Satellitenkommunikation Wichtiger Baustein für die flächendeckende Digitalisierung Deutschlands
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Satellitenkommunikation Wichtiger Baustein für die flächendeckende Digitalisierung Deutschlands Fokusgruppe „Digitale Netze“ Das Dokument wurde basierend auf der Plattform „Digitale Netze und Mobilität“ Ausarbeitung des DLR „Die Rolle der Satelliten kommunikation beim Breitbandausbau“ und durch die Vertreter der nachfolgend aufge führten Unternehmen und Institutionen im Rahmen des Digital-Gipfels-Prozesses 2020 der Bundesregierung verfasst: A irbus Defence and Space GmbH, ANGA e. V., ATC Germany Holdings GmbH, Bitkom e. V., BREKO e. V., Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Deutsche Glasfaser Holding GmbH, Deutsche Telekom GmbH, Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt e. V., Deutsches Zentrum für Satelliten-Kommunikation (DeSK) e. V., EUrA AG, Eutelsat Services & Beteiligungen GmbH, Fraunhofer IIS, FRK e. V., KHH C onsulting, mc-quadrat OHG, Telespazio VEGA Deutschland GmbH, TÜV Rheinland, VATM e. V.
Fokusgruppe „Digitale Netze“ Plattform „Digitale Netze und Mobilität“ 01 Um gleichwohl den betroffenen Bürgern die Teilhabe Ausgangslage und am digitalen Fortschritt auch dort zu ermöglichen, wo ein zeitnaher Gigabit- oder Mobilfunkausbau Lösungsansatz – eigenwirtschaftlich oder gefördert – noch nicht stattfinden kann, ist daher ein stärkerer Beitrag der Die Politik hat dem Breitbandausbau als Wegbereiter der Satellitenkommunikation in diesen Einzellagen von Digitalisierung einen hohen Stellenwert zugewiesen. Zum großer Bedeutung. Erreichen der ehrgeizigen Gigabit-Ziele setzt die Bundes- regierung im Wesentlichen auf den Glasfaserausbau, aber auch auf die Nutzung von TV-Kabelnetzen (HFC-Netzen) und ergänzend Mobilfunk. 02 In technisch und wirtschaftlich besonders schwierig Verfügbarkeit und zu erschließenden Einzellagen, aber auch in Rand- Leistungsfähigkeit lagen, existieren über ganz Deutschland verstreut hunderttausendfach Anschlüsse bei denen aufgrund Ein wichtiges Argument für den Einsatz der Satelliten- langer Kupferleitungen trotz Vectoring-Technologie Kommunikation ist die fast sofortige Verfügbarkeit in nur Bandbreiten deutlich unterhalb 30 Mbit/s zur ausreichendem Umfang. Die Beschaffung und der Aufbau Verfügung stehen, oft sogar unter 6 Mbit/s. der zum Empfang nötigen Hardware dauert nur wenige Tage. Geostationäre Satellitensysteme für Breitband- Internetanbindungen decken schon heute die gesamte Deren Versorgung mit ausreichender Bandbreite wird in deutsche Fläche ab. den nächsten Jahren selbst bei Nutzung aller verfügbaren Baukapazitäten nicht abgeschlossen sein können. Alle heute im Wesentlichen genutzten Dienste sind Unterhalb der von der EU festgelegten NGA-Grenze (Next in einem Maße möglich, wie sie von der EU, aber Generation Access) von 30 Mbit/s sind bei rund 40 Mio. auch von der Bundesregierung zur Versorgung der Anschlüssen in Deutschland etwa eine halbe Million Bevölkerung vorgegeben werden. Haushalte betroffen. Dabei ist davon auszugehen, dass etwas weniger als die Hälfte davon auch durch eine zeit- nah verbesserte Mobilfunkversorgung nicht erreicht wer- Die Qualität ist in jedem Fall ausreichend für die Sprachte- den kann und daher eine schnellere Internetverbindung lefonie, für die allermeisten Webanwendungen, Streaming per Satellit in einer Größenordnung von rund 200.000 oder Surfen. Auch für den VPN- und Homeoffice-Bereich Haushalten in den nächsten Jahren nachgefragt werden wird das Thema der höheren Latenz mit entsprechend könnte. erhöhten Antwortzeiten („Ping“) durch weniger latenzsen- sible Softwarelösungen zunehmend unkritisch werden. Ein Fokus der bestehenden Ausbauförderung auf genau Satelliten im erdnahen Orbit oder Hybridlösungen, die diese Einzellagen ginge wiederum mit höchstem Ver- hohe Datenmengen per Satellit, latenzkritische Steuer brauch an verfügbaren Tiefbauressourcen einher und signale aber über bestehende Kupferleitungen befördern, würde einen Ausbau dort verhindern, wo eine deutlich schaffen hier weitere Verbesserungen. Zum jetzigen größere Zahl an Menschen und Unternehmen auf eine Zeitpunkt ist die Latenz für Echtzeit-Anwendungen wie bessere Versorgung angewiesen sind. Online-Gaming – wie im Rahmen der heute überwiegend genutzten Mobilfunkstandards – noch zu hoch. 2
Fokusgruppe „Digitale Netze“ Plattform „Digitale Netze und Mobilität“ Die heute von den Endverbrauchern genutzten Daten- Wenn der Festnetz- und Mobilfunkausbau in sinnvoller raten liegen bundesweit üblich im Download bei unter Weise auch auf dem Lande weiter vorangetrieben wird 50 Mbit/s, im Upload bis 6 Mbit/s (Quelle VATM / Dialog und die Nachfrage betreffend Planungssicherheit auch Consult 2020). Bei satellitengestützten Breitbandsyste- für die Satellitenanbieter geschaffen wird, dürfte für alle men liegen kommerziell genutzte Downloadgeschwindig- unzureichend versorgten Anschlüsse ein Angebot mit keiten bei bis zu 100 Mbit/s für den Endnutzer. schnellem Internet bis zu 100 Mbit/s bedarfsgerecht zur Verfügung stehen. Der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bun- destages ermittelt (Stand April 2020) eine technisch Zusammen mit neuen Technologien können somit bereits mögliche Downloadrate von 150 Mbit/s. zukünftig ausreichend hohe Datenraten bei teilwei- se reduzierter Latenz für die zu erwartende Zahl von Nutzern verfügbar gemacht werden und damit Bis 2021 gehen weitere geostationäre Satelliten (z. B. Very kurzfristig alle besonders kritischen Problemfälle High Throughput Satelliten (VHTS) und flexible Nutzlas- abgedeckt werden. ten) sowie Konstellationen wie mPower von SES im MEO (Medium Earth Orbit) oder Starlink im erdnahen Orbit in den Betrieb. Dank existierender neuer hybrider Technolo- gien und in Kürze verfügbarer Konstellationen im erdna- hen Orbit wird eine Versorgung bei deutlich reduzierter Latenz und sogar auf Basis von 5G-Standardisierung 03 erfolgen können. Mögliche unterstützende Bei sehr hohen Datenraten und Datenvolumen-Flatrates Maßnahmen und politische fallen bei Angeboten per Satellitenkommunikation im Ver- Rahmenbedingungen gleich zu Festnetz- und Mobilfunktarifen allerdings heute zum Teil höhere Kosten an. Einige Anbieter haben für Ziel sollte es sein, gerade diejenigen Haushalte über- Business-Kunden spezielle Tarife mit höheren Geschwin- gangsweise bei der Digitalisierung angemessen zu digkeiten und höherer Priorisierung im Angebot. Wenn die unterstützen, die trotz eigenwirtschaftlichen Ausbaus Satellitenbetreiber wie geplant in näherer Zukunft neue, und Förderung erst in mehreren Jahren mit einem Giga leistungsfähigere Satelliten ins All bringen, ist mit deut- bit-Ausbau rechnen können und bis dahin auf extrem lich höheren Kapazitäten für mehr Kunden bei sinkenden niedrige Datenraten angewiesen wären. Dabei ist der Kosten per genutztem Volumen zu rechnen, wodurch al- Kostenaufwand einer Satellitenanschlusslösung ver- lerdings das vergleichsweise niedrige Preisniveau, an das gleichsweise gering und beträgt in der Regel nur den der Kunde im Festnetz und Mobilfunk auch bei höheren Bruchteil eines – natürlich sehr viel leistungsstärkeren – Datenraten gewöhnt ist, voraussichtlich dennoch nicht Glasfaseranschlusses in solchen Einzellagen. Während erreicht werden kann. Installationskostenaufwand und Marktpreise für nied rigere Bandbreiten noch durchaus vergleichbar mit Mobil- Die absolute Anzahl der möglichen Endnutzer, denen min- und Festnetz liegen, können die Preise für sehr hohe destens NGN-Geschwindigkeiten (Next Generation Net- Bandbreiten per Satellit jedoch deutlich höher liegen. Wie work) in der Praxis zur Verfügung gestellt werden können, auch in anderen eigenwirtschaftlich nicht erschließbaren hängt von zukünftig zu erwartenden Take-Up-Rates, den Gebieten die Endkundenpreise durch Förderung niedrig tatsächlich gebuchten Downloadraten und Datenmengen gehalten werden, sollte in diesen wenigen, aber besonders ab, von einer intelligenten Förderkulisse und nicht zuletzt benachteiligten Einzellagen eine angemessene Unter- – wie im Mobilfunk und Festnetz – von den Unternehmen stützung geprüft werden. Ohne eine solche bliebe die im selbst, durch Produkt- und Preisgestaltung sowie Über Hinblick auf digitale Teilhabe gewünschte Akzeptanz auch buchungsraten. in Zukunft voraussichtlich sehr gering. Neben Förderung 3
Fokusgruppe „Digitale Netze“ Plattform „Digitale Netze und Mobilität“ ist aber auch die Steigerung des Bekanntheitsgrades Zur Erhöhung der Planungssicherheit und um sicher- der deutlich gesteigerten technischen Möglichkeiten der zustellen, dass für Deutschland entsprechend dem Satellitentechnologie und die gravierend verbesserte wachsenden Bedarf auch eine wachsende Bandbreite Nutzbarkeit für Datenkommunikation einschließlich IoT zur Verfügung steht, sollte neben der nachfrageseitigen (Internet of Things) eine wesentliche Aufgabe für die Förderung auch eine unmittelbare infrastrukturseitige Branche und die Bundesregierung. Eine verlässliche Poli- Förderung geprüft werden. Denn Deutschland zählt tik, die klare Anwendungsfelder für Satellitenkommunika- nicht nur zu den Technologieführern; es könnten auch tion definiert und aktiv unterstützt, schafft zudem bessere erhebliche Synergien mit zukünftig wichtiger werdenden Rahmenbedingungen für neue Kooperationsmöglichkei- Versorgungskonzepten per Satellit erzielt werden. So ist ten mit etablierten TK-Anbietern. die Satellitentechnologie auch im Bereich hoheitlicher Aufgaben sowie sicherheitskritischer Anwendungen für die Bundesrepublik von großer Bedeutung. Dazu zählen Wichtig ist, dass durch eine klare, verlässliche Politik Bereiche wie Katastrophenschutz, Militär, BOS-Anwen- in erheblichem Umfang mit weiteren Investitionen dungen oder die kommunikationstechnische Versor- der Anbieter satellitengestützter Breitbanddienste gung kritischer Infrastrukturen im Krisenfall (Blackouts, gerechnet werden kann und sich die Kapazitäten Schwarzfall) unabhängig von terrestrischer Infrastruktur. weiter anpassen lassen. Auch für eine funktionierende 5G-Infrastruktur, bestehend aus dem Zusammenspiel unterschiedlichster Übertra- gungs- und Access-Technologien, kann der Satellit in Keine aktuell bereitstehende Technologie bietet eine Lö- besonders schwierigen Versorgungslagen eine wichtige sung für sämtliche unversorgte Haushalte zum gleichen Rolle bei der Versorgung der weißen Flecken sowie z. B. Zeitpunkt mit gleicher Leistung. Die bedarfsgerechte bei der kosteneffizienten Verteilung von Massendaten Versorgung der tatsächlich nachfragenden Nutzer mit (z. B. Videoinhalte, Software-Updates) spielen. maximaler Roll-Out-Geschwindigkeit und einer zeitlich und finanziell begrenzten Förderung, ist mit den heute verfügbaren Kapazitäten darstellbar. Mit einer Kombination aus Unternehmens- und Endkundenförderung könnte also die versprochene Die angebots- und nachfrageseitige Förderung von Satel- Versorgung mit schnellem Internet unbürokratisch litenanschlüssen wurde und wird im EU-Ausland seit lan- und volkswirtschaftlich sinnvoll per Satellit auch in gem praktiziert und birgt aus der Erfahrung dieser Länder den besonders schwer erschließbaren Einzellagen noch erhebliche für Deutschland nutzbare Optimierungs- realisiert werden, wo absehbar ein schneller Ausbau potentiale, unabhängig von in der Zukunft greifenden För- mit Glasfaser für Mobilfunk oder Festnetz nicht zu derprogrammen für den Festnetz- und Mobilfunkausbau. erwarten ist. Im Einklang mit dem EU-Beihilfenrecht sollte eine ange- messene Förderung für Beschaffung und Anschluss, bei Nutzung eines den NGA-Vorgaben entsprechend hochbit- ratigen (30 Mbit/s und mehr) Tarifs geprüft werden. Von Seiten der Satellitenindustrie wurde bereits signa- lisiert, die erforderlichen Kapazitäten bei entsprechen- der Planungssicherheit bereitstellen zu können und Hardware im Rahmen von Zweijahresverträgen günstig zur Verfügung stellen zu können. Im Falle einer Gigabit- Erschließung würde zudem ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt, um den problemlosen Wechsel auf neue Glasfaserinfrastrukturen und damit deren bestmögliche Auslastung sicherzustellen. 4
Alle Dokumente, aber Ergebnisdokument der Fokusgruppe auch Erklärfilme, Interviews Digitale Netze und V ideos der P lattform 1 „Digitale Netze und Mobilität“ sowie Hintergrund- November 2020 informationen sind auf der Website der Herausgeber: Plattform zur Verfügung gestellt: Digital-Gipfel www.plattform- Plattform „Digitale Netze und Mobilität“ digitale-netze.de
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