bilder Informationen zu Prozessen im Gehirn verfügen. Doch vorhanden sind, werden diese aktiviert und modifi- was passiert nun wirklich genau im Gehirn? ziert. Der Mensch verarbeitet so Wahrnehmungen, die Anknüpfungspunkte zu seinen bisherigen Erfahrungen Wenn Kinder spielen, benutzen sie ihr Gehirn und es haben. bilden sich Verschaltungen zwischen Nervenzellen, die Eine besondere Rolle bei der Motivation zum Lernen dort in einer riesigen Anzahl vorhanden sind. Das alles spielt auch das sogenannte „Belohnungszentrum“ im findet in der Großhirnrinde statt, denn hier wird das Gehirn. Reizvolle neue Entdeckungen führen nach beispielsweise durch Experimentieren, Klettern, Singen einer Phase der Erregung zu einem echten Hoch- oder Sprechen neu erworbene Wissen verankert. gefühl. Was dabei im Hintergrund passiert, ist, dass Erhalten und stabilisiert werden aus dem reichen bestimmte Botenstoffe freigesetzt werden, die dann Angebot der Nervenzellenkontakte jedoch später nur die Lust auf neue Erfahrungen und Anregungen die Verbindungen, die auch genutzt werden. Gleich- steigern. zeitig werden die vorhandenen Verschaltungsmuster durch neue Erfahrungen stetig ergänzt und erweitert. Auf diese Art und Weise entstehen innere Bilder. 10 3. Wie funktioniert Lernen?
3.2. Die Sinnesorgane als Tor zur Welt Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken - mit baut Sandburgen oder hüpft in die größten verfüg- allen Sinnen nehmen Menschen die Impulse ihrer baren Wasserpfützen? Verpassen Sie nicht die Chance, Umgebung auf. Wer kleine Kinder genau beobachtet, gemeinsam mit Ihren Kindern die Welt wieder neu zu wenn sie zum Beispiel eine bisher nicht gekannte entdecken - sinnliches Vergnügen inklusive! Frucht untersuchen, kann genau dies feststellen. Das Obst wird nicht einfach nur gegessen, um den All diese Eindrücke treffen im Gehirn in einem Geschmack kennenzulernen oder den Hunger zu Bereich zusammen, der als Stirn- oder Frontal- stillen. Kinder riechen zum Beispiel auch ganz instinktiv lappen bezeichnet wird. Diese Region des Gehirns daran oder untersuchen ausgiebig die Konsistenz des wird stark durch die Erziehung geprägt. Hier werden neuen Nahrungsmittels - gerne auch mit den Fingern! unter anderem Handlungskonzepte entworfen und mögliche Folgen von Aktivitäten bewertet. Sinnliche Erlebnisse bietet auch die Natur in Hülle und Fülle. Welches Kind spielt nicht gerne im Matsch, 3.3 Die Bedeutung von Ruhe und Entspannung für das Lernen Kinder kommen auf die Welt und sind zunächst Häufig fällt es Kindern im hektischen Alltag - auch permanent neuen Eindrücken ausgesetzt. Sie wenn sie eigentlich müde sind - jedoch schwer, zur entdecken jeden Tag neue spannende Dinge. Kein Ruhe zu kommen. Eltern können hier unterstützen, Wunder also, dass zwangsläufig auch Ermüdungs- wenn sie ihren Kindern einen gemütlichen Ruheplatz phasen auftreten. Wichtig sind sie auch deshalb, weil schaffen. Auch wohltuende Massagen oder ein beru- die aufgenommenen Impulse im Schlaf verarbeitet und higendes Bad können dazu beitragen, dass Kinder sich gefestigt werden. entspannen. 3. Wie funktioniert Lernen? 11
4. W ie Spielen die Entwicklung von Kindern fördern kann Wenn es spielt, bereitet sich Ihr Kind auf das Leben vor, denn es erwirbt dabei aus eigenem Antrieb ganz wesentliche Kompetenzen, Kenntnisse und Fertigkeiten. Dazu gehören beispielsweise Selbstvertrauen, Kreativität, Denkvermögen / strategisches Denken, Verantwortungsbereitschaft, Gemeinschaftsgefühl, Kommunikation, Empathie, Hilfsbereitschaft, Konfliktfähigkeit, regelkon- formes Verhalten und der Umgang mit Misserfolgen oder enttäuschten Erwartungen. So kommt es beim Spielen mit anderen Kindern zum Entsprechend dieser fundamentalen Bedeutung sehen Beispiel darauf an, Verständnis füreinander zu entwi- Kinder auf der ganzen Welt das Spielen als Grundbe- ckeln, den eigenen Standpunkt zu vertreten und dürfnis an. Für sie hat es den gleichen Stellenwert wie Kompromisse zu finden. Freude an der Bewegung und Essen, Trinken oder Schlafen. So gesehen kann Spielen an der körperlichen Aktivität kann nur entstehen, wenn als „Nahrung für die Seele“ betrachtet werden und tut Kinder ausreichende Möglichkeiten für das Spielen auch Eltern gut. Lassen Sie sich von Ihrem Kind inspi- außerhalb der eigenen vier Wände haben. An der rieren und erleben Sie gemeinsam fröhliche und unbe- frischen Luft werden so nicht nur die Muskeln trainiert, schwerte Momente beim Spielen! Wann haben Sie zum sondern zum Beispiel auch das Herz-Kreislaufsystem Beispiel das letzte Mal versucht, zu balancieren? Steht und die Atmungsorgane. noch eine Revanche für den letzten Wettlauf aus? Viel- leicht ist auf dem Spielplatz noch eine Schaukel frei. Darüber hinaus entwickelt das Kind beim Spielen vielfach persönliche Lernstrategien - eine gute Basis für das heute in vielen Bereichen erforderliche lebens- lange Lernen! 4.1 Spielen und die Rolle der Eltern Ausreichend Raum und Zeit zum Spielen schaffen Zum E-Book Eine Ihrer wesentlichen Aufgaben als Eltern ist es, Ihren Kindern altersgerechte Möglichkeiten und Rahmenbe- dingungen zum Spielen zu schaffen, sowohl räumlich als auch zeitlich! Dazu kann auch gehören, bei der Gestaltung der Wohnung an die Kindersicherheit zu denken. Wenn sich Eltern auf das ‚Größenniveau‘ ihrer Kinder begeben, erkennen sie in der Regel ganz schnell mögliche Risiken und Gefahrenquellen in den Das Kinderzimmer einrichten eigenen vier Wänden. Wie Sie Ihrem Kind ein gemütliches Zuhause schaffen Spielende Kinder verursachen nicht selten Unordnung oder Chaos in der Wohnung. Kleine Kinder machen nieren (z.B. welche Räume bleiben frei von Spielzeug). wichtige Erfahrungen mit Alltagsgegenständen, wenn sie Schubladen oder Schränke ausräumen dürfen. Beteiligen Sie Ihre Kinder schon frühzeitig am Größere verteilen Bauklötze oder Puppenkleidung Aufräumen, wobei Ausnahmen erlaubt sein sollten: Ein auf dem Boden und üben sich im Bauen von Höhlen. kunstvoll gebauter Turm darf beispielsweise auch mal Eltern sollten das nicht komplett unterbinden, jedoch stehen bleiben und vielleicht am nächsten Tag noch gleichzeitig auch ihre persönlichen Grenzen klar defi- weitergebaut werden. 12 4. Wie Spielen die Entwicklung von Kindern fördern kann
Soweit möglich, sollte das Kinderzimmer neben Bett, Ebenso wichtig sind die Spielmöglichkeiten in der Schränken/Regalen sowie Tisch und Stühlen noch Natur. Wer nicht auf dem Land wohnt, kann seinen ausreichend Platz für Bewegungsmöglichkeiten der Kindern Wald- und Wiesenerfahrungen bei Fahrrad- Kinder bieten und so gestaltet sein, dass verschiedene touren und Ausflügen in die Umgebung näher bringen. Spielzonen entstehen (beispielsweise Puppen- und Kochecken). Auf diese Weise können auch mehrere Auch für ausreichend Zeit zum Spielen sind Eltern Kinder gleichzeitig in einem Raum ihrem Spiel nach- zuständig. Experten raten zu maximal ein bis zwei fixen gehen. Eine kuschelige Ruheecke dient dem Nach- Terminen in der Woche für regelmäßige Freizeit- oder wuchs als Rückzugsort, wenn er müde, wütend oder Vereinsaktivitäten von Kindern. traurig ist. Die Spielsachen sollten möglichst so unter- gebracht sein, dass alles seinen festen Platz hat und von den Kindern selbst gut zu erreichen ist. Geeignetes Spielzeug auswählen Grundsätzlich gilt die Regel, aus dem reichen Angebot nach Möglichkeit Spielwaren auszuwählen, die zu Bei der Auswahl des Spielzeugs kommt es grundlegend den individuellen Stärken Ihres Kindes passen, sich darauf an, dass es zum jeweiligen Entwicklungsstand möglichst vielseitig verwenden lassen und die Krea- Ihres Kindes passen sollte. Achten Sie darauf, dass Ihr tivität anregen. Denn so wird im Spiel die kindliche Kind weder unter- noch überfordert wird. Einen groben Neugierde geweckt und der Entdeckergeist gefördert. Hinweis können in diesem Sinne Altersangaben bieten, Auf dieser Basis kann sich dann ganz nach Lust und die auf vielen Spielwaren angegeben sind. Laune das so wichtige freie Spiel der Kinder entfalten. Eltern, die sich über geeignetes Spielzeug für Ihr Generell gelten auch beim Kinderspielzeug die Faust- Kind Gedanken machen, können beispielsweise eine regeln „weniger ist mehr“ und „Qualität vor Quantität“. Liste seiner Interessen zusammenstellen. Hilfreich kann auch die Beobachtung sein, womit Ihr Kind Kindern Einführungen und gerne spielt, wenn es Freunde besucht. Und natürlich Erklärungen geben können Sie Ihren Nachwuchs auch einfach fragen, was er gerne spielt. Ist das Kind ein kleiner Forscher Wenn Kinder neues Spielzeug bekommen haben oder und Tüftler? Dann steht vielleicht ein Experimentier- neue Dinge lernen möchten, kann es erforderlich sein, kasten auf seiner Wunschliste. Malt und bastelt es dass Eltern ihnen ‚Starthilfe‘ geben (beispielsweise besonders häufig? Vielleicht schenken Sie Ihrem Kind durch Erläuterungen oder Vormachen). In diesem Fall zum Geburtstag ein Kreativ-Set. Oder liebt es fanta- sollten Sie ausreichend Zeit einplanen, um dem Kind sievolle Rollenspiele? Dann freut es sich mit großer Schritt für Schritt zu zeigen, was zu tun ist. Da Kinder Wahrscheinlichkeit über Utensilien zum Verkleiden gerne beobachten und nachahmen, kommt es dabei oder Fingerpuppen. weniger auf die Worte an. Diese können die kind- liche Konzentration sogar stören! Soweit Erklärungen notwendig sind, sollten Sie langsam reden, auf eine klare Sprache achten und eindeutige Bezeichnungen für Gegenstände wählen. Besonders wichtig ist auch, ein guter Zuhörer zu sein, Lernspiele sind in der Regel nicht ganzheitlich wenn das Kind spricht! ausgerichtet, sondern zielen auf die Förderung spezieller Kompetenzen. Häufig werden sie Eltern als „Lieferant“ von Anregungen und eingesetzt, um Kinder auf die Anforderungen des Schulunterrichts vorzubereiten. Hier sollten als Mitspieler Sie beim Kauf ganz genau hinschauen, damit das Auch wenn Kinder sich eigentlich gerne selbst Material zu den speziellen Bedürfnissen Ihres aussuchen, was sie spielen möchten, sind manchmal Kindes passt und ihm das Spielen damit auch kleine Anstöße oder Anregungen vonseiten der Eltern wirklich Spaß macht! hilfreich. 4. Wie Spielen die Entwicklung von Kindern fördern kann 13
Positive Auswirkungen auf die Eltern-Kind-Bindung hat wilde Toben und neue Herausforderungen zuständig vor allem das gemeinsame Spiel. Insbesondere dann, sind. Mütter dagegen vermitteln dem Nachwuchs wenn Sie dabei nicht als Animateur auftreten oder mit beim Spielen erfahrungsgemäß gerne Erfolgserleb- Ihren Kindern ein fertiges Spielprogramm ‚abarbeiten‘. nisse oder decken die kreativen Bereiche des Spielens Lassen Sie sich stattdessen auf die Spielregeln Ihrer ab. Wie auch immer die Rollen bei Ihnen persönlich Kinder ein, nehmen Sie sich ausreichend Zeit, seien Sie verteilt sind, für die Kinder sind diese unterschiedlichen wirklich bei der Sache und genießen Sie die gemein- Schwerpunkte vorteilhaft, denn so steigen die Lern- samen Spielerlebnisse! chancen deutlich! Oft spielen Väter und Mütter auf ganz unterschiedliche Art und Weise mit Ihren Kindern. Forschungsergebnisse zeigen, dass Männer meistens körperliche Aktivitäten beim Spielen bevorzugen und zum Beispiel für das Spielregeln für Eltern 1. Lassen Sie Ihrem Kind ausreichend Zeit und 7. Lassen Sie Ihr Kind beim gemeinsamen Ruhe zum Spielen. Geben Sie ihm auch die Spielen Regie führen und schreiben Sie nicht Gelegenheit zum Alleinspielen. vor, was gespielt werden soll. Vermeiden Sie auch, Ihrem Kind beim Spielen etwas beibringen 2. Beobachten Sie das Spiel Ihres Kindes. zu wollen oder den Unterhaltungskünstler zu Greifen Sie nur ein, wenn es notwendig ist – spielen. Machen Sie stattdessen einfach mit und beispielsweise um eine Anregung oder Anleitung lassen Sie sich von der kindlichen Spielfreude zu geben. anstecken. 3. Zeigen Sie Interesse am Spiel Ihres Kindes, 8. Ihr Kind braucht nicht zu viele Spielsachen insbesondere wenn es darum geht, unmit- auf einmal. Wechseln Sie das Spielzeug regel- telbar nach der Fertigstellung ein neues Werk zu mäßig aus und lassen Sie Ihr Kind auch mit betrachten. Lassen Sie das Kind dabei gegebe- sicherheitstechnisch geeigneten Alltagsgegen- nenfalls erläutern, was es geschaffen hat. ständen spielen. 4. Kritisieren und verbessern Sie Ihr Kind nicht 9. Nehmen Sie Ihrem Kind nicht alle Schwierig- beim Spielen. Geben Sie ihm stattdessen die keiten ab. Es macht wichtige Erfahrungen und Möglichkeit, selbst herauszufinden, was ‚richtig‘ empfindet Stolz, wenn es selbst herausfinden ist. kann, wie etwas funktioniert. Es lernt dabei auch, mit Misserfolg oder Enttäuschungen umzu- 5. Lassen Sie kleinere Kinder in Ihrer Nähe gehen. spielen. Hier hat das Kind die Gelegenheit, von Ihnen zu lernen und erhält das wichtige Gefühl 10. Lassen Sie Ihr Kind möglichst viel selbst von Sicherheit und Geborgenheit. Dadurch wird machen und ausprobieren, ohne sich dabei es später gut allein oder mit anderen Kindern übertrieben um Sicherheit und Gesundheit zu spielen können. sorgen. 6. Ermöglichen Sie gemeinsames Spielen. Laden Sie andere Kinder ein oder schließen Sie sich einer Spielgruppe an, um das Spielen mit anderen Kindern zu fördern. 14 4. Wie Spielen die Entwicklung von Kindern fördern kann
4.2 Spielen mit einem Baby Eine wesentliche Grundlage für die gesunde Achten Sie auch darauf, wann Ihr Kind eine Pause Entwicklung eines Babys ist eine liebevolle und vertrau- braucht und geben Sie Ihrem Baby ausreichend Zeit für ensvolle Bindung zwischen Eltern und Kind. Damit der sich, um in Ruhe all die neuen Eindrücke und Erfah- Nachwuchs die Welt kennenlernen und seine Kompe- rungen verarbeiten zu können. tenzen aufbauen kann, ist eine zuverlässige, enga- gierte, respektvolle und positive Begleitung durch Vor allem gilt: Gemeinsame Erlebnisse, Spielfreude die engen Bezugspersonen wichtig. Beobachten Sie und Spaß sollten immer im Mittelpunkt stehen (und deshalb genau Ihr Kind, um sich beim Spielen nach nicht eine gezielte Förderung durch das Spielen)! seinen Bedürfnissen richten zu können. Das Spielen funktioniert beispielsweise besser, wenn Ihr Kind ausgeschlafen und nicht hungrig ist. 1. bis 3. Lebensmonat Sprechen und singen Schauen und entdecken In der ersten Zeit geht es für das Kind vor allem Sie können Ihrem Kind erste kleine Spielzeuge darum, seine Umgebung zu entdecken und zeigen, sie dabei langsam drehen und auch zur vertraut damit zu werden. Es interessiert sich Seite bewegen, sodass das Baby dem Spielzeug zum Beispiel dafür, Ihr Gesicht zu betrachten und nachschauen kann. Blinzeln Sie mit den Augen, lauscht auf die Stimmen der Eltern. Es entdeckt strecken Sie die Zunge heraus und schneiden auch seinen eigenen Körper und liebt Spiele, bei Sie Grimassen. Ihr Kind findet es wunderbar, denen es Bewegungen spürt. In dieser Phase wenn Sie sich auf gleicher Wellenlänge austau- können Sie beim Spielen beispielsweise Lieder schen und es somit auch bestätigen. Außerdem: oder Melodien singen und Reime aufsagen. Bereits das Baby lernt durch Nachahmen. Wenn Während Sie Ihr Baby umhertragen oder Gesichtsausdruck und Sprache betont zum langsam schaukeln, können Sie ihm auch einfach Ausdruck kommen, ist das nicht übertrieben, erzählen, was Sie gerade tun – es müssen also sondern Anreiz für Ihr Baby, es Ihnen nachzu- nicht immer Lieder oder Geschichten sein. machen und sich mit Ihnen auszutauschen. 4. Wie Spielen die Entwicklung von Kindern fördern kann 15
Später beginnt Ihr Kind dann, Spielzeuge und Ab dem 10. Lebensmonat Gegenstände zu erforschen - mit den Augen, den Händen und dem Mund! Sinnvoll sind in Im Krabbelalter sucht Ihr Kind viele Bewegungs- diesem Entwicklungsstadium Spielzeuge, die möglichkeiten. Spielen Sie mit ihm zum Beispiel vielfältige Sinneserfahrungen bieten, beispiels- erste Ballspiele - Rollen Sie Ihrem Baby im weise durch einzelne Elemente zum Befühlen, Sitzen einen Ball zu und es wird wahrscheinlich bewegliche Teile oder reflektierende Materialien. versuchen, ihn zu halten und vielleicht zurück- zugeben. Sie können wie ein Hund krabbeln und dazu bellen. Ihr Kind wird Ihnen wahrscheinlich nachkrabbeln. Sie können Spielzeug oder sich selbst verstecken und gucken, wie Ihr Baby 4. bis 6. Lebensmonat reagiert. Fingerspiele Ebenso beliebt sind in diesem Alter verschiedene Bewegen Sie Ihre Hand in der Luft und nähern Musikspiele, die das Klatschen und Winken inte- Sie sich langsam dem Kind – bis Sie es beispiels- grieren. Singen Sie „Backe, backe, Kuchen…“ weise mit einem „daaa“ berühren. oder sagen Sie „Winke, winke“. Ihr Kind wird mitmachen, indem es in die Hände klatscht oder Bewegungsspiele zurückwinkt. Bewegen Sie die Beinchen Ihres Babys langsam im Strampelrhythmus und machen dazu Geräusche, z.B. wie eine Dampflok: Tschu- tschu-tschu. Geräuschspiele Sie können Papier zerknüllen oder mit einem Kochlöffel auf einen Topf klopfen. Anschließend können Sie Ihrem Baby die Dinge zum Nach- machen in die Hände geben. 6. bis 9. Lebensmonat Erforschen und entdecken Sie können Ihrem Baby Spielzeuge und Haus- haltsgegenstände in die Hände geben, damit es sie erforschen kann. Achten Sie darauf, dass sich keine Teile lösen können und dass die Gegenstände keine Spitzen oder scharfen Kanten haben. Verstecken Sie zum Beispiel einen Schlüssel unter einer umgedrehten Dose und schauen Sie, wie Ihr Baby reagiert. Kleine Turnübungen für Ihr Baby - Flugzeug spielen Legen Sie sich mit dem Rücken auf den Boden und Ihr Kind bäuchlings auf Ihre Schienbeine. Halten Sie Ihr Baby gut fest und heben die Beine langsam ein wenig in die Luft. 16 4. Wie Spielen die Entwicklung von Kindern fördern kann
4.3 Spielen mit kleinen Kindern und Kindergartenkindern/ Vorschulkindern Im Kleinkindalter erweitert der Nachwuchs seinen Begleiter - auch gerade in schwierigen Situationen - Aktionsradius deutlich. Neben einer sicheren eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen. Umgebung gilt es nun Freiräume zu bieten, sodass das Kind immer wieder Neues ausprobieren kann und Der Fahrzeugpark erweitert sich in dieser Altersstufe auch mal erste Wagnisse eingehen darf. Manchmal vielleicht um ein Laufrad oder einen Roller, später ein schwieriger Prozess für Eltern, auch wenn sie die um ein Fahrrad. Neben Bilderbüchern und Märchen Stärken und Schwächen ihrer Kinder inzwischen gut sind besonders auch gute Sachbücher, z.B. mit kind- kennen. Behalten Sie Ihr Kind beim Spielen im Auge gerechten Darstellungen, Klappelementen usw., für und versuchen Sie nur dann einzugreifen, wenn Sie Kinder hilfreich, wenn es darum geht, die Welt zu die Lage als wirklich gefährlich einschätzen, sodass Ihr erkunden und zu verstehen. Schutz erforderlich ist. Auch in dieser Lebensphase sind Kinder offen für viele Nun kann Ihr Kind auch schon bis zu einer halben neue Eindrücke und können schon verschiedene Stunde alleine spielen. Geeignete Spielzeuge für Zusammenhänge erkennen. Beim Essen eines Apfels diese Altersstufe sind unter anderem Stapelbecher, denkt ein Kind vielleicht an einen Apfelbaum und es Bilderbücher, Bausteine aller Art und erste Fahrzeuge beginnt sich dafür zu interessieren, wie Äpfel wachsen (beispielsweise Rutschauto oder Dreirad). und wann sie gepflückt werden können. Für Kindergartenkinder können dann auch die ersten Knüpfen Sie direkt daran an und entdecken Sie altersgerechten Regelspiele zum Einsatz kommen gemeinsam mit Ihrem Kind die Besonderheiten der (anfangs immer gemeinsam mit einem erwachsenen Jahreszeiten. Verbringen Sie viel Zeit in der Natur Spielpartner). Auch die ersten Puzzlespiele machen und richten Sie in der Wohnung vielleicht eine Ecke Kindern in dieser Phase großen Spaß. Und sollten Sie ein, die Sie im Frühling, Sommer, Herbst und Winter ein Memory-Spiel als Spielzeug auswählen, werden Sie zusammen mit dem Kind jeweils passend deko- staunen, dass Kinder dabei häufig quasi unschlagbar rieren - zum Beispiel auch mit selbst gebastelten und sind. Spätestens wenn das Kind beginnt, auch mal gesammelten Gegenständen wie Zweigen, Blüten, eigene Wege zu gehen, kann ein Kuscheltier als treuer Ähren, Kastanien oder Zapfen. 4. Wie Spielen die Entwicklung von Kindern fördern kann 17
Mit zunehmendem Alter der Kinder hören Sie als Eltern auch immer öfter den Satz „Das kann ich schon alleine!“ Ihr Kind orientiert sich an Vorbildern und braucht dann entsprechende Aufgaben, an denen es wachsen kann. Spannend für Kleinkinder sind auch das räum- Je nach den individuellen Fähigkeiten kann es beim liche Denken und Vergleiche. Was ist oben, was Kochen oder Einkaufen kleinere Aufgaben über- unten? Was bedeuten die Gegensätze ‚davor und nehmen (Obst und Gemüse in den Einkaufswagen dahinter‘ oder ‚über und unter‘? Was ist größer, legen, waschen und später auch schneiden etc.) oder was ist kleiner? Diese kleinen Spiele können Sie zum Beispiel alleine mit Oma und Opa telefonieren. wunderbar in den Alltag einbauen, auch wenn es Basteln Sie mit Ihren Kindern zusammen einfach darum geht, kleine Wartezeiten zu überbrücken. ein kleines Telefonbuch mit Fotos und Namen der Personen, die angerufen werden dürfen. Wer bei der Freizeitgestaltung auf die Interessen des Kindes eingeht und es auf der Basis von Wertschätzung Das dargestellte Spektrum der Spielmöglichkeiten und Anerkennung durch unterstützende Anlei- zeigt, dass diese nahezu unbegrenzt sind. Vertrauen tungen und Ermutigungen fördert, dem gelingt es, die Sie auf Ihre Intuition als Eltern und lassen Sie Ihren ursprüngliche Lernfreude des Kindes und den Spaß am eigenen Vorstellungen freien Lauf! Experimentieren und Entdecken zu erhalten. 4.4 Spielen mit Grundschulkindern Beginnt die Schulzeit, tritt Ihr Kind in eine Lebensphase siereiche Experimentieren der Kinder an. mit zahlreichen neuen Anforderungen ein. Gerade dann kann Spielen dazu beitragen, für das Lernen Sie möchten ohne Lerndruck den Aufbau der sprach- bedeutsame Kompetenzen auszubilden - Spaß und lichen Fähigkeiten Ihres Kindes stärken? Dann können Freude immer inklusive! unter anderem Wortspiele und Reime eine sinnvolle und für Kinder lustige Hilfe sein. Bestimmte Sprach- In einem spielerischen Prozess können Kinder spiele sind auch darauf ausgerichtet, den Wortschatz beispielsweise ihre Konzentrationsfähigkeit entwi- zu erweitern, die Rechtschreibung zu üben oder zum ckeln, um ausdauernd an einer Aufgabe arbeiten zu Beispiel die Grammatik zu verstehen. können. Auch das logische Denken kann gefördert werden, wenn es in einem spannenden Spiel darum Ebenso können die Zusammenhänge und Mengenver- geht, die eigenen Aktionen strategisch zu planen und hältnisse in der geheimnisvollen Welt der Zahlen spie- dabei die möglichen Spielzüge der anderen Mitspieler lerisch geschult werden. Dabei reicht das Spektrum vorausschauend zu berücksichtigen. der Möglichkeiten vom Würfelspiel über geometrische Anordnungen à la Tangram bis hin zu speziellen Im Spiel kann Ihr Kind darüber hinaus lernen, sich an Spielen zum Erlernen der ersten Rechenoperationen. vorgegebene Regeln zu halten und bei der Lösung Schulkinder haben morgens weniger Möglichkeiten, von Aufgaben in einer bestimmten Reihenfolge vorzu- sich körperlich zu betätigen. Damit der Bewegungs- gehen. Auch die Kreativität des Nachwuchses ist drang dennoch ausreichend ausgelebt werden kann, gefragt, wenn es spielerisch gilt, Hindernisse zu über- sind sportliche Aktivitäten - möglichst im Freien - winden oder Rätsel zu lösen. für eine gesunde Entwicklung besonders wichtig. Empfehlenswert ist auch hier, sich nach den Interessen Wenn es bei Ihrem Kind um die spielerische Weiter- des Kindes zu richten. Mag es Ballsportarten und Wett- entwicklung der feinmotorischen Fertigkeiten geht, kampfspiele? Oder möchte Ihr Kind vielleicht auf können Sie es unter anderem unterstützen, indem Sie dem Spielplatz das Balancieren probieren? Als Eltern mit ihm Basteln oder Bauen. Dabei können gleichzeitig können Sie sinnvolle Anregungen geben, wenn Sie auch die Augen-Hand-Koordination und die räumliche Ihren Kindern beispielsweise Materialien wie Spring- Vorstellungskraft geschult werden. Konstruieren trai- seile, Utensilien zum Jonglieren oder auch Stelzen zur niert das technische Verständnis und regt das fanta- Verfügung stellen. 18 4. Wie Spielen die Entwicklung von Kindern fördern kann
4.5 Wir fragen die Experten Dr. Andrea Schmelz Expertin für Erziehungsfragen von www.elternwissen.com, Frau Palm-Walter spiel gut - Arbeitsausschuß Kinderspiel + Spielzeug e.V., Herr Oliver Steinbach Zeitschrift ELTERN Welche Rolle spielen Spiele bei der kind- Was sollten Eltern bei der Spielauswahl für lichen Entwicklung? ihre Kinder beachten? Frau Palm-Walter: Spielen ist für Kinder immens Frau Dr. Schmelz: Wichtig ist, dass das Kind durch wichtig, um sich zu einer eigenen Persönlichkeit zu ein Spiel(zeug) weder unter- noch überfordert ist. Im entwickeln. Beim Spielen lernen sie, sich zu konzen- ersten Fall wird es schnell langweilig, im zweiten Fall trieren, aufmerksam zu sein und zu entspannen. stellen sich keine Erfolgserlebnisse ein und die Freude Außerdem ist Spielen wichtig, um die Phantasie auszu- daran ist dann oft schnell vorbei. bilden. Kinder stellen sich gerne selbst Aufgaben, die sie dann auch unbedingt lösen wollen. Dabei Frau Palm-Walter: Manche Kinder lernen gerne, daher verändern sie das Spiel ständig. Wenn etwas zu einfach sind Förderspiele nicht grundsätzlich falsch. Wichtig ist, wird es langweilig, und sie überlegen sich etwas, ist aber immer, dass die Kinder Freude und Spaß am das schwerer zu lösen ist. So können sie ihr Lerntempo Spielen haben. Wenn sie ständig mit Defiziten konfron- selbst bestimmen und entwickeln sich eigenständig tiert werden, Leistungen erbringen oder Lernen sollen, weiter. Wichtig ist daher das selbst gelenkte Spielen, da verlieren sie die Lust am Spielen. hier die Selbstregulierung meist gut funktioniert. Eltern sollten sich bewusst werden, dass es nicht immer ein Herr Oliver Steinbach: Spiel aus dem Supermarkt sein muss. Am besten ist es, Gutes Spielzeug.. das Kind auch einfach mal sich selbst zu überlassen, • bietet vielfältige Spielmöglichkeiten - und wird damit es lernt, sich alleine zu beschäftigen. Dafür sollte dadurch nicht zu schnell langweilig natürlich dann auch ein geeigneter Raum wie das • lässt sich ergänzen - deshalb sind Bausysteme oder eigene Kinderzimmer zur Verfügung stehen, in den Puppen empfehlenswert sich das Kind zurückziehen kann. • ist möglichst sicher und schadstoffarm - es sollte wenigstens das GS-Siegel tragen 4. Wie Spielen die Entwicklung von Kindern fördern kann 19
Worauf sollten Eltern in Bezug auf spielende gleiche Kind am nächsten Tag nichts Schöneres, als Kinder unbedingt achten? mit Freunden Kaufmannsladen zu spielen. Ob allein bauen mehr Spaß macht als das Rollenspiel - das ist Frau Dr. Schmelz: Wenn Kinder in ein Spiel versunken natürlich auch eine Alters- und eine Typfrage. Gerade sind, sollten Eltern sie nach Möglichkeit nicht dabei ganz kleine Kinder freuen sich natürlich, wenn Mama stören. Eltern sollten gut beobachten, womit bzw. was und Papa sich mit ihnen beschäftigen - oder wenig- ihr Kind gerade gerne spielt, denn davon profitiert es stens zur Sicherheit in der Nähe sind. momentan am meisten. Es macht dann wenig Sinn, es ständig zu anderen Spiel(zeug)en überreden zu Gibt es geschlechtsspezifische Unter- wollen, nur weil diese unter Förderaspekten vielleicht schiede? sinnvoller wären. Frau Palm-Walter: Nach wie vor gibt es darauf keine Frau Palm-Walter: In vielen Familien ist ja heute der klare Antwort. Einige neuere Studien scheinen das zu ganze Tag durchorganisiert. Dann darf vor und nach belegen. Es gibt ja diese Vorliebe von Mädchen für dem Essen mal eine halbe Stunde gespielt werden, die Farbe Rosa. Aber wir diskutieren immer noch, was danach kommen die Hausaufgaben, der Sportverein zuerst da war: Die von der Spielwarenindustrie bewor- oder der Besuch bei der Oma. Und wenn dann noch benen rosaroten Spielsachen, an denen weder Eltern Zeit ist, darf vielleicht noch mal eine halbe Stunde noch Mädchen vorbei kommen, oder tatsächlich eine gespielt werden. Sinnvoller ist es, Kinder immer wieder Art angeborene Vorliebe für diese Farbe. Jungen wird auch über einen längeren Zeitraum am Stück spielen ja die Farbe Blau zugeordnet, aber das hört dann sehr zu lassen. Nur bei genügend Zeit kann sich das Spiel schnell im Alter von etwa drei oder vier Jahren auf, weil weiterentwickeln. Blau dann kitschig wirkt. Für Mädchen scheint das ok zu sein. Sollten Kinder eher mit ihren Eltern, mit Gleichaltrigen oder alleine spielen, wenn es Herr Oliver Steinbach: Man muss das als Mutter bzw. um die Förderung der Entwicklung geht? Vater nicht toll finden oder unterstützen, aber man sollte es auch nicht unterdrücken. Besser: der Tochter Frau Dr. Schmelz: Alle drei Varianten haben ihren Wert das rosa Puppenhaus erlauben und sie ermuntern, und ihre Berechtigung. Im Spiel mit Gleichaltrigen wird in den Hockeyverein zu gehen. Und den Sohn nicht insbesondere die Sozialkompetenz trainiert. Beim auslachen, wenn er gern Perlenkettchen auffädelt. Spiel mit den Eltern stehen häufig Förderaspekte im Vordergrund, indem das Kind etwas Neues lernt bzw. Haben Sie noch einen allgemeinen Rat für dazu angeleitet wird. Spielt ein Kind allein, braucht es unsere Leser? kreative Einfälle, aber auch Konzentration und lernt bei der Sache zu bleiben. Frau Palm-Walter: Spielen wird ja in unserer Gesell- schaft als reine Freizeitbeschäftigung angesehen. Das Frau Palm-Walter: Kinder sollten alleine spielen heißt, hier wird am ehesten eingeschränkt, wenn die können, weil sie Rückzugsmöglichkeiten brauchen. Zeit knapp ist. Wir empfehlen Eltern daher, dem Spielen Aber auch das Spielen in unterschiedlichen Gruppen ihrer Kinder die gleiche Bedeutung einzuräumen wie ist wichtig. Am besten ist es, wenn die Kinder gleich- der eigenen Berufstätigkeit. Sie sollten das Spielen also altrig oder bis zu drei Jahren auseinander sind. Gerade genauso wichtig nehmen, wie es tatsächlich auch für die Kleinen lernen viel, wenn sie mit etwas älteren die Entwicklung ihrer Kinder ist. Kindern zusammen spielen. Ältere Kinder dagegen lernen, Rücksicht auf die jüngeren zu nehmen. Das Herr Oliver Steinbach: Lasst locker - und versucht Gemeinschaftliche fördert daher die sozialen Kompe- nicht, schon die Spiele und das Spielzeug eurer Kinder tenzen von jüngeren und älteren Kindern. zu optimieren. Wir können unseren Nachwuchs auch nicht durch korrekte „Förderspiele“ auf eine glänzende Herr Oliver Steinbach: Alles zu seiner Zeit. Manchmal Uni-Karriere vorbereiten. Schenkt euern Kindern ein braucht eine Fünfjährige einfach nur Ruhe, um bisschen Zeit, schenkt ihnen Dinge, die Ihr selbst gut ihre Puppe schön zu machen. Oder die Flügel vom findet - und erfüllt ihnen ab und zu ihre Herzens- Legoflugzeug so zu konstruieren, dass sie nicht gleich wünsche. wieder abbrechen. Doch vielleicht gibt es für das 20 4. Wie Spielen die Entwicklung von Kindern fördern kann
Impressum: Verantwortlich für den Inhalt: myToys.de GmbH Potsdamer Straße 192 10783 Berlin E-Mail: service@mytoys.de Telefon: 01806/698697 Herausgegeben: November 2012 www.mytoys.de Überarbeitet: April 2017
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