Ritter, Tod und Teufel - Planen - Gestalten - Bewerten Eine Arbeitshilfe zur Bewertung von Gruppenarbeit am Beispiel des Faches Geschichte

 
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Planen - Gestalten - Bewerten

Ritter, Tod und Teufel

        Eine Arbeitshilfe
zur Bewertung von Gruppenarbeit
am Beispiel des Faches Geschichte

                                    1
Impressum

Herausgeber:
Ministerium für Bildung, Wissenschaft und
Weiterbildung, Rheinland.Pfalz
Mittlere Bleiche 61 - 55116 Mainz
Fon: 06 131 - 16 29 21
Fax: 06 131 - 16 29 97

Entwickelt von Arno Höfer
unter Mitarbeit von Heinz-Dieter Heers

Druck:
Progressdruck, Speyer

© Ministerium für Bildung, Wissenschaft und
    Weiterbildung, Mainz 1999.
    Alle Rechte vorbehalten.

Diese Druckschrift darf weder von Parteien noch
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3
Vorbemerkung                                      Inhalt

Offene Unterrichtsformen haben es schwer, sich    Vorbemerkung                             4
im Geschichtsunterricht durchzusetzen.

Für den Geschichtslehrer, der in der Regel mit
einem engen Zeitkontingent kämpfen muss, ge-      Schülerinnen und Schüler lernen, ihre
sellen sich zu den bekannten Problemen der        Arbeit selbst zu organisieren und zu
Zeitökonomie und geeigneter Materialien die       bewerten
Fragen nach der Leistungsbeurteilung von of-
fenen Unterrichtsformen.
                                                  1. Erfolg macht Spaß -
In der Praxis der Leistungsbeurteilung spielen       ein erweiterter Leistungsbegriff      5
kognitive Bewertungsgrundlagen eine aus-
schlaggebende Rolle. Diese Bewertungsgrund-       2. Noten- und Punktebewertung            8
lagen legt der Lehrer für die gesamte Lern-
gruppe fest und fühlt sich bei Lernkontrollen     3. Teamarbeit                           11
auf der gerechten und juristisch abgesicherten
Seite.                                            4. Planungs- und Bewertungshilfen
                                                     für Schülerinnen und Schüler         12
Offene Unterrichtsformen, deren Ergebnisse
nicht von vornherein festgelegt sind, passen in
diese Praxis der Leistungsbeurteilung nicht
hinein.                                           Projekt   „Ritter, Tod und Teufel“      23

Dieses Projektbuch will zeigen, dass Leistungs-   1. Projekt                              29
beurteilung und offene Unterrichtsformen nicht       Albrecht Dürer,
in einem Widerspruch stehen, sondern im Ge-          ein Mensch in seiner Zeit
genteil gemeinsam eine pädagogische
Unterrichtskonzeption bilden.                     2. Projekt                              39
                                                     Leben wie die Ritter
Es will vorstellen, wie Schülerinnen und Schü-
ler in der Mitgestaltung von Geschichtsunter-     3. Projekt                              44
richt an den eigenen Erfolgen wachsen und zu-        Auch Ratten machen Geschichte
gleich lernen können, ihre eigene Leistung kri-
tisch einzuschätzen und zu bewerten.              4. Projekt                              49
                                                     Hunger, ein täglicher Gast
Die Erfahrung hat dem Autor gezeigt, dass in
dem Maße, wie Schülerinnen und Schüler ge-        5. Projekt                          50
lernt haben, sich als Team zu verstehen, in dem      In der Sorge um das „Ewige Leben“
jeder seine besonderen Fähigkeiten einbringt,
die Leistungen sich auf hohem Niveau bewe-
gen.
Mangelhafte Leistungen waren seltene Ausnah-      Literaturhinweise                       51
men, und das ist auch für den Lehrer motivie-
rend.

4
Schülerinnen und Schüler lernen,
              ihre Arbeit selbst zu organisieren und zu bewerten
                      Erfolg macht Spaß - Ein erweiterter Leistungsbegriff

Nur wenn Geschichtsunterricht dem Schüler                  „Teamfähigkeit, arbeiten in der Gruppe, Kreati-
Anreize bietet, dass er sich selbst für eine Aus-          vität, soziales Verhalten“ - das fordert die Dienst-
einandersetzung mit der Vergangenheit motiviert,           leistungsgesellschaft als Schlüssel zum Erfolg und
hat er Aussicht auf den Erfolg, wie ihn sich letzt-        kritisiert die Schule, dass sie Einzelkämpfer
lich jeder Geschichtslehrer erhofft.                       entlässt, die Lernen als negativ besetzt finden und
Ein auf Faktenanhäufung und Rezeption ange-                Leistung mit persönlichem Erfolg gleichsetzen.
legter Geschichtsunterricht sollte selbst Geschich-        Ein erfolgreicher Geschichtsunterricht wird als
te sein; er bewirkt Unlust und führt zur Aversion          Ausgangspunkt für didaktische und methodische
gegenüber Geschichte überhaupt. Er ist eher von            Entscheidungen die Frage nach den angestreb-
Schaden statt von Nutzen.                                  ten Kompetenzen seitens der Schülerinnen und
Für unsere heutige Schülergeneration, die gegen-           Schüler stellen. Damit entscheidet sich der Leh-
über der Institution Schule und ihren Ansprüchen           rer aber für einen erweiterten Leistungsbegriff.
kritischer geworden ist, die andererseits verstärkt        Heckhausen hat in seiner bekannten Formel zur
zu rezeptivem, passivem Konsumverhalten auch               Lernmotivation die Bedingungsvariablen vorge-
gegenüber Bildung neigt, müssen die Prioritäten            stellt, die schulischen Erfolg des Individuums
verstärkt überdacht werden.Dies gilt insbeson-             beeinflussen. Sie haben nichts von ihrer Gültig-
dere für den Begriff von Leistung im schulischen           keit verloren. Die bedingungsvariable Leistungs-
Raum. Es besteht in der Bundesrepublik breiter             motivation in einem erweiterten Leistungsbegriff
Konsens darüber, dass Schule dem Schüler hel-              heißt, dass der Schüler selbst Freude daran er-
fen soll, sich umfassend Kompetenzen anzueig-              lebt, für sich und mit seinen Mitschülern Lern-
nen. Zu den altvertrauten Sach- und Methoden-              fortschritte und Erfolge vorzuweisen.
kompetenzen sind heute verstärkt Sozial- und
Persönlichkeitskompetenzen gefordert.

                   Motl = (LM · E · Ae) + As + N + b(Id + Zust + Abh + Gelt + Straf)

      Motl     =      Lernmotivation
      LM       =      Leistungsmotivation
      E        =      Erreichbarkeitsgrad des Leistungsziels für einen individuellen Schüler
      Ae       =      Anreiz einer Aufgabe
      As       =      sachbereichsbezogener Anreiz ( Interesse für einen Lernstoff)
      N        =      Neuigkeitsgehalt (Überraschungswert) eines Lernstoffs
      b        =      Bedürfnis nach ...
      Id       =      Identifikation (mit dem Lehrer und anderen Modellen)
      Zust     =      Zustimmung, positive Beurteilung seitens des Lehrers
      Abh      =      Abhängigkeit von Erwachsenen
      Gelt     =      Geltung und Anerkennung seitens der Lehrer und Mitschüler
      Straf    =      Strafvermeidung

      PZ-Nachrichten 2/93, Seite 3
      Nach: Heinz Heckhausen: Förderung der Lernmotivation und der intellektuellen Tüchtigkeiten
      in: Deutscher Bildungsrat: „Begabung und Lernen“, Stuttgart 1971, S. 193 f

                                                                                                             5
Zusammenwirken
     von Leistungsmessung, Leistungsbeurteilung und Zensierung

SCHULE ----        LERNZIELE ----                                             SCHÜLER
                                                                mit Fähigkeiten      als Persönlichkeit
                                                                und Fertigkeiten
                       Lernzielkontrolle
                 als Auskunft über die Erreichung
                          der Lernziele

             sachliche Bedingungen                                  Lernprozess
             soziale Bedingungen
             persönliche Bedingungen                               Lernfortschritt

                                         Schulleistung (Schülerleistung)
                                   als Prozess von                als Ergebnis von
                               Leistungsvollzügen                 Leistungsvollzügen

                                           mündlich, schriftlich, praktisch

                            im kognitiven, instrumentellen, sozialen, und emotionalen
                                                    Bereich

Bezugssysteme

    Individuum
                                           Leistungsmessung
    Gruppe
    Lernziel        (Leistungskontrolle, Leistungsfeststellung, Lernerfolgskontrolle)
                              als wertfreier Vorgang einer quantitativen Feststellung
                              von individuellen Lernprozessen und Lernergebnissen

                                Leistungsbeurteilung (Leistungsbewertung)
                  als Einordnung der Schülerleistung in ein Bezugssystem unter Zugrundelegung
                                          eines Beurteilungsmaßstabes

                                                    Notengebung
                    als Leistungsbewertung im Rahmen der geltenden Notenskala durch Ziffern

                                                Schülerbeurteilung
                 als komplexe wertende Stellungnahme aller Vorgänge, die sich auf Persönlichkeit,
                             Fähigkeit und Verhaltensweisen des Lernenden beziehen

             (aus: Brütting 1981, 193)                         Eiko Jürgens: Leistung und Leistungsbeurteilung, S. 43

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Funktionen der Notengebung

Im Wesentlichen lassen sich folgende Funktionen, die der Notengebung zugeschrieben werden, unter-
scheiden:

 1. Die Rückmeldefunktion für den Lehrer:
    Er soll an der Zensurenverteilung ablesen können, wie erfolgreich sein Unterricht war.

 2. Die Rückmeldefunktion für den Schüler:
    Die Note soll ihn informieren, wo er mit seinen Leistungen im Vergleich zu seinen Mitschülerinnen
    und Mitschülern steht.

 3. Die Berichtsfunktion:
    Durch Noten sollen die Eltern der Schülerinnen und Schüler Mitteilung über den Leistungsstand
    ihrer Kinder erhalten.

 4. Die Anreizfunktion:
    Zensuren sollen Schüler motivieren, sich mit den ihnen zugedachten Lernstoffen zu beschäftigen.

 5. Die Disziplinierungsfunktion:
    Mit Hilfe schlechter Noten werden leistungsunwillige Schülerinnen und Schüler bestraft, in der
    Hoffnung, sie dadurch zu dem erwünschten Leistungsverhalten zu veranlassen.

 6. Die Sozialisierungsfunktion:
    Durch Zensuren werden die Schulanfänger mit Leistungsnormen in Berührung gebracht, die sich
    von den bisher in der Familie gültigen individuellen Standards zum Teil erheblich unterscheiden.
    Vor allem erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass es als fair gilt, wenn unterschiedliche Leis-
    tungen auch unterschiedlich belohnt werden.

 7. Die Klassifizierungsfunktion:
    Durch unterschiedliche Noten werden Schülerinnen und Schüler unterschiedlichen Bewertungs-
    klassen zugeordnet. Diese Zuordnung ist eine Voraussetzung für Förderungs- und Selektions-
    maßnahmen.

 8. Die Selektionsfunktion:
    Besonders gute und schlechte Schülerinnen und Schüler sollen mit Hilfe von Zensuren ausgelesen
    und entsprechenden Institutionen zugeleitet werden.

 9. Die Zuteilungsfunktion:
    Mit ihrer Benotung verteilt die Schule Berechtigungen für den weiteren sozialen Aufstieg ihrer
    Schülerinnen und Schüler oder verweigert sie ihnen.

10. Die Chancenausgleichsfunktion:
    Sie wird von jenen Lehrerinnen und Lehrern wahrgenommen, die besonders benachteiligten Schü-
    lerinnen und Schülern bessere Zensuren erteilen, als es die objektiven Leistungen rechtfertigen
    würden.

    (aus Zielinski, 1974, S. 881 f.)
    Weidemann / Krapp: Pädagogische Psychologie, 1986, S. 609

                                                                                                     7
Noten- und Punktebewertungen

Da Schule vom Lehrer Leistungsbeurteilungen         Kriterium ist hier die sachliche Norm, d.h. die
verlangt, die in einem Rahmen von Noten-            der Leistungsanforderung zugrunde liegende
definitionen eingeengt sind, erscheint die Forde-   Zielsetzung. In schulrechtlichen Bestimmungen
rung nach einem erweiterten Leistungsbegriff un-    sind aber die individuelle Norm (Entwicklung des
realistisch und unerfüllbar zu sein.                Schülers) und die soziale Bezugsnorm (Lei-
Es ist denkbar, dass sich die Wissenschaft dieser   stungsstand der Lerngruppe) von ausschlagge-
Problematik verstärkt annimmt. Derzeit gilt es      bender Bedeutung. Letztendlich bleiben Noten
pragmatisch vorzugehen und auf Erfahrungen          im Schulalltag weit davon entfernt, erbrachte und
zurückzugreifen. Anhand dieses Projektes wer-       bewertete Leistungen für Außenstehende zu ob-
den Vorschläge vorgestellt, die aus jahrelanger     jektivieren. Das Problem kann nicht wegdisku-
Arbeit mit Schülerinnen und Schülern entstam-       tiert oder gelöst, sondern nur entschärft werden.
men.                                                Da die Notendefinitionen mit ihren Schlüsselbe-
Sie zeigen, wie Schülerinnen und Schüler Auf-       griffen „Anforderungen“ und „Mängel“ von vie-
gaben selbstständig und sachgerecht lösen kön-      len Lehrerinnen und Lehrern als ein zu grobes
nen und die Bereitschaft und Fähigkeit einbrin-     Raster empfunden werden, haben sich seit lan-
gen, gemeinsam an einer gestellten Aufgabe ziel-    gem Punktesysteme etabliert. Am verbreitetesten
strebig zu arbeiten. Sie zeigen darüber hinaus,     ist die 15-Punkte-Bewertung, die jeder Note ei-
dass Schülerinnen und Schüler durchaus in der       nen oberen, mittleren und unteren Wert zumisst.
Lage und Willens sind, individuell oder gemein-     Damit bietet dieses System Raum für Binnen-
schaftlich erbrachte Leistungen zu kontrollieren    differenzierungen. Der Negativ-Bereich (Note 5
und zu bewerten. Sie gelangen dabei zu einem        und 6) weist einen Leistungsbereich aus, der als
sehr persönlichen Verhältnis gegenüber eigenem      unumgängliche Basisleistung verstanden werden
Leistungswillen und eigener Leistungsfähigkeit.     kann, auf dem erst qualifizierende Leistungs-
Damit Schülerinnen und Schüler aber Leistung        bewertung stattfindet. Bei einer 20-Punkte-Wer-
feststellen, beobachten und einbringen können,      tung kann dieser Basis-Bereich auf 40 % erwei-
benötigen sie dafür Kriterien. Diese Kriterien      tert werden.
müssen erarbeitet werden, lassen sich auch ge-
meinsam bei der Arbeit finden, variieren und im     Im Geschichtsunterricht ermöglichen beide
Anspruch steigern.                                  Punktesysteme ein variables Vorgehen entspre-
                                                    chend anstehender Bewertung im Sinne des ein-
Damit Leistungen bewertet werden können, be-        gangs definierten erweiterten Leistungsbegriffs.
nötigt man ein Notensystem, das für alle aussage-   Da sich diesen Punkten auch Kriterien zuordnen
stark und dabei verbindlich ist. Hierfür verwen-    lassen, werden Leistungsanforderungen für Schü-
det Schule Notendefinitionen, die seit 1969 von     lerinnen und Schüler transparent, und Schülerin-
der Kultusministerkonferenz festgelegt wurden       nen und Schüler können auf für sie einsehbare
und bis heute die Vorstellung von schulischer       Weise lernen, Leistungen einzuschätzen und zu
Leistung prägen, und damit ergibt sich für den      bewerten. Eine „0-1-2“ Punktezuordnung zu ein-
Lehrer eine Vielzahl von Problemen.                 zelnen Kriterien erleichtert den Schülern die
Die Schulnoten sind laut Notendefinition danach     Leistungsbewertung vor allem am Anfang, wenn
zu vergeben, in welchem Maße die Leistungen         sie lernen, wie wichtig es ist, Leistung sinnvoll
den „Anforderungen“ genügen. Entscheidendes         einzuschätzen.

8
Leistungsbeurteilung
                           Ziffernnoten - Punktewertung

Die Notenskala mit den Ziffernnoten (1 - 6)
  - ist auf Tradition gegründet
  - ist laut KMK-Beschlüssen festgelegt
  - bietet mit den Definitionen einen Verständigungsrahmen, in dem juristisch argumentiert wird
  - schränkt Differenzierungen ein

Die Punktewertung nach der 15 Punkte-Skala
  erweitert den einzelnen Notenwert auf einen Ober-, einen Mittel-, einen Unterwert

Die Punktewertung nach der 20 Punkte-Skala
  bietet die Möglichkeit,
  dem Negativbereich (mangelhaft und ungenügend) einen erweiterten Basiswert zuzuweisen

Die Punktewertung mit dem 0-1-2 Punktewert

  - bei Leistungsüberprüfungen, die auf der untersten taxinomischen Stufe verbleiben, kann zwi-
    schen falsch und richtig unterschieden werden
  - bei Leistungsüberprüfungen mit höheren Anforderungen bildet die Bewertung in der Regel
    einen Annäherungswert
  - die 0-1-2 Punktebewertung ist eine Möglichkeit, in der Beurteiler und Beurteilter sich über den
    Annäherungswert verständigen können
    0       =     nicht erbrachte Leistung
    1       =     erbrachte Leistung
    2       =     qualifiziert erbrachte Leistung
  - sie ist praktikabel bei Einzelbewertungen im Rahmen der Epochalnote
  - sie ist geeignet bei Teilanforderungen in Kriterienbewertung und Testitems
  - sie hilft Schülerinnen und Schülern bei der Bewertung eigener oder fremder Leistung

                                                                                                  9
Noten und Punkte-Wertung

Note Notendefinition                          15-Punkte-Wertung        20-Punkte-Wertung
                                              Punkte                   Punkte

     1   eine Leistung,                       15 oberer Notenwert      20       positiv-Bereich
         die den Anforderungen
         in besonderem Maße                   14 mittlerer Notenwert   19
         entspricht
                                              13 unterer Notenwert     18

     2   eine Leistung,                       12                       17
         die den Anforderungen
         voll entspricht                      11        80%            16            60 %
                                                   qualifizierende              qualifizierende
                                              10     Leistung          15         Leistung

     3   eine Leistung,                       9                        14
         die im allgemeinen
         den Anforderungen                    8                        13
         entspricht
                                              7                        12

     4   eine Leistung,                       6                        11
         die zwar Mängel aufweist,
         aber den Anforderungen               5                        10
         noch entspricht
                                              4                        9

     5   eine Leistung,                       3                        8
         die den Anforderungen                                                  negativ-Bereich
         nicht entspricht,                    2                        7
         jedoch erkennen lässt, dass die
         notwendigen Grundkenntnisse          1                        6
         vorhanden sind und die Mängel in
         absehbarer Zeit behoben sind                                  5

     6   eine Leistung,                       0                        4
         die den Anforderungen                          20 %                         40 %
         nicht entspricht                          Basisleistungen     3        Basisleistungen
         und bei der selbst die Grundkennt-
         nisse so lückenhaft sind, dass die                            2
         Mängel in absehbarer Zeit nicht
         behoben werden können                                         1

10
Teamarbeit

Projekte in der Form von Gruppenarbeit bedeuten für Lehrer und Schüler erheblichen Aufwand.

Sie können leicht scheitern, weil Schüler
      - kein geeignetes Material finden
      - sich keine interessanten Aufgaben stellen
      - die Arbeit nicht selbst organisieren
      - in den Qualitätsansprüchen ohne Orientierung sind

Sowohl in themengleicher als auch in arbeitsteiliger Gruppenarbeit gestaltet sich die Arbeit besonders
effektiv, wenn die Schüler in der Gruppe Funktionen übernehmen und die Gruppe dadurch zu einem
Team zusammenwächst. Obwohl alle Gruppenmitglieder bei allen Aufgaben mithelfen können, tragen
sie für ihre Funktion jedoch selbst Verantwortung.

In Anlehnung an ein amerikanisches Modell werden für jedes Team folgende vier Hauptfunktionen
vorgeschlagen:
    1. Diskussionsleiter (moderator)
       - leitet die Gespräche und organisiert die Gruppenarbeit
       - achtet auf Einhaltung der Gesprächsregeln
    2. Referent (reporter)
       - stellt der Klasse Planung und Ergebnis vor
       - achtet auf die Beteiligung aller Mitglieder bei Durchführung und Vorstellung des Projektes
    3. Materialverwalter (material manager)
       - sammelt die Arbeitsergebnisse der Gruppenmitglieder und achtet auf Einhaltung der Termine
       - stellt die Ergebnisse in einem Endprodukt zusammen
    4. Protokollant (recorder)
       - sorgt für gute Formulierung der Spezialthemen und achtet auf Einhaltung der Themen
       - füllt Planungs- und Bewertungsbögen sorgfältig aus

       Diese Funktionen können je nach Klassenstufe, Thema oder Projektgestaltung anders benannt
       bzw. in ihren Aufgaben spezifisch neu beschrieben werden.

Wenn diese Funktionen bei Schülerinnen und Schülern eingeübt werden, können eine Vielzahl von
Schlüsselqualifikationen zunehmend erworben werden.

Zu ihnen gehören:
     - Arbeitsprozesse selbst organisieren und in Schritte zerlegen
     - Informationen beschaffen, Medien auswerten
     - Informationen auswerten und neu zusammenstellen
     - arbeitsteilig arbeiten und zeitgleich voranschreiten
     - Einzelergebnisse zu einem Gesamtergebnis vereinen
     - Verständlichkeit eines Textes, eines Materials anstreben
     - sich selbst beobachten und korrigieren
     - Störungen unterbinden
     - Hilfsbereitschaft einsetzen
     - Kommunikationsfähigkeit entwickeln
     - Zuverlässigkeit und Rücksichtnahme zeigen
     - Arbeitsergebnisse bewerten
     - Leistung, auch soziales Verhalten, bewerten
                                                                                                   11
Einführung in die Arbeit mit Planungsanleitungen für Schüler

Auf einem Symposion in der Akademie der Wis-          Die erste Planungsanleitung eignet sich insbeson-
senschaften in Mainz am 28.11.1995 zum The-           dere zur Einübung einfacher Projekte, die in den
ma „Leistung in der Schule“ waren sich Teilneh-       normalen Unterrichtsablauf integriert sind.
mer aus Hochschule, Schule, Wissenschaft, Hand-       Die zweite Anleitung erweitert die Anforderun-
werk, Handel, Banken und Industrie darüber ei-        gen und ist für Team- bzw. Gruppenarbeit etwa
nig, dass die traditionellen Methoden der             ab Klassenstufe 9 einsetzbar. Sie räumt der Be-
Leistungsfeststellung reformbedürftig seien.          wertung von Teamarbeit einen wesentlichen Stel-
                                                      lenwert ein und hilft den Schülerinnen und Schü-
„(Es ist) dringend erforderlich, nach Formen der      lern in Verbindung mit der Planungsanleitung zur
Leistungserziehung und Leistungsfeststellung zu       projektorientierten Arbeit die Teamarbeit effek-
suchen, die beispielsweise sowohl gemeinschaft-       tiv zu gestalten.
lich erbrachte und gemeinschaftsbezogene Leis-        Die dritte Planungsanleitung ermöglicht Schülern
tungen als auch Selbstkontrolle und Selbst-           etwa ab Klasse 9, Teile des Geschichtsunterrichts
bewertung ermöglichen und fördern und eine            selbstständig zu organisieren bzw. mitzugestalten.
Weiterentwicklung der bisher eher ergebnis-           Am Anfang des Schuljahres erstellen Lehrer und
orientierten Leistungsfeststellung hin zu einer       Schüler eine Themenübersicht, aus der sich die
Verbindung von Ergebnis- und Prozessorientie-         Schüler Themen auswählen, die anschließend
rung berücksichtigen ...                              über das Schuljahr verteilt werden.
Das Bemühen muss also dahin gehen, wie Leis-          Jeweils 2 Schülerinnen oder Schüler füllen ihre
tungskontrollen offener, komplexer, mehr auf die      Planungsanleitung aus und geben diese in einer
Lern- und Lösungsprozesse als auf die Ergeb-          doppelten Ausfertigung an den Lehrer. In einer
nisse orientiert gestaltet werden können. Sie sol-    Informationsveranstaltung stellen alle Schüler
len den Schülerinnen und Schülern z.B. Gele-          ihre Themen bzw. die gewählte Form der Prä-
genheit geben, spezielle Kenntnisse, Fähigkei-        sentation vor, sodass ein Gesamtüberblick über
ten und Fertigkeiten, auch außerhalb der Schu-        den Unterricht im Ablauf des Schuljahres erreicht
le erworbene, einzubringen; abweichende Denk-         wird.
modelle zu entwickeln und zusammen mit ande-
ren Lösungsversuchen zu arbeiten.“                    Es ist ratsam, Planungs- und Bewertungsanleitun-
(Emich: Leistung in der Schule, Vortrag 28.11.1995)   gen als Einheit einzuüben und mit den Schülerin-
                                                      nen und Schülern an einem Beispiel das Ankreu-
Die folgenden drei Planungsanleitungen sind mit       zen der Punkte zu besprechen. So können die
Schülerinnen und Schülern jahrelang erprobt und       Schülerinnen und Schüler erkennen, dass Punk-
ermöglichen ihnen Selbstkontrolle und Selbst-         te ein handhabbares und sinnvolles Mittel sind,
organisation. Da die Schülerinnen und Schüler         um Leistung zu erbringen, zu beobachten und zu
in den Bewertungsanleitungen Kriterien vorfin-        bewerten.
den, die ihnen aus dem Unterricht vieler Fächer       Es muss den Schülerinnen und Schülern aber auch
bekannt sind, helfen diese Kriterien bei der eige-    klargemacht werden, dass Punktebewertungen
nen Planung bzw. Vorbereitung. Deshalb sollten        nur ein Hilfsmittel sind und über Auswahl und
sie zusammen mit den Planungsanleitungen in die       Gewichtung der Kriterien immer wieder mitein-
Hand aller Schülerinnen und Schüler der Lern-         ander gesprochen werden muss. Dann werden
gruppe gegeben werden. Alle Planungs- bzw.            diese Planungs- und Bewertungshilfen zu einem
Bewertungshilfen verbinden Prozess und Ergeb-         wichtigen Beitrag für das soziale Lernen in der
nis der Leistung miteinander.                         Schule.

12
Planungsanleitung für eine Teamarbeit

Thema des Projekts

Gestaltung des Projekts                             als Zeitschrift                      als Ausstellung
Anzahl der Teamgruppen                              1     2      3    4     5     6
Thema der Teamgruppe Nr.

                                                                                                           einge-
      Planung und Festlegung der Termine                                                Termine
                                                                                                           halten
      1. Verteilung der Aufgabenbereiche im Team
         Sichtung und Bearbeitung der Texte und Materialien

      2. Anfertigung der Texte / Zeichnungen usw.
         und Besprechung in Gruppen

      3. Gegenseitige Vorstellung der Gruppenergebnisse in der Klasse und
         Gesamtgestaltung des Projekts

      4. Bewertung der Einzelleistungen in der Gruppe und gemeinsame
         Besprechung in der Klasse

Die Aufgaben im Team

1. Der Diskussionsleiter                                 Name:
   - leitet die Aufgabenverteilung im Team und achtet darauf,
     dass jedes Teammitglied seine Aufgaben pünktlich leistet
   - achtet auf die Einhaltung der Gesprächsregeln

2. Der Protokollant /Redakteur                           Name:
   - notiert bei der Sichtung von Texten durch die Gruppe Stichpunkte
     und ordnet sie zu einer Gliederung
   - sammelt die Arbeitsergebnisse der Teammitglieder in einem Ordner

3. Der Medienspezialist / Graphiker                     Name:
   - sammelt Bilder und macht einen Vorschlag für die Ausgestaltung
   - fertigt Grobskizzen für Schaubilder usw. an

4. Der Referent                                            Name:
   - stellt der Klasse die Arbeitsergebnisse seines Teams vor
   - leitet die Bewertung, füllt die Bewertungsbogen aus und
     begründet der Klasse die Bewertung der Teamarbeit

Gesprächsregeln beachten:               Produktqualität beobachten              Bewertungsgrundsätze beachten
-   nur einer spricht                   - einheitliches weißes Papier           - alle Teammitglieder sind für
-   alle hören zu                         verwenden                               die Gesamtnote des Teams
-   jede Meinung wird angehört          - einheitliches Format                    verantwortlich
-   niemand wird beleidigt                verwenden                             - das Team muss den Lehrer
                                        - in Klarsichthüllen schützen             davon überzeugen können,
                                                                                  dass alle Bewertungspunkte
                                                                                  sorgfältig beachtet worden sind

                                                                                             Kopiervorlage     13
Planungsanleitung für eine Teamarbeit

Thema des Projekts

                         Planungsanleitung                                                  Gruppen Teams
                für die einzelnen Gruppen - Teams                               1       2        3       4        5        6
Gruppe Nr.:               Name                     Name                     Name                       Name
                          1.                       2.                       3.                         4.

                                                               Aufgaben als
Gesprächsregeln:          Diskussionsleiter:       Protokollant:            Materialverwalter          Referent
- nur einer spricht       - leitet die Gespräche - sorgt für gute           - sammelt und betreut      - stellt der Klasse
- alle hören zu             und erteilt das Wort   Formulierung der           die Arbeitsergebnis-       Planung und
- jede Meinung wird       - achtet und verweist    Spezialthemen und          se und achtet auf          Ergebnisse vor
  angehört                  auf die Einhaltung     achtet auf Einhal-         Einhaltung der           - achtet auf Beteili-
- niemand wird              der Gesprächsregeln    tung der Themen            Termine                    gung aller Teammit-
  beleidigt               - fasst die Ergebnisse - füllt Planungs- und      - stellt die Ergebnisse      glieder bei Planung
                            der Diskussion         Bewertungsbogen            zu einer Endfassung        und Vorstellung
                            zusammen               aus                        zusammen

Vorschläge der Gruppe zur Gestaltung des Projekts
Ideen: Zeitschrift      Ausstellung        Schaubild                        Buch

Thema der Gruppe:

Name:                                                Spezialthema
1.
Name:                                                Spezialthema
2.
Name:                                                Spezialthema
3.
Name:                                                Spezialthema
4.

Vorbereitung der Projektarbeit - erste Gruppensitzung / Checkliste          erledigt
 1.   Verteilung der Aufgabengebiete (siehe oben)
 2.   Verteilung und Bearbeitung der Texte (Schlüsselwörter)                                Alle Teammitglieder sind für
 3.   Jeder Schüler trägt vor, worüber sein Text informiert                                 die Gesamtnote des Teams
 4.   Jeder Schüler wählt sich ein Spezialthema                                                    verantwortlich.
 5.   Eintragung des Spezialthemas (siehe oben)
 6.   Diskussion - Was wollen wir gestalten? (siehe oben)

Planung und Festlegung der Termine                                             Termin                             eingehalten
     1. Materialsammlung durch alle Schüler
        Sichtung des Materials
     2. Anfertigung der Texte / des Materials durch die einzelnen Schüler
        und Besprechung in Gruppen
     3. Gegenseitige Vorstellung der Gruppenergebnisse in der Klasse
        und Gesamtgestaltung des Projekts
     4. Bewertung der Einzelleistungen in der Gruppe

14       Kopiervorlage
Planungsanleitung für eine Partnerarbeit
Thema des Projekts

Beispiel:      „Kain, wo ist Dein Bruder Abel?
               Wir erforschen die Judenverfolgung in der Stadt Höhr-Grenzhausen
Name:                                                    Termin der Vorstellung:
Name:

Wir werden unsere Partnerarbeit vorstellen als:                                          (Bitte ankreuzen!)

     1. Schriftliches Referat                           mit mündlichem Vortrag und anschließender Diskussion

     2. Zeitschrift                                     mündliche Vorstellung mit anschließender Diskussion

     3. Collage oder Plakatwand                         Vorstellung in Form von Streitgespräch / Podiumsdiskussion

     4. Ausstellung mit Objekten                        Freier Vortrag als Einführung und anschließend Gespräch mit
     5. Exkursion zum historischen Objekt               Lehrer oder Klassenkameraden

     5. Hörbild                                         Freier Vortrag als Einführung und anschließend Gespräch mit
     6. Film                                            Lehrer oder Klassenkameraden

Unsere Arbeitsunterlagen         /     Unser Interviewpartner            /       Unser Objekt
Beispiel:      Inge Scholl: Die Weiße Rose, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt / Main 1979
Beispiel:      Hilda L. aus Höhr-Grenzhausen - Zeitzeugin der Judenverfolgung
Beispiel:      Gedenktafel zur Ermordung jüdischer Mitbürger

1.

2.

Wir benötigen zur Unterstützung bei der Arbeit und für die Vorstellung unserer Partnerarbeit:
        Arbeitsmaterial                    Informationen
        Kassettenrecorder                  Videorecorder

Thema mit Lehrer            Informationen und         Rechtzeitig den Lehrer           Die Arbeit termingerecht
absprechen und              Material sammeln.         um Unterstützung bitten.         und sachkundig
ausformulieren.                                                                        vorstellen.

Bitte Kopie der ausgefüllten Anleitung bis zum                               beim Geschichtslehrer abgeben.
                                                                                             Kopiervorlage            15
Einführung in die Arbeit mit Bewertungsanleitungen

Die kurze Notiz in der Wochenzeitschrift               1. Handlungs- und Beurteilungsanleitung:
„Die Zeit“ verweist auf ein Projekt                        Einen Vortrag halten
„Kreativität in der Schule“, in dem Lehrer             Mit dieser Anleitung können Schüler einüben, wie
bei der Notengebung beraten werden:                    sie selbstständig Beiträge für den Geschichtsun-
                                                       terricht erarbeiten können. Die Anleitung wird
                                                       beim Beginn des Geschichtsunterrichts in der
                                                       Klasse 7 in das Schülerheft aufgenommen und bis
                                                       zum Abschluss in der Schule immer wieder ein-
                                                       gesetzt. Anfangs werden Teile eingeübt, später
                                                       wird die Gesamtleistung eingebracht.
                                                       Die Bewertung kann durch verschiedene Schüler
                                                       und den Lehrer vorgenommen werden. Je vertrau-
                                                       ter die Schüler im Umgang mit den Kriterien ge-
                                                       worden sind, umso zurückhaltender kann der
                                                       Lehrer agieren.
                                                       Da die Schüler mit durchschaubaren Kriterien
                                                       arbeiten, fühlen sich Beurteiler und Beurteilter
                                                       auch emotional sicher. Die erbrachte Leistung
                                                       steht im Zentrum der Beobachtung. Der Beur-
So bemerkenswert es ist, dass ein solches Projekt      teilte kann nachvollziehen, wo er den Kriterien
aus der Industrie gefördert wird und sich Fach-        erfolgreich entsprochen hat und wo er sich ver-
leute aus dem außerschulischen Bereich daran           bessern kann.
beteiligen, so befremdlicher ist die journalistische
Aussage, dass die Macht der Lehrer gerade dabei        2. Handlungs- und Beurteilungsanleitung:
ins Wanken gerate.                                        Ein Thema als Projekt im Team erarbeiten
                                                       Auf der Grundlage eingeübter Teamarbeit kön-
Bei einem zeitgemäßen Leistungsbegriff im schu-        nen die Schüler nun über die Beurteilung sachbe-
lischen Raum geht es darum, dass Schüler lernen,       zogener Kriterien hinaus auch Leistungen im so-
Leistung sachgerecht einzuschätzen. Aufgabe des        zialen Verhalten bewerten. Das Team hat dabei
Lehrers bleibt es, die Schüler dabei anzuleiten.       vor Augen, dass die Gesamtleistung der Gruppe
Seine pädagogische und fachliche Kompetenz             auch von den individuellen Leistungen jedes Mit-
ermöglicht es dem Lehrer, den Schülern Kriteri-        gliedes abhängt.
en für die Beurteilung und den Schwierigkeits-         Die Bewertung liegt hier überwiegend auf der
bzw. den Erreichbarkeitsgrad einer Aufgabe ein-        Teamarbeit. Das Endprodukt der Teamarbeit liegt
sichtig zu machen.                                     bei maximal 8 Punkten im Basisbereich. Nur durch
Dazu bedarf es einer systematischen Schulung und       Punkte aus dem Sozialverhalten können qualifi-
einer den Schülern stets präsenten Handlungs-          zierte Noten erreicht werden.
bzw. Beurteilungsanleitung.
                                                       3. Handlungs- und Beurteilungsanleitung:
Die hier vorgestellten Beispiele sind aus der Pra-        Ein Thema in Partnerarbeit gestalten
xis im Geschichtsunterricht entwickelt worden             und vorstellen
und wurden von den Schülern in der Regel er-           Diese Anleitung ist einsetzbar, wenn Schüler in
folgreich gehandhabt. Sie enthalten Handlungs-         der Partnerarbeit ein hohes Maß an Selbststän-
anleitungen, Kriterien für eine sachgerechte Ar-       digkeit erreicht haben. Dann sind sie in der Lage,
beit und über die „0-1-2-Punktebewertung“ eine         in den Klassen 9 und 10 Teile des Geschichtsun-
für Schüler handhabbare Beurteilungsmöglichkeit        terrichts mitzugestalten und den Lehrer bei der
des intendierten Schwierigkeitsgrades.                 Bewertung zu unterstützen.

16
Erfolg macht Spaß
Leistungsbewertung durch Schüler und Lehrer                     Einen Vortrag halten

 Name:                                                    Klasse:                 Datum:
 Thema:

                                              Vorbereitung
 Thema mit dem Lehrer      Informationen sammeln       Wichtige Begriffe aus            An Hand der Gliederung
 absprechen und inter-     z. B. aus Büchern,          den Informationen zu             den freien Vortrag üben
 essant formulieren        Zeitschriften usw.          einer Gliederung ordnen

                                             Durchführung
 Overheadprojektor bereitstellen, Tafelbild anschreiben, Material bereitlegen.
 Mit Blickkontakt zu den Zuhörern sprechen - Auf Fragen der Zuhörer eingehen.

                                                              0 = nicht oder mangelhaft erbrachte Leistung
           Beurteilungsgesichtspunkte                         1 = insgesamt zufriedenstellend erbrachte Leistung
                                                              2 = qualifiziert erbrachte Leistung
 1. Angabe des Themas und Erklärung,                                      0        1          2      0        1          2
    was den Zuhörer daran interessieren kann.
    z. B.: Wir haben im Unterricht gelernt, dass ...
           Habt ihr schon gewusst, dass ...

 2. Verständliche Reihenfolge der Informationen                           0        1          2      0        1          2
    z. B.: richtige zeitliche Abfolge
           zusammengehörende Informationen richtig gegliedert

 3. Wert der Informationen                                                0        1          2      0        1          2
    z. B.: interessante Informationen
           unbekannte Wörter erklärt

 4. Veranschaulichung                                                     0        1          2      0        1          2
    z. B.: Thema an die Tafel
           Inhaltsangabe / Gliederung auf Folie oder an die Tafel

 5. Material in die Hände der Zuhörer                                     0        1          2      0        1          2
    z. B.: Quizaufgaben oder Fragen
           Tafelbild für Heftseiten

 6. Besondere eigene Ideen und Kenntnisse                                 0        1          2      0        1          2
    z. B.: Bilder, Karten usw. aus dem Schulbuch eingesetzt
           Schülerbibliothek genutzt

 7. Freier Vortrag                                                        0        1          2      0        1          2
    z. B.: gelegentlicher Blick auf eigene Texte
           Blickkontakt zu den Zuhörern

 8. Fachgespräch mit dem Lehrer                                           0        1                 0        1
    Beantwortung von Schülerfragen
                                                                               Unterschrift               Unterschrift
 Note          1          2          3             4      5         6         des Bewerters              des Bewerters

 Punkte: 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0

                                                                                                  Kopiervorlage          17
Erfolg macht Spaß
Leistungsbewertung durch Schüler und Lehrer
                                                              Ein Thema als Projekt
                                                               im Team erarbeiten
 Namen:                                                    Klasse:            Datum:

 Thema:

                                    Vorbereitung und Durchführung
 Aufgaben im Team      Besprechung          Suche nach            Anfertigung          Vorstellung
 verteilen             der vorliegenden     geeignetem            der Texte und        der Teamarbeit
                       Materialien          Material              Zeichnungen          in der Klasse

      Beurteilungsgesichtspunkte                                       Erreichbare Punktzahl 0 - 20
 1. Das Arbeitsergebnis
     1.   Die vom Team geschriebenen Texte                                              0     1       2
     2.   Die vom Team selbst ausgewählten und beschriebenen Bilder, Fotos usw.         0     1       2
     3.   Die vom Team selbst angefertigten Schaubilder, Zeichnungen usw.               0     1       2
     4.   Der Gesamteindruck der Teamarbeit                                             0     1       2

 2. Die Teammitglieder
     1. Der Diskussionsleiter
        - Aufgabenverteilung mit den Teammitgliedern abgesprochen                       0     1
        - Einhaltung der Gesprächsregeln durchgesetzt                                   0     1

     2. Der Protokollant
        - Stichwortsammlung angefertigt und gegliedert                                  0     1
        - Arbeitsergebnisse der Teammitglieder in einem Ordner gesammelt                0     1

     3. Der Medienspezialist / Graphiker
        - Vorschlag für Ausgestaltung mit Bildern usw. angefertigt                      0     1
        - Grobzeichnungen für Ausgestaltung mit Schaubild usw. angefertigt              0     1

     4. Der Referent
        - Das Arbeitsergebnis des Teams der Klasse vorgestellt                          0     1
        - Die Bewertung der Teamarbeit geleistet und der Klasse vorgestellt             0     1

 3. Das Team
     1. Alle Termine wurden während der Teamarbeit eingehalten und                      0     1       2
        die Arbeitsergebnisse pünktlich abgegeben
     2. Alle Teammitglieder haben sich gegenseitig bei der Arbeit unterstützt und       0     1       2
        gemeinsam Texte, Bilder usw. gestaltet

 Die vom Team erreichte Gesamtpunktzahl: 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0
 Die vom Team erreichte Note:               1        2        3        4       5        6
 Unterschriften der Bewerter

18    Kopiervorlage
Erfolg macht Spaß
Leistungsbewertung durch Schüler und Lehrer
                                                           Ein Thema in Partnerarbeit
                                                             gestalten und vorstellen
 Namen:                                                        Klasse:               Datum:

 Thema:

                                    Vorbereitung und Durchführung
 Thema mit dem Lehrer       Informationen und             Die Arbeit rechtzeitig         Die Arbeit interessant
 absprechen und ausfor-     Material sammeln              beginnen und terminge-         und sachkundig vorstel-
 mulieren                                                 recht vorstellen               len

                                                                         Gestaltung und Vorstellung als
           Beurteilungsgesichtspunkte
                                                           Zeitschrift     Ausstellung     Hörbild     Videofeature
 1. Gliederung - Aufbau                                    0    1    2      0   1    2   0    1    2      0   1    2
    Frage bzw. Problemstellung
    Klarheit der Gedankenführung
 2. Texte
    - Auswahl wichtiger Informationen                      0    1    2      0   1    2   0    1    2      0   1    2
    - umfassende Darstellung der Informationen             0    1    2      0   1    2   0    1    2      0   1    2
 3. Sprachliche Ausführung der Texte
    eigenständige Ausführung,                              0    1    2      0   1    2   0    1    2      0   1    2
    d. h. gut verständlich (z. B. Fachbegriffe erklärt)
    flüssig im Gedankengang
 4. Ausgestaltung
    - äußere Form (Rechtschreibung, Sauberkeit)            0    1    2      0   1    2
    - Veranschaulichung / Anschaulichkeit                  0    1    2      0   1    2
 5. Technische Ausführung
    - Ton bzw. Bildqualität                                                              0    1    2      0   1    2
    - Veranschaulichung / Anschaulichkeit                                                0    1    2      0   1    2
 6. Eigenständige Ideen                                    0    1    2      0   1    2   0    1    2      0   1    2
    (z. B.: Interview, Streitgespräch,
    statistische Erhebungen usw.)
 7. Selbstständige Informations - bzw.                     0    1    2      0   1    2   0    1    2      0   1    2
    Materialbeschaffung
 8. Informationsnachweis                                   0    1    2      0   1    2   0    1    2      0   1    2
    ( Informanten, Quellen, Literaturnachweis)
 9. Gemeinsame Vorstellung der Partnerarbeit               0    1    2      0   1    2   0    1    2      0   1    2
    Max. erreichbare Gesamtpunktzahl:                           20              20            20              20

 Die vom Team erreichte Gesamtpunktzahl: 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0
 Die vom Team erreichte Note:               1        2        3        4       5        6
 Unterschriften der Bewerter

                                                                                              Kopiervorlage        19
Planungsanleitung für eine Teamarbeit

                                                                  ite
 Thema des Projekts
                                Auch Ratten machen Geschichte
Gestaltung des Projekts                              als Zeitschrift 8                    als Ausstellung    8

                                                               rse
Anzahl der Teamgruppen                               1    2     3     4      5
                                                                             ✘     6
Thema der Teamgruppe Nr.            5            Die Pest bedroht die Welt noch heute
                                                                                                            einge-
       Planung und Festlegung der Termine                                                Termine

                                                            ste
                                                                                                            halten
       1. Verteilung der Aufgabenbereiche im Team
          Sichtung und Bearbeitung der Texte und Materialien
                                                                                 27.Okt.1998                 8
       2. Anfertigung der Texte / Zeichnungen usw.
          und Besprechung in Gruppen
                                                                                 10.Nov.1998

          Gesamtgestaltung des Projekts
                                                          Mu
       3. Gegenseitige Vorstellung der Gruppenergebnisse in der Klasse und

       4. Bewertung der Einzelleistungen in der Gruppe und gemeinsame
          Besprechung in der Klasse
                                                                                 12.Nov.1998

                                                                                 17.Nov.1998

Die Aufgaben im Team
                                             llte

1. Der Diskussionsleiter                                 Name:                         Daniel
   - leitet die Aufgabenverteilung im Team und achtet darauf,
     dass jedes Teammitglied seine Aufgaben pünktlich leistet
   - achtet auf die Einhaltung der Gesprächsregeln
                                  efü

2. Der Protokollant /Redakteur                           Name:                         David
   - notiert bei der Sichtung von Texten durch die Gruppe Stichpunkte
     und ordnet sie zu einer Gliederung
   - sammelt die Arbeitsergebnisse der Teammitglieder in einem Ordner
                         sg

3. Der Medienspezialist / Graphiker                     Name:                          Thorsten
   - sammelt Bilder und macht einen Vorschlag für die Ausgestaltung
   - fertigt Grobskizzen für Schaubilder usw. an
                au

4. Der Referent                                            Name:                       Tobias
   - stellt der Klasse die Arbeitsergebnisse seines Teams vor
   - leitet die Bewertung, füllt die Bewertungsbogen aus und
     begründet der Klasse die Bewertung der Teamarbeit
    e

Gesprächsregeln beachten:                Produktqualität beobachten              Bewertungsgrundsätze beachten
Ein

-    nur einer spricht                   - einheitliches weißes Papier           - alle Teammitglieder sind für
-    alle hören zu                         verwenden                               die Gesamtnote des Teams
-    jede Meinung wird angehört          - einheitliches Format                    verantwortlich
-    niemand wird beleidigt                verwenden                             - das Team muss den Lehrer
                                         - in Klarsichthüllen schützen             davon überzeugen können,
                                                                                   dass alle Bewertungspunkte
                                                                                   sorgfältig beachtet worden sind

20
Erfolg macht Spaß
Leistungsbewertung durch Schüler und Lehrer
                                                             Ein Thema als Projekt
                                                              im Team erarbeiten

                                                           ite
 Namen:     Daniel, David, Thorsten                       Klasse:    8       Datum:         1998
            Jan-Phillip, Tobias

                                                        rse
 Thema:
            Die Pest bedroht die Welt noch heute!

                                   Vorbereitung und Durchführung
 Aufgaben im Team     Besprechung          Suche nach            Anfertigung          Vorstellung

                                                     ste
 verteilen            der vorliegenden     geeignetem            der Texte und        der Teamarbeit
                      Materialien          Material              Zeichnungen          in der Klasse

     Beurteilungsgesichtspunkte                                       Erreichbare Punktzahl 0 - 20

                                                   Mu
 1. Das Arbeitsergebnis
    1.   Die vom Team geschriebenen Texte                                              0     1       8
                                                                                                     2
    2.   Die vom Team selbst ausgewählten und beschriebenen Bilder, Fotos usw.         0     8
                                                                                             1       2
    3.   Die vom Team selbst angefertigten Schaubilder, Zeichnungen usw.               8
                                                                                       0     1       2
    4.   Der Gesamteindruck der Teamarbeit                                             0     8
                                                                                             1       2

 2. Die Teammitglieder
                                         llte
    1. Der Diskussionsleiter
       - Aufgabenverteilung mit den Teammitgliedern abgesprochen                       0    8
                                                                                            1
       - Einhaltung der Gesprächsregeln durchgesetzt                                   0    8
                                                                                            1

    2. Der Protokollant
                              efü

       - Stichwortsammlung angefertigt und gegliedert                                  0    8
                                                                                            1
       - Arbeitsergebnisse der Teammitglieder in einem Ordner gesammelt                0    8
                                                                                            1

    3. Der Medienspezialist / Graphiker
       - Vorschlag für Ausgestaltung mit Bildern usw. angefertigt                      0    8
                                                                                            1
       - Grobzeichnungen für Ausgestaltung mit Schaubild usw. angefertigt             8
                                                                                      0      1
                      sg

    4. Der Referent
       - Das Arbeitsergebnis des Teams der Klasse vorgestellt                          0    8
                                                                                            1
       - Die Bewertung der Teamarbeit geleistet und der Klasse vorgestellt             0    8
                                                                                            1
               au

 3. Das Team
    1. Alle Termine wurden während der Teamarbeit eingehalten und                      0     8
                                                                                             1       2
       die Arbeitsergebnisse pünktlich abgegeben
    2. Alle Teammitglieder haben sich gegenseitig bei der Arbeit unterstützt und       0     1
                                                                                             8       2
    e

       gemeinsam Texte, Bilder usw. gestaltet
Ein

 Die vom Team erreichte Gesamtpunktzahl: 20 19 18 17 16 15 14 8
                                                              13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0
 Die vom Team erreichte Note:               1        2        8
                                                              3        4       5        6
 Unterschriften der Bewerter
                                    Daniel - David - Thorsten - Jan-Phillip - Tobias

                                                                                                         21
Kopiervorlagen

Planungsanleitungen        Rollenverteilung im Team - Terminplanung        13

                           Aufgabenverteilung im Team                      14

                           Partnerarbeit                                   15

Leistungsbewertungsbogen   Einen Vortrag halten                            17

                           Ein Projekt im Team erarbeiten                  18

                           Partnerarbeit                                   19

Materialien zum Projekt    Albrecht Dürer, ein Mensch in seiner Zeit
                           Vorschläge für Einzelthemen                     28
                           Anregungen für einen Text / eine Ausstellung
                           - Albrecht Dürer blickt auf sein Leben zurück   30
                           - Dürers Mutter erzählt aus ihrem Leben         33
                           - Schüler erzählen                              36

                           Leben wie die Ritter
                           Vorschläge für Einzelthemen                     39
                           Anregungen für ein Gerichtsprotokoll            40
                           Bauplan einer Burg                              41
                           Ein Brief aus dem Mittelalter                   42
                           Eine Reportage über ein Ritterturnier           43

                           Auch Ratten machen Geschichte
                           Vorschläge für Einzelthemen                     44

                           Hunger - ein gefährlicher Gast
                           Vorschläge für Einzelthemen                     49

                           In der Sorge um das ewige Leben
                           Vorschläge für Einzelthemen                     50

22
Ritter Tod und Teufel

Albrecht Dürer: Ritter, Tod und Teufel - Kupferstich 24,6 x 19 cm - entstanden um 1513
Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Staatliche Museen Berlin Dahlem, Kupferstichkabinett

                                                                                          23
Ritter, Tod und Teufel
                     Schüler befragen ihren Geschichtslehrer - Ein Interview

Sternzeichen: Skorpion

Frage:           Glauben Sie an das Leben nach dem Tod?
Antwort:         Ja und nein.

Frage:           Wieso ja und nein?
Antwort:         Nicht wie die Menschen im Mittelalter, sondern wir leben in unseren
                 Kindern weiter, und so lange man an einen Menschen denkt, lebt er
                 weiter. So lange sich Menschen mit Geschichte beschäftigen, bleiben
                 wir unsterblich.

Frage:           Was   bedeutet das Wort „Tod“ für Sie?
Antwort:         Der   Tod gehört zum Leben wie die Geburt. Die meisten Menschen fürch-
                 ten   sich nicht vor dem Tod, sondern vor dem Sterben.
                 Ich   finde es schlimm, wenn Kinder und junge Menschen sterben.

Frage:           Glauben Sie, man kann den Tod besiegen?
Antwort:         Nein. Es ist ein Naturgesetz und jede Generation muss der Jugend
                 Platz machen.

Frage:           Was stellen Sie sich unter der Hölle vor?
Antwort:         Nicht wie die Menschen es im Mittelalter taten. Sondern für mich
                 bedeutet Hölle z.B. wenn kein Mensch einen andern mehr liebt.

Frage:           Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Mann im Mittelalter und würden
                 in einen Felsen gehen, immer tiefer. Es wird immer wärmer. Sie den-
                 ken an die Hölle und kommen nicht mehr heraus. Was würden Sie tun?
Antwort:         Schleunigst nach einem Priester rufen, damit er mich von meinen
                 Sünden freispricht.

Frage:           Was wissen Sie über den Teufel?
Antwort:         Dass Menschen jeden Tag was Böses auf dieser Welt tun.

Frage:           Wie stellen Sie sich den Teufel vor?
Antwort:         Nicht als Bild, sondern als das Böse, das Menschen einander zufügen.

Das Interview protokollierte Daniela K., Klasse 8

24
Ritter, Tod und Teufel
               Schüler erforschen das Leben von Menschen auf der Schwelle
                                vom Mittelalter zur Neuzeit

Schülern am Übergang zum 21. Jahrhundert die           erfundene Taschenuhr. Die Sanduhr in der Form
Zeit des Mittelalters nahe zu bringen, ist ein be-     des Stundenglases war hier aber ein Sysmbol für
schwerliches Unterfangen.                              die verrinnende Lebenszeit und Hinweis auf das
                                                       Ewige Leben.
Vorgeschichte, Antike und Neuzeit stoßen eher          Der Ritter scheint den Tod gar nicht zu beach-
auf Interesse und außerschulische Kenntnisse als       ten, und auch den Teufel hinter sich nimmt er
das „ferne“ Mittelalter. Dafür lassen sich vielfäl-    nicht wahr. Albrecht Dürer, ein genauer Beob-
tige Ursachen ausmachen. Von entscheidender            achter der Natur, lässt aber das Pferd und den
Bedeutung ist, dass die Mehrzahl der Schülerin-        Hund Zeichen von Furcht äußern.
nen und Schüler häufig nicht mehr in christlich        Die Schülerinnen und Schüler brachten ein, dass
gelebten Traditionen aufwächst und sie deshalb         der Teufel für das Böse im Menschen und in der
zur christlichen abendländischen Geschichte            Natur stehe. Dazu erklärte der Lehrer, wie im
kaum einen Zugang mehr hat.                            Mittelalter und in der Zeit, in der Dürer lebte,
Das Projekt „Ritter, Tod und Teufel“ bietet den        der Teufelsglaube seine stärkste Verbreitung fand.
Schülerinnen und Schülern an, aus ihrer eigenen        Meist wurde der Teufel in tierähnlicher Gestalt
Erfahrungswelt einen Zugang zu diesem „fernen          mit Hörnern und Bocksbeinen, Hufen und Flü-
Spiegel“ zu finden. Menschen mit ihren Nöten,          geln oder Schwanz dargestellt. Der Teufel galt
Ängsten und Leiden in einer von harten Lebens-         als Engel, der sich zum Bösen entwickelt hatte.
bedingungen geprägten Welt kennen und in ih-           Menschen konnten seine Hilfe in Anspruch neh-
rem Handeln verstehen zu lernen, dabei das An-         men, mussten dafür aber ihre Seele an ihn ver-
dersartige und ewig Gleichbleibende herauszu-          kaufen. Dieser Teufelsglaube führte zu dem He-
finden, ist ein fachspezifisches Anliegen und von      xenwahn, dem seit Dürers Zeit Hunderttausende
besonderem didaktischen Wert.                          unschuldiger Frauen zum Opfer fielen, denen man
Bei unserer gemeinsamen Betrachtung des Bil-           unterstellte mit dem Teufel verbunden zu sein.
des „Ritter, Tod und Teufel“ von Albrecht Dürer        Vielleicht sei jener Ritter ein Raubritter gewe-
bewiesen die Schülerinnen und Schüler eine gute        sen, so wie viele Ritter durch die Erfindung des
Beobachtungsgabe, machten sich eigenwillige            Schießpulvers arbeitslos geworden und in Not
Gedanken und wendeten ihr Vorwissen aus dem            geraten waren. Und nun wollte der Teufel ihn
Geschichtsunterricht an. So entdeckten sie so-         holen. Aber Dürer könnte auch zeigen, dass hier
fort die Jahreszahl 1513 auf der Tafel mit dem         ein Mensch dem Teufel und seinen Versuchun-
Anfangsbuchstaben des Künstlers.                       gen den Rücken kehre und damit auch keine
Die Figur des Reiters fiel natürlich als erstes auf,   Angst vor den Tode habe. Für die zweite Deu-
und das Gespräch entwickelte sich an der Frage,        tung spricht, dass der Ritter sein Visier hoch ge-
wohin der Ritter eigentlich wolle. Er reite sehr       klappt trägt und frei in seine Zukunft blickt.
zielstrebig durch eine bedrohlich wirkende Um-         Wir stellen uns heute Tod und Teufel nicht mehr
gebung. Ob die auf einem Berg liegende Burg            in Bildern vor, aber Dürers Vorstellungen über
sein Ziel sei oder ob er sie gerade verlassen habe,    das Leben gelten nach wie vor.
blieb offen. Die unheimlichen Begleiter wurden         Die Schülerinnen und Schüler kamen während
leicht identifiziert, der Tod an seinem Stunden-       des Projekts immer wieder auf das Bild zu spre-
glas und der Teufel an seiner Gestalt.                 chen, ob über Hungersnot, Pest und Kindersterb-
Die Schülerinnen und Schüler erinnerten sich           lichkeit die Rede war. So verloren wir nicht aus
daran, dass wir darüber gesprochen hatten, wie         dem Auge, dass Menschen in ihrer Zeit zugleich
neue Erfindungen das Leben der Menschen ver-           auch Freude am Leben hatten, ihr Leben mei-
ändert hatten. Zu ihnen gehörte der Kompass,           sterten, Kinder in die Welt setzten und damit zu
das Schießpulver und die um 1500 in Nürnberg           unseren Vorfahren wurden.

                                                                                                      25
Die im Inhaltsverzeichnis angeführten 5 Projekt-     Die Themen des Lehrplans lassen sich mehrfach
themen umfassen traditionelle Inhalte des Ge-        dem Projekt zuordnen. Dem Lehrer bleibt damit
schichtsunterrichts. Die Themenformulierungen        auch mit dem Einsatz des Projekts ein ausrei-
akzentuieren allerdings diese Inhalte in Richtung    chender Freiraum, seine eigenen Schwerpunkte
auf existenzielle Erfahrungen von Menschen.          zu setzen und einzelne Aspekte zu erweitern oder
                                                     zu vertiefen.
In der nebenstehenden Übersicht wird ablesbar,
dass eine traditionell chronologisch-thematische
Erarbeitung und der Einsatz von einzelnen Pro-       Als Zuordnungen bieten sich an:
jektthemen sich nicht ausschließen, sondern ge-
genseitig ergänzen, denn das Projekt deckt die       Albrecht Dürer, ein Mensch in seiner Zeit
traditionalen Themen des Geschichtsunterrichts
in zentralen Zielen und Inhalten weitgehend ab.       -   Neues Weltbild
So ließe sich auf der Grundlage der erarbeiteten      -   Buchdruck
                                                      -   Reformation
Themen wie Lehnswesen, Ritter, städtisches Le-
                                                      -   Glaubensspaltung
ben, Reformation und Glaubensspaltung als Zu-
sammenfassung und Vertiefung das Projektthema
„Albrecht Dürer, ein Mensch in seiner Zeit“ ein-     Leben wie die Ritter
setzen.
Im Rahmen der dem Geschichtsunterricht zur            -   Lehnwesen
Verfügung stehenden Zeit schließt sich ein addi-      -   Ritter
tives Verfahren allerdings aus.                       -   Bäuerliche Gesellschaft
                                                      -   Bauernkrieg
Von den 5 Projektthemen ist hier das Projekt
Nr. 1 „Albrecht Dürer, ein Mensch in seiner Zeit“,
                                                     Auch Ratten machen Geschichte
ausgeführt, d.h. auch mit Material ausgestattet.
                                                      - Die große Pest
Zum Projekt Nr. 2 „Leben wie die Ritter“ sind         - Fernhandel
Handlungsanleitungen abgedruckt.                      - Städtisches Leben

Das Projekt Nr. 3 „Auch Ratten machen Ge-
schichte“ wird durch Texte von Schülerinnen und      Hunger - ein gefährlicher Gast
Schülern veranschaulicht.
                                                      - Lehnswesen
Die den Schülerinnen und Schülern zur Verfü-          - Bäuerliche Gesellschaft
gung stehenden Informationen entstammen               - Städtisches Leben
Schulbüchern, Büchern, Zeitschriften und Zei-
tungsartikeln, die ihnen zugänglich gemacht wur-
                                                     In der Sorge um das ewige Leben
den.                                                   - Neues Weltbild
                                                       - Buchdruck
Ein Projekt, wie es hier vorgestellt wird, kann in     - Reformation
der Schule erfolgreich durchgeführt werden,            - Glaubensspaltung
wenn der Lehrer den Schülerinnen und Schülern
den Zugang zu geeignetem Material weist. Da
hier nicht alles Material abgedruckt werden kann,
wird auf geeignete Literatur hingewiesen.

26
Traditionelle Themen               Projekt: Ritter, Tod und Teufel
      des Lehrplans
im chronologischen Ablauf

                              Projektthema Nr. 1 Albrecht Dürer, ein Mensch in seiner Zeit

                              1. Teamthema:       Albrecht Dürer blickt auf sein Leben zurück
                              2. Teamthema:       Die Mutter Barbara erzählt aus ihrem Leben
          Das Lehnswesen      3. Teamthema:       Ein Tag wie im Leben des Schülers
                                                  Albrecht Dürer

                Die Ritter
                              Projektthema Nr. 2 Leben wie die Ritter

                              1. Teamthema:       Zum Ritter wurde ich erzogen
Die bäuerliche Gesellschaft   2. Teamthema:       Burgen schützen die Ritter
                              3. Teamthema:       Wie eng, kalt, laut und unbequem
                                                  lebt es sich hier
                              4. Teamthema:       Sie kommen von nah und fern
     Das städtische Leben

                              Projektthema Nr. 3 Auch Ratten machen Geschichte
            Die große Pest
                              1. Teamthema:       Die Pest - der schwarze Tod
                              2. Teamthema:       Viele Jahrhunderte erstickten die Städte
                                                  im eigenen Müll
           Der Fernhandel     3. Teamthema:       Wenn der Rattenfloh zubeißt
                              4. Teamthema:       Im Jahre 1994 breitet sich die Pest
                                                  in Indien neu aus
                              5. Teamthema:       Die Pest bedroht die Welt noch heute
           Der Buchdruck

                              Projektthema Nr. 4 Hunger - ein gefährlicher Gast
        Das neue Weltbild
                              1. Teamthema:       Damals und heute
                                                  - wie viele Menschen ein Bauer ernähren kann
                              2. Teamthema:       Hagel, Regen, Dürre
          Die Reformation                         - die Natur bedroht die Menschen
                              3. Teamthema:       Unter der Last der Abgaben

     Die Glaubensspaltung
                              Projektthema Nr. 5 In der Sorge um das ewige Leben

                              1. Teamthema:       Sie bauten Kathedralen
          Der Bauernkrieg                         - Häuser für die Ewigkeit
                              2. Teamthema:       Der Teufel holt die Sünder
                              3. Teamthema:       Hexenwahn - Hexenverfolgung

                                                                                                27
Fächerübergreifende Projektarbeit

Thema des Projekts
                                          Ritter, Tod und Teufel
                      Wir erforschen das Leben von Menschen aus einer anderen Zeit

     Thema des Projekts Nr. 1
                                „Albrecht Dürer, ein Mensch in seiner Zeit“

                   Einzelthemen:

                     1. Albrecht Dürer blickt auf sein Leben zurück

                     2. Die Mutter, Barbara Dürer, erzählt aus ihrem Leben

                     3. Ein Tag, wie im Leben des Schülers Albrecht Dürer
                        Ein Schüler erzählt

 Einzelthemen: Unsere eigenen Themenvorschläge:

 1.

 2.

 3.

      Beispiele für Sitzordnungen im Klassenraum bzw. in einzelnen Unterrichtsphasen (Strukturskizzen)
                          Entscheidet selbst, welche Sitzordnung ihr wählen möchtet.

       Sitzreihen mit         Hufeisen          Gruppentische         Kreisgespräch        Debatte unter
     Frontalausrichtung   Frontalausrichtung                          mit bzw. ohne         Moderation
       auf Moderator        auf Moderator                               Moderator

28      Kopiervorlage
„Albrecht Dürer, ein Mensch in seiner Zeit“

Verlaufsskizze für das Thema des Projekts Nr. 1

  1. Stunde        Lehrer / Schüler-Vortrag
                   Aus dem Leben des weltberühmten Malers Albrecht Dürer

                   Zielangabe des Projekts
                   „Albrecht Dürer erlebt seine Zeit“
                   Wir lassen Dürer durch seine Worte und Bilder sprechen

                   Verteilung der Themen

                   Organisation der Teams

                   Hausaufgabe:     Sammlung und Sichtung von weiteren Materialien
                                    z. B. in Schul- und Jugendbüchern

  2. Stunde        Auswertung der Hausaufgabe im Kreisgespräch

                   Gruppenarbeit
                   1. Gruppe: „Dürer erzählt selbst“
                   2. Gruppe: „Seine Mutter Barbara erzählt“
  3. Stunde        3. Gruppe: Ein Schüler erzählt“
                   4. Gruppe: ...

                   Hausaufgabe:     Anfertigung der Texte
                                    Ausgestaltung der Materialien

                   ca. 14 Tage Bearbeitungszeit

  4. Stunde        Besprechung der Texte in den Gruppen / Teams

  5. Stunde        Vorstellung der Texte und Materialien im Plenum

  6. Stunde        Zusammenstellung des Projekts z. B. als Zeitschrift oder Ausstellung

  7. Stunde        Bewertung der Leistungen in der Gruppe / in den Teams

                                                                                          29
Albrecht Dürer blickt auf sein Leben zurück

Das Leben von Albrecht Dürer ist auch durch            vielen Ängsten geprägt sind. Mit seinen Darstel-
seine Selbstzeugnisse gut dokumentiert. Wir kön-       lungen von Mensch und Tier zeigt er uns seine
nen an dem Leben dieses Künstlers das Lebens-          zeitlose Liebe zu den Geschöpfen Gottes und
gefühl eines Menschen kennenlernen, dessen Le-         ermöglicht uns so den Zugang zu seiner eigenen
bensumstände auf der Schwelle zur Neuzeit von          mittelalterlichen Welt.

                                   Anregungen für einen Text,
                    in dem ihr Albrecht Dürer über sein Leben erzählen lasst:
           - was mein Vater von Beruf war
           - wie meine Eltern heirateten
           - wie wir Kinder erzogen wurden
           - wie ich Maler wurde
           - wie meine Eltern starben

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                                Anregungen für eine Ausgestaltung
            - eine Bildmontage zu Ereignissen, die in der Lebenszeit von Dürer stattfanden

            - eine Beschreibung zu dem Bild „Der Hase“, in der wir etwas darüber erfahren,
              warum dieses Bild so berühmt geworden ist

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