SOMMER 2021 - Diakonie im Kirchenkreis Kleve eV

Die Seite wird erstellt Josef Henning
 
WEITER LESEN
SOMMER 2021 - Diakonie im Kirchenkreis Kleve eV
SOMMER 2021
SOMMER 2021 - Diakonie im Kirchenkreis Kleve eV
Editorial                                   nach Orientierung und Lebenssinn. Je-         gekommen. Aber wieviel Vorräte haben
                                            sus nimmt das wahr und schenkt ihnen          sie mitgebracht? Wird es für alle reichen?
                                            eine „lange Predigt“, wie es heißt. 5.000     Oder ist es so, wie in vielen Gesellschaf-
                                            Menschen hören aufmerksam zu. Die             ten, dass 10 Prozent der Bevölkerung
                                            Botschaft muss sie unmittelbar ange-          mehr als die Hälfte des Gesamtvermö-
                                            sprochen haben. Sie muss für ihr Leben        gens besitzen, und die ärmere Hälfte nur
                                            relevant gewesen sein. Hätten sie sonst       wenige Prozent? Dann werden nicht alle
                                            so lange zugehört? Auf die Gesellschaft       satt, es sei denn, es würde gelingen, die
                                            schauen, die Menschen sehen, sie wahr-        Nahrungsmittel gerecht zu verteilen. Die
                                            nehmen und ihnen das Entscheidende            wirtschaftlichen Möglichkeiten abzuwä-
                                            sagen, ist der erste Schritt, der Orientie-   gen sowie die vorhandenen Ressourcen
                                            rung gibt.                                    zu erkennen und mit ihnen etwas zu un-
                                                                                          ternehmen, ist der zweite Schritt, der Ori-
                                            Das Bedürfnis nach Orientierung und           entierung gibt.
                                            Bildung ist das eine. Doch neben dem
                                            Bildungshunger gibt es auch den realen        Da es der Menschheit bis heute nicht
                                            Hunger. Wie bekommt man 5.000 Men-            gelungen ist, Güter und Nahrungsmittel
                                            schen satt? Die Jünger folgen dabei einer     gerecht zu verteilen, musste damals auch
                                            Idee, die neoliberale Ökonomen bis heute      Jesus davon ausgehen, dass faires Tei-
                                            nach dem Motto propagieren: „Jeder ist        len nicht gelingt. Doch es soll niemand
                                            seines Glückes Schmied.“ Wer durchs           durchs Raster fallen. Alle sollen erleben,
                                            Raster fällt, hat sich nicht genug ange-      dass genug da ist, dass kein Magen
Diakonie-Geschäftsführer
                                            strengt. Allen Ernstes plädieren die Jün-     hungrig bleibt, dass keiner zurückbleibt,
Pfarrer Joachim Wolff
                                            ger dafür, dass sich die Gemeinschaft         dass jeder an der Güte Gottes teilhaben
Liebe Leserin, lieber Leser,                der 5.000 auflösen soll, damit sich jede      kann. Darum wendet Jesus seinen Blick in
                                            und jeder selber versorgen soll. „Lass sie    den Himmel. „Jesus nahm die fünf Brote
„Schaut hin!“ war das Motto des Öku-        gehen, damit sie in die Höfe und Dörfer       und zwei Fische und sah auf zum Himmel,
menischen Kirchentages im Mai. In der       ringsum gehen und sich Brot kaufen.“ Wo       dankte und brach die Brote.“ Das große
Diakonie haben wir hingeschaut, wie es      hätte man abends, kurz vor Sonnenunter-       Verteilen kann beginnen. Einer gibt der
unseren Mitarbeiter*innen, den Pflegebe-    gang, noch soviel Brot kaufen können?         anderen ab. Es wird genau hingeschaut,
dürftigen, Klient*innen und Ratsuchenden    Die meisten wären beim chaotischen            ob alle versorgt sind. Und vielleicht holen
während der Corona-Pandemie geht. Da-       Kampf ums Brot leer ausgegangen. Die          sogar manche ihre heimlichen Vorräte aus
bei sind neue Projekte entstanden, über     Gemeinschaft wäre zerstört gewesen.           den Taschen und geben sie denen, die
die wir in dieser Ausgabe berichten. Wir    Interessant, wie klar Jesus das unverant-     nichts haben. „Sie aßen alle und wurden
haben hingeschaut, wo wir uns diako-        wortliche Vorhaben der Jünger abweist:        satt“, heißt es. Am Ende bleiben sogar
nisch einbringen können. In Wesel-Büde-     „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Keine Gegen-       zwölf Körbe Brot übrig. Die himmlischen
rich und in Kevelaer wurden Tagespflegen    argumente, kein Abwägen, kein Vorwurf,        Möglichkeiten ins Kalkül zu ziehen und
eröffnet und mit „Neuland“ ist ein Info-    keine Ermahnung, kein ökonomischer            auf den Geist Gottes zu vertrauen, ist der
und Beratungsladen in Kevelaer entstan-     Vortrag. Nur: „Gebt ihr ihnen zu essen!“      dritte Schritt, der Orientierung gibt.
den. Wir haben in die Corona-Verordnun-     Das ärgert die Jünger. „Sollen wir denn
gen geschaut und im Krisenstab beraten,     hingehen und für zweihundert Denare Brot      Wenn am Ende zwölf Körbe Brot übrig-
wie sie umzusetzen sind, damit wir nah      kaufen und ihnen zu essen geben?“ Wa-         bleiben, weist das auf die zwölf Stämme
bei den Menschen bleiben können.            rum sollen wir unser Geld einsetzen, um       Israels hin. Offenbar sollte die erfolgrei-
                                            die Gesellschaft zu versorgen? Können         che Speisung der 5.000 auf das ganze
Die Geschichte, die dem ökumenischen        die sich nicht alleine mit Brot versorgen?    Volk Israel ausstrahlen. Was im Kleinen
Kirchentag ihr Motto gegeben hat, erzählt   Offenbar haben die Jünger 200 Denare          modellhaft gelungen war, könnte Vorbild
die Speisung der 5.000 (Markus 6, 30-       in der Kasse, immerhin den Wert eines         für eine ganze Volkswirtschaft werden.
44). Dreimal wird hingeschaut. Zunächst     Jahreslohns. Am Geld wäre die Grund-          Es könnte Grundlage eines Sozialstaates
sieht Jesus auf die vielen Menschen,        versorgung jedenfalls nicht gescheitert.      werden, in dem wir gemeinsam hinschau-
die ihm und seinen Jüngern gefolgt wa-      Aber die Ressourcen wären falsch ein-         en: auf die Menschen, auf die wirtschaftli-
ren: Alte und Junge, Männer und Frauen,     gesetzt worden. Das ahnen die Jünger          chen Ressourcen und die faire Verteilung
Wohlhabende und Arme, Gebrechliche          irgendwie, haben aber keine Vorstellung,      von allem, was wir zum Leben brauchen.
und Kraftvolle, Gesunde und Kranke. Sie     wie eine gemeinschaftsorientierte und         Schau hin! Mit welchen Menschen ha-
suchen Orientierung. Sie brauchen eine      gerechte Grundversorgung funktionieren        ben wir es zu tun? Schau hin! Wie sind
Perspektive. „Sie jammerten ihn, denn sie   kann. Jesu Vorschlag: „Gebt ihr ihnen zu      die wirtschaftlichen Verhältnisse? Schau
waren wie Schafe, die keinen Hirten ha-     essen!“ hat sie jedenfalls nicht überzeugt.   hin! Welchen Geist braucht es, um fair zu
ben.“ Jesus schaut auf die Menschen, so     Darum hilft Jesus ihnen auf die Sprünge:      teilen, gerecht zu leben und zu einer so-
wie sie nun einmal da sind, als Gemeinde,   „Wieviele Brote habt ihr? Geht hin und        lidarischen Gemeinschaft zusammen zu
als Dorf, als Quartier, als Gemeinwesen.    seht!“ „Schaut hin!“ Die Jünger schauen       wachsen?
Die Menschen sind einfach da, sehr ver-     hin. Siehe da! Sie haben genügend Vorrat:
schieden, sehr divers, aber erwartungs-     Fünf Brote und zwei Fische – genug für        Es grüßt Sie herzlich
voll, hoffnungsfroh und aufmerksam. Sie     Jesus und die Zwölf. Vermutlich sind auch     Ihr Joachim Wolff
haben ein Bedürfnis nach Ansprache,         die 5.000 Leute nicht ganz unvorbereitet
SOMMER 2021 - Diakonie im Kirchenkreis Kleve eV
Neuland - Der Info- und Beratungsladen in Kevelaer Mehr Geld für starkes
Drei Projektpartner freuen sich auf den Start.     Engagement
                                                                                           Düsseldorf. Einmal mehr beweisen die
                                                                                           Diakonie        Rheinland-Westfalen-Lippe
                                                                                           (RWL) und ihre diakonischen Einrichtun-
                                                                                           gen sowie die kirchlichen Partner, dass sie
                                                                                           ein attraktiver Arbeitgeber sind.

                                                                                           Mit der beschlossenen Erhöhung des
                                                                                           Gehalts von Pflegefachkräften sowie
                                                                                           der Zahlung besonderer Zulagen sollen
                                                                                           die enormen Belastungen und Anstren-
                                                                                           gungen der Mitarbeitenden während der
                                                                                           Pandemie gewürdigt werden. „Wir sind
                                                                                           tief beeindruckt vom großen Engagement
                                                                                           unserer Mitarbeitenden in den Alten- und
                                                                                           Pflegeheimen, den Krankenhäusern und
                                                                                           der ambulanten Pflege“, sagt Diakonie
                                                                                           RWL-Vorstand Christian Heine-Göttel-
                                                                                           mann. „Daher freuen wir uns, dass die
                                                                                           Arbeitsrechtliche Kommission Rheinland-
                                                                                           Westfalen-Lippe sich auf deutliche Tarif-
                                                                                           steigerungen geeinigt hat.“
                                                                                           Monatliche Pflegezulage eingeführt

                                                                                           Für die meisten Arbeitsbereiche innerhalb
Die Außenansicht des „Neulands“ von der Fußgängerzone Hauptstraße aus.                     der Diakonie steigt das Gehalt der Pflege-
                                                                                           fachkräfte ab dem 1. April diesen Jahres
Kevelaer. Während im Beratungsladen          bündeln drei Kooperationspartner ihre         um 1,4 Prozent, mindestens aber um 50
„Neuland“ und der Diakonie-Tagespflege       Angebote an einem Ort: Die Diakonie im        Euro. Ab dem 1. April 2022 gibt es eine
die letzten Handwerkerarbeiten abge-         Kirchenkreis Kleve bietet dort etwa Bera-     weitere Steigerung um 1,8 Prozent. Hin-
schlossen sind, entstand auch ein Film,      tung sowie Pflege- und Digitalisierungs-      zu kommen noch einige allgemeine Ge-
der das Projekt näher vorstellt. Neben ei-   kurse an. Die Ev. Kirchengemeinde Keve-       haltszulagen für die Pflege. So dürfen die
ner Diakonie-Tagespflege mit 14 Plätzen      laer kann sich Angebote für Jugendliche       Pflegefachkräfte in der Altenpflege und in
entsteht „Neuland – der Info- und Bera-      und spirituelle Impulse gut vorstellen. Für   den Krankenhäusern erstmals mit einer
tungsladen in Kevelaer“. Der 5-minüti-       Gruppen, wie beispielsweise die Selbst-       monatlichen Pflegezulage von 70 Euro
ge Film ist auf dem youtube-Kanal der        hilfegruppe „Gemeinsam ohne Alcohol“,         rechnen. Wer ständig im Wechselschicht-
Diakonie im Kirchenkreis Kleve und den       wird „Neuland“ ein idealer Treffunkt.         dienst arbeitet, erhält jetzt mit 155 Euro
Internetseiten der Projektpartner, Tuwas                                                   eine fast dreimal so hohe Zulage. In den
Genssenschaft Moers und die Ev. Kir-         Vor allem Ehrenamtlichen sollen im Laden      evangelischen Kliniken wird die Intensiv-
chengemeinde Kevelaer auffindbar.            Entfaltungsmöglichkeiten geboten wer-         zulage von 46 auf 100 Euro erhöht. In der
                                             den. Einiges wird erprobt, Gutes bleibt,      stationären und ambulanten Altenpflege
Sie werden gute Nachbarn: Die Tagepfle-      anderes wird verworfen werden. Die Er-        gibt es eine allgemeine monatliche Zula-
ge hat „Am Museum 4“ ihren Eingang,          öffnung ist am Freitag, 11. Juni 2021. Die    ge von 25 Euro.
der Beratungsladen ist von der „Haupt-       Tagespflege empfängt bereits seit dem
straße 26“ aus zugänglich. Im „Neuland“                                                    Gehaltssteigerungen um rund 4 Prozent
                                             22. April ihre Gäste.
                                                                                           Insgesamt steigt damit das Entgelt der
                                                                                           Mitarbeitenden in der Pflege für den Be-
Im Neuland - die Tuwas-Genossenschaft                                                      reich der Krankenhäuser im Mittelwert um
Mit HudHud kommt ein neues Modelabel.                                                      3,58 Prozent und für den Bereich der sta-
                                                                                           tionären und ambulanten Altenpflege um
Kevelaer. Mit ihrem Modelabel „HudHud“       eG wurde im Dezember 2012 gegründet           4,29 Prozent.
stellt sich die Tuwas-Genossenschaft ge-     und umfasst die Tätigkeitsbereiche Sozi-
gen die Wegwerfgesellschaft und soziale      alkaufhaus, Haushaltsauflösungen, Ver-        Dabei ist die Erhöhung der Wechsel-
Ungerechtigkeit. Bei den ihnen überlasse-    wertung von Second-Hand-Waren, Be-            schicht- sowie Intensivzulage noch nicht
nen Textilspenden schauen sie genau hin      ratung, Beschäftigung und Qualifizierung      eingerechnet. „Der Tarifabschluss ist ein
und machen aus Alt-Neu. Aus seltenen         von arbeitslosen Menschen. Sie bietet so-     wichtiger Baustein auf unserem Weg, die
Vintage-Materialien und einem kreativen      ziale Aktivitäten und Hilfen für Menschen     anspruchsvolle und wichtige Arbeit in
Design werden in gemeinsamer Projekt-        mit geringem Einkommen an. Die Genos-         der Pflege attraktiver zu machen“, betont
arbeit mit zugewanderten Schneiderprofis     senschaft im diakonischen Verbund ist         Christian Heine-Göttelmann. „Unsere dia-
Einzelstücke mit Anspruch: Couture, Ta-      eine Initiative von sozialpolitisch aktiven   konischen und kirchlichen Einrichtungen
schen, Specials. Austellungstücke kön-       Bürgerinnen und Bürgern, die etwas tun        punkten nicht nur mit einer angemesse-
nen bald in Kevelaer erworben werden.        wollen. Präsent sind sie in Moers, Neukir-    nen und besseren Bezahlung als private
Schauen Sie mal rein! Die Tuwas-Genos-       chen-Vluyn, Rheinberg, Xanten und nun         Arbeitgeber. Viele bemühen sich auch um
senschaft ist nicht nur ein Modelabel: Die   auch in Kevelaer!                             faire Arbeitsbedingungen, zuverlässige
gemeinnützige Tuwas Genossenschaft           www.tuwas-genossenschaft.de                   Dienstpläne und ein gutes Betriebsklima.“
SOMMER 2021 - Diakonie im Kirchenkreis Kleve eV
Diakonie-Tagespflege an der Brückenstraße
Es gibt immer wieder was Neues zum Gucken.

                                                                                           ganz besonderen Tag. Nachmittags freu-
                                                                                           ten er und seine Gäste sich über die von
                                                                                           ihm gewünschte Schwarzwälder-Kirsch-
                                                                                           Torte. Mit einem „Es war ein sehr schöner
                                                                                           Tag“ und „herzliches Dankeschön“ verließ
                                                                                           der Jubilar die Tagespflege und feierte zu
                                                                                           Hause im Kreise seiner Familie noch eini-
                                                                                           ge Stunden weiter.

                                                                                           Im Interview erzählt Rinckens über seine
                                                                                           Jugend – die Kriegsjahre: „keine schöne
                                                                                           Zeit“. Als Jugendlicher und junger Mann
                                                                                           hat er die Wirren in vollem Umfang mit-
                                                                                           erlebt. Und kam dabei durch die Welt.
                                                                                           Als Sanitätshelfer war er in der Eifel,
                                                                                           Südfrankreich, Norditalien, Berlin, an der
                                                                                           Nordsee und sogar in Tunesien. Dort
                                                                                           fing er sich Malaria ein, geriet in Gefan-
                                                                                           genschaft. Erinnern kann er sich noch an
                                                                                           Stoppelfelder und sengende Hitze.

                                                                                           Im Herzen ist Josef Rinckens Niederrhei-
Auf dem Bild mit einem Tagespflegegast: Bundesfreiwillige Lisa-Marie Körpert.
                                                                                           ner. Als Lehrling in Köln fuhr er später
                                                                                           für die Magarine-Union Supermärkte ab,
Goch. Die neuen „Bewohner machen               tenmitteln der Diakonie Rheinland-West-
                                                                                           um Margarine zu verkaufen. „Reisende“
Freude: Tagespflegegäste der Diakonie          falen-Lippe angeschafft werden. Schon
                                                                                           nannte man das damals. Nach dem Krieg
an der Brückenstraße in Goch entdeckten        in wenigen Tagen wuchsen die Wasser-
                                                                                           waren Warstein und Mannheim Einsatz-
in „ihrem“ Wohnzimmer Neues. Denn seit         pflanzen beträchtlich. Die Tagespflege-
                                                                                           orte. „Doch es ergab sich, dass ich in
Kurzem schwimmen dort Fische um die            gäste, die Mitarbeitenden und vermutlich
                                                                                           Mannheim mit jemandem aus Kleve tau-
Wette. Das Aquarium konnte aus Kollek-         auch die Fische freut es!
                                                                                           schen konnte“, berichtet Rinckens und
                                                                                           so war der „Gochse“ wieder zuhause.
Ein bis 100 Gründe zu feiern: 100. Geburtstag                                              Es folgten Heirat und Familiengründung:
                                                                                           Tochter Monika wurde geboren. Sie sorgt
von Tagespflegegast Josef Rinckens                                                         nun zusammen mit dem Pflegedienst und
                                                                                           der Tagespflege der Diakonie dafür, dass
                                                                                           es ihrem Vater gut geht. Sein Augenlicht
                                                                                           hat er leider verloren. Doch das hindert
                                                                                           ihn nicht, am Geschehen der Tagespfle-
                                                                                           ge teil zu haben. Und: Er sieht gerne
                                                                                           fern oder hört Radio. Vor allem, wenn
                                                                                           dort Landschaften beschrieben werden.
                                                                                           „Westerwald etc., das kenne ich alles und
                                                                                           die Erinnerung wird aufgefrischt“, sagt er.

                                                                                           Auf die Frage, wie er sich denn fit gehal-
                                                                                           ten habe durch die Jahrzehnte, antwortet
                                                                                           Rinckens: „Sport - nur das Notwendigste,
                                                                                           Schulsport und so.“ „Wenig flüssiges Brot
                                                                                           mit Schaum oben auf“, ergänzt er. Viel-
                                                                                           leicht war Josef Rinckens auch einfach so
                                                                                           aktiv, dass er keinen extra Sport brauch-
                                                                                           te. Als jemand, der sich im Sanitätsdienst
                                                                                           auskannte, habe er irgendwann angefan-
                                                                                           gen, Erste-Hilfe-Kurse in der Kneipe zu
Josef Rinckens: Er kennt die Welt bereits seit 100 Jahren.                                 geben. Auch sonst hat er in seiner Nach-
                                                                                           barschaft immer geholfen. Rinckens ge-
Goch. Er wurde am 4. Januar 1921, also         sche des Bundespräsidenten Frank-           hört auch zu denen, die das „Essen auf
kurz nach Ende des 1. Weltkriegs, ge-          Walter Steinmeier, des NRW-Ministerprä-     Rädern“ der Caritas mitgegründet haben.
boren: Josef Rinckens. Der Gocher weiß         sidenten Armin Laschet sowie über den
noch, dass der Beamte fälschlicherweise        Anruf des Gocher Bürgermeisters Ulrich      Rinckens weiß, dass sein Gegenüber sich
1920 in die Geburtsurkunde eingetragen         Knickrehm und die Glückwünsche des Di-      nicht alles so vorstellen kann wie er. „Wenn
hatte. Überhaupt ist Josef Rinckens für        akonie-Geschäftsführers Joachim Wolff.      ich erzähle, mal 40 Mark Lohn bekommen
seine 100 Jahre topfit. Er erzählt gerne       Natürlich wurde der Geburtstag in der Ta-   zu haben, dann können junge Menschen
und weiß natürlich auch so viel, dass es       gespflege mit den Tagesgästen und Mit-      das heute nicht mehr glauben.“ 100 Jahre
eigentlich gar nicht in ein Interview passt.   arbeitenden gefeiert: Ein Gläschen Sekt     alt zu werden mit der Gesundheit ist eben
Gefreut hat er sich über die Glückwün-         am Morgen gab es zum Anstoßen auf den       auch – unglaublich.
SOMMER 2021 - Diakonie im Kirchenkreis Kleve eV
Zuwachs: Diakonie eröffnet Tagespflegen in Kevelaer und Wesel-Büderich
Neben den zwei neuen Angeboten starten auch zwei neue Teams.
                                                                                           Fußgängerzone Hauptstraße gelegen,
                                                                                           freuen sich die Mitarbeiterinnen auf die
                                                                                           Gäste. „Tagespflege stärkt Menschen
                                                                                           in ihren kognitiven Fähigkeiten, wozu
                                                                                           auch Bewegungsangebote beitragen, so
                                                                                           Teamleiterin Michaela Bischoff.

                                                                                           Tagespflege ist zudem ein Entlastungs-
                                                                                           angebot für die pflegenden Angehörigen.
                                                                                           Sie machen an diesen Tagen wichtige Er-
                                                                                           ledigungen oder haben einfach mal Zeit
                                                                                           für sich. Für alle fünf Tagespflegen der
                                                                                           Diakonie im Kirchenkreis Kleve besteht
                                                                                           ein Hygiene- und Schutzkonzept. Dieses
                                                                                           beinhaltet neben den vorgeschriebenen
                                                                                           Routinemaßnahmen auch die regelmäßi-
                                                                                           ge PoC-Testung der Gäste und Mitarbei-
                                                                                           terinnen.

                                                                                           Noch sind Plätze frei - wer die Tagespfle-
                                                                                           ge in Büderich oder in Kevelaer näher
                                                                                           kennenlernen oder mal einen Schnup-
                                                                                           pertag mitmachen möchte, meldet sich
Das Team der Tagespflege in Büderich - das Außengelände wird noch begrünt.                 einfach:

Wesel-Büderich. Am 15. April war es           ebenso gibt es ein Mittagessen sowie         Kontakt
soweit: Walburga Schulten und die Mitar-      nachmittags Kaffee und Gebäck oder           Walburga Schulten
beiterinnen der Diakonie-Tagespflege öff-     einen selbst gebackenen Kuchen. An ei-       Teamleitung Tagespflege Büderich
neten die Tür für die ersten Tagespflege-     ner Wand im Flur hängen bereits erste        Telefon 02803 / 80 39 470
gäste. „Es ist schön, endlich beginnen zu     Ölmalereien der Gäste. Bei parallelen An-    tp-buederich@diakonie-kkkleve.de
können“, sagt die 58-jährige Leiterin eines   geboten können die Mitarbeiterinnen auf
sechsköpfigen Teams. Das Gebäude der          weitere Gruppenräume ausweichen. Ta-         Michaela Bischoff
Tagespflege (Alte Gärtnerei 30) wurde         gespflegegäste können auch ein Mittags-      Teamleitung Tagespflege Kevelaer
komplett neu gebaut und befindet sich         schläfchen oder einen Spaziergang ma-        Telefon 02832 / 97 28 29-0
im Ortskern Büderichs, zwischen Weseler       chen. „Die Menschen sollen schließlich       tp-kevelaer@diakonie-kkkleve.de
Straße und dem Rhein.                         gerne zu uns kommen“, findet Walburga
                                              Schulten, examinierte Pflegefachkraft.       Angelika Jacobs
Die Tagespflege ist ein teilstationäres An-                                                Tagespflegeverbundleitung
gebot, das Menschen von der Pflege ihrer      Kevelaer. Seit dem 22. April wird in Keve-   Weitere Beratung, etwa zur Finanzierung
Angehörigen tagsüber entlastet. Angebo-       laer für ebenfalls bis zu 14 Menschen am     der Tagespflege
ten wird die Tagespflege von 8 bis 16 Uhr,    Tag ein Platz in der Tagespflege bereitge-   Mobil: 0152 / 29 43 70 63
ein bis fünf Tage in der Woche, montags       stellt. Mitten im Zentrum, rückwärtig zur    jacobs@diakonie-kkkleve.de
bis freitags. Je nach Pflegegrad ergeben
sich unterschiedliche Finanzierungsmög-
lichkeiten. Bis zu 14 Tagespflegegäste
können an einem Tag kommen, so dass
sich die Gruppe jeden Tag leicht unter-
scheidet.

„Tagespflegegäste bringen unterschiedli-
che Fähigkeiten mit, die wir erhalten und
fördern wollen“, beschreibt Schulten ein
Ziel der Tagespflege. Spielerunden und
Bewegungsangebote bereiten viel Freude
und fördern beispielsweise das Gedächt-
nis. Gemeinsame Zeitungsrunden am
Morgen bringen die Gäste auf den aktu-
ellen Stand von Politik, Sport und Gesell-
schaft – selbstverständlich wird über das
Tagesgeschehen auch diskutiert.

„Singen, Backen Basteln, jahreszeitli-
che Aktivitäten, jeder Tag hat seine feste
Struktur“, berichtet die Teamleiterin wei-
ter. Alle Gäste frühstücken gemeinsam,        Das Team der Tagespflege in Kevelaer - Langeweile gibt es dort nicht.
SOMMER 2021 - Diakonie im Kirchenkreis Kleve eV
Diakonie impfte an zwei Samstagen
Einigen der 176 Impflingen war zuvor etwas mulmig.

                                                                                          sche Leiterin der Diakonie. Viele Daten
                                                                                          der Impflinge mussten bereits im Vorfeld
                                                                                          eingeholt werden und alle Termine auf
                                                                                          drei Stunden verteilt werden. Vor Ort ko-
                                                                                          ordinierte Tagespflegeverbundleiterin An-
                                                                                          gelika Jacobs den reibungslosen Ablauf,
                                                                                          ebenso unterstützten Mitarbeitende der
                                                                                          Tagespflege, des BeWo und der Verwal-
                                                                                          tung.

                                                                                          Seit Weihnachten ist Dr. Farhad Eghtessa-
                                                                                          di, leitender Impfarzt aus Kleve, mit wech-
                                                                                          selnden Teams im Kreis Kleve unterwegs.
                                                                                          „Viele der Einrichtungen im Kreis haben
                                                                                          wir bereits besucht“, erzählte der 54-Jäh-
                                                                                          rige. „Die Zusammenarbeit mit dem Kreis
                                                                                          Kleve ist wirklich gut“, findet er. Die Erst-
                                                                                          gespräche führte Dr. Ruth Spickermann
                                                                                          aus Geldern. Ihrer Erfahrung nach sind
                                                                                          die meisten schon durch die Medien gut
                                                                                          über die Impfstoffe und eventuelle Ne-
                                                                                          benwirkungen informiert. Manchmal laute
                                                                                          das Motto auch einfach: „Augen zu und
                                                                                          durch.“ Verimpft wurde der mRNA-Impf-
Meist ungesehen von den Impflingen versank die kleine Nadel im Oberarm.                   stoff des US-Herstellers Moderna. „Aus
                                                                                          einem Fläschchen ziehe ich 11 Spritzen
Goch/Geldern. „Na dann kommen Sie            ers (Straelen) und Dr. Karl-Heinz Krause     auf“, erklärte Beate Gansen, Pharmazeu-
mal herein!“ Dieser freundlichen Aufforde-   (Goch), auch wenn die allermeisten direkt    tisch-Technische-Assistentin (PTA) aus
rung begegneten einige mit gemischten        nach der Impfung keine Komplikationen        Kervenheim.
Gefühlen. Andere antworteten mit „lie-       zeigten. Einige Tage reagiere die Haut auf
bend gern“. In den Häusern der Diako-        den Stich mit einer Entzündungsreakti-       Angst haben musste keiner
nie in Goch und Geldern wurden an zwei       on und leichtem Muskelkater, bei Kopf-
Samstagen im April besonders vulnerab-       schmerzen helfe eine normale Tablette.       Das eingespielte Ärzte-Team und invol-
le Gruppen und Mitarbeiter*innen gegen       „Tatsächlich sind 95 Prozent des Impfvor-    vierte Diakonie-Mitarbeiter*innen bestrit-
das Coronavirus geimpft. Darunter Gäste      gangs Bürokratie“, berichtete das 4-köp-     ten den Impftag trotz viel Lauferei mit Ge-
der Tagespflegen, Pflegefachkräfte sowie     fige Ärzteteam.                              lassenheit und Humor. Auch Menschen
Nutzer*innen und Mitarbeiter*innen des                                                    mit Angst vor Spritzen wurden so fach-
Ambulant Betreuten Wohnens für Men-          Eine Menge Arbeit im Vorfeld                 gerecht gestochen, dass sie kaum etwas
schen mit Behinderung und in beson-                                                       merkten. Jede Verletzung im Haushalt
deren sozialen Schwierigkeiten (BeWo).       „Die Impftage vorzubereiten, war viel ex-    verursacht mehr Schmerzen. Ein Wieder-
Insgesamt hieß es 176 Mal: „Machen Sie       tra Arbeit, die wir jedoch gerne gemacht     sehen gibt es Ende Mai, dann zur Zwei-
bitte den Arm frei!“                         haben“, sagte Anne Rutjes, kaufmänni-        timpfung - wieder in Goch und Geldern.

Jeder der Berechtigten absolvierte die
„Impfstraße“: Papiere am Empfang abho-
len, in mehrfacher Ausfertigung ausfüllen,
ein Aufklärungsgespräch, dann die Imp-
fung in den Räumlichkeiten der Tages-
pflege – kurz und schmerzlos. Nach der
Impfung blieben die Geimpften noch 15
Minuten, um eventuelle Unverträglichkei-
ten oder Kreislaufprobleme abzuwarten.
Durch die Kapelle der Diakonie in Geldern
ging es wieder nach Hause.

Impfen ist freiwillig

„Hast du auch Schiss?“ fragte jemand
seinen Nachbarn in der Wartezone – „Ich
auch und viel Glück.“ Nur bei einigen we-
nigen war die Angst vor der Impfung und
eventuellen Nebenwirkungen so groß,
dass sie sich im Vorfeld nicht auf die Li-
ste setzen ließen. Die ärztliche Nachsorge   Nach getaner Arbeit - vlnr.: PTA Beate Gansen, Dr. Ruth Spickermann,
sei wichtig, meinten Dr. Michael Desela-     Dr. Karl-Heinz Krause, Dr. Farhad Eghtessadi, Dr. Michael Deselaers, Angelika Jacobs
SOMMER 2021 - Diakonie im Kirchenkreis Kleve eV
Bestanden!
Heike Jashari setzte nach einjähriger Pause alles auf Anfang und wagte den beruflichen Neustart.

Goch. Im März bestand Heike Jashari die
Ausbildung zur examinierten Pflegefach-
kraft. Darauf kann die 57-Jährige echt
stolz sein. Die Diakonie gratuliert und
freut sich mit ihr. Das Interview gab sie
Stefan Schmelting.

Frau Jashari, was hat sich seit dem Be-
stehen der Ausbildung geändert?

Eigentlich gar nicht so viel, Pflegetouren
bin ich als Schwesternhelferin vorher
auch gefahren. Seit 2002 bin ich bereits
für die Diakonie tätig. Nach bestande-
ner Ausbildung darf ich nun allerdings         Glückliche Absolventin der Ausbildung zur Pflegefachkraft: Heike Jashari
mehr Tätigkeiten ausführen, die mir als
Schwesternhelferin bislang nicht erlaubt       frau. Im Osten, wo ich herkomme, gab es       Warum gefällt es Ihnen in der Pflege?
waren, z.B. Kompressionsverbände an-           damals etwas vergleichbares wie Ambu-
legen oder Medikamente richten und stel-       lante Pflege nicht. Dann hätte ich damals     Es ist mein Traumberuf. Ich arbeite sehr
len.                                           schon den Pflegeberuf gewählt. Mit vier       gerne mit Menschen und freue mich,
                                               kleinen Kindern und alleinerziehend hatte     wenn ich nach der Schicht nach Hause
Mit 54 Jahren noch eine Ausbildung             ich es dann im Einzelhandel nicht ganz so     gehen kann mit dem Gefühl, etwas Gu-
beginnen, wie war das für Sie?                 leicht. Seit 1996 wohnen wir in Goch.         tes getan zu haben, Menschen geholfen
                                                                                             zu haben. Ich arbeite nicht allein für die
Zunächst stand die Frage an, ob ich in die     Hat Ihre Familie Sie bei der Ausbildung       Dankbarkeit. Aber wenn ich sie in den
Tagespflege wechsele, oder die Ausbil-         unterstützen können?                          Augen sehe, ist das schön. Die Arbeit ist
dung mache. Ich entschied mich für die                                                       natürlich auch mal anstrengend. Ich sage
Ausbildung. Sie begann 2017, dauerte           Ja, Unterstützung hatte ich schon, die Äl-    jüngeren Kolleginnen und Kollegen im-
dreieinhalb Jahre – berufsbegleitend – in      teste und eine Schwiegertochter arbeiten      mer, der Job in dem alles perfekt ist, den
der Pflegeakademie Xanten. Das bedeu-          ebenfalls im Pflegebereich, meine Jüng-       gibt es nicht.
tete neben der Arbeit zwei volle Tage          ste macht gerade Abitur, hat also selbst
Schule in der Woche. Es war echt hart für      genug zu tun. Und ich schaffe auch gerne      Wie kommen Sie mit dem Schicht-
mich, Lernstrategien zu entwickeln und         etwas für mich alleine. Toll war die Un-      dienst zurecht?
die Konzentration zu halten. Neben vie-        terstützung der Dozenten in Xanten. Sie
len Jüngeren in der Klasse boxten sich         haben immer geholfen. Wenn sie etwas          Die einen mögen mehr den Frühdienst,
mit mir drei „ältere Semester“ durch. Der      nicht wussten, haben sie es recherchiert.     andere den Spätdienst, ich komme mit
Stoff war umfangreich und es wurden            Auch bei der Diakonie konnte ich immer        beiden klar. Nach dem Spätdienst bin ich
viele Themen behandelt. Einiges kannte         nachfragen und habe Unterstützung er-         gegen 20:30 Uhr zu Hause, für den Früh-
ich trotz langjähriger Berufserfahrung so      fahren. Ich fühle mich hier wohl, sonst       dienst stehe ich um 4 Uhr auf. Ich mag kei-
noch nicht. Selbst wenn ich nicht bestan-      wäre ich nicht seit 2002 hier.                ne Hektik morgens. Erst kommt der Hund,
den hätte - ich hätte vieles mitgenommen.                                                    dann der Kaffee und dann die Arbeit.
                                               Im Januar und März kam die Prüfung…
Ursprünglich haben Sie jedoch etwas                                                          Vielen Dank und weiterhin viel Freude
Anderes gelernt?                               Ja furchtbar. Ich habe große Prüfungs-        im Dienst mit und für die Menschen!
                                               angst, deswegen bin ich sehr erleichtert,     Für Interessenten an der Ausbildung:
Ja, ich bin gelernte Einzelhandelskauf-        es geschafft zu haben!                        bewerbung@diakonie-kkkleve.de

Die Zeit ist reif für eine Pflegereform!
Verbände der Freien Wohlfahrtspflege zum Internationalen Tag der Pflege am 12. Mai
Kreis Kleve. Anlässlich des Internationa-      ßen, anstatt sich im Wahlkampfmodus           gen, deren Schaffung in Verantwortung
len Tages der Pflege am 12. Mai fordern        gegenseitig zu blockieren. „Die Corona-       der Politik liegt“, sagt Andreas Fateh. Die
die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege       Pandemie hat die Altenpflegeeinrichtun-       faire und angemessene Bezahlung in der
im Kreis Kleve die Bundesregierung auf,        gen personell an ihr Limit gebracht“, sagt    Pflege müsse gesetzlich geregelt werden
endlich eine umfassende Pflegereform           Andreas Fateh. Der Fachkräftemangel           – der gesellschaftliche Rückhalt sei dafür
auf den Weg zu bringen, die die Situation      sei durch Ausfälle aufgrund der hohen         da. Auch die Vorgaben für ein Pflegebe-
für Pflegekräfte deutlich verbessert. „Die     körperlichen und psychischen Belastun-        messungsverfahren müssten zu einem
Zeit ist reif für politische Verbesserungen,   gen verschärft worden. „Die Pandemie          Mehr an Personal führen. Die Politik müs-
um auch in Zukunft qualifizierte, motivier-    hat auch gezeigt, wie wichtig die Pfle-       se, so Andreas Fateh, die Umfragen ernst
te und gut bezahlte Pflegekräfte beschäf-      geeinrichtungen der gemeinnützigen            nehmen, nach denen jede dritte Pflege-
tigen zu können“, sagt Andreas Fateh,          Wohlfahrtsverbände sind“, so Andreas          kraft über einen Berufswechsel nach-
Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der       Fateh. Es gelte, diese Wertschätzung und      denkt. „Wir dürfen diese Menschen nicht
Wohlfahrtsverbände (AGW) im Kreis Kle-         Anerkennung zu erhalten, um weiterhin         verlieren“, so der Vorsitzende der AGW.
ve. Die Regierungsparteien hätten jetzt        junge Menschen zu ermutigen, sich für         Gleichzeitig gelte es, der Erschöpfung der
noch die Chance, auf Bundesebene ge-           den Pflegeberuf zu entscheiden. „Dazu         Beschäftigten in den Einrichtungen und
meinsam ein gutes Gesetz zu beschlie-          gehören auch gute Rahmenbedingun-             Diensten entgegenzuwirken.
SOMMER 2021 - Diakonie im Kirchenkreis Kleve eV
Diakonie ist Seelsorge für die Menschen
Die Diakonie ist „Mittendrin“ und das ist gut so, meint Gisela Heinrichs

                                             Woran denken Sie zurück, wenn Sie an           dem oberen Stockwerk zu werfen, habe
                                             Ihre Diakonie Zeit denken?                     ich dann doch nicht beherzigt.

                                             Es war viel Arbeit für Menschen, die ich       Wie geht es Ihnen nun?
                                             gerne getan habe. Diakonie ist für die
                                             Menschen da und ein wichtiges Stück            Aufgewachsen bin ich ja in Oberhausen-
                                             evangelischer Kirche. Das habe ich an-         Sterkrade. Nun bin ich wieder im „Ruhr-
                                             fangs leider nicht immer so erlebt. In einer   pott“, in Dinslaken-Hiesfeld zuhause. Hier
                                             ev. Frauenhilfe wurde ich gefragt, ob ich      wohne ich einer schönen Wohnung im
                                             von der Caritas komme. Bei einer Senio-        zweiten Stock. Durch „Corona“ fällt leider
                                             renstunde in einer Gemeinde wurde ich          einiges aus, z.B. Gesprächskreise, an de-
                                             gefragt, woher ich die schönen Andach-         nen ich normalerweise teilnehme. Bis vor
                                             ten hätte. Die hatte ich natürlich selbst      kurzem habe ich im Eine-Welt-Laden mit-
                                             verfasst, das wurde einer Diakonie-Mit-        gearbeitet, doch das geht nun gesund-
                                             arbeiterin damals nicht zugetraut. Umso        heitlich nicht mehr. Regelmäßig besuche
                                             mehr freue ich mich, dass die Diakonie         ich meine Schwester in Sterkrade.
                                             heute „Mittendrin“ ist und mehr mit evan-
                                             gelischer Kirche in Verbindung gebracht        Sie bleiben in Kontakt mit der Diakonie?
                                             wird.
                                                                                            Ich treffe mich dann und wann mit einigen
                                             Mit 60 Jahren sind Sie dann in Rente           ehemaligen und noch beschäftigten Mit-
                                             gegangen…                                      arbeitenden, das ist ganz schön. Und ich
Bild: Gisela Heinrichs                                                                      lese natürlich die Mittendrin!
                                             Ja, ich dachte bei mir, wenn ich bis 65
                                             durchhalten will, müsste ich mal „Dienst       Haben Sie Wünsche für die Diakonie?
Dinslaken/Goch. Gisela Heinrichs gehört      nach Vorschrift“ machen. Denn meine
neben Gerhard Hüsch zu den Wurzeln,          Arbeit passte nie in eine 40 Stunden-Wo-       Ja, dass die Mitarbeitenden, vor allem
aus denen die Diakonie im Kirchenkreis       che. Menschen riefen mich auch abends          Pflegekräfte, angemessen für das, was
Kleve in ihrer heutigen Form mit 150 be-     im Feierabend noch in Goch-Asperden            sie leisten, bezahlt werden. Darüber hin-
ruflich und 600 ehrenamtlich Mitarbei-       an. Aber ich habe es ja gerne gemacht.         aus würde ich mich freuen, wenn Diako-
tenden gewachsen ist. Im Interview fragt     Froh, in Rente zu gehen, war ich auch aus      nie immer auch als Seelsorge für die Men-
Stefan Schmelting, wie es ihr kurz vor ih-   eine anderem Grund: Anfang 1999 stellte        schen verstanden würde.
rem 82. Geburtstag geht.                     man mir den ersten Computer ins Büro!
                                             Den Tipp eines Kollegen, ihn einfach aus       Vielen Dank und alles Gute!
Frau Heinrichs, sie waren bis 1999 bei
der Diakonie beschäftigt, in welchen         Zertifizierte Fachkräfte: Zieloffene Suchtarbeit
Funktionen waren Sie für die Diakonie
tätig?

Wir waren ja nur zu zweit anfangs, eigent-
lich haben wir zusammen alles gemacht.
Sozialberatung, Vormundschaften mit Eh-
renamtlichen - die Vorform der rechtlichen
Betreuung heute, Beratung bei Kur-An-
trägen damals „Eigenerholung“ genannt,
Rentenberatung, Besuche bei Frauen-
hilfen, Gedächtnistraining, Seniorenar-
beit und vieles mehr. Aufgebaut wurden
Suchtberatung und ein Arbeitslosenzent-
rum. In den Kirchengemeinden war ich als
Gemeindepädagogin unterwegs.

Wie kamen Sie zur Diakonie?
                                             Erfolgreich – Teilnehmende mit ihren Abschlusszertifikaten
Vor dem Beginn bei der Diakonie war
ich 10 Jahre in Speyer in der dortigen       Geldern. Torsten Beckmann-Loeks, Trai-         konsums auf ein Ziel hinzuarbeiten, das
Diakonissen-Anstalt tätig. Als Klassen-      ner der Quest Akademie, konnte acht Teil-      sie sich selbst setzen. Es kann die Abs-
lehrerin unterrichtete ich Religionslehre    nehmenden die Zertifikate der Ausbildung       tinenz, es kann die Reduktion des Kon-
in einer Pflegevorschulklasse und war        zum Trainer/zur Trainerin für Konsumkon-       sums sein. Mit der Ausbildung können die
6 Jahre lang Internatsleiterin. Dann kam     trollprogramme im ambulanten Bereich           Fachkräfte nun strukturierte Einzel- und
die Anfrage in Duisburg oder Kleve zu        überreichen. Die Fachkräfte der Diakonie       Gruppenprogramme anbieten. Im Am-
arbeiten, ich habe mich für die Diako-       aus den Bereichen Suchtberatung und            bulant Betreuten Wohnen haben Mitar-
nie Kleve entschieden. Zunächst hatte        Ambulant Betreutes Wohnen sind jetzt           beitende teilweise mit Suchtproblemen
ich 1980 beim Kirchenkreis in Pfalz-         zertifizierte Fachkräfte in der zieloffenen    der Nutzerinnen und Nutzer zu tun. Eine
dorf mein Büro an der Kirchstraße, spä-      Suchtarbeit. Zielfoffene Suchtarbeit be-       Sucht ist häufig Auslöser für weitere Pro-
ter war ich in Geldern und zum Schluss       deutet, mit Menschen an einer Verände-         bleme, die einem geregelten Alltag und
noch an der Klever Straße in Goch.           rung ihres problematischen Suchtmittel-        eigenständigem Wohnen im Wege stehen.
SOMMER 2021 - Diakonie im Kirchenkreis Kleve eV
Beschäftigung bringt Struktur in den Alltag
Nutzerinnen und Nutzer des Ambulant Betreuten Wohnens sind aktiv.

Geldern. Nichts ist schlimmer als Her-
umzusitzen. Nutzerinnen und Nutzer des
Ambulant Betreuten Wohnens sind gerne
beschäftigt. Sie brauchen nur jemanden,
der eine Idee hat, der Materialien besorgt,
das nötige Werkzeug bereithält und ihnen
über die Schulter schaut. Die Werkstatt im
Haus der Diakonie in Geldern ist so ein
Ort, wo Kreative ans Werk gehen.

Wechsel in der
stellvertretenden Leitung

                                              Am Ende wieder etwas Schönes erschaffen: Hubert Janssen baut Nistkästen.

                                              Nachhaltigkeitsprojekte des BeWo in Kleve
                                              Wegwerfen kann jeder. Dinge immer neu       Tischdecken und Sofakissen anfing, ist
                                              zu kaufen ist teuer und dient nicht der     heute gepatchten Handtaschen zu (aus
                                              Umwelt. BeWo-Nutzerinnen und -Nutzer        alten Jeanshosen) avanciert. Die Nähak-
                                              erlebten bei unterschiedlichen Projekten    tionen finden wöchentlich statt, derzeit
                                              an der Stechbahn, dass es auch anders       mit einer Fachkraft zur Anleitung und
Geldern. Als neue stellvertretende Fach-      geht.                                       zwei Klienten. Weitere Ideen sind genug
bereichsleitung des Ambulant Betreuten                                                    vorhanden: „Ich mache eine Handyhülle
Wohnens für den Südkreis übernahm im          Nach etwas mehr als einem Jahr wurde        für meinen Freund zum Geburtstag. Ich
Mai Silvia Weyenberg (links) die Aufgaben     das Projekt „Nachhaltigkeit“ evaluiert.     schenke meiner Mutter eine selbstge-
von Ulrike Heines. Diese kehrt nach vie-      „Es ist sehr gut von den BeWo-Klienten      machte Tischdecke zu Ostern. Ich habe
len erfolgreichen Jahren als Teamleitung      angenommen worden und hat viele ver-        meiner Betreuerin einen Tischläufer ge-
und stellvertretende Fachbereichsleitung      borgene Ressourcen aufgedeckt“, sagt        näht. Ich hab mir eine Jeans-Handtasche
auf eigenen Wunsch in die Tätigkeit als       Monika Köster, stellvertretende BeWo-       genäht und alle finden die toll, ich könnte
Sozialarbeiterin und Bezugsbetreuerin im      Fachbereichsleiterin. Weder die Klienten    schon Aufträge haben...“
Ambulant Betreuten Wohnen zurück.             noch die Mitarbeitenden hatten damit
                                              gerechnet. Aufgrund der Wetterlage und      Für weitere Außenaktionen (Möbel-Up-
Die digitale BeWo-                            natürlich wegen der Pandemie musste         cycling), wurden bereits einige Möbel-
                                              die Anzahl der Teilnehmenden stark ein-     stücke gesammelt, die ab Mai bearbeitet
Weihnachtsfeier                               schränkt werden. „Wir halten jedoch bis     werden können, auch der Garten an der
                                              heute Freizeitangebote vor und diese wer-   Stechbahn soll nach seiner Pflege Lecke-
                                              den extrem gut angenommen“, so Köster.      res hervorbringen. „Es wird auf jeden Fall

Der Weihnachtsmann kam 2020 per www.          Zwei Näherinnen präsentieren auf dem Foto ihre Einzelstücke: Taschen und Schürzen.
Geldern. Coronabedingt fiel die große         Nachdem im Oktober von geschenkten          wieder selbstgemachtes Kräuter-Pesto,
Weihnachtsfeier für die BeWo-Nutzer lei-      Äpfeln Marmelade gekocht wurde, gab es      Kräuterbutter aus Kapuzinerkresse, ein-
der aus. Im Team suchten die Mitarbei-        bei einem weiteren Termin Backäpfel und     gelegte Tomaten, Pfefferminztee und vie-
tenden eine Alternative, um die Klienten      Apfelkuchen.                                les mehr aus unserem Biogarten herge-
trotzdem glücklich zu machen. Statt ge-                                                   stellt“, freuen sich die Beteiligten.
meinsamer Andacht und Musik, Buffet           Derzeit findet ein Nähangebot statt, bei
und Verlosung wurde eine Weihnachtsfei-       dem sich sogar zwei Männer angemel-         Kontakt
er für youtube aufgenommen. Mit Musik         det haben. Es wurden inzwischen vier        Monika Köster
und Worten der Mitarbeitenden, einer An-      Nähmaschinen angeschafft und tolle Sa-      stv. Fachbereichsleitung
dacht und der Verlosung mit dem Weih-         chen hergestellt. „Die Freude bei unseren   Ambulant Betreutes Wohnen
nachtsmann höchstpersönlich. Über 100         Klienten ist sehr groß, eigenständig ein    Telefon: 02821 / 74 86-13
Geschenke erreichten die Menschen.            Unikat hergestellt zu haben.“ Was mit       koester@diakonie-kkkleve.de
SOMMER 2021 - Diakonie im Kirchenkreis Kleve eV
Sie war die erste Tafel im Kreis - auch die BeWo Nutzer*innen profitieren
Vorsitzender Alfred Mersch bringt die Menschen zusammen.

Foto vlnr.: die Tafelmitarbeitenden Bruna Mundt, Henrike Ortlieb, Werner Bocksteger,      den 4-5 Tonnen Lebensmittel durch die
Diakonie-Freiwillige Mona Hennesen (2. von links) holt die wöchtentliche Ration ab.       Gelderner Tafel verteilt, die ansonsten
                                                                                          in vielen Fällen weggeworfen würden“,
Geldern. Im April gibt es die Tafel in Gel-   Ladenlokal wurde coronabedingt aufge-       sagt Mersch. Hinsichtlich ökonomischer
dern seit 20 Jahren. Nicht nur darum ein      rüstet mit Spuckschutz, Raum-Luftreini-     Wertschöpfungsketten und ökologischer
Grund, die Arbeit vorzustellen. Auch die      ger, Mund- und Nasenschutz und einem        Verantwortung macht es mehrfach Sinn,
Diakonie kooperiert langjährig mit der        Desinfektionsständer.                       dass einmal produzierte Lebensmittel ver-
Tafel. Es werden Pakete für nicht mobile                                                  zehrt werden. Und darüberhinaus? Auch
Bedürftige, die von der Diakonie betreut      Durch eine großzügige Ausschüttung der      Schulmaterialien werden mittlerweile an
werden, von der Tafel zurückgestellt.         „Aktion Mensch“ konnten zu Ostern und       Schüler*innen in Familien mit geringem
Stefan Schmelting war an einem Abholtag       auch Weihnachten Essensgutscheine           Einkommen gegeben. An jedem letzten
dabei.                                        an die Bedürftigen verteilt werden. Rund    Mittwoch im Monat öffnet das „Schul-
                                              250 Personen haben sie in ihrer Kartei.     magazin“ im Bahnhof Geldern von 16-18
Zu den Anfängen: Im Jahr 2000 analy-                                                      Uhr (Bedürftigkeitsnachweis mitbringen).
sierte Alfred Mersch, frisch pensionierter                                                Mersch verweist zudem auf die Schulbro-
Kreisjugendamtsleiter, die Situation in                                                   taktion, welche seit 17 Jahren liefe sowie
Geldern. „Schon damals hatten wir über                                                    an den wöchentlichen Bringdienst der
4.000 Bürgerinnen und Bürger, die von                                                     Tafel für kranke und gebrechliche Men-
Transferleistungen lebten“, so Mersch.                                                    schen.
Er hospitierte bei zwei Tafeln außerhalb
des Kreises. Was sich dann in 20 Jahren                                                   Das Vorurteil, Tafeln würden die Bedürf-
getan hat, ist eine Erfolgsgeschichte der                                                 tigkeit nicht verringern, kann Mersch so
ersten Tafel im Kreis Kleve.                                                              nicht stehen lassen: „Wir helfen Men-
                                                                                          schen in der unmittelbaren Not. Die Politik
Das Team umfasst mittlerweile 80 Eh-                                                      hat es in den vergangenen Jahrzehnten
renamtliche, die Waren bei Supermärk-                                                     versäumt, diesen Armutsentwicklungen
ten und anderen Geschäften abholen.                                                       in der Bevölkerung entgegenzuwirken.
Sortiert und ausgegeben werden sie im                                                     Bekannt waren sie allen.“ Der Vorwurf,
Tafelladen Geldern und an der Ausgabe-                                                    Bedürftige nutzten den Staat aus, sei un-
stelle ev. Kirche in Straelen. Das Tafelmo-                                               gerecht: „Es wird gesamtgesellschaftlich
bil fährt zudem Issum, Sevelen, Kapellen                                                  zu wenig getan, um Menschen aus dem
und Nieukerk an. „Es machen eigentlich                                                    Kreislauf des Leistungsbezugs herauszu-
alle Supermärkte und Händler mit“, freut                                                  holen.“
sich Mersch. Er sucht regelmäßig den
Kontakt zu den Marktleitern, um sein An-
liegen in Erinnerung zu bringen. „Wir neh-
                                              Von Anfang an dabei: Alfred Mersch
men jedoch nicht alles mit, zum Beispiel
keine verdorbene Ware.“ Aufgrund vieler       Ein „Tafelausweis“ berechtigt zum Ab-
- auch finanzieller - Spenden aus der Be-     holen der Lebensmittel-Pakete. Er wird
völkerung wird von den Bedürftigen kein       für den Zeitraum ausgestellt, in denen
Obolus genommen, wie andere Tafeln es         Transferleistungen bewilligt worden sind.
tun. „Unsere Tafelbesucher und Märkte         Viele Menschen kämen auch aufgrund
schätzen die Verlässlichkeit, mit der wir     einer geringen Rente, weiß der Vorsit-
kommen“, berichtet Mersch. Auch in Fe-        zende. Bedürftige haben natürlich auch
rienzeiten oder an Feiertagen. „Nur ein       Familienanhänge, so versorgt die Tafel
Lockdown erschwert die Ausgabe“. Das          über 1.000 Menschen. „Jede Woche wer-       Die Tafel an der Jahnstraße in Geldern
Die Nerven liegen blank (immer noch)
Coronaüberdruss, Stress wegen Kurzarbeit, Kinderbetreuung und Pflege der Eltern?

                                                                                      Geldern. Die Diakonie im Kirchenkreis
                                                                                      Kleve bietet Hilfe zur Reduzierung von
                                                                                      Belastung, Druck und Konflikten. Kinder-
                                                                                      betreuung, Kontaktreduzierung, Home-
                                                                                      Schooling, Home-Office, ständiges Bei-
                                                                                      sammensein, das alles führt zu Stress,
                                                                                      Konflikten und Dauerbelastung. Ein
                                                                                      schnelles Ende der Pandemie scheint
                                                                                      in absehbarer Zeit nicht in Sicht zu sein.
                                                                                      Kein Ausgleich, keine Ablenkung, kei-
                                                                                      ne Entlastung. Die Situation bedarf nicht
                                                                                      vieler Worte. Besonders Familien, die
                                                                                      es schon vor der Pandemie nicht leicht
                                                                                      hatten und auch Familien mit genügend
                                                                                      Wohnraum, guter Medienausstattung
                                                                                      und einem intakten Familienleben, die
                                                                                      meisten kommen derzeit an ihre Gren-
                                                                                      zen. Kinder und Jugendliche sehen ihre
                                                                                      Freunde seltener, Distanzunterricht for-
                                                                                      dert auf neue Art, intensives Familienle-
                                                                                      ben nimmt den persönlichen Freiraum.
                                                                                      Auch Alleinlebende fühlen sich einsam.
                                                                                      Das Beratungsteam der Diakonie im Kir-
                                                                                      chenkreis Kleve hört zu, hat Verständnis
                                                                                      für die Belastungen und bietet denen
                                                                                      Unterstützung an, die gerade keine Idee
                                                                                      haben, wie sie die Belastungen weiterhin
                                                                                      stemmen können.

                                                                                      Kontakt
                                                                                      Petra van Bergen
                                                                                      Fachbereichsleitung
Wem die Decke auf den Kopf fällt: Diese freundlichen Diakonie-Mitarbeitenden zeigen   Soziale Dienste
ihnen, wie Lösungen aussehen können.                                                  Telefon: 02831 / 91 30-800
                                                                                      vanbergen@diakonie-kkkleve.de

Spende für die Wohnungslosenberatung                                                  Geldern. Über die Bundesarbeitsgemein-
                                                                                      schaft für Wohnungslosenhilfe e. V. erhielt
Hilfe für Menschen, die es sich sonst nicht leisten können.                           die Fachberatungsstelle für Wohnungs-
                                                                                      losenhilfe eine Spende über 1.000 Euro
                                                                                      vom SAP Solidarity Fund e.V. Obwohl
                                                                                      Wohnungslose als besonders gefährdete
                                                                                      Gruppe in Bezug auf die Ansteckung mit
                                                                                      dem Coronavirus gelten, ist eine Bereitstel-
                                                                                      lung von Schutzutensilien - etwa für Bera-
                                                                                      tungssituationen - nicht vorgesehen. Als
                                                                                      Schutzutensilien verwenden Wohnungs-
                                                                                      lose häufig Tücher, Schals oder schon
                                                                                      häufig benutze Masken. Handdesinfekti-
                                                                                      onsmittel besitzen die wenigsten von ih-
                                                                                      nen. Durch diese Spende konnten Hand-
                                                                                      desinfektionsmittel im Taschenformat und
                                                                                      FFP2-Masken angeschafft werden, die
                                                                                      nun an Besucherinnen und Besucher der
                                                                                      Fachberatungsstelle für Wohnungslose in
                                                                                      Geldern ausgegeben werden. Die Firma
                                                                                      S.M.I., Metall- und Handelswaren als An-
                                                                                      bieter der FFP2-Masken unterstützte das
                                                                                      Vorhaben zusätzlich, indem sie die An-
                                                                                      zahl der bestellten Masken auf 500 auf-
                                                                                      füllte und dadurch mehr als verdoppelte.

                                                                                      Rainer Blix, Mitarbeiter der Fachbera-
                                                                                      tungsstelle und die Diakonie im Kirchen-
                                                                                      kreis Kleve sagen herzlichen Dank!
Diakonie sorgt sich um Wohnungslose
Auch die Mittelschicht bleibt nicht verschont.

                                                                                            in Geldern. Neben Beratung spiele das
                                                                                            Umfeld eine wesentliche Rolle. Wenn die
                                                                                            Eltern als Fürsorgende, als Ankerpunkt im
                                                                                            Leben ausfallen, könnten andere erwach-
                                                                                            sene Vertrauenspersonen ihnen zuhören,
                                                                                            ihnen das Gefühl vermitteln, angenom-
                                                                                            men und wertvoll zu sein. Solche sicheren
                                                                                            Bezugspersonen können Großeltern oder
                                                                                            andere Verwandte sein, Lehrer, Erziehe-
                                                                                            rinnen, Eltern von Spielfreunden oder Mit-
                                                                                            arbeitende von Jugendeinrichtungen.

                                                                                            Kinder und die Schuldfrage

                                                                                            „Wenn Kinder oder Jugendliche gegen-
                                                                                            über einer erwachsenen Vertrauensper-
Kinder in Suchtfamlien leiden unter den suchtkranken Eltern.
                                                                                            son das Suchtproblem der Eltern anspre-
                                                                                            chen, ist es wichtig, dass ihnen geglaubt
Kreis Kleve. Vom 14. bis 20. Februar 2021     darauf, dass ihre Eltern genügend Alko-       wird und auch sie Informationen über die
fand die bundesweite Aktionswoche für         hol haben, damit deren Pegel und Laune        Sucht erhalten“, so die Fachberaterin. Sie
Kinder aus Suchtfamilien statt. Die Diako-    stabil bleiben. Sie schämen sich für ihre     müssten vor allem erfahren, dass Sucht
nie im Kirchenkreis Kleve beteiligte sich     Eltern und wollen sie schützen, kaufen        eine Krankheit ist, an der sie und die El-
mit online-Formaten etwa Fachgesprä-          darum den Alkohol für sie.“ So ende die       tern keine Schuld haben. Professionelle
chen, einer Buchvorstellung und Sprech-       eigene Kindheit mit Freunden, Spiel und       Beratung wie die der Diakonie könne da-
zeiten.                                       Freizeit früh.                                bei unterstützen, erstens die Sucht in den
                                                                                            Griff zu bekommen, zweitens den Kindern
Kinder suchtkranker Eltern wachsen in         Das Suchthilfe-Team der Diakonie bie-         ihre Rolle als Kind zurückzugeben. Denn
einer spannungsgeladenen Atmosphäre           tet mit dem FitKids®-Programm Kindern         ihre Aufgabe könne es nicht sein, die
auf. Sie leben in ständiger Unsicherheit,     aus suchtbelasteten Familien Hilfe an.        Eltern zu heilen. Es reiche vollkommen
was ihre (suchtkranken) Eltern im nächs-      Gerade jetzt, in der Ausnahme-Situation       aus, sich auf ihre Freundschaften und die
ten Moment tun. In Deutschland wird die       der Corona-Pandemie, sind diese Kinder        Schule zu konzentrieren. „Dieses Wissen
Zahl der Kinder aus Suchtfamilien von         mehr denn je auf Unterstützung angewie-       entlastet Kinder, hilft ihnen, Emotionen
Experten auf 2,6 Millionen geschätzt, ca.     sen. Denn auch in diesen Familien ist der     zuzulassen, Schuld- und Schamgefühle
jedes sechste Kind. Sehr früh überneh-        Suchtmittelkonsum angestiegen.                zu überwinden und es stärkt ihr oft ange-
men diese Kinder Verantwortung für die                                                      kratztes Selbstwertgefühl.“
Eltern und springen in die Bresche, wenn      Das Umfeld kann helfen
die Erwachsenen – suchtbedingt – aus-                                                       Kontakt
fallen. Nicht selten erledigen die Kinder     „Je eher Kinder in suchtbelasteten Fa-        Suchtberatung und -vorbeugung
den Haushalt und versorgen die kleineren      milien Hilfe erfahren, desto größer ist die   Petra van Bergen
Geschwister. Melanie Seier, Suchtbera-        Chance, seelische Folgen und Nachwir-         Ostwall 20, 47608 Geldern
terin der Diakonie im Kirchenkreis Kleve      kungen im Erwachsenenleben abzumil-           Telefon: 02831 / 91 30-800
berichtet: „Kinder achten bisweilen sogar     dern“, ist die Erfahrung der Suchtberatung    vanbergen@diakonie-kkkleve.de

Viele halfen in der Not
Xanten. 750 FFP2-Masken wurden im
Januar vom Arbeitskreis Asyl mit Unter-
stützung des Xantener Apothekers Ma-
ximilian Dyckmans (Hirsch-Apotheke) für
geflüchtete Menschen bereigestellt. Die
Verteilung erfolgte über die Flüchtlings-
beraterinnen der Diakonie und der Cari-
tas sowie die Sprachpaten. Sie geschieht
unabhängig vom Aufenthaltsstatus oder
der Aufenthaltsdauer der Flüchtlinge in
Xanten. Beigelegte Erläuterungen mit Pik-
togrammen sollen zur korrekten Nutzung
helfen. Die FFP-2 Masken hatte Apothe-
ker Dyckamns für den Arbeitskreis Asyl
besorgt. Die dabei entstehenden Kosten
trägt zur Hälfte der Arbeitskreis Asyl, die
andere Hälfte hat Apotheker Dyckmans          Foto: Apotheker Maximilian Dyckmans übergibt FFP2-Masken an Barbara Kleinpaß und
gespendet. Vielen Dank!                       Dr. Wolfgang Schneider vom Xantener Arbeitskreis Asyl.
Actionbound - eine App gegen die Langeweile.
Familien im Dauerbetreuungsmodus - da sind Ideen zur Freizeitgestaltung gefragt.

Ideen gegen die Langeweile präsentiert die Fachstelle Suchtvorbeugung im Kreis Kleve.
Kreis Kleve. Die Fachstelle für Suchtvor-     Diakonie im Kirchenkreis Kleve. Er arbei-
beugung im Kreis Kleve hat einen soge-        tet mit drei weiteren Mitarbeitern der Dia-
nannten Actionbound entwickelt. Dabei         konie in der Fachstelle für Suchtvorbeu-
handelt es sich um eine kostenlose App        gung, genauso wie zwei Mitarbeiter des          QR-Code Nordkreis       QR Code Südkreis
– nicht nur für Familien.                     Klever Caritasverbandes. Gemeinsam ha-
                                              ben sie einen eigenen Actionbound entwi-        Bestimmte Ortskenntnisse sind nicht von
Mit dem „Langeweilevertreiber“ möchten        ckelt. „Langeweilevertreiber“ heißt dieser.     Nöten, auch Menschenansammlungen
die Klever Caritas und die Diakonie im Kir-                                                   werden vermieden.
chenkreis Kleve nicht nur Abwechslung in      „Mit unserem Actionbound möchten wir
dieser für alle so schwierigen Zeit schaf-    vor allem Familien unterstützen und ihnen       Wer den Actionbound spielen möchte,
fen, sondern auch auf eine andere Art und     neue Spielanreize aufzeigen“, sagt Jenni-       muss sich lediglich die kostenlose App
Weise auf die Präventionsfachstelle auf-      fer Dellnitz, die für den Caritasverband in     herunterladen und den dazugehörigen
merksam machen. „Actionbound ist ein          der Fachstelle für Suchtverbeugung ar-          QR-Code einscannen. Danach kann es
digitales Spiel, eine App, die zwei Studen-   beitet. Sieben Kategorien wurden entwi-         eigentlich schon losgehen. Einmal ge-
ten im Jahr 2012 entwickelt haben. Nut-       ckelt – „Beschäftigungsangebote“, „Raus         startet, kann das Spiel jederzeit pausiert
zer können damit digitale Schatzsuchen,       an die frische Luft“, „Entspannung“, Stär-      oder abgebrochen werden. Die Nutzung
mobile Abenteuer und interaktive Guides       ken stärken, „Wer kann das? Wer weiß            ist nicht mit monatlichen Gebühren ver-
erstellen und diese einem Publikum öf-        was?“, „Körper & Co.“ sowie „So war das!        bunden. „Wir freuen uns aber über An-
fentlich oder exklusiv zur Verfügung stel-    Nein so! Streitzeit“. „Es ist für jeden etwas   merkungen, Lob und Kritik“, sagt Jennifer
len. In vielen Kommunen wird die App          dabei. Das Schöne ist auch, dass der Ac-        Dellnitz. Denn die Fachstelle für Suchtvor-
Actionbound bereits für Stadtführungen        tionbound überall und jederzeit gespielt        beugung möchte nicht nur ein modernes
genutzt“, erklärt Tim Rambach von der         werden kann“, ergänzt Tim Rambach.              Angebot für Familien schaffen, sondern
                                                                                              auch auf eine andere Art und Weise sicht-
Betreuungsverein: neue Themen in der Pandemie                                                 bar werden. „Gerade die Corona-Krise
                                                                                              hat gezeigt, dass die Digitalisierung auf
Goch. Die Möglichkeiten sich persönlich       richt überbringen konnten, dass auch sie        dem Vormarsch ist. Auch wir erweitern
zu treffen sind ja nun leider sehr einge-     nun zur priorisierten Gruppe gehören, war       unsere Angebote“, so Tim Rambach.
schränkt. Trotzdem sind die Betreuerinnen     das für viele eine große Erleichterung.“
und Betreuer des Betreuungsvereins für                                                        Die Fachstelle für Suchtvorbeugung im
alle Fragen rund um ehrenamtliche recht-      Auch die Infoabende des Betreuungs-             Kreis Kleve gibt es seit 1993. Aufgaben
liche Betreuungen telefonisch erreichbar.     vereins zu den Themen Patientenver-             sind die Suchtvorbeugung und die Ge-
                                              fügung und Vorsorgevollmacht kön-               sundheitsförderung. Dazu gehört präven-
„Gerade in diesen Corona-Zeiten ergeben       nen nicht wie gewohnt stattfinden.              tive Arbeit in Schulklassen und erlebnis-
sich für unsere Mitglieder nochmal neue       Sobald Präsenzveranstaltungen wie-              pädagogische Arbeit, Projekte, Vorträge
Fragestellungen“, so die Mitarbeitenden.      der möglich sind, werden die Termine            und Schulungen sowie Engagement in
„Themen waren beispielsweise der Um-          über die Tagespresse und die Internet-          diversen Arbeitskreisen. Geleistet wird
gang mit Besuchsregelungen und ande-          seite der Diakonie bekanntgegeben.              die Arbeit von Mitarbeitern des Caritas-
ren Maßnahmen im Zuge des Infektions-                                                         verbandes Kleve und der Diakonie im Kir-
schutzes in stationären Einrichtungen.        Die inzwischen etablierte Seminarreihe          chenkreis Kleve.
                                              für ehrenamtliche Betreuerende „Gut be-
Zur Impfung der zu Betreuenden stellten       treut!“ musste 2020 coronabedingt ab-           Kontakt Nordkreis Kleve
sich wichtige Fragen wie: Wer entschei-       gesagt werden. Die Fortbildung wird auf-        Caritasverband Kleve, Hoffmannallee 66 - 68,
det über die Einwilligungsfähigkeit? Was      grund des starken Interesses 2021 (wenn         47533 Kleve, Friedhelm Körner und Jen-
ist, wenn ich aus medizinischen Gründen       möglich) erneut angeboten.                      nifer Dellnitz, Telefon 02821/7209-300
selbst den Impfungen sehr kritisch ge-
genüberstehe, mein Betreuter sich aber        Kontakt                                         Kontakt Südkreis Kleve
auf jeden Fall impfen lassen will? Es ging    Betreuungsverein                                Diakonie     im    Kirchenkreis    Kleve,
aber auch um die eigene Impfberechti-         Helma Bertgen, Stefanie Krettek                 Ostwall 20, 47608 Geldern, Petra van Ber-
gung als ehrenamtliche Betreuerin bzw.        und Christof Sieben                             gen, Tim Rambach, Stephan Gnoß und
als ehrenamtlicher Betreuer. Als wir un-      Brückenstraße 4, 47574 Goch                     Melanie Seier, Telefon 02831 9130-800,
seren Mitgliedern Anfang März die Nach-       Telefon: 02823 / 93 02-0                        E-Mail: infogeldern@diakonie-kkkleve.de
Sie können auch lesen